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Nr 109 Pulsnitzer Wochenblatt — Dsnner-Lag, ven 14. September 1933. Seite 3. HaubverkS «uSrinsuderssetzie. Drr Kanzler «rtlärts sich bereit, zur HrrLrtführung riner gründbchrn Aussprachr zwischen Retchkrsgierunz und Lem Hrndwerk, sine Kon» serenz unter seiner Stttunx «inzuLtrufen, an Ler sich «uch die betreffenden Reichs? essorrs brrrfli^en sollen. Berlin, 14. Sept. (Die »elgifchen For derungen NnannstziASar.) Die „Deutsche All gemeine Zeitung" berichtet: An zuständig«?! Stelle weiß man noch nichts von dem angeblich gestern in Brüssel dem deutschen Geschäftsträger übermittelten offiziellen Ersuchen der belgischen RcgierxnK, die fäl ligen Zahlungen zu leisten. Dar Blatt würde diese belgischen Forderungen kl- unMnetzMbor und uudir- kutsbel brzrichnsn. Berlin, 13. Sept. (Die belgischen For derungen eines deutschen Golddepotr.) 8« der Meldung, datz Belgien für dis sm IS Nugust und 1L September fälligen Zahlungen Sinnen drei Tagen «in Golddepot verlangen werde, berichtet Ls „Berliner Tageblatt", es solle die Höhe der georderten Depot« auf 100 Millionen Goldmark LeMeUm werden. In Berliner Regierung-kreisen Hadi dir Nachricht von der Anttachgiebigkett der belgischen Rrgierunz, die scheinbar all« den belgischen Delegierten in Berlin gegebenen Erklärungen außer Acht loste. Erstaunen hervorgerufen. E« sei anzunehmrn, Latz die deutsche Regierung an ihrem bisherigen Standpunkt festhsllin we-se, w»S die Ndlehnung der belgischen Forderungen bedeute. Die NeichSrezirrung sei schon aus dem Grunde nicht in der Lage, da« gewünschte Goldoepot von 100 Millionen Mark z« geben, weil sich der Reichsbankprästdent Se kanntlich geweigert hat, bei einer sechsmonatigen Lauf- frist der Schatzwechssl die Bürgschaft zu übernehmen. Lis Sachlage ist somit eindeutig. Wahrscheinlich ist die ReichSrezierung am gestrigen Mittwoch z« ei^rr Ksbinttttsttzung zusammengrirrten, um über die Lage zu beraten. Der Reichskanzler selbst tritt Ende dieser Woche einen kurzen Erholungsurlaub an, während- Lessen der ReichSstnanzminister Dr. HrrmiS die G-schäfte für ihn führen wird. Berlin, 14 September. (Deutschland zahlt weiter.) Halbamtlich wird muKeisM: Die deutsche Regierung hat der englischen und der französischen Regierung Mitteilen lösten, d«ß sm 18 S?p ember eine weitere Zahlung von SOO 000 Pfund auf die Rate »»m 15. August erfolgen werde. Die Beschsstang dieses Betrage« ist durch das Entgegenkommen der RetchSdank ermöglicht worden. Belgien. Haag, l4. Sept. (Belgisches N^ch geben?/ In Brüstet besteht der Wunsch, zu einer Verständig«» g zu gelangen, um die Rückoerwrisuns der Rngelegentzeii an Lie WiedergutmachungSkommisston zu vermeide'». Liese BerständiZung könnte dadurch gefunden werden, daß Li« Lauffttst Ler Wechsel zunächst auf sechs Manate festgesetzt, zugleich aber nach Berstlsichung der Frist «ine Verlängerung sssttzksetzt werde, „l-ibre kelZique" stellt «rusLrücklich fest, daß ri« deutschen Vorschläge dis aus da« Verlangen der Laufzeit der Wechsel den bel gischen Wünschen durchaus entsprächen. Frankreich. Paris, 14 Sept. (Ai« deutschen Vertreter vor der Hepto.) Der Präsident der Kriegslasten kommtsston Fischer und Ler StaatssrkretSr a. D. Berg mann setzten gestern vor der Reparationkkommisfion die Gründe auseinander, die zum Abbruch der deutsch- Dein ist mein Herz. 8) Originalroman von H. Courths-Mahler. Günters gebräuntes Gesicht rötete sich vor Erregung Er hätte vor Freude am liebsten laut oufgeschrien. Seine Stimme zitterte merklich, als er fragte: „Ist es wirklich dein Ernst? Du siehst mich sehr erregt, dies großmütige Aner- bieten ' »Ach, Larisari, mein Sohn. Don Großmut keine Spur. Alles Egoismus. Und zum Scherz treibe ich solche Geschich ten nicht, wenn ich auch sonst stets dazu aufgelegt bin. Also willst du — oder nicht?' Der junge Offizier sprang auf. Es wurde ihm zu heiß. Er lockerte den Uniformkragen. »Am Wollen sehlts nicht, Onkel Viktor. Wenn man so etwas in solcher Form geboten bekommt, dann mutz man schon ein ganzer Narr sein, wenn man nicht mit beiden Hän den zugrerst. Du ahnst ja nicht, welch «in großes Glück du mir da bietest — ich — ach Onkel Viktor — wenn ich dir nur so recht danken könnte — ich finde die rechten Worts nicht, ich —* Bar !, Viktor sprang auch aus und machte eine ko Wische fi?:-. artige Bewegung. ,Do - sei so gut — verschone mich in Gnaden mit derlei Dar ^gestammle. Du machst mich damit einfach schäm- rot, denn ich gebe dir mein Wort, daß ich bei alledem zuerst und in der Hauptsache nur an unch und mein« Bequemlich keit gedacht habe. Ich habe dann endlich meine Ruhe, brauche mich nicht mit einem neuen Administrator herumzuqMen und mutz mir nicht noch obendrein Gewissensbisse machen, datz ich mit einer nachlässigen Berwaltmsiz das schöne Ma jorat verschandle und dich als meinen Nachfolger schädige. Wir find also einig, mein Junge. Einzelheiten besprechen wir später — leiste mir morgen beim Diner Gesellschaft. Und jetzt werfe ich dich ohne Umstände hinaus — ich will Visiten wachen." „ Sie schüttelten einander mit warmem Druck die Hände. Günter Balberg verließ seinen Onkel in sehr froher, erregter Stimmung und suchte seine Wohnung auf. Das großmütige Anerbieten desselben brachte ihn mit einem Schlage in Verhältnisse, die gegen seine bisherigen glänzend zu nennen waren — und die ihm vor allen Dingen gestatteten, vor die Eltern seiner Angebeteten zu treten und sie um die Hand ihrer Tochter zu bitten. Larry von Platen hieß die junge Dame, die er Heitz und leidenschaftlich liebte. Sie war die Tochter seines Obersten, der seiner Tochter keinerlei Mitgift geben konnte. belgischen Verhandlungen -«führt hüben. Sie wiesrn di« für Lrutschlnnd Sestehtnde NstwrndkzkeiL nach, für die Schatzschetne ein« üb«r sechs Monat« hinsuSgehende Lausfrist zu Le?»Wm«n. Die deutschen Vertreter hatten »rrschiedrne Besprechungen u. a. mit Bradbu-y. Dekes- eoix, Brmeman, Raggi und als Vertreter von DußoiS mit Mcuclerr. Karis, 14. Sept. (BrreiLschsft zu güt lich e r B e i l e g u n g.) In drr RrparattonSkommisfion ist die Bereitschaft zu einer gütlichen Regelung der Kohlmfraze vorhanden. Di« Auffassung gutuntrrrich- teter Kreise geht dahin, Laß, wen« sich dir Reparations- kommissto» mit Deutschland einigt, Frankreich kaum etwas unternehmen werde, wrS die Läge aus- neue komplizier«» würde. öle Mlaze gegen Sie Mhemn - AörSer. Leipzig. Am Freitag ist den Angeklagten die Anklage schrift in dem vor dem Siaatsgerichlshos stattfindenden Prozeß zugestellt worden. Der Oberreichsanwalt hat insgesamt gegen 13 Angeklagte Anklage erhoben, und zwar gegen den Stu denten des Maschinenbaues Ernst Werner Techow (Berlin), dessen Bruder Hans GerdTschow.den Studenten der Rechtswissenschaft Willy Günther (Beilin), den Kauf mann Christian Jlsem ann (Schwerin), den Studenten Gustav Steinbeck (Dresden), Len Privatdetektiv Walde mar Niedrig (Hamburg), den Kaufmann Friedrich War necke (Aambur«). den Bankbeamten Ernst v. Salomon (Frankfurt a. M), den Kaufmann Richard Schütt (Berlin - Schmargendorf) den Kaufmann Franz Diestel (Schmargen dorf), den Studenten Karl Tillessen (Frankfurt a. M), den Schriftleiter Hartmut Plaas (Frankfurt o M.) und schließlich gegen den Kaufmann Werner Voß (Berlin). Die Anklage geht davon aus, datz der Ingenieur Her mann Fischer und der Student Erwin Kern, die d kannt- lich die eigentlichen Mörder sind und dis aus der Burg Saalcck endeten, das Mordoerbrechen aus fanatischem Antissemus und in dem Wahns begangen haben, sie könnten eine Aen- derimZ der bestehenden Verhältnisse Herbeitührrn. Die Vor bereitungen zu der Tat fallen nach dem Ergebnis der Vsr- untersuchui g etwa in die Zeit bis zum 10. Juni. Um diese Zeit kamen Fischer uns Kern, dis bis dahin in Flöha in Sachsen gewesen waren, nach Brrlip und stiegen in einer Pension in der Bernburgsr Straße ad, um nach einigen Tagen in sine Pension Am Zirkus 10 übrrzufieveln. Mit ihnen zusammen wohnte dort auch der Angeschuldigte v. Salomon, der sich vergnügungshalder in Berlin und Potsdam aufhielt Kern erzählte Salomon, daß er einer »nationalen Sache" wegen in Berlin sei. A?s gewissen Andeutungen glaubte Salomon entnehmen zu können, daß die beiden ein Attentat au? Minister Rathenau oo'bereiteten. Dieser Verdacht be stätigte sich, als Kern Salomon aufforderte, nach Kiel zu fahlen, um dort einen zuverlässigen C auffem zu besorgen. Der angeschuldigte Salomon fuhr am 17. Juni nach Kiel und dann, sls seine Bemühungen dort zwecklos waren, nach Hamburg, wo er den Angeklagten Warnecke aussuchte. War necke brachte Salomon mit dem Detektiv Niedrig in Ver bindung, der den Kraftwagen bei dem Attentat steuern sollte. Anfänglich war Niedlich bereit und fuhr auch mit Salomon nach Berlin, und man erörterte bis in alle Einzelheiten, wie das Attentat ausgesührt werden sollte. Inzwischen hatte Kern jedoch einen anderen Führer für den Kraftwagen ge sunden und Nisdrich rssits nach Hamburg zurück. Die übrigen Einzelheiten der Vorbereitung find im großen und ganzen bekannt. Der Oberceichsanwalt hat An klage gegen Ernst Werner Techow erhoben, gemeinsam mit Fischer und Kern den Minister ermordet zu Haden. Hans Gerd Techow, Günther, Jissmann, Steinbeck, Riedrich, War necke und ». Salomon find der Beihilfe angeklagt; ferner sind Hans^Gerü Techow, Günther, Ilsemann, Schütt und Diestel wegen Begünstigung angeklagt, während das Ver fahren gegen Tillessrn, Plaas und Voß auf Grund des 813S StGB- (Ntchtanzetge drohender Verbrechen) aagestrengr ist. Der Overreichsanwalt hat insgesamt nur 16 Zeugen und als Sachverständigen Geh. Medizinalrat Prof Dr. Stratz- mann geladen. Die Verhandlung wird in Leipzig durchge- führt werden. Gegen Kapiränleutnant Dietrich und Dr. Stein ist die Anklage bisher noch nicht fertiggestellt worden. I ! ÜIM .1! UWE»»»»»»» I»II»< Larry war sehr schön und wurde viel bewundert, ohne daß sich jedoch ein annehmbarer Freier gefunden hätte. Günter hatie sein Herz an sie verloren, seit er sie zuerst gesehen. Er hatte sich jedoch mit aller Willenskraft von ihr zurückgehal- ten, weil er nicht daran denken konnte, sie zu heiraten und sie ihm zu teuer war, sie in eine aussichtslose Neigung zu verstricken Larrys Augen hatten ihm jedoch oft genug zu verstehen gegeben, datz sie seine Liebe erwiderte. Sie kamen natürlich gesellschaftlich sehr viel zusammen, es gab allerlei Berührungs punkts, und der Zufall, der wohl von Carry unterstützt wurde, führte auch hie und da zu einem kurzen Alleinsein. Dann mutzte Günter alle Selbstbeherrschung aufbieten, um das schöne, goldhaarige Mädchen nicht in seine Arme zu reitzen und den roten, seingeschnittenen Mund mit Küssen zu be decken. Carry war von einer sinndetörenden Schönheit und Anmut. Und eines Tage — es war im November — hatte dos Regiment in den städtischen Forsten eine Hubertusjagd veranstaltet. Daran beteiligten sich auch die Damen der Offiziere und vor allem auch die Tochter des Dbersten. Carry war eine exzellente Reiterin und sah zu Pferde mit ihrer herrlichen Gestalt wunderschön aus. Gunter war an ihrer Seite geritten während der Jagd. Und da batte Carrys Pferd einen Fehltritt getan und war in die Knie gesunken. Sofort war Günter an dem Sattel au ihrer Seite. Das heiße Blut, vom Jagdeifer erregt, hatte sich in diesem Augenblick nicht zügeln lassen. Als er Carry emporhob aus dem Sattel — sie war ganz unverlktzt geblieben — schlang sie dis Arme, um sich zu stützen, um seinen Hals. Und da war es um ihn geschehen gewesen. In ihren Augen sah er denselben heitzen Wunsch, der auch ihn beseelte — und plötz lich brannten dis Lippen der beiden jungen Menschen auf einander in einem langen, seligen Kuß. Dieser kurzen Minute heißer Glückseligkeit folgten allerdings in Günters Herzen bittere Seldstoorwürfe. Als er Carry wieder in den Sattel gehoben hatte — auch das Pferd war unverletzt geblieben — und an ihrer Seite im langsamen Tempo weiterritt, um den anderen zu folgen, da klagte er sich selber an und sagte Carry alles, was er für sie empfand und was ihn hinderte, um sie zu werben. Er bat sie, ihm nicht zu zürnen und ihm zu vergeben, datz er sich diesen süßen Augenblick vom Glück gestohlen hatie. Sir hörte ihm mit verträumtem Lächeln zu und sagte dann, ihn groß und voll ansehend: »Das alles hab' ich gewußt, Günter- Ich habe dir nichts zu »erzeigen. Die Liebe läßt sich nicht durch Vernunft« gründe unterdrücken Latz uns diese süße Stunde nicht Ein drohender Konflikt zwischen England und Frankreich wegen des Krieges zwischen der Türkei «nd Griechenland. Infolge Ler Sier« der Türken über die Griechen in Kleinasien wird jetzt drr g«nz« Interessengegensatz Zwischen England und Frankreich im Orient offen klar gelegt. England «nd Frankreich Lefinden sich offenbar in den grüßien Gegensätzen in Bezug auf die Wahrnehmung ^ihrer Interessen im Orient und kesanÄers in Kleinasten. Da nun aber England und Frankreich sich nicht offen im Orient bekämpfen »oLr»^ so haben sie Griechenland und die Türket dazu aus- ersehen, Lie Kastanien für Lie Engländer und Franzosen au- Lem Feuer zu holen. Dabei ist aber dett Eng ländern das Unglück passiert, daß Las im englischen Dienste stehend« Griechenland in Kleinasien von den Türken geschlagen »orden ist. Dir Türken »ollen Kch aber nicht damit begnügen, die Griechen «uS Klein asten zu vertreiben, sondern st: wrllen auch wieder bis KonsLarMnopel Vordringen und ihre alt« Haupt stadt wieder in ihren Besitz bring««. Tie Engländer und Franzsssn haben auch bereits Truppen tm tür kischem Gebiete Kleinasiens und auch an der Meerenge von Konstantinopel einrüäkrn lassen und darin kann der Keim z« einem ganz schweren Konflikte zwischen England und Frankreich liege«. Nach et«em Berichte nutz London, verlangt di« englische Regierung sofort die Einberufung einer Orientkonserenz, um dem drohen, dem Konflikte vorzubeugen. Seltsamerweise haben England, Frankreich und ^auch Italien Kriegsschiff« im Hrfen von Smyrna zusammengezogen. Das Problem der Schatzscheine. Da die deutsche Regierung bet der Gewährung der zu garantierenden GHcchschrtne eine Verlängerung derselben bis auf 18 Monette »erlangt hatte, um Deutschland während des Winters nicht in neue Zahlung-Verlegenheiten geraden zu lasten, so stad die Verhandlungen mit den Vertretern Belgiens in Berlin zunächst gescheitert. Das Problem der Schatzschrine besteht also noch weiter, und es wird sich zu zeigen haben, ob neue Verhandlungen zwischen Belgien u«d Deutschland diese brennende Frage Ibsen werde«, oder ob man die Reparattonskommtsston in Paris mit der Ausgabe betrauen wird, die Lag« zu prüfen und eine neue Entscheidung zu treffen. Für Deutschland liegen die Dinge sehr schlimm, denn im Februar des nächsten JahreS muß Deutschland «inen großen Bedarf an ausländischen Devisen zur Verfügung haben, um Lebensmittel vom Auslande zu kaufen. Deshalb muß Deutschland für dis Schatzwechsel eine Laufzeit »an 18 Monate« fordern. Man wird xun sehr bald erfahrens »a« Belgien in dieser Angelegenheit zu tun ««Lenkt. Da die belgisch« Regierung erklärt hat, daß st« eine Vttlängerung für dt« Fälligkeit der von Deutschlsnd zu gebenden Schstzwechsel zur Erfüllung brr Reparationszahlungen nicht annehmen könne, so liegt offenbar die wettere Entsch«idu«g in drr Frage der SHatzscheine j:tzt wedrr Sri Brlgien, noch bei De«tschla»d, sondern die R<p«rati»nrkoMMisston in Paris wird sich wiederum mit der Frag« der Schatz, scheine zu beschäftigen haben. Na nun aber die Rt- parattonskommissto?: wohl nicht eher ihre Entscheidung treffen wird, bis st« sich mit den Regierungen in Sondo«, Paris, Brüssel und Rom in Ler Angelegenheit verständigt hat, so wird dir »tue Entscheidung in trüben durch Gelbstvorwürfe. Wer weiß, ob uns je wieder solch ein Augenblick des Glücks geboten wird.' Günter »ersucht« nun eine Möglichkeit zu finden, die ihm eine Verbindung mit der Geliebten gestattete. Er sagte ihr, das er seinen Onkel, wenn dieser von der Reiss zurück kam, bitten wollte, ihm zu helfen, daß er sich mit der Ge- liebten vereinigen konnte. »Er wird es tun. Carry, Onkel Viktor ist großherzig. Und wenn wir uns auch ganz bescheiden einrichten müssen — wenn wir uns nur angeüören dürfen. Warte nur noch diese kurze Zeit, mein süßes, geliebtes Herz' Carry hatte ihm lächelnd »ugehört. Cs entsprach ihren Wünschen durchaus nicht, eins Ehe einzugehen» die gleich zu Anfang mit Sorgen und Sparen beginnen sollte. Sie hatte das Elend einer Kommitzehe ohne Vermögen an ihren eigenen Eltern erlebt. Von Jugend aus hatte ihr dir in kleinlichen Sorgen aukgeheirds Mutter, der verbitterte Vater, vor die Augen geführt, datz nur eine reiche Partie sie aus allen Nölen erlösen konnte. Und sie wollte eins reiche Partie machen, wollte aus den engen Verhältnissen heraus um jeden Preis. Ihrs Schönheit sollte ihr dazu helfen. Aber Jahr um Jahr verging, ohne daß der reiche Freier kam. Carry war bereits zrvrwndzwümsiy Jahre. Und end lich, diesen Winter zeigte sich ihr eine Aussicht. Der Freiherr Franz Croner auf Cromershtim, ein reicher Grundbesitzer, der Nachbar des Majorats Balberg, tauchte in Ler Residenz aus uns machte Kern Hehl daraus, d«ß ec eine Frau suchte. Larry gefiel ihm sehr — aber diese fand ihn wenig liebens wert. Boch sein Reichtum lackte, die Mutter beschwor Carry in den höchsten Tönen, klug zu sein, und Carry selbst sagte sich, datz sich hier endlich eine Gelegenheit bot, aus engen Verhältnissen zu kommen. Das Halts sie indes nicht gehindert, sich in Günter Balberg zu verlieben. Und ehe sie sich an einen ungeliebten Mann band, wollte sie wenigstens für kurze Zeit ihr Herz zu seinem Rechte kommen lassen. Deshalb lächelte sie nun zu seinen Plänen, lächelte sütz und finndelörend, bot Günter wieder und wieder die heißen roten Lippen unü fragte leise: Latz uns doch an nichts denken, als an den Augenblick, Günter, Jetzt halten wir einander, jetzt küssen wir uns, unL diese seligen Minuten soll uns nie mand rauben. Sprich nicht von drr Zukunft, nicht vom Heiraten, das ist ja alles so wesenlos — wenn wir uns nur lieben. Und es bleibt unser süßes Geheimnis, nicht wahr, Liebster?' Fortsetzung solzt.