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Str 10? Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, sen 31. August 1922. Seite s. »"»»» - >— SerUx,. 29 August. (Kein Grund zumOp- limikmu».) Die „Deutsche Allgemeine Leitung" teilt u»ter dieser Ueberschrift die RUse Schröder» noch P-riS mit und berichtet srruer, d«ß zugleich Vtaat»- s«kr«1Sr «. D. Bergmann mit nach Paris abreise, um dort an de» Verhandlungen, wenn auch nicht in amt licher Eigenschaft, teilzunehmen. D«S Blatt kommt dann zu der Nehnunz, sich ebenso, wie »ordem »or einer Panik, so jetzt vor eine« OpiimitmuS zu hüte». Werkin, 2». August. (Nie Lieferugiper« träge gesichert.) Ja Äeiterverfslgung d«S der ReparälianSkommisfian uriteröreitste« Planes einer Sicherung der Holz- und Kahlenliefernngs» an di« Alliierten durch rieferungSvertiäKe mit den entspre- chexden deutschen Industrien hat am Dienstag di« RkichSrezierung mit den Vertretern der Kahlenberg- iausS und der Holzindustrie »erhandelt. Die Verirr- ter ds» KahlenbergbaueS erklärten sich bereit, alSdald zusammen mit der AeichSregierung in Verhandlungen über den Abschluß pri»vtwirtsch«stlicher 8ieferu»sS»er' träge eiazuleiten. Bl» Anterhändltr für de« Kohlen- bergbau wurden die Herren Hugo StinneS, Peter Klökner, Lr. Silderberg und Direkt«: Lübsen benannt. Verhandlungen über die Hoizlieserungen sollen sich unmittelbar anschließen. Eine Besprechung mit den maßgebenden Vertretern der Bergorbeiter»erbändr und mit den Sp:tz««orgonisatio»en der Arbeiter ergab gleichfalls die grundsätzliche Bereitwilligkeit der Ar- Veiterorganisaiienen, an de? Durchführung der Lie. ferungSvrrlräge mit,«wirken. Di« Reichtrcgieruug hat von diesem Ergebnis der Besprechungen ihre »ach Pari« zu den Lsrhandlungsn mit der R.p«rötion»> kommissien entsandten Vertreter telegraphisch unter« richtet Berlin, 30. August. Wie Not der hauptstädti schen Presse.) Die täglich steigende Not im Zeitungsge werbe hat den Verlag der „Täglichen Rundschau" gezwungen, seinen Redakteuren und dem Personal zu kündigen. Ein weit verbreitetes, angesehene«, paUtisches Organ v»n ehrenvoller Ver gangenheit war auf da, schwerste gefährdet In dem Wunsche, «s zu erhalten, hat sich der Verlag an Hug» Slinnes gewandt. Im engsten Zusammenschluß mit dem Nachrichtenapparat der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" soll der Versuch gemacht wer ben, die „Tägliche Rundschau" weiter erscheinen zu lassen. Berlin, 3l. August. (Die Lebenserinnerungen Exkaiser Wilhelms II.) Am 29. September beginnt im Berliner Lokalanzeiger die Veröffentlichung der unter Kem Titel „Erlebnisse und Gestalten aus den Jahren 1878 bis 1918" ver faßten Lebenserinnerungen Exkaiser Wilhelms II. Der Verfasser beginnt mit Bismarck und gibt ein Bild der ernsten unv schwe ren Kämpfe, die bis zur Trennung zwischen dem jungen Fürsten und dem Berater ausbrachen. Die wichtigsten, politischen Er- eigniss ziehen in anderen Abschnitten vorüber: Eaprivi, Hohen lohe, Bülow, Bethmann. Es folgt eine Schilderung aus dem persönlichen Verhältnis des Kaisers zu der Königin von Eng land, dem Zaren, dem König Eduard und anderen. Den Be ziehungen des Kaisers zu Heer und Flotte, zur Kirche und sei nen Mitarbeitern in der Verwaltung, Wissenschaft und Kunst find weitere Abschnitte gewidmet. Vann folgt der Weltkrieg. Dem Zusammenbruch mit dem Verlust der Krone ist das letzte Kapitel gewidmet, jedoch unter völligem Verzicht auf irgendeine Art Aus-inandersetzurg mit den staatlichen und politischen Ent wicklungen, die sich aus der revolutianären Umwandlung ergaben. Berlin, 31. August. (Der Standpunkt der deutschen Regierung.) Der Vorwärts schreibt in seiner heutigen Morgenausgabe unter der Ueberschrist „Grenze der Ersüllungrmöglichkeit" u. a.: Das erste Zusammentreffen der deutschen Unte^ändler in Paris mit dem Vertreter der Repa- rationskommijswn am Mittwoch Vormittag läßt den in der letzten Zeit von der ausländischen Presse zum Ausdruck gebrach ten Optimismus wenig berechtigt erscheinen. Die Reparation»- Kommission steht dem letzten deutschen Vermittlungsvorschlag nicht direkt ablehnend gegenüber, aber sie gedenkt vorläufig auch nicht, ihn als Basis zur Bewilligung eines von Deutschland ver langten Moratoriums zu machen. Ler letzte deutsche Vorschlag wird in Paris nur als Garantie für die deutschen Sachlieferun- gen betrachtet, sodaß man als Garantie sür die Stundung der Barzahlungen neue Forderungen aufstellen müßte. Das Reichs- kabtnett befaßte sich am Mittwoch abend nochmals mit der Re parationsfrage. An der Auffassung der Reichsregterung hat sich nichts geändert. Lnglanp. London, 81. August. (Englische Marineab rüstung.) Die englische Admiralität hat in Urberetnstimmung mit dem Washingtoner Seeabk»mmen die Abtakelung sechs großer Kriegrschiff« ungeordnet. Es sind dies die beiden Schlacht kreuzer „Lion",,,Prinzeß Royal" und die Schlachtschiffe „Orion", „Lvnqueror", „Monarch" und „Erin". Alle sechs Schiffe waren an der Seeschlacht bei Jütland beteiligt. Sie führte 13,5 cm Geschütze an Bord, die mit den Schiffen verkauft werden. Frank LseiÄs, Paris, 30. August. (Abflauen der Streikbe wegung in Frankreich) Die Streikbewegung in Paris hat keine wesentlichen Störungen heroorgerufen. Die Stadt war mit Gas, Wasser und Elektrizität versorgt. Die Eisenbahn, Untergrundbahn sowie die Autoomnibusse hielten ihren Dienst aufrecht. Allein die Chauffeure haben gestreikt. Aus einigen Vorstädten werden leichtere Zusammenstöße zwischen Arbeitern und Polizei gemeldet In Le Ha»re ist die Beerdigung der drei Opfer der letzten Straßenkämpse ohne Zwischenfall verlausen Der Trambahnverkehr wurde wieder aufgenommen. was steckt hinter der wirtschastsunion zwischen G Österreich und Italien? ArK Wien und Kom kommt die überraschende Meldung, daß -wischen den ehemsligen Todfeinden Orsterreich und Italien eine wirtschaftliche Union im «Lerke ist. Man muß sich da nun fragen, wa» «n dieser Nachricht wohl wahr sein wird, und was st« ftr ein« Bedeut»«G Hst. Sicher ist daran soviel wahr, k«ß Oesterreich j'tzt »sn Italien «ine wirtschaftliche und finanzielle Stütze erhalten soll, die er sonst nirgend» erhalten kennte. Italien will dadurch offenbar, seinen schwer darniederliegrnden Handel über Triest r ach Sisterreich hin und auch weiter nach Rorden in Gang bringen, und Italien will zur Erreichung diese« Ziele» sogar ein« Anleihe gewähren. Dhne Zweifel hat aber auch England dabei seine Hanb im Sp el«, um Frankreich» Aamaßungen am Mitt-Kändtschen -Neere nicht gar zu »reß werden zu lassen. Auch sür Deutschland kann die Wirtschast»u«io« zwischen Italien und Oesterreich von Bedeutung durch di« Herstellung -iner neuen Haxdelkstcaßr nach dem Süden werden. Die Konferenz in Paris. Französische Neigung zu einem Neparationskompromiß. Paris, 29. August. Obwohl sich die Mitglieder der Aeparationrkommission zunächst zu strengstem Stillschweigen verpflichtet haben, kann man aus den gestrigen Ausführungen de, „Temps" eine Bestätigung der optimistischen Stimmung erhalten, daß eine Einigung in der Reparation;« und Mora- toriumrsrage unter den Alliierten erreicht werde. Der Inhalt einer offiziösen Note läßt daraus schließen, daß Frankreich ge neigt wäre, dem englischen Plan einer verschärften Kontr»lle anstatt anderer Garantien «nzunchmen. Der „Temps" bezeichnet als französisches Interesse jetzt ausschließlich die französischen Ansprüche auf Hochleistungen, in erster Linie Kohle und Holz. Er gibt es auf, wie er dies n»ch vor einigen Tagen tat, aus der französischen Forderung der Kontrolle der staatlichen Minen und Forsten zu bestehen und überläßt den zweiten Teil des von Deutschland am 12. Jull »erlangten Moratoriums, die Einstellung der Zahlungen für 1923 un» 1824, anscheinend der Behandlung durch die Engländer und läßt durchblicken, daß Frankreich die von- En,land neugeplanten Maßnahmen billigen werde. Die Hoffnung auf Verständigung gering. Parks, 3l. August. Die Bilanz des gestrigen Tages) der eine Entscheidung noch nicht gebracht hat, erscheint nach den in maßgebenden Kreisen hier wenig günstig, und die Hoff« auf ein» Verständigung ist gestern abend sowohl nach den offiziellen Besprechungen in der ReparatsonskommWin. in denen die Deutschen gesprochen und die Alliierten geschwiegen haben, al» auch nach den privaten Verhandlungen zwischen den deut schen Vertretern und den Mitgliedern der Reparattonskommijston nur gering. Ein kurzes Moratorium ohne Pfänder. Paris, 31. Aug. Aus einer der Rcparationskomm isflon nahestehenden Quelle wurde am Mittwoch abend bekannt, daß folgende Lösung als sehr wahrscheinlich angesehen werden kann: ba, deutscherseits für ein Jahr verlangte Moratorium wird ver weigert. Dagegen erklärt man sich damit einverstanden, daß die nächsten Raten an Belgien anstatt in Barzahlungen in Sachleistungen geliefert werden. Es werden auch keine Garan tien oder Pfänder verlangt. Es läßt sich zur Stunde noch nicht sagen, ob die Androhung mit einem isolierten Vorgehen Frank« reichs auch sür den Fall eines derartigen Beschlusses der Reparationskommission gilt. Die Reparationrk»mmission hält am Donnerstag vormittag nur offizielle Sitzung ab, die offizielle Sitzung zur Beschlußfassung ist auf Donnerstag nachmittag an beraumt Man glaubt, daß am Abend die Entscheidung be« kanntgegeben werden kann. Französische Sonderaktio«. Paris, 31. A«g. Man muß mit der Wahrscheinlich keit rechnen, daß die Belgier nach b«m Schettern ihres lrtz- ten Kompromitzoorschlagrs sich auf dir Seit« Fraykreichs stellen und gegen ein Moratorium stimmen werden. In diesem Falle würde das Moratorium mit 3:3 Stimmen bei Sttmmentscheid des französischen Vorsitzenden Dubois abge- lehnt werden. Die weitere Entwicklun, bürste dann die sein, daß die Reparationrkommisston Deutschland zunächst aufsor- dert, die am 17 August füllig gewesene und aufgeschobene Zahlung binnen weniger Tage zu leisten und daß dann, wenn dies nicht geschieht, von Seiten Frankreichs der Antrag gestellt wird, «ine vorsätzliche Schuld Deutschlands festzustellen. Wenn dieser französische Antrag von der Reparationskomis« ston abgelehnt sein wird, wird die Trage d«r französischen Sonberaktion akut werden. MMMWII öSS MsiM lvMMMi. Dresden, den 31. August, nachmittags 3 Uhr. (WTB.) London. Der Bericht des englischen Korrespondenten in Paris über die heule zu erlangende Entscheidung in der Moratoriumsfrage lautete Keineswegs sehr zu»erstchilich- Bradduiy erklärte dem „Daily Telegraph" zufolge am Schluß dec gestrigen Erörterung: Wenn wir einen einstimmigen Beschluß erzielen, so wird das Erqevnis sür jedermann be friedigend sein, wenn jedoch eine Entscheidung durch Mehr heitsbeschluß zustande kommen sollte, so wird es nicht be friedigend jein Dubois hat erklärt, ich kann nicht sagen, daß unsere Eindrücke nach Anhöcen der Deutschen schlecht sind. Kurse der Dresdner Börse vom 30. August 1922 mitgcteilt von her Löbauer Bank, Zweigstelle Pulsnitz. 5'/, Demjche RelchSanlely» . . . . Sparprämienanleihe 3'/,'/, Prcnß. Konsols 3°/, Sächsische Rente V, Sächsische Staatsanleihe von 52/68 3»/, « - - 1S1S . 3'/,Dresdner Stadtanleihe - 1S05 . 4«/, - - - 1S1S/18 . 4'/, Landwirtschaftliche Pfandbriefe 4»/, - Kreditbriefe 4«/, Lausitzer Kreditbriefe 4'/, Leipziger Hypothekenbank-Pfandbriefe . 4'/, Sächsische Bodeucredit-Pfandbriefe kommerz- und Privat-BankAklien Sächsische Bank-Aktien . . . , . Speicheret Riesa-Aktien . . . I . Ber- Elheschjffahrts.Aktien , . . . . Heidenauer Papierfabrik-Aktien . . , . Ber. Bautzner Papierfabrik-Aktien Chemnitzer Zimmermann-Werke-Aktie» Sächsische Gußstahlfabrik Döhlen-Aktien Sächsische Maschinenfabrik Hartmann-Aktien Schubert L Salzer-Aktien , , . . f Sachsenwerk-Aktien ...... Seidel L Naumann-Aktien "Meißner Ofenfabrik C. Teichert-Aktien Glasfabrik Brockwitz Aktien . . . , W. Hirsch, Glasfabrik, Radeberg-Aktien Max Kohl-Aktien Deuische Kunstleder-Aktien . ... A.-G. für l§artom:gcn°Jndustrie-Attien Wanderer-Werke-Aklien Somag-Aktien ....... Dollarnoten kosteten in Berlin .... 77.'/, 78,— 83,— 65,50 83,50 81,— 67,— 75,- 115,— 96,25 . 101,— «9,50 92,— 355,— 348,^ «»7,— 1500,— 500,— 791,- 485,— 1515,— 1105,— 1700,-2 880,— 720,— 7«5,—' 1200,- 600,— 1155,— 52S,— 11 SO,— 1S80,- 799,- 1528,— Dresden. Das Geschäft war un der heutigen Dres dner Bülse zunächst schwach und bewegte sich im Allarmrinen in ziemlich engen Grenzen. Kursrückgänge blieben weiterhin vorherrschend (Dresdner Ehrono —100, Albumin-89. Sie- mens - 300). ' Maneliese. <2) Roman von Anny von Panhuys. Die beiden Alten neigt«» die Köpfe, so wir Maricliese, nein, so hatten sie die Liebe niemsls «ufgefaßt, «der schön mochte es wohl sein, wenn sie sich so zeigte. Sie widersprachen Nicht mehr und bejahten fast feierlich, al» Marieliest fragte: «Sagt, darf ich euch Oswald am heiligen Abend bringen?' Am nächsten Tage schrieb Krau L«na an Arno Werning- Haus«», sie krdaur, Ihm Mitteilen zu müssen, ihre Tochter Ma- rieliese bitte ihn, stchihretwegrn nicht weiter zu bemühen, denn sie hätte »ingrsrhen, sie würde an seiner Seite nie glücklich werden. Oh, wie fluchte der schöne Arno Wernlngbaufen, al» «r diesen Brief erhielt und dann lochte er leichtsinnig und schwur der Ehe Urfehde. — . M Vliese aber sandte ein Schreibcn nach Waldstadt, da» wa- berooll »on Zärtlichkeit wie rin Bkcher, den Ver schwender :and bi» »um Rande mit süßem Weise gefüllt, und Oswald Thomsen genoß dir Spende, die ihm die blonde Marteliesr bot und folgte drm Rufe gern. .Am heiligen Abend bei Dir, mein Lirb, bis dahin sehne ich mich nach vir noch einen ganzen Tag," so endete die Antwort. Und als der schlanke Mann dann m»en Else d«m Zug entstieg, flog ihm sein Mädel schon in die Arme und lachte und weinte in einem Atem. Wie lange hab« ich dich nicht gesehen.' - Else kicherte. Seit einer Ewigkeit nicht mehr, »oll« elf Tag« ist's her, o, wie schrecklich!' Marirliese sagte »erweisend: „Wenn du ahntest, war Liebe ist, sprächest du ander».' Jung-Else dachte sich ihr Teil. Sie wußte schon, was Liebe war, ganz genau wußte sie das. oder schließlich braucht doch nicht die ganze Mitwelt über den »rad jeder Verliebtheit unterrichtet zu srin. Sie konnte es sich aber nicht versag«», den beiden zu zuraunen: .Ick denke, eure Verlobung s,ll vorläufig noch geheim »leiben?' Da machte Marirliese ein verdutztes Gesicht „Ach, solche Nebensachen kann man leicht vergessen?" Die Geschwister l-chten und in vrrgnügtrster Stim mung kamen die drei heim. Der Konsul und seine Frau empfingen die Gäste wi« Nebe alte Bekannte und Frau Lena sagte, zum Abend- «fsen und zur Bescherung erwarte man niemand mehr als Herrn Rasmussen. Da leuchteten Este» Ange» so strahlend «uf. daß alle ahnten, heute unter drm Tannenbaum würde sich vielleicht noch «in zweites Paar zusammenfindsn. Um acht Uhr erschien Werner R-rsmussen, er brzrüßte die Geschwister mit festem Händedruck und laß dann neben Else an dem Tisch im Speiss!«al, der mit kleben Tannen zweigen überstreut war. die wundervoll dufteten. E» ward «in fröhliches Mahl und eia altes Paar wanderte, von den frohen Reden und strahlenden Blicken der anderen geleitet, noch einmal zurück ins Land der Jugend. Rach dem Essen ging man in den Muflksaal, darin ein hoher, herrlich«? Christbsum stand, an dem siele Kerzen »rannten. Marirliese U,tz sich »or dem Flügel nieder und schlicht und einfach, aber vielleicht deshalb doppelt ergreifend, sang ihre warme Glockenstimme: „Stille Nacht, heilige Nacht I" Niemand sang mit, niemand wagt« es, neben diesem wundervollen Organ seine brave Gurchschnittsstimme hören zu lassen. Unter dem Tannendaum lagen dir Geschenks aus- gebaut und auch di« Gäste erhielten jeder ein paar hübsch« mit Geschmack grwählte Gegenstände. Oswald Thomsen aber trat zu dem Konsul und seiner Frau und bescheiden jagte er: „IH weiß, daß ich mich heute noch nicht vor der Welt mit Marleliese oerloben kann, «brr ich bitte um Ihre Erlaubnis ihr schon jetzt einen Ring anstccken zu dürsen, es würde mich glücklich machen, wenn sie ihn trögt.' Der Konsul und Frau Lrna lächelten Gewährung und an Marielieses schlanker Rechten, leuchtete gl«ich darauf ein schmaler Goldreif, den ein in altmodischer Silbersassung eingelassener Diamant schmückte. „Schon Water» Mutter hat ihn getragen, dann die mein«,' sprach Oswald, sich zärtlich zu seiner blonden Lieb sten nrigend, „für meine Schwester war er niemals bestimmt er soll sich nur unter den Thomsenschen Müllerfrauen fort-' erben." Bei den Worten „Müllerfrauen' «schelte er neckend. Mariel'ese sah ihn mit sich verdunkelnden Glücks« augen an. „Ich bin stolz darauf, eine Thomsen'sche Müller- frau zu werden.' Unauffällig, nur Oswald bemerkbar, küßte sie den asten Ring. i Das andere Paar hatte es sich auf einem kleinen Sosa bequem gemacht und Eise erzählte von dem letzten, so grenzenlos stillen Weihnachtsabend im Mählenhause. Wer ner Rasmussen hörte ihr zu und doch war eine leichte Zer streutheit in seinem Wesen. Else »«merkte es und ihre Frische duldete keine Unklarheiten „S>e find abwesend, Herr Rasmussen,' sagte sie ihm aus den Kops zu, „verlieren Sie sich vielleicht heimlich in Erinnerungen an andere Weihnachten, gefällt es Ihnen hier nicht,- oder langweile ich Sie? Seien Sie, bitte, ganz ehrlich.' Ec erschrak und verwahrte sich gegen die Möglichkeit solcher Annahmen „Nein, nein, liebes, verehrte« Fräulein Thomsen, aber ich habe noch etwas auf dem Herzen, da« plagt mich, doch ich wage mich sticht damit heraus.' „So saaen Sie er dem Herrn Konsul oder seiner Frau,' riet Else. Ec wehrte ab. „Behüte, d t e können mir nicht helfen, auch Fräuleln vernrck nicht und Ihr Herr Bruder auch nicht >' „Dann also wohl ich?' fragte Else und in ihrer Stimme schwang plötzlich Unsicherheit mit. Rasmussen neigte den Kopf, sein gut und kräftig ge- schnitt-nes Gesicht zeigte Verlegenheit, „aber Sie werden mir gar nicht Helsen wollen, denn eigentlich kennen wir un s ja erst sehr kurze Zeit, treffen einander erst zum dritten Maie und —.' Ec brach brüsk ab. um rasch zu enden „Nein, rein, ^er Wunsch, den ich äußern möchte, ist osr- massen, Sie würden mich «uslachen und einen Narren nennen.' Fortsetzung folgt.