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Pulsnitzer Wochenblatt : 03.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-192208034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19220803
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19220803
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-03
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 03.08.1922
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Nr. 91 Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag ven 3. August 1938. Seite Z. — (Lin Amerikaner über den Frieden.) Frank Vanderlip sandte, wie den Blättern aus München be richtet wird, zum Abschluß seiner Europasahrt einen ausführ lichen Kabelbericht über seine Eindrücke an 18 der größten Zeitungen der Vereinigten Staaten Es sei daraus folgendes wiedergegeken: Ein Gewaltfriede wurde in Paris geschloffen. Dieser Friedt entbehrt jedes Atoms von Gerechtigkeit und jeder Hoffnung auf Brüderlichkeit, von der Wilson träumte Warum stellt England nicht ein Programm für den Wiederaufbau Europas auf und drückt es dann durch? Was ich für den wahren Grund der Halblähmung des britischen Nationsgeisies halte, das gab mir den größten Schlag von allem, was ich in Europa kennen lernte, nämlich Bülldoggenengland Hot Angst vor 2760 sranzösischen Flugzeugen. Vullooggenengland hat 800 000 Verschiedene Gründe für seine Furcht vor der französi schen Heeresmacht. Russland. — -Wc (Die Ernteaussichten in Sowjet rußland.) Die Moskauer „Prqwda" vom 21. Juli ver öffentlicht ein Gespräch mit dem Verpslegungskommissar Brjuch- anow über die diesjährigen Ernteaussichten. Nur im Petersburger Gouvernement und im anliegenden Seegebiet sei die Ernte des Winterzetrcides unter Mittel. Dieser Rayon habe aber hin sichtlich der Eetreideproduktion niemals eine große Rolle gespielt. Fast in allen übrigen Gebieten ist die Ernte gut, teilweise sehr gut, teilweise mittel. Ungünstige Nachrichten über den Stand des Sommergetreides sind überhaupt nicht eingelauftu. Obgleich in den ehemaligen Hungergcbietcn die bestellte Flüche s^« Vergleich zum vorigen Hungerjahr um ungefähr 80 zurückgegangen ist, wird die gesamte Bruttoernte in rußlond um 35 Prozent die vorjährige Ernte übersie^i, Bruttoernte des vorigen Jahres betrug nach -- 1800 000000 Pud a Pud-- 16,38 ks), während sie in M-k-m Jahre 2 700 000000 Pud betrogen dürste. Im Ve„s.,^ Vorkriegszeit, als der Ernteertrag mehr als 4 Milliarde betrug ist die Ernte zwar gering, doch trage hieran bereit- die Dürre schuld, sondern der van den imperialistisch.» entfachte Weltkrieg und der von diesen Staate/„nterMikte Bürgerkrieg in Rußland (natürlich!p — Das Wolguaebiet dos im vorigen Jahre entsetzlich unter der Hungerrn-t oelitt-n bot wird sich den Worten Brjuchanow» zufolge i„ diesem -labr im allgemeinen selbst ernähren können. Brjuchan-m n-sn ?«nar voraus, daß die diesjährige Ernte der SrwjMtcsi-r,,^ nie Möglichkeit geben werde, 150 200 Mill one» Pud Getreide auszusühren. Auffallend ist, daß Brjuchanow mit keinem Mort der fürchterlichen Hungersnot Erwähnung tut, die in diesem Jahre nach den übereinstimmenden Berichten dex bolschewistischen Presse 'n der Ukraine, der Krim und im Fergh/üg.biet herrscht England. London, 3. August (Zur Konferenz über die Reparationen.) Es ist nunmehr sicher, daß außer Poin« «are der belgische Ministerpräsident und der italienische Minister präsident de Facta, wahrscheinlich auch Schanzer mit Lloyd George über die Reparationen beraten werden. Paris, 2. Anglist. (Oeuvre schreibt): Man sagt uns nicht, daß französische Truppen nach Konstantinopel unterwegs sind. Man sagt uns nicht, daß im Süden von Fez ein blutiger Kampf zwischen unseren Truppen und Re-ellen stattgefuudcn hat, und daß wir bedeutende Verluste erlitten haben. Paris, 3. August. (Vanderlip über die Lon doner Konferenz.) Der Sonderberichterstatter der „Ere Nouvclle" hatte in München eine Unterredung mit Vanderlip. Wenn ein neuer Irrtum begangen werde, sei eine Katastrophe unvermeidlich- Auf der Londoner Konferenz befinde sich Deutsch land in einer Zwangslage. Wenn die Mark zu steigen beginnt, werden die Ausfuhrkosten höher und der Exoort stockt, fällt aber die deutsche Mark, dann folgt eine ungeheure Keile, wie die Verringerung der Kredite und di« Erhöhung der Leben«- mittrlpreise. In beiden Fällen sind soziale Unruhen zu erwarten. Paris, 3. August. (Die nenen Sanktion« u.) Als die Maßnahmen, an welche Poincare angeblich denkt, werden vom Jniresaigesut genannt: Beschlagnahme der Einnahmen im besetzten Gebiet und eine Unternehmung Frankreichs im Ruhrgebiet. Polen. Warschau, 2. August. (as neue polnische Kabinett.) Der Staatschef richtete an den Rektor der sublinischen Universität Professor Dr. Nowak ein Schreiben folgenden Inhaltes: „Ich ernenne Sie zum Ministerpräsidenten der Republik Polen, sowie zum Minister der Glaubensbekennt ¬ nisse und für Bolksaufklörung. Weiter ernenne ich aus Ihren Antrag zum Minister des Innern den Ingenieur Artonte Kamienski, zum Außenminister Herrn Gabriel Naretowitsch, zum Kriegsminister den Bivisionsgeneral Kasimir Eabukowski, zum Finanzminister Herrn Sigmund Jastrecemsk!, zum Iustizminister den Professor Makowski, zum Leiter des Ministeriums der Landwirtschaft und der staatlichen Güter den Dr. Racziski, zum Leiter des Industrie- und Handelsministeriums den Unterstaats- fekretär Straßburger, zum Cisenbohnminister ven Ingenieur Zazorny-Marynowskt." Stallen. Asm, 3.. August. (Das neue Ministerium de Facta.) i Das neue italienische Ministerium de Facia hat sich unter dem Druck der durch die plötzliche Erhebung ves allge meinen Arbeiterbundes gegen die Reaktion geschaffene Lage rascher vollzogen als mau erwarten sollte. Die Besetzung und Konstitution des neuen Kabinetts bleiben die alten. Die Nationalisten und Sozialdemokraten sind aus der Koalition ausgeschlossen. Aus aller Welt. — (Kälte, Schnee und WSlfe in Frank reich.) Das Meteorologische Institut in Paris meldet, bas in den östlichen Gebirgen und auch in Mittelsrankreich die Temperatur nachts unter Null gesunken ist und heftige Schneefälle eintraten. Auch näherten sich tagsüber dm Ort- fchasten im Gebirge Wölfe, die Nahrung suchten. — (Eins Dollarerbschast.) 20 000 Dollar oder rund 10 Milttsnen Mark erbte die Frau des Arbeiters Brockmann in Herde - Nüsdors von ihrem in Amerika ver storbenen Bruder. — (Berkaus der russischen Zarenkrons n.) Die Sowjetregierung hat beschlossen, die Kronensammlung der russischen Zaren zu verkaufen. Der Schoß wurde bisher im Arsenal in Moskau onfdewohrt. Die Sowjetregierung soll mit einem Erlös van 700 Millionen Goldrubel rechnen. Hoyerswerda, 2. August. (Ueber das schwere Automabilunglück bei Dörgenhausen) werden jetzt verschiedene, näher« Einzelheiten bekannt. Zunächst ist sestzujiellen, daß die Nachricht, der Chauffeur fai sc nen Brr- fttzungm bereits erlegen, nicht zutriffi. Fabrikbesitzer Schna bel aus Spremberg/Hatte Sonntag vormittag in Begleitung feiner Gattin und feines erwachsenen Sohnes Hans eins Autofahrt nach Bad Schandau unternommen. Der Kraft wagen wurde von dem Chauffeur Lenz, einem in langer Praxis erfahrenen und erprobten Autofahrer, gesteuert. Gegen 11 Uhr hatten die Fahrer dos Dorf Dörgenhausen bei Wit tichenau erreicht. Dort wacht die Chaussee ein scharfes Knie, sodaß die Schtencnsftecke erst in einer Entfernung van etwa 10 Metern von der Chaussee aus, die dann die Bahn kreuzt, zu sehen ist. Gerade, als das Auto nun die gefährliche Stelle erreicht-hatte, brauste der autzerfahrplanmäßigr Zug heran. Eine Ach-ranke sperrt die Chaussee nicht. Im näch sten Augenblick stieß der Kraftwagen gegen den in voller Fahrt befindlichen Zug. Das Auto wurde vollständig zer- trÜNWrrt. Fabridbssttzer Schnabel war sofort tot, der Sohn ist sehr schwer, die Frau und der Chauffeur erheblich verletzt. Äottbus, 2. August. (Fadrikbrand) In der letzten Nach! ist das vierstöckige Fabrikgebäude der Firma Rottka niedergedrannt. Das Maschinenhaus und die Villa des Fabrikanten konnten gerettet werden. — (Erschreckende Zunhme des Mädchen» Handeis.) Aus Hamburg wird berichtet: Wie Nachfor schungen der Hamburger Kriminalpolizei nach den in letzter Zeit so zahlreich als vermißt gemeldeten jungen Mädchen lasten, besonders noch Erzählungen in Teemannskreisen, er kennen, daß der Mädchenhandel speziell von Hamburg aus einen erschreckend großen Umfang angenommen hat. Aus ländische Seeleute, dis der deutschen Sprache mächtig sind, Knüpfen Bekanntschaften sn 13 bis 15 Jahren alten Mäd chen an, machen ihnen dir verlockendsten Besprechungen, sodaß d die Mädchen ihnen willig folgen Die Verschlepp ten werden dann nach Nrrd- und Südamerika an die öffsnt lichen Häuser »«kuppelt. Die Hamburger Polizeibehörde warnt dringend junge Mädchen vor der Bekanntschaft mit zweiftlhaften Ausländern. Paris, 2 August. (Schweres Eisenbahnun glück in Südsränkreich.) Am Dienstag Nachmittag stießen aus der Fahrt von Agen nach Tardis zwei Züge zu sammen, dir mit Pilgern und Kranken für Lourdes besetzt waren. Bisher wurden 4S Tote und über 50 Verwundete gemeldet. Der Zusammenstoß erfolgte vor dem Bahnhof Micande. Der erste Zug, der den Bahnhof verlassen^ hatte, — (Ernteaussichten in Rußland.) Im Un terhaus erklärte der Unterstaatssekretär des Aeutzerrn Arm worth, daß nach den letzten Nachrichten aus Moskau die Ernteaussichten sehr günstig seien, daß «der die Hungersnot in der Ukraine noch immer nicht vorüber sei. begann plötzlich aus noch unaufgeklärte Ursache nach rück wärts zu rollen und stieß so mit dem zweiten Zug Zusammen. Geschäftsverkehr bei der Stadtgrrokaffe Pulsnitz im Monat Juli 1922. 898 Posten Einzahlungen M 1385 „ Zuweisungen im Ortsverkehr „ 108! Zuweisungen im Fernverkehr „ 9 485 500,34 5 078 358,27 S 511 866,61 3344 Posten Einzang M 24 0Sb82ö,28 831 Posten Rückzahlungen 1885 „ Uebcrweisungen im Ortsverkehr 909 „ Ueßenveisungen im Fernverkehr 3225 Posten Ausgang M 8 942 450,08 „ 5 078 358,27 „ 10 832 887,18 Li 24 803 898,46 Zusammen 85SS Posten im Gesamtbeträge von M 48 908 520,88 Vorausfichtliche Witterung. Sonnabend: Teils heiter, teils wolkig, ein wenig wär mer, vorwiegend trocken. — Sonntag: Wechselnd bewölkt, zeit weise sonnig, angenehm warm, Regen, teilweise Gewitter. -- M o n- tag: Abwechselne heiter und wolkig, Regenfälle, mäßig warm strichweise Gewitter. Kurfs der Dresdner Börse vvm 2 August 1822 mitgeteilt von der Löbauer Bank, Zweigstelle Pulsnitz. 5»/, Deutsche Reichsanieihe Sparprämienanleihe 3'/, '/« Preuß. Konsois .... 8 °/o Sächsische Rente .... IV»"/» Sächsische Staatsanleihe von 52/63 3°/° - - - 1919 . 3'/ 2°/, Dresdner Stadtanlethe - 1805 . 4°/„ - - - 1913/13 4 °/, Landwirtschaftliche Pfandbriefe 4 °/g - Kreditbriefe 4»/, Lausitzer Kreditbriefe .... 4°/o Leipziger HypothekenbanttPfandbriefe . 4°/, Sächsische Bodencredit-Pfandbriess Commerz- und Privat-Bank-Aktien Sächsische Bauk-Aktieu .... Speicherei Riesa-Aktien .... Ber. Elbeschiffahrts-Aktien .... Heidenauer Papierfabrik-Aktien . . Ber. Bautzuer Papierfabrik-Aktien Chemnitzer Zimmermann-Werke-Aktien Sächsische Gußstahlfabrik Döhlen-Aktien Sächsischs Maschinenfabrik Hartmann-Aktien Schubert <d Salzer-Aktien .... Sachsenwerk-Aktien Seidel L Naumann-Aktien .... Meißner Ofenfabrit C. Teichert-Aktien Glasfabrik Brockwitz Aktien W. Hirsch, Glasfabrik, Radeberg-Aktien Max Kohl-Aktien Deutsche Kunstlcder-Aktien . A.-G. für Cartonagen-Jndnstris-Aktien Wauderer-Werke-Aktien .... Somag-Aktien . . . . Dollarnoten kosteten in Berlin . »S,V« «0,25 83,— 89,— 68,— 74,75 104,50 »5,75 101,- 82,50 »I,— 280.— 2L6 — S8S,— 1220,— 3'9,50 575,— 425,— 1045,— 800 — 1348,— 512,- 801 — 595 — 850 — «3!,— 978 — 440 — 870' 1488- L6ö— 794,- Kirchen-Nachrichten. Pulsnitz. Sonntag, den 6. Anglist, 8. u. Triu. V-ü Uhr Abend, mahl 9 Uhr PredigtgotteSdieust (Röm. 3,12—17). Pfarrer Ehrler. Lieder: Nc. 427. 71S. 418. Sprüche: Rr. 81, 9i. '/«II Uhr Kin- dergottesdienst. 2 Uhr Taufen U-8 Ahr Abendandacht im Pfarr- hansga ten (nur bei schönem Welter). 8 Uhr Jünglingsverein. — Im Betsaal Ohorn: S Uhr Predigtgottesdienst. Pfarrer Schulze. V«2 Uhr Taufen. 2 Uhr Kiudergsltesdieust. — Mon tas» den 7. August. 8 Uhr Junzfcaueuverein Buisnitz. — Diens tag, den 8. August. 3 Uhr Bibelstund- im Koufftmandenzimmer. ft-r Uhr Frauenverein Ohorn. — Donnerstag, den 10. August. '/-6 Uhr Alteuvereinigung „Silberweide". r/,g Uhr Bibelstuude in Friedersdorf. - ' - Mar?el«ss.'" 80) Roman vmi Anny von Panhuys. ,Es handelt sich- um eine Sachs, dis dem lieben Toten zuletzt sebr am Herzen lag, auch in seinem Testament tat er der Angelegenheit!Erwägung, welches gestern ordnungsgemäß in meiner, des Haupterben Gegenwart, vom Notar geöffnet wurde." .Ich begreife nicht, was ich damit zu tun habe," Kaps schüttelle der Konsul, »ich kannte ja Herrn Magnus Ras mussen gar nicht." »Um so mehr wußte er von Ihnen, Herr Konsul," lächelte der Besucher, .denn in letzter Zeit hat er sich in ein gehender Weise über Ihre Verhältnisse unterrichtet. Nament lich halte er lebhaftes Intercsse dafür, wie weit eigenes Ver schulden an dem Unglück w.ilspcach, das Ihr altes Bankhaus betroffen." Der Konsul Säumte sich au? wie unter einem Schlags. «Ich bin Kerne Forderungen schuldig geblieben, niemand hat das Recht, mir nachzuspionieren wie einem Bankerotteur." ,Dieser Gedanke hat dem Entschlafenen völlig fern g -gen," beschwichtigte Werner Rasmussen, .der Grund war rr .oer Neugierde noch Mißtrauen Abe? Sie müssen berück sichtigen, mein Großonkel war bis vor zehn Jahren einer der «rstm Großdausleute Hamburgs, davon blieb ihm die Eigen, schäft, alles, was geschäftlichen Einschlag halte, bis aus's Tüpfelchen genau zu nehmen. Und als mit Ihrer Pflege- tochter, Marieliefe, die schönste Zeit seiner Jugend vor ihn hintral, erwachte in ihm der Wunsch, dem jungen Mädchen, wenn irgend möglich, dienstbar zu sein. Sein Wichtigstes war, wie ist die schöne junge Interpretin der alten Lieder in Ihrem Haufe aufgehoben, welche Z ikunstsmSglichkeiten hat ste. Zwar wußte ec aus dem Munde der jungen Dame selbst oon Ihrer Verlobung mit dem bekannten Schauspieler, doch schien er daraus kein besonderes Gewicht zu legen. Er zog, wie ich vorhin schon bemerkte, Erkundigungen über Ihre Verhältnisse ein und erfuhr so »on Ihrem Unglück. Ich selbst überbrachte ihm verschiedene Nachrichten, da ich seit fünf Jahren Prokurist der Hamburger Gessllschastsbank bin, hatte ich gute Beziehungen für dergleichen. Nach allem, was er gehört, erwachte nun in dem Verstorbenen der lebhafte Wunsch, Fräulein Marielieses Eltern zu Helsen, weil er nicht wsllte, daß das junge Mädchen vielleicht einmal in Not geriete, doch widerstand es ihm erstens, Ihnen, dem ihm Unbekannten, so etwas wie eine Art Geldgeschenk zu machen, ebensowenig wie er es wagte, Ihrer Tochter mit solchem Ansinnen zu kommen, zweiten« war er auch zu sehr Geschäftsmann, um, f nur raschen Neigung seine« Herzens folgend, eins größere Eummr glatthin zu verschenken. Da hörte er denn, ich weiß nicht aus welche Weis?, wie leidenschaftlich Sie, Herr Konsul, an dem alten Bankhaus hingen, daß rin Vorfahr von Ihnen begründet, und da plötzlich ste! ihm der Weg ein, der einzu- schlagen war, um Fräulein Marisiieiss Vater zu helfen und auch gleichzeitig mir, seinem einzigen Verwandten, einen Dienst zu erweisen." Der Konsul, ber den Ausführungen bisher still und aufmerksam gefolgt war, rief erschreckt: »Tis wollen doch Marieliefe nicht etwa heiraten?' Ein munteres Lachen de« Besuchers antwortete. .Nein, Herr Konsul, wenn ich auch noch ledig bin, auf die gewalt tätige Idee, eine Verlobung zu sprengen, kam dec liebe Tate nicht, sondern au? eins streng geschäftliche Er wünschte näm lich, ich solle Ihnen den Vorschlag machen, mich mit einen, noch zu vereinbarenden Kapital als Teilnehmer dec Firma Zedler und Sohn auszunehmrn. Ihr Haus hat alten ge diegenen Ras und es lastet kein Makel vorauf. Ich möchte so wir so nicht länger Prokurist bleiben und ich bitte Sie, nachdem Sir selbstverständlich dis nötigen Auskünfte übrr mich einßeholt, mir zu gestatten, Ihnen nach Einsicht in Ihre Geschäftsbücher finanzielle Vorschläge zu unterbreiten." Der Konsul atmete bedrängt, war es denn Wahrheit' was da eben wie ein wunderschönes Märchen an sein Ohr gedrungen, konnte sich denn jetzt, da er mit dem Erlöschen feines Bankhauses wie mit einer feststeiz-nden Tatiachr rech nete, rin solches Wunder ereignen, wie es Werner Rasmussens Worte verhießen? Ec strich sich mehrmals über die Stirn, dann musterten seine klugen ernsten Augen ohne Aufdring lichkeit und doch eingehend oas Antlitz des. ihm Gegenüber- sitzenden. Werner Rasmussen mochte anfangs der Dreißiger stehen, hatte gerade offene Züge und graue Augen, deren Ausdruck verriet, daß er den Dingen auf den Grund zu schauen pflegte. Nach einem Weilchen meint« der Besucher mit einem kleinen feinen Lächeln: .Hoffentlich bin ich Ihnen nicht außer- gewöhnlich unsympatisch, denn in diesem MSe könnte ich Ihnen natürlich nicht zumuten, d-m Wunsche und Vorschlag - des loten, der inzwischen auch der meine geworden ist, nährr- zutceten." Der Konsul wehrte erschreckt ad »Aber Herr Ras- mufsen, ich bitte Gis, Ste sind mir im Gegenteil ungemein sympatisch, aber ich wage das Glück nicht anzunehmen, das mir so unerwartet in den Schoß fällt. Die Neuigkeit oer- wirrl mich und es ist doppelt eigen, weil sich da von jenseits des Grabes eine Hand ausstrcckt, um Mir zu Helsen, — ich habe kein Richt anzunehmen, kein Recht mir Hellen zu lassen." Weener Rasmussen rrwidMs ru-ig: »Magnus Ras mussen sah in Ihrer Tochter das Ebenbild seiner Sugendlieke, ste wollte er schätzen ihr helfen, nur ihr, und um ihretwillen rat« ich Ihnen, wir besprechen uns in den nächsten Tagen, ich sehne mich nach dem Telbständigwecden und wenn Sie es mit mir wagen wollen, Herr Konsul, dann kann ich Ihnen das eine schon heute versprechen, ich will alles daranfttzm, den Namen Zedler und Sohn stets zu achten und zu ehren " Da reichte der Konsul dem Jüngeren dis Rechte, zu festem Händedruck. „Gera wage ich es mit Ihnen, gern." In feinem Hirn drängten sich viele frohe Bedanken zusammen. Dem alten Stamm Zedler und Sohn sollte ein kräftiges junges Reis aufgepftopjt werden, ganz wie ec e« sich ersehnt, und es würde yoffmtUch gut einwachien. Viel leicht Kamm dann auch bald neue Zwsiglein und dec alle Stamm ragte noch einmal weitschattig in dis Zukunft hinein. Die Glieder des alternden Mannes durchströmte ein Kcaftgefühl und in seinen Augen war jungfrähiichrs Leuchten, nun konnte er das Ziel seiner bisherigen Arbeit doch noch verwirklichen. .Darf ich Sie bitten, Herr Rasmussen, mich in meine Wohnung zu- begleiten, ich möchte Ste gern meiner Gattin verstollen, auch meine Tochter wird sich freuen, Sie begrüßen zu dürfen, schlagen Sie meine Bitte nicht ad und kommen Sie mit mir zu Tisch ' Bereitwillig nahm Werner Rasmussen die Einladung a», aber der Konsul war ein wenig enttäuscht, weil er erhofft, ganz unter sich, nur mit Frau und Tochter und Werner Rasmussen zu speisen, Eise Thomsen aber war vor einer Stunde plötzlich ins Haus geschneit. Sie hatte für den Bruder einen geschäftlichen Auftrag zu erledigen gehabt und war deshalb mit dem Frühzuge nach Berlin gefahren. Zurück konnte sie erst um orei Uhr und oa hatte sie sich, einer plötz lichen Eingebung folgend, entschlossen, Macreliese auftusuchrn. Morgen war doch oas Konzert tu Walsstadt, und Eise hatte einen Sack von Fragen, den ihre junge Neugier gern beant wortet wünschte. Ais Werner Rasmuffen, geführt von dem Konsul, zu den Damm ins Zimmer trat, lachte Esse gerade. Sir hatte etn selten klares Lachen und der Mann war davon entzück?. »Sie lachen die köstlichste Tonreiter, dte ich jemals gehört," sagte er und bewunderte das großzügige reine Gesicht, um dessen Stirn sich tief dir welchen dunklen Huacwrllen legten. Fortsetzung folgt.
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