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Nr. 9!. Pu'snitzer Wochenblatt — Donnerstag, Len S. August 1SZ2. Sette 2. England verlangt in einer Note an Frankreich, daß auf der Londoner Konferenz ausschließlich über die Bitte Deutsch lands wegen Bewilligung eines Moratoriums verhandelt werden soll. Insbesondere sollen die Dauer und Bedingun gen des Moratoriums festgesetzt werden. Der Staatsgerichtshos in Leipzig hat die Auslösung des Bundes der Aufrechten bestätigt. Der „Berliner Lokalvnzeiger" ist laut Verfügung des Ministe riums des Innern auf drei Wochen verboten worden. Reuter meldet aus Melbourne: Australien nimmt heute amtlich den Handelsverkehr mit Deutschland wieder auf Dem sächsischen Landtage geht demnächst eine von der Regie rung aurgearbeitete neue Amncstievorlage zu. Die sächsische Regierung hat eine Anzahl weiterer Vereine »erboten. Die englische Regierung hat eine Zirkularuotc an die alliierten Mächte und Amerika gcrichtrt, in der die Auffassung kund- gcgeben wird, daß Englands Schulden an Amerika und die Schulden der Alliierten an England untrennbar seien. Oertliche »nd sächsische A«ge!ege»heite«. Pulsnitz. (MusikalischeAbendandacht.) Es ist wohl immer eins sehr schwierige Sache, Worte der Beurteilung, um nicht zu sagen der Kritik, zu finden über Dinge, Lie schenkungsweise gegeben wor den sind. Und Geschenke waren sie doch die Dar bietungen am Montag Abend in unserer Kirchs: der Eintritt war frei und Niemand war gezwungen, beim Ausgang etwas zu geben. Da nun aber Lie Ge ber einer Leipziger Sängerschaft angehörten, deren gesangliche Leistungen wenigstens in früheren Jahren zu den anerkanntesten in der Leipziger Musikwelt gehörten — ob in neuerer Zeit hierin sine Wand lung eingeireten ist, entzieht sich unserer Kenntnis —, waren wir berechtigt, etwa» besonderes zu erwarten und dis vollbesetzte Kirche bestätigte, daß diese An nahme allgemein «ar. — Zu unserem großen Vs- deuern müssen wir, um der Wahrheit die Ehre zu geben, fejtstellen, daß wie sehr enttäuscht worden sind. Die Darbietungen Ler Quartette ließen leider alles vermissen, was selbst der Laie von solchen Varträgen verlangt. Jede tiefere Nachempfindung im Vortrag, jegliche Ausgeglichenheit der Stimmen, Lie Grund- bedingung des Quartettgesangss, alles das ließen die Sänger vermissen. Dies war vor allem auffällig bei dem sonst so köstlichen Quartett: „Schweigsam tritt mein morscher Einbaum", das leider jede Wirkung verfehlte. Der Sängerin, Frl. Jost, Höckendorf, dür fen wir einen sehr klangvollen, weichen, auch in den höheren Lagen trefflich ansprechenden Mezzosopran nachrühmen. Der Vortrag ihrer Lieder litt leider unter einer gewissen Asngstlichkeit, wofür aber nicht der Solistin die Schuld zuzuschreiben ist, sondern vielmehr der verworrenen Begleitung des Orgel spielers, der schließlich auch das erste Lied zur Ent- gleißung brachte. Ueber den weiter dargebotsnen Qrgeloortraz «ollen wir lieber schweigen. Schließlich ließ sich noch ein Bariton hören, der wohl über eine ziemlich laute Stimme verfügte, welcher jedoch jeg licher Schliff fehlte und aus dis eine völlige Unkennt nis der Atmungstätigkeit beim Singen äußerst nach teilig wirkt. o. m. Pulsnitz. (Unglücksfall) Der 15jährige Lifchlerlehrling Herbert Hommel ist auf recht be dauerliche Weiss um sein junges Leben gekommen. Er war per Rad auf Lem Wegs nach dem Schlacht haus?, äußere Schießstraßs, begriffen, nm aus Ge fälligkeit dorthin ein Schlachtmesser zu dringen. Auf unerklärliche Wrise kam er mit seinem Rade zum Sturz, wobei dos mitgeführte Schlachtmesser dis Scheide durchstieß und ihm in die Herzgegend drang Bald darauf machte der Tod seinem jungen Leben ein Ende. Pulsnitz. iFeuerlöschprobe.) Der gestern abend auf dem „Schützenp'an" abgehaltenen Feuer lSschproüe mit „Minimar" hatte nicht nur eine große Menge Zuschauer, sondern auch eins ganze Anzahl wirklicher Interessenten beigewohnt. Nach Ler Be grüßung durch den General-Vertreter der „Firma Minimar" Herrn Ed. Schmidt aus Dresden, ging es zu den eigentlichen LSschvorführungen. Es waren verschiedene Objekte aufgebaut. Ein großer Holzstoß, tüchtig mit Hobelspänen, Stroh, Teer, Petroleum, Benzin vermengt, stellte einen Stubenbrand und ein Strohhaufen einen Stalldrand dar. Ein improvisierter Dachstuhlbrand zeigte, daß dec Strahl de» Minimar Apparates genau dorthin gerichtet werden kann, wo zwischen den Balken die Brandnester sitzen. Ein Teer- seid wurde trotz Hitze und Rauch in denkbar kürzester Zeit von Einern Knaben aus der Zauschauermengs gelöscht So war die ganze Vorführung nicht nur belehrend und durch Herrn Wohlgemuth, der die Er läuterungen dazu in seiner bereits bekannten humor vollen Art gab, recht interessant geworden, sondern zeigte vor allen Dingen, daß die Minimar Apparats eine Verwendungsmöglichkeit nach jeder Richtung be sitzen und daher für Jeden zu empfehlen sind Ein solcher Apparat sollte in unserer jetzigen, ernster Zeit in keinem Hause fehlen, zum Schutze des Einzelnen und damit zum Wohle der Allgemeinheit. — (Verfass» ngs feier.) Am 11. August dieses Jahres findet bekanntlich eine Verfassungsfeier im ganzen Reiche in größerem Umfange statt. Es «ird daraus aufmerksam gemacht, daß an derartigen Tagen eine Beflaggung in den Reichsslaggen erwünscht ist. Mit Rücksicht darauf, daß die Handelsfirmen schwarz rot-goldene Flaggen weder auf Lager führen n»ch in kurzer Frist auf Bestellung liefern können, gibt Las Reichsministerium des Lauern dringend anheim, für rechtzeitige Bestellung von Reichsflaggen oder für rech-zeitiges Umaröeiten Ler alten rsichsdeutschen Flag gen besorgt zu sein, worauf wir auch an dieser Stells da» Publikum aufmerksam machen möchten. — (Wetterbericht vom 2. August fr üh.) Tiefdruckgebiete ü?rr Nord- und Eüdeuropa, hoher Druck im 80. und 8>v. Die Witterung neigt bald wieder zu Regen und die Temperatur ist bereits wieder kühler geworden. In der isländer Gegend hat sich auch hsher Druck rings teilt. — (Wittsrungsaussichtenfür August) Für Sen Anfang August ist, wie die Holsieinsche Wetter- und Gommerwürte meldet, mit zunehmender sommerlicher Wärme zu rechnen. Zuerst dürfte sie in geeigneten Küsten, Strom- und EebirgSgebisten nsch durch ausgedehnte Morgsnnebel beeinträchtigt werden Dann ist jedoch auf vorwiegend beständiges, trockenes und klares Wetter zu rechnen, trotz einiger Gewitterneigungen. Die klare Sonnigkeit der Taze läßt allerdings stark zunehmende Sommerhitze er warten. — Es stehen uns also mit anderen Worten jetzt dis richtigen Hundstagr bevor. — (Die Zuständigkeit der Amtsge richte) in Zioilprozeßsachen ist vom 1. August ab auf Streitobjekte bis zu 10 009 M uud für Nevlstons- summen auf 30000 M erhöht worden. — (Konnengefahr) Seit Wachen bereits kommen aussen tschecho slowakischen GcenzwalLungen Berichte über furchtbare Verheerungen, die dis Nonne dort angerichtet hat Besonders die Wälder der böh mischen Schweiz haben schwer zu leiden, ssLaß man beispielsweise vom Großen Winterberg aus ganze Wald und VerggeLiete nur noch rostbraun findet. Auch in den an die sächsische Oberlausitz grenzenden Gebieten ist der Nonnenschaden ungeheuer. Aon hier aus hat der Nonnsnzug nun auch auf verschiedene Waldgebiete der sächsischen Oberlausitz übergezrifsen. Die sächsische Staatsforftverwaltung hrtte in diesem Jahre bessnders umfassende Vorkehrungen zur Be- kämpfung dieses Schädlings getrosfen, sodaß man hoffen zu können glaubte, diesmal besser gegen ein Vordrin gen der Nonne geschützt zu sein. Rn den letzten Tagen sind aber einzelne Züge bis in die Gegend von Fisch bach, also Licht vor den Toren Dresdens, sorgsdrungen. Pulsnitz M- S. (Gemeinderatssitzung.) Das Gehalt Les Gemeindevorstandes wurde nach den gesetzlichen Bestimmungen festgesetzt. Der Gemnnde- rat beschloß einstimmig folgenden Nachtrag zum Orts gesetz über die Errichtung einer Freibank in der Ge meinde Pulsnitz M. S: Der Z 8 erhält folgende Fassung: 15 Proz. des Erlöses aus den genießbaren Teilen eines Schlachtstückes dann, wenn Fleisch und Fett ohne weiteres »erkauft «erden können, dagegen SO Proz Les Erlöses aus den genießbaren Teilen in Fällen, »o bedingt taugliches Fleisch oder Fett vor dem Verkaufe Lurch Kochen, Dämpfen, Pökeln, Durch- kühlen oder Ausschmelzen besonders zu behandeln ist. Die Eisenbahndirektio n als sächsische Kraftwagen »er- wallung teilt mit, daß den Wünschen der Gemeinden betr. Verlängerung der Fahrlinis bis nach Pulsnitz zur Zeit der hohen Kossen wegen nicht entsprochen werden kann. Der Semeindevorsiand gab Bericht von einer Sitzung mit den Landwirten. Dieselben haben sch bereit erklärt, nur an hiesigs Einwohner Kartoffeln abzugeben. Dis Einwohner «erden ersucht, ihren Bedarf im Konsumverein anzumelden; dis Be lieferung erfolgt dann direkt Lurch den Erzeuger. Alles Nähere regelt noch eine Kommission der Landwirte mit Herrn Ki»tzsche Herr Hübner stellte die Anfrage, ob es nicht möglich wäre, auch im Nieder- dorfe Straßenbeleuchtung einzuführsn. Er soll noch mals mit dem Werk verhandelt werden. Kamenz, 2. August. (Beurlaubung.) Herr Bezirksschulrat Schneider ist vom 8 bis 20. August beurlaubt. Er wird durch Herrn Bezirksschulrat Krahl in Bautzen vertreten Dresden. «Aufklärung van drei Mord sachen durch die Dresdener Kriminal polizei.) In dem unbekannten Verbrecher, der bei dem Vorfall in der Töpferstraße am Montag bei seiner Verhaftung schwer verletzt wurde, ermittelte der Erkennungsdienst den Buchmacher Wilhelm Blume aus Amsterdamm. Die weiteren Nachforschungen er gaben, daß es Blume auf die Beraubung und even tuelle Ermordung eines Geldbrirfträgers abgesehen hatte. Bei Len Vorbereitungen zu Lem Uedersall, der in der Töpferstraße 1 erfolgen sollte, war man auf ihn aufmerksam geworden, worauf es zu dem Kampfe kam. Nunmehr ift es gelungen, Blume auch zweier weiterer in Berlin ausgeführter Raubmord- faire zu überführen, denen drei Personen zum Opfer sielen. Blums ist auch in den Berliner Fällen geständig — (Die Sächsische Bank in Dresden) hat den Wechseldiskont auf S'/, Prozent und den Lombardzinsfuß auf 7'/, Prozent erhöht. Zwickau. (EineFolgederFieischpreis- treibsret) Auf dem letzten Schlachteiehmarkt sind, trotzdem der Auftrieb sich auf der normalen Höhe hielt, nicht weniger als 2S0 Schweine unverkauft geblieben. Bieler außergewöhnliche Ueberstand mutz als eine Folge der Preistreiberei betrachtet werden. Politische Nundscha« Deutsches Reich. Berlin, 2. August. (Der Uebrrwachungs-Aus schuß des Reichstage,) behandelte gestern die Frage einer Hilfsaktion für diejenigen Lebensversicherungen die durch I Auslandsversicherungcn in finanzielle Bedrängnis gekommen sind. Insbesondere handelt es sich um eine Verpflichtung von 5 Millionen Schweizer Kranken, die bereits jetzt zur Zahlung fällig, aber noch nicht gezahlt ist Die Schweiz ist bereit, diese Summe zu günstigen Bedingungen vorzustcecken, wenn das Reich die Verpflichtung übernimmt, diese Summe zurückzuzahlen, salls das Abkommen mit der Schweiz nicht bis zum 1. September zustande kommt. Der Ausschuß stimmte dieser Vereinbarung zu. Berlin, 2. August. (Verbot des „Berliner Lokalanzeiger s".) Dem „Berliner Lokalanzeiger" ist am Dienstag abend durch das Berliner Polizeipräsidium eine Ver fügung des preußischen Ministers des Innern zugestellt worden, wrnach der „Berliner Lokalanzeiger" aus drei Wochen verboten wird. Das Verbot stützt sich auf den in der Morgenausgabe vom 1. August unter der Uebcrschrift: „Das kommende bayrische Kabinett" erschienenen Artikel, in dem angebliche Besprechungen veröffentlicht wurden, die in einer geheimen Sitzung der Aktions ausschüsse der Unabhängigen und Kommunisten im Berlin» Gewerkschaftshaus und in Anwesenheit von zwei Vertretern Sowjetrußlands stattgsfunsen haben sollen. Nach den Dar legungen dieses Artikels habe sich die Reichrregierung entschlossen, die Rechte zu entwaffnen — eine Maßnahme, die notwendig sei, um die Revolution weitsrtreiben zu können. Das Gesetz zum Schutz: der Republik sei eine siegreiche Etappe der fort schreitenden Weltrrvoiutisn. Es sei gelungen, Dr. Wirth daoon zu überzeugen, daß nur dis Bildung einer reinen Arbeiter regierung den Ausbruch der Gegenrevolution »»hindern könne. Die Wiedergabe dieser Darlegungen enthält eine Beschimpfung der Mitglieder der Reichsregierung, insbesondere des Herm Reichskanzlers und stellt eine öffentliche Herabwürdigung der verfassungsmäßig festgslegten republikanischen Staatsform des Reiches im Sinne des Z 8 des Gesetzes zum Schutze der Repu blik vom 21, Juli 1822 dar. -- „Der Tag" bemerkt hierzu: Die Münchener Meldung, die zu diesem Verbot den Anlaß gegeben hat, enthielt Mitteilungen, die aus Berlin nach Mönchen gekommen waren, ohne daß zu ihnen Stellung genommen worden wäre. Inzwischen ist festgestellt wsrden, daß sie aus einer Veröffentlichung des „Bayrischen Kuriers" beruhte, also des führenden Blattes der bayrischen Regierung. Daron, daß sie eine Beschimpfung oder Herabwürdigung des Reichskanzlers oder eine Verächtlichmachung der Republik bedeute, kann keine Rede sein. Nachdem sich herausgestclli hat, daß sie auf einer Veröffentlichung des „Bayrischen Kuriers" beruht, Vars umsomehr der Erwartung Ausdruck gegeben wersen, daß dar Berbot des Ministers des Innern wieder rückgängig gemacht wird^ Berlin, 2. August (D-i e Entscheidung über die deutsche Antwort «n Po tuen re.) Die durch die letzte N»te PoiucarcS geschaffene Lage wird in R-zierungskrcisen als sehr ernst angesehen, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß gewisse Wendungen der N»te als Einleitung eines Rückzuges Psmcares betrachtet werden können. Mittag« ist eine Chcfbkspcechung der be teiligten Resorts angcsetzt worden, in der die Entscheidung über die Antwort erfolgen soll. Diese Entscheidung soll bereits heute zu erwarten sein. Berlin, 3. August (Das Reich kauft keine Devisen mehr.) Die Aeichsregierung hat in Anbetracht des katastrophale!! Marksturzes sich veranlaßt gesehen, den Deoisenankauf sSr Reparationsleistungen einzustillen. Berlin, 6. August. (Die Festigkeit der Reichs regierung gegenüber Poincare) Er wird von unterrichteter Seite bestätigt, dgß die R-ichsregierung nach den ganzen bisherigen Verhandlungen von ihrer tu der Note vom Montag eingenommenen Haltung nicht abgehen will. In Berliner diplomatischen Kreisen v-rlautet, daß die Maßnahmen, die Poincare im besetzten Gebiet plant, darin bestehen werden, daß Frankreich die Staatseinnahmen des deutschen Reiches, also die Steuern Zölle und die Einnahmen dec Post, Eisen bahn und der Telegraph»! beschlagnahmen wird. — (Dis Frage der deutschen Ausgleichs zahlungen) In wiederholten Sitzungen der Reich-Kabinetts ist in der Frage der Ausgleichszahlungen und des Gestundungs- gesucht zunächst eine Antwort an die französische Regierung srstgcsetzt und am letzten Dienstag überreicht worden. Man glaubt, daß durch diese deutsche Antwort die Angelegenheit wieder insoweit erledigt worden ist, soweit sie die französischen Forderungen angeht. Eine endgültig? Siellungsuahme der deutschen Regierung in der ganzen Frage kann aber erst dann erfolgen, wenn die Beschlüsse Englands und Italiens in Bezug aus dos Gestundungsgejuch der deutschen Regierung eingetroffen sind. Eine Mitteilung der englischen Regierung an den deut schen Botschafter in London besagt in dieser Angelegenheit, daß die englische Regierung in Gemeinschaft mit den andern be teiligten Mächten eine gemeinsame Antwort in Bezug aus die deutschen Ausgleichszahlungen und das Gestundungsgesuch er teilen will. Der Berichterstatter des „New Pork Herald" in Paris will übrigens wissen, daß die Mehrheit ver Reparations- Kommission das deutsche Angebot In Bezug aus die Ausgleichs zahlungen sehr sqmpatisch ausgenommen habe, weil Deutschland nicht die gänzliche Einstellung seiner Zahlungen fordere, sondern derctt sei, immer noch jeden Monat 3M MO Pfund Sterling zu bezahlen Man erblicke darin einen Beweis des guten Willens Deutschlands, und wenn auch Frankreich wieder jedes Zugeständnis abgelchnt habe, so sei doch nicht daran zu denken, daß Frank reich etwa das Recht erhalten werbe, allein und unabhängig gegenüber Deutschland vorzugehen. — (Etn neuer Plan Frankreichs iür die Regelung des Reparationsproblems.) Nach einer Meldung aus London und Paris wird die Konferenz zwischen dem englischen und dem französischen Ministerpräsidenten bereit» am 7. August in London stattfinden und soll aus derselben in Gegenwart d» Vertreter Itali.-ns unk Belgiens nur die Re- para ionssrage behandelt werden. Wenn die „Chicago Tribune" richtig unterrichtet ist, wird der jranzösische Ministerpräsident Poincare einen ganz neuen Plan sür die Regelung des Re parationsproblems auf der Konferenz vorlcgen. Dieser Plan soll die Bedingungen enthalten, wie die internationale Anleihe zu Gunsten Deutschlands bewilligt werden könnte und wie auch die Schulden der Verbandsmächie ermäßigt uud die Zahlungen Deulschianks so geregelt werden könnte, daß in einem gewissen Verhältnisse auch von der öeulschen Schuldsumme etwas nach gelassen werden könne. -- Es wird noch daran gezweifelt, daß die Meldung Uber den neuen Plan d:s französischen Minister präsidenten in dec angegenen Weise richtig sind, denn die Hetzparteien in Paris wollen durchaus eine Demütigung Deutschlands durchsetzen. — (Press estimmen.) Ja der Antwort Poincares weisen die Abendblätter aus ihre Wirkung an der Berliner Börse am Mittwoch hin, an der die Mark derartig fiel, daß weniger denn je an die Möglichkeit zu denken ist, die sranzöst- schen Forderungen zu crsüllen. — Die „Vossische Zeitung" be tont die Anfechtbarkeit der juristischen Darlegungen Poincare», dessen Heftigkeit und Haß daraus hindeuteteu, daß es ihm nicht um die Sache, sondern um einen Vorwand zu tun sei. - Der „Vorwärts" bezeichnet das Auftreten Frankreichs als maß- und sinnlos und erklärt, ein Vorgehen Frankreichs mit Zwangs maßnahmen aus eigene Faust würde einen Vertragsbruch be deuten, den es nicht nur Deutschland, sondern auch seinen Ver bündeten gegenüber begehen würde. — Die „Germania" sagt: Wenn Poineare mit seinen Gewaltmaßnahmen nicht die poli tische Lage stet» beunruhigt hätte, jo würde die Gesundung der Kriegswunden sicher mehr Fortschritte gemacht haben zu Deutsch land» Nutzen, vor allem aber auch der alliierten Länder selbst, w» Tausende o»n Händen wegen Arbeitsmangel ruhen.