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Pulsnitzer Wochenblatt : 20.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-192207202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19220720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19220720
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-20
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 20.07.1922
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Ar. >5. Vulsnstzer Wochenblatt. — Donnerstag; ven 2V. Juli 1823. Seite 8. der Drxtschen Lslttpartet ist dem ArrchSrag fslsenker Antrag zujesaugen: „Die Neichkregierung Will de» Reichstag aKbsld eine ßiesetzrr»srl«ge zugrhen lassen, durch die Jnseratenfieuer als SonderdrsteuerunG für die Press« aufgehoden und darüber hisauS die Ins«, ratmstsuer für dir Presse zunächst auf sechs Monate außer Erhebung zescht Wird. verttn, SO. Uuli. (Besprechungen üder die bürgerliche RrbettSgemeinschaft.) Ein« Besprechung der dürzerlichen ParLrien hinsichtlich des -usammrüschluffrS zu einer bürgerlicheu ArSeitSgiWein- schäft haben gestern stattzefunden. Die in diesen Be sprechxngen sestgrlegte Meinung kann kleiner red»?, ttoneller Nenderungr» wegen erst am heutigen Don nerstag bekanntgegeben »erden. ° — (D erdroh ende Ban ke rott Frankreichs und Italiens.) Her »Tempi?' werdet «US R,m, deß da» italienisch« Budget mit 11 Milliarden Fehl betrag abschließe, wrzu BevpfliHiur.gen an Ergl^r d und Amert!« in Hä je von 22 Milliarden Goldlire treten. Der ,Tsmpr" schreibt dazu, dir Gefahr eines Ra':nS Italiens und Frankreichs sei dringender, als die ZahlunzSschwirrigkeiten Deutschlands. Blieben die Zahlungen AeurschlsudS au«, so sei «er BankerotL beider alliierter Händer in ein bis zwei Jshren ßsrkei- geführt. Amerika. waslsington, 20. Juli. (Der amerikanische Streik abgebrochen? Der Streik d:r omsriksni- schen Ltsenbahnsrbriter hat iv sofern. eine Besserung erfahren, d«8 die Wrr?stütrena>biiter der trsnSfilaani schrn Liseubahnen sich mit der Direktion Mr? di« chrhnfregrn »rrstLndigt und m TtLrke »on rtw» 4» 000 Mann die Arbeit wieder «ufgrnsMmen hsbem Im Grubenarbeiterstrrik ordnete Präsident H.-rding di« Einsetzung ß'nrs Schiedsgerichtes o«. Der Sozia listenführer DebSS fordert in einem Aufruf alle Ame rikaner zu einem Sympathiestreik für dis streikenden Eisendahnarbeiter aus, um ihren Fordec^nzen bsson- deren Nachdruck zu Heben. Deutscher NmchKiiZ^ Sitzung vom 18. Juli. Schlußsitzung des Reichstages. Die Dienstagsitzung der Reichstages nahm schon um 10 Uhr ihren Anfang. Lie Tagesordnung hatte nicht weniger alr 27 Punkte. Wenn sich auch in den ersten Stunden noch große Massen im Sitzungssaal zusammensanden, so lichteten sich diese Reihen doch von Stunde zu Stunde. Wer Anfang war anßerirdentltch stürmisch. Nachdem man das Lustvcikehrsgefttz angenommen hatte, wonach in Deutschland Luftfahrzeuge nur verkehren dürfen, wenn sie in eine Lustfahrzeugrolle eingetragen find, gin« man an die dritte Lesung des Gesetzentwurfes zum Schutze der Republik. Hier hielt der württembergische Oder» vmtmann Bazilles iDnstl.) eine fast zweistündige Rede mit scharfen Angriffen gegen den Kanzler durchsetzt. Damit reizte er die Linksparteien auf» empfindlichste, sodaß es zu heftigen Zu sammenstößen kam und der Präsident nur mühsam die Ober hand behalten Konnte. Wilder Lärm durchtoste das Haus, als der Redner von einem sogenannten Schutze der sogenannten Republik sprach. Die Abgeordneten der Linken drängten rasch zum Rednerpult und nahmen eine drehende Haltung ein. Der Redner hielt dem Reichskanzler dann vor, daß er durch seinen Kampfruf gegen die Rechte eine schwere Verantwortung aus sich genommen habe. Er erklärte, daß seine Partei nichts mit Mörderbandcn zu tun herbe und er wie» darauf hin, baß ohne Lie Mitarbeit der Geutschnationalen der Wiederaufbau unmsg- lich sei. Sie seien die Vorkämpfer zur Befreiung von inneren und äußeren Fesseln. Nach Schluß der Rede setzte wieder auf der Linken heftiger Tumult ein, während auf der Reckten leb Hafter Beifall laut wurde Der württembergische Sozialist Keil gab in seiner Erwiderungsrede ein Lebensbild de« Vorredner«, der nicht nur französischer Abstammung sei, sondern auch stets seinen Urlaub in Frankreich verlebt habe. Jetzt wolle er sich als Urdeutscher hinstellen. Bazilles habe im Kriege zweimal hohes Gehalt bezogen, und zwar »on der belgischen Jivilver- waltung und vom württembcrgischen Arbeit-Ministerium. Die zuviel gezahlten Beträge sollten später durch besondere Arbeiten ausgeglichen werden. Davon habe man aber nichts gebiirt. Diese Darlegungen waren ebenfalls von lebhaften Kundgebun gen begleitet. Sie riefen den ehemaligen Reichskanzler Fehren bach auf den Plan, der auf den Ernst der Stunde und auf die außenpolitischen Gefahren hinwies. In solcher Zeit sollen alle zusammenstehen, die ein vaterländisches Gewissen haben. Die Die Rede Bazilles müsse vergiftend wirken. Er ermahnte den Reichstag, sachlich zu bleiben, weil sonst die Arbeiten des Me- derawbaues unmöglich würden. Der bayrische Abgeordnete Emminger nahm dann, als die Ruhe wieder allmählich hrrge- stellt war, sachlich zu der Vorlage Stellung und lehnte sie aus den bekannten bayrischen Bedenken ab. Mit ernsten Worten wohnte er dann zur Einigkeit Dr. Stresemann forderte eben falls zur Rückkehr und zur Einkehr auf gegenüber dem drohen den Unheil, da» sich über uns entladen bann. Er bedauerte die Schärfe, die die Verhandlungen genommen hätten. Da» Schutz gesetz sei seine» Ausnahmecharakters entkleidet und mit den nötigen Garantien umgeben. Ec empfahl seinen Antrag, bei Zeitungsoerboten ein aufschiebendes Veto zu ermöglichen. Der Kommunist Koenen gab sich Mühe, an der Hand einer Sta tistik der Regimentsseiern, Denkmalsenthüllungen, Ermnerunzr- festen und ähnlichen Veranstaltungen, deren monarchistischen Charakter nachzuweisen Er mußte sich bald darauf von dem Unabhängigen Henke eine kleine Zurechtweisung gefallen lassen, die ihm die mangelnde Selbsterkenntnis vorhftlt. Den Fort schritt, den dieses Gesetz bringt, können nur Böswillige nicht sehen. Das Zwischenspiel Bazilles—Keil fand seinen viel zu späten Abschluß durch die Erklärung des Abg. Keil, daß er in Ittner Eigenschait als württembergischer Einister die strittigen Punkte aus dem Wege -es Disziplinarverfahrens klarstellen lassen werde. Bazilles»seinerseits hat ebenfalls ein Disziplinar verfahren gegen sich beantragt. Rach diesen wenig erbaulichen Debatten wurde das Gesetz schließlich In der dritten Lesung an genommen. Bas Gesetz fand eine Zweidrittelmehrheit, L03 Stimmen tzmren dafür, 102 dagegen und 4 Abgeordnete ent hielten sich der Stimme. Dagegen stimmten die Deutschnatio- valen, die beiden bayerischen Rechtsparteien und einige Volks parteiler, natürlich auch die Kommunisten. Ein Antrag der Regierungsparteien, einen Untersuchungsausschuß einzusetzen zur Prüfung der gegen die Reichswehr und den Reichswehrminister gerichteten Vorwürfe wurde angenommen, ebenso das Amnestie- gcsetz. Das Beamtenpflichtgesetz und auch der Gesetzentwurf zur Errichtung eines Reichspolizeiamtes wurde nach kürzerer Debatte genehmigt. Die beantragten 75 Millionen zum Schutze der Republik wurden bewilligt. Um einen Antrag Dr. Strese manns, dis aus dem Schntzgesetz gestrichenen Bestimmungen über den Versammlungsschutz in das Reichsstrafgesetzduch auf zunehmen, entfpinnt sich eine kleine Plänkelei zur Geschäftsord nung, die zur Festsetzung einer zweiten und schließlich einer dritten Sitzung führt. In dieser letzten Sitzung wurde der An trag Stresemann dem Aechtsausschuß überwiesen. Ferner be willigten sich die Abgeordneten die Erhöhung ihrer Tagesgelder auf 10 000 M monatlich und erhoben sich dann, um nach dieser ereignisreichen Sommcrtagunz und nach der letzten aufgieregten Sitzung in die wohlverdienten Ferien zu gehen. Die Verordnung Wer Tanzvergnügen. Von den Saalinhaüsln, aber auch aus weiteren Krei sen der Bevölkerung waren Vorstellungen bei der Regierung erhoben worden, um eine Arndtrung der oisüec gültigen Bestimmungen übrr Tanzorrgnügungm herbeizuführen. Dis O dnung des Tanzwesrns wird von der Gewerbeordnung den LandeszentrÄdehöchen Vorbehalten Das Ministerium des Innern wird nunmehr im SSchs. Grsetzblatt, und zwar oorausstchttich in der nächsten zm Ausgabe gelangenden Nummer, eine Verordnung mi? dem Datum des 8 Juli 1922 kekanntgeben. Bi? ist das Ergebnis eingehender Verhand lungen mit den übrigen beteiligten Ministerien. Auch mit den Regierungen der Nachbarländer ist Fühlung genommen worden. Ebenso sind zahlreiche Besprechungen mit Sach verständigen uns Unterbehörden vorausgegangen. Das wichtigste N-u« fit, datz nicht nur wie bishr r der 1. und 3, Sonnlag jedes M wats, sondern sämtliche Sonn- Marseliese. L4) Roman von Anny von Panhuys. Lm so röscher, da das Bankhaus Zedler in allernäch ster Zeit aulhörrn sollte, zu (Mieren. Man erzählte sich, daß Konsul Zedler sich heil uns gesund aus dem Sturz ge > rettet, indem er beinahe das gesamte Prwstvermögen von sich und s iner Frau zum Ordnen der Geldgeschäfte verwandt hatte. Wie töricht, in solchem Hall weicht man doch irgend «in« Schiebung, rettet, was zu retten ist Konsul Zebler hatir ihn nun auch^osfiziell in dir Sach- lüge eingrweihl und gesagt: »Jetzt bekommen Sie l«idec eins arme Frau.' Da hatte er gelächelt: ,Was liegt mir daran, ich lirbe Marftliese um ihrer selbst willrn." To, damit hatte er abermals dafür gesorgt, daß man nicht in ihm den Schuldigen erblickte, wenn eines Tages der Bruch kam Zu Mariellesr gab er sich Wie immer, und sie ahnte nicht, wie eifrig er nach einer Hintertür zum Entschlüpfen ousspähte. Um das Mühlenhaus hrrrschl«''winterliche Abendstill« Bi« klein« Stadt lag unter einer ganz dünnen meisten Decke, die au« dem allerersten Schnee gewebt war und der Mond ließ sie in kristallenem Licht auffunkeln, als sei die Decke Zucker, den ein übermütiges Engelchen über das Städtchen ausgrschüfielt. Im wohlig geheizten Arbeitszimmer saßen die Ge schwister beisammen, draußen in der Küche sang Line irgend «in sentimentales Lied, dessen einzelne Töne ste ganz lang z»g. Oswald Thomsen Hutt« ein Buch über Forstw ssrnschaft vor sich, er beschäftigte sich zur Zeit viel damit, weil er beab sichtigste, au? einem dem Wals nahegelegenen Bodenstück, das er billig erworben hatte, im Frühjahr seine Baumschule anzulegrn. Else las die Zeitung, die vor wenigen Minuten gebracht worden war. Plötzlich raschelte das Papier in ihrer Haub lebhaft und ein Laut höchster Ueberraschung löste sich aus ihrem Munde. Oswald, den das störte, brummte; »Nun, was gibt es denn so Aufregendes in Spießershauftn? Ist Apotheker, Mädchen mit dem Provisor durchgebrannt, oder hat sich die weiße Katze von Geheimrat Binder, die immer meine Tauben würgt, aus Gewissensbissen das Leben genommen?' »Später!' klang es zurück, »höre nur und begreife mein Erstaunen.' Langsam, mit unterstreichender Wichtigkeit las Else: »Sonrwbenb, den 1L Dezember, findet im großen Saale des Hotels Aster ein einmaliges Konzert oer beliebten und im Pfluge ^erühmr arwordenen Sängerin Marftliese Berneck statt. Sie singt Lieser aus alten Tagen am Spinttt." Lift liitz das Z-ütungsdlait zurückgleitrn. »Di« Preise der Plätze, dis nun folgen. können uns ja gleich ft n. aber sage Oswald, wie stell!! du dich zu der Ueberraschung?" Oswald Thomsen blickte mi starren Augen ins Weite- »Was kümmert uns Marieiirfts Tun, sie frägt ja kaum nach uns. Auch hörte ich längst davon, daß sie mit einem geschickten Impresario herumreist und Geld zusammensingt. In den alten Biedermeierkteidern UrgroßcheW tritt fir auf, und die alten Lieder, an welchen dis Uedr Tote so mit ganzer Seele hing, zerrt ste in di« O-fftnilichkrit.' Ec sah jetzt Else an und rin heimlicher Zorn flocket« in seinen nach eben so starren Augen aus. »Ich meins aber, ste hätte sich an ihren Etfolgen in den größeren und größten Städten genügen lassen dürfen, was will sie hier in unserem stillen Nest? Genügt ihr der Bestall da draußen nicht, muß sis hicrtzrrkommen und sich zeigen? Was kann ihr daran liegen, wenn ein paar Mkanme sie anstüunen, ein paar frühere Mitschülerinnen und Freundinnen sie vielleicht beneiden oder ein paar Back fische ste anhimmeln.' Else sagte: »Ich bin gespannt und freue mich aus das Konzert.' Oswald Thomsen schlug hörbar sein Buch zu. »Wir beide haben nichts in Mattelieses Konzert zu tun!' Elfe blickte den Bruder verwundert an. »Wmn du mir nicht grsazt hättest, Marftliese und du, ihr wäret «Man- der wurscht, dann würbe ich glauben, du siebst ste und bist ergrimmt, weil sie einen andern wählte.' »Dummes Zmg,' lächelte dec Mann gequält, »im üb rigen dürft« ich mich doch kaum eines so unpariameNtanschen Ausdrucks bedient haben." Eise nickte eifrig. »Iawobl tatest du das, es war kurz vorher, ehe Marielieje dich damals so dringend zu sprechen wünschte.' Oswald Thomsen dachte an Marielieses Bitte, den Justizrat Metzvors, ihren damaligen Vormund, zu veranlasse», ste weiter im Gesang ausbilden zu lassen. W ut für Wort Mb sich ihre Birte wieder von dem Lager, darauf er ste in seinem Gedächtnis gebettet »So, also damals sagte ich das Unparlamentarische?" fragte er mechanisch. Wieder nickt« Els«. »Ja, damals, ich erzählte es noch Maricliese, als ste kam und hier in dem Zimmer auf dich wartete. Da lachte Oswald Thomsen ftlstrm gezwungen aus. »So, du plauderst aus der Schule? Ein köstlicher Witz.' und Feiertage, mit Ausnahme des Karfreitags, Bußtage und Totensonntag», regelmäßige Tanztaye find. Bedenken gegen diese Vermehrung der Tanztage bestanden namentlich auf dem Lande. Das Arbeitsverhältnis der Landarbeiter zu ihren Arbeitgebern hat sich aber geändert, und Sachsen ist in solchem Maße Industriestaat geworden, daß eine freiere Regelung notwendig wurde. Es dürste sich dafür kaum genügend Tanzpudlikum zusammenfinden. Die Vr - mdnung wird also voraussichtlich den Erfolg Haden, daß sich die Zahl der Tanzgelegenheiten allein nach dem wirk lichen Bedarf richtet. Statt wie bisher um 4 Uhr nachmittags kann kürsttg eine öffentliche Tanzveranstaltung schon um 3 Ahr beginnen. Der 8 9 der bisher geltenden Verordnung zählte eine Reihe von Personen auf, denen teils ihrer Jugend wegen, teils aus Gründen der früheren Armen- oder Steuerpolitik oder au« polizeilichen Rücksichten die Teilnahme an öffent lichen Tanzbelustigungen verboten war. Auch hier steht di« neue Verordnung wesentlich« Veränderungen oor. Ein Teil dieser Teiinoh nrverbote ist bereits durch Gesetz aufgehoben oder -entspricht nicht mehr der jetzt geltenden Auffassung. Tie mutzten also ohne weiteres fallen. Buch die Fnrtbir- dungsschüler mußten aus der Reihe derer, denen der Tanz- besuch verboten war, gestrichen werden, weil e« andernfalls zu Ungleichheiten gekommen wäre. Die Fortbildungs schulpflicht hat im letzten Jahrzehnt eine solche Ausdehnung gewonnen, daß ein allgemeines Bsteiligungsserbot für Fort- dildungsschülsr ihre ungerechte Behandlung gegenüber ande ren gleichaltrigen Schülern oder Tanzteilnehmsrn bedeutet haben würde. Ebenso läßt sich eine ungleiche Behandlung des männlichen und weiblichen Geschlechts nicht mehr recht- fertigen, daher ist das Mindsstalter von Tanzteilnehmern auch für die männliche Jugend, wie bisher schon für die weibliche, au? 16 Jahrs festgesetzt worden. Ein nicht unwe sentlicher Grund, der für dir Einschränkung der Bestimmun gen des bisherigen 8 9 sprach, lag «uch darin, daß nament lich in den größeren Städten keine Möglichkeit bestand, ihre Durchführung zu überwachen. Für die Wirte, Veranstalter und Leiter von Tanz- vergnügungrn ist wichtig, daß ste für die Durchführung die ser Bestimmungen nur Vann »erantwottlich grmacht werden, wenn sie nach Lage der Gache wirklich imstande waren, bis verbotswidrige Teilnahme einer von dcn Tanzoergnügungen sernzuhaltenden Person zu verhindern Bemerkt sei schließ lich noch, baß künftig in der Zeit vom 1. Fanuar bl« zum 2 Sonntag oor Ostern Maskenbälle stmtstndsn dürfen. Hohneujahr «nd Aschermittwoch, die bisherigen Grenztage der Maskenballzeit, haben für unser Volksleben nicht mehr die Bedeutung "wie in früheren Zetten. Aus aller Wett. Halle a. d. Saale, 1» Juli. (DsS End« der RattzenauMkrder:) Aar Auffindung Ker Rathe« naumörder ist noch falzender zu berichten: Am Tonn- tag akmd meldeten hier zwei an Burg Basleck »sr- betkommende Fertentouristen, daß st« im Turm brr Jorg Sicht »«merkt hätten, und daff »ach ihren Fist- i ellungen fich dart dir Mörder L-. Rathenau« auf- halten müßten, «»wohl »er Schriftsteller i-r. Stein, der auf der Burg «in Lmstrdleiledrtt führt, verreist sei. Ariminalbeymtr aus H«ll« brgssien fich sofort nach Bad Sösen und versuchten om Montas den Zu« Lrit-r z» dem sbzeschlsssrnen Turm su erzwinge«. Mährend Verstärkung hrrdeigeholt wurde, «schienen dir beiden Mörder aus der Balustrade vor »rm Turm, winkten den an dem Turm Sorüterkommsnt-en zu und brachten ein Hoch auf Ehrhardt aus. U,S di« Kriminalbeamten um l Ahr abends zurückkehrten und die Tür mit «xthieben zertrümmert hatten, fanden ste die beiden Mörder mit Kopfschüssen tot suf. Beide trugen die bezeichnete Kleidung. — Alr die Beamten Feuer auf die Fenster der Burg LbgsbE, scheint Kern verwundet worden zu sein. Sein Kamrrsd hat ihn d«nn anscheinend später al« «» keine Rtttunz mehr za» erschossen und sich darauf selbst durch einen Schuß Er glaubte in diesem Augenblick wieder dis zierliche Gestalt Marielieses in den schwarzen Traue.-sewändern vor sich zu erblicken wie damals, jühlte wie damals ihren jungen Körper in seinen Armen, ihre weichen unberührten Lippey Heitz werden unter den seinen, bis ste ihn dann jählings zu» rückstsitz. Da mochte ste ihr wohl eingefallen sein, die häß liche Rede, die aus seinem Munds gekommen und die ihr Else harmlos w!eder«rzählt Hotts. »Tie beide seien einander wurscht', vielleicht war daran sein Glück zerschellt. Ec erdob sich, die fragenden Blicke der Schwester beengten ihn. »Ich will noch einen kleinen Spaziergang machen,' sagte er und eilte fort, Eise verwundert zurücktosfend. Eise las nachdenklich wieder und wieder das Zritungs« inserat, fand danach vorn im lokalen Teil de« Martes noch eine gsschlckre Notiz, die aus das Konzert der früheren Mit bürgerin und Urenkelin des bis vor wenigen Jahren stadt bekannten Ocig.nals .Madame Biedermeier' -inwies und gcllaelte dann über das eigentümlich« Benehmen des Bruders nach. Zwischen ihm und Marielles« mutzte mehr gespielt haben als er zugav, siel mehr . . . Inzwischen durchwände Oswald Thomsen das todstille Städtchen. Ueber die Klutzdrücke ging er, dir Promenade entlang und wo Madame Biedermeiers Gärtchem vom leichten Schnee eingrdüllt, über dem Flosse fich zeigte, blieb er lange stehen. Da drüben satz früher zur Frühlings und Sommer zeit die blonde süße Marirliese, hier aus Kem Flusse schau kelte sie sich im Kahn und manchmal sang ste, datz die Spaziergänger Halt machten und bewundernd lauschten. Er ging langsam weiter, dog in die Sophienstratzr und stynd dann oor der Vorderfront des kleinen Hauses. Die Läden waren fest geschloffen, das Häuschen schlief und tröumte vielleicht von Tagen, da noch Madame Bieder meiers scharflila Taftkleid durch seine Räume rauschte und hinter weißen Titllgardienen ein junaes blondes Geschöpf aus dis Straße hinauslugte, ob der Vetter Grünrock nicht bald »on der Vorlesung aus der Akademie heimkehrte. — Bis d?r Detter dann den grünen Rock mit der Müllerjoppe vertauschte, weil, ja weil Tin tiefer Schmerz erfüllte den Mann. Marieliese hatie klein von ihm gedacht und er war zu stolz gewesen, sich zu verteidigen, ste aufzukläcsn. Diellricht hätte er ihr gegen über ehrlich sein sollen, möglicherweise, nein, sicher hätte er sich damit sein blonde» Lieb ins Mühlenhau» gerettet. Nun war sie die Braut eines anderen, «ines schönen berühmten Herrenmenschen, war ewig für ihn verloren. Hatz gegen einen dunkeläugigen Mann mit selbstgefälligem Siegerlächeln erfüllte ihn, würgte ihm in d«r Kehle, ballte ihm die Fäuste.j (Fortsetzung folgt.)
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