Suche löschen...
Pulsnitzer Wochenblatt : 09.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-192203097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19220309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19220309
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-09
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 09.03.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. S» P«lr»itz«r Wochenblatt. — Donnerstag, den S. März 1922. Seit« > fitzende, Reickstagsadgeordneter Dr. Torge leitete. Geschäfts- lührer Dr. Tänzler erstattete den Geschästsbericht. Der Redner verbreitet« sich dann über die sozialpolitiichen Ziele der Arbeitgeberschaft und Bedauerte, daß breite Bolksscdich- ten immer tiefer in den Materialismus versinken. Nach diesem mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortr«ge be richtete Direktor Poensgen-Düsseldorf über das Internatio nale Arbeitsamt und die Internationale Arbeitgeber-Orga- nisation. Poensgen schloß seine Ausführungen mit einem Hinweis auf die verheerenden Folgen des letzten Verkehrs- streiks und mit den Worten des Dankes an die Technische Nothilse. Darauf stimmte die Versammlung dem Anschluß an die Internaiionale Arbeitgeber Organisation zu. Der Neß des ersten Verhandlungsta«ss war der Erledigung »on Derwaltungsangelegenheiten gewidmet. KrankrairÄ. Paria, 9. März. Die Aeparationskommisston em« pstng ein Schreiben der deutschen Regierung, worin diese mitteilt, daß die sechst« Zahlung van »l Millionen Goldmark am » Mürz bei den »on der Reparattonskommisston be zeichneten Banken deponiert worden sei. England. London, ». Mürz. (Erlös Id er verkauften Schiffe.) Von Seiten der Regierung wurde mitgetcilt, daß der durch den Berkaus der deutschen Schiffe erzielte Betrag 2006791S Pfund Sterling betrage, von denen srsvors Pfund Sterling bezahlt worden seien. Der Rest betrag werde grStztenteils innerhalb zweier Kahrs beglichen. Das Neich und die Leipziger Messe. Die ersten Vertreter des Reiches und auch der Bun desstaaten Haden es für notwendig erachtet, am Dienstag zu der großen Leipziger Messe zu erüüeincn und der Bedeutung derselben für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands Rechnung zu trogen. Der Reichspräsident Ebert mar in Begleitung der Reichsminister Bauer, Schmidt, Dr. Koester, Groener und Dr. Rakbruch sowie der Ministerialdirektoren von Schönebeck und Dr. Meißner auf der Mess- «u Leipzig ringetroffen. Auch hatten sich der PEd-m des Reichstages Löbe und der Vizepräsident Dietrich diesem Besuche ange- schlossen. Erschienen war auf der Leipziger Wesse auch der bayrische Ministerpräsident Graf Lerchenseld und Ser sächsische Ministerpräsident Buck Bei der Begrüßungsfeier im Rat- Hause kannte der Direktor des Meßamtes Dr Köhler daraus bingewiesen, daß die Leipziger Mrffr eine unueahnt araße Entwicklung genommen habe, und daß die diesjährige Früh jahrsmesse einen so großen Besuch ausweise, wie er niemals früher erreicht worden sei. Es dürfte daher auch die Hoffnung ausgesprochen werden, daß die Leipziger Messe die zerstörten internationalen Handelsbeziehungen wieder Herstellen werde. Der sächsische Ministerpräsident Buck feierte dann noch die Leipziger Messe als ein Handelshaus für die ganze Welt. Es sand darauf ein Besuch der Vertreter des Reichs in allen großen Metzhäusern und später auch au? der Technischen Meße statt, wo hauptsächlich die Ausstellung der Deutschen Werke, ferner d e Ausstellung von Krupp, dann die Beion- halle und die Baumesst das Interefle der Besucher erweckte. Ms ein ganz besonderer Glanzpunkt der Messe konnte aber das große Festmahl bezeichnet werden, welches die Zentral stelle für die Interest,nten der Leipziger Mtsseu am Vieustgq «bend im großen Festsaale des Leipziger Zentraittzeaters gak. In dielst Zentralstelle waren 182 industriell!: Verbünde und SOM Vertreter von Handel una Industrie vereinigt, und der Reichspräsident Ebert nebst den genannten Rrichs- Ministern, den bayrischen und sächsischen Ministerpräsidenten und andern Vertretern des Reichs und der deutschen Länder sowie den Vertretern der Stadt Leipzig und der deutschen Industrie waren als Ehrengäste zu dem Feste erschienen. In dem prächtigen Saale prangten die Wappen und Farben des Reiches, der deutschen Länder und der auf der Leipziger Meße vertretenen auswärtigen Staaten. Die Bsgrützungs «nspcach» hielt der Vorsitzende der Zentralstelle für die Leip ziger Messe, der Geheimrat Rosenthal, und seine Ansprache Klang in dem Wunsche aus, Baß dje R»ichsregicrung die Leipziger Messe als die einzige große deutsche Messe mit allen Mitteln unterstützen möge. Unmittelbar daraus ergriff der Reichspräsident Edert dar Wort, und er feierte in einer großen Rede die Leipziger Messe als das Sinnbild des werktätigen Schaffens oller Arbeiter und als den Schritt macher für die Wiederherstellung der Weltwirtschaft. Der Reichspräsident wies aber auch daraus hin, daß Deutschland für seinen Wiederaufbau auf eine starke Einfuhr von Roh stoffen und Lebensmitteln und ebenso auf eine verstärkte Aus fuhr von deutschen Induürieprodukten angewiesen sei, und baß es vielleicht aus der Konferenz in Genua gelingen möge, die gr»ßen Schwierigkeiten, die immer noch die wtct- schastlichen Kräfte Deutschlands hemmen, zu beseitigen und auf dem Wege einer internationalen Verständigung das große Problem zu lösen, der Welt wieder Ruhe und wahren Frieden zu geben. Wie gebe ich meine AeiiererklSrung «b? Welche Abzüge fiud zulässig? Von der Summe der säns Posten, aus denen sich das Einkommen des Steuerpflichtigen zusammensetzen kann, ist es zulässig, eine Reitze von Beträgen abzusetzen, nämlich ») Schuldzinsen, 6) dauernde, auf Verträgen beruhende Lasten oder zu zahlende Renten, c) Beiträge zu den Kran ken-, Unfall , Invaliden- usw Kassen, «0 Beiträge zu Sterbrkaffrn, -) Versicherungsprämien für Versicherungen aus den Todes- »der Lebenskall bis zum Höchstbetrage von M 1000.— (s. o.), k) Beiträge zu öffentlich rechtlichen Berussorreinigungen usw., e) Beiträge an inländische Der- eivigunyen, b) Aufwendungen sLr Neubeschaffungen von Kleinwohnungen nach H 59 des Einkommensteuergesetzes, i) Rücklagen für Meh. kosten der Ersatzbeschaffung von Gegenständen des landwirtschaftlichen oder des gewerblichen Anlagekapitals nach Z 59a des Einkommensteuergesetzes (besondere Verordnung 00m LS- Juli 1921). Zu e) ist besonders zu beachten: Für das Jahr 1S21 sind nicht mehr abzugsfähig Beiträge an politische Vereini gungen, dagegen sind absetzbare Beiträge on inländische Ver einigungen, dir ausschließlich wisssfllchastlichc, künstlerische, kirchliche, mildtätige oder gemeinnützige Zwecke verfolgen, soweit der Gesamtbetrag dieser Beiträge 10 0. H des Ein kommens des Steuerpflichtigen nicht übersteigt. Dis in Frage kommenden und zum Abzug eingestellten Werbungskosten (§ 1S Ziffer 1 tzes Einkommensteuer gesetzes) hat dec Steuerpflichtige genau und sorgfältig ziffern mäßig anzufkhren. Einzelaufführung ist auch bei den einzelnen Tchuldposten, die der Steuerpflichtige verzinsen muß, er forderlich. Für den Steuerpflichtigen ist es wichtig, zu wissen, daß er auf dem Vordruck der Erklärung durch Ausfüllung der entsprechenden Spalten Anträge wegen Ermäßigung in- foly« ungünstiger, wirtschaftlicher Verhältnisse (s. Artikel l) und nach § 44 des Einkommensteuergesetzes (Anrechnung der Kapitalertragssteuer) - vgl. ebenfalls Artikel i — fielen kann. Wo der Raum des Formulars nicht ausreicht, empfiehlt sich die Beifügung besonderer Anlagen durch den Steuer pflichtigen. Dies gilt z. B. für den Fall, daß er im Verlauf des Jahres 1921 durch eigene Krankheit oder Erkrankung seiner Angehörigen, durch Unfälle, Verschuldung usw. in seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit wesentlich beeinträch tigt wurde. Gier en pstedlt es sich dringend, irgendwelche Belege und Nachweise beizubringen, die dem Finanzamt die erforderlichen Unterlagen für Nachprüfung an die Hand ge- tzen, bei Krankheiten z. B die Verfügung von Rechnungen und Quittungen, von ärztlichen Liguidattonen, Bsscheinigun gen von Krankenhäusern usw. Die Steuererklärung ist nach bestem Wissen und Ge wissen «bzugeben und an der für die Unterzeichnung vorge sehenen Glellr zu unterschreiben. Haben Steuererklärungen keine Unterschrift, so gelten sie als nicht aboeoeben Aus aller Wett. Berlin, 9. März. (Eine neue Reberraschuug im Falle E r u p e n.) In der Schwurgericht-verhandlung gegen Peter Grupen hat bekanntlich das Bcrschuinden der Frau Grupen eine große Rille gespielt. Jetzt Hst sich ein Zeuge ans Schleswig gemeldet uud folgendes bekundet: Er sei im Dezember ISA iu Nordenham hei einer Schiffsreederei beschäftigt gewesen. Am 29. Sep tember habe er als diensttuender Wächter dort auf dem Pier ge standen. Au jenem Tage sei ihm eine Ftau ausgefallen, die mit einem amerikanischen Dampfer »on Nsrüsnham nach Südamerika abgereist sei. Auf diese Frau passe durchaus die Beschreibung, die die Zeugin Hrau Schade von ihrer verschwundenen Tochter gegeben habe. Krefeld, s. März. (Windhose.) Durch den heftigen Sturm stürzte am Mittwoch unchmittag aus der Landstraße von Krefeld nach Oberhausen eine schwere Ulme auf den Hinterteil eines dort stehenden Straßenbahnwagens. Ein Mann und ein Mädchen wurden getütet, eine Frau lebensgefährlich verletzt. Düffeldorf, 7. März. (Explosion.) Auf de« Kraft werk des Nhcinisch-westsilischen Elektrizitätswerke- in Neishelz ent stand in einem Oelschalter de- Kabels Frischen infolge Kurzschlusses eine Explosion, wodurch der Oelbehiitter in Brand geriet. Der Sachschaden ist beträchtlich. Lie Stromabgabe aut de« Merke, das namentlich de» linksrheinischen Bezirk beliefert, ist auf einige Tazc unterbunden. Neapel, tz. März. (Lava-AusSruch det Besuvs.) Kn diesen Tagen ist wieder eine rege Tätigkeit des Besu»s zu ver zeichnen. Die gärenden Massen steigen im Inneren des Kraters rasch, s» daß ein heftiger Lava-Ausbruch befürchtet wird. Voraussichtliche Witterung. Freitag: Früh etwas kälter mit Neis. Später Trübung, milder, Regen, windig. — Sonnabend: Zunächst trüb, mild, etwas Riederschläge. Später zeitweise aufheiternd, trockener, etwas kälter. Kurse der Dresdner Börse vom 8. März 1922. — mirgeteilt von der — Tommerz- «. Privat-Bonk A.-G., Zweigstelle Pulsnitz. 5 Deutsche Reichsanleihe Sparpramienanleihe 3'/, "/« Preuß. Konsols 3 °/o Sächsische Rente 3'/- '/-> Sächsische Staatsanleihe v. SSM 4 °/o - - v. 1919 . . 3'/, "/« Dresdner Stadtanleihe v. 1905 . 4 °/, - - v. 1913/18 . 4 °/o Landwirtschaftliche Pfandbriefe . . . 4 °/o - Kreditbriefe . . 4 °/o Lausitzer Kreditbriefe .... 4 "/, Leipziger Hypothekenbank-Pfandbrief» 4 "/o Sächsische Bodencredit-Pfandbclefe . Commerz- und Privat-Bank-Aktien . . . Sächsische Bank-Aktien Speicheret Riesa-Akrien Ber. Elbeschiffahrts-Mtien ..... Hasseröder Papierfabrik-Aktien . . Ber. Bautzner Papierfabrik-Aktien Chemnitzer Zimmermann-Werke-Mtien Säcksische Gußstahlfabrik Döhlen-Aktieu . Sächsische Maschinenfabrik Hartmann-Aktien . Schubert » Salzer-Akticn Sachsenwerk-Aktien ...... Seidel S Naumann-Aktien Meißner Ofenfabrik C. Teichert-Aktien Glasfabrik Brockwitz-Aktien W. Hirsch, Glasfabrik, Radeberg-Aktien Max Kohl-Aktien ....... Deutsche Kunstleder-Aktien A.-G. für Cartonagen-Jnd.-Aktie« Wanderer-Werke-Aktien Somag-Aktien . 77,'s, 51,50 «0,— 85,-/, »4 50 6»,5S 34,V. 1*6,75 9«,— SS.80 98,5S 93,50 342,— 833,— 6S0,— 96»,— «90,— 7S4,7S 599,7b 2089,— «9» — 150« — 625,— S4S90 «31,— 84S — 1810,— 614,- »40.— 1«W,— 7«0,— S59,— Dollarnoten kosteten in Berlin .... Kirchen-Nachrichten. Pulsnitz. Sonntag, den 12. März, Reminiscerc: ./,S Uhr Adendmahl. 9 Uhr PredißtgilteSdienst (Hebr. 12, I—6). Pastor Ehrler. Lieder : Nr. 10». 264/174. SSL Sprüche: Nr. »4. lOO. ./,N Uhr Sinder- gottesdienst (ink. 23, 2»- 28). Pf. Schulze. 8 Uhr Jünglingsverein im l. Diakonat: Gpielabend. — I m Betsal Ohorn: 11 Uhr Kmdcrz»tte§dienfl. — Montag, den Itz. März. S Uhr Jung- fraucn»ercin Pulsnitz. 8 Uhr Vibelstunde in Obersteina. — Diens tag, den 14. März, tz Uhr Bidclstunde in Niedersteina. 8 Uhr Bibelstunde in laudcskirchlichcr Gemeinschaft, 8 Uhr Arbcitsabend des Gustav Ad»lf« Frauen»ereinS im Kcmfirmandmzimmer. — Mittwsch, den 15. März, Bußtag. « Uhr Prcdigtg»ttesdienst (Matth. 27, 4») — anschließend AbcndmahlSfeier. Pfarrer Schulze. Kollekte für Innere Mission. — Donnerstag, den 16. März. 4 Nhr Alten-Bereinigung in der Silberweide. 8 Uhr Bibelstunde in Fri-dersdors 8 Uhr im Ratskeller Wählerverfammlung für Stadt Pulsnitz: KirchgtmeindemrtretangSwahl. Aussprache über auszu- stellcnde Kandidaten. — Sonnabend, den 18. März. 3 Uhr Jungm«uner»ercin. Des Herzens Gebot. Original-Novelle von Fr. Lehne. IG - (Nachdruck verboten.) Es war, als dränge sich Bernhard Wagners Bild vor di« elegante, weltmännische Gestalt des Grasen, sie traurig, »orwurssovll, warnend avsrbend. Nicht einer Minute der Ueberlegung bedurfte sie mehr! Sie nahm seine Hand. »Gras W!.Metten, verzeihen Sie mir!" sagte sie leise mit weicher, bittender Stimme verzeihen Sie mir und lassen Eie uns oiese Stunde vergessen — denn ich kann Ihren Wunsch nicht erfüllen!" Wassungslos starrte er sie an. Das halte er dach nicht erwartet. Er war doch seiner Sache so sicher gewesen, daß er mit seiner Werbung gezögert, weil ihm dieses Ungewisse, Spielende uud doch Bedeutungsvolle, was zwischen ihm und Dagmar bestand, einen prickelnden Reiz gab, den er jeden Tag von neuem genießen wollte. Sie war ihm ja sicher. Und nun auf cinm»I die überraschende Wendung. Sie hotte ihn einfach nicht »erstanden, denn sonst war es doch undank bar, ihn, Arnulf Willstetten, abzuweisen, »Dagmar, ich dvt Ihnen mein Herz, meinen Namen an!" Seine Stimme bebte vor Aufregung, mit nerpöser Gebärde zerrte er an feinem blonden Bärtchen. »Ja, Graf Willstettcn, sich habe Tie wohl verstanden nnd ich danke Ihnen für die Ehre, die Sie mir zugedacht haben. Meine Antwort aber bleibt die gleiche." »Aber warum, Dagm»r?" fragte er saffungslos; sein hübsches Gesicht war tief erblaßt. »Weil mein Herz nicht mehr frei ist!" sagte sie einfach uffd klar und bei tzem Gedanken an Bernhard Wagner trat «in Lächeln in ihre Augen, auf ihr schönes Gesicht, das da durch förmlich »erklärt wurde. Er sah es und in das Gefühl seines beleidigten Stolzes, seiner gekränkten Eitelkeit, mischte sich ein ehrlicher Schmerz, dieses seltene Mädchen, das er auf seine Art aufrichtig liebte, an einen anderen verloren zu haben. Wer aber konnte der Glückliche sein? Er wußte niemand unter den Bekannten, den sie vor ihm bevorzugt hätte »Dagmar, ich gl«»be sicher, daß ich Ihnen nicht gleich" gültig war!" murmelte er, noch immer nicht recht begreifend, »aber wer, wer? — Und mich haben Sie vor so vielen aus gezeichnet — ermutigt I" »Tis haben recht, mich anzuklagen; ich bin nicht frei »0» Schuld," entgegnete sie offen, »aber ich will sie nicht noch vergrößern daourch, daß ich ohne Liebe die Ihrige würde. Tie täusche und belüge und uns beide schließlich unglücklich mache, Gras Willsietten! Es ist etwas in mein Ltdrn getreten, wovon ich selbst vor vier Wochen noch nichts geahnt hatte — unbedenklich hätte ich do Ihre Werbung angenommen! Sehen Sie, ich bin ehrlich und deshalb dürfen Sie mir nicht zürnen, ich bitte Sie so herzlich um Verzeihung!' Sie streckte ihm beide Hände entgegen und mit be zwingendem Blick sah sie ihn an, »ich werde abreisen, Gras Willsietten, niemand wird nur ein Wort von mir hören — und Sie werden mich vergessen." »Das werde ich nie!" stieß er mit halberstickter Trimme hervor; er drückte ihre Hände, daß es sie schmerzte. Sehn süchtig blickte er nach dem roten Munde, von dem er so oft geträumt Wie gern hätte er ihn geküßt. Und wenn er nicht in triumphierendem Siegesbewußtsein gewartet hätte, bis es zu spät geworden, so hätte er heute das schönste Weib sein eigen genannt Um nicht Aufsehen zu erregen, mußte Dagmar mit ihm in den Saal zurück. Sie fühlte sich so frei, so leicht, wie seit langem nicht. Sie hatte ihre Eitelkeit besiegt; die Probe war nicht leicht gewesen, aber der Sieg war köstlich — und sie hatte sich selbst gerettet. Der Abglanz dieses schönen Gefühls lag noch aus ihrem Gestchl, als sie ihre Mutier cwssuchte. Ucberrascht blickte diese ans die Tochter. »Was ist dir, Kind?' „Nichts, Mama! Aber eine Bitte: Latz uns gehen!" »Ist dir nicht wohl, Dagmar?' Sie war sehr erstaunt, diesen Wunsch zu hören, denn sonst war die Tochter unermüdlich im Genietzsn. .O doch, Mama? Nur --- ich habe keine Lust mehr zu bleiben; ich möchte nach Hause! »Dagmar, dir in etwas geschehen, sage es mir! Ich habe dich längere Zeit nicht gesehen — und Willstrtien ist auch vermißt!' setzte sie etwas zögernd, wie fragend hinzu. Ungeduldig schlug Dagmar mit dem Finger in die Handfläche. »Bitte, Mama, frage nicht weiler. Nach diesem Tanz gehen mir unbedingt, richte dich danach ein I" Der Ton war wenig kindlich; in jedem anderen Falle würde ihn die Präsidentin zurückgewiesen haben; jetzt hielt sie ihn der Erregung zugute, in der sich die Tochter augen scheinlich befand. Denn zwischen ihr und den, Grafen mutzte sich etwas ereignet haben. Sie hatte keine Ruhe, ehe sie das nicht erfahren. An ihrem Hotelzimmer hielt sie Dagmar zurück, als diese ihr gute Nacht wünschte und ihr Lager aussuchen wollte. Sie fragte. .Gut denn. Mama, wenn tu es durchaus wissen willst, — Willsietten hat um mich ungehalten." Daam«r mußte sprechen, um die Mutter vor möglichen Indiskretionen zu bewahren. »Ah, dacht ich mirs doch!" Ein tiefer Atemzug hob die Brust der stolzen noch immer schönen Frau. Sie schloß die Tochter in die Arme. »Mein liebes Kind!" Dagmar entwand sich ihr; diese so seltene Gefühls regung der Kühlen Mutter verursachte ihr beinahe Unbe- hapen. Und wie gern hätte sie die Liebkosungen der Pfar rerin hingenommeu, die ihr die Wangen streichelte, die Hände drückte, die so ost an ihrem Bette gesessen und sie in mütter licher Weise betreut und verhätschelt hatte! Da war es aber auch der Ausfluß eines echten, warmen Gefühls gewesen und hier! Dagmar hatte ein feines Empfinden für das Ge machte, Komödienhafte in dem Benehmen der Mutter, der sie noch vor wenig Jahren eine unwillkommene R!»alin in der Brsellschast gewesen war, bis sich die Präsidentin darein gefunden hatte, eine erwachsene Tochter neben sich zu haben, die ihr den Rang als erste streitig machte, hatte lange ge dauert. Ein herzliches Verhältnis bestand auch nicht zwischen den beiden. »Verzeihe, Mama, daß ich dir eine Enttäuschung, eine sehr »roße vielleicht, bereiten muß, ich hübe nämlich seinen Antrag abgefeimt!" Dagmar tagte das so, als ob sie von der gleichgültigsten Sache der Welt spräche, als ob sie das garmchts anginge. Die Präsidentin fuhr aus, sie glaubte nicht recht gehört zu haben. »Dagmar, bist du von Sinnen?" »Nein, Mama, durchaus nicht!" lautete ihre gelassene Erwiderung. »Aber warum denn in aller Welt?' »Ich liebe ihn nicht." Frau Adenberg zuckte die Achseln. »Das ist Kein genügender Grund." »Für mich doch, Mama!" »Wirklich? Für so lächerlich sentimental hätte ich dich nicht gehalten! Ich begreife dich nicht. Was stört sich auf einmal an ihm? Du hast doch früher zugegeben, daß er dir sympathisch ist und um seinetwillen bist du doch hier her gekommen!" »Das gebe ich gern zu. Es war auch mein fester Entschluß, mir den Grasen zu erringen — und nun ich vor dem Ziel stand, konnte ich nicht ja sagen, und wenn es mein Leben gekostet hätte!" Fortsetzung folgt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)