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Pulsnitzer Wochenblatt : 23.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-192203235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19220323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19220323
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-23
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 23.03.1922
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Nr. 35 Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 2? Milz !S22 Sette S. Kalenderjahres 1822 aus dis Einkommensteuer für dieses Jahr angerechnst. — (Ueberfülungderakademischen Berufe.) Die Wirtschastsbeihilse der deutschen Studentenschaft, die ihren Sitz in Dresden hat, richtet einen bemerkenswerten Aufruf an die Abiturienten der höheren Schulen, nicht das Hochschul studium zu ergreifen. Unser Volk habe für eine breite Schicht geistiger Arbeiter nicht mehr Brot genug. Der Staat fange an, die höheren Beamtenstellen zu vermindern. Auf diejenigen Berufe, die heute noch gewisse Aussichten bieten, stürze sich die Masse der jungen Studierenden. Trotzdem ist in den meisten akademischen Berufen eine »»llkommene Urberfüllung zu ver- zeichnen. Die Kosten des akademischen Studiums find gewaltig gestiegen. Selbst für das billigste Studium müssen nach den heutigen Verhältnissen 35 000 bis 40000 Mk. gerechnet werden. Das medizinische Studium dürste unter 100000 Mk. kaum noch durchzufühl er fein. Der Ausruf wendet sich dann an die Schüler der höheren Lehranstalten und fordert sie auf. in die praktischen, handarbeitenden Berufe hineinzugehen. Wer eine ganz besondere Begabung für wissenschaftliche Arbeit hat, möge dann später Werkstudent werden, damit er sich in den Ferien nebenbei Verdienstmöglichkeiten schaffen kann. Ohorn. (Bühnenturnen) Wie im Inseraten teil ersichtlich, findet Sonntag, den 28. März ein vom Hurnverein zu Ohorn veranstaltetes Bühnenturnen statt Dieses Bühnenturnen soll zugleich Werbeturnen sein, weshalb der Eintrittspreis äußerst niedrig be messen ist. Das Programm ist reichhaltig und unter haltend und wird hoffentlich der Abend dazu bei tragen, daß sich immer mehr die Ueberzeugung Bahn bricht, daß jeder eine Leibesübung betreiben mutz, wenn er gesund bleiben will. Der Reingewinn des Abends soll Zum Ausbau des Turn- und Spielplatzes Verwendung finden und schon des guten Zweckes wegen ist dem Verein ein voller Saal zu wünschen. Oberlichtenau. (Alters Hilfe.) Die erfreuliche Summe von 58öS Mk. brachte die Temeindesammlung zu (Zünften der „Altershilfe des deutschen Volkes". Allen Spendern hiermit den herzlichsten Dank. An erkennung und Dank den Betriebssammlern-, auch unserm Damrnchor, welcher sich bereitwilligst erbot, die Haussammlungen vorzunehmen und zur großen Freude durchführte. Lichtenberg. (Konzert) Am letzten Sonn tag fand im Ob<-rgasihof ein Konzert des Minner. Gesangvereins .Liederkranz" statt Die Bortragsfolge war sine reichhaltige Lieder für Mannerchor, ge mischten Chor einige Quartetts und Couplets erfreuten dis Zuhörer. Zumeist waren es Volkslieder, die dar- gebvten wurden. Recht nett wirkten vor allem das Tanz- liedchen „Mädel, flink aut zum Tanz" von Nagler und .Pappelmäulchen" von Wohlgemut Herr LisSermeister Lauterbach hatte seinen Chor von 40 Sängerinnen und Sängern fest in der Hand, und sein ruhiges Taktieren wirkte wohltuend Leider wurde den tapfern Sängern das Singen dadurch erschwert, daß die Bitte, vor und während des Konzerts nicht zu rauchen, nicht befolgt wurde Da der Reingewinn dem hiesigen Elockmfond überwiesen wird, so ist eine günstige Einnahme zu hoffen gewesen. z n Bautzen. (Eine Versammlung Oberlau« fiter Gürtner), die sich mit der immer schärfer in Erscheinung tretenden NMaqe der Erwerbsgärtnereien be schäftigte, sand am Sonntag unter Leitung des Gärtnerei, befitzers Pötschke, Vorsitzender der Gartenbau - Gesellschaft von Bautzen und Umg. statt. Es wurde dabei festgestellt, daß kaum eine andere. Erwerdsgruppe im deutschen Wirt schaftsleben sich in so verzweifelter Luge befindet wie die Gärtnerei. Schon lange decken die Verkaufspreise nicht mehr die Gestehungskosten Dazu kommt die Steigerung der Kosten für Neuanschaffungen und der Tariflöhne, für Sämereien, Dünger usw. Das Ergebnis der Tagung wurde in folgender Entschließung zusammengefatzt: .Die am Sonn tag in Bautzen versammelten erwerdtreibenden Gärtner er blicken in der bestehenden Gewerbesreiheit und dem dadurch geförderte« Pfuschertnm eine schwere Gefährdung ihrer Existenz. Dis dm Erwerbsgärtnern drohende weitere Be lastung mutz dazu führen, daß der bisher in der Welt hoch geachtete deutsche Gartenbau unweigerlich dem Untergange geweiht ist, wenn nicht seitens der Regierung Matznahmen ergriffen werden, die dem die Erwerbsgärtnerei schwer schädigenden Pfuschertum ein Ende bereiten. Die Versamm lung richtet daher an die gesetzgebenden Stellen die dringende Bitte, ein Gesetz zu erlassen, durch welches der gelernte erwerbtreibends Gärtner vor dem Pfuschertum geschützt wird. Es dürste der Regierung nicht unbekannt sein, datz in den Gärtnerberus alle möglichen Existenzen eingreifen, denen ihre Werktätiqkeit hinreichend Lohn und Brot gewährt' Gleich zeitig wurden Richtlinien für den Pflanzenoerkauk im Mcüh- jahr 1S22 aufgestUlt, um eine Ueberteuerung des Publikums durch den Zwischenhandel zu verhüten. Die neue Airchgemeindeordnung. Zur KirchgemelttdeverLletungswah! der Pulsnitzer Parochis am 26. Mürz 1922 , Mit dem 1. April dieses Jahres werden in ganz Sachsen die bisherigen Kirchenvorstände ausgelöst, und eine neue Kirchgemeindeordnung tritt in Kraft. Warum auch aus kirchlichem Gebiet eine Neuordnung? Nicht in erster Linie um dem Zuge der Zeit zu folgen, sondern um auch durch d!e neuperegelte äußere Organisation einer wirkungs volleren Entfaltung christlichen Lebens die Bahn zu ebnen Der inzwischen schon berühmt gewordene 81 der neuen Kirch- gemcindeordnung vom 2 März 1921 kennzeichnet die Aus» gaben der Kirchgemeinde ebenso stark nach der Seite des Gottesdienstes wie nach der Seite unmittelbar praktischer christlich sozialer Arbeit. So steht z B. in diesem Z1: »Die Kirchgemeinde soll allem unchristlichen Le tz e n st e u e r n." Ist bisher die Kirchgemeinde im Sinne dieser Forderung schon irgendwie das öffentliche Gewissen gewesen, das sich nickt aus Worte nur beschränkte, sondern auch zur Tat überging? Auch wer gereist urteilt und manche kirchliche Auswirkung überdenkt, die sich statistisch nicht fassen läßt, mutz doch sagen, datz hier bisher nur bescheidene An fänge erzielt worden find. Die breitere Grundlage der neuen Kirchgemeindeordnung will hier vorwärts helfen. Um die Mitglieder der gesamten Kirchgemeinde zur verständnisvollen Erfassung und Erfüllung ihrer Ausgaben anzuleiien, find die in der Wählerliste Eingetragenen zu Kirchgemeindeosrsammlungen zusammenzufassen. Pur Teilnahme find alle in die Wählerliste aufgenommenen Gemeindeglieder berechtigt und verpflichtet. Andere Kirch gemeindeglieder find als Zuhörer zugelassen. Wenigsten» einmal im Jahre hat eine derartiM Kirchgemeindeversamm- lung mit Eröffnung durch gottesdienstliche Feier stattzufinden, damit ein Jahresbericht über das Gemeindeleden und über die Tätigkeit der KbÄgemeind,-Vertretung und des Kirchen- Vorstandes bei freier Aussprache entgegen genommen werden kann Wieviel Segen kann von hier bei ruhigem, allseitigen Meinungsaustausch ausgehen! Politisch fehlt uns derartiges durchaus und wir hätten es auf politischem Gebiet genau so bitter nötig wie auf kirchlichem! — In allen Kirchgemeinden von mehr als 2000 Seelen ruht die eigentliche Leitung und Verwaltung der Kirchgemeinde auf der aus ihrer Mitte ge wählten Kirchgemeindevertretung. Bei einer Ge meinde wie Pulsnitz, deren Srelenzahl zwischen 10000 und 16000 schwankt, hat die Zahl der KirGgsmeindroertreter mindestens 25, höchstens 30 zu betragen. Durch Ortsgesetz ist für die Auisnitzer Kirchgemeinde die zulässige Höchstzahl festgesetzt. Z« den SO Kirchgemeindeoertrstsrn gehören die drei Geistlichen und sieben berufene Vertreter, von denen sechs zuvor von einzelnen Gruppen vorzuschlagen oder zu präsentieren find. Was Recht der Präsentation haben die Frauensereine in ihrer Gesamtheit, die Religionsunterricht erteilenden Leürer, dis Vertretung der Stadt Pulsnitz, dis übrigen fGemsindermtrttungen, die k'rch'ickm Vereine in ihrer Gesamtheit. Von den 27 weltlichen Kirchasmeinbever- tretern entfallen aus die Stadt Pulsnitz 9, auf die Meitzner Seile und Ohorn je 5, aus Oie>- und Nieder neina je 8, aus Friedersdorf 2. Diese Zahl wühlt die ein-.elne Gemeinde, jedoch unter Kürzung der aus den einzelnen Gemeinden etwa berufenen weltlichen Vertreter, damit jeder Parochialteil im» mer entsprechend seiner Seelenzahl gerecht vertreten ist. Die Einführung der Berufung gibt die Gewähr, datz möglichst alle Kreise vertreten find und die Zufammsnsetzunz der Kirch- gemeindevrrtretung alle dir Kräfte ausweist, die für ein ge deihliches Arbeiten nötig sind. Nicht Parteiung, sondern wirkungsvoller Zusammenschluß ist der Grundsatz. — Die Kirchgemeindeoertrstung wühlt aus sich heraus als ihren Ar» bsitsausschutz den Kirchenoorstand, dessen Zusammen setzung auch wieder ortsgeseslich geregelt ist. Er wird die lausenden Arbeiten zu erledigen haben, während die letzte Entscheidung immer der breiten Kirchgemeindeorstretung zu fällt. Wählbar für die kirchliche Korporation find nur Kon- fiermierts männliche und weibliche Glieder der Kirchgemeinde von gutem Nute, bewährtem christlichen Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrung, dre das 25. Lebensjahr vollendet haben. Die neue Klrchgemeindeordnnng ruht im besten Sinne des Wortes aus demokratischer Grundlage. Wer ernstlich mitfchaffen und raten will, hat freieste Möglichkeit. Viele werden stumpf bleiben, andere nörgeln und mitztrauen, die aber das Herz aus dem richtigen Fleck haben, werden den guten Willen sehen, der das Neus auf kirchlichem Gebiet ge schaffen hat, und werden selbst guten Willens Mitarbeiten. Aus sie allein kommt es tm öffentlichen Leben an, selbst wenn sie klein an Zahl find. Mögen fie am 26. Mörz 1922 in den Grenzen der Kirchgemeinde Pulsnitz gewählt werden! 8m. PsWMe NMWchem. Berlin, 21. März. (Neus Strusrkompromitz- Schwierigk eiten?) Wie bereits mitgeteilt, wird Dr. Näthenau in der morgigen Sitzung des Auswärtigen Ausschusses eine Erklärung über das Brmelmann'sche Ab- kommen abgeben. In parlamentarischen Kreisen legt man dieser Sitzung außergewöhnliche Bedeutung bei, da man be fürchtet, datz die Deutsche Wocksymtei ihre Piogrammsor- derung, bedeutsame Verträge nicht ohne Zustimmung des Reichstages abzuschlietzen, aufrecht erhält uno datz bei einer die Deutsche Volkspartei nicht befriedigenden Erklärung Rathenaus neue Komplikationen für das Zustandekommen des Steuerkompromifsss entstehen Vertin, S2. März. (Die Matzregolungender Eisenbahntzeamten) Nach einer Mitteilung, die der R^ichsverkehrsminister Gröner in der heutigen Sitzung des Reichslagshauvtausschusses machte, sind wegen d-r Beteili- gunb am letzten Eisend ahnerstrM rund 380 Disziplinarver fahren anhängig gemach: und 120 bis jetzt eingestellt worden Von Kündigungen bei kündbaren Beamten sind insgesamt 23tz aufrecht erhalten worden. Berlin, 22. März. (Ablehnende Haltung der deutschen Regierung.) Wie dis Telegraphen - Union v»» gut unterrichletcr Seite erfährt, entspricht der noch nicht »orlicqeude Wortlaut der Rcparationsnote im wesentlichen den schon veröffent lichten Inhaltsangabe In Aeg-erungÄreisen wird erklärt, datz, falls der Wortlaut der Note im wesenttichcn sich mit dem bereits bekannten Inhalt deckt, einer Reihe v»u Forderungen »er Entente seitens der deutschen Regierung nur ein glattes „Nein" entg^en- gesetzt werden kann. Mit dieser Auffassung wird auch dis Sozial demokratie hinter dem Kabinett stehen. Am Gommöend wird die Regierung wahrscheinlich eine Erklärung zu der Note der Repara- tirntkommisswn abgeben. Berlin, 23. März. (Abschluß der Ernähr»ngs- konfereuz der Länder.) Nach zweitägigen Beratungen un ter dem Vorsitz des Staatssekretärs Dr. Huber wurde am Mittwoch dis Grnährungskonfercnz der deutschen Einzelstaaten geschlossen. Die Konferenz befaßte sich hauptsächlich mit der Getreidefrage. Es stand im Hordergruub, ob die Zwangsumlage beibehalten werden soll oder nicht. Das Reichsministerium selbst enthielt sich jeder Stel lungnahme. Man gelangte zu einem übereinstimmenden Bocum der Länder, die sich für die Zwangsumlage aussprachen. Nur Bayern hat sich seine Stellungnahme noch Vorbehalten. Berlin, 23. März. (Der Wortlaut der Repara tionsnote.) Der jetzt vorliegende Wortlaut der Reparations note entspricht im wesentlichen den schon veröffentlichten Inhalts angaben. Der Schluß beschäftigt sich vor allem mit den Ueber- wachuugsmatznatzmeu und denen zur Herabsetzung der Ausgaben. Schließlich sind folgende befristete Forderungen gestellt: 1. Die deutsche Regierung soll vor dem 30. April 1922 den Entwurf für die Ausgabe ihrer inuereu Anleihen in anderer Form als den von der Reichsbank diskontierten Schatzauweisungen und in einem Be trage aufstellen, welcher genügt, um den Fehlbetrag des Haushalts bis zu de» Augenblicks etwa gegenüber zu stellen, in welchem der Haushalt mit Hilfe des Ertrags der Steuern ins Gleichgewicht ge bracht werden kann. 2. Die deutsche Regierung hat der Repara tionskommission bis zum 3. April 1922 das Programm von Maß nahmen vorzulegen, welche dazu bestimmt find, der mißbräuchlichen Ausfuhr von Kapital ein Ende zu machen. 3. Die deutsche Re gierung wird die notwendigen Maßnahmen, um die volle Unab hängigkeit der Reichsbank gegenüber der deutschen Regierung zur Befriedigung der Reparation sicherzustellen, rechtzeitig treffen, damit sie ver dem 31. Mai in Kraft treten können. 4. Die deutsche Re gierung wird vor dem 31. Mai in der gleichen Form und in den gleichen Fristen wie gor drm Kriege die Feststellung und Veröffent lichung der wirtschaftlichen und finanziellen «Statistiken wieder auf- nshmen. Sie wird in den Fristen, welche ihr von der Reparations- kommissio» in jedem einzelnen Kalle mitgeteilt werden, jede neue Statistik oder jede neue Form der Ausarbeitung von vor »sm Kriege bestehenden Statistiken schaffen, welche die Reparatienskommission zwecks Ausführung de» Uertrages und insbesondere der gegenwär tigen Bestimmungen für nützlich erachten sollte. — (Schnellste Erledigung tzerSteuervor- lagen.) Der Reichstag soll nicht nur vor Ostern, sondern auch nsch in dieser Woche große Arbeiten »»llbringen, denn man hält es in den Regierungskrrisen für dringend notwendig, daß die neuen Stsuergesctze, nachdem deren allgemeine Beratung bereits am letzten Sonnabend beendigt worden ist, nunmehr auch rasch in zweiter und dritter Beratung fertig gestellt» werden. Deshalb hat der Ältestenrat des Reichstages nach einer Be sprechung mit dem Reichssinanzminister Dr. Hermes beschlossen, daß der Reichstag alle Anstrengungen machen soll, noch in dieser Woche alle Steuervsrlagen zu erledigen Wenn dies in den Tagessitzungen des Reichstages nicht möglich sein sollte, dann sollen auch noch Abenhsitzungen stattsinden. Um in dieser Hin sicht bis zum Freitag oder Sonnabend zu dem gewünschten Ziele zu gelangen, haben die Steuerausschüsse des Reichstages schon seit Montag ihre Arbeiten begonnen. Die rasche Erledigung der Steuervorlagen muß auch hauPtfächlich deshalb durchgesetzt werden, damit in der Zeit dis in die Osterferien des Reichstages auch der Reichshaushalt durchberaten werden kann. An erster Stelle wurde in zweiter Beratung das Vermögenssteuergesetz vom Reichstage erledigt. Der Führer der Deutschnationalen Bolkspartei Dr. Helfferich kriiifierie dabei wieder scharf die Art und Weise, wie das Steuerkompromiß zustavdegekommen sei. Dr. Helfferich gab aber zu, daß die Richtlinien ver Deutschen Bolkspartei sehr gut seien, aber es sei noch daran zu zweifeln, ob sie bei der neuen Steuergesetzgebung auch wirklich durch - geführt werden würden. Auch will die Deutjchnationale Volks - Partei die Zwangsanleiyr unter keinen Umständen bewilligen. Die bekannten Angriffe auf die Steuervorlagen wurden dann auch bei tzer zweiten Beratung von den Unabhängigen Sozial demokraten und v»n tzen Kommunisten unternommen und Härte man aus ihrem Munde nichts Neues. Es zeigte sich aber wiederum deutlich, daß die Komprsmißparteien das Schicksal der Sleuervsrlagen fest in den Händen haben, und daß deshalb die Steueroorlagen wohl auch in wenigen Taxen erledigt jein werden. — (Lloyd George und die Konferenz von Genua.) An dem Rücktritte des Ministerpräsidenten Lloyd George zweifelt in England wohl niemand mehr, denn jeder Abgeordnete des englischen Parlamentes hat erkannt, daß die Koalition der Liberalen und Ksnseroativen, ans die sich der Ministerpräsident Lloyd George mit seiner Regierung stützte, jetzt nichts mehr wert ist, denn die Konservativen haben dem Ministerpräsidenten Lloyd George das Vertrauen gekündigt. Der, praktische Sinn der englischen Politiker will aber auch wegen der Notwendigkeit der Regierungswechsels die Konferenz »on Genu» nicht scheitern lassen, und deshalb soll Lloyd George erst nach der Konferenz von Genua zmücklreten. Tatsächlich wird auch Lloyd George Ler Konferenz in Genua beiwohnen, denn er hat in Genua für sich, seine Frau und Tochter bereits tzie Dauer der Konferenz ein Landhaus mieten lassen. Hannover, 21. Mörz. (Wieder eine Fabrik durch den Einspruch Nollets gefährdet.) General NoLet besichtigte heute das ehemalige Graust.mfüll werk Neulüß bei Unierlütz in der Heide. Nachdem bereits sämt liche Mititäibetriede infolge des Versailler Friedens ankge- geben wurden waren, draht nunmehr auch dem Werke Neu lütz die Vernichtung durck bis von der Entente geforderte Beseitigung sLnilicher G däude. Dis Weck«, die feit Been digung des Krieges im Einverständnis mit der Entente Ge schosse eniiud und auf diese Weise wenigstens einen Teil der durch den Versailler Vertrag brotlos gewordenen Arbeiter beschäftigten, beabsichtigten, in Neulüß eine Feldbahn und GühMugfabrib, verbunden mit großer Holch-mb-Rungs- werkstLLie, smzmichien und haben den Betties bereits be« gönnen. Mit diesem Unternehmen war der notleidenden ÄrbeiterbeMksmng der Gegend sehr gedient. O' General Nöller, sich durch d'e Besichtigung Hai davon überzeugen lassen, daß mit den bereits erfolgten Zerstörungen der mili- tLrischen Einrichtungen dieser Wecks, die dem Reiche schon ungeheure Kosten verursachten, den Forderungen ves Ver sailler Vertrages genug getan ist, Reidt abzuwarien. Italic». Rom, S2. März (Kriegserklärung eines deutschen Kommunisten.) In Rom ist am Montag unter Anwesenheit von ISO Delegierten der z»site Kongreß der Kommunistischen Partei Italiens eröffnet worden. Der Vertreter der deutschen Kommunisten gab einen eingehenden Uederblick über tzie wirtschaftliche und politische Lage der Proletarier in Deutschland, die, wie der Redner betonte, von der Arparations- frage, d. h. »om Versailler Vertrag beherrscht »erden. Sie in Lannes beschlossenen Finanzmaßnabmen wirken ausschließlich auf die Arbeiterklasse. Es sei wahrscheinlich, daß in -Deutsch land bald eine neue Periode eines heftigen Kampfes zwischen dem Proletariat und der von Timurs geführten Bourgeoisie entbrennen werde. Der Großindustrielle Sünnes sei heute bei nahe uneingeschränkter Beherrscher der Industrie und genieße die Unterstützung der Regierung. Der Vertreter der französischen Kommunisten gab ebenfalls einen Bericht über die Lage In folge tzer vor kurzem erfolgten Spaltung innerhalb der Gewerk schaften zählt der Allgemeine Arbeiterbund nur noch 60 000 Mitglieder, während die von Kommunisten und Syndikalisten gebildete Partei 40 000 Mitglieder zähle. Serbien. Belgrad, 21. Mörz. (Die serbische Kauf mannschaft für rasche Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen mit Deutschland.) In vielen Stödten Südslawiens wurden Versammlungen der Kaufleute Lbgrhslteu, in Venen eine Entschließung angenom men wurde, die die Handele Kammern auffocdett. bei der Regierung vorstellig zu werden, den Handelsvertrag rascher durchzusühren, weil die deutschen Bezugsquellen für Indu- sirieartikel sehr günstig und dis deutschen Spezkalleistungen auf technischem Geb eie für Südslawlen unentbehrlich und notwendig seien. Irland. — (Neue Sturmzeiten in Irland.) Die An erkennung der Selbständigkeit Irlands durch England hat in Irland noch lange nicht die Ruhe hsrgestellt. An tzer Grenze zwischen Irland und der Grafschaft Ulster kam es zwischen den Trupyen des irischen Heeres und den Ulsterleuten zu schweren Kämpfen. Es wurden dabei Befestigungen angelegt und alle Brücken in die Luft gesprengt. Auch ist es in der Stadt Belfast zu neuen Kämpfen gekommen. Deutscher NeichMsg. Sitzung vom 21. März. Der Kamp) um die neuen S!euern nimmt im Reichs tage seinen Fortgang. Die Komprsmißparteien halten fest zusammen, sodaß nur unwesentliche Aendervnqsn an den Ausschutzbeschlüffrn vorgrnommen werden. Die Deutsch- nationalen versuchen, sachlich mitzuarbeiten, während die Kommunisten durch Demonstrationsanträge die Verhand lungen in die Länge zu ziehen suchen. Es bleibt immer dasselbe Bild. Ls sprechen die Redner der Opposition von
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