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Nr. 77 Pulsnitzer W»chsnbl«tt. — Dienstag, drn LS Mai 1920. Seite 2. lichkeit umgearbeitet. Alsdann sollen die Arbeiten für die mechanische Hers ellung mit besonderer Be schleunigung durchgeführt werden, sodaß die ersten Marken, namentlich zunächst die hohen Werte vor aussichtlich in 2 bis 8 Monaten erscheinen können. — (Der weitere Ausbau der Reichs wasserstrahen.) Die Regierung hat am Freitag mit dem Aelreftenausschuß der Volkskammer die Neichswassersiraßenftage besprochen. E > bestand Ueker- einstimmung darin, daß mit Nachdruck darauf hin- gewtesen werden müsse, daß bei dem Ausbau der deutschen Wasserstraßen die sächsischen Wirffchafls- interefsen gewahrt werden Zn der Frage der Fort führung des Mittellandkanals sprach man sich vor allem in Rücksicht auf das Leipziger Industriegebiet einstimmig für die sogenannte Südlinie aus. — «Gute Aussichten auf eine reiche Obsternte) Aus allen Teilen des Reiche?, vor allem aus der ganzen Provinz Sachsen, laufen Mel- ungen ein daß bei einer weiter n günstigen Witter- ng dis diesjährige Obst-, Kernobst- w d Strauch obsternte so ausgezeichnet ausfali n wird, wie seit 30 Zohren nicht mehr. — (10 Kandidatenlisten im Wah!« kreise Oftsachsen.) Beim Wahlkreiskommijsar für den ostsächsischen Reichstagewahlkceis sind nicht weniger als 10 verschiedene Woh'vorschtage einge- bracht worden, und zwar von der DemschnatiLnalen Volkspartci, der D utschen Bolkspartsi, der Demokra tischen Partei, der Zsntrumspartsi, vor» den Mehr- Heits-Sozialdemokratrn, von den Unabhängigen, von den Kommunisten, von der Lauft M Voikspartei, von einem polnischen National-Kom tee und von den Zmpfgegnern. — (Die Notlage der kleinenRentner.) Wie aus Dresden gemeldet wird, wurde dem Reichs- finanzminister Dr. Wirih eine Denkschrift des Vereins der Klein und Mittelrenlner Sachsens überwiesen, worin sie ihre finanzielle Nst schilderten. Sie forder« trn u. a. Steuerfreiheit für alle alten und erwerbs unfähig;« Rentner mit Einkommen bis zu 6000 M, weiter Vergünstigungen beim Reichsnowpfer und endlich Unterstützung alter oder erwerbsunfähiger Rentner, dergestalt, daß jeder mindestens ein Ein» kommen von 3600 M insgesamt erreicht. Für alle Personen dcs Haushalts werden weitere WO M im Eesamtbetmgs von i800 M gefordert. Der Rerchs- finanzminister sp ach dem Verein weitestgehende Unter; stützung zu — (Wie man der Poft ein „Schnipp chen" schlägt.) Ein findiger L?ser schreibt der „Voß": Eine Postkarte kostet im Orts- wie im Fernverkehr seit dem 6. d. M. 30 Pfg, will man sie einschreiben lassen, so kostet sie 80 Pfg. Aber man kann's auch billiger haben! Wenn man an einen Postscheck Test- nehmer eine kürzere Nachricht (eben eine Postkarte) schreiben will, gebe man eine Zahlkarte über einen oder einigen Pfennigen auf und nutze den Abschnitt gut aus. Uebcr diese Zahlkarte erhält man sogar eine Einlieferungsbescheinigung, genau wie für eins eingeschriebene Postkarte; und sie kostet nur 5 Pfg. Porto und 1 Pfg. „Betriebskapital'! Ueber die be deutende Arbeit, die eine Zählkarte der Postverwal tung verursacht, wollen wir uns den Kopf nicht zerbrechen; nutzt sie dis Zwangslage des Publikums aus und erhöht ihre Gebühren so stark, so wird uns verstattet sein, die „Konjunktur" des billigen Scheck verkehrs auszunutzen und statt 30 oder 80 Pfg. für eine Postkarte nur 6 Pfg für eine Zahlkarte anzu legen; dann schreibt man S- bezw. 13 mal billiger. — (Radfernfahrt um die Lausitz.) Zur Wiederbelebung des durch die Kriegejahre gelittenen Straßen- und Saalsports, veranstaltet der Sächsische Radfahrerbund am Sonntag, den 30. Mai, eine Fernfahrt rund um die Lausitz, die sich über 175 km erstrecken wird. Die Fährst geht von Neugersdorf aus über Ebersbach, Neusalza, Niederputzkau, Neu stadt, Stolpen, Radeberg, Pulsnitz, Kamenz, Bau tzen, Löbau nach Neugersdorf zurück und beginnt früh 5 Uhr — (BraunkohlenverkehrvonVöhmen nach Sachsen) 3m Monat April 1920 sind aus Böhmen nach Sachsen im ganzen 96993 t Braun kohle übergegangen, davon 78178,6 t per Bahn, der Rest auf dem Wasserwegs. Nach Norddeutschland sind in derselben Zeit aus Böhmen 28 209,2 t Braun» kohle gelangt, davon 16 632,9 t per Bahn und 9576,3 t zu Wasser. 3m ganzen sind also au« Böhmen nach Sachsen und Norddeutschland 123182,2 t Braunkohle übergsgangen. 3n dieser Summe sind 4 533 t ent halten, die auf das Kontingent nicht angerechnet werden. Außerdem sind 12 363,5 t Bunkerkohle auf dem Wasserwege geliefert worden, die ebenfalls auf das Kontingent nicht angerechnet werden Für den Hausbrand sind im April nach Sachsen und Nord deutschland 14 715,81 geliefert worden, darunter nach Sachsen per Bahn 3190,8 t, per Wasser 10363 t, nach Norddeutschland per Wasser S 12 t, per Bahn 250 t. Kamenz. (Goldene Hochzeit.) Am ver gangenen Freitag feierten der frühere Bezirkstierarzt Herr Veterinärrat Friedr. Gotthelf Bernhard Weigel und seine Gemahlin Ernestine Wilhelmine geb. Mehl horn das FP der goldenen Hochzeit. Das Jubelpaar, das sich noch voller körperlicher und geistiger Rüstig keit erfreut, wurde durch Herrn Pastor Jentsch in der Wohnung eingesegnst und ihm dabei gleichzeitig eine vom Kirchenvorstand gestiftet« Ehrsnbibel über reicht Freunde und Bekannte bewiesen ihre Anteil nahme an dem Ehrentage durch zahlreich« Glückwünsche und Aufmerksamkeiten. Auch wir grstulieren nach träglich aufs herzlichste Möge dem hochgeachteten Ehepaar ein weiterer freundlicher Lebensabend der bester Gesundheit beschirden sein! Leipzig, 23. Mai. (Dem Zentralvor» stand) des Gustav Adolf-VrrrinS ist eine Esbe von einer halben Million Mark von der reformierten Kirchs der südafrikanischen Buren für seine kirchli chen Hilfrwsrke in Deutschland und Oesterreich zu- L,eMMN. nachdem eine gleich hohe Summe bereits frühec vom deutschen und österreichischen Hilfsverem in Kapstadt übersandt worden war In sei nem Dankschreiben weist der Zentralvorstand auf dis Greueltatsn der schwarzen Truppen in den besetzen Gcbietemhin und fragt, wo ü:r Schrei dec Entrüstung bleibe, der die gesamte weise Rasse durchhailrn müsse, und warum England seinem Bundesgenossen nicht in den Arm fall«, wenn schon drr Völkerbund sich zum Schweigen gezwuntzsn fthe, und wie man begreifen solle, daß dis christlichen Kicch-m der Welt diesen sadistischen Kriegsgrsueln mitten im Frieden schwei gen. Schließlich wird die Erwartung ausgesprochen, daß die reformierte Kirchgemeinschaft der südafrika nischen Buren, die infolge ihres täglichen Umganges mit der schwarzen Nasss ein starkes Empfinden für die unerhörte Kulmrschmach haben wrrde, nach ob jektiver Prüfung der Angelegenheit diejenigen schritte tun werde, die ihr Gewissen sie weise. Politische Rundschau. Deutsches Reich. München, 2S. Mri. (Der ein g «standen« .Dolchstoß".) Der Führer de« Unabhängigen in Augsburg, Redakteur Thomas, machte in rti-er MünL nsr Whivtrsimmlung drr U. S P. ein wichtiges G«stänLnt» und erklärt«: Der Dolchstoß von hinten gegen die deutsche Front war der Mckl-chfte Dmchstc ß des rsoolutiorären PrsMaciaLS. — N r also! Warum also erst ableugnen? — (Der Zusammenschluß der nativ» nalen Arbeiter) vollzieht sich in stetig steifendem Umfange. Nachdem kürzlich dis LOOO Landarbeiter der gewerkschaftlichen AröeKnehmergruppe d-5 Pom- merschrn Lindbunde» dem N twNLlocrdaud Dmischer Gewerkschaften bei getreten sind, hab-m sich Weitirr 30 000 im Schlesischen Laudarbri «roerband organi sierte nationale ZaxöarS6Ler diesem Kpitzruorrband der nationalen SiNrrtschssten ar,geschloffen. — (Die Portorrhöhung der Reichs- post eine verfehlte Spekulation.) Wie aus dem RKchrpostmintsterium verlautet, läßt sich nicht leugnen, daß seit der Erhöhung der Postterife der Verkehr durchschnittlich um SS Prozent uachgeloffen hat. Um die Defizite der Verwaltung nicht noch mrhr zu vermehren, muß unbedingt m kürz-sier Zeit eins Vereinfachung in der Verwaltung einrrrten. Diese Vereinfachung bedeutet PersonaUntlass^ngen, Vermin derung der Bestellung«^ Einschränkungen im Schal terdienst, Ersparnisse im Gahnpostverkchc durch Fort, fall gewisser Bahnposien. Alles in allem: Drr Be trieb wird trotz hohen Porto» an allen Ecken verschlechtert. Der Fortfall de» OrttportoS hat in den Großstädten verschiedene Firmen veranlaßt, ihre OrtSpost durch eigene Boten zu versenden. Hannover, 22. Mai. (Di e K assen ärz t«) der Stadt- und Landkreise Hannover und Linden erraffen durch ihren geschästSsührenden Ausschuß in den hie sigen Zeitungen eine Erklärung, wonach siz vo.m 2S. Mat mittags an sämtliche Krankenkafftnmitglieder im Erkrankungsfalle als Privatpatienten nur gegen Barzahlung behandeln, da die Krankenkoffkn die For derung der deutschen Aerzteschast abgelrhnt hrt. Die Vorstände sämtlicher hiesiger O-iS-, Betriebs, Innung«- und Landkrankenksffen bezeichneten da» Vorgehen der Arrzte als Vertragsbruch und geben bekannt, daß st« den Mitgliedern die Unkosten für Arzt und Arznei in bar ersetze« werden. Magdeburg, 21. Mai. (Ein spartakifti- scher Brandherd.) AuS Aschersleben wird der Magdb. Tagztg. mitgeteilt: Die Aufsehen erregenden Vorgänge in GangerLh-usen lenken die Aufmerksam- leit auf einen spartakistische« Hrrd, von dem aus auch die früheren Unruhen in Hall« gesittet und gestützt worden sind. ES ist daS kaum 8000 Einwohner zäh lende Städtchen ErmSleben am Harz. Der Leiter der Bewegung ist ein Landarbeiter Kuhn, der mit seinen Genossen den GebirgSksiS Mansfeld, zu dem Erms- leben gehört, seit langen terrorisiert. Auch die Er mordung des BarsnZ von Knigge in Eadorf ist von ihm ins Werk gesetzt worden. Der Mörder des Herrn von Knigge läuft, obwohl er von einem Genoffen in Quedlinburg mit Namen genannt und auch Seim Oberstaatsanwalt angezetgt worden ist, noch frei in ErmSleben umher. Die ganze Gegend um Hettstädt ist bewaffnet und soll in rote Arbeiterkompagnien ein. geteilt sein. Man befürchtet bei den Wahlen Unruhen. In NjchersleSen tauchen seit einiger Zeit gut gekleidete und reichlich mit Geld versehene russische Agenten auf. Schweiz. Vern, 22. Mat. (Die Schweiz und die Valuta.) Der Zentralvorstand drr stärksten posi- tischin Partei der Schweiz, der Frerfittrng-demokratt. schrn Partei, hat in einer Eingabe an den BundeSrat aus di« NatwendiMit einer energischen Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen des Krieges htngew-efe«. Interessant ist, daß di« Sachvkrflä^di^en-Vrrfefler der Eingabt, die mit Dalutastörunzen noch auf Jahre hinaus rechnen, auch der Meinung find, daß eine Wiederauf«ahme der Handel» mit vLlutaschWachen Ländern in den nächste» Jahren noch nicht zu er warten sei. Der Bundesrat wird schließlich aufzefor- drrt, dis Einberufung eimr internationale« Valuta« Sewegung LsUräftig zu unterstützen, aber Sei ollen Maßnahmen daraus zu achten, daß die schweizerische Valuta unbedingt > ' »!'d bleiben mSFe. Dre Valuta« «ntwertung, die den Ausgangspunkt der erwähnte« Mugabe cm Sen Bundesrat bildet, h»t durch dir Hauffe der letzten W che-besondere durch dis Siei^erunz de» Kurses drr dsmfchrn Mark, eine Unterbrechung erfahren. Frankreich. Paris, 23. Mui. N'ch dem „Priit Parisien* sprach M n sterp äsi ent Millerand gestern zu de« Mitglieder« dsr Kamul«rau»!chüffs für auKwärtjge Angelegenheit«» und Finanzen über d e in Hy Hs zwi schen Hm und Lloyd Georg.« gepflog-men Verhand lungen. Wmn man gezwungen sei, dis Festsetzung eines PaulHalSetra.;s? für die Kr^rrntschärngung zu erörtern, so ergäbe siH da» au» der U Möglichkeit, daß Frankreich den Fcside«? vertrag ohne den Beistand seiner Alliierter» «Mühren könne. Man müsse mit den«« gehen, dis schon alle« ersirngt aber «ich?» mchr zu fordern hätten. Der Grundsatz der ZtnLzih!«ag sei in Hy He worden und man hnbe auch davon gesprochen, dis Geldzahlungen artrennt zu Hal im von drn LiPeruNiM, Lie als N stituLionm erfol gen Mützen, also der Lieftrungrn von Kohle und B eh. Drr Hi«rfuß solle richt geringer sein al» fünf Prozent bei einem Pr .«mt Ämoriis-tisn. — Ribot erklärte Lestern lei der EmeraU-tL-nt; der Sieuerge« sitze im Senat, das DsifmMch« bei der Festsetzung der E--tschädis«:rgSsumm--, dir Deutschland b-z.Hlm solle, sei die Frag« der Pfänder. Erhalte man sie nicht, so gewähre Maa ' «ine Herabsetzupg Ler Schuld ohne sigliche Kompensation. pari», 23 M i. (Tin.-! Einig ungmit de« Metallarbeitern) W.r HaoaS berichtet, ist ge stern im «rffeMmküstkriuN «ine Einigung mit den Mrtallarbrkern in Lothringen erzielt worden; sie er- sine Lohnerhöhung mit Rückwirkung vom 1. April. Paris, 22, M'ri. (Dir internationale Finlinzko^ferr z in Brüsss!) wird am S. oder 6, IM z»samme«tr«ten. Dre Verhandlungen werden öffentlich fein. SS N iionrr-, darunter Deutsch» lasch und Oesterreich, stad vertreten. Die Konferenz wird selbst bkst-iMMkn, ob die Vertreter Deutschland» und Oesterreichs Stiminoerechtiguny, haben oder nur beratend z-rgelüffen werden. Der Berichterstatter glaubt, daß die F-.nonzMinistrr der verschiedenen Staa ten den Beratungen beiwohnen werden. England. London, 24. Mut. (Der Hexenmeister Lloyd George.) Der sozittststische ,Daily H-rald" schreibt: Trotz alledem will Deutschland Entschädigung leisten. L 'y - Georgs ist Wirklich dabei, in Deutsch lands Taschen nach Geld zu suchen, aber dort ist nichts. Deshalb m. cht «S Lloyd Gsorge genau so, wie andere Taschrnspteler es auch tun: er legt erst da» Güd in di« deuts en Taschen hinein Mit an deren Worten: Wir werden Deutschland Glld leihen, damit e» zahle« kann. — (Gewalttätigkeiten) Im englische« Unterhaus« wurde von RrgierungSseit« Mitgeteilt, daß in Irland öikher in 89 Fällm LmdeigmtüMer durch Drohungen und Gewalttäügküten gezwungen wurden, Länderrirn mit ein«M Flächenraum von insgesamt 8640 abzutreten. Der RegierungSVertreter fügte hinzu, e§ seim Schritte u»ternommsn worden, die Eindringlinge z-r entsernen und Lar Land den ursprünglichen Besitzern zurückzugrben. Ja viele« Fällen sei die? bereits durchgesrtzt worden. — Der GenrralstaatSanwalt für Irland Drni» H?nry teilte mit, der Generalsrkrriär habe ansehnliche milttärische Verstärkungen erhalten und habe K wallrrie in die Bezirk« gesandt, wo sich die terroristische Sitte de» WeMeibenS von fremdem Vieh eingebürgert hatte. Er war bereit» möglich, in 60—70 Fällen Personen, die Vieh wegelriebm hatten, gerichtlich zur Vrrant- worturg zu ziehen. Italien. - (Die MinisterkrisiS in Italien.) E» ist dem bisherigen Ministerpräsidenten NM, der wie derum vom König mit der Bildung eiarS neuen Mini sterium» betraut worden ist, noch nicht gelungen, in der italienischen D-puttertrnkammer eine genügende Mehrheit für seine Vorschläge zu erhalten, und werden die Verhandlungen fortgesktzt und wohl erst in einigen Tagen zur Neubildung de» italienischen Ministerium» führen.