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Nr. 14 Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 24 Januar 182». Seite 8. — (DrrBeginnderKoniroilr der Ver - bandSmächte über Deutschland.) Wir berich tet wird, haben dir VerbandSmächtr ihrs Kontrolle über Deutschland in der Frage der Abrüstung, Mu» nition, BwaffNung und dek Kriegsgeräts nach den Artikeln 1KS bis 172 tus Frirdenkvertragrs nunmehr begönnen. Der Vorsttzünds dieser Kommission brr Verdandsmächts ist der englische General Str Bing ham. Dis Kommission wird in allen großen deutschen Städten U itrrkomMissioneir einrichten und ist das ganze Arbeitsgebiet in 4 englische, 4 französische, 2 italirnischr und einen belgischen Bezirk eingekeilt weroen. Dis deutsche» Behörden sind ersucht Worden, Lie Brständs an KriegSgrrät srstzustcllen. Vor eilen Dingen werden auch genaue Angaben über dir B-- schrffenheit und die H>rstellungSort der deutschen Sprengstoffs verlangt. Zr diesem Zweck- sollen auch die chrmischea W^rt« Deutschlands unter Kontrolle gestellt werden. D e Knebelung und Kontrolle Deutschlands aus militärischem Gebiets ist also «ine vollständige. — Deutschland-'Rohstoffversorgung.) Wie unser Berliner Vertreter von unterrichteter Seite erfährt, wird dis Zuteilung von Rohste ff n an Deutschland wahrscheinlich offne die Hinzuziehung deutscher WirLschattkvertrettr stutifinden. Die Ver Handlungen der Obersten WirtschastSrateS, di- diese Frage lösen werden, dürften nicht mehr vor Ablauf des MonatS F bruar statifindrn. Am schlechtesten steht er mit den Rohstoffen für die T-xMndustri«. Hiervon wird Deutschland wohl kaum größere Menge« zugeteilt bekommen, weil in erster Linie England einen Riefenbrdarf an T-xtilrohstoffen hat. Allerdings hoff: man in deutschen Wirtschaft-kreisen, daß Amerika Deutschland beliefern werde. — (Der deutsche Ausverkauf.) Von un- serem Berliner Vertrter wird uns geschrieben: Wie an zuständiger Seite verlautet, haben die Verläufe an ausländische Geschäftsleute in Deutschland einen erschreckend hohen Uniang angenommen. Man rech net damt, daß innerhalb der letzten drei Monate von Deutschland au? Werte von annähernd 10 Milliarden Mack ins Ausland gegangen sind. Da sich in der T^gekprcsir di« Jns-rate mehren, in denen Deutschs UN Ausländer B-rkäofe anbieien, beabsichtigt die Re gierung, hiergegen einzusHreiten. — (Der Reich« wehrminister No?!e über eine feste Wirtschaft! icke Grundlage.) Nach der National-Enng hat drr RrichSwrhrministrr Norke über dir Lage in Dsutschlanv und sein« letzten Maßregeln erklärt, daß er e§ nicht länger ruhig mit anfehen werde, daß «8 mit drr Arbeit in Deutschland immer mehr rückwärts gehe. ES werde jetzt immer noch mit Hochdruck von politischen H-tzern darauf hwzrwrrkt, daß di- Bergarbeiter einen neuen Sireik beginnen soDen. E« dürfe aber nicht geduldet wer den, daß die unabhängigen und kommunistischen Zi- tungrn die Bcrgarbellsr in einen Streck Hetzen können, der unberechenbares Elend über Millionen von Men schrn in Deutschland drinasn kö mtr. Bekhalb müsse die Regierung weiter ihr Ziel vrrfolge«, dem deutschen Volte eins fffte wirtschafttichr Grundlage zu verschiff sm, welche do? Dasein de» deutschen Volker stütze — (Die Ueöerreichung derAuSltefe- rungZnote an den Kaiser durch etnenBsr - treter von Holland.) Aus Amsterdam wird be richtet, daß ein Vertreter der holländischen Regierung dcm ehrmaUgrn deutschen Kaffe' prrjönttch eine A ) schrift der an die holländffchr Negrerung tzeffchtetrn Note der B;rba»d»wächre wezen drr üusffeseluug dr» Kaiser« üv-<»r«tcht Hut. Drr Brrneter der hollänltjchr« Regierung «rkttirte zugleich, dnß die Entscheidung der holländischen Regierung in differ Frage in Le« nach- strn Ligen erfolgen u"d daß drr Kaiser sofort darü- ber Nachricht erhalten werde Marienwerder, 22. Januar. (Grftprsuß «nS T r e u 8 «lö o n r» zum Äsurschen Reich.) I» ullen größerrn Deren de» Wrstpreußijcheu Upsttm- munz4gev>?ti« wacven in den litzlrn Tagen Bujamm lungcn abgthaUrn, in welchen iolgenoe LnffchUeßatn i gen gefaßt wurdcn; Wir, ycu-e In M . . . vrriam- ) «eiten brutsch irr Männer uns Frauen, gtloben, rreu zu stihirn zum brutsche« Barrriande. Drese» Lund, wo ein. ffrdend-S MaNeraugs sich zuerst üd.r unsere Wiege neigt«, wo wir um Mur^rherzen da« erstr Gebet zu Gott emp-asch ciien, wo unser steht, wo wir unsere LUdsten zur Ruhr gebrurt hubed, diescs Land, dar wir v.rreiorgt had.n m.r unjeiu^ Huzrlut, dar unsere heilige Humat ist, werden wir Nichc vergessen, Mann für Marla, werden wir am AbstimMungLtage unsere Slimmr für ein Vervletben für Deutschland adgebe.. Euch B.üd.r aber, die ihr hier geborsa und daun hinauLK,wüttö«r1 seid m ore deutschen Gaue, die ihr heure in srrmdrn Ländern wohnt, Euch allen rufen wir r-vch einmal zu. Vergebt uns Nicht! E-.lt zu uns, wenn rie Stunde dir Ene scheidung schlägt, helft uns, die gcl -etr Heimat uns und spätrr-n Geschlechtern uhallen. Holland, — (Die AntwortHollandSan d,eVer- bandSmächte) Wie di« Haager Zritung au« zuo-r- läsfiger Quelle erfahren Haden will, hätte die hollän> bische Regierung ihre Aruwort auf da« Gesuch der BersaudLmächte um Auslieferung de« Kaiser» beritt» am FreiwA in Paris durch ihren Gesandten überreichen loffm. Man glaubt immer noch, daß Holland unter Hmn-riS auf daß internationale Rrcht und auf die holländisch« Bersaffäng da« Ersuchen der Verbands- Mächte um AuSltksrruvg de» Kaisers ablehnen werde. MZs dem GerrchissKal, Der Prozeß Helfferich-Erzberger wurde am Donnerstag fortgeführt. Znnnchst wurde Erzbergers Verhältnis zum S hyffeukouzcrn erörtern Dr. Helfferich keuuzeich» netc Erzbergers Annexionismus, der weltverfchlingcnd gewesen, sei. Für Thyssen wünschte er die normannischen Tafeln, weil diese Firma dort große Erzlager besaß. Auch strebte er die Ilcbcrwci- snng der Gruben von Longwy an Thyssen an. Weiter wurde Erz- berge-s Verhältnis zum Hanse Parma erörtert. Erzberger erklärte, von Thyssen jährlich 40000 Mark erhalten zu haben. Auf seine Beziehungen zum Halisc Parma »volle er nicht näher cingchcn. Erzberger mar 2'//Jahre im Thyssenkonzeru und bezog von die sem WO 000 Mark. Liecht lebhaft ging es bei der Frage der Aus fuhrzölle zu. Auf Vorhalten des Rechtsanwalts Dr. Alsberg muß Erzberger zugebeu, das; möglicherweise Ministerialdirektor Müller bei der Besprechung der geplanten Abgabcuvvrlage mit ihn» den gedrückten Gesetzentwurf in der Hand aclMeu habe. "Helfferich: Den Herrn Zeugen scheint sein Gedächtnis stark im Stich zu las sen. Ich weiß positiv, daß der Gesetzentwurf bereits gedruckt war und daß ihn mein Beamter zu dieser Besprechung bekommen hatte. Der Widerstand des Herrn Erzberger war so stark, daß ich schweren Herzens die Vorlage, obgleich sie bereits die Unterschrift Sr. Maje stät trug, zurückgezogen habe, nm unS nicht der Gefahr auszusctzen, uns vor den» Auslande zu kompromittieren. (Mit erhobener Stim me fährt Helfferich fort :) Herr Erzberger, ich frage Sie, hätte»» Sie jene Borwürfe. im Reichstage später auch dann noch erhoben, wen»» Sic noch Thyfscnscher Aussichtsrat gewesen wären? Erz berger: Das weitere werden ja die Zeugenaussagen ergeben. Im übrigen sei immer darauf hingcwicscu worden, daß solche Ab gaben erwünscht seien. Vorsitzender: Ist dieser Hinweis auch zu der Zeil schon erfolgt, als Sic noch im Aufsichtsrat waren? Erzber g c r : Jawohl ! Helfferich (springt auf): Auch von Ihnen, Herr Erzberger? Erzberger: Das weiß ich nicht. Helfferich: Herr Erzberger, ich möchte Sie nur fragen, ob Die im Rcichslag auch für die Äusfuhrabgaben gesprochen hätten, wenn Sie noch im Aussichtsrat gesessen hätten? Da Erzberger nicht so fort anlwortct, erklärt Helfferich: Ich will den Herrn Zeuge,, uicht in Verlegcnhcit bringen. Ich verzichte auf die Antwort. Erzber ger antwortet hierauf nicht. — Die Verhandlung wird auf Sonn abend früh vertagt. DZS gegMWÄEgs SLrMZWe. Essen, 24. Jan. (Kohlennot — BetrtsdS- Einstellungen — Sechs Stundenschicht) Täglich laufen Meldungen ein über Stillegungen von Werken, deren Produkte für die Aufrechterhaltung d;S Bergwerksbeiffebr» von besonderer Wichtigkeit sind. Gestern wurde gemeldet, Latz folgende Fabriken infolge KühlenMangel» außer B-trrrb gesetzt wurden: Wist lälischr Sprengstoff. A.- K. in Ninser» seit 10. Januar, das Glücksbuch für 1920 WlÄZWWZWWKZWW SWZWSGWWSWZW WKUWWWWZWEWW DW vekiWOMM.MiWS'! ZSZWHMMZIiSZWZ erhältlich in der Geschästs,teile lHl dies-- Blattes. W W Ty,aMtts«srtr SHtrhsusck t«tk 12 Januar, B<<ßstayl werke Wttt-N (litfrrL GMhkwalzvrahi für Förderseile) seit Anfang Ds-emLer 1919 Walzwerk d^r Firma Wfff, N-ttrr 6- Jj:erbr in Fiuetrop seit I Dr-em- brr ISIS. W-nn den Vetr-eberivsiellungsv «icht durch Siffger-älNg der Kohlenförderung E halt gebotrn wird, so wird ü-ch di- SÜlle^uug von B-rgDttkrbeirirben infolgr Materialmangel» «ur noch eine Frag« drr Z :rl fein. — Eine in Münster kl s> balter» Berfammlung, an Ler Vertreter vo.: 43 wfftfälffch-.u H.-:..rer.ffnSr"ckrr!, d e Brrireter von 13 Arüerterverbändtn, sow-e die O leute drr A.l.'iicrLuSsHüff- der ffnzrlnen Fabriken t-clnah««n, Srfoßts sich Mil der Kohlerifra^e und kam zu dem Etgrbnir, daß die K-ciastroph« unaÄSvleiblkch sei, wenn di« B-rgarbeiter o-.g-fiH!» der «ugenöl'lck l«chrn No litgr ihrs Forderung aus Einführung der O-Stundenschtchr mit Gewalt^ durchsetzen st-lltkr. Kn den Reichrkohr«r.ksmmiffar wurde ein« GnjichUeßung gesandt, in drr e§ u. a. hritzt: Es wurde ftstgestellr, baß infolge drr Kohl nlffstung di« Beiriede irh:dlich ringeschränkt und mlwffj« schon zürn Erliegen gs- komrnen sind. Tausrude von Arbeiterfamilien geraten dadurch in die größte Nor. — Auk GklseNkirchen wird berichtet: Ebenso wie der alr« Bergarbeiter - Verband Hst auch der Gewerkoerein christlicher Bergarbeiter eine außer- ordentliche Gmeralversamnilung einberufcn, die sich mit der Frage der Tchtch:Verkürzung und mit anderen brennenden Fragen bffaff-n soll. D:e Tagung sinbet am LS Januar in Gelsenkirchen.Schalke statt. Arrs aller Well. — (NeunZentner deutschrtGold- und Silbergeld beschlagnahmt.) Au« Lürkiikmühle (B?z. Trier) wird berichtet: In dem Nachtschnellzug Frankfurt—Main—M-tz machten einige Reisende durch ihre vielen schweren Koffer Aussehen. Auf dem Bahn, Hof Kreuznach untersuchte dir französische Wach« st« und beschlagnahmte etwa vier Zentner deutschen Bold« und Etlbergelüe». Die inzwischen benachrichtigten Zollbeamten in Lürkirmühle entdeckten dann weitere fünf Zentner Gold- uod SWergeld, zum Teil ringe- ichmolzen. G!ed«n polnische Staatsangehörige mit Fahrkarten nach N-unkirchen wurden vrrhaftet. Berlin, 23. J -nuar. (R a u b ü d e r fa ll.) Mit ten in Berlin wurde gestern abend eine Fcau Crohn von Räubern überfallen und um 200 000 Mark be raubt, di« sie in dsr Handtasche bei sich trug. Aus die W-ederbrschassung de« GrldsS ist, wie die „B. Z. am Mittag" erfährt, eine Belohnung von 10 000 M ausgesetzt. — (Ta» Eisenbahn-Unglück bet Schneidemühl ein Verbrechen.) Bei der Un- tersuchung der Ursachen für da» große Eisenbahnun glück bet Schnrrdemühl hat e« sich h«r»u«gestsüt, daß ein verbrecherisch er Anschlag daöri «ine Rolle spielt und hat derhalb die Ecsenbahndirrkrion Osten für di« Ermittlung der Verbrecher eine Belohnung »o» 25 000 Mark aufgesetzt. VeLmchtsmgerr eines Spötters. Duechgerasselt. Welch' «in Blitzschlag in» Kontor! — Erst ging «S so hübsch ewpor, Dann, nachdem es fast geflutscht, Plötzlich hinten abgerutschi! Gestern noch auf stolzen Stoffen, Stcht er heute wir Segossrn, klemsncrau, der große HUK. Denn er fühlt sich kalt gestellt. Dachi' er doch, er häti' ffn Pi6 Auf dem Stuhl im E ysre, BiS ihm die vox populi Sanft bedeutet: non merci! Siehst du, alte» Unikum: Alle Schuld rächt sich auf Erden; 'S können halt im Elysium Tiger nicht gsduldrt werden . . , Fidi Fumfei. Nsrsesie MelduNgen- Aoln, 24. Januar. (Die Rückkehr derGs- fangenen in vollem Gange.) Wie die ««ich», stelle Köln meldet, trafen bis gestern abend täglich 3 Züge mit KUrgSgefüngenen in den DurchgangSla- gern von Jülich, Düren und Eschweiler ein. Di« Züge kawen au» LAe, Noyon, Cambrat, St. Quen- Un und au« Roye. Außer den 3 Zügen, die auch weiterhin in den drei Durchgangslagern eintressrn, begann gestern der Abtransport auf den südlichen Linien mit täglich einem Huge nach den Durchgang», lagern von Morm» und Grießheim. Alle beunruhi genden Gerüchte, daß auf drr Fahrt durch Frankreich und Belgien auf dir Züge geschaffen oder mit Stri- neu geworfen worden sei, entbehren nach etnwand- ffeier Feststellung jeder Grundlage. Die Gefangenen wurden nicht brbcllint. Dresden, 24 Iniuar (Lohntarifmitdrn sächsischen S r a a t r a r b s i t ern.) Das Gesamt- »ttnistenuA hat in seiner grstrigen A tzung dem vor- läufigen Entwurf «ine- Iahntarkk« zwischen der säch sischen Regitrunr. und Lem Verband der G?vieind«- unk GtaaiSorbriter zugeMmmt. — In der vergan genen Nicht drangen Emkrich-r in di' katholisch« HofkirHc ein und stahlen «ir-r Monstranz und zwei silberne K-lche im SefgintNrict« von 20 000 Mork. Vor Ankauf der Wachen wird gewarnt. Prag, 24 Z 'N.uar, (Die tschechischen So zi a I i st L n für die Diktat u r.) Drr link« Flügel der Lsch? ischen soLiol-stischen Partei gibt sein ofst. ziLllo» .-Zrogramm S-lannr, in dem er sich zur dritten Tntern«r:o"als r-ckeuut und sich u. a. für die Dikta tur des Proletariat« auLsp-iff e ffaag, 24 Januar. (Beginn dr § Aniser« ProzrsseK «m A-öruar.) W>e der „Tempi* aus sondon Höri, wird der Pro», ß gegen den brut schen Exkaiser, trotzdem Holland di« NuSliefrrung ah. lehnt, in der letzten F-bruarwoch« orginnen. Der Staatsanwalt der- höchsten GrrtHtShofek ist durch di« Entente mit dsr Kufstelluag drr Ar Aage und dir Durchführung der Verfolgung de.« Kaisers braus, tragt worden. — MM-, kMW- NB MsZMg lüsSsg. Noüsrne blusilc UresterljMrstur UnwuristiÜL. ^ossf Qüniksr, vk-sscionX. öuc!i-, däuriliLlien- unü HieLteebuclikslicklunA KLtsIvAe Arstis unck krsnlco. —