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Amtsblatt. Nr. 271 Freitag, den 23 November 1917. Zweites Matt Sächsischer Landtag. Zweite Sammer. Sitzung am 20. November. In der heute a »gehaltenen Sitzung fand zunächst die allgemeine Vorberatung über den Antrag Dr. Roth u. Gen. über die Vereinheitlichung des sächsischen Fachschulwesens statt. Abg. Dr. Roth (Freis. Vp.l b^ründet seinen dlutrag auf Vorlegung eines Gesetzent wurfee noch in dieser Tagung, durch den die Vereinheitlichung des sächsischen Fachschülwe sens gewährleistet wird. Der Ausbau des Fachschulwesens könne ohne Störung der all gemeinen Schulroforru, die nach wie vor drin gend nötig sei, vor sich gehen. Redner bean tragt die lleberweisung seines Antrages an die Beschwerde- und Petttionsdepuration. Der Antrag Dr. Roth geht nach kurzer Aussprache an die Beschwerde und Pelitions Deputation. Weiter stehen zur Beratung zwei Anträge und eine Interpellation über die Verteuerungen und Einschränkungen des Eisenbahnverkehrs. Abg. Brodaus if. Vp.) begründet sei- neu Antrag, Maßnahmen zu treten, durch die der Ueberfüllung der Schnellzüge m«f zweckmätzigere Weis« begegnet werde, als es durch die im Oktober eingeführie uumänige Verteuening ge- schehen sei. Dis Schnellzüge seien nur noch für die reichen Leute. Anständig sei es von der Bcchnverwaltung nicht gewesen, mehr Kar ten zweiter Klasse zu verkaufen, als Platz« vorhanden waren. Mahnahmen gegen die lle- berfüllung der SchnÄlzüge seien notwendig ge wesen, der richtige Weg sei aber die unmähige Verteuerung nicht. Es liege seitens der Ei senbahnverwaltung eine verfehlte Spekulation vov. Zinn Vergnügen reisten jetzt wohl mir wenige, es liege immer «in hartes Muh vor Musse denn in Lachsen alles Ueble, das von Berlin ausgohe, nachgeahmt werden ? Man sollt« die Benützung der Schnellzüge nur auf weitere Entfernungen gestatten. "Aber 'weg mit den Verkehrs und volksfeindlichen Zuschlägen! Abg. R ichte r (Soz.) begründet einen sozialdemolrattscheu Antrag, durch den die Regierung ersucht wird, Schritte zu unterneh men, um die Wiederaufhcbung der au> eroc deutlichen Zuschläge zu den Fahrpreisen sur Schnellzüge herbei zuführeu. Es sollten besou dere Urlauberzüge fahren. Die Staffelung der Zuschläge sei eine rein willkürliche. Das Köln lensparen gebe so weit, da; man jetzt von ei ner sächsischen Eisbahn i«den könne. Durch die Beschränkung des S mittag-Verkehrs werde be sonders die arbeitende Bevöl'enmg getroffen. Abg. Rentsch (kous.f endlich begründet folgen c Interpellai»ii.n » „Dars angeuommeu tverdcu, da;, sobald die Verhältnisse es ge statten, die gegenwärtigen Verteuerungen und Einschränkungen des Eisenbahnverkehrs wieder wegfallen und namentlich die zurzeit bestehende (Hüterspeine aufgehoben wird, und ist der Kö niglichen Staatsregierung bekannt, dah wäh rend dieicr Gütcrsperrc die Eisenbahnen mehr belastet werden, als wenn die Beförderung von Stückgütern ;ugelaKeu ist?" Redner führt zur Begründung seiner Interpellation aus, durch die Gütersperre werde unserer schwer leitenden Industrie das Leben sehr sauer gemacht. Ge wisse Güter mühten schleunigst von der Sperre befreit werden Sachsen leide durch die Güter sperre schwerer als andere Bundesstaaten. Finanzminister v. Z e > > d e w i tz : Die harten Notwendigkeiten des Krieges legten der Verwaltung unabweisbar die zwingende Pflicht auf, den Betrieb der Staatseisendahnen den Erfordernissen des Krieges völlig unterzrcord neu Die Regierung dunste vor den notwen digen Maßnahmen >nchr zurückschrerken; auch nustte rasch gehandelt werden. Lange Befra gungen der Interessenten waren nicht mög lich. Die Rächnahmen smd irn engsten Enr- vernehmen mit den aisdeven zotaaLseisfenbagn- verfvalttmgen für ganz Deutschland einheitlich dürchgeführt worden. Der ZchnellzugMuschlag sei notwendig gewesen, um den Güterverkehr bewältigen zu können. Die oft ungerecht wir kenden zonenmätzigen Zuschläge würden wahrscheinlich bald aufgehoben und durch Lösmig vcn zwei Fahrkarte u er »sezt nierden. Durch geringes Heizen der Zuge würden nicht nur Kohlen, sondern auch Heiz schlauche erspart. Die Benutzung der Schnell züge für kürzen' Strecken zu verbieten, gehe nicht gut au. Die Militärverwaltung habe der Notwendigkeit dec Verkehrseinschränküngen durch ilrlaubsbchchränämgen Rechnung getragen. Der SwnntagsPcrsoueuverKhr sei uni 2l> Prozent eingeschränkt worden, bWonders auf Kosten des Vorortverkehrs. Der ENolg werde nicht aus- bleiben : Es werde eine Verbesserung des Güterverkehrs eintreten, Kohlen würden er- part und das überanstrengte Personal mehr gescheut werden Die Gütersperrc sei notwcn big geworden zur Sicherstellung der Gclre»d^ und Düngemittelsendungen. Die Regierung wünsche, das; nichr nur die GüteZpei're, >on dern auch die Erhebung der Schncllzugszu schliche und die Einschränkung des Personen Verkehrs sobald als möglich wieder rückgängig gemacht werden. Nach Vortrag von Einzelwüni-chen meh rerer Reducr werden die Anträge angenom men : Nächste Sitzung : Montag, Ai N>»vtnnber, nachmittags ll Uhr: Antrag Andrae, beticl- »end Vergrößerung der Karloij'elanba'iän- Sie Kampftage am 20. und 21. November. Der halbamtliche Bericht über die Kriegs lage teilt untenn 20 Nov. mit: In Flandern ist das schon an den Vortagen lebhafte Feuer seit dem ist. d M. in st ä r k st e n A r k i l l e k i e k a m p f uber^ geczangen. Die Hauptwucht» des stündlichen Stt tzes richtete sich gegen den Fron Abschnitt zwischen der Bahn Ipern-Staden und Bece loer« und mit besonderem Nachdruck auf unsere Stellungen beiderseits von PasschendaVe Ver- mebtter Einsatz schwerer Batterien, die plan- mäf.ig tmsere Stellungen beschossen, wurde fett« gestellt. Auch nachts iibev und am Morgen des 20. Nov. feuerte der Gegner in unvermin derter Stärke ans die genannten Abschnitte. Im Artois hielt gleichfalls tagsüber teikerseils der Straße Douai Arras lebhaft?) Feuer bis zum Abend au. Starke semdttche Puttoulllen wurden unter Nbweren Feind..r- luueu inelchfach abgewiesen Der Arlillerietampf nördlutz St Sue u- t i i besonders bei Eherisn, Bulleroun und Smam, ist heftiger geworden. Sei! dem 20 Bei 7 Ilbr voriuittags liegs schweres Feuer aus der nördlichen Oiwntiufront. Trotz ichlerif ter Licht Hal im Artois und beiderseits St Suenttu die Fliegertätigikeit zugenr.mmen. Nordöstlich Soisso u s, zwischen Otte ui t Ehevrigm, hat sich die feindliche Anil- leviclätigkeit oerstärkl. Oestlich der M a a s versuchten die Frau- zrleu, mit mehreren Kompagnien uöttttich Caurüeres-Wald in unsere Stellungen emzubre chen Der Angriff scheiterte restlos ;uutei schwersten Verlusten für den Feind, der nutzer- dem ^lefaugene in unserer Hand lietz. Am Aieud wurden wiederholt neue feindliche Be reitstellungen zum Angriff erkannt. In die dichtgefüllleu Gräben schlug vernichtendes Feuer unserer Batterien und hielt jedesmal den Fetnd in seiner Bereitstellung nieder. Das guilie- gei de Artilleriefeuer brachte dem Feinde ichtver- ste Verluste Während hier sämtliche fran zösische Angriffe blutig scheiterten, brachen un sere Stosztruppen in die feindliche Stelluilg ein und brachten eine groöe Anzahl Gefangene »nid mehrere Maschinengetvehre zurück. In Makedonien wurden westlich Mo- naftir wiederum statte feindliche Patrouillen ab gewiesen. Hier, sowie im Tschecknadogen lebt» das Artillenefeuer auf. Bulgarisch« Ztotztrup- u-u drangen westlich des Wardar in die femv- icheu Gräben imd brachten Gefangene zuviick. Die Italiener versuchen mit starken massierten Kräften, die von uns eroberten Stel- lm gen an» Nordhang des Monte Tomba wie- derzugewinnen. In die dicksten Kolonnen des Angreifers schlug vernichtend »mser wohlgeziol- tes Artilleriefeuer, während die Maschinenge- wehre eine Angriffswelle nach der anderen nie- de, mähten. lknter allerschwersten Verlusten