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Seite 35. verwirft ek „däs stete Freiheitsgewinsel" der Jahrbücher, nachdem Seite 33. und 34. eine glän zende Stelle über die Saumseligkeit der Regierung und die Lässigkeit der Censur voraüsgcschickt ist. Sie lautet: „Und nun die Censur, diese berufene Wächterin des tollgewordenen Verstandes, gegenüber diesen im Vorwort zum ersten Jahrgange der deutschen Jahr bücher von 1841 ausgesprochenen Grundsätzen? Ge genüber dann der Ausführung derselben in den Arti keln der nächsten Monate, namentlich in denen, wel che aus Ruges, Bauers und späterhin auch Fcucr- bachsLe^er geflossen?— Sie nahm weder an Grund sätzen, noch an Ausführung derselben praktisch Anstoß; sie ließ ungehindert geschehen, daß nicht nur persön liche Ausfälle auf einzelne Vertreter der Theologie gegen die Uebcrgriffe der Jahrbücher gemacht, daß nicht nur Bruno Bauers Angelegenheit als Sache der Befreiung vom Zwange des Staats unter dem Einflüsse der Kirche in erccntrischer Weise verfochten, sondern auch alles Christliche in einer Weise zum Gegenstände der Befehdung gemacht und der Schau platz des Kampfes großentheils in einer Weise aus das Gebiet der preußischen Regierung versetzt ward, daß am Ende weniger die zur Gewohnheit gewordene Dreistigkeit der Jahrbücher, als vielmehr die Haltung der Censur und mit ihr die der sächsischen Regierung Befremden erregen und zu der Frage Veranlassung geben mußte: Woher kommt cs, daß das christliche Sachsen, diese Leuchte auf den Höhen christlicher Bil dung, in seiner höchsten Regierungsbehörde den Geist des Unglaubens so ungehindert durch seine Gauen ziehen und durch den Einfluß desselben seinem Staats-, körper einen großen Theil seiner edelsten Säfte ver giften läßt? — Daß man sich wiederholt fragte: Wurde die Regierung wohl so lange zuschen, wenn ein verbrecherischer Hause durch das Land zöge und Eigenthum und Leben der Unterlhancn gefährdete? Ober wie? Hat sie vergessen: „Was Hilse es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?" — Gelten ihr Gold und Silber, Leib und Leben des Volks mehr, als Religiosität und Sittlichkeit, Glaube und Tugend? — Und meint sie genug zu thun, wenn sie Land und Leute durch eine Truppenmacht, durch Gensdarmes und durch Polizeibcamte vor feindlichen Eingriffen von innen und von außen zu schützen sucht? — Warum macht sie nicht Gebrauch von den Mitteln, die ihr in Gesetz und Verordnung zu Ge bote stehen? Warum spricht sie nicht zu dem Stro- 18 — me religiösen*) Wahnes: „Bis hierher und nicht wei ter?" — Ist ihre Censur ein Schein oder Wesen? — ein Wort ohne Begriff — ein Messer ohne Schärfe? — Sieht sie nicht, wie höhnisch ihre Gegner sich ge- berden, weit es für sie wohl einen Censor, aber keine Censur giebt? — wie sie gleich den Straßcnbuben verfahren, deren weit hinschallendes Gelächter den an ständig gckleibcten Mann immer frecher, immer lau ter verfolgt, weil er ihres Hohns nicht achten will? — wie nur noch wenig daran fehlt, daß die Anarchie auf deutschen Boden ihren Frciheitsbaum aufpflanzt, Lossagung von dem, der im Himmel — und von de nen, die auf Erden regieren, predigt und die allge meinen Menschenrechte auch auf Freiheit vom mora lischen Gesetze, auf Entfesselung vom Zwange des Eigenthumsrechtes ausdehnt und erklärt, cs müsse Jedem freistchcn, den Kreis seiner Freiheit selbststän dig zu bestimmen?" — Seite 43. erwähnt Herr Diaconus Pfcilschmidt, daß Ruge seinen Gegner bemitleidet habe und ant wortet in liebevoller Weise also darauf: „Wir wenigstens bemitleiden nicht, sondern ver achten die Philosophen, auf welche die Erzählung von dem Bösewichte Anwendung erleidet, der die Schnüre zerschnitt, an welche der blinde Greis den Hund, sei nen Führer, leitete, und preisen uns glücklich, die wir berufen sind, das Helle Sonnenlicht des Glaubens vor dem Qualm der philosophischen Lampe zu bewahren und die Pilger in der Fremde des irdischen Lebens auf den Hoffnungsstern des Seins im Schauen hin zuweisen, der noch in seiner Klarheit strahlen wird, wenn die Lehrkanzeln der neuesten Philosophie— um mit Ruge zu reden — „von den Motten, und ihre In haber — ebenfalls von den Motten gefressen sind."— Seite 72, wo er von einer kurzen Ruhe spricht, welche die Jahrbücher im Laufe des Jahres 1842 ge wonnen, äußert er brillant und prophetisch: „Es konnte Niemand wissen, ob der angeschossene Tiger, vom Blutverluste erschöpft, nur schlummere, um beim Erwachen neu gestärkt mit dem Zorne der Rache auf den verhassten Gegner loszstuürzen, oder ob er, an den empfangenen Wunden allmählig verblu tend, nur noch die letzten grimmverhaltenen Athemzü- gc thue. Jndcß, wer die Natur des KatzengeschlcchtS °ennt" re. — Seite 76 nennt Herr Diaconus Pfcilschmidt Rü gen nicht ohne Grazie und Würde: „einen Schulbuben, den weder Nachsicht noch " War denn Ruge religiös? 'Frage des Setzers.