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210 Monumente setzen, die Würdigen aber noch lange in unserer Mitte sestzuhalten gedenken. Das Vorerwähnte streben wir zu vermeiden, dagegen werden sich die Spalten unseres Blattes auch ferner der nähern Besprechung über vaterländische Interessen und konstitutionelle Institutionen, über städtische Einrich tungen und vorkommende Mängel, oben oder unten öffnen; es soll als Schildknappe der öffentlichen Mei nung der Wahrheit dienen, wo es gilt, dieselbe geltend zu machen und zu vertreten. Dabei können wir weder provinziale noch locale Beziehungen ganz aus den Augen setzen; wir hoffen jedoch, daß dieß gerade eine zweck mäßige Abwechselung gewähren wird. Wenn wir einigermaßen mehr sanguinischer Natur wären, so würden wir dem lieben Leser für die Zukunft auch unbedingt eine größere Freimüthigkeit, eine offenere und deutlichere Sprache, besonders in manchen Dingen zusichern, da uns durch den H. Theil der Thron rede, d. h. den ministeriellen Commentar zu derselben bei diesem Landtage noch die Vorlage eines Preßgesctzes zugesichert worden ist. Mein einmal sind die gesetz lichen Bestimmungen des Bundestages ein stetes Hinder niß, so wie überhaupt zu Entwickelung und Realisirung der Verfassungen, so besonders auch einer ausgedehn teren Freiheit der Presse, anderntheils scheint die Re gierung sich eben nicht sehr zu beeilen, den Ständen die Vorlage in Zeiten zu machen. Sollte das, sogar bei seinen voraussichtlichen Mängeln, dennoch wichtige Gesetz vielleicht zum Dessert der Ständeberathungen aufgehoben werden? Uebereilen wird man sich bei der Berathung hoffentlich nicht, und lieber gegen das Ge setz stimmen, als sich zur Annahme durch eine kurze Zeitfrist drängen lassen. Hiernach können wir eine größere Offenheit und Freimüthigkeit unsern Lesern nicht zusichern, da dem edlen Institute der Censur ein neues Tempelgebäude errichtet wird, wodurch es heilig und unverletzlich wird. Was an uns ist, wollen wir unverdrossen thun, und bitten wir daher unsere freundlichen Leser auch ferner uns ihr Wohlwollen und ihre Theilnahme zu schenken. ' , Vie klcvaction des Ävorkrr Wochenblattes. Leipzig, am 9. Dezember 18N. Verehrtester Herr Herausgeber! Sie haben in Ihrem Blatte schon öfter eines jun gen Musikers gedacht und demselben auch bei seinem ersten Ausfluge als Violinspieler über die Grenzen sei ner Provinz hinaus mit dankenswerthem Interesse zu nützen gesucht, daß es Ihnen und den Lesern Ihres Blattes, besonders im obern Voigtlande, gewiß er freulich sein wird, wenn ich Ihnen etwas von dem er sten öffentlichen Austreten des nunmehrigen Violin virtuosen Christoph Hilf aus Elster im großen Ge wandhauskonzerte zu Leipzig zu berichten mich gedrun gen fühle. Es war im siebenten jener so schönen und genuß reichen Winterkonzerte am 28. November, als man auf dem Konzertzettel, so wie vorher in der öffentlichen Ankündigung der Leipz. Zeitung und des Tageblattes auch den Namen von Christoph Hils las, welcher sich auf der Violine hören lassen wolle. War derselbe auch Manchem unter den Besuchern jener Konzerte vielleicht noch nicht bekannt, so erfuhr man doch bald allge mein, daß er ein Schüler des Herrn Konzertmeisters David sei, welcher vor einem Jahre auf einer musika lischen Wanderung hieher gekommen, von Herrn David wegen seines eminenten Talentes als Schüler ange nommen und von mehrern Musikfreunden aus das liebe vollste seitdem hier unterstützt worden sei. Man war daher gespannt, und das um so mehr, als er ein höchst großartiges und schwieriges Konzert von Beriot spielen sollte. ' Gleich bei seinem Auftreten trat eine große Stille im Konzertsaale ein, obgleich einige Neider sein etwas simples Kompliment belächelten. .Allein er spielte das ganze — lange und schwere — Konzert auswendig, und schon nach dem ersten Solosatze ertönte Beifall, welcher in lautes „Bravo, Bravo" übergieng, als der erste Konzertsatz und das Konzertstück zu Ende war. Ja dieser Beifall war so anhaltend, daß der junge Virtuos dreimal vortreten und danken mußte. Sein ausgezeichneter Lehrer David, Herr Musikdirektor Mendel sohn-Bartholdy, Herr Musikhändler Hofmeister und an dere Konzertdirektoren kamen zu ihnt, um ihm wegen seines Spiels ihre Zufriedenheit und ihren Beifall noch besonders zu erkennen zu geben. Es läßt sich daher wohl nicht bezweifeln, daß des jungen Mannes Zukunft nunmehr fest begründet ist und daß er in Leipzig wegen seines Auskommens nicht besorgt sein darf. Dies geht auch aus einem kurzen Aufsatze im Leipz. Tageblatte vom 5. Dezember hervor, welcher über Hilf und über