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Mittheilnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 Gr. Sachs., bei Beziehung des Blattes durch Botengelegenheit 12 Gr. Sachs. ^4^ 48. Erscheint jeden Donnerstag. 28. 18«^9 Oeffentlichkeit? (Beschluß). Die Sache der Constitution ist noch zu neu! Bevor nicht wenigstens ein ganzes Menschenalter verflossen ist, kann man nicht erwarten, daß alle Herzen der einzelnen Staatsbürger wahren Sinn und Begeisterung genug für dieselbe in sich tragen sollen; das Volk muß erst heran- gebiE wrd für dir wahre und wchsto-Froiheit »«if .ge macht werden. Dieser Zweck wird ohne Zweifel in dem Orte weit eher erreicht, wo ein gut und freisinnig ge schriebenes öffentliches Blatt gelesen wird, durch welches alle Verhältnisse und Ereignisse des Gemeinlebens an das Licht der Oeffentlichkeit gestellt und alle Herzen und Gemüther für das Licht der Oeffentlichkeit allmählig ge wonnen werden. Die Gefahr, daß der arbeitsame und gewerbtreibende Bürger immer nur an seinem Ambos und seiner Art hängt, dadurch aber dem Gesammtleben immer entfremdet bleibt, und wohl auch durch diese oder jene aristokratisch gesinnte Beamte wieder in den vori gen Jndifferentismus, dem das politische Sclavenjoch schon auf dem Nacken sitzt, eingelullt wird; diese Gefahr liegt zu nahe, als daß nicht ein öffentliches Blatt durch sein stetes Hinweisen auf bürgerliche Freiheit sich das größte Verdienst erwerben könnte. Wer in der Erfah rung von diesem Verdienste sich zu überzeugen wünschet, der lebe in dem benachbarten Böhmen oder in Rußland nur einige Wochen; er wird daselbst keinen einzigen Staatsbürger, selbst die Beamten nicht ausgenommen, von öffentlichen Angelegenheiten sprechen hören. Man ist daselbst zufrieden, wenn man etwas Gutes ißt und trinkt und — die Knute nicht empfängt, was darüber hinausgcht, das bleibt bei Seite geschoben; man ist ruhig, mögen die Obrigkeiten gerecht oder ungerecht, mild oder gewaltthätig versahren, mag man getreten, be schimpft und der Willkühr eines despotischen Aristokraten Preis gegeben werden; das ist die Stimmung des Volks in den genannten Ländern, welche blos deshalb so lange dasclbf fortdauert, weil man sorgfältig jedes öffent- lt-he nicht, aufknmmen läßt, oder jeden: politischc.n Raisonncment verschließt. Ein öffentliches Blatt ferner übt in der Stadt, wo e^ erscheint, ein gewisses Rich'teramt aus, vor welchem Jeder, der schurkisch handeln will, sich fürchtet. So lange der Unredliche, der Sittenlose, der Verächter der Moral in seinem Verstecke unangefochten zu bleiben hof fet, so lange ist das Recht und Gesetz, die Wahrheit und Unschuld von dessen Ausfällen und Angriffen keinen Augenblick sicher. Aber wenn derselbe sichet, wie das öffentliche Blatt, welches in seiner Nähe geschrieben und gelesen wird, mit geziemender Offenheit alles Unrecht und alle Schandthat auszudecken, und dem Heuchler die Maske abzuziehen sich bemühet, und wie er Gefahr läuft, wegen boshafter Jntriguen und schändlicher Ver letzung des Rechts, der Moral und des Glaubens vor den Richterstuhl der öffentlichen Meinung gezogen zu werden, so wird er, wenn nicht zur wirklichen Besse rung, doch zu Vorsicht und Behutsamkeit genöthiget, und manche Unthaten von seiner Hand bleiben ungethan. Ein öffentliches Blatt endlich ist eine Controle für die Verwaltung jeden Ortes, wo dasselbe im Umlauf ist, und ein Sporn, dieser Verwaltung allen Fleiß, alle