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178 - keil eines erbaulichen Gottesdienstes, und wahrhaftig, es ist von hohem Werth und Bedeutung, Hoch und Nie drig für öffentliche Andacht Sinn und Geschmack einzu- flößen. Das vermag die Predigt nicht allein, vermag es wenigstens nicht in gleichem Grade, wenn andere gottes dienstliche Gebrauche nicht eben auch Andacht befördernd, oder, wie schon gezeigt wurde, vollends Andacht stö rend eingreisen. Und dennoch will man hier den guten Zweck so leichten Kaufs erreichen, will der Schule nichts vergeben — auf Kosten der Kirche. Welcher Wi derspruch! Und übrigens, muß es denn sein, daß von einem Chordirigentcn in der Schule gleiche Leistung ge fordert wird, wie von seinen College»? Muß es denn sein, daß er mit seinen Cantoratsgeschästen, als da sind: Sing- und Musikproben, Notcnschreiben, Singen bei Leichenbegängnissen u. s. w. so kurz als möglich fertig zu werden trachten muß, um bald genug der Schule wieder zuzucilen, wo er hinter seinen Colle- gen nicht zurückbleiben will, die indessen ein freies Le ben führten? Ein sicherer Weg zur Verbesserung des Kirchengesanges bleibt noch übrig. Man lasse, so lange wenigstens Trennung des Schuldienstes vom Kirchen dienste nicht möglich ist, musikalischen Talenten bei Be setzung solcher Lehrerstellen, die mit dem Chordienste verbunden sind, mehr Recht und im Dienste mehr Un terstützung widerfahren. Sie sind nicht selten, aber sie bedürfen auch der Ermuthigung. Und nun noch ein Wort in Bezug aus die Schule, da hier die Gelegenheit zu nahe steht, als daß es un terdrückt werden könnte. Löblich und herrlich gewiß ist der Grundsatz, die Schulen gut zu bedenken. Wie viel ihm das Emporblühen derselben verdankt, wer kennt das nicht? Wollte Gott, daß sie gewähren könnten, was sie nach jenem löblichen Grundsätze gewähren sol len! Doch leider! — viel Moral, und doch so wenig Moralität! Wackere, für ihr schweres und wichtiges Amt erwärmte Männer im Schulsache wirken rastlos, halten Zusammenkünfte, sagen einander in feierlicher Rede, welches heilige Werk sie treiben — und die Ge schichte des religiösen Lebens liefert, wenn nicht immer schlechtere, ganz gewiß nicht bessere und erfreulichere Resultate! Ach wäre darum nur das Haupthindcrniß erst gehoben! Aber das ist's, ewig wahr bleibt's: Wie je die Alten sungen, so zwitschern die Jungen. Wäre nur die Macht des Beispiels nicht stärker, als die Wir kung der goldensten Lehren! Aber hier, hier ist der große Stein des Anstoßes; diesen hinwegzuwälzen wäre die hohe Aufgabe unserer Zeit. Könnte nur die arme unschuldige Jugend (gerade in ihren Herzen haben noch Liebe, Dankbarkeit, Vertrauen, Scheu vor dem Heili gen und alle edlen Tugenden am Ehesten ihre Heimath, und Jesus sagt zu den Erwachsenen seiner Zeit: Keh ret um und werdet, wie die Kinder!), könnte nur die Kirchliche Nachrichten. Künftigen Sonntag predigt Vormittags Hr. P. Wimmer und am Rcformationsfeste prcd. Vorm, derselbe u. Rachm. Hr. Diak. Steudel. Jugend erst Hahin gebracht .werden^ daß si^ von Er wachsenen ihrer Umgebung (in manchen Fckllen wohl auch — Aeltern nicht ausgeschlossen) nichts Böses mehr sähe! wie ganz anders würde es stehen! Ihr habt schon lange genug von unten heraus gebildet und gezogen, ihr großen Pädagogen und Erzieher der Menschheit, die ihr es so herzlich gut meinet, jetzt sangt einmal an und ziehet und bildet von oben hernieder! Unsere Zeit hat schon allerlei gute Anstalten, Mäßigkeitsvercine und dergleichen hervorgerusen, warum nicht auch Vereine, die darauf abzwecken, die Jugend für die Wahrneh mung schlechter Beispiele gleichsam blind zu machen? Warum, um nur Eines und zwar des zu Allernächst- Liegenden zu gedenken, nicht Vereine, die daraus ab zwecken, Rechenschaft zu fordern für jedes unnütze Wort, das geredet wurde? Jst's denn gar nicht zu ändern, daß Rohheit, Ungeschliffenheit von gewissen erwachsenen Personen für was Rechtes gehalten wird? Ja was sa gen wir? Warum dars mit schaamlosem Erfrechen fau les Geschwätz aus dem Munde auch solcher Leute ge hen, die Etwas sein und gelten wollen? Wenn's her aus ist — man höre und staune! — sind sie wieder — gebildet. Oder warum dürfen jetzt von herum- ziehenden Sängern und Musikanten sogar in öffent lichen Gesellschaften Stücke vorgctragen werden, die die Mysterien der Menschheit zum frechen Gegenstände ha ben? Und warum nimmt man dort niedrige und ge meine Witze sehr wohlgefällig und lächelnd aus? Warum unterwirft mail Alles der Censur, nur nicht die Noten- und Singbücher dieser Elenden? Warum hält man auf Befolgung der Polizeistunde, und nicht auch aus die Vermeidung der Frivolität vor ihr? Ach, und die Grundsätze, wie man sie jetzt häufig von Erwachsenen in Bezug auf Pflicht, Gewissen, Vergeltung ausspre- chen hört, sie sind vortreffliches Unkraut, wenn's darauf ankommt, daß das aus dem nachwachsenden Geschlechte nicht werden soll, was die Schule so gern aus ihm machen möchte. Ist denn aber gar keine Hilse, daß hier nur einigermaßen eine Vormauer gezogen werde? Sie würde in Zukunft mehr nützen, als die besten Schulen. Macht mit den Schulen, was ihr wollt, richtet sie noch besser ein, als schon geschehen ist, bil det eure Zöglinge zu guten Rechnern, Schreibern, Geo graphen und Geschichtkennern, so lange nicht die er wachsene Welt unschädlicher für die Jugend gemacht wird (traurig, aber wahr!) wird auch ihnen durch den besten Unterricht sehr leicht eine desto gefährlichere Waffe zum Bösesthun in die Hände gegeben werden. Möch ten daher die obersten Staatsbehörden, die bisher so viel guten Willen gezeigt haben, erkennen, daß 'Alles und so viel sie auch thaten, immer erst halbe Maaß- rcgeln gewesen sind! Möchte die Vollendung nicht außenbleiben, und der Segen bald von Oben kommen! Getraute: 2U) Joh. Georg Dölling, Handarbeiter in Rem- tengrün u. Jgfr. Joh. Christiane Berndt das. W)Jod. Glied Schal ler, E. in Rebersrcuty u. Karoline Sophie Milius das. 31) Mstr. Ld.Glob Pinder, B. u.Wcißbäcker allh. u.Lug. Emilie Woldert allh. 22) Christoph Heinrich Unger, B. u. Vivlinbogcnmachcr allh. u.