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A-orker Wochenblatt. Mitteilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 18 gr. Sächs., bei Beziehung de« Blatte» durch Botengelegenheit ' 12 Gr. Sächs. 32. Erscheint jeden Donnerstag. 8. Avg. 1839. Haydn's Schöpfung*) (Eingescndet von auswärts.) Die am 28. Juli in der Stadtkirchc zu Adorf er folgte Aufführung des großen Oratoriums von Haydn: die Schöpfung, war für den Einsender ein zu wich tiges und zu interessantes Ereigniß, als daß er sich s ganz versagen könnte, dem Drange seines Herzens zu folgen und die Sache selbst hierdurch wieder in Erinnerung zu bringen. Denn ganz natürlich, wo Hohes und Herrliches das Herz erfüllt, das Gefühl belebt, wie könnte da die Stimme schweigen! Möge darum der freundliche Leser Nachsicht gewähren, wenn hier das Wort genommen und von jenem Konzerte weiter gehandelt wird. Doch wovon soll wohl zuerst, wovon zuletzt die Rede seyn? Sollen wir zuerst das große Verdienst liche des Unternehmers, oder die mit demselben ver bundenen Schwierigkeiten oder das herrliche Gelingen desselben erwähnen? Alles das verdient gewiß die ') Obwol wir über musikalische Unternehmungen, wie die in abstehendem Aufsätze besprochene, schon öfter Bericht erstattet haben, namentlich wenn sie in unserer Nachbarschaft Statt fanden; so war es doch unsere Absicht, über die Aufführung der „Schöpfung" um deswillen gänzlich zu schweigen, weil wir selbst bei der Dache zu sehr beteiligt sind. Da indeß ein auswärtiger Zuhörer das Wort ergriffen, auch sich außer der Siedakzion noch Jemandem genannt hat (durch welchen un» der Aufsatz zugekommen ist), so stehen wir nunmehr um so weniger an, demselben hier einen Platz einzuräumcn, als da« darin besprochene Ereigniß für die „Chronik unserer Stadt" wichtig genug ist, um in selbiger ausgezeichnet zu werden, Dit Redakzion. gerechteste Anerkennung. Ein Verdienst muß es Im mer genannt werden, etwas zu bieten, woran Jeder mann ohne Unterschied der Stände und der Bildung Antheil nehmen und Befriedigung finden konnte; ein Verdienst, unter den verschiedenen-Formen des ver änderten Zeitgeschmacks einmal zu zeigen, wie dir Musik, diese Himmelstochtcr, gerade in ihrer höchsten Glorie ein Gemeingut für Alle sey, die nur offene Ohren und fühlende Herzen haben; ein Verdienst, auf solche Weise auf einen Theil der Bevölkerung zu wir ken und ihre Herzen dem Höheren und Allerhöchsten zuzuwcnden. Und dieses Verdienst erwarben sich durch jene Aufführung Diejenigen, die, in und außer Adorf, durch hilfreiche Unterstützung und Mitwirkung daS Wxrk beförderten, erwarben sich namentlich die Unter nehmer desselben. Und eö ist dasselbe bei den Letzte ren um so größer, als das Werk Kräfte zur Be dingung machte, die, da die des Orts nicht ausrcich- ten, mit Mühe und Unverdrvssenhclt aus der Ferne hcrbeigezogen werden mußten. Hier kam es darauf an, dem Schooße der Stadt selbst noch so viel zu ent winden, als sich Ihm entwinden ließ, und es ist muthi- gem Beharren und rastlosem Wirken nicht nur gelun gen, hier dem Kunstgenüsse, um den es sich handelte, gleichsam seinen Fuß zu begründen, sondern daS Un ternehmen selbst war in seinen letzten entscheidenden Momenten vom herrlichsten Gelingen gekrönt und schaffte den 28. Juli zu einem der bedeutsamsten und genußreichsten Tage in der Stadt Adorf um, zu einem Festtage für Stadt und Nachbarschaft, zu einem Tage, wie sie sonst nur selten in Provinzialstädte komme».