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118 Cit sind Engländer, versetzen Sie sich einmal in die Lage der armen Polen. Würden Sic sich ruhig dar ein ergeben? Ich glaube, mit Einer Stimme würden Sie rufen: nein! (Stürmischer Zuruf) Ihr Fcldgs- schrei würde sein: „Zu deinen G,zelten, o Israel!" („3a, Ja!") Müssen Sie da nicht Aehnliches fühlen für unsere leidenden Mitchristen in Polen? (Zuruf) Doch diese Gefühle müssen ruhig und besonnen aus gedrückt werden. Waffen thun es dermalen nicht, und glücklicher ist allezeit der Mann, der sein Schwert io die Scheide steckt, als der es zückt. Ist erst die öffentliche Meinung in Bewegung, läßt sich'erst über Grausamkeiten, wie sie verübt worden sind, ein allgemeiner Schrei der Entrüstung vernehmen, ver nimmt erst die Welt, daß die brittische Nazion mit Schmerz und Abscheu eine solche Behandlung einer edeln und christlichen Nazion betrachtet, dann wird jede Maasregel, die unsere Regierung etwa zu Polens Gunsten ergreifen wird, ein doppeltes Gewicht erhalten. Kinnen wir auch auf direktem Wege nichts thun, sind wir mit dem verborgenen Springfcdcrn unserer Re gierung unbekannt, so kann doch jedenfalls die von einer Versammlung, wie die gegenwärtige, ruhig und entschlossen ausgesprochene Meinung ihres Eindrucks nicht verfehlen. Was ist der Zweck unserer heutigen Zusammenkunft? Unsere Bewunderung und Sympa thie für den aufopfernden Muth auszudrücken, wo mit diese tapfern Männer die Schlachten ihres Vater landes kämpften, unser Bedauern auszudrücken, daß sie den wohlverdienten, von allen edlen Herzen ihnen gewünschten Sieg nicht errungen haben, und unsere Wünsche, Hoffnungen, Gebete beizufügen, daß sie auf irgend einem Wege ihre Unabhängigkeit noch er langen mögen. Es ist meine feste Ucberzeugung, daß Polens Unabhängigkeit die Ruhe Eurepa's und den Frieden der Welt sicherer verbürgen würde, als irgend eine andere politische Maasregel. (Beifall.) Ich kann nicht schließen, ohne dem guten Betragen der in Eng land lebenden polnischen Verbannten mein wärmstes Ieugniß zu ertheilen. Friedfertigere, ordentlichere und fleißigere Menschen als sie sind nicht zu finden." (Lauter Beifall.) Hierauf wurden nach einander von dem Marquis von Breadalbane, VIskount Sandon und dem Unter- hausmitgliede Hrn. Wyse folgende drei Rrsoluzionen vorgeschlagen, von Lord C. Fitzroy, Sir G. Sinclair (Tory), Viskount Loftus, den H. H. W. I. Denison, Hume, O'Connell und Andern mit Wärme unterstützt, und mit cinmüthlgem Zuruf angenommen: i) „Es ist unter den dcrmaligen Umständen die Pflicht aller Freunde Polens, ihre innige und unverminderte Sym pathie für die erfahrnen Unbilden und Leiden der polnischen Nazion zu erklären." 2) „Die Tapfer keit, welche die Polen bei ihrer letzten Erhebung zur Abschütlelung eines fremden Jochs bewiesen, giebt ihnen ein Recht auf die Bewunderung aller Nazionen und Parteien, und berechtiget uns auch zu der auf richtigen Hoffnung, daß sie noch jene Nazionalunab- hängigkeit erlangen werden, für die sie so heldcnmüthig gefochten haben." Z) „Die Wiederherstellung Polens würde, nach der Ansicht gegenwärtiger Versammlung, die sicherste Bürgschaft für die Freiheit Europa's und für die Förderung allgemeinen Friedens und allge meiner Menschenwohlfahrt sein." Die Hauprcdncr waren Daniel O'Conncl, Lord Dudley Stuart und der von diesem eingcführtc fraozdsichc Pair Graf von Montalcmbert. Die oratorisch beste Rede in der Versammlung war ohne Frage die von Daniel O'Connel; sie war aber zugleich in ihren Ausfällen so stark und rücksichtslos, daß ein zusammenhängender Auszug unthunlich *) ist. Wir lassen nur wenig Stellen da- Anmerk. des Adorser Wochenblattes. Fürwahr, die allg. Zeitung konnte sich nicht treffender ausdrücken. Was in England ein kräftiger Mann vor Lausenden aus spricht, was Hunderte von öffentlichen Blättern millionen- male wieder erzählen, ist in Teulschland zu sagen „un- thunlich." So weit ist es schon gekommen, daß fremde, ausländische Aeußerungcn wider Rußland nicht einmal re- ferirt werden können. Alle Erfahrene kennen die kühne umgarnende Politik de» nordischen Riesen, alle Welt warnt: traue Niemand der russischen Macht, ihre Um armungen werden Euch erdrücken; man Hilt die Lürkei für verloren, weil sie sich ganz ihrem gefährlichen Freunde hingegeben hat; und wie sieht's dennoch bei uns aus l Man sehe auf Preußen, man denke an die Ergebenheit der meisten teutschcn Kabinctc. Schwaches, zertrümmertes Vaterland, deine Fürsten trauen dir nicht; lieber dem kaiserlichen Besieger der Polen, als dir, du armes, doch treues, wenn auch Freiheit erflehendes Volk! — Kann irgend oft was bei solchen Zuständen trösten, so ist es der Rückblick auf jene Zeit, wo Napoleons Gewaltherrschaft gebrochen wurde. Lcutsche Studenten, Kaufleute, Hand werker und Bauern waren es, welche, als sic Napoleon satt - und sich acht Wochen in den Waffen geübt hatten, bei Lützen den Heldenkamps begonnen und ihn auf den Höhen vor Paris endeten. «