Suche löschen...
Pulsnitzer Tageblatt : 21.12.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193112212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19311221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19311221
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-12
- Tag 1931-12-21
-
Monat
1931-12
-
Jahr
1931
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. Wetter abwärts! Goldwährung oder Nationalwährung. — Unsere Aus fuhr unter dem Druck fremden Währungsverfalls und fremden Schutzzolls. — Konkurse und Arbeitslosigkeit auf dem Höchstand der Nachinflation. Unser Geld ist seit 1918 vergiftet. Während der Jahre 1918 bis 1924 wurde es vergiftet durch Inflation. Seit 1924 ist es vergiftet worden durch fremde Einspritzungen. Die Wohlstandslüge der Inflation ist bei uns abgelöst worden durch die Wohlstandslüge der geborgten Kaufkraft. Die In flation hat uns um unsere Ersparnisse, unsere Betriebsmittel und Reserven gebracht. Die Politik der geborgten Kaufkraft hat zu weitgehendem Besitzwechsel a n der deutschen Wirtschaft und zum Kommandowechsel über die deutsche Wirtschaft ge führt. Das Mittel dazu war u. a. die W äh r un g s p o li - t i k. Der Poung-Plan hat uns bekanntlich auf die Gold währung festgelegt. Da nun aber der Bestand jeder Wäh rung abhängig ist von der Zahlungsbilanz, und da der Poung- Plair unsere Zahlungsbilanz dauernd passiv macht, hat er in Wahrheit unsere Währung in die Lust gehängt. Außerdem haben es fremde Mächte in der Hand, durch Verkürzung der Deckungsunterlagen Einfluß auf den Zahlungsmittelumlauf zu nehmen. Das bedeutet aber, daß fremde Mächte die Be fehlsgewalt über unsere Produktion haben. Dazu kommt, daß bei der Goldwährung alle Warenpreise am Goldpreise ge messen werden. Da wir aber auf das Sinken oder Steigen des Goldpreises keinen Einfluß haben, stehen auch u n s er e Preise unter fremdem Einfluß. Die Nachteile der Goldwährung für uns liegen gerade heute auf der Hand. Im übrigen ist der Streit um die Goldwährung eigentlich ein Streit um des Kaisers Bart. Denn der internationale Gold standard ist heute zu einer Illusion geworden. Zum Gold standard gehörten die Verteilung und die Freizügigkeit des Goldes. Die aber sind, vor allem durch die Währungspolitik Frankreichs, aufgehoben. Wir müssen uns deshalb mit dem Gedanken eines nationalen Geldes, also einer National- währuno vertraut machen. Hierzu macht Oberfinanzrat vr Bang, M. d R., in einer soeben erschienenen Schrift sehr bedeutsame Vorschläge: „Geld und Währung" (bei I. F. Lehmann, München, 1,20 RM). Es wird darin eine soge nannte Zndexwährung vorgeschlagen, die eine Inflation und Deflation unmöglich macht und unser Volk vor Krisen und Geldbetrug bewahrt. All diese Fragen werden um so brennender, als von Tag zu Tag die Wirtschastsschwierigkeiten in Deutschland unter dem Druck des Auslandes — von dem Inlandsdruck, der durch die Notverordnungen auf das deutsche Volk ausgeübt wird, soll hier nicht die Rede sein — größer werden. Das hat in augenfälliger Weise der Verlauf unseres Außenhandels im November gezeigt. Zum erstenmal ist die Ausfuhr im November gegenüber den Vormonaten stark rückläu fig. Bezifferte sie sich doch nur auf 738 Millionen RM. Dieses Ergevnis bedeutet gegenüber Oktober einen Rück gang um fast 130 Millionen oder rund 15 Prozent. Ein Drittel dieses Rückgangs wird man, wie sich aus einem Ver gleich mit dem Novemberergebnis der Vorjahre zeigt, auf saisonmäßige Einflüsse zurückführen müßen. Denn der regel mäßig im Juli beginnende Anstieg der Ausfuhr dauert im allgemeinen nur bis Oktober, und von November an bis ein schließlich Februar pflegt die Ausfuhr zurückzugehen. In den übrigen zwei Dritteln des Ausfuhrriickgangs, also rund 75 Millionen RM sind aber unzweifelhaft bereits die ersten Auswirkungen der Absatzerschwerungen und Absatzverhinde- rungen zu erblicken, die der deutschen Ausfuhr im Ausland entgegengestellt werden, teils durch währungspoliti sche Hindernisse, teils durch erhöhte Zoll mauern. Wie sehr der Währungsverfall die deutsche Aus fuhr behindert, geht daraus hervor, daß beispielsweise die Ausfuhr nach Dänemark im November um 25 Prozent, nach Schweden um 21 Prozent, nach Britisch-In dien um 37 Prozent, nach Argentinien um 22 Pro zent gesunken ist, während der Rückgang der deutschen Aus fuhr nach Frankreich, Italien, der Schweiz und der Tschechoslowakei sich zwischen 10 und 16 Prozent bewegt Me Ausfuhr nach Rußland begann ebenfalls zu sinken Lediglich nach England konnten noch größere Aus fuhren erzielt werden, die sich aus der Vorversorgung der englischen Industrie mit deutschen Erzeugnissen, deren Ein fuhr nach den inzwischen erfolgten Zollerhöhungen so gut wie unterbunden ist, erklären. In der Verminderung der Ab nahme deutscher Waren sind sich mithin alle Länder einig. Die goldreichen sowohl wie die vom Golde abgcgangenen. Besonders die Aufnahmefähigkeit bzw. Aufnahmewilligkeit Europas für deutsche Produkte ist in den letzten Monaten stark gesunken. In den ersten neun Monaten dieses Jahres sank die deutsche Ausfuhr nach Europa um 17,8 gegenüber der gleichen Dorjahrsperiode. Sie wird weiter sinken und sinken müssen, weil ja die europäischen Länder mit Bieneneifer darangehen, ihre Zollmauern immer höher aufzutürmen, und den Grundsatz der Nationalwirtschaft zu propagieren. Dar über allerdings müssen sich diese auf Selbstversorgung aus gehenden Ländern klar sein, daß das auch das Ende der Tributforderungen bedeutet. Es heißt im Poung- Plan ausdrücklich, daß die deutschen Reparationen aus den Ueberschüssen der Ausfuhr zu zahlen sind. Von diesen Ueberschüssen kann aber keine Rede sein, wenn die deutsche Ausfuhr künstlich verhindert wird. Daß mit dem Ausfuhrriickgang in nächster Zeit in ver stärktem Matze zu rechnen ist, erklärt sogar das in seinen «ussvhrungen sehr vorsichtige InstitutfürKonjunk- t urforschung. Es heißt in seinem letzten Bericht u. a., daß im Hinblick auf die wachsenden Hemmungen, die der deut schen Ausfuhr durch Währungsverfall, Devisenreglementie- rungen, Zollerhöhungen, Einfuhrkontingenticrungen im Aus- land entstehen, mit einem Rückgang des Ausfuhrüberschusses gerechnet werden müsse. Das Institut ist überhaupt der An sicht, daß einb weitere Wirtschaftsschrumpfung unvermeidlich ist. Rückblickend stellt es fest, daß die Krise mehr und mehr über den Bereich des Konjunkturellen hinausgewachsen sei. „Die Vorgänge am Devisenmarkt sowie der Preisverfall an den Effekten-, Waren- und Grundstücksmärkten greifen an die Fundamente der Währung und Kreditverfassung, die einer durchgreifenden Reform dringend bedürfen." Gerade durch die Kreditschwierigkeiten haben Waren erzeugung und Warenabsatz einen neuen Stoß nach unten erhalten. Die i n du str i e l'l e E r z e u g u n g ist seit Juli um 8,9 Prozent, die Le i st un g s a u s n u tz u n g der industriellen Anlagen in den Konjunkturarurwen um 8,3 Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 21. Dezember 1931 Prozent zuruckgegangen. Die Konkurse haben den höchsten Stand vom Winter 1925/26 erreicht. Neue Betriebsmittel werden kaum noch ausgenommen, und der im Interesse der weiteren Betriebsführungen notwendige Ersatz von Maschinen und Anlagen unterbleibt immer mehr. Das V o l k s e i n k o m m en ist für das Jahr 1931 nur auf rund 50 bis 60 Milliarden zu veranschlagen gegen über 68 bis 70 Milliarden im Jahre 1930 und 76 Milliarden im Jahre 1927. Die volkswirtschaftlichen Umsätze schätzt das Institut nur auf 105 Milliarden gegenüber 119 im Vor jahre. Von den 21 Millionen Arbeitskräften, über die die deutsche Wirtschaft verfügt, sind nur noch rund 16 Millionen in Arbeit. Das ist weniger als die Zahl der Beschäftigten im Jahre 1924 und 1925. Dabei muß für die Wintermonate mit einem weiteren Ansteigen der Arbeits losenziffer gerechnet werden. OerHSches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.) Pulsnitz. Die Grldkiste noch nicht gefunden. Der Derbleib der Geldkiste mit 21 400 RM Darinhalt, die am 13. November aus der von Kamenz nach Dresden verkehrenden Kraftgüterpost verschwunden ist, ist noch nicht aufgeklärt. Nach den bisherigen Ermittlungen besteht die Möglichkeit, daß die Kiste am Dahnhof Kamenz oder auf der Straße von dort bis zum Postamt Pulsnitz in Derlust geraten ist. Für die Er greifung des Täters ist eine Belohnung von 1000 RM aus gesetzt worden. — Wie Kinder schenken! Sie geben uns ein Bei spiel zu Weihnachten. Schenken ist vielfach bloß Geldausgeben für den anderen. Wir Alten stehen ost beschämt vor den Kindern, denen noch die Freude am Schenken und das Schen ken zum Freuen ,di§ Hauptsache ist. Jetzt zu Weihnachten Horen wir mit besonderer Teilnahme von einigen Beispielen aus dem Deutschen Jugendrotkreuz, wie Schüler und Schul- Schulklassen, die dem Jugendrotkreuz angehören, im Schenken erfinderisch sind, um anderen zu Helsen und eine Freude zu machen. Wie fröhlich, fein und sinnig und dabei wie natür lich verstehen diese Kinder zu schenken! Eine Schule in Schneide- mühl übernimmt Patenschaften für eine oberschlesische Hilfs schule. In einer Berliner Schule haben die Kinder eine Milch- und Obstkasse angelegt, aus der für die ärmeren Mit schüler jeden Tag Milch und Obst gekauft wird. Die Kinder des Jugendrotcreuzes in Glückstadt a. d. Elbe Haben die Wände des Asyls der Obdachlosen mit selbsteingerahmten Bildern geschmückt. Wieviel Helle und Hoffnung haben sie damit in diese Elendstätten gebracht. Eine ostpreußische Jugendrotkreuz gruppe betreut auf dem Dvrffriedhvf die Gräber der Toten, die keine Angehörigen haben. Die Schülerinnen am Städtischen Lyzeum zu Elmshorn beteiligen sich sehr eifrig am Verkauf der Wohlfahrtsbriefmarken und werwendten den Erlös dazu, um einem kleinen Mädchen, das seit eineinhalb Jahren im Gipsverband liegt, eine Puppe zu schenken, die es sich lange vergeblich gewünscht hatte. Die Knaben der ersten Klasse von St. Paul in Aachen bauen Nistkästen und haben bereits elf Kästen im Stadtpark aufgehängt. Das Wunsiedeler Jugend rotkreuz hat eine Mundharmvnikakapelle gebildet, um den Kranken im Ortskrankenhaus eins aufzuspielen. Man sieht, daß nicht das Geld die Geschenke macht. Die Groschen geschenke der Jugendrotkreuzgruppen haben bestimmt mehr Freude bereitet als so manches gleichgültige kostspielige Ge schenk. Der Wahlspruch des Jugendrotkreuzes ist: „Ich diene". Dienen heißt, sich neben seinen Nächsten stellen und ihn ver stehen. Gerade danach richtet sich heute zu Weihnachten der Wunsch vieler Tausende. — Das Vierpfennigstück erscheint zu Neu jahr. Zum Jahresende wird nun auch das in der letzten Notverordnung vorgesehene Dierpfennigstück im Zahlungsver kehr erscheinen. Es befindet sich zur Zeit im letzten Stadium des Entstehens. Der Entwurf ist dem Reichssinanzministerium zur Genehmigung eingereicht worden, das auch zu bestimmen hat, wie viele von den neuen Geldstücken geprägt werden sollen. Das Geldstück selbst sieht dem Zweipfennigstück ähnlich, ist nur entsprechend größer. Es ist aus einer Kupferlegierung her gestellt. Der Entwurs stammt von dem Graphiker Professor Schwab, der bereits das Fünfzigpfennigstück gestaltet hatte. Die Münze trägt auf der einen Seite eine große einfache 4. — 81 Prozent der sächsischen Bauarbeiter arbeitslos. Dir am 7. Dezember im sächsischen Bau gewerbe vorgenommene Erhebung, die sich auf 58 465 Per sonen erstreckte, ergab, daß 24 342 Maurer, 15 678 Bauhilfs arbeiter. 7423 Facharbeiter, Lehrlinge usw. arbeitslos waren. Dies entspricht einer Arbeitslosigkeit von 81,1 Prozent gegen über einer solchen von 79,5 Prozent am 30. November und von rund 74 Prozent zu Anfang November. — Der Rundfunk zu Weihnachten. Weihnachts konzert von der Silbermann-Orgel in Rötha am 24. Dezember 20,30 Ahr. Die St. Georgenkirche in Rötha bei Leipzig besitzt eine der wenigen heute noch vorhandenen Silbermann-Orgeln, ein Werk des erzgebirgischen Orgelbauers der Barockzeit, Gottfried Silbermann (geb. 1683, gest. 1753). Die modernen Orgeln dienen als Werkzeuge der Romantik dem subjektiven Hefühlsausdruck der Einzelpersönlichkeit, die Klangwirkung der Darockorgel dagegen ist Symbol einer überpersönlichen Kult- sorm, die dem Individuum keinen Raum gewährt. So besitzt die romantische Orgel eine starke und eindringliche Klang farbigkeit und Anpassungsfähigkeit an jedes Tonwerk, die Darockorgel dagegen eine vom persönlichen Gefühl abgelöste, gewissermaßen verklärte, durchsichtige Tongebung; sie bevor zugt die polyphone Führung von Linien ohne auf harmonische Wirkungen zu verzichten, während die romantische Orgel die Harmonik und mannigfaltige Klangmischung verschiedenster Register in den Dordergrund stellt. Infolge ihres klaren, gehaltenen Klanges eignet sich die Silbermann-Orgel besonders gut für den Rundfunk. Die Aebertragung am Heiligen Abend bringt Werke von Joh. Seb. Bach, und zwar eine Reihe seiner schönsten Weihnachtschoräle sowie die Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur, gespielt von Organist Johs. Piersig-Leipzig. — Der Lohnrückgang in Sachsen. Das Sächsische Statistische Landesamt veröffentlicht jetzt eine Aebersicht über die Einkommensgestaltung der gegen Invalidität vollversicher ten Arbeiter und Hausangestellten in Sachsen. Es . ergibt sich, daß zunächst schon die Zahl der vollversicherten Personen in diesem Lahr gegen die Vorjahre in sämtlichen Lohnklassen sehr erheblich gesunken ist, vor allem aber sind die Zahlen in den höheren Lohnklassen gefallen. Von 100 Versicherten kommen 1931 etwa 63,6 auf Lohnklassen mit einem Wocheneinkommen bis zu 30 RM und nur 36,4 auf ein Einkommen über 30 RM. Dagegen waren 1928 und 1929 nur 54,5 bezw. 54,9 v. H. in den unteren Lohnklassen und über 45 v. H. in den höheren mit über 30 RM Wochenlohn. Der Monatsdurchschnitt der Lohnsummen wurde 1929 in den Lohnklassen bis zu 30 RM wöchentlich auf 59,7 Millionen geschätzt, 1931 auf nur 53,2 Millionen. Die Zahl der durchschnittlichen Monatslohn- summen über 30 RM wöchentlich ist in der gleichen Zeit schätzungsweise sogar von 142 Millionen auf 79,6 Millionen Reichsmark gefallen. Seite 2. Kamenz. Asber den Stand von Tierseuchen in Sachsen am 15. Dezember 1931 verzeichnet der amtliche Be richt des Landrsgesundheitsamtes für den Bezirk der Amts hauptmannschaft Kamenz: Maul- und Klauenseuche in 2 Ge meinden und 2 Gehöften, sowie Schweinepest in 2 Gemeinden und 2 Gehöften. l Stolpen. Zum Fund eines herrenlosen Per sonenkraftwagens auf der Staatsstraße Dresden — Bautzen wird berichtet: Noch immer steht der nunmehr entsetzlich zugerichtete Wagen an der Straße als Anklage des wehrlosen Objekts. Wie behördlicherseits festgestellt ist, gehört Ler Wagen einem Schlossermeister aus Bautzen, der auch einen . Handel betreibt und mit seinem Wagen auf der Fahrt nach Bautzen sich befand. Dis heute hat sich der Mann jedoch nicht wieder um sein Eigentum gekümmert, so daß die Mitteilung, er werde ihn reparieren, nicht zutrifft. Inzwischen dürfte ihm das auch nicht mehr möglich sein, denn wenn er seinen Wagen findet, er würde ihn nicht mehr wiedererkennen! Sämtliche Fenster wurden gestohlen, alle Polster sind entwendet, der Motor ist abgeschraubt worden, die Scheinwerfer und Lampen sind weg, seit kurzem sind auch die Vorderräder abgetragen wor den, kurz, alles, was nur irgendwie verwendbar war, ist ab« montiert worden und nur ein kläglicher Aeberrest blieb zurück. So steht der zerfetzte und zertrümmerte Wagen — auch das Dach hat man eingeschlagen — in entsetzlichem Zustand an der Straße. Welche Gründe den Besitzer bewegten, sein Eigen tum einfach aufzugeben, ist noch unbekannt. Seitens der Be hörde ist man wiederholt an den Mann herangetretrn, bisher ohne Ersolg. Gegen ihn ist Anzeige erstattet worden. Zittau. Die Zusammenstöße zwischen National sozialisten und Reichsbannerleuten, die sich in der Nacht zum 9. Dezember auf dem Grundstück des sozialdemokratischen Volkshauses ereignet haben, veranlaßten die Fraktion der SPD. in der Stadtverordnetensitzung zu heftigen Angriffen auf die Nationalsozialisten und zu der Behauptung, daß die am Donnerstag im Landtag erhobene Beschuldigung, einige Be amte der Zittauer Polizei hätten eine Rückversicherung auf das dritte Reich ausgenommen, nicht ganz ohne Berechtigung er scheine. Der Polizeidezernent Bürgermeister Dr. Koltzenburg, stellte demgegenüber fest, daß dis Zittauer Polizei voll ihre Pflicht erfüllt und sofort die Erörterungen über jene Vorgänge ausgenommen habe und auch die Staatsanwaltschaft eine energische Untersuchung durchführe. Es sei nötig, das Ergebnis dieser Antersuchung abzuwarten. Kritisiert wurde auch die radikale politische Einstellung der Schülerschaft der höheren Lehranstalten. Auch über die in Zittau eingerissene Ansitte» Hauswände und Bürgersteige mit politischen Kampfschriften und Abzeichen zu beschmieren, wurde lebhafte Klage geführt. Leipzig. Für 30 000 RM Pelze entwendet. In der Nacht zum Sonnabend wurde in ein Pelzkonfektionsgeschäft im Grundstück Thomaskirchhof eingebrochen. Die Täter drangen mittels Nachschlüssels in den Hos und von dort aus in die Hausflur des Grundstücks ein. Dann erbrachen sie eine Tür, die zu den Geschäftsräumen sührte, und entwendeten von den vorhandenen Warenbeständen Pelzwaren im Gesamtwerte von etwa 30 000 RM. Die Täter sind offenbar Spezialisten ge wesen. Der Geschädigte ist durch Versicherung gedeckt. Don der Versicherungsgesellschaft ist eine Belohnung von 10 Prozent vom Gestehungswerte des wieder herbeigeschafften Gutes unter Ausschluß des Rechtsweges ausgesetzt worden. Anter Hinweis darauf werden sachdienliche Mitteilungen, die zur Aufklärung des Diebstahls führen können, an das Polizeipräsidium — Kriminalamt — erbeten. Döbeln. Beide Bürgermeister wieder gewählt. Bekanntlich haben sich die beiden sozialdemo kratischen Bürgermeister von Döbeln zur Wiederwahl ge stellt, über die in der letzten Stadtverordnetensitzung ent schieden wurde. Hatte man vorher angenommen, daß SPD. und KPD. geschlossen für eine Wiederwahl stimmen würden, so brachte die Sitzung die große Überraschung, daß ein Kommunist mit den Bürgerlichen dagegen, der Vertreter der nationalen Arbeitnehmer mit der SPD. da für stimmte. Beide Bürgermeister sind somit mit einer Stimme Mehrheit auf sechs Jahre wiedergewählt. Zschopau. Spargeldveruntreuung. Wie in den letzten Jahren, so häufen sich auch in diesem Jahre vie Unterschlagungen bei den Sparvereinen. Jetzt hat auch oer Kassierer eines hiesigen Sparvereins, der vor kurzem sein 50jähriges Bestehen beging, die gesammelten Gelder für sich verwendet, so daß die Sparer wieder einmal mit leeren Händen Weihnachten feiern müssen. Der ungetreue Mann, der sich bisher allgemeiner Achtung erfreute, wurde verhaftet. Glauchau. Im verunglückten Auto verbrannt. Auf der Staatsstraße von Meerane nach Zwickau fanden Pas santen ein Personenauto im Straßengraben brennend auf. Nachdem das Feuer gelöscht war, barg man die vollkommen verkohlte Leiche des Führers. Anscheinend ist das Auto ins Schleudern gekommen und umgestürzt. Dabei explodiert» wohl der Benzintank und setzte den Wagen in Brand. Bei dem Toten soll es sich um den Leiter der Zwickauer Verkaufs stelle einer Autofirma handeln. Glauchau. Gärrnertag 1932. Der nächstjährige Sächsische Gärtnertag wird am 6. und 7. August in Ver bindung mit dem 70jährigen Jubiläum des hiesigen Gärt nervereins in Glauchau abgehalten. Mit der Tagung soll eine größere Neuheiten- und Pflanzenschau verbunden werden. Außerdem ist eine Industrieausstellung größeren Stiles geplant. Thalheim i. E. Fabrikant schießt auf A n - gest ellte. Im Kontor seiner Strumpffabrik gab der Firmeninhaber Alfred Förster auf eine jugendliche Ange stellte plötzlich einen Revolverschuß ab, der das Mädchen am Oberarm schwer verletzte. Ter Fabrikant, der verhei ratet ist, stellte sich selbst der Polizei und gab an, sich aus Lebensüberdruß betrunken zu haben und in der Trunken heit habe er auf seine Angestellte geschossen. Er war auch bei seiner Vernehmung noch nicht wieder nüchtern. Bad Lansirk. Verhängnisvolles Heil mittel. Ein bei einem Gutsbesitzer in Elbersbach be schäftigtes Mädchen hatte Zahnschmerzen und rieb die betreffende Stelle wiederholt mit Brennspiritus ein. Um sich noch ein Kopftuch zu suchen, brannte das Mädchen ein Streichholz an. Im Nu entzündeten sich die durch das Einreiben mit Brennspiritus entstandenen Gase, so daß der Kopf des Mädchens einer brennenden Kugel glich. Das Mädchen erlitt erhebliche Brandwunden. Bärenstein (Erzgebirge). T a b a k s ch m u g g e l. Bei der Haltestelle Kühberg fahndeten Zollbeamte auf Tabak schmuggler und konnten sieben Personen feststellen, die kleine Päckchen tschechischen Tabaks herüberzuschmuggeln versucht hatten. Unter ihnen befinden sich ein Stadtrat und ein Ortsrichter.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder