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Nr. 258 Pulsnitzer Tauebian — Donnerstag, den 4. November 1W1. Sette 6. haben, wurde aber schwer belastet durch seine geschiedene Ehe frau, die angab. dah er ihr ebenfalls aus Rache u. a. eine Plüschdecke zerschnitten habe. Ebenso habe er «inem früheren Arbeitgeber, der ihn entlieh, gedroht, dah er in seinen Karpfenteich Salzsäure schütten würde, damit die Karpfen vergiftet würden. Das Gericht verurteilte Melzer zu sieben Monaten Gefängnis wegen Sachbeschädigung. Sklareks doppelte Buchführung nach der Bilanz von 1926. Berlin. In der Mittwoch-Verhandlung beschäftigte sich das Gericht mit der Frage der Prüfung derSklarek- schen Bücher, die im Jahre 1927 auf Veranlassung des Finanzamts Berlin-Mitte erfolgte. Der mitangeklagte Diplom-Kaufmann Luding war damals beauftragt wor den, als Buchprüfer die Prüfungen vorzunehmen. Luding wird vorgeworfen, die Bücher nicht ordnungsmäßig geprüft und den Sklareks geholfen zu haben, die Steuerbehörde zu täuschen. Luding bestreitet diese Vorwürfe. Der Buchhalter Tuch erklärt nunmehr dem Gericht, daß die Sklareks große Angst bekommen hätten, als bekannt wurde, daß in etwa einer Woche die Prüfung der Bücher stattfinde. In der Steuererklärung aus dem Jahre 1926 hatten nämlich die Brüder in ihrem Umsatz nur ein Drittel des eigentlichen Wertes eingesetzt. Der Vorsitzende .nacht bei dieser Bekundung den Buchhalter Tuch darauf aufmerksam, daß er in dieser Hinsicht nicht auszusagen brauche, wenn er sich durch diese Angaben der Beihilfe bzw. der Begünstigung eines Steuervergehens schuldig gemacht habe. Die Staatsanwaltschaft erklärt hierauf, daß der An geklagte Tuch beruhigt sein könne, irgendeine Anklage in dieser Richtung würde nicht erhoben werden. Rechtsanwalt vr. Puppe verlangt aber eine bindende Erklärung der Steuerbehörde. Oberstaatsanwalt Freiherr von Steinaecker erklärte, daß Regierungsrat Schätzel ihm telephonisch die vorbehaltlose Erklärung abgegeben habe, daß gegen Tuch und Lehmann wegen Begünstigung eines steuerlichen Vergehens nicht vorgegangen werde. Die Buchhalter Lehmann und Tuch erklären nunmehr, daß sie den Auftrag von Willi Sklarek erhalten hätten, die sämtlichen Bücher umznschreiben, um die Bücher in Einklang mit der falsch abgegebenen Steuererklärung zu bringen. Es seien nun in die Bücher wahllos irgendwelche Sum men und Betrüge eingesetzt worden. Willi Sklarek bestreitet, seinen Buchhaltern eine derartige Anweisung gegeben zu haben. Buchhalter Tuch bemerkt noch, daß sich auch ein Mann die Bücher angesehen habe, der ihm als ». Wegener vorgestellt worden sei. In Wirklichkeit sei der vr. Wegener der Steuerinspektor Blum gewesen. Auf die Frage des Vorsitzenden, warum man Steuerinspektor Blum als vr. Wegener eingeführt habe, erklärt Willi Sklarek, daß Blum ungenannt bleiben wollte. Es sei nur ein kleiner Scherz gewesen. Der Vorsitzende bemerkt hierzu, „daß es sich also wohl dann immer um Scherze gehandelt habe, weikn die Namen von Leuten, die bei Ihnen ein- und ausgegangen seien, umgetauft worden wären" Der Vorsitzende hält dann Willi und Leo Sklarek Zettel vor, aus denen ersichtlich ist, daß dem Steuerinspektor Blum Geldbeträge z. B. in Höhe von 3000 Mark und 1000 Mark gegeben worden sind. Wäh rend Willi meint, daß es sich um 'Nenngewinne handele, kann sich Leo Sklarek diesen Vorgang überhaupt nicht erklären. Buchhalter Tuch gab sodann eine Schilderung der Buch- Prüfung durch Luding, die im Privatbüro Willi Sklareks stattgefunden hab«. Durch die Tür habe er gehört, wie in dem Büro gescherzt und gelacht worden sei. Leo und Willi Sklarek wollen davon nichts wissen, auch Luding erklärte, daß die Darstellung nicht stimme. Neuer Kelssturz am Cochemer Berg. Schwerer finanzieller Schaden zu befürchten. Köln. Der Cochemer Berg, von dem bereits schon vor einem Jahr und im Frühjahr dieses Jahres große Fels massen abstürzten, beginnt wieder zu „wandern". Jetzt lösten sich am oberen Rand des Berges große Felsstücke, wie sie noch nirgends in Deutschland beobachtet wurden. Die Steine hatten zum Teil eine Schwere von 6 0 Zentner, die mit unbeschreiblichem Getöse den 100 Meter hohen Berg hinabstürzten. Es ist zu erwar- ten, daß sich n o ch weitere Felsmassen lösen wer den. Der viele Regen in diesem Sommer hat die Locke rung der Felsmassen begünstigt. Die Geologische Lan desanstalt stellt fest, daß 5 00 000 bi s 600 000 Ku bikmeter Felsmasse lose ist, die durch nichts aufgebalten werden kann. 2-er wanoernde Berg von Eoryem, Der'Berg wird nach dem letzten Absturz bauernd beobachtet. Zwei Häuser, die am' Bergabhang stehen, wurden bereits vor einigen Monaten geräumt. Es besteht die ständige Gefahr, daß die Felsmassen auch b i s auf die Straße herabrutschen und dann den Ver kehr gefährden. Die M o s e l s ch i f f a h r t ist nicht ge fährdet, da vor der Provinziallandstraße noch die Hafen anlage liegt. Die finanziellen Schäden des Ab- sturzes sind außerordentlich hoch. Börse und Aunöel Amtliche sächsische Notierungen vom 4. November. Efseltcnbörscn in Dresden, Leipzig, Chemnitz geschloffen. Ehemnitzer Prvdullenbörsc. Weizen int. 75 Kg. 230—235, Roggen sächs. 72 Kg. 217—221, Sandroggen 73 Kg. 223-225, Sommergerste 185—195, Wintergerste 175—180, Hafer neu K-3 bis 168, Weizenmehl 70 Prozent 42,50, Roggenmehl 60 Prozent !i5,75, Wetzenkleic 11,50, Roggenkleie 11,00, Wiesenheu neu löse 7,00, Gerrcidestroh drahigepreht 2,75. Geschäftsgang: Wlesenheu behauptet, Stroh ruhig, das übrige fest. Amtliche Devifen-Notierung. Devisen «in Reichsmatt 4. Nor Geld >ember Briel 3. November Geld ! Briet New Port . 1 x London . . . 1 L Amsterdam 100 Gld. Kopenhagen 100 Kron. Stockholm . 100 Kron. Oslo .... 100 Kron. Italien ... 100 Lire Schweiz . .1v»Trcs. Paris .... 100 Fres. Brüssel . ..lOOBelqa Prag ....100 Kron. Wien .... 100 Schill. Spanien ..100 Peseta Bankdiskont: dam 3. Brüssel 214. Madrid 6)4. Oslo 7 s Holm 7, Wien 10, Neu RM 4,209 >5,78 170,03 . 90,91 91,91 88,91 21,68 82,12 16,58 58 74 12,47 58,94 36.91 Berlin Rom 7. jaris 214. Port 3K RM. 4,217 15,82 170,37 91,09 92.09 81.09 21,72 82,28 16,62 58.86 12,49 59,06 36,99 8 (Lam Kopenha Prag 614 NM. 4,209 15.58 170,08 90,91 92,66 89,41 21,58 82,02 16,57 58.64 12,47 58,94 36,96 mrd 10), gen 6. . Schweiz RM 4,217 15,62 170,42 91,09 92,8t 89,59 21,62 82,18 16,61 58,76 12,49 59,06 37,04 Amster- zondon 6, 2, Stock- Berliner Produktenbörse: Ruhiger. Das W e i z e n angebot ist etwas größer. Für Roggen fehlt Material. Infolge mancher Realisationen setzten zunächst die Lieferungspreise allgemein niedriger ein, erholten sich im Verlauf« beim Roggen und nur wenig beim Hafer. Prompter Hafer entgegenkommender. Auch Gerste ruhiger. Mehl geschäft weniger lebhaft. Roggenmehl eher billiger. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto einschl. Sack frei Berlin. Zinsverbilligung für Klee- und Grassamen. 1000 ilg. 4.11.31 3. 11. 3t 100 üp 4.11. 31 3. 11. 31 Welz. Mehl märk. Fult, Eomm Dez. März 227.0-230.0 212.0 214.0 231.0 234.0 240.00 250.0-249.0 227.0 2302 212.0 214.0 229.0-232.0 241.0-241.5 252.00 Weizenmehl Rooqenmehl Weizenkleie Rogaenkleie Viktoria-Erbsen Kl. Speiseerbsen 28.5-33.0 28.0-30.0 10.50 10.2-10.7 24 0-30.0 25.0-28.0 28.5-33.0 28.0-30.0 10.5-11.0 10.2-10.7 23.0-29.0 25.0-28.0 Futtererbsen — — Rogg. Peluschken 17.0-19 0 17.0 19.0 märk. 198.0-200.0 198.0-200.0 Ackerbohnen 16.5 18.0 16.5-18.0 Rem Wicken 17.0 20.0 17.0-20 0 Ern le 207.0-207.7 209.0-209.5 Lupinen, blaue 11 0-12.5 H.0-I2.5 Dez. . gelbe 13.0 15.0 13.0-15.0 März 212.5-212.0 214.50 Serradella Leinkuchen 25.0-31.0 Gerste Basis 37°/„ 13.8-14 0 13.8-14.0 Brau 175.0-178.0 175.0-178.0 Erdnußkuchen 13.0-13.1 12.90 Futt. 170.0-175.0 170.0-175.0 „ mehl 12.90 12.90 Trockenschnitzel li.20-6.3. 6.20-6.30 Hafer Sojaschro! märt 151.0-157.0 151.0-157.0 Bas. 46"/„Hbg. 11.80 1180 Dez. 168.0-168.7 168 0-169.5 Sojaschrol März 179.00 180.0-180.5 Basis Stettin 12.20 12.20 Kartoffelstöcken — In Durchführung der Zinsverbilligung für Erntefinanzie rungskredite wird ein« Zinsrückvergütung auch für Wechselkredite gewährt, die zum Zwecke des Ankaufs von inländischen Klee- und Grassamen im Betrage von minde st «ns 5 0 0 RM in Anspruch genommen werden. Di« Zinsverbilligung erfolgt im Rahmen der hierfür verfügbaren Mittel, sie beträgt bi» auf weiteres 4 Prozent jährlich bei einem Reichsbankdiskont von 8 Prozent und darüber, auf die Dauer von zunächst 3 Monaten, nach deren Ablauf ein« Verlängerung um weitere 3 Monate zu lässig ist. Wird der Reichsbankdiskontsatz herabgesetzt, so er mäßigt sich die Zinsrückvergütung um den gleichen Satz. — Anträge auf Zinsrückvergütung sind binnen einer Woche nach der Diskontierung der Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt einzusenden, und zwar durch den Käufer (Händler oder Genossen schaft), unter gleichzeitiger Bestätigung des erfolgten Kauf abschluffes seitens des verkaufenden Erzeugers und unter Vor legung einer von dem finanzierenden Kreditinstitut unterzeich neten Diskonabrechnung. Die Deutsche Rentenbank-Kre ditanstalt übersendet auf Anforderung den Interessenten entsprechend« Antragsformulare. Flocken zu Brennzwecken. Ein in der Höhe vorläufig noch nicht feststehendes Kon tingent wird zur Verarbeitung von Kartoffelflocken in Brenne reien verteilt werden. Es wurde ein Preis von 124 RM, und zwar in Süddcutschland frei jeder Empfangsstation und in Nord westdeutschland von 124 RM waggonfrei Parität Münster in Westfalen festgelegt. Abnahme bis 30. 11. Bedingung. Bermahlungsquote und Auslandsweizen. Das Präsidium des Konsortiums deutscher Weizenmühlen teilt mit, daß gemäß Verordnung vom 22. 10. 31 über die Ver mahlung von Iniandsweizen der Beitritt zum Konsortium deut scher Wsizenmühlen bis zum 5. 11. ü. I. erforderlich ist, um von dissem Zeitpunkt an noch weiter Auslandsweizen im Tauschverkehr gegen Ausfuhrschein« verarbeiten zu können. Berliner Grosthandelsnotierungen für Ssteisekar» toffeln (die Preise gelten für in Berlin bahnstehende Ware bei Abschlüffen von mindestens einer Waggonladung für je einen Zentner in RM): Kleinhandels- für für preise für Verkaufsstelle Erwerbslos« Erwerbslose Gelbfleischige 3,33 3,18 3,50 Odenwälder Blaue 2,97 2,82 3,10 Weiß« Rode 2,42 2,60 2,27 2,45 2,50 2,70 Alle wurden verhört. Aber nichts kam zu Tage. Plötzlich rief das Polizeipräsidium an. Der Kommissar gmg an den Apparai nnd meldete sich. Er schien sehr erstaunt zu sein, schüttelte den Kopf, als er den Hörer hinlegte. „Eine unangenehme Sache. Herr Generaldirektor!" „Der verhaftete Kalkert Hal ein Geständnis abgelegt, das ... Aran Maria Storkow belastet." Alle waren fassungslos. Maria wurde bleich. Hans Jordan aber sagte unwirsch: „Das ist ja UnsinnI Ein gemeiner Racheakt des Mannes." Der Kommissar pflichtete bei und sagte: „Das ist nicht von der Hand zu weisen, aber es hilft nichts, wir müssen untersuchen." „Ja, was behauptet denn dieser Kalkert?" „Er behauptet nichts Geringeres, als daß er seine da malige Privatsekretärin bereits einmal beim Tokumenteu- diebstahl überrascht hat." Maria war keines Wortes fähig über diese,Gemeinheit. „Er behauptet, auf die Frage des Untersuchungs richters, daß er damals aus Mitleid nichts gemeldet habe und hoffte, saß ihm durch Frau Storkow ein ... Aequi- valent vafür geboten würde. Sie wissen, meine Herren, wa« er damit ineini. Jetzt habe er aber keinen Grnnd zur Rücksicht mehr. Er nähme stark an, daß, wenn man bei Frau Storkow haussuche, das Tokumeut sich finden werbe." Aller Augen lagen auf Maria, die ihre Ruhe wieder- gefundrn hatte. Einfach, sagte sie: „Ich bin mir nicht der kleinsten Schuld bewußt und habe nichts hier getan, als meine Pflicht, meine Arbeit. Wenn Sie eine Haussuchung vornehmen wollen, Herr Kommissar, bitte meine Wohnung steht Ihnen zur Verfügung. Sie können jeoen Winkel durch suchen." Die Erklärung wirkte stark. Impulsiv sagte Hans Jorban: „Frau Maria... sorgen Sie sich nicht. Ich habe Vertrauen zu Ihnen und halte das Ganze für einen ganz gemeinen Racheakt Aber... wir können natürlich die Kriminalpolizei nicht hindern, ihre Pflichi zu tun." Also sand eine Haussuchung statt. Sie ergab nichts. Nicht oas Geringste wurde gefunden. Man nahm daher auch Abstand Maria etwa zn ver haften oder polizeilich vorznführen. Der Kommissar »ahm alles zu Protokoll und suhr wieder nach dem Polizei präsidium zurück. * Kommissar Seidlitz war kaum eiugetroffen, als er zu dem Polizeirat Wulff gebeten wurde. „Haben Sie die Zeichnungen bei ber Haussuchung ge funden?" „Nein! Ich muß ehrlich gestehen. Saß ich mich der Meinung des Generaldirektors Jordan, daß es sich um eiuen gemeinen Racheakt handelt, anschließe." Wulfs uickte und erhob sich, schlug lachend dem Kriminalisten auf die Schulter. „Kommen Sie mit, Seiolitz! Sie füllen einmal richtig, gehens lachen. Kommen Sie!" Sie schritten den Korridor entlang, traten in ein Zimmer ein, in dem der Kommissar Schlichte vor sen Akten in Sachen Kalkert saß. Auf dem Stuhle vorn faß wartend ein junger Manu von wohl knapp dreißig Jahren. Er erhob sich bei dem Eintritt der beiden Kriminalisten. „Herr Beyerlmg" nahm Pülizeirat Wulff das Wort. „Es mar eine ausgezeichnete Jsee van Ihnen, sofort aus's Präsidium zu kommen. Berichten Sie doch Kommissar Seidlis einmal genau, was Sie erlebt haben." Beyerling begann. „Also ich... ich wohne ooch in Pankow, bei der Frau Peterkorn. Ich bin jung verheiratet und wir waren froh, eine leidliche Untermiete zu finde». Also... ,ch... wie ich gestern meine Sache» durchsetze. Korrespondenzen usw., da finde ich drunter ein Bündel Zeichnungen. Ich kieke sie mir an. Nie in »«einem Leben tzabe ich die Zeichnungen gesehen. Nie! Erst wollt ich mir nicht sen Kopf zer brechen, aber dann kam mir die Sache doch unheimlich vor und zwar, als ich seststellte, daß mir g'eichzeitig 50 Mark und eine Diamantbrosche meiner Frau ge stohlen worden waren. Ich und meine Frau sind den ganzen Tag auf Arbeit, unsere Wirtin, die Frau Peter korn, genau so. Mau hatte also bei mir eingebrochen. 50 Mark und die Brosche gestohlen — sie war wohl auch 50 Gute wert — und hatte mir das Bündel Zeichnungen unter meine Papiere gesteckt. Ich hab' nun keine Ahnung, ob die Zeichnungen was wert sind und ich versteh' sie auch nicht. Aber... es ist mir 'n bißchen unheimlich ge worden. Ich habe gedacht: hier ist was los. Na, Sa hin ich denn mal — mein Chef hat's mir auch geraten — nach dem Aleranderplatz gefahren." Polizeirat Wulff sah Kommissar Seidlitz lächelnd an. „Begreifen Sie alles?" „Noch nicht ganz, Herr Rat!" iSortievung svlgt^