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Pulsnitzer Tageblatt : 05.11.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193111052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19311105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19311105
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-11
- Tag 1931-11-05
-
Monat
1931-11
-
Jahr
1931
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 05.11.1931
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Nr. 258. Oertliches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.) Pulsnitz. 50jähriges Bestehen. Die Männerriege im Turnverein ..Turnerbund" beging am Sonnabend. 31. Ok tober 1931, die Feier ihres 50 jährigen Bestehens. Das wirklich schöne Programm hätte es verdient, nicht nur dem an diesem Abende versammelten internen Kreise, sondern in aller Oef- fentlichkeit gezeigt zu werden, da derartige Aufführungen im Turnverein „Turnerbund" seit langer Zeit nicht mehr geboten wurden. Es war fleißig gearbeitet und. geübt worden und letzten Endes war der Erfolg aller Mühen ein voller und eine Werbung zugleich für das Turnen der Aelteren in unseren Turnvereinen, insbesondere eine Werbung für unsere Männer- riege. In sauberer und exakter Ausführung wurden gezeigt: Hantelübungen, wie solche in früherer Zeit geturnt wurden,- Freiübungen nach der neueren Richtung, Stabübungen, Lie man als Kunstübungen bezeichnen kann, einfache Sprünge am Pferd, und als humoristische Einlage das Auftreten der be rühmten Neltons am Pferd. Eine angenehme Abwechslung in der turnerischen Nufführungsfolge brachten die für diesen Abend gewonnenen beiden Damen aus Dresden, Fräulein Hedrich und Fräulein Grohmann, welche sich mit ihren zur Laute vorzüglich vorgetragenen Liedern bald in die Herzen ihrer Zuhörer gesungen hatten. Etwas ganz besonderes bot uns unser Turnbrude^ Reim mit seinem Tylophon-Bortrag sowie mit dem Potpourri für klingende Schlaginstrumente. Alle waren begeistert und des Lobes voll ob dieser ausgezeichneten Darbietungen unseres Turnbruders Reim, insbesondere waren es die anwesenden auswärtigen Turner, die so etwas noch nicht gehört hatten. Auch unser Gauvertrrter, Turnbruder Lehrer Hellriegel aus Schmölln, hatte es sich nicht nehmen lassen, an unserer Jubelfeier teilzunehmen. Gr nahm auch Ge legenheit, in seiner Ansprache uns mit dem Werte des Deutschen Turnens, insbesondere des Turnens der Aelteren, m Per jetzigen schweren Notzeit vertraut zu machen. In Ler bekannten, tiefschürfenden Art unö Weise seines Vortrages fand er die rechten Worte zur rechten Zeit. Er überreichte am Schlüsse seiner Ausführungen einem verdienten alten Kämpen für unser Männerturnen, Turnbruder Richard Haase, das Gauehrenblatt. — Der Männerriege im Turnverein „Turner bund" ist nach Lieser wohlgelungenen Veranstaltung nur zu wünschen, daß Lie damit auch bezweckte Werbung für unser Deutsches Männerturnen bei den Anwesenden auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Geturnt wird jeden Sonnabend abends ab 8,30 Uhr in der Turnhalle. Platz ist noch genügend vor handen für Lie jetzt noch abseits Stehenden. Die immer wieder zu hörenden Einwände: „Ich kann die schweren Uebungen ja doch nicht mitturntzn!" konnten nicht besser widerlegt werden durch Lie an diesem Abende geturnten einfachen Sprünge am Pferd. Darum frisch auf zum fröhlichen Wagen, wer kommt mit am Sonnabend zum Turnen in der Männerriege im Turnverein „Turnerbund" Pulsnitz? Pulsnitz. Wohltätigkeitskonzert. In selbstloser Weise Hatte sich die Stadtkapelle unter der bewährten Lei tung von Herrn Kapellmeister Mitschke zu dem gestrigen Abend zur Verfügung gestellt. Galt es doch an diesem Abend, einen möglichst großen Betrag zu erhalten, um notleidenden Puls- nitzern zu helfen. Etwa 350 Personen waren Ler EinlaLung des Ortsausschusses der Winterhilfe 1931/32 (Sächs. Rothilfe) gefolgt. Es dürfte Wohl kaum jemand dabei gewesen sein, der nicht auf seine Rechnung gekommen ist. Die Stadtkapelle bot vortreffliche Sachen. Wie wuchtig erklang der Krönungsmarsch aus „Die Folkunger"! Herr Bürgermeister Dr. Jurgeleit fand kurze Worte zur Begrüßung. Nun folgten die Fest-Ouvertüre von Lortzing. Bei Len Stücken war Ler Beifall nicht versagt. Besonders herrlich klang das Steuermannslied und der Matrosenchor aus „Der fliegende Holländer". Es war er staunlich, was aus den Instrumenten herausgeholt wurde, noch zumal deshalb, weil die meisten Herren doch nebenberuflich ihre Musik treiben. Im 2. Teil des Abends kamen besonders die Streichinstrumente in Tätigkeit. Reizvoll war „Sie tanzt im Traum" und allerliebst wurden „Volkslied und Märchen" dargeboten. Tosender Beifall war eine kleine Belohnung für die Mühewaltung des Herrn Kapellmeisters Mitschke nebst Kapelle. Hoffentlich hat der Abend dazu beigetragen, um einen Teil der notleidenden Pulsnitzer zu helfen. Zum Schluß gebührt der Mitschke-Kapelle für ihr honorarfreies Spielen ein besonderer Dank. Ein Tänzchen beschloß diesen Wend. W W Pulsnitz. Konzert. Die Namen der Künstler, die zu dem Konzert des Reichsdeutschen Blindenverbands E. D. (Reichsspitzenverband der deutschen Dlindenvereine) und des Verbands der Blindenvereine im Freistaat Sachsen E. V., das morgen, Freitag, abends 8 Ahr im Hotel „Grauer Wolf" stattfindet, mitwirken, gehen aus Ler Ankündigung in der vor liegenden Ausgabe hervor. Man kann berechtigterweise an- nehmen, daß ein alle Konzertbesucher voll befriedigendes Programm geboten wird. Wie wir erfuhren, sind bei der Amfrage Karten in erhofftem Maße umgeseht worden, so daß das wirtschaftliche Ergebnis aus der Veranstaltung das Kon zertamt Les Reichsdeutschen Blindenverbands instand setzen wird, seine Bestrebungen zu Nutz und Frommen der deutschen Blindenwelt in vollstem Maße weiterzuführen. Karten sind noch an der Abendkasse erhältlich. Pulsnitz. Die Gewinnlisten der 45. Bayer. Roten- Kreuz-Lotterie sind eingetroffen und liegen in der Lotterie- Geschäftsstelle des Herrn Max Greubig zur Einsichtnahme aus. Dieselben sind daselbst auch käuflich zu erwerben. — Winterhilfe 1931/32. Wir hören, daß die Firma Gerling L Rockstroh in allen Städten, in denen sie ihre Gero-Verkaufsstellen unterhält, für Lie Winterhilfe 10 000 Pakete Kakao als Spende zur Verfügung gestellt hat. — Einschränkung des Flugverkehrs. Der deutsche Flugverkehr erfährt während der Monate November bis einschließlich Februar eine erhebliche Einschränkung. Es findet ab 1. November nur noch Verkehr zwischen den größten Orten statt. In Sachsen werden nur noch die Flughäfen Dres den und Halle/Leipzig bedient, während Ler Verkehr Ler Flugplätze Chemnitz, Plauen und Zwickau für die Dauer des Winterflugplans eingestellt ist. Lichtenberg. Turnverein DT. e. V. Am vergangenen Sonnabend, 31. Oktober, trat wiederum unser Verein an Lie Oeffentlichkeit mit dem herrlichen dramatischen Stück „Die Bettelprinzessin", Schauspiel mit Gesang in 4 Akten. Ansere schöne geräumige Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt. Dor allem gebührt der Dank Lem vortrefflichen Leiter sowie allen Spielern, welche alle, von der hübschen Zigeunerin bis zum Freiherrn, vortrefflich ihre Rolle spielten und die Herzen Ler Besucher erfreuten. Ein sehr angenehmes buntes Bild bot die Bühnenausstattung sowie Kostümierung einzelner Spieler. Kurz gesagt: Spiel, Gesang und Musik waren so vorzüglich, daß sich Wohl irgendwelche Kritik erübrigt. Großer Beifall wurde den Mitwirkenden entgegengebracht. Mit welchem Beifall und Erquickung das Stück ausgenommen wurde, bewies die Ruhe, welche während Ler ganzen Aufführung herrschte. Das Stück war äußerst spannend und abwechslungsreich, so daß wohl manchem Zuschauer bei dramatischen Szenen wie auch vom Lachen die Augen feucht wurden. — Auf vielseitigen Wunsch findet nächsten Sonnabend, 7. November, abends 8 Ahr, eine Wiederholung statt zum Besten Ler „Seitlichen Nothilfe". Es wird erwartet, daß sämtliche Krbise der Einwohnerschaft dieses Pulrnitzer Tageblatt. — Dorinerstag, den 4. November 1931. Hilfswerk durch ihr Erscheinen unterstützen, zumal der Ein trittspreis sehr niedrig gehalten ist. Alles nähere siehe Inserat. - He. Radeberg. Schwer verunglückt ist vorgestern mittag gegen 12 Ahr der in der Oberstraße wohnhafte Landwirt August Philipp. Als er auf Ler Pulsnitzer Straße mit seinem mit Futter beladenen Geschirr vom Felde gefahren kam, gingen in der Nähe des Schützenhauses plötzlich die Pferde Lurch unL rasten die dort abfallende Straße hinab. Gegen über Lem Scheunenwege (BirkenwLldchen) prallte der Wagen gegen einen Baum und stürzte um. Dabei geriet Philipp zwischen Wagen und Baum und erlitt einen doppelten Ober schenkelbruch. Außerdem entstand an dem Wagen Sachschaden. Die Pferde blieben unverletzt. Königsbrück. Auf dem neuen Gleis. Vorgestern ist zum ersten Male das zwischen Len Bahnhöfen Königsbrück und Laußnitz hergestellte neue Eisenbahngleis benutzt worden. Es wurde mittags um 12 Ahr freigegeben. Die erste Fahrt gestaltete sich durchs Lie Teilnahme leitender Bahnbeamten besonders feierlich. Sebnitz. Fahrlässiger Umgang mit der Waffe. Nachts wurde der in Niedereinsiedel (Tschecho slowakei) wohnhafte Blumenfabrikant Herschel in einem dortigen Lokal tätlich angegriffen. Er begab sich nach Hause, da er jedoch von den Angreisern verfolgt wurde, entsicherte er seinen Revolver. Als er später vor Betreten der Gen darmeriestation den Revolver wieder sichern wollte, ging plötzlich ein Schuß los, der Herschel im Oberschenkel und Kniegelenk traf. Der Verletzte wurde ins Sebnitzer Kran kenhaus eingeliefert. Waldheim. Flucht in die Zschopau. Vor dem hiesigen Rathause riß sich ein Bautechniker, der wegen Be drohung seiner Familie in Haft genommen worden war, von den beiden ihn dem Amtsgericht zuführenden Polizei beamten los und sprang von der acht Meter hohen Rat haustreppe herab in die Zschopau. Er stürzte auf die ge pflasterte Uferböschung und erlitt schwere Verletzungen. Leipzig. Eine Kandidatin der Theologie. In der evangelischen Kirche in Connewitz wurde Fräulein Heuler als Kandidatin der Theologie ins Amt eingewiesen. Sie ist die erste Kandidatin der Theologie in Sachsen. Leipzig. Dreister Ladendiebstahl. Zwei un bekannte Frauen haben aus dem Laden eines Juwelier geschäftes in der Peterstraße einen Brillantring im Werte von 485 Mark gestohlen. Sie hatten sich unter dem Vor wand, eine Auswahl treffen zu wollen, eine große Anzahl von Schmncksachen vorlegen lassen. Leipzig. Deutschfreundliche japanische Kreise haben der Universität Leipzig eine Spende in Höhe von 110000 Mark übermittelt. 60000 Mark sind für die Er richtung eines Instituts fürIapankunde bestimmt, woran jedoch die Bedingung geknüpft ist, daß eine ordent liche Professur für Iapankunde an der Univer sität errichtet werde. 50 000 Mark sollen für die Errichtung eines Akademikerheims verwendet werden. Ziegelheim. Tödlicher Unfall. Der hiesige Poft- chaffner Kühn stürzte vor kurzer Zeit in Altenburg so unglücklich vom Fahrrade, daß er jetzt an den Folgen verschied. Der Unfall war darauf zurückzuführen, daß sich per Wettermantel durch den Wind in das Vorderrad ein- zewickelt hatte und Kühn zu dem verhängnisvollen Sturze kam. Zöschau bei Oschatz. Einbruch im Schloß. Ein schwerer Einbruch wurde von vermutlich mehreren Per- Ionen nachts im Schloß verübt. Zielsernrohre, ein Armee- -evolver mit Munition, mehrere wertvolle goldene Mün zen, schweres Silberzeug waren die Beute der Einbrecher. Der Wert des gestohlenen Gutes wird auf 3000 Mark ge- jchätzl. Schkeuditz. Zwei Brandstifter festgenom- men. Der Eisenbahnarbeiter Paul Röber und der Krast- droschkenführer Max Röber, zwei Brüder, sind unier dem Verdacht der Brandstiftung verhaftet worden. Sie sind teil weise geständig, im Sommer 1929 verschiedene Brandstif tungen verübt zu haben. Es waren damals etwa 25 Brand fälle, durch deren Häufung die Bevölkerung aufs äußerste erregt worden ist. Um den freiwilligen Arbeitsdienst. Dresden. Die Stadtverordneten hatten den Rat er sucht, von Arbeiten im freiwilligen Arbeitsdienst Abstand zu nehmen und alle gemeinnützigen Arbeiten, für die freie Auftragsvergebung nicht in Frage kommt, als Notstands arbeiten unter tarifmäßiger Entlohnung durchzuführen. Der Rat beschloß, hierzu den Stadtverordneten mitzuteilen, daß nicht beabsichtigt sei, den freiwilligen Arbeitsdienst als Ersatz für die Tarifarbeit auszubauen. Im Interesse der Arbeitswilligen werde aber für nötig gehalten, denen, die es wollen, solche Arbeitsmöglichkeiten zu schassen. So wird das Tiefbauamt insbesondere zur Mitwirkung bei der im Wege freiwilligen Arbeitsdienstes geplanten weiteren Pla nierung des Flugplatzes ermächtigt. Döbeln. Der freiwillige Arbeitsdienst hat hier sein erstes großes Werk vollbracht. Etwa 130 000 Kubikmeter Erbmassen wurden bewegt und 500 Arbeitskräfte in 32 000 Tagewerken beschäftigt, um die Mulde zu regulieren. Zur Erinnerung an diese Großtat des Fleißes wurde am Zu sammenfluß von Mulde und Mühlgraben ein schlichtes Er- innerungsmal errichtet, das die Jahreszahl des Notjahres 1931 trägt. Familientragödie lm Krankenhaus. Im WaldHeimer Krankenhaus wurden der Maler Wilh. Wartig tot und seine Ehefrau und ein vier jähriger Enkel schwer verletzt in den Betten aufgefunden. Wartig befand sich mit Frau und Enkel wegen Typhus- Verdachtes seit einigen Tagen in Beobachtung und hat, wahrscheinlich infolge langer Arbeitslosigkeit, die Tat mit einem Rasiermesser ausgeführt. Zur Schließung von Volksschulen wegen Kohlenmangels. Durch die Presse ist die Nachricht gegangen, daß Volks schulen wegen Kohlenmangels geschlossen worden sind. Die Regierung wird in jedem einzelnen Falle den Haushalt der betreffenden Gemeinden und Schulbezirke nachprüfcn und die zur Abhilfe «öligen Maßnahmen veranlassen. Seite 2. Aeichsbannermann erstochen. Unruhige Stimmung in Riesa. In Riesa kam es an der Schulstraße Ecke Goethe- straße zwischen politischen Gegnern als Fortsetzung ver schiedener vorhergegangener Rempeleien zu tätlichen Aus einandersetzungen, in deren Verlaus der 21jährige Reichs bannermann Wolf aus Riesa dürch mehrere Messerstiche getötet wurde. Vier Nationalsozialisten wurden als der Tat verdächtig vorläufig festgenommen und ins Anns- gerichtsgefängnis eingeliefert. Die erregte Stimmung hält unter den Einwohnern an. Haussuchungen und Verhaftungen im Erzgebirge. Razzia in Schwarzenberg und Bermsgrün. Die politische Polizei unternahm mit Unterstützung einer Anzahl Kriminalbeamter und einem großen Auf gebot von Polizeibeamten in Schwarzenberg und Berms grün eine große Razzia nach verbotenen politischen Schrif ten und nach Waffen bei Angehörigen der Kommunistischen Partei. In Schwarzenberg wurde, nachdem das Gebäude des kommunistisch geleiteten Konsumvereins und das Volkshaus umstellt waren, Durchsuchungen vorgenommen, ebenso in der Sporthalle in Bermsgrün. Außerdem wur den bei zahlreichen Kommunisten Haussuchungen vorge nommen. Ob Waffen oder sonstiges Material beschlag nahmt worden ist, ist bisher noch nicht bekannt. Die Polizei nahm eine ganze Anzahl Verhaftungen vor. Lm Schatten -es Volksbegehrens. Stellungnahme der Nationalsozialisten. Die sächsischen Nationalsozialisten nehmen zn dem be antragten Volksbegehren für Auflösung des Landtages wie folgt Stellung: „Mit diesem Schritt der KPD. werden vie Parteien in Sachsen gezwungen, eine klare Stellung rinzunehmen. Wir Nationalsozialisten sind einer derarti gen Entscheidung nie aus dem Wege gegangen und haben auch seit langer Zeit eine Auflösung dieses Landtages verlangt, ohne die entsprechende Gegenliebe bei anderen Parteien zu finden. Natürlich werden wir jede sich bietende Gelegenheit b e n u tz e n, um eine Neu wahl des Landtages herbeiführen zu lassen. Nachdem jetzt Ler Stein ins Rollen gebracht worden ist, und die KPD. Lie Aktion mitmacht, kann der Kampf beginnen." Dir Konservativen machen nicht mit. Der Vorstand der Konservativen Volkspartei Sachsens hat einstimmig eine Entschließung gefaßt, in der er darauf hinweist, daß ein nationales Beamtenministerium immer der Wunsch weitester verantwortungsbereiter Kreise ge wesen sei. Die Regierung Schieck habe deren Erwartungen in hohem Maße erfüllt. Dies festzustellen sei Pflicht auch für diejenigen, die nicht mit allen Maßnahmen dieses Ka binetts restlos einverstanden gewesen seien. Es sei ange sichts des vor uns stehenden Notwinters unverantwortlich, die politischen Leidenschaften noch mehr aufzupeitschen und unser Wirtschaftsleben neuen schweren Gefahren auszu setzen. Die Konservative Volkspartei würde es bedauern, Wenn sich bürgerliche Kreise für dieses Volksbegehren er klärten und lehne es auf das entschiedenste ab, sich an einem von Moskau diktierten politischen Vor stoß zu beteiligen. Abbau öffentlicher Wirtschaftsbetriebe. Wünsche der sächsischen Wirtschaft. In einer Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Spitzen verbände der sächsischen Wirtschaft wurde auch die Frage der wirtschaftlichen Betätigung der öffentlichen Hand er neut erörtert. Dabei wurde es grundsätzlich begrüßt, daß die Notverordnung der sächsischen Regierung vom 21. Sep tember d. I. die Gemeinderäte ermächtigt, im Zusammen hang mit den Maßnahmen zur Erzielung des Haushalt gleichgewichts auch gemeindliche Einrichtungen, die einen Zuschuß verlangen, umzugestalten, einzuschränken oder still zulegen bzw. ihre Bewirtschaftungs- oder Benutzungsform zu ändern. Gerade durch die Ausdehnung ihrer wirtschaft lichen Betätigung haben sich die Gemeinden häufig zu schußbedürftige Wirtschaftsbetriebe angegliedert, die, ganz abgesehen von der Konkurrenz für die private Wirtschaft, die Allgemeinheit belasten. Es wurde die Erwartung aus gesprochen, daß die Gemeinderäte von der Ermächtigung, die ihnen die Notverordnung gibt, möglichst weitgehen den Gebrauch machen. Die Aussprache in der Arbeits gemeinschaft befaßte sich ferner auch mit dem Problem der Besteuerung öffentlicher Wirtschastsbetriebe. Es wurde darauf hingewiesen, daß es unverständlich sei, wenn die öffentliche Hand in einer Zeit, wo ohne Rück sicht auf die Tragfähigkeit der Wirtschaft sämtliche Ein nahmequellen bis zum äußersten angespannt werden, auf nennenswerte Einnahmen verzichtet, die aus der Besteue rung öffentlicher Betriebe erzielt werden können. Das Steuerprivileg der öffentlichen Hand muß als ungerecht fertigt und eine Erschwerung der Konkurrenzbedingungen der privatwirtschaftlichen Betriebe betrachtet werden. Schwerwiegende Bedenken wurden gegen die Bestim mungen der Notverordnung der Reichsregierung vom 6. Oktober geltend gemacht, soweit sie im Zusammenhang mit der Umschuldung kurzfristiger Schulden von Ländern und Gemeinden die Erhebung besonderer Aufgaben oder Zuschläge auf die Elektrizitäts-, Gas-, Wasser- und Vcrkehrstarise gestalten, um die Zinsen- und Tilgungsraten sicherzustellen. Gegen derartige Absichten muß in einer Zeit, wo die Senkung der Gestehungskosten und Preise von der Reichsregierung immer wieder programmatisch betont wird, aufs schärfste protestiert werden. Es geht nicht an, daß die sich aus der öffentlichen Verschuldung ergebenden Lasten durch Tariferhöhungen auf die Wirtschaft und die Bevölkerung abgewälzt werden, wenn man nicht die von allen Seiten als dringend notwendig anerkannte Selbst kostenverbilligung gefährden und die Erklärungen der Reichsregierung diskreditieren will.
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