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Nr. 251. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, sen 27. Oktober 1931. Seite 2. frei sich übersehen lasse, was der Besuch Lavals in ! Washington ergeben habe. Es sei von ebenso großem Interesse, zu erfahren, über welche Dinge in Washington Übereinstimmung erzielt wor den sei, wie man wissen müsse, bei welchem Stand die Ver handlungen über andere Fragen in Washington stehen ge blieben seien, denn cs gelte hier anzuknüpfcn. Keine Isolierung Washingtons in der Schuldenfrage Zur Frage der Bedeutung der über die Washingtoner Besprechungen herausgegebenen Erklärungen wurde einem deutschen Pressevertreter in Washington gegenüber an maß gebender Stelle betont, dah hier tatsächlich keine Absicht be stehe, sich von der internationalen Schuldenfrage zu isolieren. 2m Gegenteil, der wichtigste Punkt der Unterredungen mit Laval sei die Diskussion von Mitteln und Wegen, wie man Deutschland Helsen könne. Aach reichlicher Erwägung des Für und Wider habe es sich als am praktischsten herausgestellt, das Problem durch die im Voungplan vorgesehene Maschi nerie anpacken zu lassen. 2e eher das geschehe, desto besser sei es. Bekanntlich sei auf Sachverständigenkonferenzen, wie sie unter dem Poungplan wahrscheinlich einberufen würden, stets Amerika vertreten, und wenn die erste Erregung über das Kommunique, das notwendigerweise mit Rücksicht aus die innerpolitischen Situationen in Frankreich sowohl wie in Amerika gewisse „Worte gebrauchte: um gewisse Gedanken zu verbergen", vorbei sei, werde man auch in der deutschen öffentlichen Meinung den Standpunkt Linnehmen, daß der Stein nunmehr bald ins Rollen gebracht sei und Deutschland hieraus in erster Linie Rutzen ziehen. Scharfe Kritik Borahs an den Washingtoner Erklärungen Neuhork. Senator Borah, der wegen seiner Haltung gegenüber Laval mit Glückwunschtelegrammen aus aller Herren Länder überschwemmt wird, übte in einer Unterredung mit der Presse schärfste Kritik an der Washingtoner amtlichen Mitteilung. Er betonte, die Erklärungen Hoovers und Lavals seien vollkommen nichtssagend. Vielleicht hätten das die beiden Staatsmänner auch beabsichtigt. Römische Stimme» zum Grandi-desuch. Die faschistische Presse widmet den Berliner Tagen Grandis große Aufmerksamkeit. Die Berliner Bericht erstatter der Blätter heben die Herzlichkeit des Empfanges hervor nnd betonen den gemei . jamen Willen Deutschlands und Italiens, bei der Lösung der schweren Gegenwarts fragen zusammcnzuarbciten. In politischen Kreisen wird das zeitliche Zusammentreffen der Neapeler Rede Musso linis mit der Grandi-Reise nach Deutschland als sehr bedeutungsvoll angesehen. Oerüiches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.) Sonne im Spätherbst! Es ist nun nicht mehr so gut sein, da draußen. Wenn auch dann und wann die Sonne sich noch einmal blicken läßt, so hat ihr Schein doch keine rechte Kraft mehr — zu tief, zieht sich jetzt schon ihre Dahn und zu kurz ist die Zeit,, da sie in unseren Breiten jetzt bei uns verweilt. Da langt es gerade noch eben hin, die morgendlichen Nebel zu verteilen, die auch täglich dichter und schwerer werden, und immer länger dauert es. bis sie ganz verschwunden sind. And da und dort, wo die Sonnenstrahlen einmal etwas länger verweilen, weil sich ausnahmsweise kein Wolkengebirge zwischen sie und uns schiebt, gelingt es ihnen sogar, uns für kurze Augenblicke so etwas wie sommerliche Wärme vorzu täuschen — aber wir brauchen nur ein paar Schritt weit gehen, in den Schatten irgendeines Gebäudes vielleicht — wie lang und mächtig sind jetzt schon die Schatten! — und schon werden wir recht energisch daran erinnert, dah wir nun in der späten Jahreszeit leben. Rauh und eindringlich sind die Lehren des Nordwestwindes. Ist es also nichts Rechtes mehr mit der wärmenden Kraft der Sonne — dafür schenkt sie unseren Augen doch noch so manches Schöne. Hast du einmal beobachtet, welch' ein Wunder da vor sich geht, wenn so sür Augenblicke eine trübselige, graue Wolkendecke zerreißt und im Nu die paar Strahlen aus einem seinen herbstlichen Tod sterbenden Baum ein präch tiges Kunstwerk machen? Wie das gleißt und glitzert und flimmert in allen den tausend leisesten Farbunterschieden vom letzten, satten Grün über gelb, ocker, braun bis zum leuchtenden Rot: zumal, wenn der Herbstwind sein Spiel in den Baum kronen treibt, dah sie sich biegen und wiegen unter seinen Andrängen und umso schillernder, wenn vorher gerade ein Regenschauer über die Blätter hingewaschen ist. Karge Freuden sind es, die uns diese späte Zeit nun beschert. Aber wir sind ja auch viel bescheidener geworden als früher, da der Sommer uns Schönes in reicher Fülle Larbot. Diel bescheidener — wir sind schon dankbar für ein paar wenige Augenblicke, in denen die matte Herbstfonne einmal durchbricht und ein klein wenig die graue Eintönigkeit dieser Tage übergoldet. Pulsnitz. Iungdeutsche Bewegung. Auf den am Mittwoch, 28. Oktober, abends 8 Ahr, im Hotel „Grauer Wolf" stattfindenden staatsbürgerlichen Bortrag mit Dr. Alfred Kuermann als Redner, wird noch einmal ganz besonders hin gewiesen. Die am staatsbürgerlichen Leben interessierten Kreise der Bevölkerung, Frauen und Männer, werden gebeten, sich durch den Besuch der vielversprechenden Veranstaltung! einen Einblick in das schwere Ringen der -jungdeutsch-volks- nationalen Bewegung um Miss innen- und außenpolitische Freiheit des deutschen VolkeWju verschaffen. Nach dem Vor trag ist jedem Gelegenheit gegeben, seine Ansichten in sachlicher und anständiger Weise zu äußern. Pulsnitz. Die Gewinnlisten der 12. Geldlotterie zur Erhaltung des Dresdner Zwingers sind eingetrosfen und liegen in der Lotteriegeschäftsstelle des Herrn Max Greubig zur Einsichtnahme aus. Dieselben sind daselbst auch käuflich zu erwerben. Pulsnitz. Der Blindenverband hat ein Kon zertamt errichtet. Der Reichsdeutsche Blindenverband E. V. und der Verband der Blindenvereine im Freistaat Sachsen E. V. haben ein Konzertamt eingerichtet. Die Auf gaben dieses Konzertamtes sind: l. der Zusammenschluß und die wirtschaftliche Förderung der blinden Künstler: 2. die Verhinderung der Aeberflutung einzelner Gemeinden mit sogen. Dlindenkonzerten: 3. die Sicherstellung eines angemefsenen Honorars für die bei Len Blindenkonzerten mitwirkenden I blinden Künstler. 4. die Nutzbarmachung der Aeberschüsse für gemeinnützige Zwecke der Blindenvereine. Auf künstlerisch wertvolle Programme soll höchster Wert gelegt werden. Der Kartenverkauf wird, um finanzielle Verluste zu vermeiden, durch Amfrage erledigt. Die Mitarbeiter sind berechtigt und verpflichtet, nur Eintrittskarten zu verkaufen und unter Hin weis aus die strafrechtlichen Folgen strengstens angehalten,, keine Geldspenden (und sei es auch nur der kleinste Betrag) anzunehmen. Es wird demnach über jeden Betrag durch Aeberreichung der entsprechenden Zahl von Eintrittskarten quittiert. — Die Veranstaltung findet am 6. November im Hotel „Grauer Wolf" statt. Zur Erreichung der gesteckten hohen Aufgaben und Ziele des Konzertamtes können wir unserer Leserschaft den Besuch dieser Konzertveranstaltung nur wärmstens empfehlen. — Schlachtviehmarkt — Berichtigung. Preis für Lebendgewicht: Donnerstag, 22. Oktober, Schweine a) statt 52—56 nur 52: Montag, 26. Oktober, Schweine a) statt 51—64 nur 51. — 29,4 Prozent Golddeckung. Nach dem Aus weis der Reichsbank hat sich die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Devisen auf 29,4 gegen 28,6 Prozent in der Vorwoche erhöht. Ächtung! Falsche Fünsmarkftücke! Nach Mitteilung des Landeskriminalamtes werden seit mehreren Wochen falsche Fünfmarkstücke in Verkehr gebracht. Die Falschstücke bestehen aus einem Metallkern, aus welchem die geprägte Vorder- und Rückseite des Geldstückes als dünne Blättchen aufgelötet sind. Sie machen einen matten .verschwommenen Eindruck. Die Blättchen lassen sich ablösen. Bei einiger Aufmerksamkeit sind die Falschstücke als solche leicht zu erkennen. Verdächtige Perausgaber wolle man der Polizei übergeben bzw. in die Hände spielen. Invalidenversicherung. Am 1. Oktober 1931 liefen im Bereiche der sächsischen Landesversicherungsanstalt 202 133 Invaliden-, Kranken- und Altersrenten, 59 150 Witwen renten und 30 454 Waisenstammrenten (mit rund 40 000 Waisen) Gegenüber den Bestandszahlen vom 1. Juli 1931 ergibt sich somit eine Zunahme von 2713 laufenden In validenrenten und von 1334 Witwenrenten, während sich die Waisenrentenzahlungen vermindert haben. Abgeschlos sen wurden insgesamt 3959 Heilbehandlungen (3854), und zwar 499 für Lungentuberkulose und 3460 für andere Kranke. Hypothckengelder der Brandversicherungskammer. Die Brandversicherungskanlmer hat bekanntlich für die Aus zahlung gekündigter Aufwertungshypotheken Gelder zur Verfügung gestellt, die noch nicht völlig verteilt sind. Haus besitzer, die für den genannten Zweck aus den Mitteln der Brandversicherungskammer noch berücksichtigt zu werden wünschen, müssen im Hinblick auf die Kürze der noch ver fügbaren Zeit umgehend ihre Gesuche mit den erforder lichen Unterlagen an die Kreditanstalt Sächsischer Gemein den, Dresden-A., Ringstraße 27, einreichen. Bischofswerda. Herbsttagung der Kantoren und Organisten. Anter dem 1. Vorsitzenden Kirchenmusikdirektor Jähnig aus Hilbersdorf-Muldenhütten begann am Freitag Vormittag in Bischofswerda die Herbsttagung der Kantoren und Organisten der Kreishauptmannschaften Dresden und Bautzen, welcher als Ehrengäste die Herren Oberkirchenamtsrat Dr. Thomas-Bautzen, Superintendent Jagsch-Löbau, die Ver treter der hiesigen Geistlichkeit und der Schulen, sowie als Vertreter der Stadt Bürgermeister Müller beiwohnten. Die Grüße der vier Oberlausitzer Kirchenbezirke und des dienstlich verhinderten Sup. Fröhlich-Dautzen übermittelte der Tagung Oberkirchenamtsrat Dr. Thomas-Bautzen, ebenso entbot das s ev.-luth. Landeskonsistorium Dresden, die Kirchgemeindever tretung, die städtischen Kollegien und die deutsche Oberschule zu Bischofswerda. 2m Mittelpunkte der Tagung stand ein tiefschürfender Vortrag von Prof. Richter-Dresden, ehemaliger Kantor der Kreuzkirche, über das „Einheitsgesangbuch und das das Einheitschoralbuch", dessen Niederschlag eine Ent schließung an die vorgesetzte Behörde bildete mit der Bitte um wirksame Mitarbeit zur Lösung dieses wichtigen Problems in der Frage der Vereinheitlichung des Gesangsbuchs-, Chor- und Kindergottesdienst-Liederschatzes. Die Beratung weiterer ernster Berufsfragen bildeten den Abschluß der gutbesuchten Tagung, welcher abends in der ev.-luth. Hauptkirche ein stark besuchtes Kirchenkonzert mit Werken des einheimischen Kan tors Hillmann und ein geselliges Beisammensein mit musi kalischen Vorträgen folgte. Der Sonnabend brachte eine musikalische Morgenandacht mit Werken verschiedener Kompo nisten und Solisten. Chemnitz. „Meine Tante, deine Tante." Nachts wurden bei einem Bauarbeiter in der Sonnenstraße unter Hinzuziehung des Überfallkommandos zehn meist arbeitslose Männer im Alter von 22 bis 41 Jahren beim öffentlichen Glücksspiel „Meine Tante, deine Tante" überrascht und nach dem Kriminalamt sistiert. Es war bereits bekannt, daß der Wohnungsinhaber der Abhaltung von Hasardspielen gegen Entgelt ständig Vorschub leistete. Dies hat schon zu einer mehrmaligen Bestrafung ge führt. Auch von den Spielern sind fünf bereits wegen Glücksspiels vorbestraft. Limbach. Aus der S.P.D. ausgetreten. Der hiesige besoldete Stadtrat Fritzsch ist aus der SPD. aus getreten. Fritzsch begründet seinen Schritt damit, daß er schon seit Jahren den Kurs in seiner Partei, namentlich in der Sachsenpolitik, bekämpft hat. Limbach. 400 Prozent Bürger steuer. Die Kreishauptmannschaft hat einen Nachtrag zur hiesigen Ge meindesteuerordnung bekanntgegeben, in dem sie anordnet, daß zu dem Landessatz noch 300 Prozent Bürgerstcuer, also insgesamt 400 Prozent, zu erheben sind. Hohenstein-Ernstthal. Tödlich verunglückt. In Oberlungwitz stieß ein Kraftwagenführer mit dem Be triebsleiter Kurt Fritzsche aus Hohenstein-Ernstthal zu sammen. Hierbei stürzte Fritzsche mit seinem Motorrad und erlitt schwere Verletzungen. Er ist im Lichtensteiner Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Sein Sozius kam mit einem Armbruch davon. „Notverordnung und Gemeinden". Eine Rede des Leipziger Oberbürgermeisters. Die „bürgerlich-kommunalpolitische Zentralstelle für Sachsen" hatte zu einer Versammlung ins Neue Rathaus zu Leipzig eingeladen. Als Redner war Oberbürger meister Dr. Goerdeler (Leipzig) gewonnen worden, der u. a. ausführte: Die Gesamtauswirkung der Notverord nungen auf sie sächsischen Gemeinden läßt sich für das laufende Geschäftsjahr auf rund 80 Millionen Mark be ziffern, das ist ungefähr der vierte Teil des Gesamtzuschuß- Bedarfs, der mit 350 Millionen angegeben wird. Die Zunahme der Arbeitslosen wirkt sich nach dem Rückgang der Versicherungsleistungeil in erster Linie als Belastung der Gemeinden aus, die die Wohlfahrtsfürsorge ganz, die Krisenfürsorge zu einem Fünftel zu tragen haben; es ist mit 110 bis 120 Millionen Aufwand für die Betreuung der Wohlfahrtserwerbslosen in Sachsen in diesem.Haushaltjahr zu rechnen. Dann muß mit einem Steueraussall von 50 Millionen Mark mindestens gerechnet werden; einschließlich Krisenfürsorge- Fünftel sind 185 Millionen Reichsmark zu wenig da; durch die Notverordnungen gehen 81 Millionen ein, Sonder zuwendungen des Reiches betragen 40 Millionen, so daß der tatsächlich ungedeckt bleibende Zuschutz- bedars der sächsischen Gemeinden 65 Millionen beträgt. Die sächsischen Gemeinden stellen zwei ganz klare Forderungen an das Reich: angesichts der Un fähigkeit des Landes Sachsen helfend einzugreifen, stellt das Reich den sächsischen Gemeinden außer den 230 Mil lionen Sonderleistung weitere rund 65 Millionen zur Ver fügung, oder aber: Die Arbeitslosenversicherung ist aufzuheben und die Arbeitslosen-, Krisen- und Wohlfahrtsvcrsorgung wird durch die Gemeinden verwaltet, durch das Reich aber finanziert; alle Zahlungen erfolgen nach ein gehender Prüfung der Bedürftigkeit. Was den Wohnungsbau betrifft, so halte ich den Gedanken der Randsiedlung und Umsiedlung der groß städtischen-Bevölkerung für überaus glücklich; ich halte aber nicht sür notwendig, daß auch hierzu schon wieder ein Reichssiedlungs-Kommissar eingesetzt wird, Venn es ist nicht möglich, hier alles über einen Leisten zu schlagen. — Die N o i v e r o r d n u n g s p o l i t i k be jahte der Redner. Es handle sich um Schwierigkeiten, die auf parlamentarischem Wege nicht zu lösen sind. Wenn wir gleich nach dem Kriege die richtige Erkenntnis gehabt und auf allen Gebieten gespart hätten, wären uns die heute notwendigen Maßnahmen erspart geblieben. Wenn wir beispielsweise die Maßnahmen im Schulwesen betrachten, so müssen wir immer bedenken, was hier in den letzten 50 oder insbesondere in den letzten 10 Jahren ge schehen ist. In klarer Erkenntnis des Zuvielgeschehenen muß eben heute gestrichen werden; das bedeutet noch lange nicht den RüÄsall in die Schulverhältnisse von vor 120 Jahren! Wir müssen uns hinter die Männer in der Re gierung stellen und erkennen, daß die Selbstverwaltung in ihrer alten Form in absehbarer Zeit nicht in der Lage sein wird, die uns gestellten Aufgaben zu erfüllen. Wir müssen deshalb einen inneren Umbau mit dem Ziel der Selbstverantwortlichkeil des einzelnen vornehmen! Nach Oberbürgermeister Dr. Goerdeler sprachen noch Syndikus Dr. Hilpert und Präsident Dr. Naumann. Zum Schluß wurde eine im Sinne der Reden gefaßte Ent schließung angenommen. Der rasende Tod. Die tödlichen Verkchrsuusäüe im Jahre 1930 in Sachsen. Bei der im Statistischen Landesamt vorgenommenen Bearbeitung der tödlichen Verkehrsunfälle wurden im Jahre 1930 730 Todesfälle gezählt gegen 753 im Jahre 1929 und 790 im Jahre 1928. Wenn hiernach erfreulicher weise die Unfallhäufigkeit etwas abgenommen hat, so ist doch immer noch die Tatsache festzustellen, daß im Jahre 1930 in Sachsen an einem Tage durchschnittlich zwei Personen dem Verkehr zum Opfer fielen. In den einzelnen Kreishauptmannschaflen betrug in den Jahren 1930 (und 1929) die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle: Bautzen 70 (77), Chemnitz 154 (153), Dresden 199 (206), Leipzig 189 (198), Zwickau 118 (119); und in den Großstädten Leipzig 108 (98), Dresden 80 (91), Chemnitz 60 (67), Plauen 28 (23). Im Jahre 1930 befanden sich unter 100 im Verkehr verunglückten Personen 82 männliche und 18 weibliche. Dieses Verhältnis hat im Laufe der Zeit nur wenig ge schwankt. Setzt man die Zahl der tödlichen Verkehrsunfäüe in Beziehung zur Gesamtbevölkerung, so ergibt sich, daß in Sachsen von 100 000 Einwohnern im Jahre 1930 14,3 und im Jahre 1929 14,8 tödlich verunglückten. Ungefähr 70 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle wurden durch Kraftfahrzeuge herbeigesührt. Die einzelnen Verkehrsmittel waren mit folgenden Zahlen im Jahre 1930 an den Verkehrsunfällen beteiligt: Per sonenkraftwagen 199, Lastkraftwagen 57, Motorräder 240, Fahrräder 91, Geschirre 53, Straßenbahnen 25, Eisenbahn 54, Luftfahrzeuge 9, Fahrstühle 2. 388 Personen können als Führer oder Mitfahrende ums Leben, 342 Personen wur den überfahren. Der Vergleich mit den Bevölkerungszahlen der entsprechenden Altersgruppen führt zu der Feststellung, daß die Gefahr, überfahren zu werden, mit zunehmendem Alter ansteigt. Sie ist sür die über 70 Jahre alten Per sonen ungefähr fünfmal so groß wie für die Personen im Alter von 30 bis 60 Jahren. Leider fehlt in der Statistik der Vergleich, welcher Hundertsatz aller kraftfahrenden Männer und welcher Hun dertsatz aller kraftfahrenden Frauen an den Unglücksfällen beteiligt bzw. schuld sind. Aufgaben des Wirischafisbeiraies. Das Reichskabinett tritt erstmalig nach der Vertagung des Reichstages zusammen, um in erster Linie die Vor arbeiten für den am 29. Oktober zusammentretenden Wirt- schaftsbeirat zu leisten. Die Verhandlungen des Wirt schaftsbeirates werden nicht selbständig sein, sondern in ständiger Fühlung mit der Neichsregierung erfolgen, die durch ihre Ressorts den Mitgliedern des Beirates an Hand des vorliegenden Materials die gegenwärtige Wirtschafts lage Deutschlands schonungslos darlegen wird.