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Nr. 249. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, dm 24. Oktober 1931. Seite 7. ober andere nicht erinnern können. Selbstverständlich be steht an der Verantwortlichkeit dieses An geklagten kein Zweifel. Es folgte die Verlesung aller staatlichen Verträge, insbesondere des sogenannten Uebernahmevertrages der KDG. durch die Brüder Sklarek. Verwechslungen ausgeschlossen sagt die im Lalmette-Prozeh als Zeugin vernommene Schwester Schütze. Lübeck. Am 10. Derhandlungstag des Calmette-Prozesses wurde zunächst die Schwester Anna Schütze weiter ver hört. Es wurde eine ganze Reihe von Fragen von den Neben klägern an sie gestellt, die sich noch einmal darauf beziehen, ob nicht doch in irgendeiner Art eine Verwechslungsmöglichkeit im Laboratorium bestanden hab«. Die Schwester erklärt, daß di« Möglichkeit einer Verwechslung in jeder Hinsicht aus geschloffen gewesen sei. Im weiteren Verlauf des Calmette- Prozesses teilt« Rechtsanwalt vr. Frey vollkommen über raschend mit, er habe sich mit dem Pasteur-Institut in Paris in Verbindung gesetzt. Das Pasteur-Institut wisse von einer durch BCG.-Fütterung in Bulgarien verursachten Katastrophe nichts. Das Pasteur-Institut betonte weiter, daß es jede Aeußerung zum Lübecker Prozeß ablehn«, da es das Lübecker Gericht nicht für eine Instanz betrachten könne, die über den wissenschaftlichen Wert des Calmette-Verfahrens ein Urteil zu fällen vermöchte. Auch im bulgarischen Gesund heit s mi ni st er i u m und im bulgari schen Innen mini steri um ist von einem Massensterben in der bulga rischen Stadt Pernik nichts bekannt. Aus aller Welt. Königsberg. Den Kopf vom Rumpf gerissen. Ein schrecklicher Unglücksfall brachte in Königsberg den Jung lehrer Erich K. ums Leben. Er war auf das Dach seines Hauses gestiegen, um seine Antenne zu reparieren. Er rutschte vom Dach ab und blieb bei diesem Sturz mit seinem Kopf in der Antenne hängen. Der Antennendraht zog sich mit solcher Gewalt zusammen, daß dem Unglücklichen im Augenblick der Kopf vom Rumpf gerissen wurde. München. Im Streit den Sohn erstochen. In einer Wirtschaft kam es zwischen einem 41jährigen Möbel- Packer und seinem 20jährigen Sohn zu einem Streit. Auf der Straße kam er dann mit seinem Sohn ins Raufen, wobei er mit einem griffesten Messer auf den Sohn einstach und ihm einen tiefen Stich in die Brust beibrachte. Der Verletzte wurde ins Krankenhaus gebracht, verschied aber bald nach seiner Einlieferung. Hamburg. Geldschrankknacker stehlen 35000 Mark. In der Lagerstraß« drangen unbekannte Täter in «in Kontor einer Fleischgroßhandelsfirma ein. Sie schweiß ten mit einem ganz modernen Schweißapparat den Geld- schrank auf, raubten 35 000 Mark und flüchteten unter Zu- rücklassung ihrer Einbruchswerkzeuge in einem Auto. Frankfnrt-M. Die Stadt muß zahlen. Eine englische Bankfirma hat di« Stadt Frankfurt am Main ver- klagt, ihr ein am 1. Oktober fälliges Darlehen von 200 000 Reichsmark zurückzuzahlen. Die Stadt hatte mit Rücksicht auf die Devisennotverordnung die Zahlung verweigert. Die 3. Kammer für Handelssachen fällte ein Urteil dahin, daß die Stadt Frankfurt zur Zahlung des Betrages von 212 500 Mark einschließlich Zinsen verpflichtet ist. Wiesbaden. 42 Kontrollkassen eines Warrn- Hauses geplündert. Als nach der Mittagspause die Angestellten des Woolworth-Geschäftes an ihre Arbeitsplätze zuruckkehrten, stellten sie fest, daß sämtliche 42 Kontrollkassen des Warenhauses ihres Inhalts, insgesamt etwa 1500 RM, beraubt worden waren. Von den Tätern fehlt jede Spur. Bregenz. Zwei schwere Bergsteiger. Un fälle. Beim Besteigen des Zwölferkopfes stürzte eine Gruppe Bergwanderer von einem vereisten Wegstück ab. Eine Frau war sofort tot. Ein Begleiter erlitt schwere Ver letzungen. Ein weiterer Herr kam mit leichteren Verletzungen davon. — An einem vereisten Hang an dem Zimba stürzte ein Tourist Karl Joos aus Feldkirch ab und blieb schwer verletzt liegen. Frau Schallte dachte so manchmal an die kleine Frau Storkow und freute sich immer wieder, wenn sie nach Ge- schäftsschluß einmal zu einem Plauderstündchen kam. Sie merkte langsam, wie das kleine Frauchen, selbst- icherer und frohgesinnter wurde, und das tat ihr wohl. Zn mütterlicher Weise stand sie ihr bei mn Rat und Tat. Heute war Maria wieder bei ihr gewesen. Sie war nicht lange fort, da dachte sie so daran, daß »och die vielen Zimmer in der kleinen Werkv-lla noch un bewohnt waren. Konnte denn Maria nicht eins oder zwei davon haben? Und am Abend, da der Generaldirektor zufällig an hr vorbei kam, als sie nach dem kleinen Pförtnerhause trebte, da faßte sie sich ein Herz und sagte: „Herr Gene raldirektor ... ick hätte man eene kleene Bitte!" Etwas eilig, aber nicht unfreundlich fragte Hans: ,Unv die wäre!" „Könnten Sie man nich' Frau Storkow een oder zwee Zimmer in die Werkvilla einräumen." Hans Iordan blieb stehen. Er batte es plötzlich nicht mehr io eilig. „Hm! Wie kommen Sie darauf, Frau Schallte!" „Iottenee . . . mir tut bloß so leid, daß det arme Frauchen so ville alleine is! Die Peterkorn. wo sie in Panke wohnt, die is' ja eene janz nette Frau, aber die s doch ooch immer nicht da. Un' sehr jemütlich soll die Halle. Der Stammsitz v. Mackensens ein geäschert. Das Gehöft des Landwirts Willi Mackensen m Badenhausen am Harz, der Stammsitz des Generalfeldmar schalls v. Mackensen, dem dieser vor einiger Zeit noch einen Besuch abstattete, ist durch ein Feuer bis auf die Grundmauern »iedergebrannt. AKrse und Hanöet Amtliche sächsische Notierungen vom 23. Oktober. Effektenbörsen in Dresden, Leipzig, Chemnitz geschlossen. Dresdner Produktenbörse. 23. 10. 19. 10. 23. 10. 19. 10. Wetzen Wei,-Kl. 9,6—10,6 9,6—10,0 77 Kilo 217—222 216—221 Rogg.-Kl. 10P—11P 10P-HZ Roggen 73 Silo 201—206 201—266 Kaiseraus zugmehl 45,0-47,0 45,0—47,0 Wimergste 165-170 165-170 Bäcker- Sommerg. 175—190 175—190 mundmehl 38^—40,5 38Z-40Z Hafer, tnl. 152-160 152—160 Wetzew Raps, tr. — — nach mehl 206-22,0 20,5—22,0 Mats Inland- Laplata — — wetzenm. Cinqu. —— —— Type 70 H 40/1—42,6 40,0-42,0 Rotklee — — Rogaen- Trocken. mehl 0 t schnitzel 5,80-6,00 5,80-6,00 Tvve 60 N 33,0-34,6 33,0-34,6 Zucker- Roggen ¬ schniyel — —- mehl I Karlofseb Tvve 70 A 31,5—32,5 31,5—82Z flocken 14,2—14,5 14,2—14.1 Roggen- Futtermehl 13,5—14, k 13,5—14.5 nachmehl 21,0—23,6 21,0—23,0 Berliner Produktenbörse: Ruhiger. Teilweise vermehrtes Weizenangebot. Roggen stetig. Roggen- ausfuhrscheine flau, DGH. importierte Ruffenroggen angeblich ohne Ausfuhrscheinbenutzung. Roggenmehl in billigen Sorten teurer. Allgemein« Umsätze ruhig. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Klei« brutto einschl. Sack frei Berlin. MO 1g. 23.10.31 22.10.31 100 kg 23.10.31 22.10.31 Welz. Mehl märk. Futt. Somm. Okt 214.0-217.0 201.0-203.0 217.0-220.0 229 00 215.0 218.0 201.0 203.0 218.0-221.0 23000 Weizenmehl Roggenmehl Weizenkleie Roggenkleie 27.2-32.2 26.5-28.7 10.1-10.4 9.10-9.60 27.2-32.2 26.2-28.7 10.0-10.2 9.25-9.50 Dez. 231.0-230.5 233.0-232.0 Viktoria-Erbsen 20.0-27.0 200-27.0 März 239.5-239.0 247.0-248.5 KI. Speiseerbsen Futtererbsen —— Rogg. Peluschken — — märk. 185.0-187.0 185.0-187.0 Ackerbohnen — — Neue Wicken — — Ernte Okt. Dez. 196.00 197.00 197.5-197.0 197.50 Lupinen, blaue „ gelbe Serradella — 11 I Marz 203.5-203.0 203.0-204.0 Leinkuchen Geeste Basis 37°/° 13.2-13 4 13.2-13.4 Brau 163.0-173.0 163.0-173.0 Erdnußkuchen 11.60 11.60 Futt. 154.0-162.0 154.0-162.0 . mehl 11.70 11.70 Trockenschnitzel 6.00 6.00 Hafer 138.0-147.0 Sojaschrot märk. 139.0-148.0 Bas.4b"/„Hbg. 11.70 11.70 Okt. — 155.50 Sojaschrot Dez. 155.5-154.5 158.00 Basis Stettin 12.20 12.20 Marz 162.50 164.50 Kartoffelflocken — — ...dann, wenn man '/zVohnenkaffLe mitZL LLtLreinsr mischt... und das schmeckt auch sehr gut/ Amtliche Devisen-Notienrng. Devisen 23. Oktober 22. Oktober (in Reichsmark) Geld Brief Geld Brief MM. RM. RM. RM New York . 1 S 4,209 4,217 4,209 4,217 London . . . 1 16,46 16^0 16,60 16,64 Amsterdam 100 Gld. 170,78 171,12 170,88 171,22 Kopenhagen 100 Kron. 93,16 93,34 93,41 93,59 Stockholm . 100 Kron. 98,30 98,50 98,60 98,80 Oslo .... 100 Kron. Italien . ,. 100 Lire 92,66 92,84 93,11 93,29 21,83 21,87 21,83 21,87 Schweiz ,.100 Fres. 82,52 8L68 82,52 82,68 Paris .... 100 Fres. 16P2 16,66 16,62 16,66 Brüssel .« . 100 Belga 58,99 59,11 59,04 59,16 Prag .... 100 Kron. 12,47 12,49 12,47 12,49 Wien .... 100 Schill. Spanien . . 100 Peseta 58,94 37,66 59,06 37,74 58,69 37,66 58,81 37,74 Bankdiskont: Berlin 8 (Lombard 10), Amster dam 3, Brüssel 2)4, Rom 7, Kopenhagen 6, London 6, Madrid 61-, Oslo 7, Paris 2)4, Prag 6^, Schweiz 2, Stock holm 7, Wien 10, New York 31L. Amtlicher Berliner Schlachtviehmarkt» Dufkrkeb: Rinder 3128, darunter Ochsen 1237, Bullen 62S, Aühe und Färsen 1265 (zum Schlachthof direkt 193), Auslandsrinder 39, Kälber 1710 (zum Schlachthof direkt 9), Schafe 5781 (zum Schlachthof direkt 561), Schweine 2681 (zum Schlachthof direkt 1796). Preise: Ochsen a1) 36, a2) —, b1) 32—35, b2) —, c) 30—32, d) 28-30; Bullen a) 35—36, b) 30—32, c) 25—28, ü) —; Kühe a) 27—30, b) 20—25, c) 16—20, d) 13—15; Färsen a) 33—34, b) 29—32, c) 24—28; Fresser 23—26; Kälber —, b) 55—64, c) 40—58, d) 25—35; Schafe a1) 32—35, a2) 40-43, b1) 35—40, b2) 28—31, c) 30—34, d) 22—26; Schweine a) —, b) 50, c) 46—50, d) 43—46, e) 40—42, Sauen 41—44. Die Preise sind Marktpreise für lebend gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall für Fracht, Markt- und Derkaufs- kosten, Umsatzsteuer sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über die Stallpreise erheben. (Ohne Gewähr.) Die Viehprcise der Woche. (Mitgeteilt vom Deutschen Landwirtschaftsrat.) Rinder Kälber Schafe Schweine Augsburg . . . 12—41 32—46 50-68') 42—53 Berlin .... 14—39 25—66 22—46 45—54 Bremen . . . 15—33 35—50 — 30—42 Breslau . . . 11—36 28—47 23—41 41—51 Dortmund . . 15—37 38—54 — 35—45 Danzig in Gulden 15—29 15—50 23—25 31—41 Dresden . . . 15—41 40—57 25—45 36—52 Chemnitz . . . 15-41 40-52 25—38 35—54 Düsseldorf . . 17—39 33—75 — 35—51 Elberfeld . . . 18—38 35—58 — 38—50 Esten .... 15-37 35—57 25—44 34—50 Frankfurt . . 18—39 32—47 24—34 36—48 Hamburg . . . 8—34 40—60 10—38 30—50 Hannover . . . 14—35 20—56 25—35 35—48 Karlsruhe . . . 22—40 39—48 — 37—53 Kastel .... 15—38 32—46 — 36—48 Kiel 12—37 19—57 29—32 30—48 Köln 16-^1 48-73 18—36 34—50 Leipzig . . . 22—41 38—50 27-48 38—50 Magdeburg . . 12—37 20—48 15—37 38—52 Mannheim . . 12-40 34—48 26-30 35—51 München . . . 10—41 34-^5 35—64') 37—50 Nürnberg . . . 15—42 40—53») 40-60') 40-49 Plauen .... 18-38 42—53 18-44 46-60 Regensburg . . 10—39 40-52') 45—70') 50-60') Stettin .... 12—33 25—51 19-40 40—52 Stuttgart . . . 10-41 35—47 — 38—54 Wiesbaden . . 20—41 32—50 36—38 39—49 Zwickau . . . 15—37 40-50 20-41 40-56 ') Schlachtgewicht. Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall und Fracht Markt- und Verkaufsspesen, Umsatzsteuer sowie den natürliche« Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über die Stall preis« erheben. (Ohne Gewähr.) Wohnung auch nicht sind. Und einjebrochen haben sie bei Storkows auch scho mal. De janzen Papiere wollten sie flauen." „Eingebrochen? Davon weiß ich doch gar nichts." „Jawoll, damals wo die kleene Frau Storkow krank niederlag. Die Peterkorn is dazu jekomm'. Un' nu läßt doch Frau Storkow die Papiere und det Testament von ihrem Seligen mit von Direktor Scholzens in den JUd- schrank schließen." Der Generaldirektor überlegte. „Das ist interessant! Also gut, Frau Schallte, ich werde mit meinem Vater reden — sie wissen, über die kleine Werkvilla hat mein alter Herr zu bestimmen —. und morgen werde ich Frau Storkow Bescheid sagen lassen. Ich denke, mein Vater wird nichts dagegen haben." * Am nächsten Tage sagte Hans Jordan zu Carla. „Ich habe mit meinem Vater gesprochen. Er meint, es ist zu einsam für sie in der Werkvilla." „Ich soll wieder ausziehen!" sagte Carla erbleichend. „Nein, nein", lachte der Generaldirektor. „Ich will aber noch zwei Zimmer jemand anders überlassen. Wenn es Ihnen rechl ist . . . Frau Storkow!" Carlas Gesicht zeigte ehrliche Freude. „Wie wird sich die kleine Frau freuen!" sagte sie weich. „Daun feien Sie io nett, Fräulein Hollmann, und sagen Sie es ihr." „Und wegen der Miete. Herr Generaldirektor!" „Frau Storkow soll mietefrei wohnen. Direktor Scholz sagte mir gestern sowieso, daß sie sich glänzend mach: und daß er für sie Gehaltserhöhung beantragen wird. Dafür soll Frau Storkow mietefrei wohnen." * Maria war überglücklich, als sie in der Mittagspause mit Carla durch die zwei Räume schritt, die ibr einge- räuml worden waren. Hier war gut wohnen! Endlich einmal heraus aus den ärmlichen, kalten Verhältnissen bei Mutter Peterkorn, die in letzter Zeit sowieso recht mürrisch geworden war und lieber an einen Herrn vermietet hätte. Eifrig besprach sie mit Carla alles. Carla wollte ihr behilflich sein. Sie wollten gemein sam miteinander in dem Geschäftsauto nach der alten Wohnung fahren und das wenige, was Maria besaß, mit bringen. * Gesagt, getan! Mutter Peterkorn war zufrieden. Sie hatte schon lange Interessenten für die zwei Zimmer in einem gutsituierten jungen Ehepaar. Der Monat war voll bezahlt, den behielt sie ganz. Also zog Maria noch am gleichen Tage ein. Das Ehepaar Schallte war überglücklich. Papa Schallte stellte nur ärgerlich fest, daß aller Wein im Keller alle war. Aber er wußte sich Rat. Er ging hinüber zur Villa des Geheimrats, die nicht weit von den Werken entfernt lag und ging den alten Diener an. „Josef", sagte er. „Sei doch so nett und lasse mir mal Stücker zwee oder drei Pülleken ab." „Zu was brauchst Tu heute noch Wein!" „Janz einfach, Josef. Ta ist doch die junge Frau Storkow in die kleene Werksvilla injezogen. Sie wohnt nu zusammen mit dem Chef seine Privatsekretärin, dem Fräulein Hollmann. Tel sin nu zwee so nette Weibsen. Weeste, un' da jehört sichs doch von mir, del ick eenen Be- jrüßungsschluck zum Besten jebe!" tKoruetzung folgt.)