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Nr. 249 Pulsnitzer Tageblatt, — Sonnabend, den 24. Oktober 1931. Seite 3 Stillstand der Bewegung. Wie die Admiralität vekanntgibt, sind die beiden nach Cypern entsandten Kreuzer und zwei Zerstörer dort ein- getrofsen, ferner sind große Transportflugzeuge mit einer Kompagnie Infanterie aus Ägypten in der Hauptstadt Nicosia gelandet, wo der Belagerungszustand erklärt wurde. Die Aufstandsvewegung ist zum Stillstand gekom men. Die öffentlichen Gebäude werden militärisch bewacht. Eine Anzahl von Maschinengewehren und Gewehren soll auf griechischen Schiffen nach Cypern eingeschmuggelt worden sein, doch dürften die Mittel der Aufständischen keineswegs ausreichen, um einen großangelegten Ausstand, durchzuführen. Eine Erklärung Venizelos. In einer Erklärung über die Lage in Cypern betont der griechische Ministerpräsident Venizelos, daß es zwi schen Griechenland Und England eine „Cypern-Frage" nicht gebe. Es handele sich um eine Angelegenheit zwischen England und den Bewohnern der Insel. Venizelos drückte sein Bedauern über die Vorfälle auf Cypern aus. Der griechische Konsul in Nicosia ist abberufen worden. Willigkeit der Sowjetunion fest, sich an den Arbeiten der Ab rüstungskonferenz zu beteiligen. Di« Sowjetunion se> in dessen bereit, mit jeder Regierung Rüstungs daten auszutauschen, wie dies schon mit Italien, Polen und Finnland geschehen sei. EnMche Truppentransporte nach «Wern London. Die Ausstandsbewegung in der englischen Kron kolonie Lypern hat sich weiter ausgedehnt und zu weiteren Ausschreitungen der englandfeindlichen Menge geführt. In der Nacht zum Freitag veranstaltete eine große Menge in den Straßen von Limasol eine Demonstration gegen Eng land. Dabei wurde aus der Menge auf das Büro de« dortigen Polizeikommissars geschossen. In der Stadt Lauarea stürmten 5000 Demonstranten, die mit Pflastersteinen bewaffnet waren, den Regierungs- Palast und äscherten ihn ein. Auch die Kunstsammlung des Gouverneurs Sir Ronald Storrs wurde ein Raub der Flammen. Die Menge wurde von^der Geistlichkeit angeführt. — In Nicosia wurde die englische Besatzung von den Griechen in der Kaserne eingeschloffen. — InLimassoI ging das Haus des englischen Bezirkskommiffars in Flammen auf, die Polizei wurde entwaffnet. Außer der hohen griechisch-orthodoxen Geistlichkeit wer den als die Anführer der Aufstandsbewegung genannt der Politiker vr. Zannottis, der die Insel verließ, als England sie nach dem Weltkrieg annektierte, ferner der Politiker Rossidis, der sich sogar in England niederließ, um hier für den cypriotischen Freiheitskampf zu werben, und der Advokat vr. Louisidis, der einst auf deutschen Hochschulen studiert hat. Zur Bekämpfung der Unruhen ist von Aegypten ein englisches Truppentransportschiff mit einer Kompagnie des englischen Königsregiments und Flugzeugen abgegaugen. Zn Nicosia, der Hauptstadt von Cypern, sind sieben eng- lisch« Transportflugzeuge gelandet. Sie hatten weitere 150 Mann englischer Infanterie aus Aegypten an Bord. Die Erhebung der Griechen auf Lypern kommt nicht überraschend, denn schon im Vorjahr, als das griechische Mutterland die 100jährige Wiederkehr der Befreiung feierte, forderten die Lyprioten in großen Kundgebungen me Vereinigung der von 300 000 Griechen, 30000 Türken und einigen Tausend Ar - meniernbewohnten Insel mit dem griechi schen Reich. Sogar eine Sonderdelegation wurde nach London entsandt, die der englischen Regierung ihre natio nalen Forderungen klarlegte. England, das die Insel zum Echutz des Euezkanals benötigt, zeigte immer wieder die kalte Schulter. Der von England eingesetzte Gesetzgebende Rat, in dem die vom Gouverneur bevorzugten türkischen Vertreter immer gegen die Griechen ausgespielt werden, wurde schließlich von der Bevölkerung boykottiert. Die Griechen, die sich in diesen Rat hineinwählen ließen, wur- den als Verräter gebrandmarkt. Die von der Geistlichkeit geführten Patrioten haben propagandistisch ein leichtes Spiel, da England im Weltkrieg den Griechen für den Kri e g s e i n tr i tt die Insel Lypern zugesagt hatte. Grandi über feinen Berliner Besuch Zum Berliner Besuch des italienischen Außenministers Grandi, der am Sonntagvormittag in Berlin etntrifft, ist letzt vom Auswärtigen Amt der Legationssekretar Thom sen zur Einholung der italienischen Gäste bestellt worden. Er fährt den Gästen bis Kufstein entgegen und begrüßt sie dort im Namen der Reichsregierung und geleitet sie Der italienische Außenminister Grandi. nach Berlin. — Bei dem für Sonntag vormittag beim Staatssekretär von Bülow vorgesehenen Empfangs frühstück in kleinem Kreise werden auch die Damen der Teil nehmer anwesend sein. Ebenso wird das Diner in der Berliner italienischen Botschaft am Montag in größerem ge sellschaftlichem Rahmen abgehalten. Grandi empfing vor seiner Abreise noch die deutschen Korrespondenten in seinem Arbeitszimmer im Palazzo Chigi kn Rom. Im Verlauf der zwanglosen Unterhaltuna betont» er, daß es für-ihn eine Freude und eine Ehre sein werd«, den Reichskanzler vr. Brüning wiederzusehen und auch di« Fühlung mit den übrigen Reichsministern aufzunehmen. Eine große Ehre sei es für ihn weiter, dem Reichs präsidenten, Feldmarschall von Hindenburg, vorgestellt zu werden. Grandi bedauerte, daß er infolge des offizielle» Charakters seines Besuches und der knappen Zeit bis z« seiner Amerikafahrt sich diesmal nur kurze Zeit in Deutsch land aufhalten könne. Aber er hoffe, später einmal für längere Zeit nach Deutsch land zu kommen, um das Land näher kennenzulernen. Aus seinen bisherigen Besuchen kennt Grandi besonders gut Düsseldorf, Köln, Koblenz, Frankfurt a. Main und Mainz. Der italienische Außenminister sprach dann die Hoffnung aus, die wenigen Stunden, die ihm das offizielle Programm offen lasse, zur Besichtigung Berlins zu verwenden. Besonders freue er sich, das in der Welt einzig dastehende Pergamon- Museum kennenzulernen. Weiter verwies Grandi auf den Widerhall, den di« deutsch - italienischen Besuche in Rom und in Berlin in der öffentlichen Meinung beider Länder ausgelöst haben. Auf die Frage, ob er Deutsch verstehe, erklärte Grandi, daß er es gelernt habe und auch fließend lesen, nicht aber fließend sprechen könne. Der Kanzler von der Reise zurück. Reichskanzler vr. Brüning, der sich einige Tage zur Er- holung in einem Kurort im Siebengebirge aufgehalten hat, istwegendesBesuchsdesitalienischenAußen- Ministers über Köln nach Berlin zurückgekehrt. Während seines kurzen Urlaubs hatte der Reichskanzler verschiedene Besprechungen, u. a. mit führenden Vertretern der Wirtschaft und Finanz. So weilten der westdeutsche Industrielle Springorum und der Amsterdamer Bankier vr. Broel sowie der Leiter der Reichsbankfiliale Köln bei dem Kanzler. Auch mit dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz hatte vr. Brüning eine längere Aussprache. Sechs Raubübersätle in -12 Stunden. Berlin. Innerhalb der Zeit von Donnerstag abend bis Freitag früh wurden in Groß-Berlin nicht weniger als fünf schwere Raubüberfälle ausgeführt. In der Kaiser- Wilhelm-Straße in der Innenstadt wurde der Arbeiter Franz Borsig, der seit langer Zeit arbeitslos ist, und nur 20 Pfennig bei sich trug, von zwei Männern niedergeschlagen. Auf seine Hilferufe konnten die beiden Burschen festgenommen werden. — In Spandau überfielen drei Radfahrer mit vorgehaltenen Pistolen den Kutscher Henschel und raubten ihm seine Geld tasche, die 87 RM enthielt. — In der Hasenheide ver suchte ein Mann einer F ra u Schwarz aus Steglitz die Handtasche zu entreißen. Sie wehrte sich jedoch und rief um Hilfe, so daß der Räuber von Passanten der Polizei über geben werden konnte. — In der Madter Straße schlugen drei unbekannte Männer den Schachtmeister Küschel nieder, brachten ihm schwere Verletzungen bei, raubten ihm die Uhr und 32 RM Bargeld. Dann ließen sie den Schwerverletzten liegen und entflohen. — Im Hause Schönhauser Allee 96/97 wurde der Buchhalter Otto Burkhardt von zwei Männern niedergeschlagen und geknebelt. Die beiden Täter fanden jedoch nicht viel Bargeld und ent flohen. Als Burchardt später von seinen Verwandten ge funden wurde, war er schon fast erstickt. Als Täter kommen zwei Männer in Frage, die wenige Tage zuvor aus dem Hof des Hauses gesungen haben und offen bar dabei die Oertlichkeit erkundeten. Im Norden Berlins wurde die 76jährige Witwe Luise Wabnitz ermordet aufgesunden. Sie war durch 12 bis 15 Messerstiche in den Kopf getötet worden. Wahrscheinlich hat ein Untermieter der Ermordeten, der flüchtig ist, die Tat begangen. Konstruktionssehler an dem neuen amerikanischen Lustschiff. New Park. Das in Mron gebaute Niesenluft» schiss „Akron", das kürzlich von der amerikanischen Ma rine übernommen wurde, scheinteine gewisfeEnt- täuschungzu sein. Im Marineamt wird selbst zugegeben, daß das Luftschiff nicht hundertprozentig den im Kontrakt festgelegten Bedingungen entspricht. Die Haupt« einwände, die gegen das Luftschiff erhoben werden, bestehe« darin, daß es nichtdie verlangte Geschwindig keit zu entwickeln vermag und daß es 20 000 bk» 2 2 0 00 Pfund leichter ist, als vorgesehen war. Aus der Geschäftswelt Vitamine find Lebensspender. Ohne genügende Mengen von Vitaminen im Futter kann kein Tier gedeihen. Schon der geringste Mangel führt zu Knochenerkrankungen und Wachstumsstillstand beim Jungvieh, zu Leistungsrückgängen und Knochenweiche bei Alttieren. Der im Futter bestehende Vitaminmangel ist am sichersten durch Verabreichung einer guten 'Lebertran-Emulsion zu beheben. Die Vieh-Lebertran- Emulsion „Osteosan" der bekannten Firma M. Brockmann Chem. Fahr. m. b. H., Leipzig-Eutr., wird aus dem vitamin reichsten Dorschlebertran hergestellt. Außerdem enthält diese Emulsion noch blub- und nervenbildende Äährsalze sowie Eiweihstofse von besonderem biologischen Wert. Die großen Erfolge, die überall gerade mit „Osteosan" bei allen damit gefütterten Jungtieren, bei Mast-, Milch-, Pelztieren und schließlich bei Hühnern im Winter erzielt wurden, erklären sich durch das Zusammenwirken der im „Osteosan" enthaltenen Nährstoffe. Ausführlicheres findet sich in der neuerschienenen 5. Ausgabe von „M. Brockmanns Ratgeber für Tierhalter und Züchter", der in allen einschlägigen Handlungen oder direkt von der Fabrik kostenlos abgegeben wird. Sonnte^ Zsöffnsl! Varmn Wj 80 billig? Ligen« ksbrikstion. o» Keills l-säenspesen! io groSsr ^.uswsbl, Lrsntr kür blsb- srd«it, keine billige Itsinsckwsrv VIntSrjapß»»«, wsrin geklittert, gute <2Unlüsten, »cdon von .... 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