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pulsmher Fayedlatt 3. Beilage zu Nr. 249 Sonnabend, 24. Oktober 1931 83. Jahrgang Di« unzulänglich« R«ichshllf«. Immer wieder Benachteiligung der sächsischen Gemeinden. Vom Sächsischen Gemeindetag wird mitgeteilt: Die Pressemeldungen, daß den sächsischen Gemeinden und Be- iirksverbänden für ihre Wohlsahrtslasten Mittel in Höhe von 22 Millionen Mark für die kommenden Monate in Aussicht stehen, sind geeignet, das falsche Bild zu erwecken, als ob nunmehr den sächsischen Gemeinden geholfen sei. Das Gegenteil ist leider der Fall. Sachsen ist wiederum benachteiligt worden, weil die sächsischen Gemeinden nach dem durch die 3. Notverordnung festgestellten Schlüssel sogar weniger erhalten als nach dem Schlüssel, der in der Notverordnung vom 5. Juni d. I. für die aus den sogen. Lohnsteuererstattungsbeträgen bestimmten Betrüge vorge sehen war. In der Notverordnung vom 5. Juni d. I. war vorgesehen, daß alle Bezirksfürsorgeverbände an der Reichshilfe beteiligt werden sollten, in denen die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen am 31. März 1931 höher war als 75 Prozent des Reichsdurchschnitts. Da in Sachsen als einzigem Lande alle Bezirksfürsorgeverbände diese Voraussetzung erfüllten, wären auf Sachsen etwas über ein Sechstel dieser Summe entfallen, während namentlich die süddeutschen Länder mit ihren geringen Wohlfahrts erwerbslosenzahlen entsprechend weniger oder gar nichts bekommen hätten. Auf das Drängen der süddeutschen Län der aber ist in der 3. Notverordnung, nachdem inzwischen das Reich den Fonds von 60 Millionen Mark erhöht hatte, der Schlüssel dahin abgeändert worden, daß schon alle diejenigen Bezirksfürsorgeverbändc beteiligt werden, deren Wohlfahrtserwerbslosenziffer am 31. März 1931 mehr als 50 Prozent,des Reichsdurchschnittes beträgt. Dadurch ist da« durch WoylsahrtSerwervslose überaus stark geschädigte Land Sachsen wiederum geschädigt worden, da nunmehr der schlüsselmäßige Anteil Sachsens prozentmäßig geringer geworden ist. Während nach dem ursprünglichen Schlüssel auf die sächsischen Gemeinden annähernd 26 Millionen Mark hätten entfallen müssen, find es jetzt nur noch 21,7 Millionen Mark. Der zweite besondere Nachteil für Sachsen liegt darin, daß auch jetzt noch immer der 31. März 1931 als Stich tag gilt, während in Sachsen namentlich in den letzten Monaten die Wohlfahrtserwerbslosenzahl sich katastro phal erhöht hat, und zwar viel stärker, als im Neichs- durchschnitt und in den übrigen deutschen Ländern. Es ist außerordentlich zu bedauern, daß trotz des Eintretens der sächsischen Regierung das Reich dem Drängen anderer, viel weniger belasteter Länder nachgegeben hat. Srgebniffe -er Sparaktion im Reich. Au» der jetzt dem Reichstag vorgelegten Reichshaushalts- rrchnung für da» Jahr 1930 werden die ersten Ergebnisse der von der Reichsregierung durchgeführten Sparaktion erficht, sich. Die Reichsregierung hatte beim Etat für 1930 Abstriche in der Gesamthöhe von 134 Millionen Reichsmark vorgenom men. Beim Etat des Reichswehrministeriums wurde ein Abstrich in Höhe von 15 Millionen RM angeord- net, und zwar für das Reichsheer 10,7 Millionen und für die Reichsmarine 4,3 Millionen RM. Von den übertragbaren Ausgabebewilligungen des Ordentlichen Haushalts sind in der Rechnung für 1930 trotz der Uebertragbarkeit wiederum rund 12,5 Millionen RM als erspart abgesctzt wor- den. Außerdem sind bei den persönlichen Ausgaben zusam- men rund 28 Millionen RM erspart. In der Reichskanzlei wurden durch Einschränkun gen beim Erweiterungsbau sowohl für den Bau als auch für die Möbel- und Geräteausstattung 68 000 RM erspart. Wei tere Summen wurden erspart durch Beschränkung des tele- graphischen und telephonischen Verkehrs sowie durch die Ein- Deutsche Schiffe unter russischem Terror Meuternde Seeleute gehen unter Polizei - Bewachung an Land. Aus Leningrad und anderen russischen Häfen kehrten die 33 deutschen Dampfer zurück, die durch eine Meuterei ihrer Besatzungen längere Zeit in Rußland festgehalten waren. Die Landung der ersten See leute in Kiel erfolgte unter Bewachung von Polizei, die die Meuterer sofort dem Schnellgericht zuführte. Kiel. Im Holtenauer Lotsenhaus arbeitete am Freitag eifrig das Schnellgericht, um gegen die wegen Streikhetze und Meuterei Angeklagten der aus russischen Häfen zurückgekehr ten deutschen Dampfer zu verhandeln. Haftbefehle waren gegen 120 Mattosen erlassen. Zunächst wurde gegen die Mnf Heizer des Hamburger Dampfers „A st a" verhandelt. Die Vernehmung der Angeklagten und der Zeugen ergab, daß ein großer Teil der Mattosen dem Streik ablehnend gegenüberstand. Schließlich habe ein russischer Funktionär eingegriffen und de« Streik beschluß erzwungen. Arbeitswillige wurden von einem Rollkommando der Streikenden gewaltsam vonBordgeholt. Dabei wurde rin Heizer der „Asta" geschlagen und mißhandelt. Der Ka pitän rief vergeblich polizeilichen Schutz an, als das Rollkommando an Bord kam. Man riet sogar dem Kapitän, gegen das Rollkommando nicht Gewalt anzuwenden, weil er sonst von den Russen verhaftet werden würde. Die an geklagten Heizer entschuloigten ihr Vorgehen damit, daß sie nur dem Terror weichend mitaestteikt hätten. Der Staats- anwalt erklärte, daß diese Entschuldigungen als Ausrede zu werten seien. Das Schnellgericht verurteilte alle fünf Angeklagten zu je zwei Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten. Der Haftbefehl wurde erlassen, weil besonders im Hinblick aus eine mögliche russisch« Unterstützung Fluchtverdacht vorliegt. - Als nächste standen fünf Meuterer des Dampfers »Dione" vor dem Schnellgericht. Das Verfahren gegen den Koch dieses Schiffes, Tilo, wurde abgetrennt, weil er als Rädelsführer anzusehen ist und weil die Hamburger Krimi nalpolizei noch weiteres gegen ihn zu untersuchen hat. Er Wird svättr vor Große Schöffengericht gestellt werden. Aus den Aussagen der Angeklagten und der Zeugen er gab sich folgender Tatbestand: Die Mannschaft des Schiffes „Dione" hatte entgegen den Anordnungen des Streikkomi tees gearbeitet. Am 7. Oktober morgens 6 Uhr kamen Be amte der russischen Kontrollkommission, um das Schiff zu klarieren. Dazu sollten alle Pässe der Mannschaft vorgelegt werden. Der Erste Offizier ging in das Mannschaftslogi's. Die Mattosen erklärten sich bereit, die Pässe abzugeben, wenn das Schiff darauf sofort auslaufen würde. Die Heizer verweigerten die Abgabe der Pässe. Als die Mannschaft mitschiffs angettcten war, lehnte der rus sische Kommissar es ab, die Püffe den Mannschaften abzu- nehmen. Das sei Sache der Schiffsleitung. Rach diesen Ver handlungen rief der Stewart dem Koch zu, er solle die „andern" holen, wobei offenbar ein Rollkommando gemeint war. Der Koch und mit ihm ein Heizer gingen an Land. Kurz darauf kam ei» Rollkommando, besetzte das Schiff «nd verhinderte die Abfahrt. Der Staatsanwalt sah in der Handlung der B eklagten eine gemeinschaftliche Nötigung r n Vor gesetzten, die diese an ihrer dienstlichen Tätigkeit des Auslaufens des Schiffes hinderten und beantragte auf Grund der W 103 und 105 Gefängnisstrafen gegen alle fünf Angeklagten von je vier Monaten. schränkung von Dienstreisen. Die Einschränkung der Tele- grammkosten spielt vor allem im Auswärtigen Amt eine Rolle. Hier sind u. a. durch den Wegfall der Zirkular- Telegramme rund 350 000 RM gespart worden. Ein Minder bedarf für Ausbildungskurse ist dadurch entstanden, daß Neueinberufungen von AtachS- und Kon sulatspraktikanten nicht vorgenommen worden sind. Die Dienstreisen im Ausland sind aufs stärkste gedrosselt worden. Infolge oer Räumung der besetzten Gebiete ist die Auflösung des Ministeriums für die besetzten Gebiete möglich geworden. Dadurch sind 183 000 RM gespart. Durch den Wegfall der Reichsvermögensverwaltung für die besetzten Gebiete konnten 3.5 Millionen RM aesvart werden. Beim Reichswirtschaftsministerium sind u. a. Erspar nisse dadurch eingetreten, daß eine Anzahl geplanter Handels- vertragsverhandlungen nicht stattfanden. Im Statistischen Reichsamt sind eine Anzahl von Statistiken eingeschränkt worden. Sächsische Wirtschastsnachrichten. Tie Lohnverhandlungen für die ostsächsische Textil industrie, die in Dresden stattfanden, sind nach kurzer Dauer gescheitert, ebenso die Verhandlungen für die süd westsächsische Textilindustrie. Aller Voraussicht nach wird der Schlichter in den nächsten Tagen eingreifen. Ar O/V/Urr/N^^E 2/^656/2/- w rrrr<L E/^/r/ ?er8Ü ist im höchsten (Oracle er- giehig: lln k>lormalpaket reicht für Z fimer Wasser fallt cker Wasch- kessel (halb gefüllt) mekr Wasser, so nimmt man enlsprechenck mehr Lersil für jecien Kessel frische ?ersil- lauge kalt snsetren, clas Ist nötig, um blenckencksrische Wäsche ru er halten. Oie abgekocbte laiuge ver- vencket man rum Waschen grober Lunlväsche uncI für lieinigungs- rveckc. kichtig kochen heiüt richtig vaschen: frst im Kessel muÜ ckio kalte Lersillauge hergestellt vercken. Dann kommt ckie über I^acbt In Henko llleichsocka vor- geveichie Wäsche hinein. p 8 i I E pe i» § i i 2uw Linveichen «1er Wäsche, rum Weichmacher» 6e, Wassers: NLNKO, Neokej, Wasch- uncI KIeich-8oäa.