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EmpfeH/ung l/r, sonSern Sie großen unS kleinen Schwie rigkeiten öes Daseins leicht überwinden hilft. Es ist kein Zufall, daß man auf amerikanischen Bildern die Menschen stets lachen sieht. Mit Vorbedacht werden schon die Kinder dieses Landes dazu erzogen, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und die unvermeidlichen Widrigkeiten des Alltags lächelnd hinanzugehen. Dem Durchschnittsdeutschen könnte es nichts schaden, wenn er sich daran ein Beispiel nähme. Wird etwa di« Arbeit leichter, wenn wir sie mürrisch betrachten und wider willig verrichten? Verbittern wir so nicht uns selbst und anderen ganz unnötig das Leben, ohne irgend etwas dadurch zu gewinnen? Mit einem lächelnden Munde kann man sich die unangenehmste Tätigkeit zum Vergnügen machen. Immer und überall, wo es sich von selbst verbietet, befleißige man sich zum eigenen und seiner Mitmenschen Vorteil, ein Lächeln auf den Lippen zu tragen. Wenn man das Leben anlacht, dann lacht es wider I Warten. Gibt es einen Sterblichen, der nie die Qual des War tens kennengelernt hat? Der Mensch soll warten können, heißt es. Du liebe Zeit! Er muß es gewöhnlich, ob er will oder nicht. Eigentlich wartet man immer auf etwas: auf den Frühling oder auf einen Brief, auf das große Los, wenn man Lotterie spielt — auf irgendein wunderbares Himmel^ blaues Glück! Vielleicht gehört Warten zu den Notwendig keiten des Lebens. Solange man auf etwas wartet, hofft man ja. Doch es kann auch zermürben, die Nerven auf reiben — das Warten. Du sitzt zu Hause und wartest aus den Menschen, den du liebst. Schon lange, ehe die ver abredete Stunde schlägt, bist du unruhig, unfähig, dich aus eine Beschäftigung zu konzentrieren. Die Minuten schleichen wie Schnecken, fortwährend blickst du nach der Uhr. Nur noch ünf Minuten — nur noch drei — nur noch eine halbe! Du wrchst auf jeden Schritt auf der Treppe, auf jede Stimme, >ie von außen hereinklingt. Da — ein Glockenzeichen —, du türzt zur Tür. Ach — nur ein Bettler oder eine Rechnung oder die Zeitungsfrau! Kommt dann schließlich der oder die Erwartete doch, so ist freilich die ganze Qual des Wartens rasch vergessen, aber wir haben ein Teilchen Nervenkraft ge opfert, das wir uns hätten erhalten können, wenn unser Partner pünktlich gewesen wäre. Darum — wenn es nicht unbedingt nötig ist — laßt nicht auf euch warten, nicht auf euer Kommen, nicht aus eine Nachricht, die ihr geben sollt. Jeder, der die Qual des Wartens kennengelernt hat, erspare sie nach Möglichkeit sei- neu Mitmenschen. Es ist ja so oft Gedankenlosigkeit, Hang zur Unpünktlichkeit, Bummelei, mit denen man andern di« Lervenmartrr auferkegt, dir man Warte« nennt. Soll man bei offenem Fenster schlafen? Die Frage, ob man bei offenem Fenster schlafen soll, läßt sich allgemeingültig nicht beantworten. Wer körperlich nicht ganz gesund ist, wird jedenfalls besondere Vorsicht walten lassen müssen. Für den Gesunden indessen ist das Schlafen bei offenem Fenster erwünscht, aber es sind dabei eine Reihe von Punkten zu beachten. Zunächst ist für das Schlafen bei offenem Fenster die Außentemperatur maß- gebend. Liegt sie unter Null Grad, so wird man mit dem Offenhalten der Fenster während der Nacht vorsichtig sein müssen. Die reine, frische Luft ist das, was unser Körper während der Nachtzeit zur Vorbereitung auf den kommenden Tag unbedingt braucht, und es ist wissenschaftlich erwiesen, daß wir beim Schlafen mehr Sauerstoff einatmen und mehr Kohlensäure ausscheiden als im wachen Zustande. Findet keine genügende Lufterneuerung während der Nachtzeit statt, so wird die Luft sauerstoffarm, d. h. schlecht. Es gesellen sich ihr die natürlichen Ausdünstungen des Körpers hinzu, und man ist bei fehlender Lufterneuerung gezwungen, diese — man kann wohl sagen — „verpestete" Luft immer wieder einzuatmen. Im Sommer empfiehlt es sich daher, stets bei offenem Fenster zu schlafen. Im Herbst und Winter wird es zweckmäßig sein, vor dem Zubettgehen eine gründliche Lüftung des Schlafraumes vor zunehmen und mindestens einen Fensterspalt bei nicht zu großer Kälte offenzuhalten. Als Gesunder sollte man im übrigen möglichst in ungeheiztem Zimmer schlafen und sich der Heizung nur in besonders kalten Tagen oder im Falle einer Erkrankung bedienen. Eixe aste 2 Jahre Ppst bekommt. Eintausendvkerhundert Seemeilen westlich des Kaps der Guten Hoffnung liegt die Insel Tristan da Eunha, ein Punkt in der Wasserwüste. Sie ist etwa 100 Quadratkilometer groß, ein fast kreisrundes Stückchen bergigen Landes, mit hohen Deraspitzen, die sich über 2300 Meter erheben. Rings im Kreise ein wenig Grasland, Acker, auf dem sich Vieh und Menschen kümmerlich ernähren. 700 Schafe, 300 Stück Rind vieh, SO Esel und 300 Gänse und Hühner bilden die Er- nährungsgrundlage. Die Insel liegt weit außerhalb des Be reiches des Weltverkehrs. Hier und da läuft ein Walfisch- stinger ein, bringt Post, holt Post. Das ist selten genug. Tristan da Cunha ist wohl die postloseste Insel der Welt. Vie Bewohner müssen ein Jahr, ja, zwei Jahre lang auf Briefe warten. Die neuesten Nachrichten aus Tristan da Eunha Lammen aus dem Juli 1930. Da steht unter anderem zu lesen, daß es in den Gewässern um die Insel noch zahlreiche Wale gibt. 480 Stück hatte der Berichterstatter in der Zeit von Juli bis Ende Oktober im Jahre 1929 gezählt. Und in dieser kurzen Mitteilung liegt ein Appell. Schickt uns doch mal einen Walfischfänger. Dann hören und sehen wir etwas. Mr kommen um in der Einsamkeit. Schwiegermutter verloren. Eine schwierige Frage fürs Fundbüro. Gin Beamter der Pariser Kolonialausstellung sah sich vor eine ernste Entscheidung gestellt: Darf man eine ver lorene, abhanden gekommene Schwiegermutter dem Fundbüro als „verloren" anmelden oder nicht? Daß man Schirme, Stöcke, Kameras oder Handtaschen vermißt, kommt ja öfter vor. Kinder werden manchmal auch verloren, und wieder gefunden dem Fundbüro zugestellt, aber eine Schwieger mutter? Der Schwiegersohn hatte ihr Paris und auch die Kolonialausstellung gezeigt. Plötzlich war sie weg. Der Schwiegersohn, der zugleich Abgeordneter ist, macht Runde über Runde durch die Ausstellung und gerät schließlich an das Fundbüro. Dort findet ec sic munter zwischen Stöcken, Schirmen und Kindern sitzend, und da es eine rechte Schwie germutter ist, empfängt sie ihn mit dem Vorwurf, er hätte sich doch gleich an das Fundbüro wenden können. Nun ent stand aber das Hauptproblem. Die Schwiegermutter war quicklebendig, aber sie durfte laut Satzung und Statut nur gegen Qrstttung zurückgegeben werden. Schließlich einigt« man sich auf der Grundlage, daß eine Schwiegermutter keine „Sache" wäre, die gegen Quittung geliefert werde. Somit war man der Frage ausgewichen, ob ein Fundbüro auch für verlorene Schwiegermütter zuständig ist. Lustige Ecke. „Würden Sie nicht das kleine Unterhaltungsbüchlein kaufen?" fragte der junge Mann an der Wohnungstür. „Wie heißt es?" „Frag' mich noch was." Aber da knallte auch schon die Tür ins Schloß. Der Mann war Vater von fünf Kindern. * Frau Förster-Nietzsche wurde einst auf ihren Wunsch vom Herzog von Altenberg zur Audienz vorgelassen. Der Adjutant, der sie anmelden sollte, stutzte, wie er ihren Namen hört«. Dann meldete er: „Frau Oberförster Nietzsche!" * Ein junger, hoffnungsvoller Komponist hatte ein erfolg reiches Konzert gegeben. „Es ist doch ein herrliches Gefühl, sich auf dem Gipftl seiner Kunst zu wissen", sagte er zu Eugen v'Albert, der ihn beglückwünschte. „Nur Geduld und Zuver sicht!" erwiderte der Komponist. „Vielleicht werden auch Sie ihn noch erreichen!" , * Max Reger wurde auf einer Konzertreise in einem Hotel von einem Kritiker besucht. Um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, erzählte der Journalist, er habe Richard Wagner mit zu Grabe getragen. „Wagner war halt tot. Er hat sich nicht wehren können!" erwiderte Reger gelassen. — Ge kränkt und verärgert verließ der Kritiker den Komponisten. Nach einer Weile kam das Zimmermädchen mit dem Bescheid: „Der Herr, der soeben bei Ihnen war, läßt sie bestens grüßen und läßt Ihnen sagen, wenn Sie einmal sterben, geht er nicht mit zur Beerdigung." Reger entgegnete: „Erwidern Sie den Gruß und sagen Sie dem Herrn: Ich würde sehr gern an seiner Beerdigung teilnehmen." . sonntags -Beilage 2«.«»-U Pulsnitzer Tageblatt Druck und «erlag von E. L. Firster« Erbe« (Inhaber: I. W- Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz kann alles, wa» man muh, oder von dessen Notwendigkeit"»»«« sich überzeugt Carneri. Son ntagsged anken Meine Mutter war froh darüber, daß wir der Kirche so nahe wohnten. Da konnte sie so recht das Geläut der Glocken hören, das ihr, der fleißigen, tatkräftigen und besinnlichen Frau, von frühester Fugend an lieb und wert war. Am liebsten war es ihr, wenn die Glocken den Abend einläuteten. Dann war mit einem Male alle Last und Sorge des Tages wie ausgelöscht, und die Mutteraugen, die oft sehr von Sorge getrübt waren, leuchteten auf in stillem Glück. Seither liebe auch ich das Abendläuten und bin dessen froh, daß am Abend die Glocke ihre ernste Stimme über Berg und Tal dahin klingen läßt. Ihr reiner, voller Klang tönt machtvoll dahin durch den schwerren, dichten Nebel der Werktags gedanken, der sich während der Arbeit so oft um unsere Seele legt. Wenn die Abendglocke mit ihrem feierlichen Läuten anhebt, dann ist es mir immer, als versinke um mich her die rauhe Welt der Wirklichkeit und als tönten Himmelsklänge und Gottesworte in meine Seele hinein. Das Leben unserer Tage macht uns so gedankenarm und andachtslos; es quält durch die vielen Sorgen, die es jedem bringt, unsern Geist und verdumpft durch seine Trübseligkeit unser Gemüt. Stück um Stück werden uns die durch jahrhundertelange Gewohnheit geheiligten Feierstunden entrissen, die eine Vergangenheit, die von der Ewigkeit mehr hielt und sich auch besser auf sie vor bereitete als unsere Zeit, als geistige und seelische Ruhe pausen in das alltägliche Leben der Menschen eingefügt hat. Unser Denken verliert sich, sehr zu unserm Schaden, immer mehr an das Zeitliche und Vergängliche, die Augenblicke aber, in denen wir uns gewohnheitsmäßig mit dem Ewigen beschäftigen, werden immer seltener. Da leisten uns die Abendglocken einen wertvolle nDienst: sie wollen in den grauen, sonnenlosen Alltag hinein ihre uralte, innige Weise erklingen lassen und uns Menschen auffordern zu Seelenrast und Einkehr in uns selbst. Heraus aus der Unruhe und Unrast des Tages, heraus aus der Trübseligkeit des Alltagslebens, hinein in die Stille des Herzens, hinein ins Gebet! So mahnt ihre Stimme. Willst du ihr nicht Folge leisten? Oder meinst du, du habest keinen Grund zum Gebet? Sage das nicht. Wieviel Unheil und Unglück kann sich doch er eignen zwischen Morgen und Abend! Aber du bist be wahrt geblieben vor Unfall, Erkrankung, Gefahr und Tod. Deine Glieder sind müde, aber sie sind gesund geblieben, dein Geist ist ermattet, aber er hat doch seine alte Schärfe und Klarheit behalten und wird dich, so Gott will, morgen zu neuem Wirken befähigen. Du hattest auch heute noch das tägliche Brot. Sind das nicht alles Anlässe, Gott zu danken? Viele Menschen halten das Abendläuten für etwas Stimmungsvolles, für etwas, das dem Gemüte ein an genehmes Empfinden bietet. Aber es ist doch mehr als Stimmung, es ist ein ehrwürdiger Sang aus alter Zeit, der in unsere Gegenwart hineinklingt; es ist eine ernste Aufforderung an unser Volk, unter der Unruhe und Not des äußeren Lebens das Beste, das Eine, was not ist, nicht zu vergessen; es ist ein Stück überzeitlicher christ licher Frömmigkeit und christlicher Kultur. Der alte fromme Glockengießer hat ein Stück seiner Seele mit in seine Glocke hineingegossen, und diese Seele redet im Klange der Glocke zu uns. Freilich, viele verstehen diese Seelensprache nicht mehr. Was will das Abendläuten heute noch in der großen Stadt? Wie eine seltsam«, nicht mehr zeitgemäße und darum unverständliche Weise klingt es dahin über die staubigen, rußgeschwärzten Dächer. Es klingt so eindringlich, aber niemand steht still in dem Menschengewimmel auf den Straßen und Gassen, niemand hat eine Minute Zeit zu stiller Ein kehr und Andacht — alles hastet ruhelos und gleich gültig weiter. Die Menschen haben wohl ein feines Gehör für den Straßenlärm, für die Warnungszeichen der Last- und Luxuswagen, für das Singen und Klingen in den Vergnügungsstätten und für die Radiomusik — das Abendläuten aber macht keinen Eindruck auf sie. Und so ist es auch schon in der Kleinstadt und auf dem Dorfe: man faltet die Hände beim Abendläuten nicht mehr zum Gebet, man hört kaum noch hin, wenn die Abendglocke läutet. Man ist abgefallen von den alten ehrwürdigen Gewohnheiten der christlichen Vergangenheit und fördert damit immex mehr die Entchristlichung un seres Volkes und wird dadurch mitschuldig daran, daß unser Volk immer mehr an den Rand des Abgrundes gerät. Die Abendglocken tönen noch heute in deutschen Landen. Daß sie doch in alle Menschenseelen hin«in- klingm und das schlafende Innenleben in ihnen wach rufen möchten! Daß sie uns doch veranlassen möchten, uns um die Rettung unserer Seele zu bemühen, unsere Hände zu falten und mit unserm Gott zu reden! Daß sie doch auch die, welche sich nicht mehr um ihr Läuten kümmern, dazu brächten, wieder aufzuhorchen und dar über nachzudenken, was auch ihrer Seele Frieden geben kann! Die Glocken wollen uns rufen zu Gott; sie wollen uns hinführen zu der Quelle aller Kraft; sie wollen uns aufrufen, uns von Gott segnen zu lassen. Und wir? Wir wollen uns ihren Dienst gefallen lassen und ihrem ernsten Warnen und Mahnen Folge leisten, wir wollen um dis Heiligung unseres Lebens ringen, damit unser« Seele für die Ewigkeit reif und bereit sei, wenn die alten, lieben Glocken unsern letzten, großen Feierabend einläuten, unsern Hingang und Heimgang zu Gott. H. B. Wenn man einen Garten hat . . . Humoreske von E. Krafft-Stramm Hartwigs haben endlich einen Garten. Es ist fürs erst« zwar nur sehr weißer, mit Kalk und Bauschutt