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Nr. 249 Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 24. Oktober 1931. Seite 10. s Wochenend-Panoptikum s Spinnerei Für jeden kommt jetzt die Entfettung. Die Sorgen «erden immer mehrer. Das Leden dadurch ständig schwerer. Bei «as'ren Wochenendgeschichten Europa merkt es mit Entsetzen, Kaun diesmal man nichts Gut s berichten- Die Welt ist voll von ihren Netzen, Es gibt kein Flieh'« und keine Rettung, Zn uns'rer jammervollen Zeit, Da macht sich eine Spinne breit, ! Nach Beute späh'nd mit scharfen Augen, Um alles gründlich avszusaugeu. — Zuerst hat sie mit uns begonnen, Und hat «ns gründlich eingespounen. Sodann gefesselt und verbogen Und wehrlos — gründlich ausgesogen. Daun kam Britannia an die Reih', Sofort ging deren Pfund entzwei, Nun könnt' Amerika sie fassen Und gründlich es zur Ader lasse». Wer sich in Spinnleins Handel mischt, Der wird sofort am Bein erwischt, Blutleer gepumpt und zwar ganz sacht, Dieweil's dann wenig Mühe macht. Allein dem schlauen Asiaten, Dem paßt es jetzt für neue Taten; Derweil uns Frankreichs Krallen packe«. Beginnt es China einzusackeu. Voll Bangen sieht nun Süd und Norde», Die Spinne ist zu stark geworden, Und, ach, der Vogel ist noch weit, Der uns von diesem Biest befreit. — Aus Kinöerauffätzen Kolumbus stand auf dem Hinterteil, bis er das Länd'ent- deckte. — Am Teiche saß eine Magd und melkte die Kuh, aber im Wasser war es umgekehrt. — Die Kürassiere sind vorn mit Blech beschlagen. — Wenn die Amphibien das .Landleben satt haben, gehen sie ins Wasser. — Die Tiere 'haben einen Instinkt, doch wissen viele nichts damit anzu- lfangen. — In den heißen Ländern werden auch die zahm- dsten Tiere wild. — Weil sich mein schlimmer Fuß in die -Länge zog, konnte ich den Schulausflug nicht mitmachen. — ^Wer beim Zubettgehen sein Licht nicht sorgfältig auslöscht, kann beim Aufstehen erstickt oder gar verbrannt sein. — Die Musik ist die lauteste Kunst, weil man dabei viel Ge räusch hört. — Die Bernhardinerhunde haben vielen das Leben gerettet, indem sie den Reisenden Branntwein in die Kehle gossen. — Wenn man sich mit Wasser wäscht, wird es schwarz. Dee Rechenkünstler Bewerber (beim Varieteedirektor): „Lassen Sie mich als Rechenkünstler auftreten. Ich verfüge über ein fabelhaftes Zahlengedächtnis. Ich brauche eine lange Zahlenreihe nur anzusehen und kann sie von vorn und hinten und vertikal aus dem Kopfe wiederholen/ Direktor: „Gut. Ich werde Sie morgen prüfen. Rufen Sie mich an, dann werde ich Ihnen sagen, wann ich Zeit habe. Mein Fernsprecher ist 26 85 46." Bewerber: „Ach bitte, schreiben Sie mir die Nummer lieber auf." ' , Schlagfertig Der Chauffeur erschien öfter unrasiert. Der Gnädigen paßte das nicht. Direkt wollte fie es ihm nicht sagen. Sie kam YMtrn- herum. „Wie oft muß man sich eigentlich rasieren?" fragte fie heimtückisch. Der Chauffeur schaute sie von rechts an, schaute sie von links an. Dann sagte er: „Bei Ihrem Bart, gnädige Frau, so alle drei Tage." A große Schon» In altbayerischer Mundart. „Gut'n Morgen!" ruft dö Nachb'rin 'nein In d' Stubn zum alten Weibl. „Was schaut 's denn gar so traurig drein? Is 's hin, dös kranke Kaibl?" Dö Alte flennt: „Naa! Gebt 's ma d' Hand, , Oes derft 's mi nöt verraten: Mei Bua, der macht ma so a Schänd' Und war do ehnder g'raten! I furcht', dö Leut', dö schaun no schiaf Af mi und werdn net grüaßen: I hab heunt für mein' Sohn fein' Vciaf Strafporto zahlen müaßen!" Der unfchultige Knabe Das Fräulein Lehrerin läßt sich Fritzchens Vater kom men: „Herr Lehner, ihr Bub, der flucht und gebraucht Aus drücke, die ich gar nicht wiedcrgeben kann. Wo hat er das bloß her?" „Ja," meint Herr Lehner, „da kann der Bub nichts da für, wissen Sie, das hört er von den Leuten; wir avohnen direkt neben dem Finanzamt." Falsch verstanden Ellenbogen unternimmt mit seinem Geschäftsfreund Se lig eind Segeltour auf der Ostsee. Eine plötzliche Böe läßt das Boot kentern. Ellenbogen ruft: „Selig, kannst du dich noch über Wasser halten?" Schreit Selig: „So ein Blödsinn, immer sprichst du am falschen Ort über das Geschäft!" Unterschied „Marie, gestern haben Sie sich von einem Mann nach Haus bringen lassen," beginnt Frau W:/Üme!. „Mann!" sagt Marie verächtlich. „Ein schöner Mann das!" „Nun, es war doch ein Mann." „AA keene Spur, mein Bruder wars." Der verkaufte Kuß Knabe (zur jungen Erzieherin): Fräulein,„ sagten Sie nicht, Sie würden mir einen Kuß geben, wenn ich die Auf gabe in einer Stunde gemacht hätte? Sie ist fertig." Das Fräulein: „Du bist ein artiger Junge. Komm her und hole dir den Kuß ab." Knabe: „Nein, ich habe ihn für eine Mark meinem gro ßen Bruder verkauft." Humor Kann ich mich Ihnen anvertrauen? — Bitte, ich bin schweigsam wie das Grab. — Gut also, ich brauche dringend hundert Mark. — Hier meine Hand. Es wird sein, als wenn ich überhaupt nichts gehört hätte. * Auf meinen Mann lasse ich nichts kommen. Sie glauben gar nicht, wie besorgt der uni meine Gesundheit ist. — Ach bilden Sie sich doch nichts ein. Der hat bloß Angst vor den Begräbniskosten. Aus Köln ist also Ihre Braut. Hat sie denn auch was? — Ja, einen feinen Dialekt. Diese Dame scheint immer das letzte Wort haben zu müssen. — Ach, das wäre noch nicht das Schlimmste, aber sie nimmt auch 99 Prozent aller voraufgegangenen Worte für sich in Anspruch. Ihr Mann scheint Schluckbeschwerden zu haben. — Ja, aber nur bei Mineralwasser. * Alte Dame (auf dem Bahnhof zum Auskunstsbeamten): „Sind Sie aber auch ganz sicher, daß der Zug nach Frank furt geht? Können Sie mir Ihr Wort darauf geben." Auskunft: „Der Sihalterbeamte, der Schaffner, der Zug führer, der Bahnhofsvorsteher — alle glauben es. Mehr weiß ich auch nicht." „Wärst du glücklich, wenn du alles Geld, was du wün» schest, hättest?" „Ich wäre schon glücklick, wenn ich alles Geld hätte, das meine Gläubiger von mir wünschen."