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Pulsnitzer Tageblatt : 26.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193110263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19311026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19311026
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-10
- Tag 1931-10-26
-
Monat
1931-10
-
Jahr
1931
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 26.10.1931
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Nr. 250. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 26. Oktober 1931. Seite 2. Die unheilvolle Verquickung von Reparationen und Rüstungen. Mussolini hat schon seit drei Jahren die Notwendigkeit der Aufhebung der Reparationszahlungen betont und auf die für ganz Europa unheilvolle Verquickung zwi schen den Reparationszahlungen und den Rüstungen gewisser Staaten hingewiesen. Grandi hat bei den letzten Verhandlungen des Völkerbundes einen sehr weitgehenden Vorschlag für ein Rüstungsseierjahr gemacht, der dann zwar von Frankreich in ein Kompromiß umgebogen wurde. Die italienische Politik ist in den großen politischen und wirtschaftlichen Problemen in den letzten Jahren so ein deutig gewesen, daß es jetzt an Deutschland liegt, daraus die notwendigen Folgerung^» M ziehen. Das Abendessen Mm Reichskanzler. Trinksprüche Brünings und Grandis. Reichskanzler Dr. Brüning gab zu Ehren des italieni schen Außenministers Grandi und seiner Begleitung ein Abendessen, zu dem u. a. die Mitglieder des Reichskabi netts, der Doyen des Diplomatischen Korps, der ita lienische Botschafter, der Präsident des Reichstages, Ver treter des Reichsrates geladen waren. Während des Essens brachte Reichskanzler Dr. Brüning folgenden Trinkspruch aus: „Herr Minister! Im Namen der Reichsregierung heiße ich Ew. Exzellenz in der Reichs hauptstadt herzlich willkommen und bitte Sie, unseren Willkommensgruß auch Ihrer Exzellenz Frau Grandi übermitteln zu wollen. Ihr Besuch, Herr Minister, ist für uns alle eine um so größere Freude, als er die erwünschte Gelegenheit gibt, den vor kurzem bei unserem Besuch in ^Rom eingeleiteten politischen Gedankenaustausch fortzu setzen. Mit freudiger Genugtuung haben wir davon Kennt nis genommen, das; Se. Exzellenz der Chef der italienischen Regierung gleichfalls die Absicht hat, meiner Einladung aach Berlin zu folgen. Niemals ist ein solcher unmittel barer Gedankenaustausch zwischen verantwortlichen Trä- zern der internationalen Politik notwendiger gewesen als etzt, wo wir vor den ernstesten und schwersten Problemen tehen, die nur durch die gemeinsamen Anstrengungen aller beteiligten Regierungen und Völker zu lose« sind. Wenn ich an die unvergeßlichen Tage denke, die ich in der Ewigen Stadt inmitten der wundervollen Denk mäler einer Geschichte von Jahrtausenden erleben durfte, muß ich fürchten, daß dem Gaste aus Rom unsere Reichs hauptstadt vielleicht nüchtern erscheinen wird. Doch wird die Größe und der Ernst des Arbeitswillens, der hinter dieser nüchternen Fassade Berlins steht, gerade bei dem Mitglied einer Regierung auf volle Würdigung rechnen dürfen, die unter der bewährten Leitung ihres Führers ihre Kraft in befonderem Maße der Modernisierung von Handel, Wirtschaft und Verkehr Italiens widmet und dabei so be wundernswerte Erfolge erzielt hat. So hoffe ich, wird der Aufenthalt in unserer Hauptstadt Ihnen, Herr Minister, weitere Beweise dafür liefern, daß wir Deutsche unser letztes daran setzen, die Not der Zeit durch zähe Arbeit zu überwinden, wobei wir uns Wohl bewußt sind, daß das Ziel nur durch vertrauensvolles Zusammenwirken aller Völker erreicht werden kann. Das deutsche Volk fühlt sich allen denen innerlich ver bunden, die gewillt sind, vergangenen Hader ruhen zu lassen und ihre ganze Kraft den Ausgaben der Gegenwart, den Forderungen der Zukunft zu widmen. Mit ehrlicher Bewunderung scheu wir das mit jugendlicher Energie aufstrebende italienische Volk zur freien Entfaltung seiner reichen Kräfte fortschrciten, wir sehen, daß auch dort der selbe unbeugsame Lebenswille herrscht wie bei uns, und daß auch dort das Heil der Menschheit in der lebendigen Fortentwicklung gesucht wird. Das läßt uns Deutsche hoffen, jenseits der Alpen volles Verständnis zu finden für unseren Kampf gegen die wirtschaftliche Not und für unser Streben nach Freiheit und Gleichberechtigung. In dieser Hoffnung erhebe ich mein Glas auf das Wohl Se. Majestät des Königs von Italien, auf das Wohl S. Exzellenz, des Herrn Chefs der italienischen Re gierung, auf das Wohl Ew. Exzellenz und auf die Zukunft des italienischen Volkes." Der italienische Außenminister Grandi dankte für den überaus herzlichen Empfang. Die italieni sche Regierung und das italienische Volk haben eine leben dige Erinnerung an die Tage, an denen Sie unser will kommener Gast waren. Die Herzlichkeit jener Begegnung und das wechselseitige Verständnis, das bei ihr zutage trat, haben erneut den großen Nutzen erwiesen, den der un mittelbare Meinungsaustausch zwischen den Männern bietet, die für die Politik der verschiedenen Länder ver antwortlich sind. Als der Chef der italienischen Negierung mir den willkommenen Auftrag erteilte, Ew. Exzellenz und der Reichshauptstadt diesen Besuch abzustatten und die freundschaftlichen Unterredungen, die wir in Rom hatten, fortzusetzen, hat er dem besonderen Wunsche Ausdruck ge geben, daß ich Ihnen seinen herzlichsten Gruß überbringe und Ihnen bestätige, daß er hofft, es möge sich bald eine günstige Gelegenheit bieten, um der liebenswürdigen Ein ladung Ew. Exzellenz zu folgen und um persönlich die Unterredungen sortzusetzen. Die freundschaftlichen Worte der Anerkennung, mit denen Ew. Exzellenz soeben von den Fortschritten ge sprochen haben, die Italien unter der Leitung seines Führers erzielt hat, sind ein Beweis für die wohltuende Aufmerksamkeit, mit der die Reichsregierung und das deutsche Volk unsere Bestrebungen verfolgen. Seien Sie versichert» Herr Reichskanzler, daß man auch bei uns den entsagungsvollen Opfermut und den Arbeits eifer des deutschen Volkes bewundert, wie mir auch die weise und erleuchtete Arbeit in ihrem ganzen Werte erken nen, die Ew. Exzellenz zum besten Ihres Volles leisten. Das Leben der Völker wird heute noch durch die Folgen der vergangenen Kämpfe erschüttert und gestört. Durch harte Erfahrungen belehrt, fühlen alle Staaten mehr als je die schwere Verantwortung, die auf ihnen ruht und die Pflicht, loyal und wirksam zusammenzuarbeiten, nicht nur um die ausgestandenen Leiden zu heilen, sondern auch um den Völkern Glück und Wohlergehen wiederzu geben, nach denen sie alle eifrig streben. Frei von jedem Vorurteil ist das italienische Volk da- von überzeugt, daß die Grundlage« eines friedlichen und fruchtbringenden internationalen Zusammenwirkens in der Gerechtigkeit, in der Gleichheit der Rechte, im gegenseitigen Vertrauen, im VerständnWfür die wechselseitigen Notwxn- digkciten und in einer HAmontschen Entwicklung der le benswichtigen Kräfte uu?^ Interessen eines jeden einzel- «en zu finden sind. Das ßtülicnische Volk streckt daher allen denjenigen in freundschastlÄhem Geist die Hand entgegen, die, von den gleichen Gefühlen beseelt, in Eintracht daran arbeiten wollen, um diese hohen Ziele zu verwirklichen. Indem ich die aufrichtigsten Wünsche für baldige und glückbringende Ergebnisse dieses großen gemeinsamen Werkes zum Ausdruck bringe, erhebe ich mein Glas und trinke auf das Wohl des Herr Reichspräsidenten, Feld marschalls von Hindenburg, auf das Wohl Ew. Exzellenz und auf das Wohlergehen des deutschen Volkes." Oerttiches «nd Sachfisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.) Pulsnitz. Vortragsabend des Kaufmännischen Vereins. Polarforscher Grotewahl spricht am Dienstag, 27. Oktober, 8 Ahr abends, in der Handelsschule über seine Polarexpedition 1930 nach den bisher fast unerforschten Nord ostgrönland. Dr. Max Grotewahl ist zurzeit der bekannteste Polarforscher Deutschlands. Der Vortrag wird begleitet von einer großen Anzahl von Lichtbildern, die uns die unendliche Schönheit, aber auch die Gefahren des Polargebietes vor Augen führen. Grotewahl berichtet über das Leben an Vord des Expeditionsschiffes „Godthaab" und außerdem kurz über die neuen Pläne der deutschen Polärforschung (Internationales Polarjahr 1932/33) u. v. a. m. — Gesetzliche Feiertage. Am allen Zweifeln zu begegnen, wird an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, daß der Reformationstag (Sonnabend, 31. Oktober) und der Bußtag (Mittwoch, 18. November) gesetzliche Feiertage sind. — Einziehung der Zehnmarkscheine? Die Reichsbank beabsichtigt, die eingehenden Zehnmarknoten in starkem Amfange zurückzuhalten und nicht wieder auszugeben. Der Zehnmarkschein wird damit in ähnlicher Weise aus dem Zahlungsverkehr verschwinden, wie der Fünfmark-Rentenschein, der heute noch ein gültiges Zahlungsmittel ist, aber tatsächlich vollkommen aus dem Verkehr gezogen wurde. Die Reichsbank will den Kleingeldverkehr dadurch versorgen, daß sie Scheide münzen in Zahlung bringt, die zwar von unbequemer Schwere für das Portemonnaie sind, deren Ausprägung aber dem Reich recht erheblichen Münzgewinn verschafft. Man schätzt den Münzgewinn angesichts des niedrigen Preises für Silber auf 70 Prozent des Wertes der in Silber geprägten Scheidemünzen. — Einstellung als Postkraftwagenführew Die Nachrichtenstelle der Oberpostdirektion Dresden teilt mit: Bei der Oberpostdirektion gehen andauernd zahlreiche Be- werbungsgesuche um Einstellung als Postkraftwagenführer ein. Nach den gegenwärtig überaus ungünstigen Verhältnissen be steht auf lange Zeit hinaus keine Möglichkeit, auch nur ein zelne dieser Gesuche zu berücksichtigen. Die Liste hat vielmehr schon seit längerer Zeit geschlossen werden müssen, so daß selbst Vormerkungen nicht mehr stattfinden können. Es ist nicht an zunehmen, daß die Liste vor Ablauf des Jahres 1932 wieder geöffnet werden wird. Alle Gesuche sind deshalb bis dahin zwecklos. Ohorn. Volksbücherei. Seit der letzten Bekanntgabe neueingestellter Bücher im April dieses Jahres konnten vom Ertrag des Lesegeldes und dank einer verbilligten Zuwendung von Büchern durch die „Amtliche Sächsische Kreisberatungs stelle für das volkstümliche Büchereiwesen" in Bautzen noch folgende schöngeistige Bücher (Romane, Heimaterzählungen, Dorfgeschichten, Volkserzählungen) erworben werden: Nr. 1249, Lotte Braun: „Heimkehr"; Nr. 1250, Erich Michael: „Marien mägde"; Nr. 1251, Ernst Zahn: „Albin Jndergand"; Nr. 1252, Jörgen Falk-Rönne: „Ein fernes Völklein"; Nr. 1253, Wil helm von Polenz: „Thekla Lüdekind"; Nr. 1254. Alice Berend: „Frau Hempels Tochter"; Nr. 1255, Heinrich Federer: „Lach weiler Geschichten"; Nr. 1256, Gustav Schröer: „Der Schulze von Wolfenhagen"; Nr. 1257, Peter Dörfler: „Als Mutter noch lebte"; Nr. 1258, Wilhelrtz Busch: „Balduin Bählamm"; Nr. 1259, Wilhelm Busch: „Herr und Frau Knopp"; Nr. 1260 bis 1272: „Bibliothek der Anterhaltung und des Wissens", Jahrgang 1931, 13 Bände. Als geschichtliches Buch wurde neu eingestellt: Nr. 356, Wilhelm Ziegler: „Stein, der Weg bereiter deutscher Einheit und Freiheit". Bei den jetzigen langen Abenden wird unsere Volksbücherei der Einwohner schaft angelegentlichst zur fleißigen Benutzung empfohlen, zumal sie mit ihren 1184 Büchern gewiß jedem Leser etwas für ihn Geeignetes bringt und das Lesegeld nur 5 Pfg. für ein Buch und eine Woche beträgt. Sie ist geöffnet jeden Freitag von 5,30 bis 7 Ahr. ' St. Zittau. Die große finanzielle Not der Ge meinden kam bei der Stadtverordnetensitzung wieder einmal deutlich zum Ausdruck. Zunächst nahmen die Stadtverordneten Kenntnis von dem Steuerdiktat der Kreishauptmannschaft, das eine 200 prozentige Erhöhung der Bürgersteuer vorschreibt« die im Oktober 1930 neu eingeführt worden ist. Gegen dieses Steuerdiktat wird sich direkt nichts ausrichten lassen, obwohl Nationalsozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten Pro teste ankündigten. Ein Demokrat ersuchte den Stadtrat, auf eine Mehreinnahme durch die Bürgersteuer zu verzichten, in dem er die Preise für Licht und elektrische Kraft ermäßigt. Dieser Antrag wurde dem Finanzausschuß überwiesen, nach dem vorher Oberbürgermeister Zwingenberger erklärt hatte, daß eine Ermäßigung der Strompreise kaum möglich sein werde, weil anderseits der Steuerrückgang geradezu kata strophale Formen angenommen habe. Im Haushaltplan sei schon fürsorglich ein Steuerausfall von 200 090 Mark für das Häushaltplanjahr 1931/32 in Rechnung gestellt worden, der Steuerausfall betrage aber bereits im ersten Halbjahr rund 325 000 Mark! Diese Not der Gemeinden trat auch in dem vor getragenen Rechenschaftsbericht über das Haushaltplanjahr! 1930 in Erscheinung. Obwohl der Haushaltplan sür 1930 in Ausgabe und Einnahme ausgeglichen war, ist infolge der dauernd schlechter gewordenen Wirtfchastslage ein Fehlbetrag von 428 157 Mark entstanden. Der Zuschuß für die Wohl fahrtspflege betrug im Haushaltplanjahr 1930 rund 1 065245 Mark. Dresden. Dresdner Staatsoper und Rund funk. Die Besprechungen zwischen dem Mitteldeutschen Rund funk und der Generalintendanz der Sächsischen Staatstheater über eine Zusammenarbeit auf weite Sicht, haben jetzt zu dem Resultat geführt, daß bis in das Frühjahr 1932 hinein die Rundfunkübertragung besonders wichtiger und funkgeeigneter , Aufführungen der Staatsoper festgelegt werden konnte. — j Der Darbietung der Oper „Boheme" aus der Staatsoper am I gestrigen Sonntag, die auch von dem Deutschlandsender Kö nigswusterhausen, dem Westdeutschen Rundfunk in Köln, dem Nordischen Rundfunk in Hamburg, der Funkstunde Berlin und der Schlesischen Funkstunde in Breslau übernommen wurde, folgt am 19. November eine Aebertragung des „Prinz Methu salem" unter Leitung von Fritz Busch und am 25. Dezember des „Tannhäuser". Im Januar 1932 werden einzelne Akte des „Ding der Nibelungen" und im Februar die Oper „Orpheus und Eurhdyke" von Gluck übertragen. Dresden. Ein Schwindel u n t ernehmen. Von der Kriminalpolizei wurden zwei Kaufleute und ein Kraftwagenführer festgenommen, die unter der Bezeich nung Dr. A. Leupold, G. m. b. H., in Dresden ein Jmport- und Exportgeschäft gegründet hatten. Die Firma bestellte Waren, die nicht bezahlt, aber sofort unter Preis weiter verkauft wurden. Es handelt sich um ein Schwindelunter nehmen. Kapital und Geschäftsbücher waren nicht vor handen. Limbach. Der vermißte Nationalsozialist wieder da. Bekanntlich wurde der hiesige Natio nalsozialist Nicolai, der sich mit der Limbacher SA. zum nationalsozialistischen Treffen in Braunschweig befand, seit dieser Zeit vermißt. Nunmehr ist eine Karte von diesem eingetroffen, nach der er in Braunschweig mit noch anderen Nationalsozialisten in Haft genommen worden war. Schwere politische Schlägereien. Etwa zwanzig Schwerverletzte. In Hartmannsdorf bei Burgstädt entstanden an verschiedenen Plätzen schwere Schlägereien zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten, bei der u. a. auch Eisenrohre, Tischbeine und Zaunlatten als Waffen ver wendet wurden. An der Schlägerei waren etwa hundert Personen beteiligt, von denen etwa zwanzig schwer verletzt wurden. Die Schwerverletzten wurden nach dem Krankenhause gebracht. Nachdem Chemnitzer Polizei in Hartmannsdorf eingetrof fen war, konnte die Ruhe wieder hergestellt werden. Sächsischer Philolvgenverein und Sächsische Sparverordnung. Dresden. Vom Sächsischen Philologenverein wird uns geschrieben: „Die Presseankündigungen der neuen Verordnung des Ministeriums für Volksbildung über die Sparmaßnahmen am höheren Schulwesen vom 21. Oktober 1931 ist in der Oeffentlichkeit dahin verstanden worden, daß die Wünsche der Philologen und Jungphilologen im Ganzen erfüllt seien. Das ist ein schwerer Irrtum. Das Ministerium sür Volksbildung hat zwar den Amfang, in dem die Jungphilologen abgestohen werden sollten, im Gesamtdurchschnitt um etwa ein Drittel eingeschränkt, zwei Drittel des Ausfalles bleiben aber in Form von Entlassungen und Drschäftigungsabminderungen be stehen, und damit bleibt das Ministerium für Volksbildung bei seiner Forderung, daß noch in diesem Schuljahre, also wenige Monate vor dem Schuljahresabschlusfe, eine völlig neue Anterrichtsverteilung vorzunehmen ist. — Das Mi nisterium hat zwar eingesehen, daß bis zum 2. November die Neuverteilung des Anterrichtes nicht zu geordnetem Abschlusse zu bringen ist, dafür fordert das Ministerium aber eine all mähliche Anpassung an die Sparverordnung. Das bedeutet, daß die Schulen bis zum Ostertermin nicht zur Ruhe kommen. Ein großer Teil der Klassen muß jetzt oder noch kürzer vor Ostern neue Lehrer bekommen. Eine Fülle ebenso mühevoller wie fruchtloser Arbeit wird gefordert, und der völlig belang lose Sparerfolg wird mit dauernder Anruhe und schwerer Beeinträchtigung des Anterrichtserfolges erkauft. — Der Sächsische Philologenverein ist schwer enttäuscht, daß die ge wichtigen Bedenken, die er gegen eine solche Auflösung des Anterrichtsorganismus vorgebracht hatte, nicht gehört worden sind. Er stellt fest, daß die zur Betreuung des öffentlichen Anterrichts berufene Behörde es trotz aller Gegenvorstellungen geschehen läßt oder fordert, daß für keine oder allerhöchftens 2,5 v. H. Ersparnis die Schuljahrsarbeit um Wirkung und Erfolg gebracht wird. Die Philologenschaft beklagt es auf das tiefste, daß ihre Arbeit und ihr Bemühen um das Wohl der Schule so wenig geachtet wird. Sie gibt die Hoffnung noch nicht auf, daß sich das Ministerium für Volksbildung durch das Gewicht der Tatsachen davon überzeugen lassen wird, daß es keine andere Lösung gibt, als die höhere Schule mit den bisherigen Kräften und in der bisherigen Anterrichts verteilung bis Ostern 1932 weiterlaufen zu lassen, und er neuert mit allem Nachdrucke diese Forderung." Srotprei-erhöhung statt Preisabbau. Bekanntlich hatten die Dresdner Organisationen der Brothersteller in letzter Zeit über die Brotpreisfrage be raten. Der Oberbürgermeister hatte noch in letzter Stunde versucht, bei der Deutschen Getreidehandelsgesellschaft für die Dresdner Mühlen aus den Beständen der Reichs getreidegesellschaft Roggen frei zu bekommen, um für Dres den eine Brotpreiserhöhung zu vermeiden. Die Vertreter des Mühlen- und Bäckergewerbes erklärten jedoch, daß sie mit einer Erhöhung des Brotpreises nicht länger warte» könnten. Das Vierpfundbrot wird künftig statt 72 Pfg. !76 Pfg. kosten. Was sagt das ReiOöernährungSministermm dazu. Die Erklärung der Dresdner Bäckerzwangs innung, wonach der Brotpreis von 18 auf 19 Pfennig je Pfund erhöht werden soll, hat der Leipziger Stadt verwaltung Veranlassung gegeben, die zuständigen Stellen im Reich auf die Bedenken aufmerksam zu machen, die bei den zur Fürsorge verpflichteten Stadtverwaltungen durch diese Nachricht ausgelöst wurden. Wie das Neichsernährungsministerium auf Anfrage mitteilt, hält man dort eine Brotpreiserhöhung im gegen wärtigen Augenblick für sachlich vollständig unberechtigt und politisch bedenklich. Tie Neichsregierung werde gegebenenfalls von den ihr zu Gebote stehenden Mitteln Gebrauch machen, um eine solche Erhöhung zu verhindern. Gewisse Möglichkeiten da- >zu seien vorchanden, wie es beispielsweise ja auch in Berlin erreicht worden sei, den Durchschnittspreis für ein Zwei- einhalb-Pfund-Brot erheblich unter 50 Pfennig herabzu drücken.
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