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Pulsnitzer Tageblatt : 26.09.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193109262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19310926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19310926
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-09
- Tag 1931-09-26
-
Monat
1931-09
-
Jahr
1931
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 26.09.1931
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Nr. 225. OerMches mrd Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.) Totale Mondfinsternis Die heutige Mondfinsternis beginnt um 17,41 Ahr. Sie endet um 23,5S Ahr und ist am besten kurz vor 20 Ahr zu beobachten Wohl ein jeder wird sich noch an das eindrucksvolle Bild der Mondfinsternis vom 2. April dieses Jahres erinnern, die in jeder einzelnen Phase überraschend gut zu beobachten war. Niemand vergißt diesen Anblick, wenn der Schatten unserer Erde langsam über die glänzende Mondscheibe zieht und sie verdunkelt; mit einemmal bekommt man eine Vorstellung von der Weite des Weltenraumes; mit einem Male fühlt man sich dem Geheimnis des Kosmos so nahe und versteht, daß es außer uns, außer der Erde und unseren Sorgen und Sehn süchten noch anderes gibt, das unendlich groß und ewig ist. Etwa zu gleicher Zeit wie am 2. April werden wir nun am Sonnabend, dem 26. September, ebensolche totale Mond finsternis erleben — wenn die Witterung uns keinen Strich durch die Rechnung macht. Beobachtet man aber diese Finster nis, dann sollte man auch von ihren Ursachen wissen: Die Finsternis tritt nach dem Durchgänge des Mondes durch den aufsteigenden Knoten ein. Die Ebenen der Erd- und Mondbahn schneiden sich nämlich unter dem geringen Winkel von ungefähr 3 Bogengrad, wobei die Schnittpunkte Knoten genannt werden. Ueberschreitet der Mond den auf- steigenden Knoten, so bewegt er sich nordwärts, umgekehrt nach Süden. Die erste Berührung mit dem Halbschatten der Erde erfolgt am 26. September nachmittags 6.41 Uhr mittel europäischer Zeit und die letzte Berührung um 11.56 Uhr. Um 6.54 Uhr nachmittags tritt der Mond in den Kernschatten der Erde und verläßt ihn um 10.42 Uhr. Die totale Finster nis selbst beginnt um 8.06 und endet um 9.31 Uhr; die Dauer der Finsternis währt also gegen 1)4 Stunden. Die Mitte der Verfinsterung ist auf 20.48 Uhr berechnet worden. Bei der ersten Berührung mit dem Kernschatten der Erde steht der Mond im Zenit eines Ortes, der sich südöstlich von Ceylon, in der Nähe des Aequators, mitten im Indischen Ozean befindet, und bei der zweiten Berührung mit dem Kernschatten in einem Orte, der nicht weit vom Viktoria-See in Zentralafrika liegt. Wenn man den Mond mit einer Uhr vergleicht, so be- rührt der Kernschatten der Erde bei seinem Eintritt die Mondscheibe dort, wo auf einer Uhr 10.30 steht und verläßt sie an der Stelle, wo man auf der Uhr etwa 3.17 abliest. Man spricht hier von Positionswinkeln. Solange sich der Mond im Halbschatten der Erde befindet, gibt es wenig für den Laien zu beobachten. Interessantes sieht man erst beim Eintritt in den Kern schatten, und das Schönste bietet dann die Totalität. W o ist nun die Verfinsterung zu sehen? Ungefähr ebenda, wo man sie schon bei der totalen Verfinsterung am 2. April beobachten konnte. Der Anfang ist sichtbar in den westlichen Teilen des Stillen Ozeans, in Asien, in Australien, im Indi schen Ozean, in Europa, außer seinem westlichsten Teile, und in Afrika mit Ausnahme der nordwestlichen Teile. Das Ende sieht man in Asien mit Ausnahme der nordöstlichen Teile, im Indischen Ozean, in Europa, in Afrika, im Atlantischen Ozean und in den östlichen Teilen von Südamerika. Die nächste totale Verfinsterung sehen wir erst in fünf Jahren, am 8. Januar 1936. 1950 verdunkelt sich der Mond wieder an denselben Tagen wie in diesem Jahre. In einem Zeitraum von 18 Jahren und 10 bis 11 Tagen ereignen sich 29 Verfinsterungen des Mondes. Eine Mondfinsternis kann wegen der Neigung von Erde- und Mondbahn nur dann eintreten, wenn wir Vollmond haben und er sich in der Nähe einer seiner Knoten befindet. Die Verfinsterung muß total sein, wenn der Vollmond bis zu 3 Grad von einem der Knotenpunkte absteht, und sie kann noch vollständig sein, wenn sich der Abstand auf etwa 7 Grad beläuft. Pulsnitz. Schulferien. Wegen einschneidender Ver änderungen im Schulwesen am 1. November sind die Herbst ferien verschoben und um 4 Werktage verlängert worden; für die hiesige Volksschule fallen sie nun auf die Tage vom 16. bis 30. Oktober. Pulsnitz. Turnerisches. Am kommenden Sonntag fin det auf dem Sportplatz an der Hempelstrahe ein Volksturn- Städte-Wettkampf zwischen den Turnvereinen Pulsnitz — Kamenz — Großröhrsdorf statt. Pulsnitz. Der ärztliche Sonntagsdienst wird Sonntag, den 27. September, von Herrn Dr. med. Schöne versehen. Pulsnitz. Ludwig-Wüllner-Abend. Aeber Wüll- ners Vortrag der „Ernsten Gesänge" von Brahms (Prediger Salomo, Kap. 3 und 4, Jesus Sirach Kap. 41, erster Brief an Lie Cor., Kap. 13) schrieben Berliner Zeitungen: „Die vier ernsten Gesänge wurden von Wüllner in lodernder Begei sterung gesungen, groß gesteigert und von heiligem Feuer Durchglüht. Ein Erlebnis, dessen erschütternde Macht von jedem gefühlt wurde." (Kreuzzeitung.) — „Wo wäre heute der Sänger auf der Welt, der fich mit Wüllner messen könnte? Nähmen wir die größten Namen, sie erblassen alle vor diesem einzigen Künstler, der in unserer Zeit auf einsamer, un erreichbarer Höhe steht. Ist es nicht, als ob mit dem Alter sein Künstlertum, die Leidenschaftlichkeit seines musikerfüllten Vortrags wüchse? Steigert sich nicht immer noch die Seelen- haftigkeit seines Singens? Es gibt keine „Gesangsgröhe", die von ihm nicht lernen könnte. Allerdings wird ihn niemand erreichen; denn das Geheimnis seiner Kunst wird nur erklärbar durch den Zauber seines Menschentums, was man nicht er werben kann. Am Schluß standen die vier ernsten Gesänge von Brahms; es war der ergreifendste Eindruck des Abends, Liese Musik eines großen Meisters, der sich mit den letzten Dingen auseinandersetzt, von Wüllner zu hören — ein mit Worten nicht wiederzugebendes Erlebnis". (D. Allgem. Ztg.) Vergleiche auch Anzeigenteil. — Wirtschaftswoche. Die Staatsmänner haben so viel Neben gehalten, so viel Ausschüsse einberufen, um die internationale Wirtschaftskrise zu bekämpfen, bis die Ereig nisse hart und unerbittlich über ihre Köpfe zusammenschlugen. Auf die deutsche Julikrise ist die englische Septemberkrise gefolgt, wobei noch nicht feststeht, daß nicht morgen schon ein anderes Land an die Reihe kommen kann. Die Gefahr, daß Lies geschieht, ist sehr groß, was vor allem die einsichtslose Nede beweist, Lie der französische Finanzminister Flandin am 23. September vor dem Völkerbund in Genf gehalten hat. Daß die internationalen Schulden, bah die Tribute nicht als Arsache der Wirtschaftskrise anzusprechen seien, ist eine Auf fassung, die außer den Franzosen eigentlich niemand hat. Gewiß, Frankreich braucht sich über seine Kriegsschulden keine Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 26. September 1931. Seite 2. grauen Haare wachsen zu lassen, denn was es an Zinsen und Ablösung an die Anion und England bezahlen muß, das be kommt es ja auf Heller und Pfennig von Deutschland. We nigstens ist es bisher so gewesen, aber daß es in Zukunft noch so fein wird, dieser Glaube ist wieder ganz allein in Frankreich verbreitet. Je eher Frankreich diesem Glauben abschwört, desto sicherer ist es vor einem bitteren Erwachen. Daß Deutschland die Krise etwa absichtlich durch Hereinnahme überflüssiger Kredite verschuldet hätte, das ist eine Behaup tung, die vielleicht ein französischer Nationalsozialist, aber sicher kein französischer Staatsmann aussprechen darf.. Ist es ein Zeichen leichtsinniger Wirtschaftsführung, daß bas größte deutsche Anternehmen, die Reichsbahn, im ersten Halbjahr 1931 einen Fehlbetrag von fast 522 Millionen Mark feststellen muh. Die Reichsbahn ist einer der Träger der Tributlasten, denn auch der Voung-Plan enthält die Bestimmung, dah die Reichsbahn, wie unter dem Dawes-Plan, jährlich 660 MMonen Mark an die sogenannten Gläubiger Deutschlands abführen muh. Mag sein, daß Frankreich sich heute davor fürchtet, daß das Beispiel Englands, den Goldstandard aufzuheben, Nach ahmung finden könnte, aber gerade Frankreich hat kein Recht,- anderen Ländern einen Vorwurf daraus zu machen, denn es hat jahrelang selbst eine Inflation getrieben, die vor fünf Jahren Frankreich an den Abgrund heranführte, an dessen Rand Deutschland im Herbst 1931 gestanden hat. Deutschland ist entschlossen, die Wirtschaftskrise, in die es vornehmlich unter dem Druck der Tribute hineingezerrt worden ist, aus eigener Kraft zu überwinden. Daft das eine schwere Aufgabe sein wird, ist unbestritten. Denn es steht noch keineswegs fest, daß sich die Mittel beschaffen lassen, um das wachsende Heer der Arbeitslosen über Herbst und Winter hinwegbringen zu können. Die Mittel, die die Reichsregierung bisher angewandt hat, haben Wohl einen gewissen Ausgleich im öffentlichen Haushalt geschaffen, aber dies reicht nicht dazu aus, um die Unterstützung der Arbeitslosen zu sichern. Mitte September wurden bereits 4,3 Millionen Arbeitslose gezählt, während gleichzeitig aus den Industriegebieten neue Meldungen über Betriebseinschränkungen infolge Auftragsmangel kommen. Wir werden sehr wahrscheinlich die Nutzanwendung aus den Maß nahmen ziehen müssen, die England zur Aeberwindung seiner Krise ergreifen wird und ergreifen muh. — DieRusselianer oder Milleniumsleute nannten sich in den letzten Jahren „Die ernsten Bibelforscher". Gleich Geschäftsleuten, die unter der bisherigen Firma keine Ge schäfte mehr zu machen imstande sind, weil die Oeffentlichkeit oft genug vor dieser Firma gewarnt worden ist, haben auch die Russelianer alias Ernste Bibelforscher ihren Namen jetzt geändert. Sie firmieren jetzt: Internationale Bibelstudenten gesellschaft. Ähr Verlag hieß bisher Wachtturm, Bibel- und Traktatgesellschaft, nennt sich jetzt Bibelhaus Magdeburg. Es sei auf diesen neuen Trick aufmerksam gemacht, damit man andere darauf aufmerksam machen kann. Nach S. E. K. —- Ehrenvolle Auszeichnung. Die Deutschen Scholl-Werke, G. m. b. H., Frankfurt a. M., die Herstellungs- und Vertriebsstätte des weltbekannten Dr.-Scholl-Fuhpflege- Shstems, sind mit der Goldenen Medaille der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden, der höchsten in dieser Abteilung vergebenen Auszeichnung, prämiiert worden. Aus sächsischen Gesetzblättern. Das sächsische Gesetz blatt Rr. 32 enthält folgende Verordnungen: „Verordnung über die Statistik des Verkehrs aus den deutschen Binnen wasserstraßen", „Ausführungsverordnung zur Neichsver- ordnung über die Fürsorgepflicht": hiernach wird verord net: Als diejenigen Stellen, welche Leistungen nach der „Verordnung über die Fürsorgepflicht" gewähren, wer den bezeichnet: 1. Die Stiftung Heimatdank in Dresden und die ihr angehörigen örtlichen Vereine Heimatdmrk. 2. Die sächsische Wohlfahrtshilfe, Körperschaft des öffent lichen Rechts, in Dresden. 3. Die Kreditgemeinschaft ge- meinnüüiger Selbsthilfe-Organisationen Deutschlands, G.m.b Berlin. „Zweite Änderung der Verordnung über die den Hebammen von den Krankenkassen zu zahlenden Entschädigungen". Hiernach werden ab 1. Oktober d. I. den Hebammen die von den Krankenkassen zu zahlenden Entschädigungen um 10 Prozent gekürzt. „Verordnung zur Ausführung von Kapitel lll des zweiten Teiles der Ver ordnung zur Sicherung des Staatshaushaltes und der Haushalte der Gemeinden." Bretnig. Kirchweihfest wird am Sonntag und Mon tag in unserem Orte gefeiert. Nicht nur unsere Hausfrauen haben, wie üblich, vorgesorgt, um den Gästen Len Kirmes- aufenthalt recht gemütlich zu gestalten, auch unsere Gaststätten werden Sen zu erwartenden Kirmesgästen Abwechslung man cherlei Art bieten, ihnen den Aufenthalt so angenehm als möglich machen. Dah Küche und Keller das Beste bieten wer den, braucht nicht erst erwähnt zu werden, auch daß die Säle an beiden Feiertagen geöffnet sind. Lichtenberg. Turnverein DT. In der am Mittwoch im Gasthaus zur Post abgehaltenen Monatsversammlung des Vereins gab zunächst der Kassierer den Kassenbericht vom Sommerabturnen. Der trotz des miserablen Wetters und der Not der Zeit erzielte stattliche Reingewinn beweist, welches rege Interesse von weiten Kreisen der Bewohner der deutschen Turnsache entgegengebracht wird. Die Aufnahme der vier Mitglieder, die sich neu beim Verein angemeldet hatten, er- solgte einstimmig. Infolge Wegzugs war eine Abmeldung zu verzeichnen. Eingehend wurde dann die Veranstaltung am kommenden Sonntag besprochen. Abends soll im Niedergasthof bei nochmals ermäßigtem Eintritt ein Tänzchen stattfinden. Aeber Len kommenden Theater-Abend und das nächste Buh nen turnen wird eine spätere Versammlung alles Nähere be schließen. Für 25 jährige Zugehörigkeit und Treue zum Verein konnte vom Vorsitzenden dem Turnbruder Emil Schöne die Ehrennadel überreicht werden. Die Versammlung erhob sich zu Ehren des Jubilars von den Plätzen und brachten ihm ein kräftiges „Gut Heil!". Anschließend wurde noch eine Einladung des Turnvereins Lomnitz verlesen. Nach einem flotten Turner- lieöe und einem „Gut Heil!" auf das Blühen und Gedeihen der deutschen Turnerschaft schloß der Vorsitzende die Ver sammlung. Großröhrsdorf. Beim Spielen ein Auge ein- gebüht. Von einem recht bedauerlichen Anglücksfall wurde in vergangener Woche das fünf Jahre alte Söhnchen eines hiesigen Einwohners betroffen. Beim Spielen mit einem Ham mer, mit dem er auf Steine schlug: splitterte vom Hammer ein Eisenteilchen ab und fuhr ihm direkt ins ^fAuge. Am Sonntag machte sich die Aeberführung in Lie Diakonissenanstalt notwen dig, woselbst dem Aermsten bas linke Auge entfernt werden muhte. Die Aerzte hoffen jedoch, daß die Sehkraft des an deren Auges erhalten bleibt. Radeberg. Das allmächtige Parteibuch. Der 29 jährige Ziseleur Johann Georg Stalling in Radeberg, ver heiratet und Vater eines Kindes, fühlte sich bei Vergebung von Wohnungen seitens des Wohnungsamtes benachteiligt und richtete im Februar 1931 an die Kreishauptmannschaft eine Eingabe, in der er über die nach seiner Meinung ungerechte Wohnungsverteilung Klage führte. Er schrieb, „daß in Rade berg in erster Linie Wohnungssuchende berücksichtigt würden, die das Parteibuch mit dem roten Deckel vorzeigen könnten und Lie Kreishauptmannschaft möge gegen diese Schiebungen einschreiten". Der Dezernent des Wohnungsamtes, Bürger meister Dr. Weihe, und mehrere Mitglieder des Wohnungs ausschusses stellten Strafantrag und Stalling muhte wegen Beleidigung vor dem Amtsgericht Dresden erscheinen. — Der Angeklagte will sich seit Jahren um eine Wohnung bemüht haben, während andere, wie er sagt, die Fürsprecher bei einer Linkspartei hatten oder selbst Parteimitglieder waren, in die Neubauten einziehen konnten. So soll z .B. der sozialdemokra tische Stadtrat Schar, der erst vier Jahre in Radeberg auf hältlich ist, vorzeitig eine Wohnung erhalten haben. Von einer Beweisaufnahme sah das Gericht ab, da es auf dem Stand punkt stand, dah hier eine Wahrung berechtigter Interessen einschlägt, und es sprach den Angeklagten frei. Nach ihm unterbreiteten Mitteilungen scheine bei der Wohnungsver teilung manches nicht in Ordnung gewesen zu ferm wenn auch ein Anlah zunr Einschreiten nicht vorhanden war. Die Ver wendung von Ausdrücken wie „Schiebung" könne man dem Angeklagten nicht zum Vorwurf machen, der solche Ausdrücke täglich in der Zeitung lese und sich für berechtigt hielt, sie anzuwenden. Stolpen. Festnahme eines land streichenden Diebes. In hiesiger Gegend trieb sich seit einigen Tagen ein aus der Tschechoslowakei stammender Bettler und Land streicher herum und übernachtete teils im Freien, teils in Feldscheunen. Er führte Kartoffel- und Hühnerdiebstähle aus. Es gelang nun der Gendarmerie, den Vagabunden zu ver haften und dem Amtsgericht Stolpen zuzuführen, wo er seiner Bestrafung entgegensieht. Sein Rucksack war angefüllt mit Lebensmitteln, die sich noch in Packungen befanden, und einer Henne. Da er außerdem noch Einbrecherwerkzeuge enthielt/ dürfte man es mit einem gewohnheitsmäßigen Diebe zu tun haben. Dresden. Sprechstunde über beutsch-est län dische Wirtschaftsfragen. Der Deutsche - Gesandte in Reval (Estland), Schroetter, hält am Montag, 28. September,, von 10 Ahr vormittags an in den Räumen der Industrie- und Handelskammer Dresden, Albrechtstrahe 4, Sprechstunden für die beteiligten Wirtschaftskreise ab. Es bietet sich hierbei Ge legenheit, mit einem Kenner der Verhältnisse über deutsch estländische Wirtschaftsfragen Rücksprache zu nehmen. Wegen der erforderlichen Aufstellung einer Zeiteinteilung ist vorherige Anmeldung bei Ler Kammer erforderlich. Dresden. Tarifabschlüsse. Die Pressestelle des Lan desausschusses Sächsischer Arbeitgeberverbände teilt mit: Der Schlichtungsausschüß Dresden fällte zur Regelung Ler Löhne in der sächsischen Wagen- und Karosserieindustrie einen Schieds spruch, der den bisherigen Spitzenlvhn von 1,14 RM ab 1. Oktober 1931 auf 1,09 RM und ab 1. Januar 1932 auf 1,265 RM senkt. Die Stellungnahme der Vertragsparteien zu diesem Schiedsspruch steht noch aus. — Der tariflose Zustand tn der Metallindustrie des Bezirkes Annaberg im Erzgebirge Wurde nach langwierigen Verhandlungen durch eine Verein barung beendet, nach der für die Zeit von der Lohnwoche, in die der 1. September 1931 fällt, bis zum 31. Dezember 1931 die am 2. Mai 1928 festgelegten Lohnsätze -in Kraft treten. Dresden. Tragisches Ende. Kurz vor Mitter nacht Wurde im Hausflur eines Gasthauses am Terrasfen- ufer eine junge Arbeiterin bewußtlos in einer Blutlache aufgesunden. Die Frau hat bei einem Krämpfeanfall ein Wasserglas zerschlagen und sich an den Splittern am Kopfe erheblich verletzt. Sie ist auf dem Wege nach dem Kranken haus verstorben. Ein Verschulden dritter liegt nicht vor. Mittweida. SchwercrUnfa l l. An der Ecke Wald Heimer und Scheibenstraße fuhr, während ein Lieferauto die Straße überquerte, ein hiesiger Motorradfahrer die WaldHeimer Straße entlang. Um dem Auto auszuweichen, bremste er stark. Hierbei stürzte er über das Rad und kam vor die Hinterräder des Lieferautos zu liegen. Da der Verunglückte einen Tragkorb aus dem Rücken hatte,ist er nicht überfahren, sondern ein Stück vor den Rädern her geschoben worden. Trotzdem erlitt er sehr schwere, innere Verletzungen. Die Schuldsrage bedarf noch der Klärung. Borna (Bezirk Leipzig). „Zwiebel-Borne". In Altstadt Borna, der Metropole der „Bornschen Zwiebel", gelangte dieser Tage der Wanderpokal erneut zur Vertei lung. Die größte Zwiebel, die das stattliche Gewicht von 408 Gramm hatte, züchtete dieses Jahr Feldgärtner Otto Berger, der aus dem Wettbewerb als Sieger hervorging. Zwickau. Allein 21 Bürgermeister einer Amtshauptmannschaft von der Notverordnung betroffen. Bekanntlich dürfen nach der neuen Sächsischen Notverordnung in Gemeinden mit weniger als 1500 Ein wohnern berufsmäßige Bürgermeister nicht mehr eingestellt werden. Im Bezirk der Amtshauptmannschast sind insgesamt 37 Gemeinden dieser Art. Davon werden jetzt 21 durch be rufsmäßige und 16 durch mchtberussmäßige Bürgermeister ver- waltet. Eine Neuwahl der 21 berufsmäßigen Bürgermeister darf nicht erfolgen. Langenchursdorf. Gegen Diktatur der Auf sicht s b e h ö r d e. In der letzten Gemeindeverordneten- sitzung machte der Vorsitzende längere Ausführungen hin sichtlich der im Aussichtswege für den Gemeinde- und Schul haushalt verfügten Einsparungen, die eine große Debatte auslösten. Die Verordneten waren einstimmig der Mei nung, daß weitere Einsparungen unmöglich "sind. Man wies auf andere Möglichkeiten hin, wo gespart werden kann. Besonders protestierte man gegen den weiteren Ab bau der Lehrmittelfreiheit in der Schule, Werl der einge stellte Betrag nur das Mindestmaß des Erforderlichen oar- stellt. Der Bürgermeister wurde beauftragt, entsprechende Schritte zu unternehmen. Leipzig. To des stürz eines Greises. Im Hause Grenzstraße 15 in Reudnitz ist ein 71 Jahre alter Markthelfer die Kellertreppe hinunlergestürzt. Er wurde dabei so schwer verletzt, daß er bald daraus starb. Der alte Mann litt schon seit längerer Zeit an Schwindelanfällen. Schweres Verlehrsunglück in Leipzig. Die Mutter tot, der Sohnschwer verletzt. Nachts gegen 2 Uhr fuhr auf der Hallischen Straße der 20 Jahre alte Karl Biertümpel aus Alberstedt mit einm voll beladenen Lieferwagen in raschem Tempo auf dem linken Straßenbahngleis gegen eine entgegenkom mende Straßenbahn. Der Anprall war furchtbar. Die Straßenbahn wurde aus den Schienen gehoben, der Vor derteil des Kraftwagens mit dem Führersitz völlig einge drückt. Der Führer und seine neben ihm sitzende Mutter wurden eingeklemmt. Die Frau erlitt einen schweren Schä delbruch und starb aus der Stelle, der Sohn erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und Brustquetschung.
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