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Pulsnitzer Fayeblatt Beilage zu Nr. 205 Donnerstag, 3. September 1931 83. Jahrgang - 5POK7 - 5p>ci. Turnverein Pulsnitz M. S. DT. Handball Ergebnis vom Sonntag, 30. August: Pulsnitz M. S. Meister gegen Turnerbund Pulsnitz Meister 5:2 (2 : l). — Dor einer stattlichen Anzahl Zuschauer stieg am vergangenen Tonntag das von allen mit Spannung erwartete Treffen Öliger Mannschaften und konnte Pulsnitz M. S. erneut den Tieg und ^omit 2 Punkte für sich buchen. Anstelle des ver hinderten Schiri Schmuck leitete von Freyberg das Treffen bis zum Schluß einwandfrei. Das Spiel selbst litt außerordentlich unter den immer schlechter werdenden Bodenverhältnissen und durde im allgemeinen, obwohl hart, noch in den Grenzen des Erlaubten durchgeführt und sah si chder Schiri nur in einem Älle veranlaßt, einen Spieler des Turnerbundes Pulsnitz den zu Recht bestehenden Feldverweis zu erteilen. Mit An wurf beginnt Turnerbund Pulsnitz und beginnt sofort ein flotter Kamps, der bald die eine, bald die andere Mannschaft 'm Angriff sah. Mehr und mehr setzte sich die entschlossenere Stürmerreihe der Schwarzweihen, was die durch zwei Feldtore Errungene 2:0-Führung beweist. Durch einen Strafstoß kann Turncrbund Pulsnitz, welche gegen Ende der ersten Halbzeit das Spiel etwas überlegen gestalteten, ein Tor ausholen. Die Dic schwarzweihe Hintermannschaft vereitelte in dieser kurzen Drangperiode bis zur Pause jeden weiteren Torerfolg. Aach Halbzeit hatte Pulsnitz M. S. wieder mehr vom Spiel und brachten selbige dies durch 3 weitere Treffer, bestehend aus 2 verwandelten Strafstößen und l Feldtor, zum Ausdruck. Demgegenüber konnte Turnerbund Pulsnitz nur erneut durch sumn Strafstoß einen Treffer landen. Schiedsrichter, wie lchon erwähnt, gut. Turnverein Niedersteina DT. Handball Ergebnisse vom Sonntag, 30. August: Aiedersteina l. gegen Erohröhrsdorf 4. 0:7. Aiedersteina Jugend gegen Groß röhrsdorf Jugend 6 :2. Aiedersteina 2. Jugend gegen Bisch- Hein. 2. Jugend 3:4. Nächsten Sonntag finden folgende Spiele statt: Aieder- hcina l. gegen Oberlichtenau 2., nachm. 2 Ahr dort. Aieder- fieina Jugend gegen Pulsnitz Jugend, nachm. 4,30 Ahr auf Sportplatz Hempelstrahe. Die Jugend wolle die neue Anspiel zeit genau beachten. — Ich mache hierdurch nochmals darauf aufmerksam, daß morgen, Freitag, ordentliche Aebungsstunde stattfindet. Es ist Pflicht, daß jeder erscheint. Arbeiter-Turn- und Sportverein Obersteina Handball Vorschau für Sonntag, Sportplatz Finke: Obersteina 2. gegen Lichtenberg 2. 14 Ahr. Obersteina Knaben gegen Lichtenberg Knaben. 15 Ahr. Obersteina 1. gegen Lichten berg 1. 16 Ahr. Alle drei Mannschaften von Lichten berg tragen kommenden Sonntag in Obersteina ihre Rückspiele aus. Auf den Ausgang der Spiele darf man gespannt sein. Der Besuch ist jedem Sportfreund zu empfehlen. — Freitag müssen alle Handballspieler der 1. und 2. Mannschaft um 18,30 Ahr zum Training erscheinen. Hierauf findet Spielev- sitzung statt. Amerika feiert deutsche Klughelden. Pernambuco, vr. Eckener wurde nach der Landung des „Graf Zeppelin" auf dem Flugplatz persönlich vom Staats gouverneur begrüßt, der sich mit seiner Begleitung an Bord begab. Or. Eckener dankte der Landungsmannschaft, die von einer Kompanie Soldaten unterstützt war, für ihre vorzügliche Arbeit, die ein glattes Landen trotz des aufgeweich ten Bodens ermöglicht hatte. Glücklicherweise scheint dis Beschädigung, die das Lustschaff nach den amerikanischen Berichten am Heck davongetragen hat, so geringfügig zu sein, daß sie keinerlei Schwierigkeiten verursachte. Jedenfalls wird offiziell nichts Näheres über Art und Umfang des Schodens mitgeteilt. * In Nordamerika werden zu gleicher Zeit zwei Flug zeugbesatzungen gefeiert. Dienstag abend ist Wolf gang v. Gronau mit seinem Wal-Flugboot in Chicago eingetroffen. Er wurde herzlich begrüßt und erklärte in der ersten Unterredung mit Vertretern amerikanischer Luftfahrt- kreise, daß die Nordroute für einen Handelsflugdienst über den Atlantik wohl doch zu unsicher und kostspielig sein dürfte. Mittwoch vormittag wurden die Du X-Offi ziere im Wei ßen Haus vom Präsidenten Hoover empfangen. Cleveland. Der deutsche Kunstflieger Udet ist der Held des Internationalen Flugmeetings in Cleveland. Udet vollführt vor Tausenden von Zuschauern auf seinem Klemm- Flamingo-Doppeldecker die waghalsigsten Kunststücke. Mem los sieht die Menge mit an, wie Udet mit einem Rad seiner Maschine auf dem Boden entlangrollt oder mit voller Geschwindigkeit so tief herunterkommt, daß er mit einer Tragfläche das Gras des Sport» Platzes berührt und abmäht. Unter donnerndem Applaus der begeisterten Amerikaner vollführt Udet sodann in nur 15 Meter Höhe seine Loopings, um dann seine ver wegenen Kunstflüge zu zeigen. Udet ist durch seine fliegerischen Leistungen beim Publi» kum und auch bei seinen amerikanischen Konkurrenten sehr beliebt. Mit Spiritus und Zwetschgenschnaps. Schweinfurth. Die Deutsche Luft Hansa hat Hegen den Metallschleifer Hütte, der in der Verkehrsmaschme Mün chen—Nürnberg—Berlin einen Explosivstoff zur Entzündung gebracht hat, Strafanzeige wegen Transport- gefährd unq erstattet. Hütte befindet sich noch immer im Krankenhaus Schweinfurth. Die Untersuchung muß vor allem Klarheit über die Motive des Täters schaffen. Es ist möglich, daß es sich um einen Versicherungsbetrug handelt. In der Untersuchung wurde der Vorgang im Flugzeug selbst folgendermaßen geklärt: Bereits auf halber Fahrt begab sich Hutter zur Toilette und verübte dort einen Selbstmordversuch, indem er eine FlascheSpi - ritusin Brand setzte, wodurch eine Explosion entstand, die Hutter verletzte und brennbare Gegenstände in Flammen setzte. Er hat erhebliche Brandwunden davongetragen. Der Vorfall ist aber sofort bemerkt und dem Hutter eine zweite Flasche mit Z w e t s ch g e n - B r a n n t w e i n ab genommen worden, die er ebenfalls in Brand setzen wollte. Ein Wunsch vieler, -er in Erfüllung ging. Sie waren plötzlich da: zuerst vereinzelt, gleichsam als müßten sie ein Vorurteil beseitigen, das von dem unzuverlässigen „Leicht motorrad" >nil „Sachs"-Motor wesentlich das Sirahenbilü. der Nach kriegs- und Inflations zeit zurück geblieben ist. Heute aber be ¬ leben die „Miele"- Motor fahrräder Wer sich für die Konstruktionseinzelheiten interessiert, der sieht bald, daß alle Voraussetzungen für sicheres und bequemes Fahren und lange Haltbarkeit erfüllt sind. Die Ballonbereifung , gibt im Verein mit der vollkommenen Vordergabelfederung und i der soliden Rahmenkonstruktion dem Rade die erforderliche Festigkeit, gute Abfederung und Elastizität. Der Motor bedeutet mit feinem Gewicht von ca. 8 Kilogramm kaum eine Belastung: er hat ein Zweiganggetriebe nebst Leerlauf sowie Lamellenkupp lung, leistet 1Vi PS. und verbraucht auf 100 Kilometer etwa 2 Ltr. Benzin. Mit einem Rennrad hat das neue Verkehrsmittel natürlich nichts zu tun. Auch die Soziusbraut muß daheim bleiben oder sich auf das „Miele"-Damenrad mit Hilfsmotor schwingen. Ge rade den Damen wird jetzt zum ersten Male ein erstklassig-motori siertes Fahrrad geboten. Die Höchstgeschwindigkeit ist 30 Kilometer in der Stunde, also für denjenigen, der schnell und sicher über Weg kommen will, vollkommen hinreichend. In der Stadt ist das Zweiganggetriebe von größtem Nutzen. Man vermag mit dem Rade so langsam zu fahren, wie man gehen kann: es gestattet das gute Anzugsvcrmögen, aber auch ein Bor- schießen, wenn es erforderlich erscheint. Die langsame Fahrt empfiehlt sich besonders auf schlechten Straßen und in Sand wegen. Einen ganz besonderen Reiz bieten die Wanderfahrten. Im Gebirge nimmt das Rad bequem Steigungen bis zu 18 Prozent. Will man aus irgend einem Grunde den Motor nicht laufen lassen, dann ist es eine Kleinigkeit, das „Miele"-Motorrad wie irgend ein anderes Fahrrad zu treten. Erfreulicherweise ist das „Miele"-Fahrrad mit Hilfsmotor von der Steuer befreit. Auch ein Führer- schein ist nicht notwendig. Die Bedie nung ist spielend leicht. Ein Kind könnte damit fahren, wenn es gestattet wäre. Die vielen „Miele"-Motorfahrrädcr, die man heute schon sieht, legen den Beweis dafür ab, daß sie schon sehr gut «tn- geführt sind. Kamps um Aoseuburg Roman aus Vberschlesien von Johannes yonflrtv 121 „Ja ... sie wird ihm wert erscheinen, daß er sie zur Herrin seines Herzens macht. Und mein Herzenswunsch wäre es. Ich habe das Mädel lieben gelernt, Schaffranz . . . dainals, als er auf den Tod darniederlag, als sie Tag und Nacht um ihn war, ihr junges Leben einsetzte, daß er gesunde. Und Sie, lieber, lieber Freund ... ich ... ich kann die heilige Stunde nicht vergessen . . . denken Sie noch daran ... als ich zu Ihnen kam . . . Sie standen auch im Stall wie heute. Bei dem jungen Stier standen Sie . . . ich sagte: Schaffranz ... so sagte ich . . . unser Junge ist über den Berg." Der alte Mann konnte vor Bewegung kaum noch weitersprechen. „Da . . . da . . . Schaffranz . . . da habe ich einen Mann weinen gesehen in seines Herzens Befreiung . . . Schaffranz . . . von der Stunde an . . . als Sie um meinen Sohn weinten ... da sind Sie mein Bruder . . . mein Freund." Schaffranz blieb das Wort versagt. .Er lehnte an der Mauer und starrte den Sprecher an, in namenlosem, unbegreiflichem Sraunen. „Und ... als ich wieder in Berlin war, da habe ich über Ihr bitteres Schicksal nachgedacht. Und ich habe um Ihre Rehabilitierung alles eingesetzt . . . habe darum ge kämpft . . . um Sie . . . um den Mann, der um meinen Jungen weinte, und heute . . - mein Lieber ... ich bin so tief beglückt . . . heute ist Ihre Unschuld erwiesen. Romans, der an Magenkrebs leidet, dessen Tage gezählt sind, er hat gestanden, daß Sie nie mit ihm und seinen Mitschuldigen gemeinsame Sache gemacht haben. Ich selber habe Romans Geständnis gelesen. Und in den nächsten Tagen wird die Welt erfahren, daß Sie unschuldig litten. Der Staat wird alles tun, um wieder gutzumachen!" „Das . . . haben Sie für mich getan, Herr von Kamer- lingk?" sagte Schaffranz mit bebender Stimme. „Wie soll ich Ihnen danken?" „Nicht danken!" bat der alte Mann. „Nicht danken, Schaffranz! Versprechen Sie mir, daß wir immer Freunde bleiben! Ich fange an, alt zu werden . . . das Haus wird leer ... die Kinder ziehen ihre Straße allein, und darum . . . lassen Sie uns gute Freunde bleiben." überwältigt drückte Schaffranz die Hand des edlen Mannes. - * Zu der Stunde, da sich die beiden Alten in herzlicher Freundschaft nähergekommen waren, saß der wiedergesundete Wiilfried am Gestade des Mittelländischen Meeres, an seiner Seite Else Schafsranz. Über das Meer schweifte der Blick des Mannes. Vier Wochen waren sie von Hause entfernt, und schon packte ihn das Heimweh . . die Pracht des Südens be drückte ihn. Die stillen Fluren Rosenburgs fehlten ihm. Die Erinnerung an Katja lebte tief in seinem Herzen, verklärt war ihr Bild. Aber das Grauen war von seiner Seele gewichen, er hatte überwunden, das Leid hatte seiner Seele Kraft verliehen. Else trug nicht geringes Verdienst daran. Sie hatte all ihren Frohsinn, die Heiterkeit ihres lichten Gemütes ein gesetzt, und Wilfried dankte es ihr. O, sie war schön, Else Schaffranz! Nichts Sinnverwirrendes, Strahlendes zeichnete sie aus, nein, madonnenhaft und edel war ihre Schönheit. Reinheit leuchtete aus den Augen. Wenn sie einherschritt in ihrer Gretchenfrisur . . , wahrhaftig, sie war das Urbild der Goetheschen Frauen gestalt. Unvermittelt ergriff Willsried Elses Hand und sah, wie sie errötete, fühlte, wie ihre Hand zitterte. „Morgen fahren wir heim!" „Sie wollen . . .! Nein, Sie sollen erst richtig gesund werden!" „Das kann ich nur auf Rosenburg, Else! In der Stillei Ich habe Heimweh! Aber eins müssen Sie mir versprechen, Else . . . daß Sie auf Rosenburg bleiben . . . immer!" „Ob ich es kann, Herr von Kamerlingk?" „Else ... ich habe einst durch meine Liebe tiefes Leid erfahren. Ich sehne mich danach, daß mir einst durch die Liebe ... das Glück wird. Ich weih heute, nach dem großen Schmerz, den mich das Schicksal leiden ließ, mehr denn je . . . was Glück heißt. Else . . . uns beide hat das Schicksal füreinander bestimmt. Ich will ehrlich um Katja trauern. Du weißt, wie ich sie geliebt habe . . . aber wenn ein Jahr herum ist, dann will ich mit dir zum Altar treten. Willst du dann mein Weib werden?" Das blonde Haupt sank nieder. Schweigend standen die beiden Menschen. „Else?"