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Pulsnitzer Tageblatt : 03.09.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193109039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19310903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19310903
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-09
- Tag 1931-09-03
-
Monat
1931-09
-
Jahr
1931
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 03.09.1931
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Nr. 205. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, vrn 3. September 1931. Seite 2. Oertliches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.) Ohorn. Sommer-Abturnen des Turnvereins. Wie alljährlich, soll auch in diesem Jahre vom Turnverein ein Sommer-Abturnen abgehalten werden. Der kommende Sonntag. 6. September, ist hierfür ausersehen. Bereits am Sonnabend beginnt die turnerische Tätigkeit mit einem Geräte- 10-Kampf der Mitglieder. 2lm Sonntag vormittag folgen die weiteren Wettkämpfe aller Abteilungen im Bolksturnen und an den Geräten. Beginn der turnerischen Arbeit früh 8 Llhr. Es wäre zu wünschen, dah auch in diesem Jahre eine stattliche Anzahl Turnerinnen und Turner antreten würden, um ihre Kräfte im friedlichen Wettkampf zu messen. Pulsnitz. Kirchenkonzert. Heute sei kurz über das Orchester, das die Begleitung des Chorwerkes übernommen hat und auch zwei Orchesterwerke spielt, berichtet. Es setzt sich aus studierenden jungen Musikern zusammen, die an der Orchesterschule der Staatskapelle ihre Ausbildung erhalten. Es sind dies meist sehr begabte Musiker, die ab und zu sogar in der Staatskapelle aushelfen; Staatskapellmeister Kutzsch- bach betreut dieses Orchester. In den beiden Orchesterwerken von Striegler werden Lie jungen Künstler ihr Können zeigen. Es wird höflichst gebeten, Eintrittskarten im Vorverkauf zu holen, damit keine Stockungen an den Kirchentüren eintreten. — Die Sonne überschreitet am 24. September 1,24 älhr den Himmelsgleicher in südlicher Richtung, womit der Beginn des Herbstes sozusagen amtlich proklamiert ist. Weiterhin ist von unserem Tagesgestirn zu melden, dah Lie Helligkeit außer ordentlich schnell abnimmt, insbesondere der Sonnenuntergang verfrüht sich um mehr als eine Stunde von 18.50 auf 17,40, während sich der Fortschritt der Jahreszeit beim Sonnen aufgang nicht so schroff bemerkbar macht, er verschiebt sich nämlich von 5,10 bis 6 Uhr, freilich ist der Sonnenaufgang am Monatsende nur scheinbar, denn er findet nicht genau im Osten, sondern schon etwas mehr nach Süden hin statt. Es tritt auch noch eine Sonnenfinsternis ein, nämlich am 12. Sep tember, sie ist aber an sich unbedeutend und bei uns überhaupt nicht sichtbar. — Rach dem Hundertjährigen Kalender soll im September 1931 das Wetter wie folgt sein: Dom 1. bis zum 10. September unfreundliches Wetter mit Regen, worauf bis zum 14. schönes Wetter folgt; danach drei Tage Regen. Lie nächsten drei Tage fchön; vom 21. bis 25. September wieder Regen, dann schönes Wetter bis Ende des Monats. — Meisterprüfungen. Der Meisterprüfung gemäß 8 133 der Gewerbeordnung haben sich im Bezirke der Gewerbe kammer Zittau im 2. Bierteljahr 1931 123 Handwerker unter zogen. Don diesen haben 121 ihre Prüfung mit Erfolg ab gelegt, während 2 Prüflinge wegen ungenügender Leistungen in dem praktischen Prüfungsteil zurückgewissen werden muhten. 5 Prüflinge legten die Prüfung zum zweiten Male ab. Als bestanden gilt die Prüfung bei folgenden Handwerkern aus Lem Pulsnitzer Bezirk: Bäcker: Erich Trepte-Pulsnitz; Fritz Linke-Kamenz. Böttcher: Friedrich Grimm-Kamenz. Dachdecker: Friedrich Steglich-Elstra. Elektroinstallateure: Max Seifert- Bretnig. Fleischer: Fritz Herrlich-Pulsnitz; Gerhard Franze- Grohröhrsdorf; Willy Haase-Oberlichtenau; Friedr. Hirzel- Kamenz; Martin Mager-Gersdorf; Walter Minkwitz-Kamenz. Friseure und Perückenmachsr: Johann Draml - Bischheim. Gerber: Bernhard Kleditsch-Kamenz. Klempner: Paul Schurig- Großröhrsdorf. Koch: Hans Iser-Kamenz. Schlosser: Fried rich Hübler-Großröhrsdorf. Schmiede: Rudolf Petzold- Gersdorf bei Bischheim. Schuhmacher: Albert Werner- Großröhrsdorf. Stellmacher: Kurt Renner-Kamenz. Tischler: Erich Meth-Großröhrsdorf. Zimmerer: Edwin Haynk-Ober- steina; Otto Schöne-Großröhrsdorf. Gegenseitige Anerkennung sächsischer und thüringischer Gemeiudcbeamtcnprüsungcn. Der Sächsische Gemeindelag und der Thüringer Städteverband haben eine Verein barung getroffen, durch die den sächsischen und thürin gischen Gemeinden und Kreisprüsungsämtern empfohlen wird, die Prüfungen der sächsischen und thüringischen Ge meindeverwaltungsbeamten auf Grund der beiderseits be stehenden Prüfungsordnungen als gleichwertig anzusehen. Aus sächsischen Gesetzblättern. Tas Justizministerial blatt Nr. 11 enthält folgende Verordnungen: „über die Führung der Prozeßrcgister", „Ausstellung von Exterri torialitätsausweisen", „Blutgruppenuntersuchung und Be lehrung über das Zeugnisverweigerungsrecht in Zivil prozessen", „Gebühren- und Stempelfreiheit bei Maßnah men der landwirtschaftlichen Entschuldung nach dem Ost- hilfegesetz", „Die Umsatzsteuerpflicht der Justizbehörden", „Die deutschen Landeskommissionen für Kinderschutz und Jugendfürsorge in der Tschechoslowakei", „Rückgabe der Ausweise gerichtlich bestellter Permögensverwalter", „Tie Einholung von Gutachten des Landesgesundheitsamtes" und anderes. Ausländische Lottcrielose in der Tschechoslowakei ver boten. Im tschechoslowakischen Staat ist der Vertrieb aus ländischer Lolterielose verboten und mit Strafe bedroht. Nach Mitteilung der tschechoslowakischen Regierung meh ren sich die Fälle, daß deutsche Unternehmer, anscheinend aus Unkenntnis dieses Verbotes, in der Tschechoslowakei Lose deutscher Lotterien anbieten. Davor muß im eigenen Interesse der Losvcrkäufcr gewarnt werden. Keine Stipendien für Theologie-Studierende. Für das Wintersemester 1931/32 können Stipendien an Studie rende der Theologie vom Landeskonsistorium nicht mehr gewährt werden. Großröhrsdorf. Unfall. Am Mittwoch vormittag er eignete sich im hiesigen Elektrizitätswerk ein bedauerliches Unfall. Ein hier wohnhafter Monteur kam im Maschinenhaus Lem Transformator zu nahe und wurde durch den elektrischen Strom am rechten Arm schwer verbrannt. Bischofswerda. Schadenfeuer. An der Dresden— Bautzner Landstraße ging eine große Feime mit der ge samten Roggenernte in Flammen auf und wurde bis auf einen geringen Rest vernichtet. Über die Entstehungs ursache des Feuers ist noch nichts bekannt. Dresden. Blutige Auseinandersetzung. In einem Grundstück in der THferstraße hat eine blu tige Auseinandersetzung zwischen einem 26 Jahre alten Kaufmann und einer 34 Jahre alten Kontoristin stattge funden. Beide hatten seit einigen Wochen ein freundschaft liches Verhältnis miteinander, das sich jedoch in der letzten Zeit immer mehr lockerte und auf Drängen der Eltern des Mannes gelöst werden sollte. Nach einer Aus sprache drang die Kontoristin mit einem Messer auf ihn ein und verletzte ihn durch einen Stich am Kopfe. Es ge lang ihm, den Angriff abzuwchrcn und die Wohnung zu verlassen. Inzwischen eingetroffene Polizeibeamte fanden die Kontoristin mit durchschnittenem Handgelenk bewußt los vor. Glauchau. Bürgersteuerdiktat. Die Amts- hauptmaunschaft Glauchau hat erneut für eine Anzahl von Gemeinden die Erhebung von 200 Prozent Bürgersteuer anordncn müssen. Von dem Erlaß werden betroffen die Gemeinden Callenberg, Niedermülsen, Niederwinkel, Reichenbach und Rüsdorf. Hartmannsdorf bei Burgstädt. Großer Spreng st o f f d i e b st a h l. In dem an der CheMnitzer Staats straße gelegenen, der Stadt Chemnitz gehörenden Rats steinbruch wurden von bisher unbekannt gebliebenen Tätern aus dem Pulverhaus drei Zentner Sprengstoff und 250 Sprengkapseln gestohlen. Es konnte bisher nicht fest- gestellt werden, ob politische Motive der Tat zugrunde lagen. Colditz. Steuerdikia t. Der Haushaltplan weist einen Fehlbetrag von rund 44 000 Mark auf — eine im Verhältnis zu anderen Städten geringe Summe. Die Amtshauptmannschaft hat nun verfügt, daß mit Wirkung vom 1. September die Biersteuer um 100 Prozent zu er höhen ist. Diese Maßnahme soll sozusagen als Vorbeu gung für den kommenden schweren Winter gelten. Es werden wahrscheinlich auch noch hundertprozentige Zu schläge zur Bürgersteuer diktiert werden. — Die Spar kasse wertet die alten Guthaben mit 30 Prozent auf. Dahlen. Einbrecherschießl auf Verfolger. In der Nacht überraschte der Gutsbesitzer Aä in Melte- witz einen Einbrecher. Dieser ergriff, nachdem er sich ent deckt sah, die Flucht und gab auf seinen Verfolger einen Schuß ab, der diesen an der Schulter verletzte. Der Guts besitzer gab aber die Verfolgung trotzdem nicht auf und stellte den Flüchtenden. Bei diesem Ringen konnte sich dieser jedoch losreißen und unerkannt entkommen. In der letzten Zeit sind im gleichen Orte bereits mehrere Einbrüche vorgekommen. Wiederau. Eigenartiger Unfall. Der Mietauto- besitzcr Naumann, Her sich mit seinem Lastwagen auf einer Geschäftsfahrt befand, verunglückte beim Reparieren einer Reifenpanne schwer. Beim Aufpumpen der Bereifung löste sich die zur Befestigung der Bereifung vorhandene Stahl schiene und traf Naumann so unglücklich, daß er besin nungslos dem Krankenhaus zugeführt werden mutzte. Ein kommunistischer Stadtrat amtsenthoben. > Nachspiel zu der Stratzenbahnsabotage. Aus Ler Sitzung des Dresdner Gesamtrats wird mit geteilt, Latz der ehrenamtliche Stadtrat P. Gruner, nach dem gegen ihn wegen Vorbereitung eines hochverräte rischen Unternehmens nach § 86 des Reichsstrafgesetzbuches Haftbefehl erlassen worden ist, auf Grund der Bestimmun gen der Gemeindeordnung und des Zivilstaatsdiener- gesctzes vorläufig von seinem Amte enthoben wird. Sie sächsischen Betriebe des Nordwollekonzerns. Der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband hat an das sächsische Wirtschaftsministerium eine Eingabe ge richtet, in der auf die Bedeutung der sächsischen Werke des Nordwollekonzerns im Interesse der Arbeitnehmerschaft hingewiesen wird. Die Gesundung dieser Betriebe hänge zum großen Teil von der Gewährung finanzieller Er leichterungen ab. Es wird um eine Nachprüfung dieser Frage durch die in Betracht kommenden Behörden gebeten. Eine gleiche Eingabe ist auch an das Landesarbeitsamt gerichtet worden. 25 jähriges Viirgermeisterjubiläum. Erster Bürgermeister Dr. Rüdiger in Meerane konnte sein 25jähriges Bürgermeisterjubiläum begehen. Dr.Rüdiger wurde 1909 aus Lebenszeit zum Bürgermeister von Schwarzenberg, Sa., gewählt. 1915 erfolgte feine Be rufung zum Bürgermeister von Meerane, 1918 wurde er hier auf Lebenszeit gewählt. Er hat wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Industriestadt Meerane. Schwerer Mtorradunfall bei Glauchau. Zwei Tote, eine Schwerverletzte. Auf der Zwickauer Staatsstratze kam es in der Nähe von Glauchau zu einem Zusammenstoß zwischen zwei Motorradfahrern mit Beiwagen, wobei die beiden Fahrer, ein gewisser Walter Graß aus Zwickau und Gerhard Burger aus Meerane so schwer verletzt wurden, daß sie kurz nach Einlieferung ins Krankenhaus verstarben. Graß war ordnungswidrig links gefahren. Er hatte noch zwei weibliche Mitfahrer in seinem Beiwagen, von denen die eine, die Fabrikarbeiterin Nürnberger aus Glauchau, einen Schädclbruch und einen schweren Oberschenkelbruch erlitt. Der Sozius des Burger, ein gewisser Hermann aus Glau chau, kam mit leichteren Verletzungen davon. Zwei Großfeuer in einer Nacht. Im selbst angezündeten Anwesen den Tod gesucht. Bei einem schweren Gewitter schlug der Blitz in eine grotze zum Rittergut Breitenbach bei Meerane ge hörige Scheune, die mit den Erntevorräten ' vernichtet wurde. Um ein übergreifen des Feuers zu verhüten, mußte eine Nachbarscheune niedergerissen werden. — Fast zu gleicher Minute traf ein kalter Schlag das Gebäude des Gutsbesitzers Schulze, ohne großen Schaden anzurichten. — Roch waren die Flammen nicht völlig verloschen, als die Nachricht aus dem nicht weit entfernten Gösdorf bei Ehrenhain kam, daß dort ein großes Feuer ausge brochen sei. In dem Grundstück des Gasthofs- und Guts besitzers Mehlhorn verbrannten bis auf die Grundmauern eine Scheune, ein Kuhstall, ein Schweinestall, der Futter boden sowie die gesamte Ernte, sämtliche Maschinen und Feldgeräte. Der Schaden beläuft sich auf weit über 40 000 Mark. Bei der Untersuchung der Brandursache wurde das Gerücht der Brandstiftung schreckliche Wahrheit. Mehlhorn hatte sich in seiner Scheune erschossen und ist verbrannt. Verschiedene dort aufgefundene Gegenstände, u. a. ein Re volver zeugen dafür. Es dürfte sich um eine Verzweif lungstat handeln, La Mehlhorn durch Übernahme einer j Bürgschaft seinen Besitz erheblich verschuldet hatte. Ein ernster Gedenktag Zum Gedächtnis an den am 4. September 1916 im Felde gebliebenen Pastor Martin Köhler zu Pulsnitz Martin Köhler, geb. am 12. 11. 1885 zu Moritzburg, wurde im Oktober 1912 als 2. Diakonus nach Pulsnitz berufen. In kurzer Zeit erwarb er sich das allgemeine Vertrauen seiner Kirchgemeinde, so daß er schon nach Jahresfrist einstimmig für das inzwischen freigewordene erste Diakonat gewählt wurde. Wieder ein Jahr später brach der Weltkrieg aus. Martin Köhler meldete sich sofort für den Dienst in der Front, doch waren alle seine Bemühungen, mit der Waffe ins Feld ziehen zu können, zunächst vergeblich. Er wurde stellv. Divisions- Pfarrer in Dresden-R. und erhielt als solcher die Zusicherung, bei sich bietender Gelegenheit als Feldprediger hinauszudürfen. Da jedoch keine baldige Aussicht war, hielt es ihn nicht länger. Er meldete sich freiwillig beim Schützenregiment Rr. 108 und ging am 1. Rovember 1914 als Unteroffizier d. A. ins Feld. Bereits im Dezember 1914 wurde er zum Mzefeld- webel befördert. In froher Begeisterung überwand er im Schützengraben alle Strapazen und Entbehrungen und teilte sie mit seinen Leuten. Wie ein Vater wurde er von Liesen verehrt. Hatten sie Loch ein feines Gefühl für Lie hochherzige Gesinnung, Lie ihn als einen Streiter Gottes aus seinem Be rufe hinaus unter sie geführt hatte. So wurde er zum Schützen graben- oder Heldenpastor. Dazu besah Köhler ein ausge zeichnetes Organisationstalent. Mit großer Liebe stattete er das Soldatenheim seiner Schützen aus, um ihnen einen kleinen Ersatz für die ferne Heimat zu schaffen, durch Feiern und allerlei Veranstaltungen die Mannschaften anzuregen. Rach- dem Köhler 1916 mehrere Wochen für den erkrankten Ober pfarrer Reumeister stellv. Feldgeistlicher der sächsischen Grena dierbrigade gewesen war, wurde er im Mai 1916 zum Leut nant befördert und kam zur größten beiderseitigen Freude wiederum zu seinen Schützen und zwar gleichzeitig als ihr Feldgeistlicher. Seine schlichte, volkstümliche und warmherzige Art zu predigen, wußte die Mannschaften so recht zu packen, er wurde ihr rechter Seelsorger. Seine im Feld gehaltenen Predigten und Reden erschienen in einem seinem Regiment als Erinnerungsgabe gewidmeten Heft unter dem Titel: Alles ist möglich dem, der da glaubt. Der von ihm dank seiner organisatorischen Begabung mit unendlicher Mühe und Sorg falt ausgebaute Schützenfriedhof zu Derrieux galt wohl als schönster Friedhos der ganzen Westfront. Sein Wunsch, wenn ihm die Heimkehr versagt sein sollte, selbst hier unter seinen Schützen ausruhen zu dürfen, ist unerfüllt geblieben. Im August 1916 weilte Pastor Köhler für kurze Zeit in der Heimat, auch in Pulsnitz besuchte er Freunde und Bekannte. Da wurde er plötzlich aus seinem stillen Heimatdorfs zurück gerufen an die Front, Lie verhängnisvolle Sommeschlacht war bereits im Gange. Bei seinem Eintreffen war sein Regiment bereits marschfertig zum Aufbruch an die Front. Alles war bereits in begreiflicher Erregung. Er bat sofort darum, wieder Dienst mit der Waffe tun zu dürfen in den kommenden schweren Tagen, weil man nicht sagen sollte, er habe sich gescheut, das zu leben, was er gepredigt habe. Der Gedanke an den Tod hatte für ihn keinen Schrecken. Am 2. September, dem Tage von Sedan hielt er seinen Schützen die letzte Pre digt. Am 4. September traf ihn die tödliche Kugel, — Vorbildlich sei er uns allen, dieser prächtige Mensch, unser Köhler-Pastor. Für uns alle starb er den Heldentod. Seine Angehörigen widmeten ihm folgenden Rachruf: „Wir erhielten die Rachricht, dah unser ältester Sohn Martin Köhler, Pastor zu Pulsnitz, z. Zt. Leut nant d. R. im Schützenregiment 108 am 4. September ge fallen ist. Er schrieb noch: Ich denke voll tiefer heiliger Freude an dies Letzte. Run ruht er in Frieden. Wir aber fügen uns ergeben in Gottes Willen. Zschadraß bei Colditz. Oberlehrer Köhler und Familie." Am 27. September fand in der Kirche zu Pulsnitz die' Gedächt nisfeier statt. Der Bericht darüber besagt: Was wir verlieren, sagte uns das gestern Abend bis auf den letzten Platz ge füllte Gotteshaus, einen Geistlichen mit selten lauterer Seele und tiefster Herzlichkeit, einen Menschenfreund, einen Freund der Armen., Zum Zeichen ihres Dankes stellte die Kirch gemeinde Pulsnitz einen Heimatdank-Opferstock an der Puls nitzer Stadtkirche auf. In einer seiner letzten Predigten rief uns Pastor Köhler von der Kanzel zu: „Gott strafe jeden, der unsre Toten da draußen vergißt!" Lieber Leser, denkst du noch daran? Die Leipziger Herbstmesse 1931 Der Messe, Mittwoch Die Herbstmesse hat am Mittwoch wenigstens äußerlich noch einen kleinen Auftrieb erhalten, denn Sonderzüge brachten noch Messegäste aus Mitteldeutschland und aus Berlin. An den Messeständen aber hat dieser Besuch keine wesentlichen Eindrücke hinterlassen. Allgemein gibt man jetzt zu, daß dis auf die Herbstmesse gerichteten Erwartungen gering waren; sie wurden jedoch im wesentlichen erfüllt. Eine Anregung der deutschen Gesamtwirtschaft wird von der Herbstmesse nicht aus gehen; auch einzelne bevorzugte Geschäftszweige haben aus der Herbstmesse nicht soviel Aufträge holen können, daß die Ver arbeitung und die Lieferung erhebliche Anstrengungen erfor dert. Bemerkenswert stark war wiederum der Besuch der Möbelmesse, doch dürfte hier eher ein Ausverkauf als eins Detriebsbelebung stattgefunden haben. Aus dem Landtage Zwei deutschnationalc Anträge. Die Landtagsfraktion der Deutschnationalen Volks partei hat Lem Sächsischen Landtag folgende Anträge zu gehen lassen: 1. Im Hinblick auf die Äußerungen des Reichskanzlers, daß der schlimmste Winter seit hundert Jahren Europa bedrohe, daß die Zahl der Arbeitslosen noch weiter anwachsen werde und daß die größte deutsche Gefahr der Kommunismus sei, beantragen wir: Der Land tag wolle beschließen, die Regierung zu ersuchen, gegen die klar Mage liegenden, nachgewiesenen Vorbereitungen zum Bürgerkrieg mit allen wirklich durchgreifenden Maß nahmen vorzugehen. — 2.'Unter der Form einer weit gehenden Ermächtigung wird durch die Notverordnung des Reichspräsidenten vom 24. August 1931 das Selbst verwaltungsrecht von Ländern und Gemeinden ausge schaltet und bestehendes Landesrecht außer Kraft gesetzt. Wir beantragen, der Landtag wolle beschließen, die Regie rung zu ersuchen, mit den übrigen Länderregierungen gemeinsam die Einberufung des Reichsrates zu bean tragen und dort die entsprechenden Anträge zu stellens ferner eine Mitwirkung der übrigen Länder an den Be ratungen des Reichskabinetts in gleicher Weise zu fordern, wie das der preußischen Negierung zugestandcn ist.
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