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Nr. 176. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 31. Juli 1931. Seite 6. Aus aller Wett Berti«. 5 0 0 0 0 RM — oderdieFabrikfliegt in dicLuft. Die Direktion der Spinnstoff-Fabrik Zehlen dorf G. m. b. H. erhielt einen anonymen Brief, in dem sie aufgefordert wurde, in der Nacht vor dem Eingang der Dilla des Direktors ein Paket mit 50 000 RM hinzulegen, da sonst die Fabrik in die Lust gesprengt würde. Bei Einbruch der Dunkelheit verbargen sich mehrere Kriminalbeamte auf dem Gelände. Nachdem ein Päckchen an den bestimmten Ort ge legt wurde, tauchte plötzlich ein Mann auf, der das Paket aufhob und dann flüchtete. Da er auf Anruf nicht stehen blieb, schossen die Beamten auf ihn. Der Erpresser konnte dann, mit einer Kugel im Bein, verhaftet werden. Salzwedel. Der Kellner-Mörder aus Bremerhaven gefaßt. In dem altmärkischen Dorfe Reddigau gelang es der Landjägerei, den Mann festzu nehmen, der kürzlich den Raubmord an dem Kellner Hill mann aus Bremerhaven verübt hat. Es handelt sich um den wohnungslosen Arbeiter Otto Krüger. Er war auf der Durchreise begriffen und führte das dem Hillmann geraubte Rad noch bei sich. Krüger markierte bei seiner Verhaftung den Epileptiker. In seiner Begleitung befand sich ein junges Mädchen von 21 Jahren namens Henni Scharmberg. Wahrscheinlich ist auch sie an der Tat beteiligt. Doberan. Selbstmord des Bürgermeisters. Am Donnerstagmorgen wurde auf einer Bank im Linden bruch zu Schwaan der frühere Bürgermeister Stüdemann aus Doberan erschossen aufgefunden. Durch einen Schläfen- schuh hat Stüdemann seinem Leben ein Ende gemacht. Das Motto zur Tat ist noch nicht bekannt. Der Lebensmüde steht im Alter von etwa 50 Jahren. Gelsenkirchen. Der „gute Bekannte". Ein in 'Buer wohnender Stadtinspektor a. D. erhielt von einer Pensionsausschußkasse nach seiner Pensionierung einen Be trag von 30 Ü00 RM ausgezahlt. Er legte das Geld bei einer Bank in Nymwegen in Holland in 20 000 holländischen Gulden an. Jetzt wollte er den Betrag wieder in Deutsch land anlegen und beauftragte einen guten Bekannten aus Buer, der di« holländische Staatsangehörigkeit besitzt, das Geld in Nymwegen abzuholen und nach Deutschland zu bringen. Der Beauftragte unterschlug jedoch die Summe und flüchtete mit den 20 000 holländischen Gulden. Bonn. Zum 75. Todestag Robert Schu manns veranstaltete die Stadt Bonn auf dem alten Fried hof, auf dem Schumann seine letzte Ruhestätte gefunden hat, eine schlichte Gedenkfeier. Professor Or. Oberborbeä umriß Schumanns Kunst und Persönlichkeit. Die Kunst des großen Komponisten sei, auch wenn sie nicht die seiner Zeitgenossen Beethoven und Brahms erreicht habe, tief ins deutsche Volk gedrungen. Im deutschen Heim und im Konzensaal hätte« Schumanns Kompositionen ein« dauernde Bleibe. Emmerich. Ausflugsauto brennt und stürzt um. In Drachten geriet ein mit 20 Mädchen, Mitgliedern eines Iungfrauenvereins, besetztes Auto in voller Fahrt in Brand. Der Chauffeur verlor die Gewalt über das Steuer. Der Wagen stürzte in einen Graben. Wie durch ein Wunder erlitt eine Anzahl der Insassen nur leichtere Verletzungen. Metz. Tragischer Ausgang einer Wette. Ein 20jähriger junger Mann in Metz schloß mit seinen Arbeitskollegen eine Wette um die Summe von 1000 Frank, daß er den höchsten ekktrischen Leitungsmast eines Fabrik- aebäudes erklettern würde. Es gelang ihm tatsächlich, den Mast emporzuklettern, beim Abstieg kam er jedoch mit dem Kopf gegen die Hochspannungsleitung. Sein Körper fing sofort Flammen, und er stürzte tot zu Boden, Langenberg. Auf der Spur der kommunisti- schenRundfunkattentäter. Vor etwa einer Woche war bei Langenberg eine Anlage entdeckt worden, die dazu bestimmt war, ein Mikrophon mit dem Hauptkabel des Langenberger Senders zu verbinden. Der Verdacht hatte sich von Anfang an auf Kommunisten erstreckt. Die Nach forschungen der Landeskriminalpolizei Wuppertal führten zu einer ganz bestimmten Spur. Bei einem Langenberger Kommunisten hat man genau gleichartiges Funkmaterial vor gefunden, wie es am Tatort von den Tätern zurückgelaffen worden war. Der in Frag« kommende Kommunist hat jedoch rechtzeitig Langenberg verlassen. Essen. Polizeihund findet die Leiche einer Ermordeten. Im Stadtwald in Essen wurde Kamps um Roseubur- a«s vr«rschl«fl,« Zaha«»«« -ollstes >64 „R«den Si« keinen Unsinn!" sagt« der alte Herr ver ächtlich. „Hören Sie meinen Vorschlag ... ich zahle Ihne« eine lebenslängliche Rente von 500 Mark im Monat . . . wenn Sie mit der Scheidung einverstanden sind." „500 Mark!" höhnte der Baron. „Das soll ich an nehmen? Kommt nicht in Frage. Ich bin über Ihre Ver- mögensverhäitniss« vollkommen orientiert, lieber Schwieger papa . . . Eie sind gut achr Millionen schwer und da soll ich mich . . . rechnen wir, daß ich nach zwanzig Jahren ab kratze . . . mit 120 Mille zufrieden geben? Ausgeschlossen!" „Sie haben mein Angebot!" entgegnete von Kamerlingk kalt. „Keinen Pfennig mehr: Ich rate Ihnen gut! Kommt es zum Prozeß, dann haben Sie nichts. Wir haben uns wohl genügend ausgesprochen." „Ich weigere mich!" „Sie haben eine Woche Zeit, es sich zu überlegen!" Der Baron ging. Als er draußen war, riß der Kom merzienrat beide Fenster weit aus. Sein Prokurist trat ein. Blieb an der Tür stehen. „Kommen Eie nur näher, Herr Külz!" . . . sagte Kamerlingk freundlich. „Ich Hube nur etwas gelüstet. Dieses verd Parfüm geht mir auf die Nerven." * Als Baron Lerghammer in seiner luxuriösen Wohnung anlangte, sagte ihm der Diener: „Herr Steinberg wartet auf Sie, Herr Boon." Ein unterdrückter Fluch entfuhr Berghammer. Er ließ Steinberg eimreten. von dem Hund eines Polizeioffiziers die unter Blättern und Farnkraut versteckte Leiche eines etwa 20jährigen un bekannten Mädchens gefunden, dessen Wäschestücke das Monogramm „L. S." tragen. Es handelt sich offenbar um einen Lustmord, dem ein heftiger Kampf zwischen dem Täter und dem Opfer vorhergegangen sein muß. Mährisch-Neustadt. Vorgeschichtliche Funde. Auf einem Grundstück in Zelchowitz wurden in einem Aus maße von 25 Quadratmetern Ausgrabungen vorgenom men, die ein überraschendes Ergebnis zeitigten. Man legte in einer vorgeschichtlichen Wohngrube nicht weniger als vier Kulturschichten frei, von denen die oberste aus dem 14. Jahrhundert vor Christi stammt, die nächste vermutlich keltisch ist, worauf eine weitere vorgeschichtliche Epoche folgte und schließlich als vierte und älteste Schicht Funde der spezifischen nordmährischen Bqndkeramik freigelegt wurden. Die Grabungen werden fortgesetzt. Man erwartet weitere wichtige Entdeckungen, von denen die Tatsache einen Begriff gibt, daß man dieser Tage auf einem Grundstück auf dem Steinberg in Meedl eine mit Steinen zugedeckte Urne fand, die vermutlich zu einer vorgeschicht lichen Grabstätte der älteren Steinzeit gehört. Prag. Fabxikdirektor als Sacharin schmuggler. In Ostböhmen wurde der Direktor eines großen Industrieunternehmens verhaftet, da er verdächtig ist, einen großen Schmuggel von Sacharin von Hamburg nach der Tschechoslowakei finanziert zu haben. Der Süßstoff wurde in Heringsfässern über die Grenze gebracht und ver schiedenen Brauereien zugeleitet. Das Zentrum des Schmuggels war Forst in der Oberlausitz. Die betreffenden Brauereien, die geschmuggelten Sacharin kauften, wurden vom Finanzamt zu Geldstrafen über 100 000 Tschechokronen verurteilt. Außerdem wurden sie gezwungen, ihre leitenden Beamten zu entlassen. London. Prinz von Liechtenstein heiratet Dollarmillionärin. Prinz Johann von Liechtenstein heiratete in London die amerikanische Millionärstochter Mac Farland. Er verfolgte also die Politik der Liechtensteiner weiter. Der regierende Fürst von Liechtenstein giim noch als Siebziger die Ehe mit einer sehr reichen Wiener Dame ein, so daß er die Finanz- und Steuerpolitik seines Vorgängers, des Fürsten Johann, zum Heile seines 14 OOO-Seelen-Völk- chens fortsetzen kann. Dieser im 90. Lebensjahre vor zwei Jahren verstorbene Fürst hatte über 70 Jahre regiert, ohne seinem Volke die Steuererheber auf den Hals zu schicken. Er bestritt selbst Kirchen und Schulen aus den Erträgnissen seiner Riesengüter in Böhmen und Ungarn. Kirchex-Rachrichter» Oberlichtenau Sonata-, den 2. August, Uhr Lesegoltisdienst. Marktpreis« in Ka»«»z am 30. Juli 1931 Am heutigen Wochenmarkte wurden gezahlt pro Zentner Weizen, eff, Gew. 77 10,00—10,50 Mark, Roggen, neu eff. Gew. 79 Ke 8.00 Mk., Wintergerste 7,50—8,00 Mk., H a - fer alt 8,50-9,00 Mk., neu 8,00 Mk., Weizenmehl (Kaiser, -uszug) 95,00 26,00 Mk., Roggenmehl (60°/,) 15,00-15,25 Mk., Aetzenkleie, grob, 7,50 Mk., Roggenkleie, grob (Bte- nert) 7,00 Mk., H e u 2,00 Mk., Fteg « lstroh — Mk., Futter- stroh 1,30 Mk., Streustroh 1,00 Mk., Kartoffeln, weiße 3,25-3,50 Mk., gelbe 3,50-4,00 Mk pro Zentner, Butter 1,50 bis 1,70 Mk. das Pfund, Eier 8 Pfg das Stück, Schleuder honig, ohne Glar 1,50 Mk., Wabenhonig, 1 Qual. 2,00 Mk. Ferkel S—13 Mk., Läufer Mk., Gänse 4,00-4,50 Mk da- Stück. Für ausgesuchte Ware Preis über Notiz. V-rse und Hanöel Amtlich« sächsische Notierungen vom 30. Juli. Effektenbörsen in Dresden, Leipzig. Chemnitz geschlossen. Leipziger Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 2S Ochsen, 83 Bullen, 54 Kühe, 16 Färsen, 638 Kälber, 240 Schafe, 1490 Schweine. Preise: Ochsen belanglos; Bullen 1. 37-40, 2. 32-36; Kühe 1. 35-37, 2. 30-34, 3. 25-29; Kälber 2. 46-50, 3. 40-45, 4. 35—39; Schafe 2. 50-52, 3. 43-47, 4. 40-42, Schweine 1. 44—45, 2. 46—47. 3. 45—46, 4. 42—44. Geschäftsgang: Schafe langsam, das übrige schlecht. Amtliche Devrsen-Notierung. Devisen (in Reichsmark, 30. Juli 29 Jul, Geld Brie: Geld Brief RM. RM. RM. Rnr. New York . 1 t 4,209 4,217 4,209 4,217 London . , . 1 ^8 20,455 20,495 20,44 20,48 Amsterdam 100 Gld. 169,68 170,02 169,63 ' >69,97 Kopenhagen 100 Kron. l 12,55 112,77 112,49 112,71 Stockholm . 100 Kron. 112,59 112,81 112,54 112,76 Oslo .,,. 100 Kron. 112,57 112,79 112,51 112,73 Italien .,,100 Lire 22,07 22,11 22,05 22,09 Schweiz ,. 100 Frcs. 82,02 82,18 82,02 82,18 Paris . .,, 100 Frcs. Brüssel ««.100Belga 16,50 16,54 16,50 16,54 58,76 58,88 58,72 58,84 Prag .. . , 100 Kron. 12,48 12,50 12,475 12)495 Wien .... 100 Schill. 59,16 59,28 59,16 59,28 Spanien .. 100 Peseta 38,06 38,28 37,96 38,04 Bankdiskont: Berlin 10 (Lombard 15), Amsterdam 2)4, Brüssel 214, Italien 5)4, Kopenhagen 4, London 4^, Madrid 6)4, Oslo 4, Paris 2, Prag 4)4, Schweiz 2, Stockholm 4, Wien 10, New Port 1)4. Berliner Produktenbörse: Stetig. Das Angebot aus erster Hand für Brotgetreide ausreichend. Weizen in der Notiz behauptet. Roggen etwa 4 RM ermäßigt, da Müller und auch sonstige Kreise entsprechend billigere Gebote abgeben. Der schleppende Geldverkehr wirkt weiter geschäfts lähmend. Hafer behauptet. Mehle eher billiger. Amtlich festgesetzte Preise an der Produttenbörse zu Berlin. Mehl und Kleie brutto einschl. Sack frei Berlin. MV lig. 30. 7. 31 29. 7. 31 100 Ü8 30.7.31 29. 7. 31 Meh! 28.7-36.» Weiz. märk. Weizen 28.5-36.2 200.0-202.0 200.0-202 0 Roggen Weizenkleie 22.5-26.2 12.0-12.2 23.0-27.0 12.2-12.5 Juli Roggenkleie 11.0-11.2 11.2-11.5 Sept Olt — — Weizenkleie melasse — — Rogg- Raps (1000 üz) — märk. 148.0-149.0 151.0-153.0 Leinsaat (do) Juli — — Erbsen, Viktoria 26.0-31.6 26.0-31.0 Sept — — Kl. Speiseerbsen — —- Ott. —- — Futtererbsen 19.0-21.0 19.0-21.0 Peluschken — — Gerste Ackerbohnen — 20.0-22.0 Brau — — Wicken — 24.0-28.0 Futt — — Lupinen, blau — — Neue - . oew — — Winter 137.0-147.0 137.0-149.6 Serradella, peu — — Rapskuchen 9.20-9.60 9.20-9.60 Hafer Leinkuchen l3.2-13.5 13.2-13.6 märk. 147.0-153.0 147.0-153.0 Trockenschnitzel 7.40-7.60 7.60-7.80 Juli — — Sopa-Exlratt- 12.0-12.7 Sept — — Schrot 11.8-12.5 Okt — — Karioffelflocken — — Berliner Magerviehmarkt. (Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhof in Friedrichsfelde.) Auftrieb: 200 Rinder,, darunter 166 Milchkühe, 34 Jungvieh, 62 Kälber, 425 Pferde. Verlauf: Ruhiges Geschäft bei geringem Auftrieb. Es wurden gezahlt: Milchkühe und hochtragende Kühe, je nach Qualität, 280—420 RM. Ausgesuchte Kühe und Kälber über Notiz. Tra gende Färsen, je nach Qualität, 260—370 JIM. Ausgesuchte Färsen über Notiz. Jungvieh zur Mast, je nach Qualität, 30 bis 3ö RM. Pferdemarkt: Preise je nach Qualität 200—1100 RM, Echlachtpferde 30—180 RM. Verlauf ruhig. (Ohne Gewähr.) Milchpreise ab Sonnabend, 1. bis 7. August. Erzeuger preis: Für Frischmilch (Ze-Milch) einschl. Qualitätszuschlag: 15,9 Pfg., für Frischmilch (^-Milch) tiefgekühlt: 16,4 Pfg., für Frischmilch (^-Milch) Meiereimilch vorbehandclt: 17,65 Pfg., Richtpreis für den Kleinverkauf ab Laden oder Wagen: 28 Pfg. Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung ab Er zeugerstation, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qualität 121, 2. Qualität 111, abweichende Sorten 97. Ten denz: sehr ruhig. Preisnoticrungen für Eier: (Festgcstellt von der amt- lrchen Berliner Eiernotierungskommission.) Deutsche Eier: Trink eier (vollfrische, gestempelte) über 65 Gramm 9,50, über 60 Gramm 9, über 53 Gramm 8,25, über 48 Gramm 7,75, frische Eier über 53 Gramm 8, aussortierte kleine und Schmutzeier 6,25. Aus landseier: Dänen 18er 9,50, 17er 9, Schweden 18er 9,50, Mr 9, 15)7—16er 8,50, Estländer 17er 8,75, 15)4—16er 8—8,25, Hol- länder 68 Gramm 10, 60—62 Gramm 9, 57—58 Gramm 8,75, Rumänen 6—6,50, Russen, große 6P5—6,50, normale 6, ab weichende 5,50—5,75, kleine, Mittel, Schmutzeier 5,50. Die Preise verstehen sich in Neichspfennig je Stück im Verkehr zwischen Ladungsbeziehern und Eiergroßhändlern ab Waggon oder Lager Berlin nach Berliner Usancen. Witterung: schön, Tendenz: etwas freundlicher. (Ohne Gewähr.) Ein alter Herr mit grauem Bollbart und unruhigen Augen war es, der sich vor Berghammer tief verbeugte. „Was wollen Sie, Steinberg!" fuhr ihn der Baron an. „Was soll wollen Aron Steinberg?" meckerte der Atte. „Will er haben endlich sein Geld!" „Bin ich Ihnen nicht gut, Steinberg? Si« wissen, mein Schwiegervater . . ." „. . . ise feiner Herr! Weiß ich, Herr Baron! Würde ich den Herrn Baron auch nicht so drängen! Aber . . . habe ich Ihnen doch gesagt ... bin ich reingefallen in einen Kon kurs! Muh ich haben Geld! Sind Verpflichtungen! Kann ich doch nicht werden lassen pleite mein Bankgeschäft wegen dem Herrn Baron gehen! Muß ich haben sofort Geld!" „Ich habe noch keinsl Ich war. . . eben bei meinem Schwiegervater. Sie wissen, wie er dasteht, er hat aber auch keine größere Summe flüssig. Sie müsse« sich noch acht Tage gedulden!" Steinberg überlegt«. „Gut, acht Tage werde ich noch warten. Aber nicht einen Tag, eine Stunde länger . . . weil ich nicht kann warten länger. Tut es mir so leid, aber müßte ich dann gehen zu dem Herrn Kommerzienrat und ihn bitten, mir auszuzahlen meinen Wechsel, wo steht drunter seine Unterschrift." Jeder Blutstropfen wich aus Berghammers Gesicht. „Sind Sie toll, Steinberg!" „Muß ich es tun! Weih ich ja . . . wird der ehrenwerte Herr Schwiegrrpapa sehr gucken, wenn er sieht seine Unter- ! schrift, die er . . . wahrscheinlich niemals nicht gegeben hat." I „Steinberg!" Drohend stand der Baron vor ihm. „Gut, werde ich noch warten . . . acht Tage . . . nicht länger. Gute Gesundheit, Herr Baron." * Baron von Berghammer fluchte stundenlang. Da sah er schauderhaft in der Patsche. Er beschloß, mit seinem Spielfreund, dem verkrachte« Rechtsanwalt Kaiser, Rücksprache zu nehmen, der, nachdem er wegen Wechselfälschung ein Jahr Zuchthaus abgesessen hatte, jetzt als Winkeladvokat sein Leben fristete. Als Kaiser das Nähere hörte, sagte er: „Das ist ein Fressen für mich! Also lieber Varon ... da haue ich Sie raus! Keine Sorgen! Sie müssen mir nur ihre Freun dinnen angeben und ein wenig Kleingeld dalassen, damit sie vor Gericht . . . abschwören, daß sich irgend etwas er eignet hat." „Meinen Sie, daß sie es werden?" „Bestimmt! Sagen Sie . . . aber nun eine Ausrede . . . daß Sie die Mädels mit in die Villa genommen haben. Es muß doch einen Grund haben. Können Sie nicht sagen, daß Sie . . . gewissermaßen als Mäzen aufgetreten seien . . . von wegen Ausbildung . . . Tanz. . . Bühne . . . Film? Und ich . . . wenn es Ihnen auf drei Braune nicht ankommt, ich will gern beeidigen, daß ... ich immer dabei war, wenn Ihre Schützlinge anwesend waren." Der Baron überlegte. „Wäre eine Möglichkeit! Gut, lieber Kaiser, also gebe ich Ihnen die Adressen!" „Vollzählig?" „Aber natürlich! Es soll nicht 'ne Einzige dann alles vermasseln. Und im übrigen verlasse ich mich auf Sie. Ich kann Ihnen heute nur zwei Blaue dalassen, aber Sie können sicher sein, daß ich mich bald entsprechend erkenntlich zeige." Kaiser nahm mit gierigen Händen das Geld und setzte seine liebenswürdigste Miene auf. „Verlassen Sie sich auf mich, Herr Varon! Wird ge- schauLelt!" * (Fortsetzung folgt.)