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AukMer Tageblatt Beilage zu Nr. 178 Freitag, 31. Juli 1931 83. Jahrgang luirncu - 5r»oir7 - 5piki Sportfre»«de 1S2V (Deutscher FatzbaLbuud) Sonnabend, den 1. August, Sportplatz am „Waldschlößchen*: Pulsnitz 1— Kamenz-Thonberg 1. Anstoß '/,6 Uhr Nach 6wöchentlicher Spielpause im ganzen VMBB.-Nebiet treten die Blauweißen wieder auf den Plan. Als ersten Gegner hat man den Neuling im BMBB., Thonberg, verpflichtet. Dieser Verein ist hauptsächlich auS Spielern des V. f. B Kamenz hervorgegangen. Die Blauweißen, die dieses Spiel als Training für den am kommenden Dienstag stattfindenden Großkampf Großiöhrsdorf 1. — PulSnitz 1. V,7 Uhr in Großröhrsdorf betrachten, müßten als hoher Steger den Platz verlassen. Arbeiter-Tür«- ««d Sportverein Pulsnitz Fußball Ergebnis vom Mittwoch: Puls- itz l. — Kamenz 1. 0:5 Eine stattliche Zuschauerzahl umsäumte den Platz und wurde Zeug» eines spannenden Kampfe», den die Gätte dank ihier b.sseren Gesamt leistung für sich sicher entscheiden konnien. Während die Gäste in der eist.n Halbzeit eine überlegene Partie zeigten, da die Hiesigen in dieser Spielhälfte sich n.chr zusammenfi den konnten, wurde es in der zweiten Hälfte bedeutend befs r, und lieferten diese ihiem großen Gegner ein fast ebenbürtiges Spiel. Der beste Mann auf dem Platze überhaupt dürste zweifelsfrei der Torhüter der Blaugelben gewesen lein, der die fast unglaublichsten Bälle meisterte und damit seine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahrte. Sonntag, den 2. August, Sportplatz am Bolksbad: Pulsnitz 1. — Groß ubra 1. 17 Uhr » Jgd. — Kamenz Jgd. S Beide Mannschaften empfangen Gäste aus der Oberlaufltz. Die Blaugelben haben die Aufgabe, die dort erlittene Niederlage wieder wellzumachen, und sind auch diesmal interessante Kämpfe zu erwarten, so daß sich ein Besuch dieser Spiele bestimmt lohnen dürste. ?. Lb. Hohnstein-Bergrcnnen 1931 abgesagt. Am 30. August sollte das diesjährige Hohnstein-Bergrennen ausgefahren werden, dessen Durchführung wie in den Vor jahren in den Händen des Allgemeinen Deutschen Automobil klubs Gau Dresden und des Auto-Sport-Clubs 1904 lag. Das Rennen versprach tn diesem Jahre ganz besonders interessant zu werden, da in ihm der 4. Lauf der Deutschen Bergmeister schaft ausgefahren werden sollte. Trotzdem hat die Sportkom mission in ihrer letzten Sitzung einstimmig beschlossen, das Rennen für dieses Jahr abzusagen. Für den Beschluß waren mannigfache Grunde maßgebend. Vor allen Dingen war es die Unmöglichkeit, in der jetzigen Zeit der sich überstürzenden Not verordnungen für die nächste Zukunft disponieren zu können. Auch haben die Verhandlungen mit den Bankleitungen erge ben, daß es für jetzt und absehbare Zeit ausgeschlossen sein dürfte, für eine derartige Veranstaltung Bargeldbeträge von den Bankkonten abheben zu können. Wasserballmeisterschast der Sächsischen Turnerschaft. Am Sonnabend und Sonntag werden in Glauchau im Rahmen eines kreisoffenen Schwtmmfestes die Wasserball meisterschaften mit ausgetragen werden. Die Vorspiele tn den vier vorgesehenen Gaugruppen für die Wasserballspiele haben bereits stattgefunden, die vier Gruppenmeister sind ermittelt worden. Diese vier Mannschaften stellen nun in einer Runde in Glauchau den Sachsennietster im Wasserball fest. Als Gaugruppensteger sind ermittelt worden: Turnerschaft 1877 Dresden, Schwimmerschast Aue, Turnerbund Glauchau, TSV. Wieder Autorennen in Berlin. Seit 1926 ist in der Reichs- Hauptstadt kein Autorennen mehr gefahren worden, da di« Avus (die große Automobilverkehrs- und Uebungsstraße) den ständig steigenden Geschwindigkeiten nicht mehr genügte. Außerdem hat der Nürburgring den Schwerpunkt des deutschen Automobilsports in den Westen verschoben. Jetzt aber will Berlin nicht mehr langer zurückstehen, und am Sonntag wird die völlig überholte Rennstrecke wieder der Schauplatz eines großen Automobilrennens sein. Bei dem letzten Rennen, bei dem der junge Caracciola seinen ersten großen Triumph feierte, wurde ein« Höchst geschwindigkeit von 161 Kilometer in der Stunde erzielt. Bei dem kommenden Rennen, bei dem wieder die ganze internationale Elite mit den Mercedessahrern an der Spitze an den Start geht, dürften aber weit höhere Geschwindigkeiten erzielt werden. Man rechnet mit 200 bis 220 Kilometer auf den langen Geraden. Bor de« deutsche« Leichtathletikmelsterschafte«. Am 1. und L. August werde» zum erstenmal von Turnern und Sportlern gemeinsam die Titelkämpf« der deutschen Leicht, athletik in Berlin durchgeführt. Sämtliche bekannten Namen finden sich in den Meldungen, so daß im Grunewaldstudion bei keiner einzigen Sportart Langeweile aufkommen kann. Richt nur die Rivalrtät zwischen Turnern und Sportlern wird ihre Ent» scheidung finden, sondern auch der Kamps um die Vorherrschaft zwischen den alten bewährten Kräften und dem aufstrebende» Nachwuchs, der gleichfalls äußerst stark vertreten ist. Es wird er- wartet, daß in einigen der Wettbewerben neue Rekorde aufgestellt werden, vor allen Dingen scheint der 400-Meter-Rekord fällig zu sein. Oie Wallfahrt zur Piccard-Gondel» Oesterreichischer Original-Reisebrief. Von Georg Strelisker. Jähes Ende der Hochsaison. — Leere Züge und Zug einstellungen.. — Verewigung au der Wand der Piccard- Gondel. — Karawanen zum Gurgler Ferner. Gurgl, 28. Juli. Seit Einführung der 100-Mark-Sperre hat in den öster reichischen Alpentälern die „Hochsaison" ein jähes Ende ge nommen. In beliebten Sommerfrischen, wo man um diese Zeit um ein Nachtquartier kämpfen mußte, lausen dem An kömmling gleich ein Dutzend Hotelburschen nach, mit viel Worten ihres Wirtsherrn schöne Zimmer preisend, wobei die Preise sich der verminderten Nachfrage in höchst erjreulicher Weise angepaßt haben. Besonders an den schönen Kartner Seen macht sich das Ausbleiben der reichs deutschen Touristen empfindlich bemerkbar, die, so weit sie noch in Oesterreich umhergondeln, die nördlichen Grenzgebiete bevorzugen, obgleich gerade die Tiroler sich in den ersten Paniktagen ihren reichsdeutschen Gästen gegenüber nicht immer sehr «brüderlich" benommen, die Angstkonjunktur ausgenützt und ost die Mark gleich Schilling um gewechselt haben. Es wäre gut, sich jene Orte, wo man „hochgenommen" wurde, als wenig „gastfreundlich" zu merken, da umgekehrt in Südtiroler und in vielen italie nischen Badeorten den deutschen Gästen, die aus der Heimat ihr Geld nicht nachgeschickt erhielten, von den Hoteliers in liebenswürdigster Weise Kredite eingerüumt wurden, während gerade die biederen Nordtiroler für die oft sehr schwierige Lage ihrer „Brüder aus dem Reiche" in den kritischen Tagen kein Verständnis entgegenbrachten. In Kärnten hat man sich entschieden anständiger benommen — und das soll den Kärtnern, die unschuldigerweise am meisten unter dem Ver kehrsrückgang leiden, ausdrücklich bestätigt werden. Empfind lich getroffen sind auch die österreichischen Bundesbahnen, deren Züge kaum ein Fünftel der normalen Besetzung aus weisen, so daß es in der letzten Zeit zu verschiedenen Zug einstellungen kam. Immer noch verhältnismäßig stark von Deutschen besucht ist das Oetztal, das 56 Kilometer westlich von Innsbruck nach Süden abzweigt und in die oielgerühmten Sommer frischen und Tourenausgangspunkte Oetz, Längenfeld, Um hausen, Sölden und Zwieselstein führt, wo sich das Tal in zwei Aeste gabelt. Das hat natürlich seinen besonderen Grund, liegt doch im Oetztaler Gebiet, auf dem Gurgler Ferner, die Gondel des Professors Piccard, der vor einigen Monaten die berühmte Fahrt in die Stratosphäre unternahm und dann glücklich auf dem Gletscher oberhalb von Gurgl, Oesterreichs höchstgelegenem Bergdorf, landete. Die Gondel ist seither das Ziel vieler tausender Touristen geworden. Es sind nicht nur Deutsche und Oesterreicher, sondern vor allem Amerikaner und Engländer, welche eigens ins Oetztal reisen, um die Piccardschö Gondel in Augenschein zu nehmen und sich auf der Gondelwand, die über und Uder mit Bleistift- und Tinieneintragungen bedeckt ist, zu ver ewigen. Gleich vorweg sei gesagt, daß für Neu ankömmlinge kein Platz mehr vorhanden ist, denn die kleinsten Lücken auf der hell gestrichenen Halbkugel wurden ausgenützt, Mr. Dakes aus Chicago steht brüderlich neben Paul Meyer aus Berlin, der, um Verwechslungen vor zubeugen, neben seinen Namen auch die volle Adresse sowie die genauen Geburtsdaten hingeschrieben hat. Natürlich fehlt es nicht an mehr oder weniger sinnvollen Reimergüssen, die beweisen, daß man auch in bakterienfreier Luft von der Dichteritis angesteckt werden kann. An schönen Tagen wälzt sich jeden Morgen von Obergurgt aus eine Karawane sensationslüsterner Menschenkinder auf den Gurgler Ferner, halbwüchsige Bauernsöhne dienen als Führer, und wenn der Aberglaube der Araber, daß man vom Photographiertwerden abnehme, auf Wahrheit beruhen würde, so müßte sich die mondähnliche Gondel längst schon in nichts aufgelöst haben. So aber hält sie allen Kameraangriffen geduldig stand — eine bleibende und eigenartige Erinnerung an eine Leistung, deren wissenschaftliche Ergebnisse zwar noch nicht ganz klar find, die aber zumindest als sportliche Tat Bewunderung und Anerkennung verdient. s Neuer Gtratosphärenflug Piccards. Start wahrscheinlich kn Friedrichshafen. Brüssel. Die Zeitung „La derniere Heure" meldet, daß Professor Piccard einen neuen Höhenflug beabsichtigt der die Prüfung der stratosphärischen Forschungsapparate zum Zwecke hat. Der neue Flug soll möglichst in bedeutend größere Höhen führen als der erste. Der Start wird wahr- cheinlich in Friedrichshafen stattfinden. Piccard erwähnte, daß deutsche und französische Ingenieure, mit denen er bereits darüber verhandelt habe, die Ergebnisse des ersten Höhcnflugs zum Bau stratosphärischer Flugzeuge zu ver werten beabsichtigen. Reichsbahn leidet unter der 10V-Marks Paßgebühr. Die Ausreisegebühr von 100 Mark hat, wie von der Reichsbahn mitgeteilt wird, einen außerordentlichen Rückt gang der Einnahmen gebracht. Die Auswirkungen dieser Reise-Notverordnung sind so schwer, daß viele der planmäßig ins Ausland laufenden Kurswagen der Reichsbahn hätten eingestellt werden müssen. Kamps um Rosenburg Roman aus Oberschlesien von Zo Hann«, Hollstein „Beruflich! Herr Kommerzienrat ... ich ... ich möchte mir erlauben, eine Bitte auszusprechen! Sie wissen ... der Zusammenschluß zweier großer Banken steht bevor. Das wird wahrscheinlich auch . . . Personalabbau mit sich bringen. Ich muß es ännehmen, daß . . . auch ich, der noch nicht lange bei der Deutschen Bank ist, der . . . unverheiratet ist, daran glauben muß. Wenn Sie mich in einem Ihrer Betriebe unterbringen könnten. Ich ... ich bin kein G^nie, aber ich bin ein gewissenhafter, solider Arbeiter und un verdrossen." Kamerlingk reichte ihm die Hand. „Gut, Herr von Berghammer! Wenn Sie abgebaut werden sollten, dann kommen Sie zu mir! Ich verspreche Ihnen, daß ich Sie dann sofort in einem meiner Betriebe unterbringe. Es sollte mich freuen, wenn ich Ihnen meinen Dank auf diese Weise abstatten könnte." Als von Berghammer ging, ahnte er nicht, in welch tobender innerer Erregung er den Kommerzienrat, der sich so zu meistern wußte, zurückließ. Sofortige Scheidung! Das verlangte er. * Baron von Berghammer, der von der plötzlichen Ab reise seiner Frau überrascht war, suchte seinen Schwieger vater am nächsten. Tage auf und wurde von dem Kommer- sienrat, der im Büro/>er großen Buchdruckerei Kamerlingk weilte, sofort empfangen. „Tag, Schwiegerpapa!" Guten Tag, Herr Varon!" Berghammer nahm Platz und begann nachlässig: „Alida ist plötzlich verreist, Schwiegerpapa. Sie hat mir einen Brief zurückgelassen, in dem Sie mich bittet, mit Ihnen zu sprechen. Sie hätte ihre Zukunftsangrlegenheiten in die Hände des Vaters gelegt. Ich verstehe den Brief wicht!" Kühl entgegnete der Kommerzienrat: „Alida wünscht ... die Scheidung und hat mich gebeten, alles mit Ihnen zu regeln " „Die Scheidung? Welch ein Wahnsinn! Das ist doch nicht zu oll-mben." „Doch! Alida wünscht die Scheidung!" „Und was führt sie für Gründe an?" „In erster Linie . . . Vernachlässigung." „Ah, Sie meinen . . . weil ich hin und wieder abends ausgehe . . im Klub bin und so weiter . . . Ist es das?" „Ja, weil Sie die Rächte nicht heim sind." „Ja, das ist ja geradezu kindisch! Man ist doch schließ- lich in der Gesellschaft ... ein gern gesehener Gast. Ich kann mich doch den gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht entziehen. In meinen Kreisen . . „. . . lebt man auch ehrenhaft!" sagte Kamerlingk kalt. „Damit, Herr Baron, kommen Sie mir nicht! Ich verkehre auch in Ihren Kreisen. Ich weiß da zur Genüge Bescheid!" „Was wirft mir Lida vor? Das interessiert mich sehr!" „Sie gaben sich mit Weibern ab!" sagte der Kommer zienrat kalt. „Das ist doch die Höhe! Wer wagt es, diese wahn witzige Behauptung aufzustellen?" „Alida! Und ich unterstreiche sie!" „Herr Kommerzienrat!" brauste der Baron auf. „Ja ... ich behaupte es! Vor fünf Tagen fanden Sie Alidas Brief! Heute kommen Sie! Die fünf Tage haben Sie unter Beobachtung gestanden. Nur fünf Tage, Herr ! Baron,!»berste> haben mir dir: Augen geöffnet über (Ihr schamloses Treiben. Nein, so mache ich nicht mehr mit!? Sie haben das Haus entweiht." „Ich bittet: Schließlich bin ich doch Der Baron von Berghammer . . . natürlich hat man seine Allüren non früher . . . man. ist doch schließlich ein Mann der-' Gesell- , schäft" „Lachhaft, ich kenne soviel ehrenhafte Mitglieder des Adels, denen eine Ehe genau so eine heilige Sache ist, wie anderen. Ihr . . . Stand verpflichtet Sie mehr als er Ihnen Freiheiten gibt, Herr Baron. Sie haben Alida jämmerlich betrogen. Und . . . wollen Sie es leugnen . . . Sie spielen!" „Nicht mehr, als ich verantworten kann!" „Wir wollen sagen ... ich! Denn schließlich habe ich Sie und Alida vollständig unterhalten. Sie werden nicht leugnen können, daß ich in jeder Hinsicht großzügig war. , Aber jetzt hat es ein Ende. Ich verlange die Scheidung!" „Ich weigere mich!" „Hören Sie zu, Herr Baron! Ich will die gütliche Einigung! Nehmen Sie die nicht an, dann werde ich mich nicht scheuen, daß die Sache in die Öffentlichkeit kommt. Schließlich kennt man mich . . . und auch Sie!" „Was soll das heißen?" stieß der Baron hervor und richtete sich steil empor. „Das soll heißen, daß der Kommerzienrat von Kamer lingk sein Leben lang ein ehrenhafter Mann war, daß aber der ... der .. . Baron von Berghammer von den ehren haften Traditionen des deutschen Adels weit abweicht," „Ich verbitte mir Ihre Beleidigungen, Ich werde Sie dafür zur Rechenschaft ziehen."