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Pulsnitzer Tageblatt : 13.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193107132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19310713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19310713
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-07
- Tag 1931-07-13
-
Monat
1931-07
-
Jahr
1931
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 13.07.1931
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Am Montag keine Börse in Deutschland Berlin, 13 Juli. Wie die Telegraphen Union erfährt, haben die Vorstände aller deutschen Börsen angesichts der schwebenden Verhandlungen beschlossen, zumindest den Mon tag von Börsen frei zu halten. Die Maßnahme verfolgt offenbar den Zweck, weitere katastrophale Auswirkungen der langwierigen Verhandlungen, Devisen- und Kopttalcntziehung zu vermeiden. Sachfischer Landtag ISS. Sitzung.) Dresden, 11. Juli. Die Verabschiedung des Siaatsetars. Kurz nach Mitternacht eröffnet "der Präsident Weckel die Nachisttzung des Landtages. Von der Tagesordnung abgesetzt werden die Vorlagen über die Einbringung der staatlichen Weitzeritztalsperren in die „Wasserversorgung Mittelsachsen A.-G."und über eine Änderung des Wassergesetzes. Angenommen wird sodann der Gesetzentwurf zur Änderung des Landesfinanzausgleichsgesetzes in der Fassung des Rechtsausschusses. Es folgt die Abstimmung über acht beantragte Strafverfol- aungen gegen nationalsozialistische und kommunistische Abgeordnete. Bei den Ausführungen des Abgeordneten Böchel (Soz.) kommt cs zu erregten Zwischenrufen durch die Nationalsozia listen. Die Abgg. Dönicke und Lasch (Natsoz.) werden aus der Sitzung ausgeschlossen. Die Unruhe nimmt zeitweise derartige Formen an. daß der Präsident mit der Unterbrechung der Sitzung droht. Abg. Dr. Fritsch fNatsoz.) beantrabt, die Sitzung zu unterbrechen und den Ältestenausschutz emzuberufen, um fest- zustellen, ob der Abg. Dönicke den konservativen Abgeordneten Fritsche bedroht habe. Diesem Antrag wird entsprochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung gibt der Präsident als Ergebnis der Untersuchung bekannt, daß dem Sinne nach Abg. Fritsche bedroht worden sei. Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten wurde sodann die Strafverfolgung der Nationalsozialisten und mit den Stim men der Sozialdemokraten die der Kommunisten abgelehnt. Es folgt dann die dritte Lesung des Etats. Abg. Kastner fSt.-P.) gibt zu dem Kompromitzantrag zum Gesetzentwurf über den Staatshaushalt und die Ent würfe des ordentlichen und außerordentlichen Staatshaushalt- planes für 1931 eine kurze Erklärung; er beantragt, im § 1 des Gesetzentwurfes die Gesamteinnahmen und Gesamtaus gaben aus je 400 023590 Mark und den Gesamtbetrag des außerordentlichen Staatshaushaltplanes auf 27 168 850 Mark festzusetzen. Abg. Siegert (Dnat.) wiederholt die ablehnende Stel lungnahme der Deutschnationalen gegenüber der Regierung Schieck: Die Konsequenz hieraus sei die Ablehnung des Etats. Es seien Vorwürfe gegen die Parteien erhoben worden, die den Etat ablehnen; man habe sie Katastrophenpolitiker ge nannt: aber hier in Sachsen sei keine Katastrophe zu befürch ten. denn die Regierung Schieck sei derart unabhängig, daß sie auch mit einem abgelehnten Etat weiterregieren würde. Kata- strophenparteien aber seien diejenigen, die uns bisher in die Katastrophe htneingeführt haben. Abg. Kunz (Narsoz.): Den Etat, den die sächsischen Sozial demokraten noch vorgestern abgelehnt haben, nehmen sie heute nach den interfraktionellen Besprechungen an. Redner fordert, daß der Landtag sich endlich auflöst, damit mit ihm auch das unpolitische Btzamtenkabinett verschwindet. Für die Deutsche Volkspartei und den Christlich-Sozialen Volksdienst gibt Abg. Dr. Bünger (DVP5 folgende Erklä rung ab: Wir bedauern, daß es trotz aller Bemühungen nicht möglich gewesen ist, eine Beschlußfassung des Landtages über denAb lösun gsv erirag mit der Evang.-Luthe rischen Landeskirche herbeizuführen und daß nicht die Bewilligung der erhöhten Einstellung auch nur auf ein Jahr im Rahmen des Staatshaushaltplanes zu erreichen war. Dennoch können wir es nicht verantworten, den Staatshaus- haltplan abzulehnen, denn die Ablehnung des gesamten Staats haushaltplanes würde in schwerster Notzeit für Staat und Volk die Gefahr einer politischen und wirtschaftlichen Katastrophe bedeuten. Bei dem gegenwärtigen Stande der Beratung könnte jeder Versuch, mehr zu erreichen, nur noch einem partei- taktischen Agitationsbedürfnis dienen. Nach weiterer kurzer Aussprache wird der Etat gegen die Stimmen der Deutschnationalen, Nationalsozialisten und Kom munisten angenommen. Es folgt die zweite Beratung über den Entwurf eines Schlachtviehversicherungsgesetzes. Abg. Kunath (W.-P.) berichtet für den Rechtsausschutz und beantragt, die Regierung zu ersuchen, durch geeignete Maßnahmen auf eine bessere Verwertung des den Freibanken überwiesenen Fleisches hinzuwirken. In der Fassung des Aus schusses wird der Gesetzentwurf angenommen. Abg. Dr. Wallner (Volksr.-P.) berichtet für den Rechts ausschuß über die Verwendung der vom Reiche zur Verbesserung der Rentnerfürsorge überwiesenen Gelder. Der Ausschuß schlägt vor, die Gelder nur noch solchen Bezirksfürsorgeverbänden zur Verfügung zu stellen, die sich nach bestimmten Grundsätzen richten. Dies wird ohne Aussprache angenommen. Finanzminister Dr. Hedrich bittet, die Vorlage über die Durchführung der landwirtschaftlichen Entschuldung nach dem Osthilsegesetz in sofortiger Schlußberatung anzu nehmen. Deutschnationale und Landvolk beantragen, die Einhebungs- stellen für die sächsischen Landessteuern anzuweisen, Steuer- nundungen und Erlaß in vem sür den einzelnen Fall erfor- oerlichen Umfange zu gewähren, befonders aber dann, wenn befürwortende Gutachten der Landberamnasstellen vorliegen; die durch die Osthilse zur Verfügung gestellten, für die Land wirtschaft bestimmten Mittel noch vor der Ernte zur Verteilung zu bringen, sofern sich die Überweisung der Neichsmittel verzögern sollte, im Wege des einstweiligen Vor schusses sächsische Landesmittel möglichst sofort zur Verfügung zu stellen. Ein Antrag der Wirtschaftspartei weist auf die außer gewöhnliche Notlage der sächsischen Wirtschaft in den Grenzgebieten hin und fordert, daß die Umschuldungsaktion sich auch auf die selbständigen gewerblichen und industriellen Betriebe erstreckt. Aussprache wird nicht gewünscht, die Vorlage über die land- wirischastliche Entschuldung und die dazu vorliegenden An träge werden angenommen. Der Präsident schließt diese letzte Sitzung vor den Ferien mit besten Wünschen für gute Erholung. Schluß gegen 6,30 Uhr früh. Erster 11 affentag der deutschen Kavallerie in Dresden Nach der sächsischen Landeshauptstadt kamen am Sonn abend aus Ost und West, Nord und Süd, aus Len Grenzlanden die alten Kavalleristen — man nennt die Zahl von 30 000 — zu ihrem ersten Waffentag. Mit einem NeiterkommerS wurde er am Sonnabend auf dem Konzertplatz des Städtischen Aus stellungspalastes eröffnet. Anter schmetternden Kavallerie fanfaren erschien Generalfeldmarschall von Mackensen in Be gleitung seiner Gattin. Hochaufgerichiet, in der schwarzen Husarenuniform, begrüßte er die alten Kriegskameraden: Ge neraloberst von Einem, die Generäle Graf von Schmettow, Barth, von der Decken, von Stülpnagel, Wöllwarth, Eschborn, Genthe, von Cochenhaufen und viele andere mehr. Oberst leutnant a. D. Freiherr von Hake entbot als erster dem Ge neralfeldmarschall und den anderen Führern der alten Armee, den Vertretern der Reichswehr, denen von Angarn, Schweden und Holland, den Abordnungen der Kriegervereinsverbände und Wehrorganisationen im Namen des sächsischen Kavallerie verbandes herzlichen Willkommengruh. Der große Waffentag sei für unsere sächsischen Kameraden ein hoher Freuden- und Ehrentag. Wir wollen nichts anderes sein als brave deutsche Soldaten, bei denen nicht die Partei oder Konfession, nicht der Rock oder Beruf gilt, sondern nur das eine: Das Hexz auf dem rechten Fleck haben! Aus allen Gauen Deutschlands sind die herbeigeeilt, die fest in der alten Tradition wurzeln und stolz darauf sind, einer Waffengemeinschaft anzugehören,, die die Wahrheit der Vergangenheit verficht. Ansere Ge danken schweifen weit über die heutigen Grenzen des Vater- s landes hinaus und wir gedenken dankbar derer, die in den ? entrissenen Gebieten treu zum Vaterlands stehen. In Wehmut ! gedenken wir aber auch derer, die mit ihrem Leibe die Heimat s schützten und in fremden Landen unter den stillen Hügeln der Ewigkeit entgegenschlummern. Wir wollen nicht von Schuld und Schicksal deutscher Volksgenossen sprechen, sondern uns beugen unter Gottes Vorsehen in dem Bewußtsein, daß wir für größere Aufgaben noch vorgesehen sind. Von dem ersten deutschen Waffentag der Kavallerie wollen wir den uner schütterlichen Glauben an ein zukünftiges, freies, glückliches und mächtiges Deutschland mitnehmen. Generalleutnant von der Decken verlas sodann das vom ehemaligen König Friedrich August eingegangene Telegramm: „Die zum ersten Waffentag in Dresden eingetroffenen Abord nungen der deutschen Kavallerieregimenter bewillkommne ich auf das herzlichste. Besonders aber die bewährten Heer führer aus dem Weltkrieg, Generalfeldmarschall von Mackensen und Generaloberst von Einem, die höheren Kavallerie sowie die Vertreter der österreichisch-ungarischen Armee, an der Spitze Generaloberst Fürst von Schönburg-Hartenstein. — Die stolzen Regimenter, die zum Teil auf eine vielhundert jährige ruhmvolle Vergangenheit zurückblicken und auch die jungen haben im Kriege Taten vollbracht, die uns immer mit Bewunderung erfüllen müssen. Möge der alte Reitergeist und die Kameradschaft sich fortpflanzen auf unsere Jugend, die sich zu meiner Freude zur Pflege des edlen Reitsports in den! ländlichen Reitervereinen zusammengefunden hat. Ein recht frohes Fest Ihnen allen und meinen Sachsen besonders herz liche kameradschaftliche Grüße!" Die Festansprache hielt der Geschäftsführende Vorsitzende des Waffenringes der deutschen Kavallerie Th. Schröder- Bochum. Er bezeichnet es als die Aufgabe des Waffenrings, dafür zu sorgen, daß der deutsche Gedanke wieder in das! deutsche Volk getragen wird, damit es sich einmütig erhebt gegen die Kriegsschuldlüge und den Schandvertrag von Ver sailles. Der deutsche Wehrgedanke muß geweckt werden, und wenn es nicht gelingt, eine allgemeine Abrüstung aller Staaten herbeizuführen, dann muß das deutsche Volk sich das Wehr recht nehmen. Wir alten Soldaten, die den Krieg mitgemacht haben, kennen ihn zu genau, und sind keine Kriegshetzer. Was wir fordern ist ein gerechter Frieden. Das Gedenken an Deutschlands tote Helden wird uns neue Kraft geben, aus zuharren in dr Zeit des Niederganges, der Schmach und Knechtschaft, bis einst der Morgen anbricht, an dem daS befreite Vaterland wieder an den Platz einrückt, der ihm von Gott und rechtswegen gebührt. Als letzter Redner sprach der Vertreter der Kavallerievereinigung Saarbrücken. Alle Herzen der Kavalleristen des Saarlandes weilen heute bei ihren Kameraden. Wir wissen, daß wir den Leidenskelch ganz auskosten müssen, aber wir harren aus und nichts in der Welt wird es fertig bringen, dem Saarländer seine deutsche Gesinnung zu nehmen. Wir sind deutsch und bleiben deutsch,, und wir warten wie ein Kind, daß wir wieder zu unserer lieben Mutter Deutschland zurückkehren können. Verlaßt uns nicht und haltet zu uns wie seither. Deutsch bleibt die Saar immerdar! Nm Sonntagvormittag fand auf der Jlgenkampfbahn ein Feldgottesdienst statt, Lem' auch Generalfeldmarschall hon Mackenfen und die anderen Heerrführer beiwohnten. Hof-, Prediger Keßler skizzierte die Grundpfeiler, auf Lenen ein Volk allein sich aufbauen kann: Gottvertrauen und Disziplin. Dann prägte der alte Soldatenpsarrer das Vermächtnis un serer toten Helden, dieses trutzige „Dennoch", tief in die Herzen der Zuhörer. Im Namen der jungen Reichswehr sprach Ge neralleutnant von Stülpnagel; er ermahnte die alten Kaval leristen, mit dazu beizutragen Laß die alten SoldatentugendeN der jungen Generation erhalten bleiben. Generalfeldmarschall von Mackensen schritt dann mit der Generalität die Front der Standarteneskadron ab. JmAnschluh an den Feldgottesdienst stellten sich dann die Vereine zu Lem großen Festzug. Bevor dieser am Rathaus vorbeimarschierte, versammelten sich die Ehrengäste, an der Spitze Generalfeldmarschall von Mackensen und Generaloberst von Einem, in den Festräumen des' Rathauses, wo sie von Oberbürgermeister Dr. Külz begrüßt wurden. Der Kavallerie tag sei, so sagte dabei Dr. Külz, ein Tag kameradschaftlicher Erinnerung und vaterländischer Gesinnung. Er könne sich den ken, daß übelwollende außenpolitische Kritik in diesem Tage etwas anderes erkennen wolle. Demgegenüber betone er, daß diesem Tage jede politische und kriegshetzerische Tendenz absolut fern liege. Das Ausland werde gut tun, sich daran zu ge wöhnen, daß auch das neue Deutschland die Tradition achte und das verehre, was im alten Deutschland groß war. Er wünsche von Herzen, daß dieser Kameradentag im deutschen Volke das Gemeinsamkeitsgefühl fördern möge. Dr. Külz schlaft mit einem Hoch auf den Generalfeldmarschall von Mackensen als den starken Exponenten deutscher Ritterlichkeit und vater ländischer Gesinnung. Der Generalfeldmarschall dankte für das Willkommen. Auch er betonte, daß es allen fern liege, einen Krieg heraufzubeschwören. Wir wollen für unser Volk und! Vaterland Frieden, aber ein Frieden in Freiheit und Gerech tigkeit und in vollen Ehren. Der Redner schloß mit einem! Hoch auf Dresden. Auf der Freitreppe des Neuen Rathauses nahm der Ge neralfeldmarschall dann den Vorbeimarsch Les Festzuges ab. Anunterbrochen brausten die Hurrarufe zu ihm empor und als der Zug vorüber war, ging die vieltausendköpfige Menge auf dem Rathausplatz nicht auseinander, bevor der alte Heer führer kurz zu ihr gesprochen. Er schloß seine Ausführungen mit dem Hoch auf ein glücklicheres Deutschland. Das gemein sam gesungene Deutschlandlied war das Echo seiner Worte. Nm Sonnabend und Sonntag veranstalteten die ländlichen Reitervereine von Sachsen und der Dresdner Neitverein aüf dem Turnierplatz in Reick und auf der Jlgenkampfbahn eine Pferdeschau mit Fahr- und Reitturnier. Die Veranstaltungen fanden in ihrer vorbildlichen Durchführung und in den präch tigen Leistungen den ungeteilten Beifall der Zuschauer. NM - VMle Ses WsnW MMter Dresden, 13. Juli 1931, 12 Uhr. IO. Frankreich srevt sich Die kritische Finanzlage Deutschlands wird von der Pariser Montagpresse sehr eingehend besprochen. Trotz des sehr zurückhaltenden und ernsten Tones, die im Widerspruch zu der bisherigen überheblichen Art steht, heben die Blätter über Deutschlands Lage mit nicht zu verstehender Deutlich keit hervor, daß man in Frankreich aufatmet, Deutschland nun endlich auf die Knie gezwungen zu haben. Zwar der Besuch des deutschen Botschafters von Hoesch beim französi schen Ministerpräsidenten habe snen tiefen Eindruck hinter lassen. Er habe das Büro des Ministerpräsidenten diesmal mit der Miene eines gebrochenen Mannes verlassen. Die Antwort Lavals auf die Vorstellungen von Hoesch überlassen keinen Zweifel. Der französische Ministerpräsident hat nur kurz wieder darauf hingewiesen, daß sich Frankreich unter den gegenwärtigen Umständen nicht dazu bereit erklären könne, Deutschland irgendwelche Hilfe zukommen zu lassen, ohne daß die bereits bekannten Garantien gegeben würden. Man macht der Regierung den Vorwurf, nicht rechtzeitig dem Rechnung getragen zu haben, da die großen Privat banken der verschiedenen Länder vollkommene Freiheit hätten und daher niemand gezwungen zu werden brauche, helfend einzugreifen, da die Reichsregierung versäumt hat, gleich zu Beginn der Krise die Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet gewesen wären, die Hauptverpflichtungen zu ordnen, und kostbare Zeit verloren sei, die nur unter größten Gefahren wieder eingeholt werden könnte Wenn Deutschland auch vorläufig noch die politischen Maßnahmen zu umgehen ver suchen würde, so werde es später Wohl oder übel darauf zurückgreifen müssen. Die Vertreter der großen Zentral banken könnten im Augenblick nichts unternehmen. Die amerikanische Regierung lehnt ei« Eingreifen ab — sie über läßt die Lösnng Europa Newyork. Nach mehrstündigen Konferenzen zwischen dem Unterstaotssekrelär Hoelsch und einer Gruppe von Finanz leuten unter Führung Owenso liegt folgende Erklärung bereit: Die Stellung der Vereinigten Staaten in der gegenwärtigen Phase der Lage des Deutschen Reiches ist klar. Neber 400 Millionen Dollar wurden für die Wiederingangsetzung der deutschen Industrie und des deutschen Handels im gegen wärtigen Jahr flüssig, die sonst auf das Reparationskonto hier eingezahlt werden müssen. Das ist die einzige Erleich terung in der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Es ist wohl bekannt, daß die Regierung keine Kontrolle über ausländische Kreditpolitik hat, daß sie in einer gesunden Politik zu dem Einfluß der Exekutionsgewalt oder einer Einmischung frei gemacht worden sei. Es sollte nicht vergessen werden, daß die Probleme, mit denen wir unS heute beschäftigen, Europa willkommen sind und daher am besten durch Initiative für uns durch eine Aktion der Be teiligten schnellstens gelöst werden könne. Montagabend findet eine Konferenz über die Finanzlage wie auch über die deutsche Krise statt. Dresden, 13. Juli, 2,20 Ahr nachm. (T.-A.) Die Reichsregierung hat folgenden Aufruf erlassen: Der Hoover-Plan hat der Finanzwirtschaft des deutschen Reiches eine starke Entlastung verschafft und eine große Geld summe, auf deren Weiterbelassung das Reich Ansprüche hatte,, konnte Len Banken zurückgegeben werden. Für die private Wirtschaft aber haben die Wochen, in denen um diesen Plan gerungen wurde, ungeheuren Schaden angerichtet. In die Milliarden gehende Summen, Lie vom Auslande kurzfristig nach Deutschland geliehen wurden, sind angesichts der An sicherheit der Lage zurückgezogen worden. Auch hier ist völlige Beruhigung noch nicht eingetreten. Wenn auch das Ziel sein muh, daß die deutsche Wirtschaft wieder dahin kommt, mit eigenen Mitteln zu arbeiten, so ist es doch jetzt notwendig,, wenn nicht die schwersten Stockungen eintreten sollen, daß weitere Abzüge unterbleiben. Die Bestrebungen der Reichs bank und der Tolddiskontbank sind darauf gerichtet, möglichst langfristige Kredite des Auslandes zu erlangen, um der pri vaten Wirtschaft zu helfen und ihre Notstände zu überwinden. Trotz aller Bemühungen ist im Verlaufe dieses Vorganges eine der größten Bankinstitute, die Darmstädter und National bank inliquidiert worden. Die Reichsregierung erachtet es für ihre Pflicht und der Reichspräsident hat hierzu die notwen digen Vollmachten erteilt, den großen Gefahren, die aus dieser Jnliquilität drehen, zu begegnen. Es handelt sich nicht darum das Vermögen der Bank zu decken, sondern es handelt sich darum, den hunderttausenden von Kunden den Besitz zu er halten und damit ihre Anternehmungen vor der Betriebs einstellung oder gar vor dem Antergang zu retten. Nur aus diesen Punkten wird das Reich für etwaige Ausfälle, die eintreten können, aufkommen. Es ist eine Selbstverständlichkeit,:' daß die Geschäfte der Bank von Treuhändern der Reichs regierung überwacht werden. Irgendwelche Anregelmäßig keiten, die mit den Gesetzen in Widerspruch stehen, sind nicht festgestellt und es kommt darauf an, daß das deutsche Volk in dieser schweren Lage die Nerven behält und nicht durch mangelndes Selbstvertrauen die Ruhe verliert.
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