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Beilage zu Nr. 157 Donnerstag, 9. Juli 1931 83. Jahrgang luirnkn > Lpoiri - zpiki. Allgemeiner Turnverein D.T. Oberlichtenau. Handball Sonnabend, 11. Juli: Oberlichtenau 1. gegen Reichswehr Stettin. Anspiel 7 Ahr abends hier. — Hierdurch wird nochmals auf das obige Spiel hingewiesen. Wir versprechen Unseren Sportfreunden ein gutes und flottes Spiel. Sollte Unsere 1. Mannschaft wieder das wie bisher leisten, so mühte ihnen ein, wenn auch knapper Sieg möglich sein. Am Sonntag, 12. Juli, spielt unsere 1. Mannschaft gegen die 1. Mannschaft von Dürrröhrsdorf. Anspiel 3 Uhr hier. Auch hier dürften die Unsrigen den Sieg erringen. — Wir erwarten, in Anbetracht der interessanten Kämpfe, recht zahl reichen Besuch. E. W. Mitteldeutsches Turnertreffen. Mit dem Thüringer Kreis turnfest wird auch ein Mitteldeutsches Turnertrefsen ver bunden, an dem die besten Dolksturner der Turnkreise Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt teilnehmen. Die Sächsische Turnerschaft entsendet aussichtsreiche Wettkämpfer zu diesem Mitteldeutschen Turnertrefsen, das als Borprobe für die Deutschen Meisterschaften am 9. August in Berlin anzusehen ist, nach Erfurt. Anter diesen befindet sich auch Tübel, Kirschau-Pulsnitz. Das Turner-Strvmschwimmen abgesagt. Das für 12. Juli noch Riesa angesetzte Strommschwimmen der Sächsischen Tur nerschaft ist wegen geringer Meldung vom Kreisschwimmwart der S. T. abgesagt worden. Kreisschwimmfest in Bischofswerda. Am 25. und 26. Juli führt die Sächsische Turnerschaft im Städtischen Schwimmbad der Stadt Bischofswerda ihre diesjährigen Meisterschaften im Schwimmen durch, an denen die Besten aus allen Gauen teilnehmen werden. — Die Mitteldeutsche Rundsunk N.-G. wird einen Ausschnitt dieses Festes am 26. Juli nachmittags als Reportage aus ihre Sender übertragen lassen. Deutsches Damenfinale in Wimbledon, aber . . . Der Damentenniskampf England gegen Deutschland steht nach dem ersten Spieltag in Edgebaston 3:0 für die englischen Damen. Alle drei Spiele wurden von den Engländerinnen überlegen gewonnen; das vierte Match zwischen Frl. Round und Frl. Krah winkel wurde im entscheidenden dritten Satz beim Stande von 3:2 für die Engländerin eines Gewittersturmes wegen abge brochen. Wie Köln „seine" Cilly empfing. Die Wimbledon- Siegerin Lilly Aussem ist in die Heimat bereits zurückgekehrt. Bei ihrer Ankunft auf dem Kölner Hauptbahnhos wurde Cilly Aussem von einer riesigen Menge jubelnd begrüßt. Die junge Meisterspielerin konnte sich der Glückwünsche kaum erwehren, nur mit Mühe wurde ihr schließlich ein Weg zum Auto gebahnt. Das Europa-Finale um den Davis-Cup beginnt. Im Prager Stadion hat die Europa-Schlußrunde um den Davis- Popal zwischen der Tschechoslowakei und England seinen Anfang genommen. England wird von Austin, Perry, Hughes und Kingsley vertreten, während die Tschechoslowakei Menzel, Hecht, Marsalek und Malicek in den Kampf geschickt hat. Metze Zweiter bei der Radrundfahrt durch Frank reich. Die achte Etappe der „Tour de France" führte von Bayonne nach Pau. Diese leichteste der bisherigen Strecken wurde ; n Pelessier gewonnen. Den zweiten Platz belegte der Deutsche Metze. Durch Thierbachs fünften Platz rückte Deutsch land wieder an die zweite Stelle des Nationenklaffements; in der Einzelwertung Pelessier vor Metze. Jack Sharkey will Schmelings Boxerlaufbahn ein Ende fetzen. Sharkey, der immer noch nicht seine Niederlage durch Schmeling im Weltmeisterschaftskampf vergessen hat, er klärte jetzt recht großsprecherisch, daß er darauf brenne, dem deutschen Boxer noch einmal im Ring gegenüberzustehen. Er werde so lange boxen, bis er diese Möglichkeit erreicht habe, und Schmeling dann eine Niederlage auf Lebenszeit bereiten. Den großen Mund hat er ja, ob aber seine Faust ebenso tüchtig jkM wird? Oie große Not in -en Ltnweitergebieten. Landtag und Regierung wollen Helse, Sächsischer Landtag. Fortsetzung der 5 3. Sitzung Für ven Rechtsausfchutz berichtet Abg. Dr. Wilhelm W.-P.j Er beantragt, die Regierung zu ersuchen, gegen die Notverordnung vom 5. Juni 1931 Protest bei der Reichsregierung einzulegen und auf sofortige und grundsätzliche Änderung derselben htnzuwirken mit dem Ziele, daß die untragbaren Belastungen weitester Schichten und die unmöglichen sozialen Härten beseitigt und vielmehr wirkliche Wege zu wtrtschastlicher und sozialer Gesundung er schlossen werden. Weiter soll von der Reichsregierung gefor dert werden, daß die Kriegsschuldenfrage mit dem Ziele der Einstellung sämtlicher Reparationsleistungen in Fluß gehalten wird. Abg. Tögel (Dnat.) vertrat den Minderheitsantrag über die Gültigkeit der Notverordnung, den Staatsgerichtshof an zurufen. Abg Sudentkowski (Natsoz.) begründet einen gleichen Antrag seiner Fraktion. Ministerpräsident Schieck erklärt, er habe schon im Ausschuß die Auffassung vertreten, daß eine Rechtsform mit Hilfe einer Notverordnung verfas sungsrechtlich unmöglich sei. Die Reichsregierung habe ihm die Richtigkeit dieser Auffassung bestätigt. Zu einer Klage vor dem Staatsgerichtshof sei die sächsische Regierung nur soweit legitimiert, als eine Notverordnung in Gebiete eingreife, die durch die Verfassung den Ländern Vorbehalten seien. Abg. Claus St.-P.) erklärt, daß seine Fraktion die Ein stellungen für die Kirche wie bisher bewilligt. Es liege ein Abstimmungsirrlum vor. Abg. Blev (Christl. Volksd.) erklärt, er und sein Partei freund seien der Abstimmung nur ferngebtieben, weil die Klingel zu ihrem Zimmer nicht funktioniert habe. (Große Heiterkeit.) Den Bericht des Rechlsausschusses über die Ablösung gewisser Markanlcihcn der Gemeinden und Gemeindeverbände erstattete Abgeordneter Dr. Wilhelm (W -P.). — Innenminister Richler be merkt. daß die Annahme der Ausschußbeschlnsse die Gemeinden außerordentlich schwer belaste. Dann folgte die Beratung über Kapitel Landwirtschaft sowie über Darlehen für Neu-, Ein- oder Umbauten sowie für den Erwerb von Grundstücken für das landwirtschaftliche Schulwesen. Abg. Haufe (Landv.) beantragt, die entsprechenden Ein stellungen zu genehmigen, ebenso Kapitel Veterinärwesen. I Zu den verschiedenen Anträgen erklärt Finanzminister Dr. Hedrich u. a.: Soweit der Antrag, sämtliche Steuerrück stände landwirtschaftlicher Betriebe im Einheitswerte bis zu 30 OM Mark zu streichen, auch Reichssteuern umfassen soll, ist er nicht durchführbar. N o i st a n d s k r e d i t e sind grund sätzlich zurückzuzahlen. Tie Regierung werde aber aus die wirt schaftliche Lage der Schuldner die gebührende Rücksicht nehmen. * <54. Sitzung.) Dresden, 8. Juli. Das Haus stimmt zunächst ab über Kapitel Kunst zwecke. Beschlossen wird, in die neu zu gründende Sächsische Landcsbühne G. m. b. H. als Gesellschafter einzutreten mit einem Gesellschafterbeitrag des Staates in Höhe von 50 000 Mark. Dagegen wird jegliche Unterstützung des Gewandhauses in Leipzig abgelehnt. Bet Kapitel Slaatstheater wird das Gehalt für den Generalmusikdirektor abgelehnt.— Der Kapitalbeteiligung an der Deutschen Lufthansa wird zu- gestimmt — Kapitel Velerinärwesen, Landwirtschaft, Staats schulden und Iahresremensteuern, Allgemeine Kassenverwal tung werden genehmigt ZurückgestelU wird die Abstimmung über das Laudessinanzausalcichsgesetz. Ter Gesetzentwurf über die Ablösung gewisser Markanleihcn der Gemeinden und Gemeindeverbände wird angenommen. Tie Anträge gegen die Notverordnung werden nach den Beschlüssen des Ausschusses angenommen. Zur Beratung kommen dann einige Anträge wegen Bereitstellung von Mitteln für die Hochwassergeschädigten im oberen Schwarzwasscrtal. Da tn diesen Gebirgsgemeinden schon seit Jahren eine unge heuere Erwerbslosigkeit herrscht, sind diese Gemeinden nicht in der Lage, 'Mittel zur Beseitigung der Unwetterschädcn auszubrtngen Die Regierung wird ersuchl, schnellstens diesen schwer ge schädigten Gemeinden — nauicnilich Nieverjugel, Wittigstal, Erlabrunn, Amontzial und Erla — ausreichende Mittel zur Be hebung der Notlage zur Versttgung zu stellen, ferner bei der Reichsrcgicrung um finanzielle Unterstützung zur Notaltion vorstellig zu werden. Ein weiterer Antrag weist darauf hin, daß zwischen Rabenau und Dippoldiswalde ein schweres Gemilier die Ernte zum größten Teile vernichtet Hai. Tie Regierung wird auch hier ersucht, den Schaden sofort fcstzlisteUen. und, wenn notwendig den Geschädigten Hilse zuteil Werden zu lassen. Eine Reihe von bürgerlichen Fraktionen ließ durch den Abg. Hentschel (W-P.) eine Erklärung abgeben, in der der Regierung Vertrauen entgegcngebrachi wird, daß sie die ihr in diesen Fällen ge stellten Ausgaben mit aller Energie zu lösen bestrebt ist. Die Anträge werden in sofortiger Schlußberatung an genommen, nachdem Innenminister Richter erklärt hatte, daß die Regierung bei ihren Hilfsmaßnahmen für alle An regungen dankbar sein werde. Die Regierung kenne die Not lage und werde mit aller Energie aus deren Behebung hin arbeiten. Hieraus folgt die Behandlung derjenigen Kapitel, die die einzelnen Ministerien betreffen Der Ausschuß legt im wesentlichen die Genehmigung nach der Regierungsvorlage vor, mit Ausnahme der Titel, die sich aus die Dieustbezüge und die Dienstaufwandrcnlschädi- gnngen beziehen, da diese Titel im Ausschuß gcjour-cn be- bouocli worden sind Nationalsozialistische und kommuinslsiche Mindcchettsanlräge verlangen die Streichung von Vcrsügungs- beträgcu der Minister. Die Sozialdemokraten verlangen die Herabsetzung der Ministergrhälter auf 18 000 Mark, die Kommunisten aus 8000 Mark. Nach einem Antrag des Ausschusses sollen die Dicnstauswandscmschädigun- gen um ein Drittel herabgesetzt werden. Abg Dr. Siegert (Dnat.) nimmt grundsätzlich Stellung zur gegenwärtigen Regierung In dem überparteilichen Charakter des Beamtcnkabinctts wie auch in den Persönlichkeiten liege zweifellos die Ge währ für eine geordnete sachliche und untadelige Geschäfts führung. aber darin allein könne sich die Ausgabe einer Landesregierung nicht erschöpfen. Dieser Zustand wirke dahin, daß man versuche, klaren politischen Entscheidungen auszuweichen. Seine Fraktion Werde das Gesamtministerium ablehnen, denn eine Landes regierung, die sich nur von sachliche», nicht aber politischen Gesichtspunkten leiten lasse, sei nur der verlängerte Arm der Brüning Negierung. Die jetzige Entwicklung lause aus eine Reichsresorm aus kaltem Weae Ninons Kamps um Roseuburg Roman aus Dberschlesien von Zohanne» Hollstein * IS5 Denn... das sagte sie Else im Vertrauen ... den konnte sie nicht erriechen. Frau Rosellen war eine gutmütige, alte Seele. Sie ver stand ihren Kram, bildete sich deswegen aber nicht ein, daß es andere nicht noch besser verstehen könnten. Im Gegenteil, sie war ganz Ohr für alles, was ihr Else Neues, Unbe kanntes erzählte. Als sie erfuhr, daß sie gut kochen könne, da war sie Feuer und Flamme dafür, daß ihr Else ihre Künste — was sie eben noch nicht kannte — beibringe. Gemeinsam wollten sie ein Essen kochen, daß sich alle die zehn Finger danach lecken sollten. Am Abend traf Else Willfried auf dem Hofe. Sie grüßte verlegen. Willfried dankte und fragte: „Nun, wie haben wir uns ! eingewöhnt?" „Recht gut, Herr von Kamerlingk. Die Mamsell ist so gut zu mir." „Das ist recht, daß Sie sich gut mit ihr verstehen. Ist ein liebes altes Weiblein. Aber denken Sie daran, daß es Ihre Ferien sind. Sie sollen sich erholen, tüchtig essen und sich nicht zu sehr anftrengen." „Das Schaffen ist mir schon Erholung. Gottlob, ich brauch mal zwei Wochen nicht tippen." „Sie haben es satt?" „Von Herzen!" „Zwei Wochen sind aber eine kurze Zeit!" „Das nützt aber nichts, Herr von Kamerlingk! Die Pflicht ruft wieder! Ich muß verdienen und dann möchte ich Ihnen auch nicht länger zur Last fallen." „Das kommt nicht in Frage, Fräulein Else! Wie wäre es denn, wenn Sie die ganze Tipperei an den Nagel hingen?" „Ja, was soll ich dann tun?" „Ich engagiere Sie! Die Mamsell hat nichts dagegen, davon bin ich überzeugt." Eine Helle Stimme klang von oben. Die Mamsell steckte den Kopf zum Fenster heraus. „Jawohl, Herr! Ich würde mich nur freuen, wenn Sie die Else hier behielten." „Sehen Sie!" sagte Willfried. „Sie haben den wärmsten Fürsprecyer. Bleiben Sie auf Rosenburg, bei Ihrem Vater, der glücklich ist, daß sein Töchterchen an seiner Seite lebt. Ich zahle Ihnen bei freier Station vorläufig 50 Mark monatlich. Wenn Sie hin und wieder für mich etwas auf der Maschine schreiben, dann lege ich auch noch zu. Oder möchten Sie wieder in die Stadt zurück? Wird es Ihnen auf die Dauer zu einsam hier? Vielleicht haben Sie einen Schatz in der Stadt?" Sie wurde rot und schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Schatz, Herr von Kamerlingk, und will auch nicht nach der Stadt zurück ... ich möchte mit Vater erst einmal sprechen." „Schön, Fräulein Else! Sagen Sie mir morgen Be scheid." * Am nächsten Morgen im Stall. Wie immer beaufsichtigte Schaffranz das Melkgeschäft. Als er von dem großen Stall durch die Verbindungstür in den angebauten kleinen Stall trat, da wandte er noch einmal den Kopf. Und die Wut überkam ihn. Denn er sah, wie eben der Schweizer Zolonyci in drei volle Milcheimer Mist warf. Schaffranz stürzte zurück und packte den Burschen, der sich entdeckt sah, beim Arme. „Du Schwein, du verfluchtes!" brüllte er ihn an. Das Gesicht des Polen verzerrte sich. Er riß sich los und im nächsten Augenblick stürzte er mit dein Messer auf Schaffranz. Aber Schaffranz war auf dem Posten. Er, der als Kriminalist ein vorzüglicher Boxer war, streckte ihn mit einem einzigen Schlage nieder, daß er wie ein Mehlsack zusammenknickte. Aber das war das Zeichen zum allgemeinen Aufstand für die anderen Schweizer. Mit einem Schlage waren sie da. Drangen auf Schaffranz ein. Brüllten laut: „Deutsches Schwein! Schlagt ihn tot!" Schaffranz war in einer kritischen Lage. Er retirierte in die. Ecke und wehrte sich der An stürmenden mit wohlgezielten Boxhieben. Immer mehr kamen ihrer. Welches Messer würde ihn treffen? * Willfried beendete gerade seine morgendliche Gymnastik, als das wüste Schreien der Polen, ihr Fluchen und Schimpfen an sein Ohr klang. Wie Trompetenstöße klang es durch die Morgenstille. Willfried ist sich sofort im klaren. Aufstand der Polen!