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03-Drittes-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 23.11.1913
- Titel
- 03-Drittes-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19131123034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913112303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913112303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-23
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
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dem spanischen Minister des Aeußern d« Lema und dem deutschen Botschafter hat. Hundertjahrfeier der UnabhSngiftkeit der Niederlande Anläßlich der Hundertjahrfeier der Unab- hängigkeit der Niederlande erließ die Koni- «in Wilhelmina eine Proklama- tion, in der gesagt wird, daß das Vertrauen derer, welche am 21. November 1813 die Ne- gierung übernahmen, nicht getäuscht worden sei; die Niederlande hätten in jeder Beziehung einen hohen Aufschwung genommen. Die Proklama- tion drückt den Wunsch aus, daß der Friede, die Freiheit und Blüte des Landes keine Unter- brechung erfahren und daß auch in Zukunft die Vereinigung aller Niederländer sich auf die feste nationale Unabhängigkeit gründe. Die Königin hoffe, mit dem Volke zusammen zum Wohle des Vaterlandes zu arbeiten. Eine große Meuterei chinesischer Rcgterungstruppen. Wie ein Telegramm der Deutscherr Kabel- granrrngesellschaft aus S cha n g Hai berichtet, haben die Regierungstruppen der Kialgyiugsorts gemeutert, als ihnen befohlen wurde, sich nach Fukien einzuschiffen. Sie verübten in den Vor orten voir Kiangying Plünderungen und zogen nach dem Süden, anscheinend, um Ver bindung mit aus entlassenen Soldaten zusam mengesetzten Räuberbanden zu suchen. Von Schanghai wurden ihnen Truppen entgegenge schickt. Kriegsschiffe sind zu den Kiangyinforts entsandt worden zum Schutze des Verkehrs auf dem Jangtse. MchMches Hohenstein Ernstthal, 22. November 1913 —i. Viel ist schon über den heurigen gün stigen Herbst und die dadurch bedingte Ent wicklung der Pflanzenwelt geschrieben worden. Als eine Seltenheit dürfte es jedoch zu bezeich nen fein, daß man Mitte November noch Wald beeren sammeln kann. Ein auf der Ostftraße wohnender Fabrikweber konnte am vergangenen Bußtag im hiesigen fürstlichen Walde einen Liter reifer Preiselbeeren zweiter Ernte ein sammeln. Auch hatte er das Mück, noch eine Portion Pilze zu finden, worunter sogar ein großer ausgewachsener brauner Röhrling war. — Solche bedürftige Veteranen,, welche keinem K. S. Militärverein angehören, haben ihre schriftlichen Gesuche um Unterstützung aus den Evcrägnissen der Kornblumen- sPen de an den betreffenden Bezirksvorstqher zu richten. Nach dem 30. November finden sol che Gesuche keine Beachtung mehr. Der Bitt steller muß die Staatsangehörigkeit eines deut schen Staates oder des deutschen Reiches wäh rend seiner militärischen Dienstzeit besessen haben und zur Zeit noch besitzen, im Besitze der bür gerlichen Ehrenrechte und unbescholten fein. — Durch einen ministeriellen Er laß werden die Aerzte erneut darauf aufmerk sam gemacht, daß bei Verunglückungen durch elektrischen Strom die künst liche Atmung sorgfältig und mindestens Mei Stunden lang fortgesetzt werden mutz. Auch den Feuerwehrorganisationen soll eine entsprechende Weisung zugehen. — Siegmar, 21. Nov Verschwunden ist seit gestern früh der hier angestellte Eisenbahn gehilfe L. Wie verlautet, soll der Flüchtige etwa 200 Mark Fahriartengelder mitgenommen haben. — Chemnitz, 21. Nov. Ein Unfall mit tödlichem Ausgange ereignete sich in einem Hause des Marktes. Das 16 Jahre alte Dienst mädchen Römer Ivar in der Küche allein an- we'end, hotte auf dem Gaskocher Kaffee ge wärmt und sich neben dem Kocher auf einen Stuhl gesetzt Wahrscheinlich hat das Mädchen beim Ausdrehen des Gases versehentlich den Hahn wieder zurückgedreht und ist durch das ausswömende Gas betäubt worden. In diesem Zustande ist das Mädchen vom Stuhle gefallen und hat den Gasschlauch mit abgerissen. Als der Dienstherr die Küche betrat, lag das Mäd chen leblos auf der Diele und die Küche war mit Gas angefüllt Die sofort vor'genommenen Wiederbelebungsversuche waren ohne Erfolg. Alle Umstände ließen erkennen, daß hier ein Un glücksfall vorlag. — Crimmitschau, 21. Nov. Wegen eines im nächsten Jahre hier beabsichtigten großzügi gen Heimatfestes wurde hier die Abhaltung eines Kornblumentages abgesetzt. Dafür ver teilten die hiesigen Militärvereine 500 Mark an bedürftige Veteranen und die Stadtverwaltung gewährte 100 Veteranen 30 Mark Ehrengabe, die alljährlich wiederholt werden soll. — Meerane, 21. Nov. Ein verbrecheri scher „Scherz" war vor einiger Zeit in Wald- 'achsen verübt worden. In der Nähe der Thieleschen Bäckerei war eine Wäscheleine in einer Höhe von etwa 80 Zentimeter quer über die Straße gespannt und an beiden Straßensei ten an Zäunen stark befestigt worden. Die Ver- über dieses Unfuges, her leicht recht schlimme Folgen hätte haben können, sind jetzt in jungen Burschen aus Waldsachsen ermittelt worden, die sich nur einen — Scherz machen wollten. Sie sehen ihrer Bestrafung entgegen. — Plauen, 21. Nov. Die ungünstige Lage der Stickerei- und Spitzenindustrie hat einen Rückgang in der Bevölkerung der Stadt Plauen zur Folge gehabt. Seit Anfang Okto ber 1912 hat die Stadt Plauen, deren Bevölke rung sich in ständiger Zunahme befand, durch Abwanderung 3000 Einwohner verloren. Das Bürgerrecht haben im letzten Jahre 811 Ein wohner erworben, auch die Zahl der stimmbe rechtigten Bürger hat mit 234 nur eine un wesentliche Zunahme erfahren. — Johanngeorgenstadt, 21. Nov. Gestern nachmittag wurde die hier an der Karlsbader Straße wohnende Lehrerswitwe Ullmann von einer Dame, die sie besuchen wollte, in ihrer Wohnung erhängt anfgefunden. Juwcht vor den Folgen eines Leidens und längeren Alleinseins soll sie in den freiwilligen Tod getrieben haben. — Freiberg, 21. Nov. Eine Erdsenkung entstand auf der Reitbahngasse unweit des Korn hauses. Die Ursache dürste anscheinend darin zu suchen sein, daß von dem daselbst befind lichen Stadtgraben das Gewölbe nachgegeäen hat und ein Teil in sich zusammcngebrochen ist. — Leipzig, 21. Nov. Der Rat der Stadt hat dem 7. Kongresse des Verbandes zur Be kämpfung der Impfung eine Unterstützung von 300 Mark zukommen lassen. Der Vorstand des ärztlichen Bezirksvereins Leipzig-Stadt hat sich darauf in einer Eingabe an den Rat gewenvet und der Rat hat daraufhin geantwortet, daß er sich durch die Unterstützung niit den Bestrebun gen des Verbandes nicht habe identifizieren wol len. — Nossen, 21. Nov. Das für 1915 hier geplante Sängerfest des Sängerbundes „Saxonia" ist aus 1916 verschoben woyden, da für 1915 in unserer Stadt die Weihe des neu zu er bauenden Rathauses und damit verbunden ein Heimat-sfest in Aussicht genommen ist. — Gera, 21 Nov. Der Eisendreher Her mann Dinger aus Zwötzen bei Gera lauerte heute stütz seiner Geliebten Frida Schuppe aus und feuerte mehrere Schüsse auf das Mädchen ab, die es schwer verletzten. Darauf gaberauf sich selbst 5 Schüsse ab. Er verstarb auf dem Transport nach dem Krankenhause. — Ilmenau, 21. Nov. Die Gemeinde ratswahlen sind hier ähnlich wie in Jena ver laufen: es wurden acht bürgerliche Kandidaten gewählt. Tie Sozialdemokraten verlieren acht Sitze. Die Wahlbeteiligung betrug diesmal 99,6 Prozent. Dem Gemeinderat gehören vom neuen Jahre ab siebzehn Bürgerliche und drei Sozial demokraten (bisher elf Sozialdemkraten und neun Bürgerliche) an. Aeurltks vom Lüge. * Das vergiftete Hochzeits- m a h l. Wie aus Nantes berichtet wird, hat der Direktor des dortigen Instituts Pasteur, Dr. Rappin, durch die Untersuchung der Opfer des vergifteten Hochzeitsmahles in Cholet festgc- stellt, daß die Erkrankung durch einen bisher noch unbekannten Bazillus von außerordent licher Heftigkeit verursacht wurde. Dr. Rappin hat deni von ihm entdeckten Krankheitserreger den Namen Bazillus hyperioricus gegeben. * E i n V e r k a u f d e s „M eteo r". Der Kaiser verlauste den Schoner „Meteor", den vienen dieses Namens, an den Herzog von Arenberg, Leutnant der Kaiserlichen Marine. * Neue Opfer der Fremden legion. Wie die „Rastatter Zeitung" meldet, ist ein Student Tropf, der im letzten Herbst sein A üwrienteneramen gemacht hatte, in Hei delberg Werbern der französischen Fremden legion in die Hände gefallen. Sie haben ihn zuerst bettunken gemacht und sind dann im Automobil mit ihm über die Grenze gefahren. Ferner ist Fremdenlegionwerbern der Unterpri maner Jünger, ein Sohn des Bergwerksbesitzers Jünger in Bad Rehburg, in die Hände gefal len. Er wurde in dem Bade angeworben und befindet sich bereits auf dem Wege über Mar seille nach Afrika. Der Vater hat sich an das auswärtige Amt in Berlin um Hilfe gewandt. Die deuttcbe Botschaft ist angewiesen, sich mit der französischen Regierung wegen der Freilas sung des Jünger in Verbindung zu setzen. * Ein Kohlenlager in Brand geraten. Ein Kohlenlager der Königsberger städtischen Gasanstalt, über eine Million Zent ner Kohlen enthaltend ist durch Selbstentzün dung in Brand geraten. Feuerwehr und Spritzen dampfer arbeiten an der Löschung, die druck; den Westßurm sehr erschwert ist. * S ch i f f s u n f ä l l e in der N o r d- s e e. Von Dienstag abend bis Mittwoch nacht herrsckste auf der Nordsee ein gewaltiger Stutm, dein zahlreiche kleinere Schiffe zum Opfer ge fallen sein dürsten. Es sind auch Menschen leben zu beklagen. Etwa drei Seemeilen von der Wester Tillboje entfernt ist das Wrack eines entmafteten deutschen Schiffes gesehen worden, das fiir die Schiffahrt sehr gefährlich treibt. Man befürchtet, daß die Mannschaft des Schif fes umgekommen ist. Ferner befürchtet man, daß noch mehrere Schiffe mit der Mannschaft Opfer des Sturmes geworden sind, da über ihren Verbleib 'ede Nachricht fehlt. * Das er ste Schiff durch den P a n a m a k a n a l. Der kleine Dampfer „Louise" hat, wie aus Panama gemeldet wird, mit vielen hervorragenden Beamten des Kanals und ihren Gattinnen an Bord, die Ehre, das erste Boot zu sein, das quer durch die Land enge von Panama den ganzen Panamakanal bttrchfuhr. Die Fahrt wurde dadurch ermög licht, daß durch das voin Cucuracha-EvdrUtsch stammende Geröll, welches das letzte die Ver bindung zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean versperrende Hindernis war, ein Kanal hindurchgeführt würde. Bagger find a« diesem Damme tagelang an der Arbeit gewesen und haben jetzt einen 45 Fuß tiefen Durchgang geschaffen. Die Bagger werden nun die Erwe»- tarung des Kanals an diesem Punkte vollenden- kirchliche Müchrichten. s». «hrtstophori Parochie Hohenstein- Ernstthal. Vvm Ib. bis 2i. November 1913. Gelaust: Alma Helene, T. deS Webers Paul Max Gold» schabt Charlotte Elsriede, T. des GeichUtsgehilfen Hermann Max Meißner. Marianne, T. des Schlossers Max Paul Eng. Elisabeth Irmgard, T. des Anstreichers Hermann Bald ritt Müller Ernst Kirl, S. des Malers Friedrich Karl Richter. Arthur Willy, S des Fabrikstnckers Paul Arthur Scheffler. Rolf Gottfried S des Schuh» achers Max Albeit Albani. Marianne Elisabeth, T des Schrisls tzer« Robert Paul Frnzel. Gertrud Frieda, T. der Frieda Helene Sckönf ld. Marie Hilda, T. der -da Pauline Sachse. Rudolf Heinz, S. deS Landwirt» Ernst Albin Neef. Louise Hildegard, T des EisenyändierS Friedrich Aisred Gerhard Rother. Begraben: Tolgeb Sohn des Wirtschaftsgehilsen Ernst Paul Rother. St. Trinitatis-Parochie. Vom IS. bis 21. November 1918. Gelaust: Clemens Alfred, S des Zimmermanns Clemen» Albin Molch Frieda Hildegard T. des Fabrikwebers Fried rich Wilhelm Wolf. Johannes Emil, S. des Frdrtkweber» Paul Funke. Margarete Elsriede, T des Handelsmanns Ri chard Wilhelm Uhlig 1 unehel. Tochter. Beg.oben: Handarbeiler Eduard Herchert, Ehemann, 69 I. 1 unehel. Tochter, 5 M. Oberlungwitz Getauft: Alice Irma T des Maurers Max Paul Aurich. Erich Mar, S. des Straßenbahnschassners Fried: ich Loui» Förster. Ilse Alma, T. des Handschuhfabrikamen Paul Rickard Wörner. Getraut : Der Handarbeiter Hugo R chard Dost mit Au guste Elsa rempel hierselbst. Begraben Der kausmänNische Direktor dcS Elektrizitäts werkes a d. L. Adolf Alexande Augustin, 45 I. 9 M 5 T., zur Beerdigung rach Altenburg übersührt. Am 27. Sonnlag nach Trinitatv, den 23. November 1913, ». Haupiktrche: Vormittags 9 Uhr Predtgigotiesdtenst. Herr Pfarier von Dosky. Kirchenmusik: „Sei still", geistliches Lied sür eine Sopran» stimme mit Orgelbegletiung von Joachim Ruff. Kollekte für die kirchliche Versorgung der evang. Deutschen im Ausland. Vormittags halb >1 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahls. Herr Pfarier von D-Sky. Vormittags 11 Uhr TautgoiteSdienst. Abends 7 Uhr Jungfrauenverein. Abends halb 8 Uhr Sitzung des evang. Arbeitervereins im Forsthause. Montag, den L4. November 1kI3, nachmittags 4 Uhr Miisionskränzchen, abends 8 Uhr Bibeistunde in der Notzunger Schule. Wochenamt: Herr Pfarrer von Dosky. b. Nebenkirche: Vormittags 9 Uhr Predigtgottesdienst. Herr Pastor Schödel. Kirchenmusik: „D»rt oben ist Rub", geistliches Lied für 8stimmigen - inderchor von G. A. Kiaudius. Kollekte sür die kirchliche Versorgung der evang. Deutschen im Ausland. Vormittags halb II Ubr Beichie und Feier des heiligen Abendmahls. Herr Pastor Schödel Gersdorf. Vom 13 bis 19. November. Gelaust: Georg Alfred. S. des B. Georg Paul Reinhold Hampel. Gustav Adolf, S. bcs Feuerman s Friedrich Her mann Aurich. Rudolf He bert S. deS B. Karl Rudolf Nahle. Karl Alfred, <v. des Stellmach-rs Paul Alfred Fiseber. Mariha Elsa, T. des B. Richard Ewald Keller. Hertha Mattha, T. deS B Jakcb Bernklau. Elisabeth Klara Ma rianne T. des B. Wo'demar Haussing. D.ra Hildegard, T. des B. Johann Förtsch. 8 unehel. Kinder Begraben: Rudo f Hans, S. deS Strickers Johannes Ru- vols Friedrich, 3 M. 3 T Totgeb S. deS B. Ernst Emil Werner. Richard Siegfried Weckart, 3 M. 2ft T. Frieda Martha. T des Gartenbesitzers Ernst Emil Obst, 13 T. Christiane Ernestine verw. Friedrich ged. Schwaloe, 7b I. 3 M. 29 T. Klara Gertrud, T. des B. E nst Emil Werner, 2 T E nestine Wilhelmine verw. Uhlmann geb. Weinhold, 75 Z. 7 M. 28 T. Lobsdorf mit Kuhschnappet. Am Totensonntag, den L8. November, Spä kirche, halb 2 Uhr Gottesdienst mit Predigt Kollekte sür die evang, lischen Deutschen im Ausland. ihr gerade nicht wohl dabei zumute. Prinzeß Lvto hatte ihr die Begegnung mit „Baron Schle gel!" gebeichtet, und nun war das arme Birl- hühnchen in tausend Aengften, daß der Baron sich verraten könnte, wenn er erfuhr, mit wem er gestern gesprochen hatte. Was würde dann sür ein Strafgericht über ihr armes Prinzeßchen Hereinbrechen. Am lieb sten hätte sie den hübschen jungen Mann instän dig angefleht, doch um Gottes willen nichts zu verraten, aber das ging natürlich nicht an. So begrüßte sie ihn ein wenig unsicher und befan gen und bat ihn, Platz zu nehmen, Ihre Durch laucht werde sofort erfcheinen. Der Prinz verneigte sich artig und sah mit einem warmen Blick in die ängstlichen Augen des alten Fräuleins. Das war also die heim liche Wohltäterin des armen Prinzeßchens. Er fühlte sofort Sympathie fiir die alte Dame. Ihr kleines, versorgtes und verkümmertes Gesicht er zählte ihm eine ganze Geschichte. So saßen sie nun einander gegenüber und wechselten einige förmliche Worte, während sie einander viel wichtigeres zu sagen gehabt hätten- Es siel Prinz Joachim auf, daß das „Schwarzseidene" schon einigermaßen brüchig ge worden war. Anscheinend bezog Fräulein von Birkhuhn durchaus kein fürstliches Gehalt. Um so mehr war er überrascht, als Prinzeß Renate hereinrauschte. Sie trug ein sehr elegantes und modernes Kleid, das sie in einer langen, pompösen Schleppe hinter sich Herzog. Dieser Anzug verriet in kei ¬ ner Weise die Armut der Prinzessinnen und stach jedenfalls gewaltig ab gegen den mqhr als schlich ten Anzug, den gestern ihre Schwester getragen hatte. In königlicher Haltung nahm Prinzeß Renate seinen Gruß entgegen und quittierte mit herablassender, kühler Höflichkeit. Aber in ihren Augen spiegelte sich doch etwas wie Wohlgefal len an der eleganten, schlanken Erscheinung des Prinzen. Hätte sie gewußt, daß sich hinter die sem Bar'on Schlegell ein Prinz verbarg, wäre ihre Begrüßung wohl weniger herablassend aus gefallen. „Herzog Albert teilt mir mit, daß Sie im Park zu skizzieren wünschen. Sie sind Maler, Herr Baron?" sagte sie, als sie dann dem jun gen Manne steif gegenüber saß. Prinz Joachim hatte aber bei sich konstatiert, daß ihn selten ein Frauengesicht beim ersten An blick so gewaltig abgestoßen hatte, als das die ser Prinzessin Renate. Trotzdem es schön ge schnitten war, machte es einen unangenehmen Eindruck. Hauptsächlich die kalten, halbgeschlosse nen Augen und der verknissene Zug um den Mund mißfielen ihm gründlich. „Eure Durchlaucht verzeihen — Maler bin ich nur sozusagen zu meinem Vergnügen, in meinen Mußestunden. Ich bin Offizier und möchte meinen Urlaub benutzen, uni die mir sehr gerühmten, malerischen Stellen des Parkes zu skizzieren. Wenn Eure Durchlaucht mir gütigst gestatten, werde ich mich möglichst viel im Parke aufhalten, um recht viele Ausnahmen machen zu können." „Da Sie vom Herzog bereits die Erlaubnis erhielten, bedarf es der meinen nicht. Sie kön nen ungehindert aus- und eingehen, Herr Ba ron." „Eure Durchlaucht sind sehr gütig", antwor tete der Prinz, dachte aber dabei das Gegenteil. Wie verschieden die beiden Schwestern waren. Arme kleine Prinzeß Lolo. Wie mußte sie frie ren mit ihrem warmen jungen Herzen neben dieser kalten, hochmütigen Schwester. „Ich Hosse, Eure Durchlaucht in keiner Weise zu stören", setzte er hinzu. Der Herzog hatte in seinem Empfehlungs schreiben Prinzeß Renate gebeten, Baron Schle gell freundlich auszunehmen und ihn in jeder Beziehung entgegenkommend zu behandeln, da er ihm von seinem Freunde, Fürst Egon von Schwarzenfels, warm empfohlen worden sei. So fühlte fich Prinzeß Renate bewogen, das Ge spräch noch nicht abzubrechen. „Sie stören uns keineswegs. Der Park ist groß genug. Sie kommen von Schwarzensels, nicht wahr, Herr Baron?" „Sehr wohl, Eure Durchlaucht!" „Verkehren Sie am Hose zu Schwarzenfels?" „Zuweilen, Eure Durchlaucht." „Ich habe gehört, daß man dort sehr ori ginelle und glänzende Feste feiert. Man sprach am Hofe des Herzogs viel von der Prinzeß Si bylle, die mit Vorliebe solche Feste arrangiert." „^ure Durchlaucht haben recht gehört, Prin zeß S.bylle ist Meisterin im Arrangement origi neller Feste und zugleich die Seele derselben." „Aber sehr verschwenderisch veranlagt, nicht wahr?" Des Prinzen Stirn rötete sich. „Verschwenderisch ist Prinzeß Sibylle nur mit Geist und Gemüt. Ihre Feste sind keine kostspieligen Veranstaltungen, aber sie belebt sie mit ihrer bezaubernden Liebenswürdigkeit und ihrer Geistesfrische. Eure Durchlaucht müßten diese seltene Frau kennen, um sie verstehen und würdigen zu können." Prinzeß Renate maß ihn einigermaßen pi kiert. Seine Worte klangen fast wie eine Zu rechtweisung. „Sie sind ja ein begeisterter Fürsprecher de» hohen Frau", sagte sie mokant. „Haben Sie viel Gelegenheit, in nähere Berührung mit ihr zu kommen?" Prinz Joachim biß sich auf die Lippen. Dann sagte er aber nihig: „Prinzeß Sibylle ist in Schwarzenfels sehr bekannt und beliebt. Man ist allgemein von ihr begeistert." Prinzeß Renate lächelte. Dies Lächeln war sehr- anmaßend und unangenehm. Es trieb Prinz Joachim das Blut in die Stirn. Aber da siel sein Blick auf das ängstliche und betteten« Gesicht des Fräulein von Birkhuhn. Gleich mußte er, einer sonderbaren Jdeenverbindung folgend, an Prinzeß Lolo denken und sein Groll war ver flogen. Was kümmerte ihn diese unangenehme, kaltsinnige Prinzeß Renate. Mit ihr war er fertig. (Fortsetzung folgt.) I-LN« ÄSltdSlS SAPPS Lin Würfel von zu sO Pfg. wird fein zerdrückt, mit etwas kaltem Wasser sorgfältig zu dünnem Brei angerührt und in stark '/, Titer siedendes Wasser gegossen. Nach dem wiederanfkochen 20—25 Minuten bei kleinem Feuer kochen lassen. lVlsn vvrlsntzs susZrUoklleji < I
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