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betonbrücke zu errichten, nachdem Sachverständige sich dahin geäußert hatten, daß die Brücke durch Ein wirkungen des Rostes an Tragfähigkeit erhebliche Einbuße erlitten habe und eine Reparatur sich fast ebenso teuer gestalten werde, wie eine neue Brücke in Eisenbeton. Die Stadtverordneten lehnten die Ratsvorlage ab. Man wies dabei darauf hin, daß auch andere Brücken der Stadt von Sachverständigen als erneuerungsbedürftig bezeichnet worden wären; nachträglich hätte sich aber herausgestellt, daß die Brücken ihren Zwecken noch lange zu dienen vermochten. — Leipzig, 23. November. Der Buchhalters Hugo Besser, der seit dem Jahre 1908 in einer Leipziger Wäschefabrik angestellt war, hatte infolge seiner Spiel- und Wettleidenschaft sich Veruntreu ungen und Kassendlebstähle zuschulden kommen lassen; insgesamt hatte er gegen 1200 Mark unter schlagen und gestohlen. Er ist seinerzeit zu zwei Jahren drei Monaten Gefängnisstrafe verurteilt worden. Um seine Veruntreuungen zu decken, hat Besser in allen möglichen Lotterien gespielt, so auch in der in Sachsen verbotenen Hamburger Skadt- lotterie. Seine Lose bezog er von dem Hamburger Kollekteur Kurt Dittmer, in Firma L. Hagemann. Die Staatsanwaltschaft fand die Korrespondenz Aeueltks vom Lage * Eine Königin, die Tango tanzt. Der Tango ist in Italien hoffähig geworden. So wenigstens berichtet man aus Roni. Die Königin Elena von Italien, die schöne Gemahlin des Königs Viktor Emanuel des Dritten, ist es, die dem Tango zu solchem Ansehen verhalfen hat. Als der König und die Königin soviel von der Bekämpfung und Ver teidigung des Tango gehört hatten, beschlossen sie, sich aus eigenem Augenschein ein Urteil zu bilden, und befahlen zwei zur Aristokratie ge hörende Offiziere, die als Tangotänzer erster Ordnung gelten, zu sich nach deni Schloß Ros sore, wo die königliche Familie sich damals, vor wenigen Wochen, aufhielt. Und der Tango, der vielverlästerte, fand nicht nur Gnade vor ihren Augen — die temperamentvolle Königin, die, wie inan weiß, eine Tochter der „Schwar zen Berge" ist, beteiligte sich selbst am Tanz, ließ sich in seine kunstvollen Formen einweihen — und ist nun die erste europäische Königin, die der Tango als Schutzherrin für sich in An spruch nehmen kann. * Die Hochzeitsgeschenke einer Präsidententochter. Dem Be richt eines amerikanischen Blattes zufolge sind die im „Weißen Hause" zu Washington zur Schau gestellten Geschenke für die bräutliche Toch ter des Staatsoberhauptes Gegenstand des Stau nens und der Bewunderung alle« Besucher. Man schätzt den Wert der zahlreichen kostbaren Gaben auf annähernd 200 000 Mark. Ein Diner-Ser- vice aus massivem Silber, das 180 Stücke um faßt, dürste allein 32 000 Mark gekostet haben. Ferner wurden eine nahezu halbmeterhohe Vase aus purem Golde, ein mächtiger silberner Tafel aufsatz, mehrere silberne Teeservices und köst liches japanisches Geschirr gestiftet. Eine Summe von 20 000 Mark bewilligte der Senat zu einer freien Hochzeitsgabe an Miß Jessie Wilson. * Unschuldig verurteilt. Vor zehn Tagen wurde in München ein 60jähriger, bisher unbescholtener Arbeiter als vermeintlicher Einbrecher in einem Cafee festgenommen und auf zwischen Besser und Dittmer, als Besser in Haft ge nommen wurde. Wegen Lotterievergehens, Einführung der Hamburger Lose nach Sachsen, wurde Dittmer, der wegen gleicher Vergehen schon wiederholt vor bestraft ist, am 21. November vom Leipziger Landgericht zu einer Geldstrafe von 4100 Mark verurteilt. — Großenhain, 23. November. Ein ver wegener Einbruchsdiebstahl wurde nachts in der hiesigen Superintendentur ausgeführt. Vermutlich hatten sich die Diebe abends in das Gebäude ein schließen lassen und sind nachts durch Einschlagen der Türfüllung in die Pfarramtsexpedition einge drungen, wobei ihnen über 100 Mark Bargeld in die Hände fielen. Der herbeigerufene Polizeihund aus Radebeul nahm die Spur bis in die Nähe des Bahnhofs auf. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, die Diebe zu erreichen. — Bautzen, 23. November. Die Stadtver ordneten beschlossen einstimmig eine neue Gehalts staffel der städtischen Beamten, desgleichen die Ge währung von Wohnungsgeld. Das erfordert einen Mehraufwand von rund 48 000 Mark jährlich. — Die Rotlaufseuche unter den Pferden des hiesigen Feldartillerie-Regiments Nr. 28 ist jetzt erloschen. Die Seuche brach im August aus, so das das Regiment am Manöver nicht hatte teilnehmen können. — Bautzen, 23. November. Spurlos ver schwunden ist unter Hinterlassung verschiedener Ver bindlichkeiten, zum Teil von ziemlich >eträchtlicher Höhe, der Pächter der „Lichtspiele" in der Herings straße, H. Trauner. Der Grund zur Flucht ist in völligem finanziellen Verfall zu suchen. Um sich keiner strafrechtlichen Verfolgung anszusetzen, hat er seinen Gläubigern eröffnet, daß er seinen neuen Wohnort demnächst mitteilen und die Schuld nach und nach abiragen werde. — Telschcn (Elbe), 22 November. In Filippsdorf an der sächsischen Grenze vergiftete die Johanna Fischer ihren Geliebten, den Hausbesitzer Rudolf und dann sich selbst. Oben: Nach dein .Nennmando „Einlegen". Unten: sveriig zum Ansrnckcn. Velgfiche Maschinengewehre mit Hunde bespann ung. Schon seit längerer Zeit findet der Hund tätigkeit der Hunde sehr beeinträchtigt wird. Es infolge seiner Intelligenz Verwendung im mili- ist außerdem auch sehr fraglich, ob die Hunde tärischen Dienst. Man hat fast in allen Armeen auf die Dauer den Anstrengungen gewachsen sind, „Kriegshunde" dressiert, die beim Ausstichen von die im Kriegsfälle an sie gestellt werden müssen. Verwundeten usw. gute Dienste leisten. Neuer-! In unseren Breitegraüen ist der Hund, obwohl dings wird der Hund im belgischen Heer auch s das vielfach geschieht, kein brauchbares Zug- als Zugtier benutzt. Man hat dort sehr leichte , tier; bei anhaltenden Märschen aus nassen oder Maschinengewehre eingeführt, die von Hunden s gefrorenen Wegen laust er sich sehr schnell die gezogen werden. Die Hunde sind, wie man auf i Sohlen durch, oder es setzen sich kleine Steine unserem Bilde sicht, außerordentlich starke, breit- s oder Eiöstücke zwischen den Zehen fest, so daß krustige Tiere. Leider unterliegen sic dort auch I seine Marschfähigkeit in Frage gestellt wird, dem Maulkorbzwang, wodurch die Atmungs-s den Eid der Tochter des Cafetiers hin, die ihn unbedingt als den Verdächtigen wiederzuerken- nen glaubte, trotz seiner fortgesetzten Unschulds- ! deteuerungen wegen versuchten Einbruchs zu sieben Monaten Gefängnis und fünf Jahren z Ehrverlust verurteilt. Jetzt hat ein Unter suchungsgefangener jedoch gestanden, daß er auch diesen Einbruch begangen habe. Das Wieder aufnahmeverfahren ist bereits im Gange. * Ein weiblicher Sonder ling. In einem dürftig möblierten, höchst un sauberen kleinen Logis in der Drummondstreet zu London fand die Polizei vor wenigen Tagen eine etwa 60jährige Frau tot auf, die in der Nachbarschalt für eine menschenscheue Einsiedle rin gehalten wurde. Man sah die Alte nur ein mal des Tages zwischen 11 und 12 Uhr vor mittags das Haus verlassen, um Lebensmittel einzukaufen. Sie blieb nie länger als eine halbe Stunde fort. Da sie nun mehrere Tage nicht mehr gesehen wo öden war, erstattete der Haus verwalter Anzeige, nachdem er sich mit Hilfe einer Leiter Einblick in die Wohnung verschafft und festgestellt hatte, daß die Mieterin be wegungslos auf dem Fußboden lag. Die ärzt liche Untersuchung ergab als Todesursache dop pelseitige Lungenentzündung und Gesichtsrose. In der Behausung entdeckten die Beamten unter Lumpen versteckt einen Beutel mit 3400 Mark in Gold und ein Sparkassenbuch über 4000 Mk. Es ließ sich aus einigen Schriftstücken ersehen, daß die Verstorbene May Annie Roberts hieß und einst ein vielbegehrtes Malermodell gewesen ist. Ihr Vater war, wie Nachsorschungen er geben haben, in dem Stadtteil Camden Town als Baumeister tätig. Bisher konnte jedwch nicht ein einziger Verwandter der Toten aufgefun den werden. Sie unterhielt mit keinem Men schen Verkehr und empfing niemals Briefe. * Es muß alles katholisch sein! Die neueste Frucht der katholischen Ab- sonderungsbestrebungen ist ein katholischer Tier schützkalender, welchen der Verlag von F. Schöningh in Paderborn gemeinsam mit dem katholischen Lehrerverband des Deutschen Reichs herausgibt. Hoffentlich ist darin auch berichtet, wie die katholischen Italiener die schändlichsten Tierquälereien begehen. * Flucht aus dem Gefängnis- In Schwitz war vor einiger Zeit unter dem Verdacht der Spionage ein russischer Student W,yczynski verhaftet und in das Gerichtsgefäng nis Graudenz eingeliesert worden. Dann wurde er wieder nach Schwetz gebracht, von wo er jetzt entflohen ist. Die Verfolgung war evgeb- nislos. i Teltower Rübchen. 1^ Pfund der kleinen Rübchen werden sauber abgeschabt und gewaschen. In eigroß Butter bräunt man 2 Teelöffelchen Zucker (doch nur lichtbraun), dün stet darin die Rübchen mit eßlöffelweise zuge gossener Fleischbrühe oder Wasser, stäubt sie mit 1 Löffel Mehl, verdünnt das Gemüse, daß es eine nur leicht gebundene Sauce gibt, schmeckt es mit Salz und weißem oder Cayennepfeffer ab und würzt es, wenn gargekocht, mit 6 bis 8 Tropfen Maggi's Würze. WM MvS WMl. Roman von H. C o u r t h s - M a h l e r. 1tj N..chlnuck verboten. Die Prinzessin hatte sich inzwischen aus den Wunsch des Herzogs besonnen, Baron Schlegell sreundlich aufzunehmen. Sie lenkte ein und be quemte sich zu einigen liebenswürdig sein sol lenden Worten. Prinz Joachim wartete inzwi schen ungeduldig auf Prinzeß Lolos Erscheinen. Als ihn Prinzeß Renale auffvrderte, am nächsten Tage den Tee bei ihr einzunehmen, sagte er hastig zu, in der Hoffnung, Prinzeß Lolo dabei zu sehen. Unrushig lauschte er, ob sie noch nicht eintral. Schon schien es ihm, als wolle ihn Prinzeß Renate verabschieden. Da faßte er einen kurzen Entschluß. „Eure Durchlaucht gestatten gütigst, daß ich auch Ihrer Durchlaucht, Prinzessin Lokandia, meine Auswartung mache. Herzog Albert war so gütig, mich auch Ihrer Durchlaucht zu empfeh len." Birkhühnchen zuckte nervös zusammen. Ihre Angst steigerte sich ins Unbegrenzte. Und Prin zeß Renate kniff die Lippen zusammen. Sie liebte es gar nicht, ihre Schwester in ihrem Sa lon zu sehen, wenn Besuch zugegen war. Indes konnte sie sich im Augenblick nicht aus eine Ausrede besinnen. Lie war überrumpelt worden und wandte sich an Fräulein von Birkhuhn. „Bitte, lassen Sie Ihre Durchlaucht rusen", sagte sie steif. Fräulein bon Birkhuhn erhob sich mit zit ternden Knien und klingelte. Leise gab sie dem eintretcnden Bielke Befehl, Prinzeß Lolo herüber zu bitten. Als diese wenige Minuten später eintrat, stund Birkhühnchen bittend hinter Prinzeß Re nate und heftete ihre Augen wie beschwörend auf das Gesicht des Prinzen. Dieser bemerkte es in des gar nicht. Seine Augen hingen an dem lieblick errötenden Gesicht Prinzeß Lolos. Sw trug ein schlichtes, weißes Waschkleid chen, sah aber trotzdem viel schöner und hold seliger aus als ihre elegant gekleidete Schwester. Aus ihren Augen zuckte einen Moment ein halb schelmischer, halb bittender Blick in die seinen. Kein Zug in seinem Gesicht verriet, was in ihni vorging. Ganz fremd und korrekt verneigte er sich vor der Prinzeß. Birkhühnchen atmete wie erlöst aus, als der kritische Moment vorüber war. Auch Prinzessin Lolo war froh, daß es so gut ablief. Sie hatte doch große Angst ausgestanden, weil sie Fräu lein von Birkhuhn damit angesteckt hatte. Nun zuckte es schon wieder mutwillig uni ihren Mund, während sie mit gesenkten Augen vor ihm stand und einige Worte mit ihm wechselte. Sie amüsierte sich heimlich ganz königlich, wie famos er sich zu beherrschen verstand. Es war wirklich, als erkenne er sie nicht wieder. Verstohlen blickte sie noch einmal in sein Gesicht und sah, wie es einen Moment in seinen Augen aufblitzte. Ein prickelndes Gefühl durch rann ihre Adern. Das Ivar doch einmal ein Erlebnis, ein amüsantes kleines Erlebnis. Fräu lein von Birkhuhn konnte ganz ruhig sein, er verriet sich nicht. Ruhig war Fräulein von Birkhuhn nun zwar noch immer nicht, aber die schreckliche Angst um ihren lieben, unbesonnenen Wildfang hatte sich doch gelegt. Und nun sand sie erst Ruhe, sich den „Baron" einmal gründlich anzusshen. Er war ein gar hübscher, stattlicher Herr. Und seine Augen blickten heiter und gutmütig. Sie konnte es ihrem Prinzeßchen nicht einmal verdenken, daß sie sich gern ein wenig mit ihm unterhalten hatte. Lieber Gott! Das arme Kind wurde ja von allem zurirckgehalten, was ihrer Jugend zu kam. Jedes kleine Bürgermädchen hatte mehr Vergnügen nnd Zerstreuung wie sie. Nie kam sie mit jungen Leuten zusammen. Nein, Birk- Hühnchen hatte niehl das Herz, ihrem Prinzeß chen zu zürnen. Außerdem gefiel ihr dieser Ba ron Schlegell außerordentlich. Ihr gutes Herz fühlte sich zu ihm hingezo gen, weil er ihrem Prinzeßchen eine frohe Stunde bereitet jhatte. Prinzeß Renate merkte nichts von den heimlichen Beziehungen der andern. Sie nahm kaum Notiz von ihrer Schwester, und die ser Baron Schlegell war ihr viel zu unwichtig, um ihm großes Interesse zuzuwenden. Es war ihr einigermaßen unbequem, daß man ihn, des Herzogs wegen, einige Male würde zum Tee bitten müssen. Am meisten ärgerte sie sich darüber, daß sie wohl oder übel bei diesen Gelegenheiten auch ihre Schwester hinzuziehen müßte. Aber sie mußte vorsichtig sein. Man brauchte am Hofe des Herzogs nicht zu erfahren, daß sie ihre Schwester zurücksetzte. Als sich Prinz Joachim wenige Minuten später verabschiedete, wiederholte sie ihre Ein- ladung zum Tee für den nächsten Tag. Wäh rend er zusagte, traf sein Blick noch einmal mit dem Prinzeß Lolos zusammen. Dann ftertteß er das Zimmer. Prinzeß Renate schickte ihre Schwester mür risch in ihr Zimmer zurück und entließ zugleich Fräulein von Birkhuhn, die sich sehnte, ihr „Schwarzseidenes" gegen ihr bequemes Wollkleid einzutauschen. Bielke hielt den beiden Damen, als sie in den Hausflur traten, mit triumphierender Miene ein blitzendes Geldstück entgegen. „Das lM mir der Herr Baron gegeben — und gestern hat er mir gar ein Goldstück ge schenkt. Ein vornehmer Herr", sagte er halb laut, um drinnen von Prinzeß Renate nicht ge hört zu werden. Prinzeßchen und das Birkhühnchen sahen sich lächelnd an und dann sagte die junge Dame hastig:^ „Haben Sie denn den Herrn Baron schton gestern gesehen, Bielke?" „Ei, sreilich, Prinzeßchen Durchlaucht, frei lich. Er stand im Park und sah immerfort hin ter Prinzeßchen her. Und da hat er mich ge fragt, wer die junge Dame wäre, die eben ins Schlößchen ging." Prinzeß Lolo lachte luftig in sich hinein. „Und Sie haben es ihm gesagt, Bielke?" „Freilich, Prinzeßchen, warum sollt ich wohl nicht? Zuerst wollte er es gar nicht glauben und fragte mich, ob ich das auch genau wUßte. Na, und dann hat er mir einen Goldfuchs geschenkt, und heute habe ich wieder so ein schönes Geld stück von ihm bekommen. Das ist ein sehr nob ler Herr, ein sehr nobler Herr." Prinzeß Lolo nickre ihn» lachend zu und zog listig Fräulein V,M Birkhuhn hinter sich hpr. In deren Zimmer angekommen, warf sie sich in einen Stuhl und lachte sich erst einmal herzlich satt. Dann sprang sie auf und drehte die alte Dame im Kreise herum. „Armes Birkhühnchen, da host Du nun um- sonst so viel Angst ausigestanden. Komm, ich will Dir Dein Kleid ausmachen, Du kriegst ja keine Luft. Dir Angst um Deinen Wildfang und das enge Kleid, das ist zuviel auf einmal." Fräu lein von Birkhuhn seufzte erleichtert aus, als der enge Halskragen gelockert war. „Gottlob, daß es so gut übgelausen ist, Kind. Wenn ihm Bielke nicht verraten hätte, wer Du bist, dann hätte es doch schlimmer we» den können." „Ach bewahre, Birkhühnchen, Baron Schle gell kennt sicher das dreizehnte Gebot: „Laß dich nicht verblüffen." Aber schade ist es doch, daß ich sein Gesicht nicht gesehen Habs, als er von Bielke erfuhr, mit wem er im Park spazieren gegangen ist. Nun sage doch, ist das nicht ein amüsantes Erlebnis? Ich bin doch gespannt wie er sich mir gegenüber aus der Affäre zieht, wenn ich wieder mit ihm zusammentreffe." „Du wirst ihn doch nur noch in Gegenwart Ihrer Durchlaucht sehen." „Hoffentlich nicht. Er will ja viel im Park skizzieren. Da werde ich doch manchmal ein Weilchen mit ihm plaudern können." „Aber Kindchen, das geht doch nicht, es schickt sich doch nicht." „Ach Du — nun sei doch nicht so schrecklich pedantisch. Gönne mir doch mal ein kleines Vergnügen. Du kannst ja gerne als damed'hon- neur dabei sein." „Du weißt doch, daß ich jetzt wegen den Komtteesitzungen Durchlaucht immer begleiten muß. Da bist Du dann ost so allein " „Dann nehme ich Bielke als Anslandswau wau mit", scherzte Prinzeßchen übermütig. Im übrigen kannst Du ganz ruhig sein, ich spreche natürlich nur mit ihm, wenn ich ihm zufällig begegne. Mein Gott, andere junge Damen dür fen doch auch nial ein paar Worte mit einein Herrn wechseln." „Du bist aber eine Prinzessin", seufzte Fräu lein von Birkhuhn. „Ach, ich wollte, ich wäre irgend ein kleines Bürgermädchen. Was habe ich davon, daß ich eine Prinzessin bin? In unseren Verhältnissen ist es lächerlich, wenn wir uns so mit Präten tionen umgeben. Renate mag das tun, wenn es ihr Vergnügen macht — mir macht es keines. Sei doch gut, Birkhühnchen, laß mich ein ein ziges Mal so recht vergnügt sein. Ich will schon Deiner Erziehung lwtzdem Ehre machen, das kannst Du mir glauben. Und ich erzähle Dir je des Wort wieder, was wir sprechen — Ehren wort. So — nun steckst Du wieder in Deinem Wollkleid, nun bist Du auch gemütlich." Birkhühnchen konnte den bittenden Augen ihres Lieblings nicht widerstehen. „Aber Durch laucht, Kindchen?" sagte sie hilflos. „Ach, Renate erfährt nichts davon. Ich will sehr vorsichtig sein, das verspreche ich Dir." Was sollte Birkhühnchen tun? Sie konnte nur nachgeben und still bei sich in sorgender Liebe beschließen, ihrem Liebling das harm lose Vergnügen zu gönnen. So oft sie abkom men konnte, wollte sie natürlich ihr Amt als Ehrendame auch bei Prinzeßchen erfüllen. Im übrigen würde Baron Schlegell nicht sehr lange in Weißenburg bleiben. Und es schien ja wirk lich ein sehr netter, junger Mann zu sein. Also gab Birkhühnchen nach und Prinzeß Lolo erstickte sie saft mit ihren Küssen. Vor Uebermut trieb sie tausend Possen. Sie freute sich sehr auf die nächste Begegnung mit Baron Schlegell. (Fortsetzung folgt.)