Volltext Seite (XML)
»Ich »«rd« SU also morgm hier erwarten". Mug Ganten vor. Nur widerstrebend sagte Marga zu, schien es ihr doch, al» mach« sie sich durch diese heimliche Zusammenkunft mit Santen eine» Unrechts gegen ihren Gatten schuldig. Delmenhorst, der erst ziemlich spät am Abend von seinem Ausflug zurückkehrte, bemerkte ihr verstörtes Wesen nicht, und sobald es unauffällig geschehen konnte, suchte Marga ihre Stieftochter auf, die sie noch mit Brief- schiechen beschäftigt fand. »Willst du mir ein paar Minuten schenken, Wally?" sagte Marga in freundlichem Ton. »Ich weiß nicht, was du von mir willst", fuhr daS Mädchen gereizt auf. »Ich bin kein kleines Kind mehr, daS sich am Gängelbande führen läßt. Ich bin erwachsen und kann für mich selbst handeln." »Denke nicht, daß ich mich einmischen will", entgegnete Marga ruhig. »Nur glaube ich, sollte dein Bater wissen, daß Santen da» Her, seiner Tochter gewonnen hat." »Du hast doch Papa nicht» gesagt?" warf Wally »«spannt ein. Floch nicht." Wally» Augen funkelten. »Du willst mich aber ver raten?" Meb sie heftig hervor. »Tür so falsch hätte ich dich nicht gehalten." »Von Falschheit kann hier keine »'ede sein", wie» Marga da» ungestüme Mädchen zurecht. »Ist e» nicht dir Wahrheit, daß Herr Santen dich heiraten will?" »Ja", gab Wally errötend zu. »Nun, dann brauchst du dich doch nicht zu schämen, eS deinem Vater mitzuteilen." Wally warf den Kopf zurück. „Schämen tun wir uns auch nicht. Dir haben mir Angst —" »Wovor?" »Daß Papa sagen wird, ich sei noch zu jung. Außer dem — Paul ist arm." »So? Wie will er dich denn dann ernähren?" ,O, ich habe Gelb", entgegnete Wally stolz. »Genug für uns beide." »Und wenn er dich nur um deine» Gelbe» willen heiraten würde, wa» dann?" „Du hast kein Recht, so zu sprechen!" rief Wally be leidigt. »Paul ist kein Glücksjäger. Er ist so gut und ehrenhaft — ich dulde nicht, daß man etwa» gegen ihn sagt." „Wenn er so gut und ehrenhaft ist, müßte er doch auch danach handeln", wandte Marga ein. »Kein Ehren mann wirbt heimlich hinter dem Rücken der Eltern um das Mädchen, das er liebt. Wie lange wollt ihr un» denn noch in dieser Weis« hintergehen?" »Man braucht seine Herzensangelegenheiten nicht in alle Welt hinauSzuposaunen", gab Wally trotzig zur Ant wort. „Nein, aber dein Vater hat rin Recht, Kenntnis davon zu erhalten. Du weißt ganz gut, Wally, daß du nicht ehrlich handelst. WaS soll nun weiter geschehen? Soll ich deinem Vater erzählen, wa» ich gehört und gesehen habe, oder wollt ihr selbst mit ihm sprechen?" „Paul und mir paßt weder das eine noch bas andere", lautete die kurze Antwort. »Dann mußt du Santen aufgeben", erklärte Marga ernst. »Niemals!" Wally brach in leidenschaftliches Weinen aus, und da all» Versuche, sie zur Vernunft zu bringen, fehlschlugen, so verließ Marga das Zimmer, nachdem sie «ine endgültig« Entschridung für den nächsten Lag ver langt hatte. Am folgenden Morgen erschien Wally nicht an der Frühstückstafel; sie schützt« Kopfschmerzen vor, schrieb aber ein kurze» Billett an Marga de» Inhalts, sie könne Santen nicht aufgrben; wenn er selbst nicht mit ihrem Bater sprechen wolle, möge Marga tun, waS ihr beliebe. Nach reiflicher Überlegung beschloß totere, Santen von dieser Erklärung Wallys in Kenntnis zu setzen und ihn nochmals aufzufordern, offen um ihre Stieftochter zu »erben, fall» er ernstliche Abfichten heg«. Sie traf ihn am verabredeten Ort, ihrer harrend. »Sind Sie bereit, mü meinem Gatten zu sprechen?" fragte sie ohne Umschweife. »Nein, vorläufig habe ich nicht die Absicht, die» zu dm", erwidert« Santin, sich mit v«rschvkintt«n Armen an adeen Baum whnend. „Es scheint, datz Sie lieber im trüben fischen", gab Marga bitter zurück. „Vielleicht wollen Sie sich erst Gewißheit über Wallys Mitgift verschaffen." „Darüber bin ich bereits genau unterrichtet", ent gegnete er in lässigem Ton. »Mein Schweigen hat andere Gründe." „Aber jedenfalls keine rechtschaffenen", entschlüpfte es Marga. „Sie haben ja eine sehr gute Meinung von mir", lächelte er sarkastisch, doch Marga hielt ihm unerschrocken stand. »Ich weiß aus Erfahrung", sagte sie, „daß Sie in allem, was Sie unternehmen, nur auf Ihr Vergnügen oder auf schnöden Gewinn bedacht sind, einerlei, ob Sie dabei andere schädigen. Ich fürchte, Sie werden auch mit Wally Ihr Spiel treiben, und um ihr daS zu ersparen, was ich durch Sie gelitten habe, bitte ich Sie, von ihr abzulassen, wenn Sie nicht ernstlich und offen um sie werben wollen. Jetzt können Sie noch leicht zurücktreten, denn Wally ist fast noch ein Kind und wird Sie bald vergessen." „Da sind Sie im Irrtum", unterbrach Santen sie kühl. »Wally ist kein Kind mehr; sie hängt an mir, und ich liebe sie auch. Sie wird meine Frau werden." „Gut, aber in offener, ehrlicher Weise. Sprechen Sie mit dem Vater des Mädchens; daS ist alles, was ich von Ihnen fordere." Santen zuckte die Achseln. „Ich habe Ihnen bereit» erklärt, daß ich dies vorläufig nicht zu tun beabsichtige." ^Dann dürfen Sie Wally nicht Wiedersehen", rafft« sich Marga zu energischem Widerstand auf. »Ich dulde weder heimliche Zusammenkünfte noch Korresponvenzen und werde beides zu verhindern pissen." Santen lachte spöttisch. ,Si» würden da keine leichte Arbeit haben, denn Wally ist ein Schlauköpfchen." »Das wird ihr nichts nützen" beharrte Marga. „So darf es keinesfalls weitergehen. Ich selbst werde meinem Gatten Mitteilung machen." „Auch aus die Gefahr hin, daß ich ihm Ihre Brief« schicke?" fragte Santen lauernd. „Auch auf diese Gefahr hin", entgegnete Marga mutig. „Meine Pflicht geht mir über alles." Santen schwieg einen Moment. Die Worte der jungen Fran schienen doch einigen Eindruck auf ihn gemacht zu haben, denn er sagte in bedeutend höflicherem Tone: »Wozu uns gegenseitig bekämpfen, Marga? Lassen Sie uns lieber einen gütlichen Vertrag schließen. Gedulden Sie sich acht Tage, und wenn ich bis dahin nicht mit Delmenhorst gesprochen habe, so steht es Ihnen frei, dies zu tun. Geben Sie mir eine Woche Frist, dann bleiben auch die Briefe aus dem Spiel und werden möglicherweise sogar vernichtet." »Warum eine Woche?" sagte Marga zögernd. ,O nur, um inzwischen meine eigenen Angelegenheiten sowie meine Aussichten für die Zukunft in Erwägung zu ziehen." „Wollen Si« mir versprechen, Wally während dieser Zeit nicht zu sehen?" Santen überlegte. „Nun gut", sagte er mit leichtem Widerstreben, „wenn Sie eS durchaus wünschen, will ich es versprechen." »Ich weiß nicht, ob ich recht handle", äußerte Marga noch immer zögernd, »doch — sei es denn! Unter der Bedingung, daß Sie Wally acht Tage lang fern bleiben, will ich Ihnen die Frist bewilligen." »Abgemacht!" nickte Santen, über dessen Züge ein be friedigtes Lächeln huschte. Ich werde daS Fräulein also jetzt nicht sehen, werde ihr auch keinen Brief außer durch Ihre Hände senden, und am Schluß der Woche soll Delmen horst alles «rfahren. Sind Sie nun zufrieden, Marga? O, Sir brauchen nicht die Stirn zu runzeln", fügte er hinzu, als er sah, wie unangenehm es sie berührte, daß er fie bei ihrem Vornamen nannte. »Sie gaben mir doch «inst die Erlaubnis, Sie Marga zu nennen." War es Zufall, war es Absicht, daß er diese letzten Worte fast überlaut sprach? Marga erschrak ersichtlich, denn im selben Augenblick« tauchten an der Mauerecke zwei Herren auf, di« den letzten Satz gehört haben mußten. Und noch mehr erschrak sie, als sie in den beiden Gestalten ihren Gatten und dessen Schwager erkannte. Sprachlos, im höchsten Grade ver wirrt, stand sie da. Sie gewahrte daS Erstaunen in Delmenhorst» Zügen, und mtt heißer Beklemmung sagt«