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Nr 9s. Unterhaltungs-Beilage ,s,s. zum hohenstein-Ernstthaler Tageblatt Arntsblcrtt. Erscheint wöchentlich zrveinral. — ... .. —^.^>1. . Druck und Verlag von Z. Ruhr Nachfolger vr. Alban Krisch, tzohenstein-Lrnstthal. Das Glück von DelmenkorU Roman von Marie Walter. lNachdruck verboten.) dürfen; außerdem Ihren Beistand, Delmenhorsts Eiw (S. Fortsetzung.) .Wer? Gustav?" .Ich glaube, ja." „So ist er auch mitbeteiligt?" entfuhr es Marga in schmerzlichem Ton. „Was wird der Vater von seinen Kindern denken?" „Gustav weiß nicht, daß seine Schwester mit mir zu sammentrifft", erklärte Santen rasch. „Er denkt, sie war bis jetzt bei der armen Frau in Lesum. Ihr Zorn kann also nur Wally und meiner Wenigkeit gelten." „Ich habe allen Grund, Ihnen kein Vertrauen zu schenken", sagte Marga nach kurzer Pause; „nimmermehr aber hätte ich gedacht, daß Sie gerade Wally zum Gegen stand Ihrer Aufmerksamkeiten machen würden, um viel leicht nachher — ihr Herz zu brechen. „Wie einstmals das Ihrige?" ergänzte Santen un verfroren. „Übrigens — von gebrochenem Herzen hat man bei Ihnen nichts gemerkt. Sie haben sich rasch genug getröstet. Daß uns ein widriges Geschick trennte, war bedauerlich, ist aber doch gewiß kein Hindernis für mich, mit Ihrer Stieftochter zu verkehren. Wally ist hübsch; sie gefällt mir, und wir sind bereits die besten Freunde. Ein kleiner Flirt wird ihr sicher keinen Schaden zu- fügen." „Ich kann es aber unter keinen Umständen gestatten", fiel Marga energisch ein. „Gut, so ioll es unterbleiben", lautete die spöttische Antwort. „Überdies ist es ja kein Flirt mehr, denn Wally hat eingewilligt, die Meine zu werden." „Und Sie wagten es, ihr Herz zu gewinnen, bevor Sie mit dem Vater gesprochen hatten?" rief Marga vor wurfsvoll. „Sie bestanden doch damals auch nicht darauf, daß ich erst bei Ihrem Vater anfragen sollte, Marga", gab Santen ironisch zurück. Die junge Fran richtete sieb stolz auf. „Sie vergessen, Herr Santen", wies ne ihn schroff zurecht, „daß Sie die Gattin des Freil.errn von Delmenhorst vor sich haben." Santen lachte abermals. „Seien Sie doch nicht gleich so hitzig, Marga", sagte er mit versteckter Bosheit. „Ich wollte Sie durchaus nicht beleidigen, freue mich sogar, daß Sie eine so gute Partie gemacht hoben. Delmenhorst ist allerdings ein steifer alter Kerl, sehr eifersüchtig und mißtrauisch, nicht . . . ? Das war er auch schon, als seine erste Frau noch lebte." „Ich wünschte mit Ihnen über Fräulein von Delmen horst, nicht über meinen Gatten zu sprechen", unterbrach ihn Marga ungeduldig. „Nun gut, sprechen^ wir von Fräulein Wally", lenkte Santen ein. „Sehen sie, die Kl-ine hat mich gern, und jeder Widerwruch von Ihrer Serie würde sie nur noch eigenwilliger macken. Sie bat versprochen, mich zu heiraten; da sie aber noch iebr jung ist, so habe ich durch aus keine Eile, möchte edoch vorerst noch keine feste Ver lobung. Ich verlange weiten nichts als die Erlaubnis, in Ihrem Hause zu verkehren und Wally zuweilen sehen zu nnlligung zu erlangen." „Glauben Sie etwa, mein Gatte werde seine Zu stimmung geben, wenn er erfährt, daß Sie heimlich mit seiner Tochter zusammengekommen sind und hinter seinem Rücken um sie geworben haben?" „Nein, das glaube ich nicht", gestand Santen offen ein. „Er braucht es ja aber nicht zu wissen. Niemand wird es ihm verraten, falls Sie es nicht tun." „Ich werde es ihm sagen." „Gut, wundern Sie sich aber nicht, wenn ich mich dann verteidige." „Auf welche Weise?" „Indem ich mir gewisse Charaktereigenschaften Ihres Gatten zunutze machen werde. Es wäre ein leichtes, ihm einzureden, daß Sie, wie es zweite Frauen manch mal tun, Ihre Stieftochter bei ihm verleumden wollten, daß Sie selbst früher ein kleines Verhältnis mit mir hatten und es natürlich Ihre Eitelkeit kränke, sich durch eine andere ersetzt zu sehen. Auch dürfte es eine inter essante Neuigkeit für Delmenhorst sein zu erfahren, daß sein Weibchen früher einmal einem anderen Manne sehr hübsche, zärtliche Liebesbriefe geschrieben hat." Diese versteckte Drohung erfüllte Marga mit jähem Erschrecken. „Sie werden ihm das nicht sagen", murmelte sie, kaum wissend, was sie sprach. „O wohll" entgegnete er mit boshaft glitzernden Augen. „Mir scheint, Sie haben ihm nicht völlig reinen Wein über Ihr vergangenes Leben eingeschenkt. Eigent lich sehr klug gehandelt! Delmenhorst gehört nämlich zu denen, die nie verzeihen und auch nie wieder Vertrauen schenken, wenn sie sich einmal betrogen sehen." „Ich habe ihn doch nicht betrogen", warf Marga ein. „Das hab» ich auch nicht behauptet", gab Santen ruhig zurück. „Ich meine nur, daß Sie es bereuen werden, wenn Tie meine Pläne durchkreuzen. Stellen Sie mir nur kein Hindernis in den Weg, sonst schicke ich Ihre Briefe an Delmenhorst." „Er würde sie nicht lesen." „O doch!" behauptete Santen. „Und selbst wenn « eS auch nicht täte, so bliebe doch immer ein Verdacht, ein Mißtrauen in ihm rege. Als Ihr Freund kann ich Ihnen nur den wohlgemeinten Rat geben, es nicht dahin kommen zu lassen." Sie schwieg, den Blick zu Boden gelenkt. Santen beobachtete sie eme Weile, im stillen überzeugt, sie seinem Willen gefügig machen zu können. „Es wird spät", brach er endlich das Schweigen. „Ich will Sie nicht drängen, Marga, denn dre Sache bedars der Überlegung. Wollen Sie mir bis morgen nachmitiags Antwort geben?" Marga willigte ein. Sie hielt es für geratener, erst mit Wally zu sprechen, bevor sie irgendwelche schritte unternahm. Vielleicht würde das junge Mobben ihr aus freien Stücken vertrauen und ielvst eme gmllche Lösung wünschen.