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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 19.11.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19131119024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913111902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913111902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-19
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
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Ms dem Seiche. Kokowzew in Berlin. Der russische Ministerpräsident Kokow zew hat seinen angekündigten Berliner Besuch auSgeführt und weilt, wie wir meldeten, seit Montag in den Mauern der Reichshauptstadt, von einem Empfang auf dem Bahnhof ist mich diesmal abgesehen worden. Nur der frühere Botschaftsattaches Nexküll, der vorübergehend nach Berlin abkommandiert ist, und der Chef der russischen Finanzagentur Staatsrat v. Mül ler hatten sich mit einigen Herren von der rus sischen Kolonie eingefunden. Mit seiner Gattin und seiner Tochter und dem Direktor im Finanz ministerium Dawidow verlieh Kokowzew seinen Wagen, tauschte einen kurzen Grütz und ging, vom Publikum unerkannt und unbeachtet, zum Bahnhofsausgang. Den Vormittag benutzte Kokowzew, um den russischen Botschafter sowie Herrn v. Bethmann Hollweg zu be suchen. Im Reichskanzlerpalais hatte er schon mit dem Kanzler eine mehr als einstündige Unterredung, und abends fand beim russischen Botschafter ein Diner statt, das der Reichskanz ler am Dienstag erwidern will. Mittwoch mit lag fährt Kokowzew nach Potsdam, wo er vom Kaiser empfangen wird, um diesem noch persönlich seinen Dank für die Verleihring des Schwarzen Adlerordens auszusprechen Der Kaiser gegen den Tango In den letzten Tagen hat der Kaiser sei ner Abneigung gegen den Tango durch eine Kabinettsorder an die Regimentskom mandeure rind Korpskommandanten Ausdruck gegeben. In dieser Kabinettsorder heißt es: „Die Herren von der Armee und der Marine werden hierdurch ersucht, in der Uniform weder Tango, noch One- oder Two- step zu tanzen und Familien zu meiden, in denen diese Tänze aufgeführt werden. Zu widerhandelnde gegen dieses Verbot werden mit Strafe s of ortig er Dienstentlas- sung bedroht." Auch andere, dem Hofe nahestehende Kreise wollen vom Tango nichts mehr wissen. Auf einem Wohltätigkeitsfest wollte sich auch Frl. Hansi Arnstadt vom Königl. Schauspielhaus an der Tangokonkurrenz beteiligen. Vorsichtiger weise erkundigte sie sich aber vorher darüber, wie der Generalintendant über den Fall dachte. Gras v. Hiilsen-Häseler hat sich auf diese An frage der Künstlerin gegenüber dahin geäußert, datz er ihr diese Beteiligung zwar nicht verbie ten könne, sie aber davor warnen möchte. Die Welfenpartei in Hannover. Die erste Kundgebung der hannoverschen Welfen nach der Thronbesteigung des Herzogs Grnst August sand am Sonntag abend in Lin den vor Hannover statt. Der deutsch-hanno versche Wahlverein für den 8. hannoverschen Reichstagswahlkreis feierte den Gebuirtstag des Herzogs E r n st A u g u st zu Braun schweig und Lüneburg. Nachdem der Festred ner, der welfische Reichstagskandidat Langwost, den Nattonalliberalen Kampf bis aufs Messer angesagt hatte wegen ihrer Haltung in den politischen Ereignissen der letzten Wochen, «klärte er, datz sich an der Kampfstellung der welfischen Partei nichts geändert habe; nur der Herzog von Braunschweig scheide aus der Agi tation, und die Taktik Wedde verändert werden. Es gehe aber in alter Weise vorwärts für Hannovers Recht und Freiheit. (Tosender Bei fall.) Der nächste Redner, Redakteur Konrich, betonte, daß die vielen Bemühungen der Geg ner durch den ersehnten Verzicht nicht belohnt wurden. Der Kamps um Fürsten!echte, Volks rechte und Landesrechte, zusammen geführt in dem unabänderlichen Streben für Hannovers Selbständigkeit, seien nie trennende Begriffe. Unversiegbar sei die Hoffnung, die in dem Spruch „Recht mutz doch Recht bleiben" ausge- dimckt werde. An den Herzog von C u m- berland sandte man folgendes Tele gramm: „Viele hundert zu festlichem Kom- mers in Linden vereinigte treu hannoversche Fitauen und Männer bringen Eurer Königlichen Hoheit ehrerbietigst Huldigungsgrüße dar. Froh- bewegten Herzens blicken sie nach der Stadt des Löwen und harren in felsenfester Treu« der Stunde, da das Recht auch in Hannover seinen Siegeslauf nimmt." König Ferdinand in Koburg. König Ferdinand von Bulgarien ist gestern vormittag unerwartet in Koburg eingetroffen. Sein Besuch trägt lediglich pri vaten Charakter. Der König ließ am Grabe seiner Eltern einen Gedächtnisgottesdienst abhal ten, an dem er inkognito teilnahm. Ein Nachspiel zur Kelheimer Jahr hundertfeier. Die „Bayrische Staatszeitung" beschäftigt sich offiziös mit den Mitteln für die Kelhe i- m e r Feier und sagt: „Freiherr v. Hertling hat im Finanzausschuß gelegentlich der Erörte rung über die Lage der Zivilliste bemerkt, daß an die Veranstaltung der Kelheimer Feier über haupt nicht hätte herangetreten werden können, wenn nicht ein patriotisch denkender Mann die notwendigen Mittel zur Ver fügung gestellt hätte. Diese Feststellung ist von verschiedenen Seiten als dem Ansehen der Krone abträglich bezeichnet worden. Eine derartige Kritik geht noch von einer ihrigen Voraussetzung aus. Die Kelheimer Jahrhun dertfeier ist nicht eine festliche Veranstaltung des bayrischen Hofes gewesen, sondern eine vater ländische Gedächtnisfeier, an der Vertreter aller Volksweise teilgenommen haben und der die Anwesenheit unseres Kaisers und der übrigen deutschen Bundesfürsten einen besonderen Glanz verliehen hat. Es war keine höfische, sondern eine ausgeprägt politische Feier, die dartun sollte, daß Bayern sich mit freudigem und auf richtigem Verständnis an den Ehrungen betei ligt, die im deutschen Vaterlande dem Gedächt nis der Helden der Befreiungskriege gewidmet sind. Wenn in Boyern sich ein Mann gefun den hat, der für einen solchen edlen und im besten Sinne des Wortes vaterländischen Zweck die Mittel zur Verfügung stellte, so gereicht dies ihm and unserem Vaterlande zur Ehre." Ein Dementi aus Zaber«. Leutnant v. Fokstner in Zabern, bekannt durch die jüngsten Vorgänge, sollte die ser Tage einer Meldung des „Elsässer" zufolge in der Jnstruktionsstunde seinen 22 Rekruten, unter denen sich übrigens 13 Elsässer befinden, gesagt haben: „Meinetwegen könnt Ihr auf die französische Fahne . . ." Diese Nachsicht gab zu lebhaften Kommentaren in der reichsländischen Presse Anlaß, ist aber unrichtig Wie wir heute aus bester Quelle erfahren, wurde aus die Nach richt des „Elsässers" sofort eine Unter suchung eingeleitet. Die kriegsgerichtliche Ver nehmung sämtlicher Beteiligten hat dabei er geben, daß Leutnant v. Forstner lediglich seine Leute vor der Fremdenlegion warnte und dabei sagte: „Auf den Dienst in der Frem denlegion könnt Ihr meinetwegen . . . ." Von der fvanzösischen Fahne war während der gan zen Stunde mit keinem Wort die Rede. Gegen die Verbreiter der unwahren Behauptung wird Strafantrag gestellt. «eine „Wackes" mehr. Die „Köln. Ztg." hat aus guter Straß burger Quelle erfahren, daß die Antvendung des Wortes „W a ck e s" beim Militär im Elsaß streng verpönt werden wird. 10 veutfche Fremdcnlcqionäre geflüchtet. Mit dem Dampfer „Winfried" trafen in Hamburg drei Fremdenlegionäre ein, die in Port Said vom dortigen deutschen Konsul an Bord gebracht wurden. Die Leute sind i I. 1912 freiwillig in die Legion eingetreten; sie wurden nach Oran geschickt, wo man sie ein stellte. Im Oktober d. I. sollten sie nach Ton- king kommen. Im Suezkanal sind 10 Deutsche und ein Italiener über Bord gesprun gen Die Deutschen stellten sich in Port Said dein deutschen Konsul, der sie einstweilen dort behielt und drei von ihnen nach Hamburg sandle. Mit dem nächsten Dampfer kommen die übrigen sieben an. Uns 6rm Uuslandk. Die Notlage der böhmischen Lehrerschaft. In Budweis hat eine Versammlung von über tausend deutschen und tschechischen Lehrern Südböhmens stattgefunden, in der die Nottage der Lehrerschaft besprochen wurde. Schließlich wurde vom Vorsitzenden die Frage gestellt, ob die Lehrerschaft bereit sei, zur Er- kämpfung einer Gehaltserhöhung zum Mittel der passiven Resistenz im Schulunteryicht zu greisen. Die Frage wrqrde einstimmig be jaht. Kein Einfuhrverbot deutscher Zeitungen in Rußland An amtlicher Stelle in Petersburg wird auf Anfrage midzeteilt, daß ein Einfuhrver bot deutscher Zeitungen nach Ruß land im Ministerium des Innern sowohl wie im Ministerium des Aeußeren nicht be kannt ist. Die dahingehende Meldung der „Köln. Ztg." aus Sosnowice dürfte aus einem Irrtum beruhen. Ein Dokument der französischen Gehässigkeit. Der Generalagent der „Compagnie Generale Transatlanttque" in Bordeaux hat von dem Kommandanten des Dampfers „Lutetia" aus Rio de Janeiro ein Kabeltelegramm erhal ten, nach welchem man einen beträchtlichen Was serabfluß durch eine Badeeinrichtung an Bord des Schiffes bemerkt habe, und daß zwei Ka- binem'tewards von deutscher Herkunft in dem Badesaal gesehen worden wären, in welchem sich die Badeeinrichtung befindet, deren Wasser hähne sie offengelassen haben sollen. Da aber die Untersuchung der Sache durch den französischen Konsul und den Kommandanten keine Beweise ergeben hätte, daß es sich dabei um „Sabotage" (?) handle, so sei beschlossen worden, die beiden Stewards auszuschiffen und mit dem Dampfer „Bretagne" heimzusenden. Der Unterstaatssekretär der Marine soll über den an geblich auf dem Dampfer „Lptetia" vorgekom- menen Sabotageakt eine um so strengere Unter suchung angeordnet haben, da erst vor etwa 14 Tagen von einem Arbeiter auf demselben Schifte eine ähnliche Sabotage verübt worden war, in dem derselbe das Oelreservoir öffnete und drei- tausend Liter Oel auslaufen ließ. Verschiedene Blätter Knüpfen an diese Mel- düngen gehässige Bemerkungen an gegen die deutschen Schiffahrtsgesellschaften. Man schließt aus den Vorkommnissen, daß die deutschen Ree dereien aus Eifersucht gegen die französische Konkurrenz die Sabotage planmäßig organisiert hätten. So lächerlich diese kindische Ge hässigkeit an sich berührt, so bezeichnend ist sie anderseits für die gleichbleibende Gesin nung der französischen Hetzer, die auch den ge- ringfiigigsten Anlaß ausnützen, um ihrer deutsch feindlichen Stimmung Lust zu machen. Wie nützlich wäre für die gallischen Hitzköpfe von Zeit zu Zeit ein kalter Wasserstrahl! Die Ereignisse in Mexiko. Huerta wiederholte in einer Kabinetts sitzung den Ministern gegenüber seine Erklärung, sah er nicht zurücktreten werde, datz es sich für ihn um Leben und Tod handle und datz er das Spiel zu Ende spielen werde. Der zur'.ickgetretene Minister des Aeutzern, AlLape, hat sich nach Veracruz begeben. Er wurde von 200 Soldaten begleitet. Wie erklärt wird, wird er nach Frankreich gehen und wahrscheinlich an.» stelle de la Barras Gesandter in Paris werden. Er war der Führer der Gruppe von Ministern, die überzeugt waren, daß es besser wäre, wenn Huerta wenigstens einen Teil der amerikanischen Forderungen, die seine völlige Ausschaltung von der Macht enthielten, zugestände. Aldape war der einzige, der den Mut hatte, über die inter nationale Lage offen mit Huerta zu sprechen. Aus Mexiko wird gemeldet, daß ein Mil i- r ä r z u g, der am Sonntag vor einem Per sonenzuge die Strecke entlang fahren wollte, zwischen San Louis und Siltillo mit Dyna mit in die Luft gesprengt wurde. 6 0 Soldaten wurden getötet oder verwun det. Es ist dies der fünfte Eisenbahnzug, der! in diesem Distrikt während der letzten Wochen in die Lust gesprengt wuvde. Sächsisches Hohenstein-Ernstthal, >8 November l913. — Von verschiedenen industriellen Betrieben der hiesigen Gegend ist in neuerer Zeit wieder- holt die Beobachtung gemacht worden, datz A r- deiter ausländischer Herkunft, darunter z. B. Russen und Polen, um Arbeit nachsuchen, denen es zweifellos nicht so sehe darauf ankommt, hier Beschäftigung zu finden und sich ihren Unterhalt zu verdienen, als viel mehr die Betriebe selbst und allerhand Fa brikgeheimnisse genauestens kennen zu lernen und dann zum Schaden der deutschen Industrie in ihrer Heimat zu verwerten. Industrielle feien vor der Einstellung derartiger Personen gewarnt. — Lugau, 17. Nov. Vorige Woche wurde, wie wir meldeten, im oberen Orte öfters eine weiße verschleierte Gestalt gesehen. Dieser Tage ermittelte man in diesem „Gespenst einen „Lipper" aus einer hiesigen Ziegelei. Es machte ihm Spaß, die Einwohner zu erschrecken. Dieses Handwerk wurde ihm aber bald gelegt. — Aue, 17. Nov. Eine geradezu un menschliche Behandlung ließ ein in der Wehr- straße wohnhafter Arbeiter seinem Söhne zu teil werden. Der Mann kam gestern spät nach Hause und zwar in völlig betrunkenem Zu stande. In seiner Wohnung verübte er einen unglaublichen Spektakel, so daß seine Ehefrau es vorzog, sich zu entfernen, um nicht der Bru talität des Wüterichs anheim zu fallen. Die Wut richtete sich nun gegen den Jungen, den er so unmenschlich verprügelte, daß er dabei einen dicken Spazierstock auf ihm zerschlug. Um weiteren Rohheiten zu entgehen, sprang dev Junge, nur mit dem Hemd bekleidet, aus einem Fenster des ersten Stockwerkes hinab, wobei e» wie durch ein Wunder heil davon kam. Desto är^er aber hatte ihm die Mißhandlung durch den Vater mitgespielt, wie die ärztliche Unter suchung ergeben hat. Tie Polizei nahm sich einstweilen des unglücklichen Kindes an, gegen den gewalttätigen Vater ist Strafanzeige erstat tet worden. Chemnitz, l7. Nov Nin Sonmaa noch- mittag wurden, wie mir ichon andentend meldeten, die Inhaber der hiesigen Firma Gebrüder Paul, Diogenarvßhandlnng, die Brüder Rudolf und Martin Paul, in ihrem Geschäft an der Senefelderstruße er- hängt aufuefunden. Die Ursache des allgemein be- dauern» Vorfalles ist in astchäftlichcn Mißh lligkeilen zu suchen. Finanzielle Schmierigkeiten soll»» nicht vorhanden sein; wenigstens ergab die Duichsichr der Bücher dos Vorhandensein eines ziemlich beträcht lichen G schäflsoerrnögens. Auch wud das Geschäft weiter betrieben. Die beiden Brüder wurden aber durch einen wnte angemeldcten Konkurs l ines Ver wandten in Mitleidenschaft geznge,. Die nun nicht zu umgehenden gerichtlichen Anseinen Versetzungen hab.» die beiden rewischafsime» Männer in eine ge wisse Demeftion nerhtzt, in der sie den Entschluß faßten, ans d in Leben zu scheinen. Eise» itt Notd. Erzählung von E r n st Jansen. Sorgenvoll sitzt die Mutter der kleinen Else «n ihres Lieblings Bette und verfolgt mit be trübtem Herzen den immer größer werdenden Krästeversall ihres Lieblings. Eischen, derl Son nenschein der Ettern, wuvde in ihrem zarten Atter auf das Krankenbett geworfen und sieht nun mit ihren großen, kindlich träumenden Augen, deren Glanz bereits verschwunden, ihre Mutter an. Gerührt und schmerzlich betrübt entspringen den Augen der Mutter heiße Tvänen bei dem Gedanken, daß für immer das Lebens licht ihres Kindes erlöschen soll. Der Arzt hat sein Möglichstes getan und die Mutter hat in der aufopferndsten Weise den Rat des Arztes befolgt und Tag und Nacht am Bettchen ihres Lieblings gewacht, so daß ihr gesundheitliches Zustand durch die für sie so qualvolle Zeit sehr gelitten hat. Gerade tritt der Arzt ein, um sich nach dem Befinden der kleinen Else zu erkundi-» gen, und sieht, daß auch die zuletzt veyschrie-, bene Medizin noch unberührt dasteht. Er als großer Menschenkenner, der den Kräftevarfall der kleinen Else verfolgte, macht der Rtutter keine Vorwürsfe, denn er weiß, Nur schwer es ist, Kindern in solchen. Zustande und Alter Medizin einzuslößen. Die Mutter ist im Be-, griff dem Aerzte zu sagen, daß ihr Liebling die verordnete Medizin nicht nehmen will und daß sie sich alle erdenkliche Mühe gegeben, dem Kinde dieselbe einzustötzen, er aber nickt iHv verständnisvoll zu, er weiß, daß kaum Rettung möglich, und sagt ihr liebevoll: „Ich Weitz, datz Sie für Ihren Liebling alles tun." Es ist dem Arzt jedoch nicht entgangen, daß die Mutter unter den qualvollen, ruhelosen Nächten sehr gelitten, und empfiehlt ihr, Mr Aufbesserung ihres Gesundheitszustandes eines der vielen Stärkungs- und Kräftigungsmittel eine Zeitlang zu nehmen. Nachdem der Arzt das Haus ver lassen, geht die Mutter zum Einkauf der drin gendsten Tagesbedürsnisse zum Kaufmann. Die ser, dem es bekannt, datz die kleine Else er-, krankt, fragt sie: „Wie geht es mit Eischen?". — „Nicht gut", antwortet sie, „und mich selbst verllassen auch nun bald die Kräfte." — „O", sagt da der Kaufmann zu ihr, „das neueste Stärkungs- und Kräftigungsmittel, welches von vielen Aerzten empfohlen wird, ist das Eisen- bier", und zeigte ihr eine Flasche. „Nun", ant wortete sic, „ich werde einmal eine Flasche zwr Probe mttnehmen", und ging, nachdem sie ibren Einkauf beendet, schnellen Schrittes zur Wolnung, da Elschen allein. Tie Mutter in ihrer Verzweiflung eilte auf den Ruf ihres Ver- Jhnen möchte ich, da Ihre Kräfte auch der Werte. Eisen ist Gold! ihm Gereichte abgewiesen, füllte sie das Glas und kostete selbst. „Es ist nicht schlecht," sagte sie zu sich, nachdem sie gekostet, „und wenn das Getränk wirklich so gut ist, wie miir der Kauf ¬ mann sagte, so will ich es weiter versuchen." — Sie ließ sich einige Flaschen von dem Kauf mann kommen und Elschen freute sich jedes mal, wenn die Mutter mit der Flasche sich ihrem Bette näherte, um ihm einen Trunk zu verabreichen. Der Arzt, der wie gewöhnlich seinen Besuch abstattete, wurde von der Mut ter befragt und sie erzählte ihm, daß sie ElS- Lieblings, ihm auch etwas zu trinken zu rei-scheu das von ihr gekaufte Eisenbier zum Trünke chen, herbei, um dem Kinde, dessen Zunge nach dargereicht und daß sie es gern nimmt. „Ver- nichts anderem lechzte als nach Wasser, ihm! suchen Sie weiter", sagte der Arzt, „und auch dieses zu reichen. Gerade iin Begviff, das Glas j Ihnen möchte ich, da Ihre Kräfte auch der M füllen, befiel sie der Gedanke, soll ich dem Aufbesserung bedürfen, empfehlen, einmal einen Kinde das neue Getränk zu kosten geben, das!Versuch zu machen. Das Getränk ist seines» mir vorhin empohlen wurde? Der Gedanke > Gehaltes an Maltose, organischem Eisen, sowie war noch nicht zu Ende geführt, als schon die! auch seiner Alkoholammt und Billigkeit wegen Mutter hinaus eilte, um denselben in die Tat! als Nähr- und Stärkungsmittel zu empfehlen." umzusetzen. Sie hatte nicht viel in das Glas jNach einiger Zeit stellte sich bei Elschen wieder gegossen und eilte damit zu ihrem Kinde. Nun ein normaler Appetit ein und siehe da, des gesckMh etwas ganz wunderbares. Das Kind !Kindes Gesundheitszustand wuchs erstaunlich, trank den ihm daUgereichten Trunk und . seine Es dauerte nicht lange, so konnte sie das Bett Augen ließen erkennen, daß es ihm gut mun- wieder verlassen und auch die Mutter fühlte^ dete. „Jst's besser wie das Wassert?" frtagte die eine bedeutende Kräftigung. Das Eisenbier hatte Mutter; „magst Du denn dies?" Elschen nickte, seinen Zweck nicht verfehlt, es hatte dazu ver- Erstaunt hierüber, zumal das Kind alles bisher fiwlfen, den Krä tczustand des Kindes und der - - --- .. -- M.tter so erhölpm, daß das frühere Glück und Wohlbefinden in der Familie wieder ein-- trat. Der Vaier, der mit Bewundern das Ganze verfolgte, ergriff mit Begeisterung die Flasche „Eisenbier Ferrmaltan", in welcher sich bett Wundcrtrank befand, und sagte zu seiner Gat tin: „Hör', Minchen, wir wollen das Eisen bier, dieses würzige, kostbare Getränk, jetzt immer trinken, — es ist von unschätzbarem
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