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Amtsblatt. Nr. 268. Dienstag, den 18 November 1913. Zweites Blatt. MeltWWWM. Der Geschäftsführende Ausschuß und der Vorstand des Nationalliberalen Lan- desveretns für das Königreich Sachsen hielten gestern in Dresden Sitzungen ab, die aus dein ganzen Lande sehr stark besucht waren. In der Vorstandssitzung wurde zum Arbeitswilligem schutzgesetz nach eingehenden Aussprachen mit al len gegen eine Stimme nachstehende Resolution angenommen: „Der Vorstand des Nationalliberalen Lan- desvereins für das Königreich Sachsen hält eine Verstärkung des Schutzes der Arbeitswilligen für dringend nötig. Dieses Ziel wird zwar in erster Linie auf dem Wege der S e l b st h i l f e, be sonders durch Ausbau der Arbeitgeber- und der nationalen Arbeitnehmerverbände anzuftreben sein. Aber auch eine tatkräftige und rasche An wendung der den öffentlichen Behörden zur Verfügung stechenden Machtmittel muh gefordert werden. Namentlich ist zu verlangen, daß die Polizeibehörden den Zuwiderhandlungen der Streikposten gegen Sicherheit, Ruhe und Be- guemlichkeit des Straßenverkehrs (8 366 Ziffer 10 des Reichsstvafgesetzbuches) mit Entschieden heit entgegengelreten und daß nicht allein eine fortgesetzte Belehrung der ausführenden Polizei organs über ihre Rechte und Pflichten, sondern auch eine besondere Ausbildung geeigneter Be amten für Bekämpfung von, Streikausschreitungen stattfindet. Die örtlichen und landesrechtlichen Polizeivorschriften über die Sicherung des Ver kehrs auf öffentlichen Straßen und Wegen sind zu überprüfen und, soweit erforderlich, zu er gänzen. Weiter ist auch eine Aenderung des bestehenden Reichsrechtes anzuftreben und nicht bloß bei Arbeiterftreiks, sondern auch auf anderen Gebieten und nicht allein bei gewerb lichen, sondern ebenso bei politischen, KämPM dem mit Recht beklagten Mißbrauch der Macht dec Organisationen entgegen zutreten. Diese Aenderung hat die Freiheit des Koalitionsrechtes nicht anzutasten, sondern sie vielmehr gegen Zwang jeder Art zu schützen. Sie muß paritätisch sein und darf nicht auf dem Wege der Ausnahmegesetzgebung staltfinden. Sie ist namentlich auf Ausbau der Strafvorschriften über Nötigung und Bedrohung sowie auf Ver leihung der Rechtsfähigkeit an die Berufsvereine unter Haftbarmachung für die von ihnen ver- urfachten wirtschaftlichen Schädigungen zu richten. Besonderes Gewicht ist auch darauf zu legen, daß Handwerker, Kleinhändler und Kleingewerbetrei bende vor Absatzsperre und vor ähnlichem ver werflichen Boykott bewahrt werden." Aus dem Änche. j Aus dem fächsifchen LtuatShauShaltsctat ist noch besonders mitzuteilen: Die A p a n a- gen und sonstigen Leistungen auf Grund des König!. Hausgesetzes weisen diesmal 208 962 Mark mehr, also insgesamt 558 516 Markaus. Die Mehrsordorung beruht darauf, daß nach dem Königl. Hausgesetze vom 30. Dezember 1837 wegen eintrerender Volljährigkeit sowohl sür den Kronprinzen, der am 15. Januar 1914, als für den Prinzen Friedrich Christian, der am 31. Dezember desselben Jahres das 21. Lebensjahr vollendet, einer seits Etabliernngsbeiträge, d. h. einmalige Bei träge zür Begründung eines eigenen Hofhaltes, anderseits Apanagen, d. h. fortlaufende jähr-^ liehe Unterhaltungsbeiträge, gefordert werden müssen. Als Etablierungsbeiträge sind nach 8 22 des Königl. Hausgesetzes dem Kronprinzen 25 000 Taler Konventionszeld, gleich 77 083,33 Mark, dem Prinzen Friedrich Christian 10 000 Taler Konoentionsgeld, gleich 30 833,33 Mark, zu zahlen. Es sind daher hierfür gemeinjäh rig rund 38 542 und 15 417 Mark eingestellt worden. Die Apanagen, die beiden Prinzen von erreichter Volljährigkeit ab zu gewähren sinh, betragen für den Kronprinzen nach 8 19 > des Königl. Hausgesetzes 30 000 Taler Kon-j ventionsmünze, gleich 92 560 Mark, für den Prinzen Friedrich Christian nach 8 20 dessel-j ben Gesetzes 20 000 Taler Konventionsgeld,! gleich 61 666,67 Mark jährlich. Da sich seit! Erlaß des Königl. Hausgesetzes der Geldwert wesentlich verringert hat, wird es sür geboten erachtet, jede dieser Apanagen um rund ein Drittel des hausgesetzlichcn Betrages zu erhöhen und daher die des Kronprinzen auf 125 000 Mark, die des Prinzen Friedrich Christian aus! 85 000 Mark jährlich festzusetzen. Es sind des halb hierfür gemeinjährig 119 792 Mark und 42 500 Mark engestellt worden. Nckrulcuvereiviguntt in Kiel Am Sonnabend mittag wurden in Kiel durch Kaiser Wilhelm über 8000 Marine rekruten vereidigt. Die Fahncnkompagnie vom 1- Seebataillon hatte auf dem Kasernen hose Aufstellung genommen. Anwesend waren u. a. Prinz Adalbert von Preußen, Staats sekretär v. Tirpitz, die Admirale v. Jngenohl und v. Coerper. Auf dem Wege von der See brücke bis zur Kaserne bildeten arte Mannschaf ten Spalier Der Kaiser in Admiralsuniform was kurz vor 12 Uhr im Automobil ein, mit ihm die Herren des Gefolges. Unterwegs wurde der Kaiser vom Publikum überall herz lich begrüßt. Nachdem die Stationspfarrer bei der Konfessionen eine kurze Ansprache gehalten hatten, wurde die Vereidigung vorgenommen. Hierauf hielt der Kaiser eine Ansprache an die Rekruten. Das dreifache Hutrra auf den Kaiser brachte der Inspekteur der 1. Mapine- inspektion Konteradmiral Mischke aus. Nach dem Vorbeimarsch der Fahnenkompagnie nahm der Kaiser eine größere Reihe militwrscher Mel dungen entgegen. Um 1 Uhr folgte ein Früh stück bei den Ofsizierkorps der an der Vereidi gung beteiligten Marineteile in der Offiziers speiseanstalt, an dem der Kaiser mit Gefolge teilnahm. Nach dem Frühstück begab sich der Kaiser zur Villa des Prinzen Adalbert und fuhr von dort nach kurzem Verweilen mit dem Prin zen und den Herren der Umgebung nach der neuen Levensauer Hochbrücke, der Prinz Hein rich-Brücke. Der Kaiser besichtigte die Brücke und sodann die Kanalschleusenanlagen bei Hol tenau. Deutschlaud, Frankreich und Italien Die Spannung, die durch die französisch italienische Zeitungsfehde derzeit zwischen Paris und Rom geschaffen ist, beschäftigt die franzö sische Presse lebhaft. Dem Berliner Korrespon denten des „Echo de Paris" blieb es vorbehal- len, den Urheber des italienischen Preßfeldzuges gegen Frank reich auszuspüren. Er telegraphiert seinen» Blatte aus Berlin: „Man kann sich fragen, ob die italienische Presse nicht unbewußt das un freiwillige Werkzeug der Leute ist, die i n Deutschland zum Kriege drängen. Vielleicht ist es auch die Absicht der italieni schen Presse, die öffentliche Meinung aus einen völligen Umschwung der italienischen Politik vovzu-äereiten." Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern scheinen augenblicklich nicht besonders gute zu sein, denn die franzö sische Negierung hat sich bereits mehrere Male über die Art und Weise der Führung der Ver handlungen in der tripolitanischen Frage be schwert. Der Versuch. Deutschland zum Kar nickel zu stempeln, das daran schuld ist, ist um so törichter, als gerade jetzt aus anderer ftan- zösischer Seite offenbar Neigung hervscht, sich mit Deutschland erträglich zu stellen. So wer den die bereits widersprochenen Gerüchte über angebliche Mißstimmungen zwischen Paris und Berlin in der Frage der Kongo-Grenzbestim- mung in einer halbamtlichen Note, die der „Matin" veröffentlicht, noch einmal nachdrücklich dementiert und aus das gute E i n v e v n e h- m e n hingewiesen, das gerade in letzter Zeit über eine Reihe schwieriger Fragen zwischen Deutschland und Frankreich erzielt worden sei. Es heißt da: „In kolonialen An gelegenheiten herrscht keme Uneinigkeit zwischen Frankreich und Deutschland, beide Regierüngen haben im Gegenteil untereinander bereits eine Reihe delikater Fragen geregelt und sogar über ihre Stellung zu der kleinasiiatischen Frage freundschaftliche Verhandlungen begonnen, die in zufriedenstellender Weise ihren Fortgang neh men." Die sächsischen Bahnbosswirte und das „Berliner Tageblatt". In seiner soeben stattgejundenen Sitzung hat der Vorstand des „Verbandes Sächsischer Bahnhofswirte" folgende Entschließung gefaßt: „Der Gesamtvorstand des „Verbandes Sächsischer Bahnhofswirte" hat in seiner letzten Sitzung mit Empörung Kenntnis genommen von dem unglaublichen Spott und H o h n, niit welchem das „Berliner T a g e b l a t r" anläßlich der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals unseren geliebten König und Landesherrn sowie seinen erlauchten Bru der, den Prinzen Johann Georg, überschüttet Hal. Wenige Monate vorher, und zwar in seinem Bericht über das Deutsche Tvrnfest in Leipzig, wurden vom „Berliner Tageblatt" nicht nur die deutschen, und beson ders die sächsischen Turner zur Zielscheibe des niedrigsten Witzes gemacht, sondern das natio nale Kraftbewußtsein der deutschen Jugend, welches sich in so hervorragendem Maße in der Turnerei verkörpert, erschien dem Berichterstat ter des „Berliner Tageblattes" nur geeignet, „unzüchtige Gelüste" wachzurufcn. Wie hier der vaterländische Geist in den Staub gezogen wer den sollte, so versuchte das gleiche Blatt, in seinen Auslassungen über unseren König und den Prinzen Johann Georg das monarchische Gefühl und echten Christenglauben zu unter graben. Mit Freude erfüllt es uns deshalb, daß eine Anzahl von Gaslwirtsvereinen Sach sens auf diese Schmähungen mit der A b be- st e l l u n g des „Berliner Tage blattes" geantwortet haben. Auch die säch sischen Bahnhofswirte müssen als nationale und königstreue Staatsbürger diesem Beispiel folgen, und so fordern wir alle Mitglieder und Kol legen auf, das „Berliner Tageblatt" nicht mehr zu abonnieren und von jetzt ab nicht mehr in den Warteräumen der Bahnhofswirtschaften auszulegen. Es gilt einmütig zu han deln im Interesse königstreuer Gesinnung und echten deutschen Volkstums." Die „Sachsen" im Dienst der Rcichsmarine. Wir lesen im „Dresdner Anzeiger": Die „Sachsen" ist der fahrtenlustigste aller Zeppelin kreuzer. Seit 180 Tagen befindet sich das Schiff im Besitz der Delag und hat in dieser Zeit bereits 208 Fahrten gemacht. Bald sah man es über dem Badener Land, dann über Leipzig, Hamburg und Berlin schweben,: erst vor kurzer Zeit stattete es von Dresden aus Liegnitz einen längeren Besuch ab, und nun er fahren wir, daß das schöne Schiff vom 1. Dezember ab a u f v i e r M o n a t e an die Reichsmarine verchartert wurde, um, geführt von der Delagbesatzung, unter Leitung des Direktors Tr. Eckener von Hamburg aus auf zahlreichen Fahrten über Meer und Land neue Marineluftschifsbesatzungen auszubilden. Mil-tärtauglichkeit. Die dem Reichstage zugegangene Uebersicht über die Ergebnisse des H e e r e s er gänz u n g s g e s ch ä f t s 1912 weist in den alphabetischen und Restantenlisten sür die Aus hebungsbezirke der 22 Armeekorps und der groß herzoglich hessischen (25. Division) oder für die im Auslande Geborenen, 20- bis 22bährigen und älteren, zusammen 1 289 868 Personen aus. Davon wurden ausgeschlossen, ausgemuste-ct, dem Landsturm, der Ersatzreserve und der Marine-Ersatzreserve überwiesen 263 256, für das Heer und die Martine ausgehoben 239 717. Freiwillig find eingetreten: in das Heer als Einjährig-Freiwillige 14 308, als sonstige Frei willige (zwei- oder dreijährig) 48 194; in die Marine als Einjährig-Freiwillige 854, als son stige Freiwillige 4656. Im Verhältnis zu den in den alphabetischen und Restantenlisten Ge führten ergeben sich die höchsten Zahlen an Aüsgehobenen beim 1., 2., 13., 17., 2. und 3. bayrischen Armeekorps (e'wa j^). Beim 3., 6., 18. Armeekorps und der 25. Division ist das Verhältnis am niedrigsten (ein Siebentel bis ein Achtel). Tauglich waren von den auf dem Lande geborenen und in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigten Heerespflichtigen 60.51 Prozent, von den auf dem Lande ge borenen, aber anderweit befchäftigten 57,84 Prozent, von den in der Stadt geborenen und in der Forst- und Landwirtschaft beschäftigten 55,54 Prozent, von den in der Stadt geborenen anderweit Beschäftigten 50,75 Prozent. Die Tauglichkeitsziffer der auf dem Lande gebore nen und in ländlichen Betrieben beschäftigten übersteigt danach die Zahl der in der Stadt ge borenen und entsprechend dort beschäftigten Mannschaften um fast 10 Prozent. Die höchsten Prozents che an Tauglichen der auf dem Lande Geborenen und Beschäftigten weisen das 1. und 16. Armeekorps mit 69,41 und 75,27 Prozent auf, während die Städter z. B. beim 3. Armee korps mit Berlin nur auf 37,46 Prozent, beim 19. mit Leipzig auf 46,05 Prozent kommen. In einzelnen Koripsbezirken, wie z. B. beim 18. Armeekorps mit Frankfurt a. M., ist der Unterschied (49,34:47,60) nickst erheblich. Gegen die Ueberstutung der Ostmark mit ausländischen Arbeitskräften hat die Posener Regierung aus Anlaß eines be sonderen Falles in bemerkenswerter Weise Stel lung genommen. Wie man aus Posen schreibt, wurde der Handelskammer aus ihren Antrag an den Regierungspräsidenten, allen Ziegeleien die Erlaubnis zur Beschäftigung ausländischer Arbeiter künftig in weitestem Blaße erteilen zu wollen, der Bescheid gegeben, daß dies so lange nicht angängig sei, bis zweifelsfrei nach- gcwiesen würde, daß die Heranziehung von Ar beitern aus anderen Teilen Deutschlands erfolglos geblieben ist. Die steigenden Löhne der jetzt gut beschäftigten Ziegeleiindustrie wer den vermutlich Arbeiter heranziehen, die bei dem herrschenden wirtschaftlichen Stillstand in anderen Gegenden Deutschlands arbeitslos geworden sind. Zwölf Buhtagsvcrsammlungcn in Berlin untersagt Ani Buß- und Bettag sollten zwölf Ver sammlungen, die von einer der sozialdemokrati schen Partei nahestehenden Vereinigung einbe- kusen worden waren, stattsinden, um für den Massenaustritt aus der Staats kirche W propagieren. Die Einberufer haben jetzt vom Polizeipräsidenten .die Mitteilung er kalten, daß diese Versammlungen nicht statt- sinden dürfen, da auch am Karfreitag und Toten sonntag nur solche öffentliche Versammlun gen abgehalten werden dürsten, die gottesdienst lichen Zwecken dienen. Wie die „Nationalztg." erfahren haben will, soll auch die Kaiserin sür diese Kirchen austrittsOewegung lebhastes In teresse bekundet haben. Es sollen ferner auch schon mehrfach Konferenzen staktgefunden haben, in denen Mittel und Wege beraten wurden, der Massenflucht aus der Landeskirche vorzubeugen; u. a. wurde eine Erhöhung der gerichtlichen Gebühren für Kirchenaustritte erwogen. koloniales. Diamantensuudc in Südafrika Aus Kapstadt wird gemeldet: Angeblich sind in der Nähe der Farm Khillarnen bei der Ortschaft Taungs in Betschuanaland große Diamantenfunde gemacht worden. Die Nachricht, deren Bedeutung noch unbekannt ist, erregt großes Aufsehen. Ws dklil fluslsude. Verbot der Einfuhr deutscher Zeitungen in Rußland Nach einer Petersburger Meldung der „Köl nischen Zeitung" soll die russische Zensurbehörde die Einfuhr aller deutschen Z e i t u n -> gen in Rußland verboten haben. Für deutsche Zeitschriften ist eine strenge Prüfung, d. h. eine noch strengere als die bereits bestehende, angeordnet worden. Diese Meldung ist eine so überraschende, daß man geneigt ist, sie zunächst noch für nicht völlig zutreffend zu erachten. Der artige drakonische un d Höch st unver - ständige Maßnahmen würden nur ge eignet sein, Unstimmigkeiten zwischen den beiden Nachbarreichen hervorzurufen. Ehuraull spricht weiter Der Marineminister C h u r ch i l l, der in London im Alexander-Palast sprach, wurde dabei wiederholt von Anhängerinnen des Jrau- enstimmreckps unterbrochen. Churchill ging in seiner Rede aus die irische Frage ein und sagte, beide Parteien seien sich darüber klar, daß ohne Ausgabe von Grundsätzen eine Verständi gung erfolgen sollte. Es sei eine starke Stim mung dafür vorhanden, daß das nationalistische Irland Freiheit und Selbstregierung und Geld erhalten sollte, um diese Selbstrsgie- rung erfolgreich zu gestalten, und daß man das protestantische U l st e r auf die eine oder an dere Weise zufriedenstellen und ihm Erleichterun gen gewähren sollte. Churchill sprach dann über die R ü st u n g s a u s g a b e n, deren Anwach sen er beklagte. Er erklärte, es gebe keinen Weg, den die Regierung nicht betreten wurde, sofern er irgendwelche Aussicht auf ein Nachlassen des Rüstungswettbewerbs böte. Kiamil Pascha gestorben. Der frühere Großwesir, der Abgott der Op position, Kiamil Pascha, ist, wie wir schon kurz meldeten, in seiner Heimat in Lar naka auf der Insel Cypcrn, 85 Jahre alt, a n Altersschwäche gestorben. Kiamil Pascha stand bis zur Krisis im Januar d. I. a s Großwesir an der Spitze der türkischen Re gierung. Er verließ dann Konstantinopel, um in Aegypten Heilung von seinem Leiden zu su chen, das ihn schon im Jahre 1912 mehrfach an der Wahrnehmung der Amhsgeschäfte gehindert hat. In Kiamil verliert die Türkei einen ihrer bedeutendsten Staatsmänner. Er war ein großer Freund Englands. Viermal hatte er das Groß- wesirat bekleidet, nämlich vordem schon 1891, 1895 und 1908. Das erste Mal wurde er wegen seines Reformprojelts vom Sultan Abd ul Ha mid in Ungnaden entlassen und in seinem Hause als Staatsgefangener bewacht. Tas zweite Mal brachten ihn die antiu.rkischen Kundgebungen der Armenier zu Fall. Er wurde nach Aleppo in die Verbannung geschickt. Das dritte Mal wurde er im August 1908 zum Großwesir ernannt, um mit Oesterrnch-Ungarn die Auseinandersetzung äbeü die Annexion Bosniens herbeizusühren. Darauf mußte er schon nah halbjähriger Wirk samkeit von seinem Amt zurücktreten. Der würvevolle Huerta Im Nationalpalast zu Mexiko ist folgende Erklärung abgegeben worden: Angesichts der Tatsache, daß Carranza jede Form einer Vermittlung oder einer Allianz mit den Ver einigten Staaten zurückgewiesen habe, könne Huerta nicht mehr tun, als sich diesem Aus druck patriotischer Gesinnung anzuschlietzen und seine würdevolle Haltung der Re gierung in Washington gegenüber beizubchalten. Di; A u f st ä n d i s ch e n haben den mexi kanischen Grenzort Juarez eingenom- m e n. Dabei sind dort drei Amerikaner getötet worden. Der Angriff aus Juarez begann beim Morgengrauen. Die Einwohner wurden durch Geschützdonner aus dem Schlafe ausgeschreckt. Die Geschosse gingen hier hageldicht nieder. Spätere Meldungen aus Mexiko besagen: Die Lage ist gespann t. Die Gattin des französischen Gesandten hat sich nach Veracruz begeben. Die Leiter der Cowdray Oil Com-