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L N N'p L «U! L « «<SZ ^>-7: .r^o -3 überstrahlt. Und manchmal denke ich, daß mit dir noch einmal die Tonne in mein Haus einkehrt, und daß du mir das verlorene Glück von Delmenhorst wiederbringen wirst."' S. Kapitel. In einem der besseren Restaurants von Hona saßen zwei Herren zusammen in eifrigem Gespräch. Beide waren brünett und von blasser Gesichtsfarbe, aber während der eine etwas Schwächliches, Weibisches in seinem Äußern zeigte, besaß der andere einen kräftigen Körperbau und einen Ausdruck im Gesicht, der auf eine gewisse Energie schließen ließ. Paul Santen hatte sich seit der Zeit, als er Marga Rühlings junges, unerfahrenes Her» im Sturm eroberte, nur wenig verändert. Er verfügte noch immer über jene faszinierende Anziehungskraft auf andere, die er so ost zu seinem Vorteil erprobt hatte, aber die Falten auf seiner Stirn sowie Ler mißmutige Mund bekundeten, daß ihm daS Leben bisher nicht den gehofften Erfolg gebracht. Sein Gefährte, Rudolf Möller, schien wett zufriedener zu sein. Behaglich in den Sessel zurückgelehnt, eine feine Havanna rauchend, sagte er mit listigem Augenzwinkern: »So — fol Sie hatte also eine kleine Liebesaffäre, bevor sie hierher kam. Das ist ja sehr interessant. Ich hielt Madame Marga für die liebe Unschuld selbst." „Das war sie damals auch", bestätigte Santen. Möller lachte zynisch auf. »Natürlich! Rein wie die Lilien und Schneeflocken — eine wahre Perle! Mr kennen das. Delmenhorst hat sich auch in ihr Kindergefichtchen vergafft. Ganz der Typus, für den er schwärmt: blond, blauäugig, zart und sanft. Der denkbar größte Gegensatz zu seiner ersten Frau." »Wer war denn das?" „Meine Stiefschwester. Sie sah genau aus wie ihre Tochter Wally, nur hatte sie rötlicheres Haar und noch dunklere Augen. Ein leidenschaftliches Weib, sage ich Ihnen, ein Dämon, zügellos in ihren elemerttaren Gefühls ausbrüchen. Wally ist schon ein Hitzkopf, aber ihrer Mutter reicht sie nicht daS Wasser." „Sie lasten nicht viel Gutes an Ihrer Schwester", warf Santen ein. „Bitte — nur Stiefschwester", verbesserte Möller. -Das ist ein großer Unterschied. Wr hatten zweierlei Mütter, und die ihre stammte aus Spanien. Ich weiß nicht, ob die beiden — sie und Delmenhorst — solange miteinander ausgehalten hätten, wäre ich nicht immer Ler Vermittler zwischen ihnen gewesen. Wie gut ich diese Rolle spielte, beweist der Umstand, daß ich auch nach dem Tode seiner Frau mit meinem Schwager zusammen ge blieben bin und stete Unterkunst genieße, wofür ich aller dings die Erziehung des Stammhalters übernommen habe. Da der nun aber bald die Universität besuchen soll, so weiß ich nicht, ob dann noch meines Bleibens sein wird." »Die neue Herrin auf Schloß Delmenhorst mag da wohl den Ausschlag geben", bemerkt« Santen spöttisch. »Besitzen Sie ihre Gunst?" „Im Gegenteil — sie ist mir spinnefeind. Ich werde wohl den Platz räumen müssen; nicht gleich, aber in etwa sechs Monaten, falls ihr Einfluß auf Delmenhorst nicht vorher gebrochen werden kann." „Aber wie?" »Hm — ich habe so eine Idee " ^Und die lautet?" Möller zögerte einen Moment. .Darf ich Ihnen ver trauen, Santen?" fragte er dann, emeo forschenden Blick auf seinen Gefährte« richtend. »Unbedingt!" versicherte dieser. »Wenn ich mich «icht irre", begann Möller, die Worte betonend, ,so erzählten Sie mir neulich, die junge Dame habe stch einmal abscheulich gegen Sie benommen." »Das stimmt, nrckte Santen. »Sie ignorierte mich i» geradezu beleidigender Weise vor einem halben Dutzend meiner Freunde und ist schuld, daß mich eine langjährige Bekannte, mit der ich viel verkehrte, seitdem auffallend lalt behandelt nur well sie sich einbildet, ich hätte dem stmgerr Mädchen ei« Umecht zugefügt." »Da haben Sie ja alle Ursache, der jetzigen Herrin oo« Delmenhorst zu zürnen und sie zur Strafe in ihrem Stolz ein wenig zu demütigen", bemerkte Möller lauernd. .Dagegen hätte ich nichts einzuwendeu", lachte Santen, »wüst« ab« sicht, wie eS anzufangen." »Sehr einfach. Besitzen Sie nicht Briefe von ihr?" Santen wurde rot. „DaS wohl", gab er zu, »ich habe jedoch nicht die Absicht, sie Ihnen zu zeigen." „Mir nicht, aber meinem Schwager." »Zu welchem Zweck?" »Nun — weil Delmenhorst entsetzlich mißtrauisch and eifersüchtig ist. Damit ließe sich schon arbeiten. Sie hat ihm sicher kein Sterbenswort von Ihnen gesagt und würde zu Tode erschrecken, wenn ihr Gatte Kenntnis von jener kleinen Liebesepisode erhielte." „Na ja", stimmte Santen bei, „um sie zu strafen, könnte ich die Briefe als eine Art Damoklesschwert be nutzen." „DaS genügt mir nicht", unterbrach ihn Möller. „Mir liegt daran, auch ihren Einfluß auf Delmenhorst zu untergraben." „Vielleicht läßt sich beides vereinigen", bemerkte Santen, eine Rauchwolke in die Lust blasend. Möller wechselte das Gespräch. „Haben Sie meine Nichte Wally gesehen?" fragte er. „Ja, bei einer Kusine ihres Vaters. Sie war dort zu Gast." „Ein hübsches Mädchen, nicht wahr? Und erbt mal das Vermögen ihrer Mutter — mehrere hunderttausend Mark. Delmenhorst will sie vorläufig noch recht streng halten — ich glaube, deshalb hat er ihr auch eine Stief mutter gegeben — und sie später einmal an einen Land junker verheiraten, der sie versauern lassen wird." „Pah!" warf Santen ein. „Die Kleine ließe sich so was nicht gefallen, die würde einfach duLchbrennen." „Besser, wenn sie das vor als nach der Hochzeit täte", äußerte Möller, die Lippen zu einem zynischen Lächeln verziehend „Doch es ist di« höchste Zeit, an den Bahnhof zu gehen" — er sah auf die Uhr — „der Zug wird gleich eintreffen. Möchte das junge Ehepaar, das heute von der Reise zurückkehrt, bewillkommnen. Vorher aber muß ich noch Gustav abholen, den ich mit einigen Bekannten in einer nahen Wirtschaft gelassen habe." „Bringen Sie ihn gelegentlich mal mit zu eiuem Spielchen", rief ihm Santen nach. „Kann er abends aus gehen?" ,O ja, mit Hilfe seines gefälligen Onkels und einer kleinen Seitentüre. Hi, hi!" Er entfernte sich kichernd und ging auf die Suche nach seinem Neffen, den er aber nirgends finden konnte. Wally hatte sich geweigert, ihre Stiefmutter an der Bahn zu begrüßen; sie konnte Marga den schnöden Ver rat, wie sie es nannte, nicht verzeihen. In ihrer Ver stimmung hatte sie sich wieder mehr an ihren Onkel an geschlossen, der sich ihr in jeder Weise angenehm zu machen suchte, weil er glaubte, sie für seine Zwecke benützen zu können. Sie hatte ihm von Paul Santen erzählt und ihm gestanden, daß derselbe ihr stark den Hof mache, worauf Möller ihr riet, zu Hause darüber zu schweigen und nur ihm ihre kleinen Geheimnisse anzuverstauen, waS sie auch willig tat. Möller war sehr verstimmt, daß er Gustav nicht finden konnte; er mußte jedoch ein weiteres Suchen auf geben, um noch rechtzeitig den Bahnhof zu erreichen. Delmenhorst und Marga hatten bereits den Zug ver lassen und sich dem sie erwartenden Wagen genähert, als Möller ihnen atemlos entgegenkam. Er begrüßte daS Paar mit überstürzter Hast und entschuldigte Gustav- Ab wesenheit, der unterwegs von einem Freunde aufgehalten worden sei, aber jedenfalls gleich nachfolgen werde. Während er noch sprach, erblickte er zu seinem maßlosen Schrecken seinen Neffen, der, von einer Schar lärmender Gassenbuben verfolgt, in angetrunkenem Zustand die Straße entlang taumelte. Auch Delmenhorst hatte die häßliche Szene bemerkt. Er hielt Möller, der auf Gustav zueilen wollte, zurück, indem er ihm zuraunte: „Warte einen Augenblick, ich muß erst meine Frau in den Wagen setzen; alsdann schaffen wir den Jungen fort." Er beeilte sich, Marga beim Einsteigen behilflich zu sein, wobei er ihr zuflüsterte, er könne erst später nach kommen, und ehe die junge Frau noch recht begriffen, was oorgefallen war, wurde sie von den flinken Rossen ihrer neuen Heimat, in die sie an der Seite des Gatten einzuziehen gehofft hatte, entgegengeführt. Sie hielt eme