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Nr. 265. Freitag, den 14- November 1913- Zweites Blatt. Hohenstein-^rnstthaler Tageblatt Amtsblatt Sächluchrr Landtag. E r st e öffentliche Präliminar- s i tz u n g. Erste Kammer Dresden, 12. November. Die Erste Kammer trat nachmittags s^2 Uhr zu ihrer ersten Präliminarsitzung zusammen, der die Staatsminisler Dr. Beck, v. Seydewitz und Dr. Nagel beiwohnten. Präsident Dr. Gras Vitzthum v . E ck- st ä d t eröffnete die Verhandlungen mit einer begrüßenden Ansprache, in der er daraus hin wies, daß es das erste Mal sei, seit er die Ehre habe, das hohe Haus zu leiten, daß dasselbe mit nur zwei Ausnahmen in derselben Zusam mensetzung wie bisher wieder zusammentrete. Weder auf den Bänken der Regierung, noch aus denen der Mitglieder seien wesentliche Verände rungen vorgegangen, was er mit lebhafter Freude begrüße. Redner wies dann aus die Gedenktage an die Völkerschlacht bei Leipzig, so wie auf die Einweihung des Völkerschlachtdenk mals hin, deren Bedeutung er mit schwungvol len Worten würdigte. Die Kammer werde nun mehr mit gutem Mute an ihre Arbeiten heran treten. Oberbürgermeister Dr. Käuble r-Bautzen gab hieraus einige Schreiben der Einweisungs-, kommission, sowie des König!. Oberhofimarschall-. amtes, bett. die feierliche Eröffnung des Land-, rages im Residenzschlosse bekannt, woraus der Präsident die Sitzung mit einem Hoch aus Se. Mas. den König schloß. Nächste Sitzung: Donnerstag vormittags !^10 Uhr. Tagesordnung: Konstituierung der Kammer. Zweite Präliminarsitzung. Zweite Kammer, Dresden, 12. November. Heute vormittag 11 Uhr trat die Zweite Kammer zu ihrer zweiten öffentlichen Prälimi- narsitzung zusammen. Man trat sofort in die Tagesordnung ein und verschnitt zunächst zur Wahl des Präsidenten. Von den von 90 anwesenden Abgeordneten ab gegebenen 90 Stimmzetteln lauteten 62 auf Abg. Dr. Vogel (natl.), 1 auf Abg. Opitz (kons.), 27 waren unbeschrieben. Abg. Dr. Vogel nahm die Wahl mit Worten des Dankes an und versprach, die Geschäfte der Kammer so zu füh ren, wie es ihrem Ansehen und ihrem Rechte entspreche. Bei der Wahl des Vizepräsidenten erhob sich, da die sozialdemokratische Patter den. Abg. Früßdors für das Amt vorschlug, eine leb hafte Debatte. Abg. Hettncr fidr die natio nalliberale Pattei, Abg. Günther ^für die fortschrittliche Volkspartei, Abg. Dr, Schanz für die konservative Pattei erklärten, diese Wahl nicht unterstützen zu können, da die sozialdemo kratische Partei nicht allenthalben den übernom menen verfassungsmäßigen Verpflichtungen nach gekommen sei. Gegen diese Auffassung verwahrten sich im Namen ihrer Partei die Abzg. Lange und Sindermann, der sich hierbei einen Ord nungsruf zuzog. Die A b it i m m u n g ergab schließlich die Wahl des Abg. Opitz (kons.) mit 62 Stiin- men. Auf Ag. Frähdorf (Soz.) entfielen 27 Stimmen, aus Abg. Dr. Spieß (kons.) eine Stimme. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde Abg. Bärs fovtschr. Vp ) mit 61 Stim men gegen Abg. Fräßdors (Soz.) (26 Stim men) gewählt. Vor der Wahl der Sekretäre erklärte Abg. Hettner (natl.) im Namen seiner Partei, daß diese einen Unterschied zwischen Präsidium und Direktorium der Kammer mache, da nur dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten die Vertretung dev Kammer zustehe. Deshalb be fürworte es seine Fraktion, neben Abg. Dr. Schanz (kons ) auch ein Mitglied der sozial demokratischen Pattei, Abg. Fleißner (Soz.) zum Sekretär zu wählen. Abg. Günther (fortschr. Vp.) schloß sich dieser Auffassung im Namen seiner Partei an- Der erste Wahlgang vereinigte eine abso lute Sttmmenmghrzahl von 61 Stimmen nur aus Dr. Schanz (kons.), der damit zum Sekretär gewählt wurde, während eine Stichwahl zwischen den Abgg. Fleißner (Soz) (30 Stimmen), Dr. Steche (natl.) (23 Stim men) und Göpfert (natl.) (1 Stimmen) erfor derlich war. Dor Eintritt in den zweiten Wahlgang zogen sich die Parteien zur Beratung zurück. Nach Wiedereröffnung der Sitzung ergab die nunmehr vorgenommene Stichwahl die Wahl des Abg. Fleißner (Soz.) mit absoluter Mehrheit von 31 Stimmen. Da dieser die Wahl a b l e h n t e, wurde Abg. Anders (natl.) durch Zuruf zum Sekretär gewählt. Ebenso er folgte die Wahl derAbgg. Hartmann (kons.) und Rentsch (kons.) zu st ellvertreten den Sekretären durch Zuruf. Nach einigen Mitteilungen, bett, die feier liche Eröffnung des Landtags durch Se. Maje stät den König, wurde die Sitzung gegen ^2 Uhr geschlossen. WWOlenj Ser MW» der Ephorie Glauchau. (Offizieller Bericht.) Ain gestrigen Mittwoch tagte in Glauchau die diesjährige Hauptkonferenz der Geistlichen der Ephorie Glauchau. Sie begann vormittags 9 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Haupt- und Ephväallirche St. Georgen, in der sich die sämtlichen Geistlichen -er Ephorie in Amtstracht eingefunden hatten. Auch der Vertreter des Ev.-luth. Landeskonsistoriums Herr Geheimer Oberkonsisto-rialrat Dr. Kohl- schütter war zugegen. Nach gemeinsamem Lie devgesang zelebrierte Herr Superintendent Neu mann die Eingangsliturgie, woraus der Kir chensängerchor unter Leitung des Herrn Kantor Franz das Terzett auts dem Oratorium des „Elias' von Mendelssohn zum Vovtraz brächte. Seiner Predigt legte der Oberhttte unserer Ephorie die Worte aus dem Evangelium St. Joh. 13, V. 11 bis 17 zugrunde und stellte den Schriftabschnitt unter die Frage: Was bedeutet die Fußwaschung? Sie ist einmal ein Symbol der täglichen Reinigung von Sünden, die wir als Diener Christi brauchen, und ist zum ande-! ren ein Vorbild dienender Liebe, die wtt ein ander als Brüder schuldig sind. In wahrhaft väterlicher Weise wußte der verehrte Ephorus seinen Geistlichen das Gewissen zu schärfen für ihre Sünden und die Notwendigkeit, daß auch der Diener am Wott sich immer wieder ztt flüch ten habe mit seiner Not z«u dem einen Heiland, um aber sodann in seiner bekannten freundlichen Weise die Brüder in Chvisto an die Erweisung rechter brüderlicher Liebe nach dem Vorbild des Meisters zu erinnern. Nicht äußerlich gilts, die Fußwafchung zu kopieren. Der Papst würde vielmehr den Sinn Jesu treffen, wenn er in wirklicher Demut einem Könige die Füße wüsche, als daß er in seiner Weise sie 12 Bettlern wäscht. Und so gilt es für uns auch, einander nicht die Köpfe, sondern die Füße zu waschen. Nach der Schlutzlituvgie versammelte sich dann die Geistlichkeit im „Meisterhause" zu ge meinsamer Konferenzarbeit. Nachdem das ge meinsam gefundene Lied „Herr Jesu Christ" verklungen war, ergriff Herr Superintendent Neumann das Wort zu Gebet und Gruß, dabei vor allein den Vertreter des Landeskonsi storiums begrüßend, sodann auch dankbar ge denkend des Heimgegangenen Oberhofipredigers Dr. Ackermann, zu dessen ehrendem Gedenken sich die Versammlung von den Plätzen erhob. Auch unserem augenblicklich erkrankten Oberhof prediger Dr. Dibelius gilt unser Gedenken, dem wir baldige Genesung wünschen. Danach ergriff -er Herr Geheime Oberkon- sistorialrat Dr. Kohlschütter das Wort, uni sich der Grüße des Landeskonsistoriums zu entledigen und seine eigenen Grüße an die Ver sammlung zu richten. Er ging darauf auf das auf der Tagesordnung stehende Thema „Kin derpsychologie und Konfirmandenunterricht" ein, dazu mehrere tiefe Einleitungsgedanken gebend Der Herr Konsistorialvertreter betonte dabei, daß die Not des Konfirmandenuntevvichts nicht die Geistlichen müßig finden^ sondern sie zu der rechten Heilandsliebe begeistern sollte, mit der er versuchte Seelen gewinne fürs Reich Gottes. Nun nahm der Referent des TageS, Herr Pfarrer M ü n t s ch i ck - Tettau, das Wort zu seinem Vortrag« über „Kinderpsychologie und Konfirmandenstundc". In tiefgründiger, Herzer-