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Am Trabe eines durch den Tod früh hin weggerafften Mägdleins auf einem Gottesacker in Sachsen findet sich abgebildet eine Rosen knospe, eine geknickte Rosenknospe und eine aus geblühte, offene Rose mit den Unterschriften: »Das war ich, das bin ich, das sollt' ich sein.' Wie gefällt dir das, lieber Leser? In jedem Kalle hätte der dritte Teil der Unterschrift lau ten müssen: „Tas werde ich sein!" Uber auch dann erscheint mir dieser Schmuck zu sentimental. Und so sehr ich die Rose im Garten Hebe, so will sie mir doch auf den Gräbern der Lbnsten wenig gefallen als Symbol. Ehe der Herr Jesus in sein ewiges, un sichtbares Reich zurühkehrte, um von da in Macht überall gegenwärtig und wirksam zur Rettung der Menschen, also zur Ausbreitung seines Reiches zu sein, sonderte er sich als Werkzeuge für sein unsichtbares Wirken in Kraft seine Jünger aus, indem er zu ihnen sprach: „Nir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet in den Ramen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und sie sollen lehren alle«, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende", Matth. 28, f8—20. Tas ist der Taufbefehl de» Herrn Jesu In der Apostelgeschichte finden wir noch die küizere Formel: Taufe in den Na men Jesu. Schon diese Worte geben uns Auf schluß über die Taufe. Taufe ist dem Wortlaut nach ein Tauchen, Hineintauchen in den Namen Jesu oder des dreieinigen Gotte». Es handelt sich demnach bei der Taufe um eine Verbindung mit dem Herrn selbst, um eine Hineinoersetzung in die Gemeinde, die sein Leib ist und erbaut werden soll. Aach dem Taufbefehl sollen die Apostel die Völker zu Jüngern Jesu machen, und zwar durch die Taufe und die Einführung in das Evangelium von Jesu. Tie Jünger können den Auftrag ihres Herrn ausführen, die Menschen zu Jüngern Jesu machen durch Taufe und Unterweisung, weil ihr erhöhter Herr selbst bei ihnen ist und durch sie wirkt. Wir sehen schon hier, in der Taufe handelt es sich um die Verbindung der Menschen mit dem Herrn durch den erhöhten Lhristus selbst. Etwas anderes sagt ein ähnliches Wort bei Markus. Mark. 16, f6 spricht der Herr: „Wer da glaubet und ge tauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." Hier zeigt der Herr seinen Jüngern nicht, wie bei Matth, den Weg, auf dem sie die Welt zu Jün gern machen sollen, sondern er sagt nur, unter welchen Bedingungen der Mensch selig wird. Dazu gehört die Taufe. Wichtig ist an diesem Wort, daß die Seligkeit aus Glaube und Taufe folgt, sie geht also der Taufe nicht voraus. Aus der Stelle bei Matth, ging hervor, daß wir § es in der Taufe hauptsächlich mit einem Wirken ' des erhöhten Herrn, wenn auch durch mensch liche Werkzeuge zu tun haben, das erwähnte Wort aus Mark, aber zeigt, daß es der Herr bei seinem Wirken am Menschen aus eine ganz bestimmte Frucht, den Glauben abgesehen hat, diese Frucht muß folgen, wenn der Mensch des Segens der Taufe, der Seligkeit teilhaftig wer den will, sonst geht er verloren trotz des Wir kens Lhristi. Tas Wort bei Mark, legt also den Nachdruck aus den Segen der Taufe, da muß natürlich der Glaube scharf betont werden. Weil der erhöhte Herr in der Taufe die Men- Zur Umdertanfe. schen in seine Gemeinde versetzt, sie seinem Leibe eingliedert, werden in der Schrift mit der Taufe die grüßten Segenswirkungen verbunden: Ver gebung der Sünden (Ap. 2, 38; 22, (6); Ge rechtigkeit Thristi (Tal. 3, 2H); Heiliger Seist (Ap. 2, 38; (9, f—6); Kraft zur Heiligung (Röm. 6, 3f); Wiedergeburt (Tit. 3 5); Leden und Seligkeit (Mark. f6, (6; f. Petri 3, 2H u. a. m. Aber immer wieder wird auch darauf hingewiesen, daß Gott der Heiland. Lhristus rc. der Wirkende ist, er ist wirksam in der Taufe, sie ist sein Werk aber nicht des Menschen Tun, das ist wichtig. Wie und wodurch wirkt er aber? Wir ge hören alle zu den Menschen, von denen es heißt: Sie sind allzumal Sünder (Röm. 3, 23), Rinder des Zornes von Natur (Eph. 2, 3), tot in Sün den (Lph. 2, 5) und können uns natürlich nicht selbst das neue Leben geben. Aber Lhristus spricht: „Ich bin die Auferstehung und das Le ben . Uns geistlich Toten will er sein Leben geben und eine persönliche Lebensgemeinschaft Herstellen. Ta sich der persönliche Verkehr durch das Mort vermittelt, hat auch Lhristus durch sein lebendig machendes Wort die Menschen zu seinem Leben erweckt uud zu seiner Gemeinde berufen. Sein Wort ist auch jetzt noch, wo er der Erhöhte ist, das Mittel, wodurch er auf die Menschen wirkt; die Botschaft, daß Gott um Jesu willen Sündern gnädig ist, ihnen seine Liebe zuwendet, ist das Netz, das er noch immer auswirft, um Menschen zu gewinnen. Auch die Taufe ist nur wirksam als ein Gnadenwort Jesu selbst. Ter Mensch redet ja auch auf verschiedene Weise, er spricht durch Worte aber auch durch Handlungen, mit den Lippen, aber auch z. B. mit der Hand, etwa beim Winken, Drohen Und Lhristus spricht gleichfalls durch Worte und Handlungen. Wir können sagen, die Taufe ge hört nicht zu den hörbaren, aber zu den sicht baren Worten des Herrn. Luther sagt mit Recht: „Wasser tut's freilich nicht, sondern das Wort Gottes'. Wenn auch die Kirche die Taufe verwaltet, so tut sie das nur als Werkzeug des Herrn, und das Gnadenwort, die Gnadenbot- schäft der Taufe ist nicht der Kirche, sondern ; des Königs Botschaft. Lhristus handelt und ! wirkt in der Laufe selbst, wenn auch durch Menschen. Er redet und bezeugt sich als der Erhöhte, nicht nur durch sein hörbares Wort, sondern auch durch das Sakramentswort, durch die Sakramente. Sie sind gleichsam seine Eegen- wartsworte. Was der Herr zu seinen Jüngern gesagt hat, gilt natürlich auch uns, wir dürfen uns alle seine Worte persönlich aneignen, aber doch nur in übertragener Weise. Dagegen ! wendet sich der Herr im Sakrament, in der ! Taufe unmittelbar an uns. Hier spricht er zu ! jedem persönlich, als ob er noch unter uns wan- j delte, so daß jeder wissen kann, Jesus selbst hat ! mich getauft, hat mir die Reinigung meiner Sünden zugefprochen, er hat mich ausgenommen in sein Gnadenreich. Wir haben also in der Taufe kein magisches oder mechanisches Wirken, sondern ein persönliche« Wirken Lhristi durch das mit dem Wasser verbundene Sakraments wort. So gliedert Lhristus durch sein lebendig machendes Wort in der Taufe die Menschen in seine Lebensgemeinschaft ein, macht sie zu Glie dern an seinem Leibe Wohl kann auch durch das hörbare Loangeliumswort ein Gnadenver- hältnis gewirkt werden, aber der ungetaufte Gläubige hat nicht das volle Bewußtsein der Zugehörigkeit zu Lhristus. Dieses wirkt er durch sein sichtbares Gegenwartswort im Sa krament. Die Taufe ist also eine Lhristustat, die dieser selbst und zwar durch das Wort verwirk licht. Unser Glaube oder Unglaube fügt der Kraft der Taufe nichts dazu und :ut auch nichts davon von der Kraft. Diese beruht aber nicht auf des Menschen Glauben oder Unglauben, sondern in dem mit dem Wasser verbundenen Worte, in welchem und durch welches Lhristus selbst wirksam ist, Trotzdem ist der Glaube nicht unwichtig, sondern inbezug auf die Scgens- wirkungen ein notwendiges Erfordernis Es muß .unterschieden werden zwischen der Sakra- mentgabe und der an das Sakrament gebunde nen Sakramentsgnade oder dem Sakramentssegen. Wie das gehörte Wort Glauben wirkt und an derseits erst dann seine Gnade am Herzen ent falten kann, wenn es im Glauben angenommen wird, so will auch das sichtbare Wort im Sa krament Glauben wecken, aber nur der empfängt den Segen desselben, der glaubt. So erwähnt der Herr an der Stelle, wo er von der Ein setzung der Taufe spricht, den Glauben mit keiner Silbe (Matth. 28, (8 20), wohl aber erwähnt er den Glauben dort, wo er von dem Segen der Taufe spricht und fügt ausdrücklich hinzu, daß der Unglaube diesen Segen in Ver- , dammnis umkehre (Mark. (6, f6). Auch Paulus bestätigt, daß menschlicher Unglaube Gottes Wirken nicht verändern kann (Röm. 3, 3. f9, 2. Tim. 2, (3). Tie Segnungen des Sakraments dagegen vollziehen sich nur am Gläubigen (Ap. 2, 38). Zusammenfassend kann also gesagt werden: Tie Taufe ist eine vom erhöhten Lhristus durch das Sakramentswort selbst gewirkte, demnach vom menschlichen Glauben oder Unglauben un abhängige Verbindung mit Lhristus oder Ein fügung in die Bundesgemeinschaft des verklärten Herrn, deren Segen allerdings vom Glauben abhängig ist. Was von der Taufe im allgemeinen gilt, gilt natürlich auch von drr Kindertaufe. (Schluß folgt.) wie Giebt es überhaupt einen solchen? Wenn wir die deutschen Tichter fragen — und Dichter sind ja Sorrutagskiudcr - wenn im hohen Gsten Preußens Max von Scherr keudors zu singen anhebt: Gottes-Stille, Sonntagsfrühe, Ruhe, die der Herr gebot, meine Seele wach' und glühe mit im Hellen Morgen rot; wenn im Süden Badens Deter Kebc! sein Sonntagslied beginnt . Samstag hat zum Sonntag gesagt: jetzt hab' ,ch Alles schlafen gelegt, und dann die Ruhe beschreibt, die der srcht es nm den deutschen 5on Tag des Herrn bringt: man hört im Torf kein Hütt und hott, nur Grüß' dich Gott und Dank dir Golt; wenn Kndwiy Uhiand sein allbe kanntes: das ist der Tag des Herrn, dem Schwäbischen Hirten auf einsamer Flur in den Mund legt; wenn Kvrthold Auerbach, wie wohl Israelit, den Eingang seiner Novelle: „Tie Sträflinge" mit der feierlichen Sonntags- morgenstille eines katholischen Schmarzwälder- dorfes durchwebt, wenn Irrem ins Gotthelf in seiner „Käthi" die Beschaulichkeit des Sonn tag? tagsnachmittags gemütvoll darsiellt; wenn aus dem sächsischen voigtland Iviins Molen sehnsüchtig seiner Heimat gedenkt: wie sie in die Kirche wallen, in der Hand den Blumen strauß; wenn in Schlesien Joseph von Eichen dorsis durch den Garten schreitet: ihr Blumen, kleine Bräute, was schmückt ihr euch so sehr? Ta blickt die eine her still, still, 's ist Sonn tag heute; wenn am Rhein Gottfried Kinkel in einem seiner ergreifendsten Gedichte das Frei sein der seufzenden Kreatur und zugleich den