Volltext Seite (XML)
Anrtsblatt. Freitag, dm 17. Oktober 1913. Zweites Blatt. Nr. 242. vor W MM 17. Oktober 1813. Napoleon entsendet den gefangenen öster reichischen General Merveldt ins Hauptquartier der verbündeten Monarchen mit dem Auftrage, einen Waffenstillstand nachzusuchen. Mit ziemlich weitgehenden Zugeständnissen glaubte Napoleon, sich jetzt noch freien Abzug erkaufen zu können. Er bot an: Preisgabe von Hanno ver, der Hansestäote, Polens, Spaniens und Illyriens. Seine Vorschläge wurden trotzdem von den Verbündeten unbeantwortet gelassen. Ohne Gegenvorschlag kehrte Merveldt ani 18. Oktober wieder ins französische Lager zurück. In der Hauptsache ruhten an diesem Tage die Wassen. Die französische Armee wurde zwar in der Frühe durch Generalmarsch unter die Waffen gerufen und erwartete in den alten Stel lungen unter strömendem Regen! den gegneri schen Angriff, doch blieb ein solcher aus. Da Napoleon im Lause des Nachmittags ge nauere Nachrichten erhielt iiber die neu eingetrof- senen. Verstärkungen der Verbündeten in Höhe von 135 000 Mann, während ihm nur noch das Korps Reynier, etwa 19 000 Mann, an unver sehrten Truppen zur Verfügung stand, so trifft er am Abend die ersten Maßnahmen für einen Rückzug. Das Korps Bertrand wird nach Weißenfels zur Sicherung der Nückzugsstraße ent sandt. Alle überflüssigen Trains sollen bereits in der Nacht sich nach dorthin in Marsch setzen. Die verbündete Hauptarmee hatte um 10 Uhr den erneuten Angriff beginnen wollen, in der Annahme, daß bis dahin die Armeeteile un ter Colloredo und Bennigsen heran sein würden. Als deren Ankunft sich verzögerte, verschob f Schwarzenberg den Angriff aus 2 Uhr. Als bis j dahin Bennigsen noch nicht und Colloredos! Truppen nur stark ermüdet zur Stelle waren, wurde der Angriff für den 17. überhaupt auf gegeben Auch wollt; der Kronprinz von Schwe den erst in die Umfassungslinie eingerückt sein. Um diesem zu rascherem Heranrücken zu brin- f gen, entschloß sich Blücher bei einer Zusammen kunft in Breitenseld zu einem schweren Opfer. Er überläßt dem Zögernden, der wieder einmal j überraschende Angrifse Napoleons nach der Elbe hin erwartete, 30 000 Mann seines Heeres I zur Verstärkung. So blieben ihm nur die bei den schwachen Korps Aorck und Sacken für den folgenden Tag. An diesem 17. Oktober hatte die B l ü ch e r s ch e Armee allein einen An griff begonnen und den Gegner bis dicht vor Leipzig z u r ü ck g e d r ä n g t. Da die anderen verbündeten Truppen nicht eingriffen, ließ Blii- cher am Parkheübergang Halt machen. flus dem Leiche. Der Reichsetat für I9I4 ist im Reichsschatzamt in seinen Grundzllgen fertiggestellt. Mehrere Etats befinden sich schon im Druck und gelangen in den nächsten Tagen an den Bundesrat. Die Herstellung des Gleich gewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben für den neuen Etat ist der „Tägl. Rundsch." zufolge nur nach Ueberwindung nicht unerheblicher Schwierigkeiten möglich gewesen. Das Rnchsschatzamt hat sich genötigt gesehen, von den Anmeldungen der Ressorts ganz erhebliche Sum men zu st r e i ch e n, um die zu erwartenden Einnahmen mit den Ausgaben in Einklang zu bringen. Die Matrikularbäiträgest sind wieder mit 80 Pfg. pro Kopf der Bevölkerung ein gesetzt. Die Königssrage und die bayrischen Han dclskammcrn. Am Mittwoch traten die acht bayrischen Handelskammern in München zusammen, um zur Königsfrage Stellung zu nehmen. Der Präsident der Handelskammer München, Kom merzienrat Pschorr, bezeichnete es als den drin genden Wunsch aller Schichten des Volkes, daß der gegenwärtige Zustand der Regentschaft end lich beseitigt und die allerhöchste Person, die die Geschäfte der Regierung führt, auch wirk lich König werde und nicht bloß als Ver treter des am Regieren verhinderten Königs handle. Nach einem Referat des Syndikus Justizrat Dr. Kahn wurde folgende Resolution einstimmig zum Beschluß erhoben: „Die im Bayrischen Handölskammertage vereinigten acht Handelskammern des Königreichs als berufene Vertretungen des Handels, der Industrie und des Gewerbes in Bayern erachcen es sowohl im allgemeinen Interesse des Landes, als auch im Interesse der von ihnen vertretenen Erwerbs stände für dringend erwünscht, daß der gegen ¬ wärtige Zustand der Regentschaft beendet wird und das Land wieder einen regierenden König erhält. Sie richtet daher, ohne den vorwiegend staatspolitischen Charakter der Frage zu verken nen, an den bayrischen Landtag und die Staats regierung die Bitte, die zur Herbeiführung die ses Ziels geeigneten Schritte zu ergreifen." Die Erhöhung der bayrische» Zivilliste um rund 1 Million Mark auf 5 Millionen Mk. soll unabhängig von der Königs würde beschleunigt und demnächst in der Budgetkommission verhandelt werden, die den Etat des Ministeriums des Königlichen Hauses und des Auswärrigen Amtes bereits in Angriff genommen hat. Die letzte Festsetzung der per manenten Zivilliste stammt noch aus dem Jahre 1876. Bei der verfassungsmäßigen Ordnung im Jahre 1831 sind bereits große Lasten llberwie- sen worden; dazu kommen die veränderten Zeit- und Geldverhältnisse. Man erwartet im Abge ordnetenhause eine große Mehrheit für die Er höhung unter den bürgerlichen Parteien. Unter der ersten Regentschaft konnten die hohen Reprä- sentations- und Pflichtausgaben des Hofes nur noch durch die inzwischen eingestellten Zuschüsse aus der Rente des Königs Otto und aus dem Vermögen der Herzogin von Modena, der grei sen Schwester des Prinz-Regenten, bestritten werden. Beide Quellen fließen aber unter der neuen Regentschaft nicht mehr. Die Kuratoren des Königs haben die Fortzahlung des Zuschusses verweigert. Bei der Uebertragung der Königs- würde ans den Prinz-Regenten Ludwig werden für dessen drei Söhne und sechs Töchter rund 800 000 Mark neue Apanagen hinzukommen. Aus dem puslsnde. Die Erhöhung des Rekutenkontingcnts in Oesterreich. Einem amtlichen Wiener Communiquee über die Erhöhung des Rekrutenkontingents zufolge wird die Erhöhung auf 3 1 300 Mann festgesetzt. Davon entfallen auf das Land- Heer 16 000, auf die Kriegsmarine 1500, auf die österreichische Landwehr 6000 Mann. Diese Erhöhungen sind bedingt durch die dringend notwendige Erhöhung der Friodens- präsenzstände der in den Grenzbereichen dislo zierten Infanterie-Kompagnien, deren gegenwär tige Stärke vollkommen unzureichend ist, wie die Ereignisse der jüngsten Zeit bewiesen haben. Dis ausnahmsweise erfolgten Einberufungen in den letzten Monaten haben sich sowohl für die einzel nen, als auch für den Staat in wirtschaftlicher und finanzieller Beziehung drückend erwiefen; sie sollen daher in Zukunft, wo möglich, vermieden werden. Eine weitere Rekrutenerfordernis ist be dingt durch die Sanierung der Stände der übri gen Waffengattungen und Vermehrung der Feld- prtillerie, die heute bereits eine Lebensbedingun'g für die Armee ist; denn das Deutsche Reich ver fügt über 70 und Rußland über 64 Geschütze für die Infanteriedivision. Die Erhöhung des Kontingents ist mit einer jährlichen Steigerung für einen Zeitraum von vrei bis fünf Jahren in Aussicht genommen; die Militärverwaltung ging hierin bis an die äußerste Grenze desjenigen, was bei den gegenwärtigen außerpolitischen Ver hältnissen im Interesse der Sicherheit der Mon archie noch verantwortet werden kann. Deutschland und Frankreich. In einem der allgemeinen Weltlage gewid meten Artikel zählt der „Figaro" die deutsch französischen Angelegenheiten auf, die in jüngster Zeit zu einer beiderseitig befriM'igenden Re gelung geführt worden sind oder noch geführt werden. Zum Beispiel die Grubenausbeutung in Marokko und die Vergebung der öffent lichen Arbeiten im schsrifischen Reiche böten jetzt keine Schwierigkeiten mehr. In allen wichtigen Bvlkanfragen bestehe zwischen den Ne gierungen von Berlin und Paris volle Ueber einstimmung. Der Abschluß der Bagdad-Eifen- bähn-Arrangements sei nur eine Frage von Tagen. Die Entspannung habe sich von den Regierungen auch aus die Bevölkerung Deutschlands und Frankreichs übertragen. Man müsse vor allem dem Spott und besonders der Aviatik dafür Dank wissen. Das Uebereinkom men der Ueberlandflüge sei ein weiterer Schritt zur Pflege besserer Beziehungen. Ein einziger Schlagschatten falle doch auf das Bild der Be ziehungen Deutschlands zu Frankreich: das sei die Stellungnahme Deutschlands gegen die fran zösische Fremdenlegion. Die französische Regierung dürfe die Ge ahr der wachsenden deut schen Mißstimmung nicht verkennen und sollte am Vorabend der Reichstagsveuhandlungen, wo, wie es heißt, die Frage zur Besprechung kom- Im Geistertal. Ein Roman von der Insel Mallorka von Anny Wothe. 33; «Nachdruck vrboter.) Vom Tennisplatz herüber klang sröhliches Lachen. In einiger Entfernung davon blieb der Prinz stützen uns blickte starr über das Drahtge flecht mit den rotlackierten Stäben, hinter dem die Prinzessin Celeste und ihre blonde Hosdame so graziös ihren Partnern Baron Langenau und Graf Hatzdorf die Bälle zuwarfen. „Wenn Sie nicht auspassen, Jobst", rief die Prinzessin dem jungen, blonden, blauäugigen Offizier zu, „dann werden Sie abgesetzt. Weitz Gott, der Kammerherr, der alle Chancen ver patzt, ist noch ein Licht gegen Sie." Es klang ganz zärtlich, wie sie den jungen Offizier schalt. „Hoheit verzeihen", murmelte der blonde Jüngling und wurde rot wie ein schulknabe, und der Prinz dachte mit finster '.gefurchter Stirn. „Wie vertraut sie miteinander sind! Am Ende war es doch Wahnsinn, ihn miczunehmen", und Jarnos y Cole dachte, während er sah, wie Mare v. Lübben strathlend zu Erling v. Hatz- dors sagte: „Ich gebe Ihnen morgen Revanche, Graf, für heute ist es genug", daß sie gut zu einander passen würden, die beiden, die sich so fröhlich in die Augen lacksten. Mit dem Prinzen wat Jarnos in den Kreis der Spieler, die sofort die Schläger senkten. „Lassen Sie sich bitte nicht stören, meine Herrschaften", winkte der Prinz ihnen leutselig zu, und sich zu seiner Gemahlin wendend, sagte er heiter: „Hier bringe ich Dir den Weltslüchtigen, Celeste, sieh zu, daß er uns nicht wieder ent wischt." Dir blauen Augen der Prinzessin strahlten Jarnos freudig entgegen, und als er sich tief über die ihm oargebocene, weiße Hand der hohen Frau beugte, sagte sie: „Wie hübsch, daß Sie nun doch gekommen sind, Don y Cole, ich hoffe, viel von Ihnen zu lernen." Und der Prinz dachte: „Wie reizend lie benswürdig kann sie sein, selbst zu diesem ihr doch Fremden", und laut bemerkte er: „Willst Du mir eine Partie schenken, Ce leste?" Einen Augenblick sah sie ihren Gemahl kühl abwehrend an, dann sagte sie gleichgültig: „Gern, aber es soll die letzte vor Tisch sein." Die anderen traten ehrerbietig zurück und das Spiel begann. Erst gleichgültig, lässig, besonders von sei len der Prinzessin, dann immer schärfer, leiden schaftlicher, bis die Augen glühten und die Her zen klopften. Die Umstehenden verfolgten in teressiert die Spielenden, selbst die Gräfin Taken, die abseits in ihrem bequemen Rohrsessel saß, holte ihre langstielige Lorgnette hervor. „Wozu die Langeweile nicht sogar einen Mann wie den Prinzm treibt", dachte sie ver ächtlich, dann aber ließ sie erschrocken ihr Au genglas fallen, als sie bemerkte, daß ein Blick der Prinzessin sie traf. Graf Hatzfeld aber flüsterte Jamos y Cole ganz erregt zu: „Menschenskind, bist Du denn von Sinnen? Soll der Prinz Dich vielleicht er kennen?" „Nicht doch!" wehrte Don y Cole ebenso leise. „Ich kenne die Gefahr, aber es mutz so sein!" Und gleich daraus neigte er sich vor Mare v. Lübben und sagte, ihren ängstlichen, fragen den Blicken fest begegnend: „Wollen gnädiges Fräulein auch mir den Vorzug geben zu einem Spiel?" „Ich warne Sie, gnädiges Fräulein", riet Hatzdorf dazwischen, „es ist gefährlich, mit Don y Cole zu spielen. Er will alles oder nichts. Es gibt eine klägliche Niederlage!" „Die ich ja wohl noch überleben werde", lächelte Mare. „Wenn es Ihnen morgen vor mittag patzt, Don y Cole, bin ich gern bereit." Seine Augen leuchteten auf. Baron Lan genau aber rief in offenkundiger Begeisterung: „Bitte, meine Herrschaften, sehen Sie nur, wie entzückend Ihre Hoheit aussiciht und wie gra ziös Ihre Bewegungen sind. Es ist wirklich ein Genutz, ihr zuzusehen." „Na, Sie Schwärmer", spöttelte Hatzdorf. Alle aber standen da und schauten auf das prinzliche Paar, das da mit glühendem Eifer seine Tennisschlacht schlug. Der Prinz äußerlich ruhig, korrekt, aber doch mit glühenden Augen, die Prinzessin mit beben der Leidenschaft. Sie wollte nicht verlieren, das fehlte noch, daß sie sich ihm gegenüber als be siegt erklären müsse. Ihre graziöse Erscheinung in dein weißen Flanellkleide, den Panama auf den roten Locken, nahm sich entzückend aus bei den wechselvollen Bewegungen des Spiels. Die Wangen glühten ihr, und die blauen Augen blickten herausfor dernd den prinzlichen Gemahl an, dessen Ruhe, trenn sie auch nur angenommen war, sie erbit terte. Da sah sie plötzlich ein seltsames Lächeln in feinem Gesicht. „Verloren!" Der Prinz lächelte amüsiert. „Ich gebe Dir gern Revanche, Celeste!" „Ne - danke. Don y Cole, Sie müssen jetzt mein Partner sein. „Hoheit haben nur zu befehlen." Wieder begann das Spiel. Die Prinzessin spielte meisterhaft. Jamos Ivar ein gefährlicher Gegner. Nicht umsonst war er früher auf manchem Tennistournier Sieger gewesen Der Prinz spielte jetzt mit Mare, aber er spielte schlecht. Seine Aufmerksamkeit galt dem Spiele fei ner Frau und ihrem Hellen Lachen und anmuti gen Plaudern. Er vernahm den seltsam weichen Ton, mit dem sie zu Jamos y Cole sprach, und die Bälle des Prinzen schossen weit über das Ziel hinaus. „Besser noch", dachte er dann heimlich, „sie verschwendet ihre Liebenswürdigkeit an Don y Cole, als daß sie zu Langenau so hold tut. Ich war ein Narr, ihn mitzubringen, umsomehr, da sie ja gar nicht verstand, welche Genugtuung ich ihr dadurch geben wollte." Nein, Prinzessin Celeste verstand ihn nicht und wollte ihn auch nicht verstehen. Sie plau derte so reizend mit dem Verwalter und lächelte Langenau so strahlend zu und neckte sich mit Hatzdorf, der sich jetzt, wie er sagte, als Ball- junge etablierte und im Schweiße seines Ange sichts den verirrten Bällen nachjagte. Nur für ihn, den Prinzen, halte Prinzessin Celeste kein freundliches Wort, keinen gütigen Blick. Da gab Prinz Heinz mißmutig als der Besiegte das Spiel auf. Mare hatte keine Freude an einem Siege, der nicht redlich erkämpft war. Sie war froh, daß die Partie zu Ende war und die hohen Herrschaften sich zurtickzogen. Jamos y Cole ihatte sich zum Abschiede nur stumm vor ihr verneigt. Nicht ein Wort hatte er mehr zu ihr gesprochen und doch war es ihr, als hätte sein Blick ihr unendlich viel gesägt, und wenn sie auch das, was heimlich in seinen Augen glomm, nicht lesen wollte, nicht lesen durfte, es beseligte doch ihr Herz und gab ihrem ganzen Dasein einen süßen, märchenhaften Reiz. i „Das ist der Zauber der Balearen", tröstete ' sie sich selbst. „Die Spukgestalten des Geister- I tales weben Märchenschleier, da erscheint ganz ! Mallorla in einem verklärten! Hicht, und jede ! Stunde wie ein einziger blauer Traum." Und doch ahnte sie, daß dunkel und unab- wendbar ein Verhängnis nahte, das den Mann zu Boden zwang, der jetzt wider Willen iHv ganzes Denken und Fühlen gefangen hielt. Eine kleine Weile später stand sie allein in der Schloßkapelle. Der Gärtner hatte ihr einige Körbe der wundervollsten Blumen gebracht, und sie begann nun eifrig die Kapelle zu schmücken. Morgen sollte Frater Tamadeus die Messe im Rosenschlosse lesen, und da mußte doch das alles, auch das Bild der Gottesmutter, ge schmückt sein. Mit Eifer und Liebe ging Mare ans Werk. Unter ihren flinken Händen schlangen sich bald die köstlichsten Rosengswinde um den Marmor altar und um das MuRergottesbild, das so mild zu Mare herniederlächelte. Nun strebten auch neben den dicken, gelben Wachskerzen die hohen, schlanken Lilien, die Mare so lietue, zu dem heiligen Bilde empor. Wie schön das war, und wie herrlich würde morgen die kleine Kapelle im F.'stglanz erstrahlen. Befriedigt überschaute Mare ihr Werk. Durch die bunten Scheiben brach matt ein gedämpftes Licht, auf dem großen, goldenen Kruzifix flammte ein feuerroter Schein und vom Eingang her fiel! goldenes Licht über die Schwelle,. Plötzlich war es Mare, als hufchte ein Schatten darüber hin. Erstaunt sah sie auf. Ein rotes Röcklein fah sie grell in der Sonne leuchten, dann eilte Si- monetas schlanke Gestalt in wilder Hast aus sie zu. Ehe sich Mare besinnen konnte, stürzte das Balearenkind ihr zu Füßen, und den Saum von Mares Kleid an ihre Lippen pressend, schluchzte sie in wilder Verzweiflung auf: „Helft ihm, Madonna, sonst ist er verloren. Ich flehe Euch an, bei allen Heiligen, Ihr müßt ihm helfen." Ein heißer Schreck durchzuckte Mares Seele. Das Mädchen, das er liebte, kam zu ihr und bat für ihn um Hilfe? Einen Augenblick war es Mare, als müsse sie sich stolz abwenden von dem jungen Geschöpf, das so verzweifelt, so ganz aufgelöst zu ihren Füßen lag, gleich darauf aber schämte sich Mare ihrer selbstsüchtigen Regung. (Fortsetzung folgt.)