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Hohenstein-^rnftrhaler Tageblait Amtsblatt Donnerstag, den 2. Oktober 1913. Zweites Blatt. Nr. 229. Ausklang. Herr len, so mutz er der kirchlichen Ansprüchen ent Zöphel- Leipzig das Schule geworden sei. Diese Tatsache erfüllt uns Worttelegramms Sr. Mas. Erledigung geschäftlicher handelte sodann Rechtsanwalt Dr. kommers beendete den dritten Verhandlungs- des Sommers aufrecht, regelmätzige Auskunsts tay. Besichtigungen gewerblicher und Industrie!- abende finden jeden ersten Freitag im Monat im Kirche, so wurde es auch im Protestantismus, den eine freie Schule ohne kirchlichen Einflutz gaben den Besuchern einen lebensvollen Ein- Das Dogma, das die Geister knechtet und die und eine Kirche, die sich darauf beschränkt, das blick in die Arbeit und den Geist der Stadt des Königs. Nach Angelegenheiten be- Landtazsabgeordneter Thema: „Die Trennung von Kirche und Schul e". Der Redner ging von dem Kampf um das Sächsische Volksschulgesetz im letzten Landtag aus und teilte seinen Stoff in drei Abschnitte: die christliche Kirche und die Volksbildung, die Schule im heutigen Staate und der kirchliche Einflutz, die Lösung der Schule von der Kirche. Im ersten Teile führte er aus: Wir hören in der Geschichte es als eine Art Wunder gepriesen, wie das Christentum die alte morsche Welt überwunden und die alte Kul tur aus der Geschichte weggewischt habe. Diese Geschichtsauffassung ist der Keim zu allem Miß erfolg, der auf unserer kirchlichen Entwi klung ruht. Es ist nicht so gewesen, datz das christ liche Liebesgebot die damalige antike Welt er obert hat, sondern erst das mit allen Rüststücken des Platonismus ausgestattete Dogma brachte das Christentum zur Herrschaft. Erst heute kön nen wir beweisen: das, was unser Bekenntnis so fremd macht, tvas nicht eingehen will in den Kopf und das Gemüt unserer Kinder, das ist gar nicht Christentum, das ist jüdisch-griechische testantische Volkssckmle genau so unter den Ein-'aus, datz das Ganze eine Frage der Politik flutz der Kirche wie die katholische. Diese Herr-! sei. Nur wenn hier ein Schtemwechsel eintrete, schäft besteht bis n unsere Tage. Will nunckönne es vorwärts gehen. Arzt-Dresdens Gemüter verstört, herrschte im Lutherschen Pro- religiöse Erziehungswerk an den Menschen fort-, Chemnitz. In zahlreichen Ausflügen in die Um- testantismus bis auf den heutigen Tag. Wie zusetzen, die aus der Schule entlassen sind. Da- gebung (u. a. eine Sonderfahrt nach dem Fich- steht es nun zweitens mit der Schule im heuti- bei betonte er, datz unsere Stellungnahme nicht telberge) sand die Tagung einen freundlichen gen Staate und dem kirchlichen Einflutz? In, das geringste mit Feindschaft gegen Kirche und Ausklang. ihrer geschichtlichen Entwiälung geriet die pro-! Religion zu tun ha. e. B a r t h - Leipzig sprach Nach kurzer Pause trat man in die Be-,Versicherung bei freier Arztwahl gewährt. Die ratung der neuen Satzungen des Säch-Krankenkasse zahlte vergangenes Jahr über fischen Lehrervereins ein. Der Entwurf wurde 185 000 Mark an Krankengeldern aus, sie ist angenommen. Besonders wichtig erscheint, das; die eingeschriebene Hülfskasse Nr. 68. — Die in der Folgezeit die Vertreterversammlung auch, übrigen Kassen sind gleichfalls äutzerst leistungs selbständig über Satzungsänderungen beschlietzen fähig, die Pensionskasse zahlte im letzten Ge- kann und datz allen Mitgliedern von jetzt an schäftsjjahr an Pensionen und Rückzahlungen über eine der beiden Fachzeitungen pflichtmätzig zu- 380 000 Mark, die Witwenkasse über 120 000 steht. Längere Erörterungen veranlatzten die Mark, die Begräbniskasse über 60 000 Mark Ausschlutzpanagraphen. Mit herzlichen Dankes-'aus. Auch die neugegründete Waisenkasse trat Worten für die zahlreiche Beteiligung (die Teil- zum erstenmal segenbringend in Wirksamkeit. — nehmerzahl war 5067) schlotz der Vorsitzende,. Der Chemnitzer Zweigverein entfaltet eine rege Herr Sättler-Dresden, die zweite Haupt-Tätigkeit. Verschiedene schöne Ausflüge hielten Versammlung. Ein starkbesuchter S ch l u tz- die Fühlung unter den Mitgliedern während gegemreten, mutz die Schule als reine Staats anstalt erklären. Darum ist drittens die Lösung der Schule von der Kirche nötig. Die Schule kann auf das pädagogische Rüstzeug, das ihr die Kirche geliefert hat, gern verzichten, zumal es mit Wissenschaft sehr wenig zu tun hat. Der Staat wird die religiösen Werte, die er zur Erziehung seiner Bürger braucht, unmittelbar gewähren, indem er den Religionsunterricht zum Geschichtsunterricht verwandelt, in dem religiö ses Gefühl an grotzen Persönlichkeiten entzündet wird. Zum Schlüsse schlug der Vortragende fol gende Resolution vor: Die Volksschule ist eine Veranstaltung des Staates. Sie darf nur nach pädagogisch-wissenschaftlichen Grund sätzen eingerichtet und geleitet werden. Der Kirche darf kein Recht auf die Schulgesetzgebung, auf die Gestaltung des Lehrplans und der Unterrichtsmethode, aus die Beaufsichtigung und Verwaltung der Schule zugeswnden werden. Es ist ein selbständiges Unterrichtsministerium ein zurichten, dem alle öffentlichen Bildungseinrich tungen vom Kindergarten bis zur Hochschule, Schule geworden sei. Diese Tatsache erfüllt uns ch a t b e a m t e n v e r e i n Magdeburg mit Wehmut, aber wir dürfen sie nicht ver-' (Zweiguerein Chemnitz) wird uns geschrieben: schwe.gen. Frau Engelmann - Dresden Besondere Aufmerksamkeit verdient zurzeit die forderte Gleichberechtigung für die Frauen, da-K r a n k e n k a s s e des Vereins, die als voll- mit sie die Lehrer in ihrem schweren Kampfe gültige Ersatzkasse eine Reihe von Vorteilen ge- mit vollem Nachdruck unterstützen können.. B i e- genüber der Ortskrankenkasse uno anderen Kassen weg- Dresden stellte fest, datz alles, was die aufzuweisen hat. Die Kasse des Vereins ge- Lehrerschaft tue, aus Vaterlandsliebe und vater- währt freie Arztwahl mit steter Möglichkeit der ländischer Gesinnung geschehe. W e h n e r-Leip- l;ausärM Behandlung, ein Krankengeld, zig trat für weiteste Toleranz des Staates gegen welches in standesgemäßer Höhe bis zu 6 Mark den Glauben seiner Bürger ein. In seinem täglich versichert werden kann und auch dann Schlußwort gab Dr. Zöphel seiner Freude fällig ist, wenn der Erkrankte sein Gehalt oder darüber Ausdruck, daß die Debatteredner in so seine sonstigen Einkünfte fortbezieht, Stellenwech- matzvvller und würdiger Form ihre lleberzeugungwl und Stellenlosigkeit berühren diese Kranken- vertreten haben. Darauf wurde die Resolution Versicherung nicht, Freizügigkeit ist ohne weite- einstimmig angenommen. !res innerhalb des Deutschen Reiches gewährt, Die Resolution zur Besserung der gegen- Krankengeld wird bis zur Dauer von 52 Wochen wärtigen Anstellungsverhältnisle der jüngeren gezahlt, es wird eine angemessene Krankenhaus- Lehrer wurde eben alls einstimmig angenommen, pflege, ev. auch eine standesgemäße Familien- SächMches Hohcnstein-Vrnstthal, 1. Oklbr. 1913. — In Bezug aus den Deutschen Pri Philosophie, antiker Dämonenglaube und alt _ _ _ „ . . , fränkischer Aberwitz. Der wahre Wert des Chri- einschließlich der Fach- und Fortbildungsschulen, stentumswird davon nichr berührt, jene Zutaten zu unterstellen sind. Da die 17. Hauptversamm- der Staat seine Ausgabe als .Kulturträger erfül-führte aus, datz wir heimatlos in der protestan- s—- r- -"t- tischen Kirche und die Kirche heimatlos in der 17. tzWlMWMlW lies MMen MreMlei»s. Die Verhandlungen am gestrigen Dienstag, die der zweite Vorsitzende Herr Bayer-Leipzig leitete, begannen mit der Verlesung des Ant ¬ haben ihn aber verdunkelt. Die Folge dieser lung des Sächsischen Lehrervereins in der Er- Entwicklung sehen wir in der katholischen Kirche. Dichtung eines besonderen Unterrichtsministe- Hier blieben die höheren Gedankengänge deiftriums die unerläßliche Voraussetzung für eine Massen verborgen, ihnen blieb der Glaube an!moderne Schulgesetzgebung erblickt, beauftragt das Dogma mit allen seinen Wundern. Dadurch'sie den Vorstand, die gesetzgebenden Faktoren zu wurde die unbeschränkte Herrschaft der katholi-^ersuchen, die für eine Lösung dieser Fragen not- schen Kirche möglich. Selbstverständlich versagte wendigen gesetzgeberischen Maßnahmen zu treffen, die Kirche in der Volksbildung völlig, sie mutzte! Mit langem, sich immer wiederholendem schon aus Selbsterhaltungstrieb die Hand da-,Beifall dankte die Versammlung Dr. Zöphel, von lassen. Wie in der römisch-jkacholischen In der Debatte forderte I a h n e tz - Dres- 'ler Stätten wie gemeinnütziger Einrichtungen Schultheiß-Restaurant, Zschopauer Straße, statt.