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Nr sz. Unterhaltungs-Beilage ms. zum Hchmslem-EknsttWer Tageblatt Tlrirtsblatt. LrsckeinL rvSchsntlich zrveirrrak. Druck und Verlag von I. Ruhr Nachfolger vr. Aldan Krisch, Hohenstein-Ernstthal. (Nachdruck verboten.) passendsten Stelle. siedelte die Familie Miltaler in ihr liebe Ammeli", fiel der wäre hier an der un- ihrer An den Rat man die Anspruch Schon im Juni neues Heim über. Wohnung an einen zu vermieten. Eine bei dem Umzug in worden. Sie wurde Der Frau Rätin war es nicht recht, daß Gefälligkeit des Mannes in dieser Weise in nahm, aber sie wehrte sich vergebens dagegen. Die Rätin war empört; sie suchte ihren Mann auf, der im Garten vergnügt auf und ab wandelte und mit der Mutter des Hausbesitzers, die in ihrer Laube saß, plauderte. Nach ihrer Meinung suchte der junge Mann sich ihnen aufzudrängen, und vergeblich erklärte ihr der Rat, daß er ganz anderer Meinung sei. Er batte Haberland nach der Adresse eines Tapezierers gefragt und von ihm die Ant wort erhalten, daß er die Sache schon besorgen würde. Frau Rätin half sich auf ihre Weise. Sie fand das große dreiteilige Fenster des Wohnzimmers geschmacklos dekoriert und ordnete sehr energisch die Abänderung an, die ihr ge boten schien. Lena war das Eingreifen der Mutter im höchsten Grade peinlich. Ihrem Geschmack entsprach zudem das Arrangement, das Haberland getroffen hatte, vollständig. Sie wußte ja auch, was die Mutter damit bezweckte! Und der junge Mann mußte sich von der schroffen Form, mit der dis Mutter eingriff, sicherlich verletzt fühlen. Herr Haberland hatte sehr genau bemerkt, was das junge Mädchen bei den Einwendungen der Mutter emp fand, aber auch ohne diese Beobachtung hätte ihn seine Höflichkeit nicht verlassen. Er stimmte ruhig bei, änderte, wie Frau Rat es wünschte, und erbat sich bei allem, was er tat, ihre Direktive, die meistens in ziemlich schroffer Form erteilt wurde. Nicht eine Miene, nicht ein Ton verrieten, wie er darüber dachte. Lena fühlte deutlich, wie sorgfältig er einem Konflikt mit der Mutter aus dem Wege ging, die augenscheinlich diese Gelegenheit benutzte, um den gesellschaftlichen Ab stand zwischen dem Besitzer des Hauses und ihrer Familie recht deutlich zu markieren. Am Abend fragte Frau Rat ihren Mann, welche Be zahlung er mit dem Tischlermeister für seine Hilfe verab redet hätte. Die Form, in der sie diese Frage vorbrachte, war so verletzend, daß Lena sich veranlaßt fühlte zu sagen: „Liebe Mutter, ich glaube, es würde nicht richtig sein, Herrn Haberland Geld anzubieten." Doch damit kam sie schön an. Die Mutter erklärte sehr energisch, daß sie keinerlei Gefälligkeiten von dem Hauswirt anzunehmen gedenke. Sie tue das mit voller Absicht, um für die Zukunft eine feste Schranke zwischen den beiden Parteien zu ziehen. Sie werde morgen vormittag hinuntergehen und ihm den Lohn für seine Hilfeleistung bar auf den Tisch legen. Der Rat erbot sich, selbst diese Mission zu übernehmen Er fürchtete mit Recht, daß seine Frau absichtlich die Sache in einer Form austragen wollte, die den jungen Mann verletzen und von jeder Annäherung zurückschrecken sollte. Aber Frau Ammeli erklärte entschieden, sie wolle die Sache selbst ordnen. Achselzuckend fügte sich der alte Herr. Im geheimen hatte er dabei die Hoffnung, daß seine Frau doch den kürzeren ziehen würde. Und so kam es auch. Frau Rätin traf Meister Haberland beim Frühstück. Sie lehnte die Aufforderung, Platz zu nehmen, mit einem kurzen Danke ab und fragte ohne alle Einleitung, was sie ihm für den gestrigen Arbeitstag schuldig wäre. , Haberland erwiderte höflich, er hätte sich aus freien Stücken dazu erboten, und bat, von der kleinen Mühe waltung, die ihm als Hauswirt selbstverständlich erschiene, doch kein Aufhebens zu machen. Frau Rätin lehnte kurz ab. Sie hätte keine Ursache, Gefälligkeiten in Anspruch zu nehmen, die sie nicht er widern könne und wolle, und habe seine Dienste nur in der Erwartung angenommen, daß sie sie entsprechend be zahlen dürfe. Ob Lehn Mark ihm genügend erschienen? <3. Fortsetzung.) „Du willst doch damit nicht sagen, daß dieser junge Handwerker zu den führenden Klassen gehört?" „Gewiß, liebe Ammeli, er scheint mir auf dem besten Wege zu sein, dazu aufzusteigen. Wenn mich nicht alles täuscht, wird er nach einer gewissen Anzahl von Jahren seinen Betrieb so weit vergrößert haben, daß er nicht mehr selbst Hand anzulegen braucht. Dann genügt eben seine Intelligenz, die das Ganze leitet und in Schwung hält. Dann nennt er sich Fabrikant, verkehrt in den besten Kreisen der Gesellschaft, ladet Offiziere, Gelehrte und hohe Beamte in sein Haus, läßt einen seiner Söhne studieren, den anderen Offizier werden, und ein neues Geschlecht, das zu der sogenannten guten Gesellschaft gehört, ist er standen." Die Frau zuckte die Achseln. „Du machst ja die schönsten Zukunftspläne für Herrn Haberland. Ich hoffe, daß wir darin keine Rolle spielen." „Wie meinst du das?" „Na, ich meine, du hast schon große Lust, den jungen Handwerker als uns gesellschaftlich gleichstehend zu be trachten. Vorläufig ist und bleibt er noch immer ein .. Wort, „es in einem Raume untergebracht, den Herr Haberland, ohne eine besondere Entschädigung dafür zu beanspruchen, zur Verfügung gestellt hatte. Es war ihr gelungen, die alte nach Königsberg versetzten Beamten ganze Anzahl von Möbelstücken war die kleinere Wohnung entbehrlich ge- nicht verkauft, wndern gut verpackt Ein kleiner Vorfall gab ihr Veranlassung, sicht schärferen Ausdruck zu geben. Sie hatte — gebeten, einen Dekorateur zu besorgen, der das Anbringen der Portieren, Gard'.nen und Bilder übernehmen sollte. Statt dessen erschien am andern Morgen zur festgesetzten Zeit Herr Haberland und machte sich an die Arbeit, bei der ihm Lena hilfreich zur Hand ging. „Sprich das Wort nicht aus, Rat ihr schnell ins Wider den Strom Erzählung von Zritz Skowronnek.