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UkOiMiWM NMt TlrntsLlcrtt. Nr. 232. Sonntag, den 5. Oktober 1913. Drittes Blatt. Aus Lem Nejche. Der Kaiser in Königsberg und Danzig. Aus Königsberg i. Pr., 3. Oktober, wird geschrieben: Der Kaiser ist, von Ro- minten kommend, heute mittag um 1 Uhr mit dem Fürsten zu Dohna und den Herren seines Gefolges aus dem hiesigen Hauptbahnhofe em- getroffen und hat sich im Automobil, überall in den flaggengeschmückten Straßen lebhaft, be grüßt, nach dem neuen Kasernements seines 20. Grenadierregiments „König Friedrich Wilhelm" (2. ostpreußisches) Nr. 3 vor dem Rofsdärtevlor begeben. Vor der festlich geschmückten Kaserne hatte das Regiment Ausstellung genommen. Auch der Verein ehemaliger 3. Grenadiere war er schienen. Der Kaiser begrüßte das Regiment und den Verein und nahm im Kreise der Offi ziere das Frühstück ein. Kurz nach 3 Uhr fuhr der Kaiser nach dem Hauptbahnhose und reiste um 3 Uhr 30 Min. mit Sonderzug nach Dan- zig-Langfuhr ab. Einer Meldung aus Danzig, 3. Oktober, zufolge traf der Kaiser abends kurz vor 7 Uhr mit Sonderzug in Danzig-Langfuhr ein. Im Gefolge befand sich Fürst zu Dohna. Zum Empfang war der kommandierende Gene ral, General der Kavallerie v. Mackensen an wesend. Der Kaiser begab sich im Automobil in das Kasino der Leibhusarenbrigade, wo ein Festmahl stattfand, an dem auch der Generalin spekteur, Generaloberst von Prittwitz und Gaff- ron, General v Mackensen und die Prinzen Friedrich Sigismund und Friedrich Karl teil nahmen. In den Straßen bildeten Husaren Spalier. Das sächsische Kultusministerium und die ausländischen Studenten. Der preußische Kultusminister hat bekannt lich verordnet, daß an jeder preußischen Univer sität und Hochschule in Zukunst nur eine ganz bestimmte Anzahl von ausländischen Studenten, namentlich Russen, zugelassen werden» dürfen. Allerdings werden dabei die gegenwärtig schon studierenden Ausländer von dieser Maßregel nicht betroffen. Wie nun die „L. N. N." erfahren, wird sich das sächsische K u l t u s m i n i st e r i- u m dem preußischen Vorgehen nicht anschließen, nachdem auf seine Veranlassung hin die sächsi schen Hochschulen hinsichtlich der Aufnahme der Ausländer bereits so s ch a r s e B e st i m m u n- gen getroffen haben, daß dis Einführung des Numerus clausus «überflüssig erscheint. So kön nen jetzt Inhaber von Reifezeugnissen russischer klassischer Gymnasien nur dann als Studierende ausgenommen werden, wenn sie bereits zwei Semester an einer russischen Hochschule studiert haben, die an Handelsabteilungen, verbrachten Studiensemester werden außerdem nicht ange rechnet. Ebenso werden jetzt Abiturienten sieben- klassiger Mittelschulen des Auslandes nicht mehr als Studierende ausgenommen. Diese Bestim mungen werden außerdem noch dadurch ver schärft, daß mit der Einsendung der Zeugnisse eine Legalisation des russischen Unterrichtsfni- nisteriums hinsichtlich der Richtigkeit der Zeug nisse beizubringen ist. Die Verschärfung in den Aufnahmebedingungen hat beispielsweise' bei der Technischen Hochschule in Dres den dazu geführt, daß gegenwärtig nur et wa 40 Russen dort studieren, im Gegen satz zu 200 vor dem Inkrafttreten der Bestim mungen. Wie weiter verlautet, gedenkt man in abseh barer Zeit die für die russischen Studenten ein geführten Bestimmungen hinsichtlich der Vor- bildung auch auf die ü b r i g e n Aus - l ä n d e r, namentlich Bulgaren, Serben« usw. auszudehnen. Das Ergebnis der Reichseinnahmcn für das dritte Quartal 1913 ist ein relativ gün stiges. Die Besserung der Reichscinnahmen hält an. Der Mehrertrag an Zöllen be trug im Juli bis September durchschnittlich 5 Prozent, der Mehrertrag an Steuern durchschnitt lich 8 Prozent über den Etatsanschlag. Der nationalltberale Retckstagsabgeord- nete Prinz Schönatch-Carolath feiert am heutigen Sonnabend mit seiner Ge mahlin, der Prinzessin Margarete geb. Prinzes sin von Schönburg-Waldenburg, das ^elt der silbernen Hochzeit. Prinz CaÄath ist zurzeit eurer der ältesten Parlamentarier Er gehört dem Reichstag seit 1881, dem Preußische,, Herrenhaus seit 1883 an. Geboren ist er am 24. April 1852, steht also jetzt im 62. Lebens jahr, während seine am 18. Juli 1864 geborene Gemahlin 49 Jahre alt ist. Das Prinzenpaar wird das Fest in Dresden im Hotel „Bellevue" feiern. Oberleutnant Steffen ist inzwischen nach Berlin zurückgskehrt. Er hat, wie zu erwarten war, die Gelegenheit be nützt, um die Tararenmeldungen der Pariser Presse zu berichtigen. Nach einer Mitteilung der „Tägl. Rundsch." ist das ganze Gerede von ei nem Abschiedsessen unrichtig, und Oberleutnant Steffen liegt sehr daran, festzustellen, daß er lediglich in einer privaten Unterredung zum deutschen Konsul gesagt hat, man könne selbst in Deutschland nicht besser als in Boulogne ausgehoben sein. Jede Begegnung mit einem Berichterstatter hat Oberleutnant Steffen absicht lich vermieden. Die Verfaffungsfrage in Mecklenburg. Wie die „Landeszeitung für beide Mecklen burg" mitteilt, ist von den beiden Großherzögen die Wiedereröffnung der Verhandlungen des außerordentlichen Landtages aus den 20. Oktober festgesetzt worden. Die Verhand lungen finden wieder in Schwerin statt und be- treffchr die bekannte Verfafsungsvorlage vom Frühjahr dieses Jahres. koloniales. Streife in Deutsch-Südwestafrika. Ueber die aus Deutsch-Südwestafrika gemel deten Kämpfe der Schutztruppen mit Buschleuten erfährt Wolffs Telegraphisches Bureau, daß es sich dabei lediglich um eine stärkere Patrouille der 4. Kompagnie handelt, die auf Anweisung des Gouvernements den nord östlichen Teil des Bezirkes Grootfontein, in dem die Klqgen über das Treiben der Buschleute sich in letzter Zeit vermehrt hatten, absuchen und von umherstreifendem gefährlichen Gesindel säu bern sollte. Bei der Streife wurde ein größerer Erfolg deshalb nicht erzielt, weil nur aus den Farmen beschäftigte Buschlente als Führer der Patrouille dienten, die selbstverständlich ihre Stammesgenossen, nicht verraten wollten und deshalb als Führer versagten. Jnsolgedessen ge lang es den verfolgten Bufchleuten in den mei sten Fällen, zu entkommen. Aus der Flucht wurden drei Mitglieder einer Werft erschossen und zwei Weiber mit einem Kind festgenom men. pus dem Nuslsnde. Frankreichs Luftflotte. General Bernard, der künftige Leiter der französischen Militärluftschiffahrt, hat sich bei seiner Aufgabe der Mitwirkung des Oberst leutnants Estienne versichert, dem früher das Laboratorium von Vincennes, die Wiege der französischen Militäraviatik, unterstand. Estienne soll die Leitung des A n g r i s s s - FIug- d i e n st e s sowie des Flugdienstes für A r- tillerie und Kavallerie übernehmen und mit dem Studium und der Beurteilung der Fortschritte aus flugtechnischem Gebiete betraut werden. Der Flugdienst für Kavallerie ist eine neue Einrichtung und wird zehn Flugzeugge schwader von je sechs Apparaten umfassen. Diese Geschwader sollen aus schnellen, leicht zerleg baren und leicht zu befördernden einsitzigen Ein deckern zusammengesetzt werden. Ihre Führer gedenkt man unter den zurzeit schon im Flug dienste stehenden und anderen Kavallerieoffizie- ren zu wählen. Man hebt hervor, daß die Kavalleriemanöver, die im verflossenen Monat zwischen Rethel und Sissone stattfanden, die Nützlichkeit des Flugzeuges als eines Erkun- dungsmittels unzweifelhaft dargetan hätten. Auf dem Lagerfeld von Chalons wurde in den letz ten Tagen ein Farman-Zweidecker mit einer Mitrailleuse durch Schießversuche während des Fluges erprobt. Der Apparat, den Leutnant Mailferte steuerte, feuerte auf die Flügel eines alten Antoinette-Eindeckers, die man zu 45 Grad aus einer Hügel spitze angeordnet hatte. Das Feuer begann am 400 Meter Schuß sür Schuß und wurde bei 2000 Meter automatisch fortgesetzt. Die Flügel des Eindeckers wurden von Kugeln förmlich besät. Diese Schießver suche sollen demnächst auf Fesselballons und Freiballons ausgedehnt werden; gleiche Schieß versuche wird ein Lentballon unternehmen. Ein Bombenattentat auf das Fiumer Regierungsgebäudc. Aus Budapest wird in Ergänzung unsres gestrigen telegraphischen Berichts unterm 3. Oktober weiter gemeldet: In Fiume erfolgte nachts 1 Uhr im Gebäude des Gouverneurs eine furchtbare Bomben explosiv n. Die aus dem Schlaf aufgeweckte Bevölkerung eilte auf die Gasse, dem Regierungsgcbäude zu, wo bereits die Polizei eingetroffen war. Es stellte sich heraus, daß unbekannte Täter aus ein Fen ster des Archivgebäudes eine Bombe mit einer vier Meter langen Lunte gelegt und angezündet hatten. Die Detonation war so stark, daß sie noch in Abazzia gehört wurde. Ein Bombew stück fiel auf der Piazza del Municipio nieder, wo das Regierungsgebäude steht. Seine Fenster wurden zertrümmert, ebenso auch die Fenster der benachbarten Häuser. Die Anwohner des Halms wollen nach der Explosion einen auf fallend mageren Menschen flüchten gesehen haben. Die Polizei stellte fest, daß der Täter aus einer Seitengasse eine hohe Mauer überkletterte und in den Garten des Archivgebäudes sprang, wo er die Tat verübte. Dann entfernte er sich auf demselben Wege. Die Mauer wurde durch die Explosion zerstört; auch die Wände des Archiv gebäudes sind an mehreren Stellen rissig ge worden. Im Innern des elben wurden Möbel und Schriftstücke vernichtet und die Decke beschädigt. Ani Tatort wurden Stücke der Bombe und Lunte, sowie Zündhölzer gesunden. Soweit bis jetzt bekannt, sind Menschen nicht zu Schaden gekommen. Die Grenzpolizei verhaf tete drei verdächtige Individuen, doch scheint der Täter sich nicht unter ihnen zu befinden. Der Gouverneur Graf Stefan Wickenburg, in dessen Palast die Bombenexplosion erfolgt ist, befindet sich auf Urlaub in Wischenau. Die Lokalbesichtigung hat ergeben, daß das Archiv nicht vernichtet ist und nur etwa zwanzig Akten' stücke beschädigt worden sind. In Polizeikreifen wird angenommen, daß die Täter die Absicht hatten, durch Vernichtung des Archivs gewisse Aktenstücke aus dem Wege zu schaffen. Chinas Geldbedürfnis. Nach einer Meldung der „Morningpost" aus Schanghai verhandelt die chinesische Regierung mit der Fünfmächtegruppe über eine sofortige Anleihe von 25 Millionen Pfund Sterling zu den früheren Bedingungen. Die Gruppe soll eine gewisse Kontrolle über die Verwendung der Gelder erhalten. Ferner sei zwischen der British and Chinese Corporation und der Stadt Nanking ein Abkommen über eine Anleihe von 500 000 Pfund Sterling zu stande gekommen. Der Emifsionspreis der fi- prozentigen Anleihe beträgt 90 Prozent. Die Anleihe wird durch lokale Steuern und Ab gaben garantiert. Konkurse indischer Banken. Man schreibt aus Bombay: Die Cre ditbank of India mit einer Agentur in London und zahlreichen Zweiggeschäften hat ihre Zah lungen eingestellt. Zwei andere, weni ger bedeutende Banken haben sich in dieser Woche gleich alls für zahlungsunfähig erklärt. Sie alle sind Banken, die von Eingeborenen ge leitet werden. Lschlilches Hohenstein-Ernstthal, 4 Oktbr. l9l3. — Die K a r t o f s e l e r n t e üt in vollem Gange und bereits sieht man viele leere Kartoffelfelder. Man , kann nun häufig bemer ken, daß auf den abgeernteten Aeckern die kran ken angefaulten Kartoffeln einfach achtlos liegen bleiben, um nachher untergepflügt zu werden, und doch sind sie imstande, die nächste Ernte zu schädigen, falls sie nicht grüredlich vernichtet werden. Diese angefaulten Knollen dienen näm lich den Engerlingen und anderen gefräßigen Larven als bequeme Schlupfwinkel, in denen sie nicht nur Nahrung finden, sondern auch ihrer Verpuppung entgegengehen; auch die Feldmäuse finden an den vielleicht nur teilweise faulen Kartoffeln immer noch etwas Futter, und auf diese Weise wird der Erhaltung und Vermeh rung aller dieser Schädlinge Vorschub geleistet. Aber das Liegenlassen der kranken Knollen hat einen noch größeren Nachteil, indem nämlich durch dieselben die Kartoffelkrankheit aus die nächste Ernte übertragen wird. Die Ursache dieser gefürchteten Krankheit ist bekanntlich ein kleiner Pilz, der sich besonders auf den Blät tern zelgt und zwar als zarter Schimmel. Die Sporen dieses Pilzes gelangen durch den Regen in den Boden., wo sie die Knollen zerstören, wenn sie mit ihnen in Berührung kommen. Bleiben nun diese kranken Knollen liegen und werden sie untergepflügt, so ist es erklärlich, wenn durch diese mit Pilzen gefüllten Kartoffeln die nächste Ernte beeinträchtigt wird. Um da her der Verbreitung dieser Krankheit der Kar toffeln wenigstens eiwas entgegenzutreten, ist es nicht nur nötig, die von den Pilzen befallenen Stengel und Blätter zu verbrennen, sondern auch die kranken Knollen, anstatt sie achtlos auf dem Acker liegen zu lassen, aufzu- lelen und sie ebenfalls durch Feuer zu ver nichten. — Die Oekonomische Gesellschaft im Kö nigreich Sachsen veranstaltet am 14. November d. I. eine Braugerste aus st ellung, an der sich jeder sächsische Landwirt kostenfrei beteiligen kann. Bedingungen und Anmeldebo gen für die Ausstellung sind durch die Geschäfts stelle Dresden, Lüttichaustraße 26, zu beziehen — Der unter den: Protektorat des Königs stehende Königlich Sächsische Militär Ver einsbund hat nach seinem soeben erstatte ten 40. Jahresbericht im Jahre 1912 einen er freulichen Aufschwung genommen' Die Zahl der Vereine ist auf 1741, die Mitgliederzahl auf 213 423 ordentliche und außerordentliche und 6594 Vereinsehrenmitglieder, zusammen also auf 220 017 gestiegen. Die Vereine des Bundes hatten am Ende des letzten Vereinsjahres ein Vermögen von 6 809 342 Mark. Präsident des Königlich Sächsischen Militärvereinsbundes ist Oberjustizrat Windisch, Major der Landwehr infanterie a. D. in Dresden. — Lichtensteiu-Callnberg, 3. Okt Die Deckenwebindustrie geht gegenwärtig in unseren beiden Städten noch so leidlich. Die Zahl der gelernten Weber verschwindet auch hierorts lei der immer mehr, da die jungen Loute nur sel ten noch diesen Beruf erlernen. Sie wenden sich vielfach anderen Berufen zu. Der Grund ist einfach und dürfte meistens in den nicht mehr zeitgemäßen Löhnen liegen, da der Webern berut mit den gestiegenen Lebensbedürfnissen nicht Schritt gehalten hat. Die Zahl der Haus- Weber (Heimarbeiter) geht hier wie anderwärts stetig zurück, seit der mechanische Webstuhl Ein gang gefunden hat. Gegenwärtig lassen die bei den Webfirmen Zierold und Berger größere Erweiterungsbauten ihrer Betriebe vornehmen, wodurch die Handweberei immer weiter auf den Aussterbeetat vorrückt. — Falkenstein, 3. Okt. Eine schwere Gasexplosion hat sich am Mittwoch abend Moltkestraße 4 ereignet. Dort war der bis herige Wohnungsinhaber ausgezogen und hatte die Gaslampe abgedreht, aber vergessen, das Gasrohr zu verschließen. Als abends das Hauptrohr im Hause geöffnet wurde, konnte das Gas entströmen. Die Familie des neuen Mie ters, Handelsmann Oheini, hatte die Petro leumlampe angebrannt, und als diese von dem ausströmenden Gase erreicht wurde, erfolgte eine von donnerähnlichem Krach begleitete Explosion, durch die Wände, Türen und Fenster des Hau ses schwer beschädigt wurden. Als Passanten in die Wohnung eilten, fanden sie die Ehefrau Oheims bewußtlos mit brennenden Kleidern im Zimmer vor. Das Feuer, welches bereits Gar dinen und Möbel ergriffen hatte, wurde ge löscht und die schwerverletzte Frau sofort ins Krankenhaus gebracht. Ein 13jähriger Sohn, der unter das Sofa gekrochen war, war bewußt los, jedoch unverletzt. — Rottluff, 3. Ott. Hier ist ein etwa 60 Jahre alter, zunächst noch unbekannter Mann im Gerstenberger Holze erhängt aufgefunden worden. Der Tote hat weißes Haar und wei ßen Bart und trüg eine Nickelbrille. — Wicscnburg (Amtsh. Zwickau), 3. Ott. In Gegenwart des Kreishauptmanns Dr. Fraustadt, des Amtshauptmanns Dr. Jani, des Grafen zu Solms-Wildenfels, zahlreicher höherer Beamter der Kreis- und Amts Haupt- Mannschaft, der Mitglieder des Bezirksausschus ses und der Bezirksversammlung, des Erbauers der Anstalt, Baurat Franke-Leipzig, sowie zahl reicher Ehrengäste fand die Weihe der mit einem Kostenaufwande von nicht ganz einer halben Million errichteten Bezirksanstalt Wiesen bei Wiesenburg statt. Das Heim ist für 170 In sassen eingerichtet, kann aber auch 200 aufneh men. Ausgenommen werden alte, alleinstehende Leute, Sieche, Geistesschwache, Kranke ohne häusliche Pflege, der Fürsorgeerziehung bedürf tige Kinder usw. — Reichenbach i. V., 3. Ott. Zu dem bereits gemeldeten Eisenbahnunglück wird wei ter geschrieben: Nicht nur die Maschine, die der Zug anrannte, sondern auch die Maschine des Zuges wurde schwer beschädigt. Der Zug- führerwagen, in dem sich der getötete Führer Wunderwald befand, wurde vollständig zersplit tert. Ueber ihn hinweg schob sich der Post wagen, der aber glücklicherweise dem Anprall stand hielt. Auf diese Weise kamen die darin sitzenden Beamten mit dem Schrecken davon; sie wurden zwar tüchtig durcheinander gewor fen und dabei leicht verletzt. Auch der nach folgende Eilgüterwagen bäumte sich aus, wurde, aber gleichfalls nicht völlig zerschmettert. Durch die umgestürzten Wagen wurden die Seitengleise versperrt. Der getötete Zugführer hinterläßt Frau und mehrere Kinder. — Oellsuitz i. V., 3. Ott. Der in Raschau verstorbene Gutsbesitzer Friedrich August Michae lis hat letztwillig sein gesamtes Vermögen zu einer Michaelis-Stiftung bestimmt. — Chemnitz, 3. Ott Um sich das Leben zu nehmen, sprang ein 31 Jahre alter hier wohn,bafter Mechaniker in den Schloßteich. Als er kurz darauf dem nassen Element entrissen und aus eine Promenadenbank gesetzt worden war, sprang er angesichts mehrerer angesammel ter Personen ein zweites Mal ins Wasser. Wiederum wurde er alsbald ans Land gebracht, und sodann der nächsten Polizeiwache zugeführt. Von hier wurde er von seinen Angehörigen ab geholt. — Freiberg, 3. Okt. Ein verhängnisvol ler Zusammenstoß zwischen einem Automobil und einem Radfahrer, der den Tod eines hoff nungsvollen Menschenlebens zur Folge hatte, ereignete sich in der Nähe von Halsbrücke. Dort fuhr der Oberprimaner Burkhardt, der ein Ge-