Suche löschen...
02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 09.10.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19131009021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913100902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913100902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-10
- Tag 1913-10-09
-
Monat
1913-10
-
Jahr
1913
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
lichen Aufgaben 250 397 540 Rubel vor; dies ist gegen das Vorjahr eine Mehrausgabe von 22 225 127 Rubel. Die Hälfte der Mehr ausgabe entfällt aus die Erhöhung der Kredite zur Fortsetzung des Baues neuer Schiffe für .die Schwarzmeerflotte. Lächkikches Hohenstein Ernstthal, 8. Oktbr. 1913. — Von den aus Anlaß der Einweihung des V ö l k e r s ch l a ch t d e n k m a l s bei Leipzig geprägten Denkmünzen (3-Mark- stücken) sind vom Finanzministerium an die Finanzhaupttasse in Dresden, die Lotteriedar- lehnskasse in Leipzig, dieBezirksfteuereinnahmen, die Forstrentämter, die Zollämter und die Ne benzollämter eine Anzahl überwiesen worden. Wer solche Denkmünzen zu erwerben wünscht, kann sie bei den genannten Kaisen, soweit der Vorrat reicht, vom 11. Oktober ab gegen Werterfatz erhalten. Die Kassen sind angewiesen, an einem Empjänger in der Regel nicht mehr als ein Dreimarkstück abzugeben. Die Auswechs lung kann nur während der für den Kassenver kehr festgesetzten Vormittagsstunden vorgenommcn werden. Die Kassenbeamten können veräugen, daß das zur Nmwechslung bestimmte Geld ab gezählt entrichtet wird. Durch die Post werden Denkmünzen nicht übersendet. — Am 1. Januar 1914 tritt das neue Reichs- und Staatsangehörig ke itsgesetz vom 22. Juli 1913 in Kraft. Ehemaligen Deutschen, die ihre Bürgerrechte ver loren haben, denen es aber für ihre Person und Kinder wünschenswert ist, wieder Deutsche zu werden, sind jetzt neue Möglichkeiten eröffnet. Ein Teil der gewährten Ansprüche ist an die Wahrung verhältnismäßig kurzer Frist gebun den. Diese gilt es nicht zu versäumen. Wirkt das Gesetz auch erst vom Beginn des nächsten Jahres, so können doch die erforderlichen An träge schon jetzt vorbereitet, und die notwendi gen Urkunden alsbald beschafft werden, zumal deren Beibringung vielfach einige Zeit in An spruch nehmen wird. Dev Verein für das Deutsch tum im Ausland, Berlin W. 62, Kurfürsten- straße 105, hat sich gern bereit erklärt, auf Fra gen aus diesem wichtigen Gediet Rat und Bei stand zu gewähren. Er rät den Antragstellern zur Beschleunigung ihrer Eingaben, weil schon jetzt zu ersehen ist, daß am 1. Januar ein gro ßer Andrang von Gesuchen eintreteu wird. — Ztvilkau, 7. Okt. Zu der Falschmünzer- angelegenheit wird jetzt aus Berlin gemeldet: Der Fabrikant der gefälschten Hundertmarkscheine war der Steindruckmeister Max Freund, der in Berlin wohnte, dann auf einige Monate nach Rußland verschwand und vor kurzem nach Berlin zurückkehrte, nachdem er mit den Zwickauer Fälschern in Verbin dung getreten war. Mehrere der beteiligten Per sonen sind bereits ermittelt und verhaftet worden. Freund wurde gestern in seinem Berliner Schlupf winkel ausfindig gemacht und nach dem Polizei präsidium gebracht. Nunmehr scheint man die ganze Gesellschaft hinter Schloß und Riegel zu hab n. — Meerane, 7. Okt. Der Lehrling eines hiesigen Gewerbebetriebes fand in den Papierspänen ein zusammengeknülltes Bündel farbiges Papier, das sich als 150 Mark Papiergeld entpuppte. Nachdem der Lehrling sich durch den Gehilfen vergewissert hatte, daß es wirklich echtes Geld sei, befragte man den Chef, wo eS herstamme. Der Chef aber wurde durch die Frage von einem großen Schrecken befreit, denn seit zwei Stunden suchte er überall das Geld, das er früh vom Briefträger empfangen und in der Eile in die Tasche gesteckt hatte. Mit andern er ledigten Kuverts hatte er es dann versehentlich in die Papierkiste geworfen. — Johanngeorgenstadt, 7. Okt. In un serer Nachbarüadt St. Joachimsthal wird bekanntlich eine große Menge von radiumhaitiger Pechblende gewonnen, die aber trotzdem der Nachfrage noch nicht genügt Nun hat das Arbeitsministerium der dortigen Berg- und Hüttenverwaltung den Auftrag gegeben, daß im nächsten Jahre aus den staatlichen Werken wenigstens 500 Meterzentner Uranpecherz gewonnen werden — Auf der Heimfahrt vom Fich telberge verunglückte der hiesige Hotelbesitzer T. mit Tochter und Sohn, indem das Pferd scheute, durch ging und der Wagen umstürzte. Herr T. wurde am Kopfe verletzt und brach eine Hand, die Tochter erlitt Verletzungen im Gesicht und dem Sohne wurde u. a. die Nase gespalten. — Cunnersdorf b. Frankenberg, 7. Okt. Der 65jährige verheiratete Arbeiter Dathe aus Gunners- dorf wollte heute früh auf der Station Gunners dorf im letzten Augenblick auf den um 6 Uhr 10 Min. von Chemnitz kommenden Personenzug auf springen, rutschte dabei ab und geriet unter die Räder der letzten zwei Wagen, wobei er völlig ver stümmelt wurde. — Freiberg, 7. Okt. Entgegen den bisheri gen Annahmen steht die OffenhaUung einer Grube der hiesigen staatlichen Erzbergwerke zu Lehrzwecken für die Bergakademie doch in Aussicht. Sicherem Vernehmen nach wird las Finanzministerium einen Antrag auf Beibehaltung einer Grube beim Landtag stellen. — Zu einer für ganz Sachsen nachahmens werten Einrichtung hat sich die Errichtung des hie sigen Schulmuseums ausgestaltet, das aus dem städtischen Hause der vorjährigen Erzgebirgs-Aus stellung hier geschaffen morden ist. Es bildet mit seinen wertvollen Anschauungsstücken aus der Tier- und Pflanzenwelt, aus Industrie, Gewerbe und Wissenschaft ein Lehrmittel von höchstem Werte für alle hiesigen Lehranstalten. — Waldheim, 7. Okt. Hier wurde ein zu gereister Dialer festgenommen, der sich im Juni dieses Jahres als „Leutnant von Momquö" hier vorgestellt hatte. Als solcher hatte er in einem der hiesigen Hotels für eine ganze Kompagnie Soldaten, die m den nächsten Tagen eintreffen sollte, Frühstück und in einer Konditorei Kaffee bestellt. Auch hatte er sich einem Schutzmann gegenüber als Leutnant ausgegeben und ihn gefragt, ob nicht die Soldaten ihre Gewehre auf dem Markte ausstellen könnten. Als der falsche Leutnant heute seine hier wohnhaften Verwandten besuchen wollte, wurde er von dem betr. Schutzmann sofort wieder erkannt und nach der Po lizeiwache gebracht. Es wurde festgestellt, daß man es mit einem in Bischofswerda wohnhaften Maler gehilfen zu tun hatte. — Crimma, 7. Okt. Auf einem stark ab schüssigen, mit Sleintreppen versehenen Fußweg, der von der Straße nach den Anlagen führt, stürzte hier abends in der Dunkelheit eine Frau über einen über den Weg gespannten Draht und verletzte sich schwer. Der Täter ist unbekannt. — Leipzig, 7. Okt- In Mockau stehen auf der im vorigen Jahr frisch angelegten Obstbaum planlage über hundert junge Birn- und Aepfelbäum- chen in voller Blüte. — Dresden, 7. Okt. Gegenüber anders lautenden Nachrichten wird W. S. L. bestätigt, daß; der Geh. Leg.-Rat Kammerherr v. Stieglitz Anfang November den Gesandtenposten in Weimar über nimmt. Ueber die spätere anderweitige Verwendung des Genannten kann zurzeit noch nichts mitgetei't werden. — Gegenüber dem in verschiedenen aus wärtigen Blättern aufgetauchten Gerücht, daß dieser Tage im Herrnskretschener Jagdrevier aus einem dichten Gebüsch zwei scharfe Schüsse in der Richtung auf den König von Sachsen abgegeben worden seien, ist Wolffs Sächsischer Landesdienst zu der Erklärung ermächtigt, daß an hiesiger zuständiger Stelle von einem derartigen Vorfall auch nicht daS geringste bekannt ist. — Dresden, 7. Okt. Ueber den erfolglosen Einbruch in eine Filiale der Deutschen Bank in Dresden teilt die Polizeidirektion noch folgendes mit: In der Nacht drangen Einbrecher durch tue zurzeit leerstehende 2. Etage des Grundstückes Wils drufferstraße 9 in die im 1. Stock und im Erdgeschoß gelegenen Geschäftsräume der Deutschen Bank. Zum Durchbrechen des Fußbodens wurde ein 2^ Zenti meter starker Bohrer benutzt. Die Versuche, die Geld und Effektenbehältnisse anzubohren, blieben erfolglos, weil sie offenbar mit unzulänglichen Mitteln aus- gesührt worden waren. So mußten sich die Ein brecher mit einer Beute im Werte von 120 Mark begnügen. Es fielen ihnen in die Hände: Wechsel stempelmarken für 14,60 Mark, Schlußscheinstempel- marken für 49,60 Mk. und Briefmarken für etwa 57 Mk., darunter 350 Fünfpfennigmarken, 100 Zehnpfennigmarken, 35 Zwanzigpfennigmarken, 15 Fünfundzwanzigpfennigmarken, 12 Dreißigpfennig marken. Verdächtigt werden zwei Männer, die am Sonntag vormitlag gegen 6 Uhr das Haus verließen und von denen der eine einen schwarzen, mit Borte eingefaßten Ueberzieher, der andere eine braune vier eckige, etwa 50 Zentimeter lange Handtasche trug. Angaben, die zur Ermittelung der Täter führen, werden von der Polizei bezahlt. — Beim Baden ertrunken ist im Schwimmbassin einer hiesigen grö ßeren Badeanstalt der 1899 in Dresden geborene Maschincnbauerlehrling Richard Hachenberger. Der junge Mensch erlitt einen Herzschlag, als er sich im Wasser befand. — Königstein, 7. Okt. Laut Be'chluß fdes Reichstags ist mit dem 2. Oktober die Kom mandantur auf der Festung Königstein eiugezogen worden. Zur Leitung der Festungsangelegenheiten wird oon jetzt an ein Major kommandiert, der ab wechselnd dem 12. und dem 19. Armeekorps ent- nvm r en wird Die Amtszeit ist jedeSmal auf ein Vierteljahr bemessen. Dec bisherige Festungskom Mandant Oberst Heinecke ist als Landwehr bezirks- kommandeur nach Chemnitz übergesiedelt. Zunächst führt Major Stark vom Schützen-Regiment in Dres den bis Ende des Jahres d s Kommando auf der Festung. — Zittau, 7. Okt. Die Stadt beabsichtigt, demnächst eine ständige Städtische Festhalle zu er richten. Der Stadtrat hat den Betrag oon 200 000 Mark für den Neubau in Aussicht gestellt. Das Städtische Hochbauamt hat bereits ein Projekt ent worfen und dem Sladtrat eingercicht. — Delitzsch, 7. Okt. Wie wir bereits mel deten, ist der Rendant der Delitzscher Stadthauptkaffe, Wilhelm Rudloff, unter Mitnahme von 6100 Mark Kaffengeldern flüchtig geworden. Am Dienstag früh ist nun auch der Stadlhaiiptkassenkoutrolleur Oskar Meley nicht zum Dienst erschienen. Er hat seine Wohnung bereits vor 6 Uhr morgens verlassen und sich vor den 6,18 Uhr von Halle kommenden Zug zu werfen gesucht. Der Zugführer beobachtete jedoch sein Vorhaben und brachte den Zug rechtzeitig zum Stehen. Meley ergriff hierauf die Flucht und wurde von da ab nicht mehr gesehen. Gelegentlich eines JagdauSfluges wurde nun am Dienstag nachmittag Meley von zwei Jägern auf einer Wiese in der Gertitzer Flur erschossen aufgefunden. Der Revolver lag neben ihm. Die Unterschlagungen sind von größerem Umfange. Außer den mitaenommenen 6100 Mark sind nach den bisherigen Feststellungen von beiden gemeinschaftlich 30 000 Mark veruntreut worden. Rudloff verschwand bereits am Sonnabend nachmittag, um, wie er sagte, noch Halle zu fahren und ein Bruchband zu kaufen. In Wirklichkeit aber hob er ein bei dem Bankhause Baer dort deponiertes Guthaben oon 21000 Mark ab. Rudloff lebte über seine Verhältnisse und verkehrte ost in leichtsinniger Gesellschaft. Handel und Gewerve. Daumwolle Kreme», 7 Oktober Upland middling loko 7U/- Pfg liuh o. Liverpool, 7 Oktober. TageSumsap 10800 Ballen, Liefe rung n peng. Oktober 7,41, Otrob<->-November 7 29, Dezem- bei .tanuar 7,21, Februar MSrz 7,20, April Mat 7,19, Juni- Zuli 7,17. Kerlin, 7 Oktober Produktenbörse. Weizen Ok tober 19t,— De ember 193-5 Mai 20^50 Roggen Oktober <59,75 Dezember 168 75, Mar 1 7,50 Hafer Dezember >60,75, Mat 165 25. Mais amerikan. mixed Dezember —,—, Rai —,—. Rüböl Okto! er 65 10 Dezember —,—, Mai Zahl ungSeinstellungen: Sattlcrmeisier Richard Mothes in Lengenfeld i. V. Barbier- und Friseurgeschäsls- intaber Kurt Aisred Bau r in Aue. — Ausgehoben: Handelsgesellschaft in Firma Gebr. Bogel in Penig. Kirchliche Nachrichten. St. Christophort Parochie Hohenstein- Ernstthal. Donnerstag, den 9. Odober, abeuos halb 9 Uhr MssivvS- stunde im Waisenhausbeyaale. Eallenberg mit Neichendach. Donnerstag abends 8 Uhr Frauenverein in Reichenbach. WÄKenörand. Mittwoch, den 8. Oüober. abends ' .9 Uhr Versammlung des ev. Jungsrauenvereins im Psarrhauje. JOOOkerzige Glühlampen. Seit einigen Jahren haben hochkerzige Glühlampen oon 200 bis 1000 Kerzen Leuchtkraft mit einem Stromverbrauch von ungefähr 0,8 Watt für die Kerze die Reinkohle bogenlampen von ähnlichen Kerzenstärken fast ver drängt und nur noch die Bogenlampen mit Effekt kohlen konnten ihnen im Wettbewerb standhallen, da die Lich stärke dieser Lampen fast ausschließlich obeihalb dec angegebenen Werte liegt. Neuerdings steht eine weitere Umwälzung in der elektrischen Starklichtbeleuchtung bevor. Die Anergesellfchast bringt jetzt neue Osram-Halbwnlt Lampen von 600 bis 3000 Kerzen Leuchtkraft auf den Markt, die nur noch einen Stromverbrauch von >/.^ Watt für die Kerze haben. Hiermit tritt die Osram Lampe auch in das Gebiet der eigentlichen Siarklichtbe- leuchtung ein, und sie dürfte, falls nicht seitens der Bogenlampenindustrie ganz außerordentliche Ver besserungen erzielt werden, auch dieses Gebiet er obern. Am GePertal. Ein Roman von der Insel Mallorla von Anny Wothe. 27s Nachdruck verboten.) Aus wirren Träumen war Prinzessin Ce leste am anderen Morgen erwacht. Wie ein drückender Alp lag es auf ihrer Seele. Bevor der Abend sank, würde der Mann hier aus dem Rosenschlosse Einzug halten, in dessen Gewalt sie war, der ein Recht auf sie hatte Nie hotte sie ihre Abhängigkeit schwerer empfunden als in diesem Augenblick, wo sie wieder zurück in das unerträgliche Joch sollte, pl n dem s c sich hier in der stillen Abgeschieden heit des Schloßes so frei gefühlt. Zum letzten mal würde sie hier ihren „Märchentraum" träu men, denn das mußte sie sich sagen, daß Prinz Heinz mit seinen nüchternen Augen das holde Spie! ihrer phantastischen Kurzweil nur spöt tisch betrachten würde. Und das sollte er nicht. Er sollte ihr nicht alles verleiden, was ihr Freude machte. Ihre Kammerfrau hatte beim Ankleiden einen schweren Stand, und Mare sand zum erstenmal ihre schöne Herrin ungnädig, und nur mit halbem Ohr auf den Bericht über Mares gestriges Erlebnis lauschend. Mare war es ganz lieb, daß die Prinzes sin so sichtlich zerstreut war und sie nicht mit Fragen quälte, und doch schmerzte sie das herri sche Wesen ihrer schönen Gebieterin, die sie nie so unzugänglich gesehen. Jetzt ruhte die Prinzessin wieder in ihrem arabischen Frauengemach auf schwellendem Pol ster und lauschte dem leisen Sang ihrer Dienerin nen, die ihr zu Füßen in schleierartigcn Ge wändern, mit weißen Rosen in dem braunen Haar, auf seidenen Kissen hockten und mit zar ten Fingern die Saiten rührten. „Wollt Ihr nicht tanzen, Mädchen?" fragte müde die Herrin. Schnell sprangen die braunen Schönen auf, und während ihre Hände in die Saiten der Laute griffen und ihnen leise, zarte Töne ent lockten, schwebten die schlanken Gestalten laut los auf weißem Teppich mit ihren nackten, brau neu, wunderfeinen Füßen dahin. Es war ein mehr rhythmisches Schreiten, ein Biegen und Neigen der schlanken .Körper, denn ein eigentliches Tanzen, wie wahrgewor dene Träume, wie ein lebendes Gedicht. Die Prinzessin lag mit halbgeschlossenen Au gen, das schöne Haupt mit dem roten Gold glanz nachdenklich in die weiße Hand gestützt. Ein durchsichtiges, golodubchwirNes Gewand um schloß ihren herrlichen Körper. Goldene San dalen schmückten die nackten, kleinen Füße, und breite Goldspangen mit blitzenden Steinen die wundervollen Arme, die in dem gleißenden Son nenlicht, das durch die geöffnete Tür von der Terrasse her voll hereinbrach, wie Marmor leuch teten. In dem lockigen Haar, über jedem der rosi gen kleinen Ohren hing eine oollaufgeblühte mattrosa Rose. Rosen wanden sich auch um die Galerie und um die schlanken Säulen des Gemaches mit sei nen schwellenden Polstern, und Rosen quollen in wilden Ranken phantastisch aus den arabischen Truhen mit den kostbaren Einlagen von Gold und Edelgestein. Das ganze Gemach war von einem sinnbetäubenden Rosendust erfüllt. Mare hatte zu einem letzten Traum heute schon in aller Frühe noch einmal das arabische Zimmer eigenhändig mit Hilfe des Gärtners so phantastisch wie nur möglich geschmückt. Sie wußte ja, wie sehr sich ihre junge Herrin nach einem Märchenglück sehnte, und wie glücklich die Prinzessin war, wenn sie sich selbst im holden Spiel ein Märchen vortäuschte, das nie Wahr heit werden konnte. Und während die braunen Mädchen sich in ihren graziösen Tänzen wiegten, Dachte die schöne Frau, wie arm sie doch sei, wie bettelarm! — Und leise und süß sangen die Mädchen ein altes, arabisches Lied, das Prinzessin Celeste besonders lieble, das ihr oft Tränen in die Au gen trieb: „Rose, holde Rose, Wer hieß dich erglühu? Rose, holde Rose, Du mußt nun verblühn! Falter, blauer Falter, Wurde dein Gespiel. Falter, blauer Falter, Küßte dich so viel. Rose, holde Rose, Sterben ist dein Los! Rose, warum bargst du Ihn in deinem Schoß?" Noch einmal rauschten die Saiten au!f, !ere", unterbrach ihn d(e Prinzessin bitter auf- ! lachend. „Hat man vielleicht auch berichtet, wer smein neuester Günstling ist? Nicht? Ach, wie i ich das bedauere! Die Entdeckung könnte daun 'vielleicht meinen hohen Gemahl veranlassen, sci- ;new langgehegten Plan auszusühren, eine Che , zu lösen, die uns beiden nur eine Oucl ist." „Wer sagt Dir, daß ich je diesen Wunsch dann gehabt?" brach das siiße Spiel mit einem jähen Mißklang ' „Dein ganzes Verhalten. Gezwungen nahmst ab, und die braunen Mädchen flogen, wie er- Du mich zum Weibe, gezwungen gingst Du, schreckte Kinder sich eng umschlungen haltend,! freudlos, an meiner Seite, und als Du endlich leit lernte ich, was ich am Hofe zu Walbrunn neu „Prinz Heinrich!" Er blickte halb amüsiert, halb bitter. Ein Wink von ihm scheuchte die Dienerin- von dannen. mit einem Schrei in die entfernteste Ecke desGe-'des Zwanges überdrüssig wurdest, da häuftest waches. !Du eine ganz nichtswürdige Beschuldigung aus In der Tür stand, hochaufgerichtet, ein vor-, mein Haupt und schicktest mich, um Deine Frei nehmer Mann mit ernsten, durchdringenden,' Heft ordentlich genießen zu können, in die Ver braunen Augen und blickte befremdet von denßbannung. Ich zürne Dir deswegen nicht, son- ver'schüchterten Tänzerinnen zu, der Prinzessin dern ich bin Dir eher dankbar dafür, denn hier hinüber, die in jähem Entsetzen mit beiden Fü-j lernte ich wenigstens mich auf mich selbst be ¬ lange vermißt, Mensch zu sein." „Die Stunde ist schlecht für eine Auseinan derfetzungi gewählt, Celeste. Ich kam als Freund." „Als Freund?" Die Prinzessin lachte bitter ßen zugleich auf den Boden sprang und tonlos sinnen, hier in der mir aufgezwungenen Einsam „Ich habe Dich erschreckt, Celeste", bemerkte der Prinz, mit einem leisen, überlegenen Lächeln zu seiner Gemahlin tretend. Und mit etwas hochmütigem, kritischem Blick ihre ganze Erschei nung umfassend, fügte er hinzu: „Es scheint so, als ob ich Dir sehr unge legen in Teins eigenartige Unterhaltung fiel. Verbringst Du Deine Tage immer in dieser Weise?"' Die Prinzessin schien die Hand, die ihr Prinz Heinrich nachlässig entgsgenstreckte, nicht zu sehen. Sie war unwillkürlich hinter das prunkende Nuhelager getreten, dessen goldgewun Vene Säulen sie nun, als müsse sie Schutz su chen, umklammert hielt. „Ich liebe keine Ueberraschungen", entgeg nete sie kürz, mit einem leisen, zitternden Klang in der Stimme. „Es war kein Geheimnis, daß ich kam." „Nein, für alle anderen nicht, nur für mich. Ich erfuhr die Ankunft Eurer Hoheit durch die Zeitung." „Laß, bitte, den Ton. Ich bin gekommen, mich mit eigenen Augen zu überzeugen." „Welche unglaublichen Orgien ich hier fei- auf. „Ich habe wohl nie einen größeren Feind gehabt, als meinen prinzlichen Gemahl. Statt das ihm angetvau.e Weib gegen üble Nachrede und Gemeinheit zu schlitzen, ergriff er mit Wonne die Gelegenheit, die ungeliebte Frau aus seiner Nähe vom Hofe zu verbannen. Er entblödete sich nicht, die Lüge von einer schweren Erkran kung zu verbreiten, nur, um ein Recht zu ha ben, aller Fesseln los und ledig, sein eigenes Leben zu leben." „Du veägißt, Celeste, von Dir selver weiß ich, daß Du Baron von Langenau geliebt hast." „Muß ich darum eine Schuldige sein?" fragte die Prinzessin, das leuchtende Haupt stolz er hebend und die meerblauen Augen fest auf ih ren Gemahl richtend. „Ist es ein Verbrechen, zu lieben, eine einzige Seele sein eigen zu neu nen, an die wir uns in Gedanken klammern können, wenn uns alles verläßt? Ja, ich habe Langenau geliebt und ich liebe ihn noch. Nun richte Dich danach und handle." (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)