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Arntsblcrtt Nr. 232. Sonntag, den 5 Oktober 1913. Zweites Blatt. sie kopfnickend. .Ich weiß nicht, Kopf. Fünf Tage später war die Gesellschaft. Liebes Kind", sagte er rmhig, „dieser Mann § die vielen Anbeter, welche schon an Jhtem Als er spät nachts nach Hause kam, hatte einen Im übrigen aber Geltung kommt. Ein Paar schöne Knöpfe, Modell Nr 5704. Modell Nr. 5705 Modell Nr. 6545. Sie von meinem dann werden Sie will, ganz man, Nr. nach Triumphwagen ziehen, Sie wieder mal .lang weilen, dann suchen Sie nur einen anderen aus, an dem Sie jetzt Ihre Laune kühlen können, Er pickte und sagte ein kurzes „Ja". Dann kurzes Schweigen. Endilich begann er wieder: wehe! Ebenso selbstverständlich dunkle Passepoils und eine duftige Rüsche um den Hals und Schrägschtuß sind meist alles, was man an Garnituren sieht. Eine reizvolle Note in das heutige Mode- um ihn!" „Also laden wir ihn ein?" „Wenn Sie trotz alledem darauf bestehen — In diesem Augenblick kam der Geheimrat und bat die Herrschaften zu Tisch. Karl führte das Fräulein zur Tafel. Wäh ¬ nur deshalb!" alten Herrn an. > höflich, denn der Bries war gar zu herzlich und? ist wahr! Dieser aber blieb ernst und schüttelte den! lieb gehalten. Er nahm also an. § Was also wollen Sie von ihm? ,Nun angewagt." „Warum denn nicht?" „Weil ich keinen Menschen habe, mit dem ich darüber sprechen kann, keinen, der mir sagt, so ist's gut und so ist's schlecht. Sie verstehen, — keinen, der mich lehrt, wie ich's auffassen soll." Sie antwortete ein wenig erstaunt: !muß spielen, was ich bekomme." „Also?" „Also — L>ie müssen bei Ihrer nächsten Ge sellschaft den jungen Sernau einladen." WM Sie WO m Novellette von Paul Blitz. tete sie bestimmt. „Und wenn Talent wirklich etwas halten, mir keinen Korb geben." Er zuckte die Schultern: weshalb Sie gerade mich —" ebenso leise und behutsam sucht die Mode das weibliche Schönheitsempfinden in andere Bah-- neu zu lenken, es an neue Linien zu ge wöhnen, daß wir uns dessen kaum bewußt wer den. So hat der Umschwung, der unter Preis gabe der schlanken, oft bis zur Indezenz über triebenen Linie sich durch die Bevorzugung rum der, vollerer Formen kundgibt, diesmal nichts Gewaltsames an sich. Durch ihn mußte das Geradefrontkorsett mit seiner Verleugnung von Leib und Hüfte fallen, die so wiedergewonnenc Freiheit aber hat der moderne Nock durch eine, leichte Verbreiterung der Hüftenpartie zu be tonen, die bei der unteren Enge des Rockes das Charakteristische der heutigen Silhouette aus-- macht. Denn immer wieder wird der Gesamt eindruck des Letztmodernen in erster Reihe vom Rocke ab hängen, der bis auf den Stra-> ßenrock, dessen derberes Material nur ausnahms-; weise Drapierungen gestattet, auf der Hüfte stets etwas weiter als uuten wirken mutz. Der nute - ren Enge sucht man dabei durch größere oder kleinere Schlitze, mehr aber noch durch Abrun dung der Vorderteilskanten, etwas abzuhelsen/ die ein leichtes Ausschreiten möglich machen. An ihm können sich schneiderische Geschicklichkeit und Phantasie zu vollster Blüte enthalten, haben es geniale Kopfe doch fertig gebracht, Röcke ohne Naht zu erfinden, bei denen die vorn schräg übercinandertretenden Enden sich eng um die Füße legen, während der Rock oben faltig und weit erscheint. ist zum Spielen zu schade." „Aber, Alterchen, ich bitte Sie!" „Nein, nein, es ist ja mein Ernst! Der alte Herr sah sie erstaunt an. Endlich fragte er: „Sie meinen den jungen Karl Ser- Speziell für volle Figuren sie höchstens nur mit Schwarz zusammenzustellen, legt sich ihre mitten geknöpfte ab- was dem herbstlichen Modebilde trotz aller Fam . - . ' ' - M. H. „Ich Die Herbstmode vow 1913 Bearbeitet und mit Abbildungen versehen von der Internationalen Schnittmanusaktur, Dresden-N Ncichhaltiges Modenalbum n 69 Psg. daselbst erhältlich Sie nickte. „Ganz recht, aber man mutz doch jemand haben, mit dem man darüber spre chen kann." „Und den hätten Sie nicht?" Sie verneinte, fragte aber gleich darauf: „Wenn es nicht zu unbescheiden ist, daß ich Sie ab und zu mal um Rat fragen könnte?" „Mich?" Er starrte sie an mit durchboh rendem Blick. „Nur manchmal, wenn ich mir gar keinen Rat weiß", bat sie mit lieblichem Lächeln. „Ich bin ein schlechter Ratgeber", sagte er ziemlich kühl. „Das gerade Gegenteil glaube ich!" antwor- Unsinn!" sagte er schroff. „Sie müssen ist es, daß nur Tiefe oder ovale Ausschnitte füllt Als Karl Sernau am nächsten Tage den große Partien bekommen, Sie müssen Menschen Herr etwas? Brief des alten Herrn bekam, lächelte er weh-auf die Bühne bringen, nicht ewig diese moder- „Weshalb?" fragte der alte kurz. „Weil ich ihn kennen lernen Freund, weil der Mann, der so . _ .kennen lernen, weil ich einen literarischen Bei- läppischen Nolltzn zu vereiteln, daß Sie bald >^au?" jstand brauche, einen guten, herrlichen Freund/abgewirtschaftet haben werden. Lächelnd nickte sie. „Den Schriftsteller, ja- mit dem ich über die Auffassung meiner Rollen wohl, den Mann mit der Denkerstirn und dem sprechen kann — deshalb allein." swig finsteren Gesicht, den sogenannten einsamen „Also gut, ich will ihn bitten." Mann, ganz recht, den meine ich!" — - . - Daß er stich werden kann. Aber selbst nach Ausschal- stück hervorsallenden Btusenteile durch ie-'tu»g aller Uebertreibungen darf die moderne!Gürtel begrenzt werden. 7 ' , die'Bluse oder Taille niemals unter dem Ann an-'zeichnen sich die Blusen durch meist recht ein- Denn liegen. Charakteristisch ist ferner ihr spitzer fache Schnittsormen aus, was wohl mit den meist muß er von Fall zu Fall der Trägerin oder ovaler Ausschnitt, dessen duftiges Tüll- gemusterten Stoffen zusammenhängt, deren Des- auf den Leib „gedichtet" werden. Und das kann Plissee im Nacken hochaussteigend, dort viel-' fin an den glatten Flächen besonders gut zur nur von geschickten Händen geschehen, sonst — 'sack durch Draht zu einem Medici-Kragen gx- steift wird. 'mistig und dachte: weshalb so viele Worte?,nen Lustspielpuppen, die durch und durch ver- liebster Was mag er von mir wollen? — flogen sind. Aber freilich, dann haben Sie ja anders! Am liebsten hätte er auch hier abgslehnt, keine Gelegenheit, Ihre neuesten Pariser Kostüme ist, wie die anderen, mich interessiert — allein'wie er das nun schon seit einem Jahr bei allen und Ihre Brillanten zu zeigen!" Lächelnd sah sie jetzt den andern tat, diesmal schien es ihm doch zu um! Jetzt lachte sie auf: „Offen sind Sie, das Wenn ick's kann aern", antwortete lächelnd - Wwder schüttelte der Alte den Kopf, schwieg Jetzt spielte sie die Dame der Gesellschaft der alte Herr nur fürchte ich daß Sie wieder' und fragte dann: „Kennen Sie und entgegnete nnt dem reizvollsten Lächeln: L anz^ L 'verlangL^ denn Hne Geschichte?" -.Ihre Sachen haben mir sehr gefallen." ttoini-,- Kobold!" »Ich ^be einmal so etwas gehört; — um Lächelnd nickte er nur, und sem Gepchts- .. - ^.'glückliche Liebe, nicht wahr?" Ausdruck wollte sagen: „Die Phrase kenne ich Das Fräulein '"it einem kokett; Der Alte nickte und machte ein betrübtes zur Genüge!" .N«s«k M» da« A M- mchaad ihn bergen sollten, immer aber blieb das wehmü- Gesellschaft so wenig Menschen, die einem die' tz— .. , tige Lächeln und der herbe Zug im Gesicht Wahrheit sagen." !er das Gefühl, als ob etwas ganz Neues, Un sitzen. Mit leisem Erstaunen sah er sie an. Er'bekanntes da wäre, das er zwar erst tastend § Fast erschrak er, daß er sich so vergessen ? ! hatte. Aber das kommt davon, wenn man sich? ! Als Karl kam, fand er bereits ein volles? ein Jahr lang einschließt. ;rend des Essens wurde die Unterhaltung weiter- ?Haus. Sie kannten ihn alle, und deshalb wurde! „Entschuldigen.Sie", sagte er, „ich war zusgeführt. Je länger sie aber neben einander er überaus herzlich bewillkommnet. Er dankte! schroff." ! saßen, desto mehr schwand seine Zurückhaltung, Wenn allen, sprach hier und da ein paar scherzhafte' Sie aber entgegnete lächelnd: „Aber nein, und als man beim Champagner war, hatte sie i Worte, die seine wahre innere Empfindung ver- ich danke Ihnen dafür. Man findet ja in der seine bestimmte Zusage erhalten. Uebrigens mutz ich Ihnen sagen, daß, wenn Wissen Sie, lieber Freund, ich will ihn'Sie fortsahren, Ihr schönes Talent an solchen Bei > bild bringen auch die breiten Gürtel Vnd Schärpenarrangements, die, buntbedruckt ;zu einfarbigen, schwarz zu gemusterten Kleidern die graziö'esten Anordnungen zulassen, wobei die breite, bindenartige Bajaderenschärpe für schlanke Erscheinungen noch immer beliebt ist. Kann doch gerade durch sie das einfachste Kleid einen Anstrich von Eleganz erhalten. Unter den Stoffen zieht die starke Bevor zugung der g e m u st e r t e n Gewebe im mer weitere Kreise. Drängen sie doch außer den glatten Samten und Plüschen, die gerade Heuer stark in Mode sind, die übrigen glatten Stoffe derart in den Hintergrund, daß diese eigentlich nur noch in Verbindung mit ge musterten als modegerecht gelten. Vor allem ssind es die in sich gemusterten Ramagees un!/ ^Matelaslees, die ohne weitere Zutaten zu ele- s ganten Kleidern und Blusen Verwendung fin den. Dann aber auch Damaste, broschierte Samte und Plüsche, gemusterte Krepps und Frottees, bedruckte Wollstoffe und nicht zuletzt die großen Schottenkaros, deren Plaidcharakter gerade das Kleid und die Bluse für kühle Tage so mollig macht. Ihre matten, sanft abgetön ten Farben, die auch in Seide nichts Auffallen des haben, sind nach der grellen Buntheit der Toiletten aus dünnem kupferfarbenen Saint, ?ei dieser losen, ringsum leicht überhängenden Mo-Zetztverflossenen Mode von wohltuender Rul)e, der das drapierte, unten enge Ueberkleid schein- deform ist der lange enge Aermel ziemlich tief;wenn auch sonst die Modefarben noch eine . In! dem angeschnittenen Aernelteil angesetzt, bei reichliche Buntfarbigkeit bekunden. Kirsch- Ko- >der arme Kerl, der Sernau, ist wirklich nicht' Dann kam der Geheimrat und stellte ihn wußte nicht — sollte das Koketterie oder Wahr- ?der Mann dafür." — ^dem Fräulein vor. ;heit sein? ! Nun wurde auch sie ernster. „Ich ver-; Sie sahen sich beide einen Augenblick wort-! „Und da wir mal gerade bei dem Tl)«ma spreche ^hnen hoch und teuer, daß ich keinen los an. „Ich habe viel von Ihnen gelesen"/sind", sprach sie lächelnd weiter, „will ich ^nen Tage voll leuchtenden Sonnenscheins und«Tunikamotiv unzählige Maie vahiiert. Daß « blauenden Himmels, ein letztes Aufleuchten! sich bisher nickt so recht einzubürgern mußt spärlicher Somnierherrlichkeit haben uns saft liegt wohl in seiner anspruchsvollen Art, ' unmerklich in den Herbst hinübergeleitet. Und. „individuelle" Behandlung vor'chreibt. D_. „Lernen kann man so etwas nicht", sagte er ging aber nicht ernst, „entweder man hat das Zeug dazu, oder man hat es nicht." Er nickte, sah sie wieder fragend an und, mich schon ost danach gesehnt, was wirklich Gro- ßes zu spielen, aber ich habe mich noch nie Her- Bemerkenswert ist auch! gemildert, den die schmale Vooderbahn beim-Maulwurssgrau, das dürften so die hauptsäch- aut der Gehen weniger auffallen läßt. flichsten Farben sein, die die Mode zurzeit auf Die große Vorliebe für alles, was Weste! ihrer Palette hat. Und glücklicherweise war sie Dieser Forderung des unten Engen, oben Weiten suche» auch die neuen Vocantr.öcke gc-> reckt zu werden, die für den Winter als große Mode in Aussicht stehen. Man sieht in ihnen bereits die Vorläufer für den weiteren R o ck,- bar auf einen weißen Ramagerock fällt, der immer wieder als Vision austaucht., nur Wirklichkeit ist es nur ein untergesetztes S off- dem die Bluse vervollständigenden abstechenden rallen-, Vesuvrot, Lindenblüten- und Bananen jetzige» Volantvock aber »och auf optiscker Täm teil, das die unten auseinandertreteuden Nock Sackrock wird die untere Enge durch einen Schlitz färbe, Kupfer und Goldbraun, Bischofslila und schung beruht. Deu» wenn auch die Volants bahnen zufammenhält. (meist sind es drei oder mev!) einen etwas- der obere spitze Rockeinsatz, der sich reichlicheren Uinfaug Vortäuschen, so können sie Taille als kurze Weste fortsetzt. Die Bluse zeig-r „ , dock nicht der Basis des enge» Futteralrockes-'hier die tvpische lo-'e, niit den Aermeln zusam-. beißt, hat einen speziellen Typ geschaffen, die so klug, diesmal jede für sich zu verwenden und entbehren, falls sie nicht, wie bei Abb. 5704/meiihängende Form, die bei so vielen der neuen W e st e n b l u s e. S einer dem anderen mttergesetzt sind. -Modelle einen reichlich legereren Ch-araktc: au-! kleidsam, —... An der Gcsellsckaftstoilette dominiert vor- nimmt und mit der oft beutelnden Stosfülft ! stechende Weste in zwei Spitzen auf den Rock, bigkeit doch alles Allzugute nimmt, läufig noch immer der drapierte Rock, der das unter dem Arin der Korpulenten recht gefähr-!während die leicht gereihten, unter dem Achsel-' melinte dann init einem Ton, der freundlich sein ich — möchte ihn eben kennen sollte, aber zu hart klang: „Hoffentlich haben i lernen." Sie keine zu schlechte Meinung von mir!" Wieder schüttelte der Alte den Kopf, schwieg schmiegsame, weiche Stoffe dazu Verwendung wie bei unserer grünlichen Ramageebluse finden können, wobei Seide obenan steht. Un-i6545 durch ein kleines Westchen, das hier sere Abb. 5705 zeigt eine dieser hochmoderne» loben ein weißer Seidenkragen abschließt. (Nachdruck verboten.) Augenblick daran denken werde, dem jungen'sagte sie endlich mit leise erzitternder Stimme.'sein offenes Geständnis ablegem "Ich selbst habe Eines Tages sagte Fräulein Kathi Wall- Mann^den Kwpf zu verdrehen." " '" ' ' ' " ' " ' _. bürg zu dein alten Herrn Bergemann: „Hören Sie, lieber Geheimrat, Sie müssen mir einen! entzückende Grübchen auf verlassen hat. Und seitdem Hai man nichts, daraus ein, sondern fragte ganz harmlos: „Aber iN's l !Ehr gelesen von ihm. Er scheint alle Lust ich habe lange nichts mehr gefunden von Jh- -V? " gttches , memte und Kraft zur Arbeit verloren zu haben. Und uen — Sie arbeiten wohl an einem größeren ein fo talentvoller Kerl — schade, ewig schade, Werke?"