Volltext Seite (XML)
dort die Steine zutage bringen. Die Steine! werden aus den sogenannten Eisenhöhlen ge-I Wonnen, deren dort mehrere vorhanden sind. Jetzt ließ auch eine Firma aus Ottendorf bei Hainichen dort Serpentinstein brechen; größere Mengen liegen zur Abfuhr bereit. Die Gewin nung der wertvollen Steine ist recht kostspielig, da es blos gewisse Adern sind, die benutzt wer den können. Für jeden Quadratmeter guter Steine erhält die fürstliche Ukasse einen Betrag von 25 Marl, außerdem muß der Unternehmer kontraktmäßig die unbrauchbaren Steine zum Wegebau verwenden. Die guten Steine werden dann auf dem hiesigen Bahnhof verladen und nach Zöblitz expediert, wo sie zu Nippfiguren und Wirtschaftssacheu, sowie zu Grabdenkmälern und Urnen verarbeitet werden. Die Trans portkosten a> Steiubruch bis Zöblitz sind sehr hoch und betragen pro Eisenbahnwagen etwa 130 Mark. Durch diese Arbeiten wurde in der letzten Zeit die am Pechgraben gelegene große Eiseuböhle, die schon Jahrhunderte besieht und eins! von fleißigen Bergleuten in den Kiefernderg gehauen wurde, wieder sreigelegt. Die Höhle ist im Innern noch gut erhalten und dar stellenweise eine Höhe von 2 Meter. Die dort beschäftigten Arbeiter haben die Höhle erst kürzlich untersucht und schätzen ihre Länge aus 40 Meter. Am Kiesernberg waren noch mehrere solcher Höhlen, doch sind dieselben verfallen. Wie wir schon wiederholt mitteilten, unterhält Herr Werner, der Wirt des Parkrestaurants „W i n d ni ü h l e", ein L a g e r v o n S er st e n t i n st e i n - W a r e u, die sich großer Beliebtheit erfreuen und sich vornehmilch zu Er innerungsgeschenken usw. eignen. — Das B u n d e s f e st der evang.-luhh. Männer- und I ü u g l i n g s v e r e i n e im Königreich Sachsen, das in Döbeln statt- faud, erhielt insofern eine besondere Bedeutung, als durch den Vortrag des Pfarrers Göttsching Dresden über „Die Missionspflicht unserer Ver eine" der Anstoß gegeben wurde, daß die evang.- luth. Mäuuer- und Jünglingsvereine nach dem Vorbilde der evang. Missionsvereinigung junger Männer zu Dresden künftig Missions arbeit treiben werden. Die Jünglings- Vereine sollen eine Pslegestatt werden, aus der die künftigen Missionare heroorgehen, wie die Jungfrauenvereine eine Pflegestätte sür Kran kenschwestern sind. Dieser Gedanke, sür den auch der Bundesvorsitzende Pfarrer Dr. Hilbert Dres den zu erwärmen wußte, wurde mit Begeiste rung ausgenommen und als das künftige Ideal der Jünglingsvereine betrachtet. In der Haupt versammlung wurde dem lebhaften Bedauern darüber Ausdruck gegeben, daß der Bundesvor sitzende Pfarrer Dr. Hilbert, der als Profesfor der praktischen Theologie an die Universität träge gehalten über „Warte des Leibes die seit einigen Jahren jährlich 50000 Mk. be — Mittweida, 29. Sept. Heute fand unter dürfte pflege Folge reichen Geivinn für dis kirchliche Jugend- und deren Bestrebungen überhaupt zur haben. Wald errichtet und soll 300 Zöglingen Unterkunft gewähren. Die aus über 20 Gebäuden bestehende Anstalt, die einem friedlichen Dörfchen gleicht, wurde nach den Entwürfen des Bauamtmauns Rohleder in Chemnitz errichtet. -- Leipzig, 29 Sept. Die Beihilfen des Vereinsgeistlichen Pastor Wendelin-Dresden, „Bildung macht frei" von Pfarrer Fieng-Glau- chau, „Ans Vaterland, ans teure, schließ Dich an" von Pastor Satlow Leipzig, dem Direktor der kirchlichen Jugendpflege zu Leipzig, „Wohl Rostock berufen worden ist, zum letztenmal die Amtshauptmannschaft, der Bürgermeister der Städte Bundestagung leitete, da er demnächst Sachsen «und der Mrttweidaer Behörden die feierliche Ein- vevläßt. In der Festversammlung am Sonntag s weihung des Erziehungsheims Mittweida statt. ES nachmittag wurde in Wort und Lied das Themafwurde mit einem Kostenaufwand von zirka 1'/, Zeugen sein" von Pfarrer Dr. Hilbert-Dresden. Das evang.-luth. Laudeskonsiftorium ließ sich durch den Ephorus Superintendent Naumann- Leisnig vertreten. Das Bundessest sand bisher nur; in Dresden statt, zum erstenmal wurde ein solches iu der Provinz abgehalten, um dem Bundesgedauken mehr als bisher im Lande Geltung zu verschaffen. Die Döbelner Tagung trugen, sind in diesem Jahre aus jährlich 100000 Mark erhöht worden. — Es wird Klage darüber geführt, dass der Deutsche Reichstag und die Land tage der Bundesstaaten zur Weihe des Völkerschlacht- deukmals keine Einladung erhalten hätten. Dem gegenüber sei dar n erinnert, daß der deutsche Pa lriotenbund überhaupt keine besonderen offiziellen Einladungen hat ergehen lassen. Er hat vielmehr ganz allgemein durch eine öffentliche Kundgebung alle deutschen Männer und Frauen zur Teilnahme eingeladen. Auf diese Einladung sind bis jetzt rund 17 000 Anmeldungen erfolgt. — Zu Ehren der iu der Völkerschlacht gefallenen österreichischen Krieger .Unsere Ideale" behandelt, und es wurden Vor-jMillwnen Mark auf dem herrlich gelegenen Ge ände . .... - " " q" YE seitlich der Chemnitzer Straße dicht am Schweizer dem, der einen treuen Freund hat" von Pastor Loipner-Döbeln, „Was hülfe es dem Menschen?" Rates dec Stadt Leipzig an bedürftige Veteranen, von Pfarrer Keller-Döbeln, „Ihr sollt meine die seit einigen Jahren jährlich 50000 Mk. be- Teilnahme von Vertretern der königlichen Staats-^werden auf Wunsch der österreichischen Heeresver- regierung, der Kreishauptmnnnschaft Leipzig, deriwaltung auf dem Völkerschlachrgelände Denksteine errichtet. — Im Plenum der Leipziger Stadtver ordneten wird demnächst ein Vertrag zwischen der sächsischen Stnatseisenbahn und dem Rate der Stadt Leipzig zur Beratung kommen, der das seit längerer Zeit schwebende Projekt der Schaffung einer Unter grundbahn bezio. eines Untergrundbahnhofes ungeht. Dieser Bahnhof soll unter dem auf sächsischer Seite noch zu errichtenden EmpfangSgebäude angelegt werden. Aus diesem Anlaß ist die Weiterführung des sächsischen Enipfaugsgebäudes am Georgiring vorläufig unterblieben. Der Untergrundbahuhof wird sich ungefähr acht Meter unter der Straßen höhe befinden und dürfte eine Länge von 80 Meter und eine Breite von 15 bis 20 Meter erhalten. Wayrscheinlich wird man von dem Untergrundbahn hofe aus eine Verbindung mit den LängSbahnsteig- hallen des Hauptbahnhofes Herstellen. Ueber einen Zugang von der Stadtseite aus kann die Ent schließung erst später erfolgen. Eng in Verbindung mit dem Untergrundbahnhofe steht die Idee der späteren Anlegung einer Untergrundbahn. Dieses Projekt ist indessen einstweilen noch der Zukunft überlassen. — Dresden, 29. Sept. Die Prinzen Fried rich Christian und Ernst Heinrich haben gestern nachmittag in Begleitung des Oberstleutnants BaronS O'Bprn und des Oberleutnants v. Schleinitz eine Reise nach Böhmen augctreten. Sie trasen am Sonntag abends >/,8 Uhr in Zittau ein und ver brachten den Abend im Kasino des 102. Regiments. Am Montag vormittag 6,49 Uhr erfolgte die Weiter fahrt nach Reichenberg. Hauptzweck der Reise der Prinzen ist ein Besuch der Schlachtfelder von König- grätz. — Plauen, 29. Sept. Unter dem Verdacht des betrügerischen Bankrotts wurde heute der Spitzen fabrikant Schaja Oistreich, in Firma Schaja-Oistreich, in Plauen verhaftet. Ueber sein Vermögen wurde heute Konkurs eröffnet. — Schandau, 29. Sept. In der vielbe suchter! Edmundsklamm bei Herruskretschen wurde am Sonntag vormittag ein Raubüberfall ausge führt. Ein unbekannter Mann überfiel den Kassierer im ersten Häuschen am Eingang oer Edmunds» klamm, gab fünf Schüsse aus dem Revolver auf ihn ab und raubte dann alles in dem Häuschen vorhandene, namentlich auch das von der Tages einnahme herrührende Geld im Betrage von etwa 150 Mark. Darauf ergriff er die Flucht. Die sofort alarmierte Gendarmerie verhaftete noch an demselben Tage auf dem Prebischtor einen etwa 25 Jahre alten Mann, der als der frühere Uhrmachergehilfe Sonntag, aus der Gegend von Merseburg stammend, ermittelt wurde. Bei ihm fand man einen Revolver mit Munition, sowie das geraubte, in einem Beutel befindliche Geld vor. Die Verletzungen des Kassierers sollen sehr schwerer Art sein. Von der Tausendjahrfeier in Kassel. Blick auf den geschmückten FrieorichSPlatz während der Gesangsvorträge. LI Am Gvistertal. Ein Roman von der Insel Mallorka von Anny Wothe. 2vs Machdruck verboten.) Lopzkrißdt 1911 d? ^VoÜie, I-eiprie. Mare sah aufmerksam in das braune Ge sicht des Mannes, dessen Augen so strashlrnd, so glücksuchend in die ihrigen tauchten, die Prinzes sin aber lächelte fein und erwiderte: „Sie sind doch ein Schwärmer, Don y Cole, das macht wohl die Einsamkeit, in der Sie sich hier begraben. Dabei fällt mir übrigens wieder ein, warum ich Sie eigentlich zu mir bitten ließ. Ich habe gehört, daß Sie ganz vorzüglich die Geige spielen, und da wollte ich Sie bitten, zuweilen mit Fräulein v. Lübben, die eine ge wandte Pianistin ist, zusammen zu spielen, um mir eine kleine Feierstunde zu bereiten." Der Verwalter verbeugte sich schweigend. Höchste Bestürzung lag in seinem Gesicht, aber er preßte die Lippen fest auseinander, ohne eine Zusage zu geben. „Die Aussicht scheint Don h Cole wenig zu beglücken", spöttelte Mare, indem sie aufstand und der Prinzessin die Schale mit den Gold orangen reichte. „In der Tat", stammelte der Verwalter. „Hoheit sehen mich überrascht, daß mein beschei denes Geigenspiel nicht verborgen geblieben ist. Es würde mir gewiß eine Ehre und ein Ver gnügen sein, mit Fräulein v. Lübben zu spie len, wenn ich nicht fürchten müßte, daß meine Zeit dafür nicht ausreichen wird." Die Prinzessin runzelte die Stirn. „Sie wollen also nicht", zürnte sie. „Sagen Sie es doch frei heraus." „Hoheit haben nur zu befehlen. Ich bin kein Gesellschaftsmensch In meiner Einsamkeit, die mich schon viele Jahre einspinnt, habe ich verlernt, mit anderen Menschen zu verkcfhren. Und wenn die Gnade und die Huld Eurer Ho heit mir erlaubt, in den Kreis holder Frauen zu treten, deren Gegenwart ich lange entbehrt, so fürchte ich, daß ich doch bald wieder aus der Nähe Eurer Hoheit verbannt würde. Zudem dürfte die nahe Ankunft Seiner Hoheit wohl fürs erste alle musikalischen Pläne beiseite schie ben." Eine leise Glut stieg in das Antlitz der Priirzessin. Jetzt nur keine Schwäche, der Ver walter mußte iiberzeugt sein, daß auch sie den Prinzen erwartet. „Sie haben ganz Recht, Don y Cole. Wir wollen aber die erste Gelegenheit für die Musik wahrnehmen. Sind alle Vorbereitungen für die Ankunft des Prinzen getroffen?" fragte sie dann hastig. „Wann sagtest Du doch, Mare, daß der Prinz hier eintrifft?" „Morgen abend, Hoheit, nach den letzten Nachrichten", warf Jamos schnell ein, denn er sah die Glut auf Mares Antlitz, das nicht lügen konnte. „Es ist alles nach dem Wunsche Seiner. Hoheit geordnet." „Wie lange wußten Sie schon, daß der Prinz nach Mallorka kommt?" „Offiziell, Hoheit, seit vorgestern." Die Prinzessin nickte und erhob sich, zum Zeichen, daß Jamos entlassen sei. Als er sich in seinein Hellen Kaki-Anzug und den hohen braunen Gamaschen Kn tadelloser Haltung über die ihm zum Abschied gereichte Hand der Prinzessin neigte, dachte Mare v. Lüb ben unwillkürlich: „Er ist doch ein Edelmann, und er will weniger erscheinen, als er ist." Aber sie neigte doch nur ganz kühl und re serviert das Haupt, als er auch von ihr mit einer zwanglosen Verbeugung Abschied najhm. „Ich hoffe, Don h Cole", sagte die Prin zessin, „daß sich nun öfter Gelegenheit finden wird, Sie zu sehen. Man ist hier in der Ein samkeit so ganz aus seine Nebenmenschen ange wiesen. Wir brauchen Sie einfach, Don y Cole, und wenn ich aus Ihrem ablehnenden Gesicht auch entnehme, daß Sie uns nicht brauchen, so hoffe ich doch, Sie unseren Wünschen geneigt zu finden." Jamos Augen hatten einen gequälten Blick, und wie ein Beben flog es durch seine hohe Gestalt. „Hoheit wollen gütigst verzeihen, aber ich bitte, mich von der Verpflichtung freizugeben, bei Eurer Hoheit erscheinen zu müssen. Halb befremdet, halb zornig, maß ihn die schöne Frau. Das fehlte auch noch, daß dieser da schnöde für die unverdiente Ehre dankte, wo sie doch meinte, zu einem Untergebenen herabzusteigen und ihn mit ihrer Huld zu beglücken. „Sie sind nicht sehr galant, Don y Cole", erwiderte die Prinzessin mit zitternden Lippen, „wie würden Sie sich verhalten, wenn ich nun befehle?" Jamos graue Augen wurden ganz schwarz. Entschiedene Abwehr kam in seinem kühn ge schnittenen Gesicht zum Ausdruck und er sagte kurz: „Hoheit halten zu Gnaden. Als ich meine Tätigkeit hier antrat, geschah es unter der ein zigen, von mir gestellten Bedingung, die Men schen nach Gefallen meiden zu können. Fällt dieft Bedingung in sich zusammen —" „So —?" unterbrach ihn die Prinzessin. „Bleibt mir nichts anderes iibrig, als den Smub von den Füßen zu schütteln und weiter zu wandern. Wie Hoheit also befehlen." Die Prinzessin Celeste musterte den Mann mit dem kühnen Blick und der stolzen Sprache interessiert. Keine Spur von Zorn war in ih rem Antlitz, als sie halb lachend, halb wehmü tig sagte: „So tragisch brauchen wir die Sache nicht zu nehmen, mein bester Don y Cole. Ich werde Irnich schön hüten, Ihre verbrieften Rechte anzu- . tasten, um dadurch vielleicht meinen hohen Ge mahl für immer um das Glück zu bringen, die Unsummen für geknickte Rosen und Lilien ein- zuheimsen. , Nein, leben Sie nur weiter Ihren Geschäf- iien und Ihrer Einsamkeit, und vergessen Sie, -daß ich so töricht war, zu glauben, unter all den Puppen, die mich und meine junge Freun din hier umgeben, endftch einen Menschen ge sunden zu haben, der es mir wert scheint, in meinen Kreis gezogen zu werden. Aber welche Gründe Sie auch haben mögen, den Menschen auszuweichen, Don y Cole, ich sühle, es können keine unedlen sein, und darum möchte ich Ih nen heute sagen, daß ich Sie nicht wieder ru fen werde, daß ich aber zu dieser Stunde stets für Sie zu sprechen sein werde, wenn Sie mich brauchen, oder wenn irgend etwas Sie zwingt, den Weg zn mir, den Sie jetzt verschmähen, zu suchen." Sie reichte dein Verwalter mit einer könig lichen Gebärde die weiße Hand, und Jamos y Cole küßte die kühle, weiche, zarte Frauen hand mit leidenschaftlicher Inbrunst. „Hoheit beschämen mich", kam es leise von feinen zuckenden Lippen. „Ich weiß die un endliche Gnade und Güte Eurer Hoheit wohl zu schätzen, und ich wäre glücklich, wenn ich in dem Sonnenkreis dieser Gnade leben dürste. Aber mein Lebensweg muß anderen Bahnen folgen. Fern von eder Freude, fern von jedem Glück, habe ich nur ein Recht zu üben, die Arbeit. Aber niemals, Hoheit, werde ich vergessen, was die Huld Eurer Hoheit mir in dieser Stunde beschert hat. Ein Büßer, Hoheit, sah in seiner Dornenkrone Rosen blühen!" Noch einmal beugte er sich über die weiße Hand der Prinzessin, noch einmal sah er, sich vor ihr verneigend, in Mares kühle Augen, dann hatte Jamos y Cole die Terrasse verlassen. Mare lachte spöttisch auf und meinte zu der Prinzessin, die dem Verwalter mit fast trau rigen Angen nachsah: „Ist das ein Komödiant! Ich finde es ge radezu abscheulich, was er sich Dir gegenüber alles erlaubt, Celeste! Du hättest ihn strafen sollen Seine angebliche Welfflucht soll ihn wohl nur interessant machen. Psui, wie verächtlich!" Die Prinzessin aber schüttelte mit einem lei sen, wehen Lächeln das Haupt und blickte weit hin über das Meer. In der Ferne wallte es wie blaue Schleier, in welche die Sonne goldene Sterne streute. „Du irrst, Mare", entgegnete die hohe Frau sanft. „Die Träne da auf meiner Hand, die ihm aus brennendem Auge entfiel, lügt nicht. Ein Unglücklicher scheint mir dieser Don y Cole, und ich schäme mich fast, daß ich, wie ein Kind nach buntem Spielzeug, nach seiner Unterhal tung verlangte, und, was noch schlimmer ist — ihn fast dazu gezwungen hätte." Mares Augen blitzten zornig auf. „Er hat sich ganz unglaublich benommen, Celeste. Alles, was er vorbrachte, ist Lüge, um sich interessant zu machen, denn ich — ich »habe init meinen eigenen Außen gesehen, daß er den Freuden der Welt und der Liebe doch nicht so abhold ist, wie er uns glauben machen wollte." „Was sahst Du?" fragte die Prinzessin hart. „Rede!" Mares grünblauschillernde Augen wurden ganz dunkel. Einen Augenblick zögerte sie noch, dann aber antwortete sie mit hartem Munde: „Ich weilte am Morgen nach der Sturm nacht auf der Terrasse, weil ich nicht schlafen konnte. Alles im Schlosse lag noch im tiefen Traum. Da sah ich, wie sich eine Tür im linken Flügel des Schlosses vorsichtig öffnete und der Verwalter über den Hof spähte. Gleich darauf flog in rasender Eile aus seiner Tür die hübsche Simoneta, das reizende Kind, das wir neulich im Geistertal trafen, hinaus über den Hof. Er winkte ihr noch zu, bis er plötzlich, töd lich erschrocken, mich auf der Terrasse bemerkte. Statt sich zurückzuziehen, hatte er noch die Frechheit, mich in dem Augenblick, da er seine Geliebte, die er in der Nacht beherbergt, aus dem Hause ließ, zu grüßen. Glaubst Du nun noch, daß er ein Büßer ist —?" Die Prinzessin sah Mare lange in das von zornigen Tränen überströmte Gesicht. „Kind, Kind", mahnte sie, „ich kenne Dich ja gar nicht wieder. Du, die Du immer bereit warst, zu entschuldigen, wirst hier zur leiden schaftlichen Anklägerin. Was rat Dir denn der Mann, daß Du ihm nur Schlechtes zutraust? Angenommen, Du hättest Recht. Wer will mit ihm richten, wenn er die Liebe dieses süßen Kindes als einen Ersatz nimmt für ein verlorenes Leben?" „Und wenn er diese holße Rose bricht, wenn er ihr Leben vernichtet?" „Nicht doch, Mare. Wie kommen Dir nur alle diese wilden Gedanken? Im übrigen, wenn cs Dich beruhigt, will ich die Kleine im Auge behalten, und wir können a dann sondieren, ob Dein Verdacht begründet ist o'Ser nicht. Be stätigt sich Dein Argwohn, so werde ich ihm kund und zu wissen tun, daß Simoneta unter meinem Schutz steht und sie zu schade ist für seine leichtfertigen Liebeleien, an die ich wirk lich gar nicht glaube." Ein Lächeln zuckte jetzt über Mares Gesicht. Ein Lächeln, das ihr einen kindlichen, süßen. Ausdruck gab. Glückssroh küßte sie die Hand ihrer Gebieterin, als sie, noch immer mit den aufsteigenden Tränen kämpfend, leise erwiderte: „Ich wünschte, ich hätte mich getäuscht, und ich könnte von Jamos y Cole so denken, wie Du, Celeste." Die Prinzessin lächelte nachsichtig. „Kleiner Brausewind, immer gleich Feuer und Schwert, immer gleich alles oder nichts! Ach, Mare, wie bald lernen wir Frauen im Le ben, uns bescheiden. Nun sieh aber bitte nach, Liebste, ob die Taken und der Kammerherr im Vorzimmer find", setzte die Prinzessin hinzu, von der Terrasse in das große, ganz in Gold und Weiß gehaltene Gartenzimmer tretend. „Un-- sere Feierstunde hat jetzt ein Ende, ich erwarte meine Plagegeister." (Fortsetzung folgt.)