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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.09.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191309248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19130924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19130924
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-09
- Tag 1913-09-24
-
Monat
1913-09
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.09.1913
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der aufnehmen sollte, voraussichtlich eine weitere Vertagung aus unbestimmte Zeit erfahren. Die Anarchie in Albanien nimmt einen immer größeren Umfang an. Vorgestern griffen die Albanesen auf serbischem Gebiete in der Umgebung von Dibra an. Es sind alle Maßnahmen getroffen worden, um diese An griffe zurückzuweisen. Bryan im Zirkus William Bryan, der sieben Tage lang mit einem Zirkus durch die Vereinigten Staaten ge zogen ist, hat in dieser Zeit eine Nettoeinnahme von 26000 Mark erzielt. Für dieses Jahr, sagte er, habe er genug verdient. Im nächsten Jahre werde er die Tournee jeden falls wiederholen. 10 Wie UMMS ASkWll klMW des Sächsischen Keglcrbundes. —: Mit einem Ehrenbahnkegeln, das zahlreiche Beteiligung aufweisen konnte, lei tete der Lokalverband Hohenstein-Ernstthal und Umgebung des Sachs. Keglerverbandes am Sonn tag im Neustädter Schützenhause die Feier sei nes zehnten Stiftungsfestes -ein. Am Montag wurde das Kegeln fortgesetzt und es errangen die ersten zehn Preise die Her ren Langheinrich-Erlbach, Eckhardt-Leukersdorf, K. Böttcher hier, Modemann-Leukersdorf, H. Steinbach hier, O. Winkler hier, H. Balke-Lich tenstein, Machold-Lichtenstein, H. Heinze hier, R. Schönfeld-Gersdorf. Weitere Preise erhiel ten die Herren W. Müller, K. Werner, R. Wer ner, Günther, Pothorn, R. Semmler, Redslob jun., M. Werner, Kühnrich, Hüttenrauch, Fried rich, Staude, Fr. Opitz, Fiedler von hier; aus Hüttengrund: G. Rudolph; aus Erl bach: H Hofmann, G. Knoll, A. Franke, Frischmann, A. Arnold, l Schindler, Riedel, Sandgötz, Arnold 2, A. Goldschadt, A. Knoll, Gruner, Goldschadt 1, Keller; aus Berns- dorf: E. Tuchscherer, Uhlig, Weißgerber, E. Müller, E. Wagner, K. Tuchscherer, Günther, H. Tuchscherer, L. Tuchscherer, H. und R. Wolf; aus Gersdorf: Mann, Herbrich, Vogel, M. Winkler, List, A. Winkler, Fr. Parthum, Bauer, H. Parthum, Wagner; aus Ober- lungwitz : Schultheiß, Sturm; aus W ü - stenbrand: O. Steinbach, Wagner, E. Stein bach, Franke, R. Weiß, R. Steinbach, Böttcher, Naumann. Auf der Damenbahn waren die elften zehn Siegerinnen die Damen Balke-Lichtenstein, Vogel-Gersdorf, Wagner-Gersdorf, Franke-Wü stenbrand, M. Winkler-Gersdorf, Sturm-Ober lungwitz, Günther hier, Breitfeld-Leukersdorf, Spielberg-Leukersdorf, Fr. Parthum-Gersdorf; weitere Preise erhielten folgende Damen: H. Steinbach, W. Müller, K. Böttcher, R. Semm ler, K. Werner, Redslob, Friedrich, R. Werner, Pothorn, Kühnrich, Fiedler, Staude, Hütten rauch, Opitz, O. Winkler, M. Werner von hier; aus Erlbach: Arnold 2, Gruner, Gold- fchadt 1 und 2, Hofmann, A. Knoll, L. Franke, Arnold 1, Frischmann, G. Knoll, Langheinrich, Schindler, Riedel, H. Hofmann, Keller; aus Bernsdorf: H. Wolf, E. Tuchscherer, Günther, L. Tuchscherer, Weißgerber, E. Mül ler, Uhlig, Wolf, Joh. Tuchscherer; aus Gers- dorf: H. Parthum, Winkler, Herbrich, Schön feld, Wagner, List, Mann, Schultheiß, Bauer; aus Wüstenbrand: O. Steinbach, Weiß, Wagner, R. und E. Steinbach. In ebenso harmonischer wie feierlicher Weise ward das Stiftungsfest sodann nach dem Kegeln gestern Montag abend im Saale des Neustädter Schützenhauses durch Konzert, Tafel und Ball begangen. Im Verlaufe der Tafel, die das Beste aus Kliche und Keller des Schützenhauswirtes Herrn Staude bot, hieß Herr Vorsteher Tuch scherer- Bernsdorf die zahlreichen Festgäste aufs herzlichste willkommen und sprach die Hoff nung aus, daß der nunmehr 10 Jahre bestehende Verband sich nicht nur auf der gegenwärtigen Höhe erhalte, sondern kräftig weiter wachsen, blühen und gedeihen möge, daß ferner auch stets Eintracht und Harmonie im Verbände herrsche. Vor 10 Jahren im heutigen Festlokal gegrün det — und zwar aus den Klubs „Gut Holz, Rührt Euch!" in H'ohenstein-Er. (Neustadt) und „Lustige Brüder" in Bernsdorf — sei der Keg lerverband zu erfreulicher Größe Herangaoachsen, den Gründern zur Freude. Redner gab dann dem Wunsche Ausdruck, daß auch die Jubilars, die er besonders begrüßte, immer dem Ver bände treu bleiben möchten, und schloß seine Ansprache, nachdem er den Jubilaren sein Glas geweiht, mit einem dreifachen „Gut Holz" auf den geliebten Landcsherrn König Friedrich August, in das man freudig einstimnUe. Dann wurden als Gründer-Jubi- lare durch Ueberreichung von Diplomen unter beglückwünschenden Ansprachen seitens des 2. Vorsitzenden Herrn Hüttenrauch geehrt die Herren I. und L. Tuchscherer, E. Wag ner, H. Wolf in Bernsdorf und K. Böttcher von hier. Herr K. Böttcher ehrte die Tätigkeit des verdienten Vorstehers Herrn K. T u ch- scherer - Bernsdorf durch Verleihung eines von den Klubvorständen gestifteten Diploms. An sonstigen Diplomen konnten ausgehän digt werden je eins für die M e i st e r s ch a f r an Herr» H. Steinbach hier, für den höch sten Durchschnitt (4,72 Holz) an den Klub „Fidele Brüder" in W ü st e n b r a n d, für drei mal neun an Bruno Eckhardt- Leukersdorf und Robert Hüttenrauch hier. Das Fest nahm bei heiterster Stimmung den denkbar besten Verlauf und manchem Kegel bru,der nebst Kegelschwester soll es, wie uns glaubwürdig versichert wird, außerordentlich schwer gefallen sei, sich von der gastlichen Stätte zu trennen. Dem einen war es lehr „früh", dem andern sehr „spät", als man den Heimweg an trat. Sachliches. Hohenstein-Ernstthal, 23. Sept. 1913. Wettervoraussage der Königs. Sächs. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Für Mittwoch r Nordostwinde, aufheiternd, nachts Frost, vorwiegend trocken. 24. Sept: Tagesmittel -s-11,3o, Maximum -s-15,1", Minimum -s-7,3". — Vom 1. Oktober bis 31. März sind die P o st s ch a l t e r für den Verkehr mit dem Publikum von 8 Uhr vormittags ab geöffnet. Der Fernsprechdienst beginnt ebenfalls erst um 8 Uffr vormittags. —: Von morgen Mittwoch an bis zum Freitag, den 3. Oktober bleibt die T a l st r a ß e aus der Strecke von der „Hüttenmühle" bis zum „Schweizerhaus", da sie beschottert wird, für allen Fährverkehr gesperrt. —: Auf -er Bahnstrecke nahe Wüstenbrand wurde heute früh Uhr die Leiche eines Mannes gefunden, der sich hatte vom Zuge überfahren lassen. Der Kopf war bis zur. Unkenntlichkeit zermalmt. Da der Tote auch keinerlei Papiere bei sich trug, konnte seine Persönlichkeit noch nicht festgestellt werden. Man vermutet in ibm einen hiesigen Arbeiter. —: Im Theater Hotel „Drei Schwanen" wird heute Dienstag abend als Benefiz für Herrn und Frau Sandow „Der Mann mit den zwei Frauen" gegeben, morgen Mittwoch geht die Lehrerkomödie „Flachsmann als Erzieher" in Szene und am Freitag findet die Abschieds vorstellung statt. —: Im Hotel „Drei Schwanen" feierte gestern die 1. Kompagnie unsrer Freiwil ligen Feuerwehr ihr 57. S t i f- t u n g s f e st, das in Konzert und Ball be stand. Die hiesige Stadtkapelle unter Herrn Direktor Naumanns Leitung war mit bestem Erfolg bestrebt, den ersten Teil des Abends mit Darbietungen auszufüllen, die den Beifall aller Festteilnehmer fanden; die Kapelle bot in der Hauptsache moderne Weisen; vor allem gefielen das Streichquartett, die Ouvertüre zur Operette „Fräulein Loreley" und das Storch-Idyll. Der dem Konzert folgende Ball fand viele Teilneh mer, und so manchen im Dienste grau geworde nen Kameraden sah man frohgemut das Tanz bein schwingen. Das gulbesuchte Vergnügen nahm einen recht schönen Verlauf. —i. Ein rreuer Mieter ist der Hausweber Herr Louis Hoppe in der Neu stadt. Derselbe konnte dieser Tage sein 25jäh- riges Mietsjubiläum im Hause des Wirkers und Musikers Herrn Gustav Straß, Oststraße, feiern. —: In einem Garten an der Schulstraße steht — eine Seltenheit zu Herbstes Anfang — ein Apfelbaum in zweiter Blüte. — Herr Kreis Hauptmann Lof - fow ist vom 26. September bis zum 9. Okto ber d. I. beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Geheimen Regierungs rat Roch vertreten. — lieber die Verwendung des G e - samterträgnisses der Kornblu me n t a g e wurde in einer Versammlung des Dresdner Blumentagausschusses berichtet, daß al len hilfsbedürftigen würdigen Veteranen Sach sens, ob sie einem Militärverein angehören oder nicht, Unterstützungen gewährt wbrden sollen. Für notleidende Krieger aus den China- und Asrikakämpfen wird ein besonderer Betrag zurück- gestellt werden. Im übrigen sollen die verfüg baren Mittel so zur Verteilung gelangen, daß nach menschlicher Berechnung die Summe mit dem Lebensabend der alten Veteranen ausge braucht sein wird. — Für die 3. (sächsische) Kom pagnie des Preußischen 1. Flieger-Bataillons ist vom 1. Oktober ab (anstelle von Zeithain) der Truppenübungsplatz Döberitz als „vor läufiger" Standort bestimmt worden. — Der Landesausschuß des Lan desverbandes sächsischer Feuerweh ren hielt in Leipzig eine Tagung ab. Am 20. September erfolgte ein Besuch der Halle für Bauhygiene mit der Kollektivausstellung des säch sischen Landesfeuerwehrverbandes und der Beton halle mit der Ausstellung der Leipziger Feuer wehr auf der Internationalen Baufach-Ausstel lung. Die Beratungen unter Leitung des Brand- direkwrs a. D. Weigandt-Chemnitz fanden im Zentralhotel „de Pologne" statt. Auf der Tages ordnung standen zunächst Mitteilungen des Vor sitzenden. Kreisvertreter Kommerzienrat Wim-. mer-Annaberg wurde zu seiner 25jährigen Am- tierung als Vorsitzender des obererzgebirgischen Feuenvehrvcrbandes beglückwünscht. Die Ein teilung des Landesfeuerwehrverbandes nach Amtshauptmannschaften ist durch Teilung des großen Lausitzer Feuerwehrverbandes in die Be zirksfeuerwehrverbände Bautzen und Löbau wie derum einen Schritt vorwärts gebracht worden. Der König-Albert-Feuerwehrstiftung sind jüngst von verschiedenen Wehren freiwillige Sammlun gen über 200 Mark zugefüshrt worden. Die Be sprechung von zwei Gutachten des Landesaus schusses an die Königl. Landesbrandversiche rungsanstalt in Sachen der Förderung der An schaffung von Motorspritzen durch die Gemein den -eigte, daß die Landesbrandversicherungsan- stalk sich bisher hierbei sehr entgegenkommend verhalten hat. Wegen Mangel an Mittel» für diesen Zweck soll aber nächstens hierbei eine Beschränkung eintreten. Das Gutachten emp fiehlt der Brandkammer die wohlwollende Be handlung der Gesuche von Gemeinden um Bei hilfen zur Anschaffung von Motorspritzen, legt sich aber in keiner Weise hinsichtlich der Art des Motors fest. Der Landesausschuß faßte ferner einen Beschluß, in dem die Königl. Landes brandversicherungsanstalt um die Bereitstellung größerer Mittel für den vorstehenden Zweck ge beten wird. In Anbetracht einer bei Prüfung einer Motorspritze aufgetretenen Erscheinung sol len Versuche angestellt werden über das Verhal ten des Motors bei Ueberwindung größerer Steigungen. Die Maßnahmen des Landesaus schusses sächsischer Feuerwehren zur Feuerver hütung sind erfolgreich fortgesetzt worden. Außer sämtlichen Verbandsfeuerwehren ist nach dem Feuerschutzmerkblatt auch das Ruhstratsche Schriftchen: „Was jedermann vom Feuer wissen sollte" den Kreis- und Amtshauptmannschaften zugestellt worden. An der Hand dieser Unter lagen hat die Königl. Amtshauptmannschaft Freiberg ein sehr brauchbares Feuerfchutzmerk- blatt geschaffen, das aus dem Gebiete der Feuer verhütung sicher viel Gutes leisten wird. Der Landesausschuß nahm mit Befriedigung hier von Kenntnis. — Oberlungwitz, 23. Sept. In hiesiger Gemeinde sind zu besetzen: 1. die 2. Kirchschul- und Organistenstelle, Einkommen: 1500 Mark Grundgehalt, 448.08 Mark vom Kirchendienste und Amtswohnung; 2. die 17. Lehrerstelle, Ein kommen: 1500 Mark Grundgehalt und 300 Mk. Wohnungsgeld für Verheiratete oder 200 Mark für Unverheiratete. Bewerber, welche Zeichen unterricht erteilen können, erhalten den Vorzug. von kind verborgen, weil sie sich schämte. lU nach Vom selben Rosenstrauch wurden starr im tiefsten Jammer. sturm Kleider und ihr verwirrtes Haar. Lächelnd nahm dann um. Herr, Rosenblatt aber eine stieß sie aus Versehen noch tiefer in die Schläfe hinein. Da starb das Mädchen, die Tages siegend roten, Brust geschlafen hatte sie, hier auf dem weichen Fell. sie die wärmende Decke, Hastig ordnete sie ihre Ein glückliches Lächeln lag um den leicht geöffneten Mund, und die braune hob sich in tiefen, mäßigen Atemzügen. Langsam stand Jamos y Cole aus. Jamos sank Knie und barg Schoß. Wirklich, ganz fest in der schönen Stube, Zärtlich streichelte dann sprang sie aus. sie die weiße Binde von der ja gar nicht mehr weh. Nur brannte noch die Wunde. Ratlos sah sich Simoneta Ob denn niemand kam? dann leise zu vergehen. Lange kämpfte das rote Licht des mit den grauen Nebeln, dann brach es hervor. Die Zypressen im Geistertal, noch leise hinter sich die Tür. Der Sturm draußen ließ nach. Mit leisem Stöhnen brachen sich die Meereswellen an den felsigen Ufern. Wie dumpfes Grollen drang es herauf, um Das Mädchen aber fang, wenn man seiner Herkunft fragte: „Meine Mutter war Rose, Rose bin ich auch. Und ich habe Rosen gepflückt und rein, bewegt, standen unheimlich schwarz in dem ro ten Gold. Schwer und süß dufteten die hohen, weißen Lilien iry Jamos Gemach, wo Mmoneta schlief. Erschrocken rieb sie sich die Augen. § kam, mütig lächelndem Munde. „Habe ich Euch ge- krämt, so wollt es mir gütigst verzeihen. St ¬ ich glaube es. Aber nun versuche doch, noch ein wenig zu schlafen, ich will Dir das Märchen vom Sneewittchen erzählen, so gut ich es noch vermag." Stirn. Es tat ein klein wenig der Bruder es merken sollte, aß sie das Rosen- Immer leiser, verhaltener wurde seine Stim- blatt auf, und aus dem Rosenblatt gebar sie me, und er fühlte, wie sich unter seinen Worten ein Mädchen. Das wuchs schön und kräftig und dem Druck seiner Hand die heißen Augen heran, aber die Mutter hielt das schöne Rosen- des Kindes schlossen, wie der Atem ruhiger und meinst Du das, Simoneta? „A^h ich weiß nicht, woher ich und darum singe ich auch immer: Mems Mutter war Rose, Rose bin ich auch. Glaubt Ihr, daß man aus einem geboren werden kann?" „Ja, Kind, denn Du bist süß sie in einem Zimmer, das niemand betteten durfte. Und die Mutter war traurig, weil sie ihr Kind verloren, und starb gleichfalls. Der Herr des Rosenschlosses aber ging in das stille Ge mach und sand da die Rosenmaid. Er zog lihr die Nadel aus dem schönen Gesicht, und Iwo ihr Fuß hinschritt, blühten tausend Rosen auf." „Gefällt Euch mein Märchen, Herr?" schloß Simoneta ihre Erzählung. Jamos nickte. Ein süßer, bestrickender Zau ber hielt ihn umfangen. „Es erinnert an unser deutsches Märchen vom Sneewittchen", murmelte er. „Erzählt doch, Herr, ich höre so gerne „Ron- Idayes", und diese Sturmnacht, in der man doch keinen Schlaf finden kann, ist ganz dazu geschaf fen. Ihr könnt gewiß besser erzählen als ich mein Rosenmärchen, das ich so liebe, weil ich .wm-r denke, auch ich bin so ein Rosenkind." Im Gristertal. Ein Roman von der Insel Mallorka Sie mußte doch nach Hause. Vater Roca würde gewiß böse sein. Wie schön es hier war! Staunend beobachtete sie die summende Teema schine, unter der eine kleine, blaue Flamme hin- und herflackerte. Mit einem Schrei der Ueberraschung blickte sie dann auf den gedeckten Tisch. Obst, Honig, Marmelade, köstliches, weißes Brot und Fleisch luden sie freundlich zum Mahle ein. Unwillkürlich faltete Simoneta beide Hände über der Brust. Einen ganzen Tag lang hatte sie nichts ge nossen, aber sie wagte nichts anzurühren. MuM- g«.E1-^. D° »ch ll°im Dirn, das P fiir imm-r da drüben inM°s,°rg mach-n und targ meiner Heimat geblieben." Anny Wothe. «Nachdruck verboten). an Simonetas Lager aus die seinen heißen Kops in ihren Simonetas kleine, braune Hand legte sich wie tröstend aus sein Haupt, und doch zuckten ihre Lippen im heißen Weinen, und ihre Äugens „Das Glück kommt zu jedem, der bereit willigst sein Herz dem Glück öffnet, das vor je der Herzenspforte steht, Herr. Die Missatjes er zählen die „Rondayes" des Nachts beim Feuer, das „Rondayes" vom Glück, und vom Schloß, der Rosen." * - „Erzähle mir ein „Rondayes", Kiiü), ich liebe die Märchen. Einst lauschie ich ihnen, an das Knie meiner Mutter geschmiegt. Sie war eine schöne Frau, fast möchte ich sagen, Du trägst ihre Züge, nur daß sie blond war un- blaue Augen hatte." „Sa Cadeneta", flüsterte das Mädchen glück lich und küßte das Muttergottesbild an dem seinen Kettchen, das ihr auf die zarte Brust herabhing, und dann sprach sie leise, d.e Hand noch immer auf Jamos Haupt gelegt: „Es waren einmal zwei Knaben, die bau^ ten ein Schloß aus lauter Rosen. Die Knaben hatten jeder eine Schwester. „Springet", spra chen sie zu den Mägdelein. „Wer von Euch über das Rosenschloß springt, ohne eine Rose zu brechen, der sollen alle unsere Güter gehören, und sie soll reich und glücklich sein." Da sprang die erste Schwester und brach eine Rose, und sie wurde sehr traurig. Auch die andere Schwester sprang und brach dabei ein Blatt, und da sie nicht wollte, daß *) Man vergleiche MSrchen auS Mallorka, gesammelt von Erch.rzogin Ludwig Salvator. (Anmerkung der Ver- sasseria) Jhs^ sie mit weh- Besicht, sodaß ihr die Nadeln in die Schläfe Erstem ttaurrg, drangen. Die Mutter zog die Nadeln heraus, Vom selben Rosenstrauch." Wie ein Vater auf sein friedlich schlummern- Einst warf ihr der Bruder ihrer Mutter, des Kind, fo blickte er auf die junge Schläferin, nun sehr reich war, eine Nadelbüchse insjdann schritt er in sein Schlafzimmer und schloß ; gleichmäßiger wurde, bis Simoneta tief und fest es, schlief. Da trat mit frohem Morgengruß Jamos ins Zimmer. Wie ein Leuchten ging es von seinen Au gen aus. Groß und stark, in dem Bewußtsein, sich selbst bezwungen zu haben, trat er zu dem Kinde der Balearen und sagte warm: „Nun stärke Dich, Kleine, und dann mach', daß Du heim kommst, die Deinen werden sich um Dich sorgen." Und er legte ihr mit rührender Sorge vor und schnitt ihr das Fleisch zurecht, und Simo neta schmauste mit strahlenden Augen und la chendem Munde. „Ich bin doch hier im Himmel gewesen", sagten ihre schwarzen Samtaugen, und dann war es, als fliege plötzlich über das süße Gesicht ein verborgenes Leid, und Jamos' Seele zitterte vor Weh und Mitleid mit dem „Rosenkinde", dem er nicht das geben konnte, was sein heißes, glücksdurstiges Herz begehrte. „Simoneta", sagte er warm, „wirst Du nie vergessen, daß ich Dein Freund bin? Sieh, es können Tage über Dich kommen, wo Du vor Not, Sorge und Kummer nicht ein noch aus weißt, wo Du' am liebsten sterben möchtest. Willst Du dann vertrauensvoll zu mir kommen und mir alles sagen? Ich helfe Dir, Simoneta, wo Menschenhilfe überhaupt möglich ist. Wie eine süße, kleine Schwester sollst Du mir sein, die mir die Fremde leicht machte mit ihrer Liebe. Und nun geh', Kind, es ist Zeit." Ihre Augen klagten, aber gehorsam rüstete sie sich. Er sah ihr lächelnd zu, wie sie das nun wieder getrocknete, kurze rote Röckchen noch höher raffte. Dann stürzte sie mit einem leisen Wehelaut auf ihn zu und küßte mit zuckenden Lippen seins Hand. Ihre heißen Tränen strömten darüber hin, dann riß sie sich los, und ohne ein Word hatte sie Jamos y Coles Gemach verlassen. Das flammende Licht des Tages rötete dis weißen, schlanken Lilien aus den Simsen, dis leise, wie zum Segen, ihre Häupter der Sonne entgegen neigten, und durch das Gemach schwebt« es wie ein Traum. Jamos y Cole trat vor die Tür in den Schloßhof. Noch lag das Schloß der Rosen im tiefsten Schlaf. — (Fortsetzung folgt.) ,
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